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    Samstag, 22. Februar 2020

    Heute habe ich Power-Erholung gemacht, es ist erst Samstagabend und ich bin schon völlig komplett erholt, dabei ich habe ich sogar Montag auch noch frei. Es ist erholsam, keine Stimme zu haben, denn dann muss man sich um nichts großartig kümmern, man kann ja sowieso nicht über das prahlen, was man tut oder andere dazu auffordern, es einem gleich zu tun. Also lässt man jegliches Unterfangen einfach bleiben.

    Morgens um 8, als ich feststellte, dass es über Nacht keine Wunderheilung des Halses gegeben hatte, sagte ich dem Gesangslehrer ab, dann schlief ich bis 11 Uhr. Dann Frühstück, das Frühstück mündete in einer Reparatur der Kaffeemaschine (Vollautomat). Etwas unfreiwillig, die Reparatur, jedenfalls das Gelingen, denn ich war skeptisch und neben den diversen Spülgängen, denen ich das Gerät unterzog, suchte ich schon einmal Ersatz. Wurde auch fündig, meine Güte, wer kann denn damit rechnen, dass ich Kaffeemaschinen reparieren kann? Jetzt gibt es erstmal keine neue, das ist gewissermaßen frustrierend.

    Sonst so dies und das, Taschen ausgeräumt, Terminkalender aktualisiert, für Papa N. ein Tablet eingerichtet/vorbereitet (sein aktuelles gibt auf) und für den Chor geübt. Nicht mit Singen natürlich, ich habe ja keine Stimme, aber ich kann höre und Noten lesen, das bringt ja auch schon mal etwas. Hoffe ich. Dann fiel mir auf, dass erstaunlich viele Menschen um mich herum lispelten, der Fußballreporter im Fernsehen, Angela Merkel in dem Clip ihrer Rede zu Hanau, lispeln die alle immer schon oder habe ich auch was an den Ohren?

    Ich las auch ein Buch zu Ende, mit dem ich lange (1 Monat) beschäftigt war (Adrian Selby: The Winter Road), es ist ein ungewöhnliches Buch bei dem ich viel Nachdenken musste, es hat auch eine ungewöhnliche Protagonistin, eine gealterter ehemalige Söldnerin und ihr gelingt im Buch nicht alles, was sie anfasst. Die Sprache hätte ich mir etwas anders gewünscht, sie passte zwar aber mir wird sehr auffällige Sprache rasch über. Es ist kein Buch für das gute, wohlige Gefühl aber es ist ein Buch für wie das Leben halt so ist. Bitte verstehen Sie das als Leseempfehlung.

    Das Abendessen war interessant, zum einen bereitete ich Grünkernfrikadellen zu, die mag ich schon immer sehr gern aber es steckt ein gewisser Arbeitsaufwand dahinter, war aber trotzdem immer eine gute Sache, weil man an vegetarische Frikadellen, die auch noch super schmecken, nie so recht herankam. Das hat sich in der letzten Zeit sehr geändert, ich habe im letzten Jahr diverse vegetarische Frikadellen gekauft, die mir auch sehr gut schmeckten. Bin unsicher, ob ich das Selbermachen weiter verfolge. Zu den Grünkernfrikadellen gab es ein neues Gericht, eins, dass es in diesem Haushalt noch nie gab, nämlich gebackenen Weißkohl. Sehr einfach, Weißkohl in dicke Scheiben schneiden, mit Knoblauch-Kräuter-Gewürzöl (wie man halt mag) dick einpinseln, bei 200 Grad ca. 20 Minuten backen. Schmeckt ganz hervorragend mit Gurken- oder Paprikaquark. Dann gab es aufgrund eines Missverständnisses dazu auch noch Rosenkohl. Und fast hätte ich wegen Schusseligkeit auch noch Mais zubereitet, aber ich kam noch rechtzeitig zur Besinnung.

    Samstag, 22. Februar 2020

    Die Energie, die letzte Woche fehlte, war diese Woche zu viel. Ich war wach, immer blitzwach, ich wachte vor dem Wecker auf und wurde weder tags noch abends müde, wollte immer in Bewegung sein und dazu hatte ich enorm schlechte Laune. Wobei: schlechte Laune ist das falsche Wort. Ich war mit mir selbst völlig im Reinen, nur eben mit allen und allem anderen auf der Welt nicht und da ich so viel Energie hatte, konnte ich mich ganz ausführlich darüber aufregen. So bekamen viele andere Menschen schlechte Laune. Das ganze kulminierte heute. Und dann, zapp, war meine Stimme weg naja, nicht weg, aber eine Oktave tiefer und sehr rauchig. Vielleicht für alle, mich eingeschlossen, besser so.

    Was war heute so los? Im Büro habe ich viel gemeckert und geflucht, zum einen - natürlich - über die Architektin, die mir einfach viel zu langsam ist. Diesen Kontakt habe ich jetzt an den Kollegen, den wir den Sizilianer nennen wollen delegiert und lasse mir nur noch die Ergebnisse zusammenfassen, um dann auch nur noch zusammenfassend fluchen zu müssen. Mit der Technikerin habe ich gemeckert, obwohl ich so froh bin, dass sie nach 6 Wochen wieder da ist, aber die 6 Wochen sitzen ihr halt noch im Nacken und daher hat sie nicht so viel Zeit für meine ganzen Ideen und Pläne und Anliegen, wie ich es mir wünschen würde. Bei einem Meeting mit einem weiteren Team hinterließ ich verbrannte Erde. Zum neuen Oberchef war ich ungeduldig, er wollte mir mir an einem Tisch sitzen und mir Beweggründe erklären, damit ich ihn verstehe aber ich wollte nicht sitzen, wer will schon sitzen, und auch gar nicht mal so dringend verstehen, verstehen erscheint mir in Angelegenheiten lässlich, die ich sowieso nicht beeinflussen kann, wozu soll das führen außer zu Stockholm-Syndrom? Wozu sollen zwei Personen in einer Diskussion derselben Meinung sein, daraus ergibt sich doch dann nichts mehr?

    Als ich nach Hause ging, war es noch hell, ich stieg von der Bahn gleich um aufs Rad und vom Rad ins Auto, um M von unterwegs aufzusammeln und zum Training zu fahren, dann machte ich ein paar Erledigungen und saß im Auto und las, bis das Training vorbei war, fuhr M nach Hause und dann noch woanders hin und da hole ich sie gleich wieder ab, alles ein ziemliches Hin und Her, aber da ich ja sowieso nicht ruhig sitzen kann natürlich vollkommen egal.

    Samstag, 15. Februar 2020
    Wochenrückblick: stürmisch

    Himmel, war das eine Woche, ich habe körperliche Schmerzen von mentaler Anstrengung!

    Erst einmal war ja Sturm. Kommt mir schon wieder so vor, als wäre das hundert Jahre her, aber es war tatsächlich erst am Montag, also vor 5 Tagen. Wahnsinn. Bei uns war der Sturm nicht so heftig wie befürchtet, er hat nur den Sichtschutz vom Balkon ein wenig abgerissen und den Tisch umgeworfen (alles andere hatte ich reingeholt, auf den Tisch hatte ich halt keine Lust) und legte den ÖPNV lahm, was den Weg zur Arbeit erschwerte. Aber sonst war nix.

    Ob es daran lag, dass ich das letzte Wochenende eigentlich keine ruhige Minute hatte, oder ob mir der Sturm die Energie abzog weiß ich nicht, aber Fakt ist, dass ich seit Montag irgendwie schluffig bin. Normal habe ich ja eher etwas viel Energie, so dass ich denke, ich muss die ganze Zeit hüpfen oder zumindest zappeln oder halt hilfsweise wilde Dinge in meinem Kopf denken. Seit Montag dachte ich aber hauptsächlich: Achja, wäre schön, wenn ich jetzt mal einfach nur herumliegen könnte.

    Herumliegen war aber nicht. Im Büro Gespräche, Gespräche, Gespräche, alles sehr anstrengend, alles sehr mühsam, sich viel in andere hineindenken und vorsichtig formulieren und versuchen, andere Realitäten zu verstehen.

    Zu Ms Schulsituation fand ein Gespräch mit dem Schulleiter statt, das insgesamt aber etwas befremdlich verlief und ich hatte das Gefühl, dass die Antworten, die ich auf meine Fragen bekam, vielleicht nicht ganz verlässlich neutral-informierend waren sondern einer interessengetriebenen Sichtweise folgten. Ich werde mich beim Schulamt informieren müssen. Glücklicherweise ist noch genug Zeit, das alles in Ruhe zu tun und zu bedenken.

    Wegen Anstrengung unternahm ich ansonsten nicht so viel. Ein Mittagessen mit Frau Fragmente, ein Abend bei Freundin C, die leider das Schülerkonzert verpasst hatte und deshalb ein Privatkonzert bekam, einmal Gesangsstunde mit neuer Songauswahl (gar nicht so einfach zu singen), einmal Chor. Einen weiteren Abend verbrachte ich damit, eine Lampe, die eigentlich nur aus drei Teilen besteht, zusammenzubauen. Für jedes Teil brauchte ich etwa eine Stunde, diese Lampe kann von Glück sagen, dass ich zu kraftlos war, um sie höchstpersönlich mit den Zähnen zu kleinen Metallteilen zu zerfetzen.

    Eine weitere Abendveranstaltung - die Teilnahme an einem Vortrag, beruflich - sagte ich ab, weil ich unbedingt zumindest zwei Abende auf dem Sofa sitzen musste, anders erschien mir ein Überleben nicht möglich.

    Ein Vorteil der Schlappheit war aber, dass ich endlich wieder dazu kam, ein wenig Privatkrempel zu erledigen. Rechnungen, Briefe dergleichen. Finger bewegen geht ja immer. Ich habe bei den privaten Erledigungen einen gewissen Mechanismus an mir kennengelernt: Zuerst denke ich, wenn ein Brief eintrifft, ach, dem muss ich mich jetzt ja nicht umgehend widmen. Kommt dann ein zweiter und dritter denke ich, ja, man müsste das mal machen, aber nicht gleich heute sondern an einem Abend, an dem ich nur ein kleines bisschen mehr Zeit habe. Bis ein solcher Abend eintrifft, sind aber noch diverse weitere Briefe eingetroffen, mittlerweile denke ich bei jedem einzelnen nur noch "boah, lasst mich doch alle einfach in Ruhe!!" und angesichts der Gesamtheit der mittlerweile auf meinem Küchentisch versammelten Briefe: naja, das schaffe ich ja nicht abends mal kurz zwischendurch, man wird wohl einen Wochenendtag dem Privatsekretariat vorbehalten müssen. Dann kommt aber auch zeitnah kein freier Wochenendtag oder nur solche, an denen ich unbedingt sehr viel auf dem Sofa sitzen muss und so gelange ich an den Punkt, an dem ich denke: "Um Himmels Willen, wenn ich diese Rechnungen jetzt alle bezahle verarme ich ja sofort und mein Kind verhungert, wenn kein Geld mehr aus dem Automaten kommt!" Woher diese Sorge kommt, weiß ich nicht, eine solche Situation (dass kein Geld aus dem Automaten kommt) ist überhaupt noch nie eingetreten, seit das Kind auf der Welt ist (genau gesagt: seit Studienzeiten nicht). Ich hörte aber, dass andere Menschen diesen Mechanismus teilen. Vielleicht ist das einfach völlig normal.

    Ich las wenig in der Woche, meistens, also außer in der S-Bahn, lese ich im Liegen und diese Woche zog ich, wenn ich schon lag, den Schlaf vor. So stecke ich immer noch irgendwo im ersten Drittel von "The Winter Road".

    Allerdings scheint die Erschöpfung mich seit heute Morgen langsam wieder aus ihren Klauen zu lassen und deshalb backe ich jetzt noch einen Kuchen. Bzw. es ist ein Kuchen, der gar nicht gebacken wird sondern in den Kühlschrank muss und der Kühlschrank ist voll vom Zweiwocheneinkauf und der Balkon nicht kalt genug, ich weiß noch nicht, wie ich dieses Problem löse, deshalb habe ich das Backen, bzw. eher das Zusammenrühren, in Hoffnung auf einen Geistesblitz bis jetzt aufgeschoben. Leider hatte ich keinen Geistesblitz, kein Kuchen ist aber keine Option, also bereite ich ihn nun zu und sehe dann weiter.

    Sonntag, 9. Februar 2020
    Wochenrückblick vor dem Sturm

    Was kann man besseres tun, als auf dem Sofa zu sitzen, mit Decke und Tee, und zu bloggen, während man auf den Sturm wartet? Das sollten Sie auch alle so handhaben. Gut, ich muss ein kleines bisschen arbeiten, so ein Büro verwaltet einen Sturm nicht von ganz allein. Aber wirklich nur ein bisschen.

    Die letzte Woche war ein bisschen wild. Sie begann gleich mit einer Unternehmung, bei der mir in actu völlig schleierhaft war, wie es dazu kommen konnte. Es handelte sich dabei um das Schülerkonzert meines Gesangslehrers, das mich vorab in keine große Aufregung versetzt hatte - was soll schon passieren, 5-7 Schüler unter sich, Publikum eher keines und sowieso finde ich Stimme einfacher als "externes" Instrument, bei denen weiß man ja nie, wie es sich so genau gebärden wird, beim Singen hingegen muss man sich nur um sich selbst kümmern und nicht noch um einen Gegenstand. Auch, als wenige Stunden vorher vom Gesangslehrer die Nachricht kam, dass das Ganze nun doch nicht in der Musikschule stattfinden könne sondern woanders, wo es leider keine Mikros gibt, stresste mich nicht und auch nicht, dass daraufhin die anderen beiden SängerInnen absagten und nur noch StreichinstrumentschülerInnen übrig waren. Und als ich den Raum betrat und die 4 StreicherInnen etwa 50 Personen als Publikum angeschleppt hatten, dachte ich mir auch nur "naja".

    Aber dann, als der Gesangslehrer die einleitenden Worte sprach, war ich plötzlich total nervös - alles war weg, der Songtext, auch der Songtitel. Nichts mehr da. Ich war erst schockiert, dann amüsiert, wie kann denn sowas passieren? Da mir nichts einfiel, was man in so einer Situation tun könnte, entschied ich mich für aussitzen. Irgendwo im Kopf musste das alles ja sein und falls nicht, naja, dann würde eben nicht gesungen. Bei den ersten Klängen der Musik kam die Erinnerung glücklicherweise zurück und dann hat es sogar auch Spaß gemacht. Trotzdem: das war unerwartet aufregend!

    Die übrigen Unternehmungen der Woche schlugen dagegen ein wenig ab - aber nur ein wenig! Am Dienstag war der letzte Abend des Ukulele-Kurses und danach gingen wir noch zum Vietnamesen. Das Essen dort war ganz außerordentlich hübsch angerichtet, wie kleine Landschaften im Nebel, denn es war auch Trockeneis im Spiel. Wunderschön!! Leider kein Foto wegen Gier.

    Einen anderen Abend verbrachte ich mit einer langjährigen Freundin, das war am 5. und daher wissen Sie das schon. Was ich noch nicht erwähnte ist, dass das meine einzige "Mamafreundin" ist, also die einzige, die ich über M kennengelernt habe - engere Bekanntschaften ergaben sich natürlich viele, aber die liefen meist über die Kinder, es waren keine Leute dabei, die ich nur so für sich auch hätte treffen wollen (oder sie mich). Bei dieser Freundin ist das anders. Die Kinder sehen sich mittlerweile nur noch selten.

    Dann war noch eine Familienfeier im Raum Köln zur Einweihung eines Hauses, verbunden mit Geburtstagsparty. Die Koordination mit den anderen Familienmitgliedern im Vorfeld gestaltete sich, gelinde gesagt, skurril. Die Feier selbst war entspannt, vorher waren wir noch in einem Imbiss, der von außen (und eigentlich auch von innen) sehr kaschemmig wirkte, aber hervorragendes Imbiss-Essen servierte. Den hätte ich gern in meiner Nähe, das ganze war aber im Umland von Köln.

    Und bei Chor war ich noch, das ist weiterhin hm-hm.

    Im Lesezirkel besprachen wir wie schon angekündigt, "Löwen wecken". Den meisten hatte das Buch besser gefallen als mir, vermutlich, weil niemand meine absolute Abneigung gegen den waschlappigen und gleichzeitig anmaßenden Protagonisten teilte. Als nächstes werden wir "Lush Life" von Richard Price lesen, dieser Vorschlag kam von mir, ich kenne das Buch aber selbst noch nicht, habe nur davon gehört.

    Gerade lese ich "The Winter Road" von Adrian Selby, ein Buch, das sich erstaunlich langsam liest - das mag natürlich damit zusammenhängen, dass die Woche sehr voll war und wenig Zeit zum Lesen bot.

    Im Büro schrumpft die Liste der Erledigungen weiter. Eine sehr erwartete neue Mitarbeiterin hat angefangen und die Architektin treibt mich, wie schon erwähnt, in den Wahnsinn. Daneben gibt es gerade wieder ein paar Verschiebungen und Einruckelungen, die begrüßenswert, aber zu beobachten sind.

    Die private Liste schrumpft leider nicht, sie stagniert und nun kommt noch etwas Ärger mit Ms Schule hinzu. Ich hoffe, dass sich das eine bald auflöst und dass ich für den Rest bald endlich einmal Zeit finde.

    Ach ja, und dann war noch die Wahl in Thüringen. Was mich total interessieren würde ist: was hat Herrn Kemmerich persönlich dazu bewogen, die Wahl anzunehmen - und dann wieder zurückzutreten? Also nicht die parteipolitischen Überlegungen, nicht das Drumherum, sondern was in seinem Kopf vorging, als er abends im Bett lag. Was hat er sich gedacht? Wie hat er sich gefühlt? Schade, dass ich das nicht erfahren kann.

    Donnerstag, 6. Februar 2020
    WmdedgT 2/2019

    Ach herrje, da habe ich mich gerade mental auf den Wochenrhythmus eingeschwungen und dann ist der 5.! Wer konnte damit rechnen?

    Was es bedeutet, dass der 5. ist und so weiter finden Sie, wie immer, bei Frau Brüllen.

    Der Wecker klingelte um 6:45 Uhr und ich hatte 5 Stunden und 51 Minuten geschlafen, davon 2 Stunden 17 Minuten im Tiefschlaf. Ich habe jetzt so ein Armband, das mir das sagt. Was ich mit diesen Erkenntnissen anfange, weiß ich noch nicht. Ich war einigermaßen tagestauglich nach diesem Schlaf.

    Die Morgenroutine verlief ohne Zwischenfälle, allerdings musste ich wegen Krankmeldungen schon von unterwegs ein bisschen im Büro organisieren und als ich ankam erst einmal eine Stunde lang technische Probleme für eine Konferenz lösen. Kleinere technische Probleme wie: welches HDMI-Kabel ist das richtige, das lange, das kurze, das goldene? Wie stelle ich die Präsentation so ein, dass der Präsentierende die nächste Slide als Vorschau sieht, die Zuschauer aber nicht? Wieso geht der Laptop immer in Standby? Wie funktioniert der Klicker? Ist die Tastatur auf DE oder US Layout gestellt?

    Als das erledigt war, ging ich an meinen Arbeitsplatz. Dort war heute hauptsächlich viel Kleinkram zu erledigen, der liegen geblieben war, weil ich mich mit größeren Dingen befasst hatte. Dazwischen ein paar längere Tätigkeiten, wie z.B. die Besichtigung eines Raumes, der umgebaut werden soll und die Architekten haben eine Wandversetzung geplant, die mit dem Deckenspiegel nicht ohne weiteres funktioniert. Man kann es natürlich möglich machen, aber es kostet viel Geld, und ich will dafür nicht viel Geld ausgeben. Die Architekten sollen die Wand anders machen. Wollen sie aber nicht, wegen der Atmosphäre. Atmosphäre gegen Geld, meine Nerven. Da wir die Konsequenzen von beidem tragen, nicht die Architekten, liegt die Entscheidung natürlich bei mir. Die Architekten sind jetzt beleidigt und wollen nochmal überlegen und es dauert alles ewig, es ist ganz unglaublich, wie lange alles immer dauert. Erwähnt dass ich die Wände da möglicherweise selbst einreißen und bauen werde, weil das wohl selbst, wenn ich vorher noch eine Lehre mache, der schnellere Weg ist. Die Architekten mögen mich nicht.

    Danach stand ein Gespräch an. Das Gespräch war sehr angenehm, keine Vorkommnisse, alles gut. Außer, dass bei mir alle Sensoren ausschlugen und ich hinterher, als ich wieder alleine war, etwas herumsaß und aus dem Fenster schaute, zu dem Entschluss kam: ich glaube, da ist gar nichts gut. Ich weiß weder, was los ist, noch kann ich es an irgendwas konkret festmachen, aber ich bin überzeugt, dass da ein Problem ist und vermutlich ein ziemlich großes. Also suchte ich den Gesprächspartner wieder auf, warf dort die Karten auf den Tisch und ließ sie liegen. Mal sehen, was daraus wird.

    Dann besichtigte ich noch ein Stockwerk, in dem wir vorübergehend Büros einrichten müssen, ein bisschen zusammengestückelt aber das macht nichts, wie gesagt, es ist vorübergehend. Dazu waren heute Möbelträger da, sie trugen alles mögliche herum und am Ende waren 7 Büros fertig, der Keller aufgeräumt und alles mögliche entsorgt. Die Büros sehen okay aus, man wird noch ein bisschen putzen und streichen lassen müssen, aber das geht. Der Keller sieht top aus. Den habe ich dann nämlich gleich mitbesichtigt, Kellerräume in einem Hochhaus sind schon etwas spannendes, es ist alles sehr verwinkelt und ich rechne immer damit, hinter einer Ecke auf verblichene Knochen zu stoßen von jemandem, der sich verirrt und nicht mehr herausgefunden hat. Ich hätte allein auch nicht herausgefunden, aber ich war mit einem Kollegen dort, wir schnüffelten herum und schimpften viel, lachten auch und fanden ein paar schöne Dinge, unter anderem eine riesige Magnetwand, die ich für mein Büro beschlagnahmte und eine Kiste Champagner, die irgendwie der Inventarisierung entkommen war aber ihr nun natürlich zugeführt wurde. Die Kantinenöffnungszeiten verpasste ich, im Keller muss eine Zeitschleife gewesen sein.

    Nochmal ein bisschen Kleinkram gemacht, als ich kurz vor Gehen war kam eine Nachricht, dass sämtliche geplanten Telefonkonferenzen im System gelöscht wurden. Man möchte sich ja nicht langweilen. Wir haben immer viele Telefonkonferenzen. Darum kümmerte ich mich dann noch eine halbe Stunde - ohne Lösung aber mit okayem Workaraound.

    Dann wollte ich aber wirklich gehen, doch da kam die Nachricht, dass eine unserer Haupteingangstüren nicht mehr schließt und das Bedienfeld machte Discobeleuchtung. Der Sicherheitsdienst kam auf Anruf sofort, es hat wohl jemand den Notschalter gedrückt, da werde ich mir morgen mal die Videoaufnahmen zeigen lassen. Der Alarm wurde zurückgesetzt, Tür schloss wieder, Feierabend.

    Ich kam gerade noch pünktlich zur Verabredung mit einer Freundin. Das Treffen war sehr schön, aber auch hier hatte ich zeitweise das Gefühl, da ist was nicht in Ordnung. Muss in Betracht ziehen, dass das an mir liegt. Normal habe ich eher keine Bauchgefühle oder ignoriere sie gekonnt zugunsten von Tatsachen. Dass ich gleich zweimal an einem Tag enorm auf sowas anspringe, liegt vielleicht eher an mir als an einem sehr großen Zufall? Ich sah mich jedenfalls nicht in der Lage, nochmal irgendwas mit Karten auf den Tisch zu machen, mir fiel keine adäquate Reaktion ein, die Menschen mögen doch bitte einfach sagen, was ist! Aber vielleicht ist ja auch gar nichts. Es wird sich zeigen. Ich sehe diese Freundin viel zu selten, im letzten Jahr nur vielleicht 5 oder 6 Mal und ich habe mir vorgenommen, dass wir uns dieses Jahr monatlich treffen. Zum Glück war sie mit meinem Vorsatz einverstanden.

    Um 22 Uhr zu Hause, sehr, sehr nervige Post im Briefkasten, Ms Schule hat einen Antrag nicht genehmigt, jetzt werde ich mich da auch noch streiten müssen. Ich bin jetzt schon müde. Ist aber ja auch Schlafenszeit.

    Samstag, 1. Februar 2020

    Es bleibt kompliziert. Das tägliche Schreiben ist mir zu kleinteilig. Zwar lese ich es bei anderen außerordentlich gern, aber selbst langweile ich mich schon im Moment des Schreibens denn: das weiß ich ja alles schon. Rein anlassbezogen Schreiben ist mir aber wiederum zu anstrengend, jedes Mal ist dann die Entscheidung zu treffen: ist dies ein Anlass? Das ist mühsam. Mein Alltag besteht aus angenehmen Automatismen, die mir Stress ersparen, ich bin eine große Freundin der Routine.

    Deshalb wird hier nun der Wochenrückblick ausprobiert. Davon erhoffe ich mir a) eine angenehme Routine und b) einen Überblick, ich liebe Überblicke, freue mich schon sehr!

    Was trieb mich also um in der letzten Woche?

    Zum Bücherlesen war mittelviel Zeit. Ich beendete zwei Bücher. Zum einen The Fifth Season von N.K. Jemisin (Genre: Fantasy), das mich auf den ersten 60 Seiten ziemlich quälte, mir wurde aber versichert, das würde noch, und so war es dann auch. Am Ende war es spannend und fesselnd und ich kann mir gut vorstellen, die weiteren Bände der Reihe auch zu lesen (aber nicht sofort).
    Das zweite Buch war Waking Lions von Ayelet Gundar-Goshen (Genre: Gegenwartsroman - nennt man das so, wenn etwas einfach heute in unserer Zeit spielt?), dieses Buch las ich für einen der Lesezirkel. Den Protagonisten konnte ich nicht leiden und es gab sehr viele Introspektiven, bei denen ich immer geneigt war, weiterzublättern. Die Leute in Büchern sollen gefälligst was spannendes tun, nicht vor sich hindenken! Ich bin neugierig auf die Besprechung im Lesezirkel, meistens werden im Gespräch noch ganz andere Blickwinkel auf die Lektüre eröffnet.

    Im Büro war es durch verschiedene Krankheitsausfälle recht chaotisch, aber doch auch eher ruhig. Meine ewig lange Liste schrumpft in beeindruckendem Tempo, auch ein paar größere Themen, die schon lange gären, konnte ich endlich angehen und abschließen. Vielleicht werde ich mich bald überflüssig gemacht haben? Noch ist es allerdings nicht so weit. Zum Jahreswechsel habe ich meine Stunden erhöht (auf 40), bisher empfinde ich das als sehr entspannend, denn jetzt muss ich nicht mehr jeden Tag um 15:30 Uhr denken "oh Mann ich sollte längst weg sein". Ich kann jetzt einfach noch bleiben und alles hat seine Ordnung.

    Zeit für Amüsement war auch. Termin 3 vom Ukulele-Kurs fand statt, man gewöhnt sich daran, dass die linke Hand komplett andere Dinge tut als die rechte Hand und wir können nun mit gängigen Akkorden Lieder begleiten - das muss man natürlich noch üben, damit es flüssig geht. Interessant ist, wie unterschiedlich jeder hier vorgeht. Ich höre z.B. an der Melodie, wann ein Akkordwechsel ansteht, andere zählen (Zählen kann ich ja bekanntlich nicht so gut), wieder andere richten sich nach dem Text (mit beiden Händen was Unterschiedliches machen und mich gleichzeitig noch im Text orientieren kann ich wiederum auch nicht so gut).

    Auch schön war eine Statdführung durch Frankfurt, das Thema waren "Frauenorte". Ich habe entdeckt, dass ich Stadtführungen liebe: man geht spazieren, aber muss sich nicht selbst überlegen, wohin. Man bekommt Geschichten erzählt. Man befasst sich mit Themen, die man bisher noch nicht kennt und muss dazu kein einziges Mal den Mund aufmachen oder etwas fragen, es wird einfach präsentiert von fremden Menschen, deren fremde Ausdrucksweisen, Ansichte etc. man studieren kann, ohne sich selbst irgendwie involvieren zu müssen. Sehr angenehm, das möchte ich öfter tun.

    An einem weiteren Abend war ich zu einer Feier in ein Hotel eingeladen, das war nicht so meins, es fiel mir schwer, mich für etwas oder jemanden zu interessieren. Dafür war das Essen gut! Die Getränke eher mittel, es gab ein Limonen-Gurkenwasser, das mich an meinen Fehlkauf neulich im Supermarkt erinnerte, einen Gurke-Limette-Minze-Saft, der aber im Grunde so schmeckte, wie der Saft aus einem Essiggurkenglas.

    Gesangsstunde musste ich ausfallen lassen wegen noch zu kratzigem Hals, Chor gegen Ende der Woche ging dafür wieder, aber ach, Chor ist im Moment, ich weiß auch nicht, und ich weiß auch nicht, woran es liegt. An der Musikauswahl nicht, immerhin. Ich muss das beobachten.

    Zu Hause ein bisschen herumgeräumt aber keine großen Aussortieraktionen - gerade Mitte Januar haben wir das Wohnzimmer größtenteils neu gemacht, davon muss man sich natürlich erst einmal erholen und ausgiebig dort herumsitzen.

    Aber um eine Papierkramsache kümmerte ich mich, die mich schon seit einem Jahr immer mal wieder aus dem Schlaf hochschrecken lässt, es war also allerhöchste Zeit. Vielleicht kennen Sie das, wenn eine Sache so unglaublich viel Raum einnimmt, Gedankenraum, Sorgenraum, und man sich denkt, wenn diese Sache nun endlich erledigt, ist, dann. Dann! Das "Dann" ist nicht genau definiert, aber es ist auf jeden Fall irgendwie besser als das jetzt, es hat aber auf jeden Fall mindestens einen Großbuchstaben und es ist leichter, es ist gefälliger, es ist beruhigender, alles ist gut im "Dann". So kommt es natürlich nicht. Die Sache ist erledigt, eine kurze Euphorie, folgend irgendwie Leere und anschließend, ja, die Sache ist erledigt, schön, aber doch dreht sich die Welt ganz normal weiter und es ist nicht alles gut, es ist - ja, das hätte man vorher wissen können - eben nur diese eine Sache gut und alles andere genau so wie vorher. Tja. Wobei ich mich nicht beklagen will, das "vorher" war ja auch total prima, nach Erledigung dieser Sache hatte ich nur halt irgendwie Lottogewinn, Unsterblichkeit und Weltherrschaft zugleich erwartet und dazu kam es nun erstaunlicherweise nicht. Aber vielleicht ist das okay so, denn die Erwartungshaltung schafft vielleicht erst die Möglichkeit, die Überwindung, die Sache anzugehen. Ohne diese Überhöhung ginge das gar nicht. Dafür muss man das anschließende Dénouement in Kauf nehmen.

    Ja. Das war also der Überblick über die vergangene Woche. Zusammenfassend würde ich sagen: recht entspannt. Die Nachwirkungen der Erkältung waren abgeklungen, dann fühlt man sich ja zunächst einmal wie Superwoman allein, weil man wieder unbehindert durch die Nase atmen kann.

    Samstag, 11. Januar 2020

    Festgestellt heute - aber für sofortige Umsetzung zu spät, es war schon gegen 17 Uhr - dass ich meine Arbeit anders strukturieren muss. Kurz gesagt: ich verfranse mich zu sehr in Kleinigkeiten, habe dann nicht genug Ruhe für die großen Themen, bei denen ich richtig denken muss.

    Lang gesagt: ich komme morgens und gehe die Mails und die Post durch, mache alles, was schnell geht, sofort - da hakt es schon. Schnelles sofort machen gut und schön, dann muss man es nicht zweimal anfassen oder Zeit verlieren mit terminieren, aber was, wenn es so unendlich viele schnelle Dinge gibt und sie auch noch immer nachkommen? Wenn dann immer schon Nachmittag ist, bis wirklich alle "schnellen Dinge" weg sind?

    ich drehe das ab Montag mal um und fange mit den langen, denkintensiven Sachen an. Vielleicht lassen sich am Nachmittag dann "schnelle Dinge" bündeln oder, auch möglich, es werden dann nur noch so viele von ihnen erledigt, wie Arbeitszeit übrig ist, und der Rest rutscht auf den nächsten oder übernächsten Tag, statt dass die großen Sachen immer weiterrutschen.

    Donnerstag, 9. Januar 2020

    Als ich begann, Gesangsstunden zu nehmen, war es erst einmal lange Zeit das Ziel, die Songs überzeugend und sicher hinzubekommen: auch in den Randbereichen des Stimmumfangs nicht zu wackeln, auch bei längeren Zeilen, größeren Tonsprüngen, unterschiedlichen Tempi nicht, nicht fiepsig zu sein, nicht schrill, einen vollen Klang herauszubringen.

    Als das geschafft war, fingen wir an, damit zu spielen: wie können Teile zarter, sanfter, zerbrechlicher klingen, ohne dass der Ton zu wackeln oder kippen beginnt, ohne dass es unsicher und unklar wirkt. Wie kann ich entspannt klingen und trotzdem die Stimme komplett kontrollieren.

    Heute dachte ich daran, dass das vielleicht auch auf andere Lebensbereiche zu übertragen ist: nicht immer Vollgas aber dennoch gleichbleibende Klarheit, Sicherheit und Kontrolle.

    Mittwoch, 8. Januar 2020

    Heute hat es zweimal vernehmlich "knack" gemacht und damit hat sich etwas, das bisher ein wenig schief/schräg/wacklig/unsicher war, eingerenkt.

    Zum einen fand ich Schatzkisten - Kisten aus dem Archiv mit sehr alten Unterlagen (von vor meiner Zeit), die ich seit Monaten dringlich suche., weil sie bestenfalls wichtige Informationen, möglicherweise aber auch ziemlichen Sprengstoff enthalten. Die Kisten waren unmarkiert (bzw. eigentlich ist es komplexer, aber das führt hier zu weit), ich fand sie also relativ durch Zufall. Aufgrund der aktuellen Gesamtsituation kann nun aber weder ich noch jemand, den ich normalerweise darum bitten würde, die Sachen sichten. Deshalb bat ich Person X darum, das war eine spannende Entscheidung - zum einen für mich, denn je nachdem, was in den Kisten genau ist, ist das jetzt wirklich mal eine Karten-auf-den-Tisch-Sache und zum anderen auch für Person X, die dadurch möglicherweise (auch je nach Inhalt) aus dem Halbschatten ins Scheinwerferlicht katapultiert wird. Knack. Das fühlte sich gut an.

    Weiter wurde eine mir eine Bitte zur Vorlage beim nOC hereingereicht und statt wie normal zu sagen ok, werde ich mit ihm bei nächster Gelegenheit aufnehmen, sagte ich: Das ist meine Entscheidung. Knack. Auch das fühlte sich gut an.

    Dienstag, 7. Januar 2020

    Inmitten des irrsten Arbeitsgetümmels rief heute Frau Fragmente an und sagte, sie wolle jetzt quasi sofort mit mir zum Griechen gehen. Das Spannende daran war, dass ich noch in dem Moment, in dem das Telefon klingelte, den weiteren Verlauf des Arbeitstages ganz genau vor Augen hatte, nämlich ohne Mittagspause und mit einem sehr eng getakteten zeitlichen Ablauf für den Rest des Arbeitstages. Aber sofort nach dem Vorschlag mit dem Griechen fand in meinem Kopf eine kleine Kaskade von Klötzchen statt, die sich sofort neu anordneten in das Bild eines entspannten Mittagessens mit Frau Fragmente (und den Rest des Arbeitstages gnädig nicht definierten).

    Es ist schön, einfach alles stehen und liegenlassen zu können, aufzustehen und wegzugehen.

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