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    Montag, 2. März 2020

    Ein Tag mit ganz besonders hoher Schlagzahl, heute war wirklich alles: alle krank und überall Stückelei, 5 neue MitarbeiterInnen, Stapel von Kleinkramkrempel, ein Vorstellungsgespräch, drei umfangreichere Sachen, die komplett neu waren, dazwischen immer wieder Leute in die richtige Richtung schicken, Informationen weitergeben und hier und da vertretend einspringen. Das über 10 Stunden ohne Kaffeepause. Irritierenderweise fühle ich mich davon geradezu erfrischt.

    Heute am Abend wollte ich eigentlich zum Karaoke gehen, aber alle Mitsängerinnen sind angeschlagen aus dem einen oder dem anderen Grund, jedenfalls sagten wir ab. Also: ich wollte absagen, wegen des Turbotags im Büro hatte ich es aber vergessen, daher rief ich etwa eine Stunde nach der Zeit sehr zerknirscht an, um den Vorfall zu erklären. Nachdem ich aber nur meinen Namen und "Guten Abend, ich hatte eigentlich eine Reservierung" gesagt hatte, erwiderte mein Gesprächspartner aber schon fröhlich-mitleidsvoll "Ich höre ja, Sie sind sehr krank, das ist gar kein Problem!" Ts. Ich bin gar kein bisschen krank, ich habe nur eine komische Stimme. Egal, ich beließ es dabei. So bekommt der Gesangslehrer seinen Willen, der gestern dringend empfahl, ich solle noch drei oder vier Tage komplett den Mund halten oder aber zumindest keinesfalls singen.

    Montag, 2. März 2020

    Auch heute habe ich nicht so viel gemacht, wie ich erhofft hatte, aber egal, immerhin ein Buch ausgelesen (Carolin Emcke: Wie wir begehren), eine Suppe gekocht, Wäsche gemacht, Migräne medikamentös weggeballert, ausprobiert, ob die Katzen Lust haben, an einer Leine herumgeführt zu werden (definitiv nein!), Eltern angerufen und am Lesezirkel teilgenommen.

    Im Lesezirkel hatten wir das Buch von Kristina Hänel: Das Politische ist persönlich. Tagebuch einer Abtreibungsärztin gelesen. Die Terminfindung mit den sehr umtriebigen Damen vom Lesezirkel ist nie ganz einfach, daher hatte ich das Buch schon vor Wochen, genau gesagt im letzten Jahr gelesen. Und ich hatte wirklich zwischenzeitlich vergessen, wie sehr ich mich beim Lesen aufgeregt habe! Ganz unglaublich aufgeregt darüber, wie es möglich ist, dass in einer aufgeklärten Gesellschaft so wichtige Belange von Frauen einfach totgeschwiegen, tabuisiert werden, im normalen Alltag nicht vorkommen dürfen. Das ist eine Ungeheuerlichkeit und mir ist völlig unbegreiflich, wieso sich das nicht endlich ändert.

    Ansonsten hat mich an dem Buch die Naivität, die ich wahrnahm, sehr berührt. Ich hatte von Frau Hänel ein ganz anderes Bild im Kopf, kein sehr konkretes, aber ich hatte mir vorgestellt, dass sie in allem viel absichtsvoller, viel bewusster vorgegangen wäre. Es war aber wohl eher so, dass sie die Auseinandersetzung mit § 219a nicht gesucht hat, sondern von ihr gefunden wurde, und diese Herausforderung jetzt angenommen hat. Davor habe ich sehr viel Respekt.

    Sonntag, 1. März 2020

    Es war eine gute Idee, nicht zur Chorprobe zu gehen. Im Alltag kann ich zwar wieder ganz gut sprechen (ein Glück! Vor allem für mich!) aber am Abend war ich was Trinken, mit anderen Leuten drumherum und auch Musik, also etwas erhöhte Anforderungen (stimmlich, nicht inhaltlich) an die Konversation, und schon ist wieder alles dahin.

    Ansonsten war es ein sehr entspannter Tag. Erst 10 Stunden geschlafen, dann fuhr ich M zum Training, hatte aber ja gestern schon alle Einkäufe gemacht, so dass nichts zu erledigen war und ich saß eine Stunde mit einem Buch auf dem Parkplatz. Zu Hause nur ein bisschen geräumt, ein bisschen Wäsche, ein bisschen herumgesessen, insgesamt nichts Wesentliches.

    Freitag, 28. Februar 2020

    Ich wachte heute Morgen auf mit leichtem Halskratzen, weiterhin einer Stimmkontrolle wie ein etwa 13jähriger Junge und der revolutionären Idee, das nächste Konzert vom Chor einfach nicht mitzusingen. Dadurch ändern sich alle Pläne, das Wochenende jetzt wird ganz anders sein (eigentlich wären es insgesamt 9 Stunden Probe gewesen), die nächste Woche auch und ich glaube, das ist insgesamt besser so. Wenn auch nicht unbedingt für den Spaß so aber doch für die Stimme (und für den Spaß gehe ich am Montag zum Karaoke).

    Den Rest des Tages war ich hauptsächlich müde, weil ich bis halb eins morgens noch in einer Telefonkonferenz hing. Thema, natürlich: Coronavirus. Es war unerwartet interessant, besonders interessant war, von den Kollegen in China, Hongkong und Japan zu hören. Aber es war halt auch spät und nur noch 5 Stunden bis Weckerklingeln.

    Dafür gab es im Büro außerordentlich viel Kuchen, weil gleich drei Personen ihren letzten Arbeitstag hatten - am Montag kommen fünf neue und damit starte ich auch einen neuen Anlauf, mir alle Namen und Gesichter richtig einzuprägen. Neulich ist es mir zum allerersten Mal passiert, dass jemand vor mir stand und ich wirklich nicht die geringste Ahnung hatte, wer das ist. Das war mir sehr unangenehm. Ich muss unbedingt wieder mehr herumlaufen und mit Leuten sprechen. Der erste Kuchen war gut, der zweite Mittel, den dritten habe ich nicht mehr probiert.

    Abends war ich noch einkaufen. Es gab alles in den Regalen, nur Obst und Gemüse waren so gut wie ausverkauft und ich musste drei Läden ansteuern, um eine Sellerieknolle zu bekommen, die ich halt unbedingt haben wollte.

    Jetzt bin ich müde, aber entspannt, denn anstelle eines "ach herrje wie bekomme ich das nur alles unter"-Wochenende habe ich jetzt ein "oh ich habe fast gar keine Pläne"-Wochenende vor mir. Erst einmal werde ich ausschlafen. Und dann mal sehen.

    Donnerstag, 27. Februar 2020

    Der Tag war ein sehr wilder Ritt, ich kann mich an den Vormittag schon gar nicht mehr erinnern, mittags ergab es sich sehr spontan, dass ich mit dem neuen Oberchef Essen ging um Dinge zu besprechen, die schon zu oft aufgeschoben wurden und die sonst auch in die jetzige Woche nicht mehr gepasst hätten. Am Nachmittag ging es wild weiter und zwischendrin immer Corona, Corona, Corona, wie viel Desinfektionsmittel soll gekauft werden, wie ist der Putzdienst zu instruieren, abgesagte Messen, Fragen, ob Trainings stattfinden können, Fragen zu Corona und Hauptversammlungen, zu internen Homeofficeregelungen nach bestimmten Reisen, jeder will irgendwas wissen.

    Auf dem Heimweg Schnee. Schnee, Hurra!! Allerdings trage ich die Büroschuhe ohne Profil und brauche für die knapp 2 km von der Bahn nach Hause 45 Minuten, so glatt ist es. Aber Schnee!

    Mittwoch, 26. Februar 2020

    An meinem Küchentisch sitzt Frau Fragmente und bloggt, ich sitze an meinem Küchentisch und blogge über Frau Fragmente. Sie hatte erst keine Lust auf dieses Projekt (ich glaube, hauptsächlich nicht auf ihren aktiven Bloganteil) tat das lautstark kund, aber es bedurfte nur einer entschiedenen Ansage und schon tippte sie drauf los. Ich glaube, sie wollte doch.

    Sehr in sich ruhend wirkt sie auf mich heute. Ob das nur im Vergleich auf mich zutrifft, ist für mich schwer einzuschätzen, ich bin heute nämlich sehr wackelig, nicht schlecht gelaunt wackelig, aber es ist einer dieser Tage, an denen ich über die Worte stolpere und über die Füße, an denen der Deckel in hohem Schwung vom Salzbehälter fliegt und das Salz in die Nudelsoße, an denen die Sahneflasche aus dem Kippeln nicht wieder ihre Mitte findet sondern umstürzt, an denen ich mit dem Küchentuch den Bruchteil der Sekunde zu spät an der Arbeitsplatte bin und die Tropfen auf den Boden fallen. Das stört mich alles nicht sehr, es sind Kleinigkeiten und erst in der Summe läuft mein Fass über, die Summe war bisher heute nicht allzu groß und der Tag ist schon fast um, also ist es mir egal, ein wenig belustigt es mich auch.

    Worüber Frau Fragmente schreibt, weiß ich noch nicht. Sie kündigte diverse Ideen an und am meisten interessierte mich der Bruch, der Riss, der Moment, in dem sie an Karneval mit Hasenöhrchen vor den nicht verkleideten Chefs gesessen hätte, aber wenn ich es richtig verstanden habe, gab es den nicht.

    Sie schreibt jedenfalls sehr zielstrebig. Jetzt bin ich froh, dass mir das Wort zielstrebig eingefallen ist, sie ist nämlich nicht im Flow aber lässt sich absichtlich nicht ablenken, obwohl ich bekanntlich die Meisterin der ablenkenden blöden Witze bin, sie will aber halt nicht. Zielstrebig ist exakt das richtige Wort. Frau Fragmente ist ein zielstrebiger Mensch. Tippelditipp, tippelditipp macht es und ich bin echt neugierig, worüber sie schreibt! Und auch neidisch, denn obwohl schon Abend ist, sieht sie total frisch und schick aus. Im Gegensatz zu mir, ich bin heute extrem zerrauft, ich habe mir schon mittags in der Kantine Tomatensoße auf die Bluse getropft, musste seither also mit geschlossenem Bürojäckchen herumlaufen und war dadurch verschwitzt, mittlerweile habe ich in ein ausgeleiertes riesengroße schwarzes Sweatshirt, auf dem "Schlummerforschung" steht gewechselt und beim Abendessen geriet mir noch irgendwas ins Auge, das musste ich auswaschen, weshalb ich jetzt Pandaaugen und teilweise nasse Haare habe. Ist manchmal so, wie gesagt, es ist einer dieser Tage. Sowieso auch ein Hin- und Herrenntag, die Uhr zeigt schon um die 17.000 Schritte an, dabei war heute nichts, ich war noch nicht einmal draußen in der Mittagspause, mir fällt nur einfach ständig noch was ein und ich kann den Aufspringimpuls nicht kontrollieren. Seit wir hier sitzen und bloggen bin ich schon vier Mal aufgesprungen - einmal um die Spülmaschine einzuschalten, einmal um Dinge in die Waschmaschine zu stopfen, einmal um die Katze zu suchen, einmal um ein Soufflé in den Ofen zu stellen. Zusätzlich habe ich eine Tischdecke auf den Tisch gelegt, Sachen auf dem Tisch herumgeräumt, eine Bierflasche geöffnet.

    Aber Frau Fragmente lässt sich nicht beirren, sie schaut noch nicht einmal, was ich mache, vermutlich könnte sie mit dieser entschlossenen Konzentration perfekt in einem Großraumbüro arbeiten! Das mag sie aber nicht. Auch ein Unterschied zwischen uns, ich finde Großraum okay und liebe Büros mit Glastüren, meins hat eine Holztür und wenn ich die schließen muss, weil ich telefoniere oder sowas, fühle ich mich sofort eingesperrt und einsam. Büros mit Glastüren oder -wänden finde ich deshalb super, man kriegt alles mit aber trotzdem können Gespräche nicht mitgehört werden.

    Jetzt schaut Frau Fragmente ein bisschen skeptisch, nicht auf mich natürlich, sondern auf ihren Text. Auf mich hat sie vorhin nur etwas besorgt geschaut, als alles heruntergefallen ist, da hat sie etwa von einem "langen Tag" gemurmelt. Ich muss gleich unbedingt noch einen zusammengehörigeren Eindruck hinterlassen, sonst sorgt sie sich noch. Dabei gibt es keinen Grund zur Sorge, es war noch nicht einmal ein langer Tag. Es ist einfach nur einer dieser Tage, an denen alles nicht ganz so elegant glatt läuft wie gewohnt.

    Montag, 24. Februar 2020

    Man spricht ja öfters mal von einer "belegten Stimme" und ich fragte mich immer schon, was da dann auf den Stimmbändern ist. Nun war meine Stimme natürlich eher begraben als belegt aber kurz nach dem Aufstehen wusste ich dann immerhin, womit, und wie es so ist, wenn man ein Wissen nicht mehr aus dem Hirn löschen kann muss man damit arbeiten. Ich fragte mich, ob man aus dem Farben und Formen, mit denen die Stimme belegt/begraben war, vielleicht genauso wie Silvester beim Blei-(jetzt Wachs-)gießen, die Zukunft vorhersagen könnte. In gewisser Weise natürlich schon, und auch deutlich genauer als beim Wachs-/Bleigießen, unter dem Mikroskop halt.

    Der Tag verging ansonsten trödelig, im Hause von Papa und Mama N waren diverse technische Angelegenheiten zu regeln, unter anderem ein Tablet fertig einrichten, an einem anderen Updates durchführen, Einstellungen an einem Handy ändern, eine versehentlich eingerichtete Kindersicherung am Herd entfernen, richtige Uhrzeit an einem entgleisten Funkwecker einstellen, Radiosender einprogrammieren, Kabelkiste sortieren, Programmierung der Kaffeemaschine ändern - wenn man sowas alles immer im Vorbeigehen erledigt macht man sich gar kein Bild davon, wie technisch ein normaler Haushalt relativ unbemerkt geworden ist. Das waren jedenfalls die Tätigkeiten, die bei Papa und Mama N. seit Weihnachten aufgelaufen waren und wir hatten ja noch nichtmals Uhrumstellung.

    Dann gab es noch eine Berliner-Verkostung, Mama und Schwester N konnten sich nämlich nicht einigen, wo es die Besten gäbe. Die, die Mama N als die besten betrachtete waren lagen optisch sehr weit hinten, waren am Ende aber in Bezug auf Geschmack (Teig und Marmelade) tatsächlich die Besten. Also für alle Anwesenden, generell ist das sicherlich Geschmackssache, aber hier schien die Teigführung doch wirklich überzeugend. Und sie enthielten auch mehr Marmelade als die anderen Testobjekte, was verwunderlich ist, da laut Papa N die Befüller standardmäßig auf 10 Gramm eingestellt sind. Vermutlich kann man das aber tweaken. Früher wurden die Berliner natürlich noch mit Spritzbeutel und Tülle befüllt, da kam es auf den Bäcker an. Heute hält man immer zwei vor ein Gerät, den "Befüller" eben, schiebt sie auf die Tülle bis es "klack" macht und dann ist die Marmelade auch schon drin. Außer man ist Papa Ns ehemaliger Kollege, der mal einen ganze Backwagen mit Berlinern dem Befüller zuführte und bis zum Ende nicht bemerkte, dass der Trichter mit der Marmelade längst leer war.

    Autobahn war ereignislos und langweilig, ich hatte ständig Angst, einzuschlafen. Zu Hause Sofa und die Ruhe genießen.

    Montag, 24. Februar 2020

    Das muss man sich mal vorstellen, da fahre ich für den Veedelszoch (Stadteilumzug) nach Düsseldorf und dann findet der wegen Sturm nicht statt. Sowas ist uns Düsseldorfern ja nicht ganz neu, 1991 hatten wir das am Rosenmontag schon einmal wegen Orkan Vivian, damals wurde im Mai bei bestem Wetter nachgefeiert, daran erinnere ich mich sehr gut. Jedenfalls an den ersten Teil des Tages. Schauen wir mal, ob es hier morgen immer noch stürmt oder ob der große Zug wie geplant ziehen kann.


    Statt Zoch gingen wir also sofort zum Privatkarneval über, traditionell mit selbstgebackenen Berlinern und Altbier bei Freundin P. Hier zeigte sich ein weiteres Mal, dass wir und eben auch die Eltern älter werden. Die Berliner macht traditionell Ps Mutter und seit einiger Zeit gelingen sie nicht mehr wie sonst. Ähnlich ist es auch mit Backwaren von Papa N. Vielleicht können die Augen das Thermometer nicht mehr so gut erkennen, vielleicht zittern die Hände ein wenig bei der Zubereitung, vielleicht ist der Geschmackssinn nicht mehr ganz wie vorher, vielleicht fehlt der entscheidende Tick Reaktionsschnelle, um die exakte Grenze zwischen gebräunt und verbrannt zu erwischen. Ich weiß es nicht. Die Berliner waren jedenfalls dieses Mal recht ölig (Kennzeichen für nicht exakte Temperatur). P und ich entschieden, dass aber in diesem Jahr noch kein Eingreifen notwendig ist, aßen trotzdem mit Genuss und nahmen dann vorsorglich etwas gegen Sodbrennen ein (wie gesagt, wir werden auch nicht jünger, vor 20 Jahren hätten wir das vermutlich noch so weggesteckt).

    Ansonsten noch eine Sache. Dies ist kein politisches Blog. Das liegt nicht an mangelndem Interesse sondern eher an mangelnder Zeit, die meisten Themen sind komplex und bis ich dazu gekommen bin, mich mit einem Thema zu befassen, haben andere das schon umfassender und tiefgehender getan. Eins ist aber ganz eindeutig und klar: ich positioniere mich absolut gegen Rassismus. Wenn Sie mit faschistischem, rassistischem, rechtspopulistischem etc. Gedankengut sympathisieren, wenn Sie also z.B. die AfD wählen, gehen Sie hier weg. Lesen Sie hier nicht, sprechen Sie mich nicht an, schreiben Sie mich nicht an, ich will mit Ihnen und Ihren kruden Theorien nichts zu tun haben. Ich finde Sie einfach nur widerlich.

    Samstag, 22. Februar 2020

    Heute habe ich Power-Erholung gemacht, es ist erst Samstagabend und ich bin schon völlig komplett erholt, dabei ich habe ich sogar Montag auch noch frei. Es ist erholsam, keine Stimme zu haben, denn dann muss man sich um nichts großartig kümmern, man kann ja sowieso nicht über das prahlen, was man tut oder andere dazu auffordern, es einem gleich zu tun. Also lässt man jegliches Unterfangen einfach bleiben.

    Morgens um 8, als ich feststellte, dass es über Nacht keine Wunderheilung des Halses gegeben hatte, sagte ich dem Gesangslehrer ab, dann schlief ich bis 11 Uhr. Dann Frühstück, das Frühstück mündete in einer Reparatur der Kaffeemaschine (Vollautomat). Etwas unfreiwillig, die Reparatur, jedenfalls das Gelingen, denn ich war skeptisch und neben den diversen Spülgängen, denen ich das Gerät unterzog, suchte ich schon einmal Ersatz. Wurde auch fündig, meine Güte, wer kann denn damit rechnen, dass ich Kaffeemaschinen reparieren kann? Jetzt gibt es erstmal keine neue, das ist gewissermaßen frustrierend.

    Sonst so dies und das, Taschen ausgeräumt, Terminkalender aktualisiert, für Papa N. ein Tablet eingerichtet/vorbereitet (sein aktuelles gibt auf) und für den Chor geübt. Nicht mit Singen natürlich, ich habe ja keine Stimme, aber ich kann höre und Noten lesen, das bringt ja auch schon mal etwas. Hoffe ich. Dann fiel mir auf, dass erstaunlich viele Menschen um mich herum lispelten, der Fußballreporter im Fernsehen, Angela Merkel in dem Clip ihrer Rede zu Hanau, lispeln die alle immer schon oder habe ich auch was an den Ohren?

    Ich las auch ein Buch zu Ende, mit dem ich lange (1 Monat) beschäftigt war (Adrian Selby: The Winter Road), es ist ein ungewöhnliches Buch bei dem ich viel Nachdenken musste, es hat auch eine ungewöhnliche Protagonistin, eine gealterter ehemalige Söldnerin und ihr gelingt im Buch nicht alles, was sie anfasst. Die Sprache hätte ich mir etwas anders gewünscht, sie passte zwar aber mir wird sehr auffällige Sprache rasch über. Es ist kein Buch für das gute, wohlige Gefühl aber es ist ein Buch für wie das Leben halt so ist. Bitte verstehen Sie das als Leseempfehlung.

    Das Abendessen war interessant, zum einen bereitete ich Grünkernfrikadellen zu, die mag ich schon immer sehr gern aber es steckt ein gewisser Arbeitsaufwand dahinter, war aber trotzdem immer eine gute Sache, weil man an vegetarische Frikadellen, die auch noch super schmecken, nie so recht herankam. Das hat sich in der letzten Zeit sehr geändert, ich habe im letzten Jahr diverse vegetarische Frikadellen gekauft, die mir auch sehr gut schmeckten. Bin unsicher, ob ich das Selbermachen weiter verfolge. Zu den Grünkernfrikadellen gab es ein neues Gericht, eins, dass es in diesem Haushalt noch nie gab, nämlich gebackenen Weißkohl. Sehr einfach, Weißkohl in dicke Scheiben schneiden, mit Knoblauch-Kräuter-Gewürzöl (wie man halt mag) dick einpinseln, bei 200 Grad ca. 20 Minuten backen. Schmeckt ganz hervorragend mit Gurken- oder Paprikaquark. Dann gab es aufgrund eines Missverständnisses dazu auch noch Rosenkohl. Und fast hätte ich wegen Schusseligkeit auch noch Mais zubereitet, aber ich kam noch rechtzeitig zur Besinnung.

    Samstag, 22. Februar 2020

    Die Energie, die letzte Woche fehlte, war diese Woche zu viel. Ich war wach, immer blitzwach, ich wachte vor dem Wecker auf und wurde weder tags noch abends müde, wollte immer in Bewegung sein und dazu hatte ich enorm schlechte Laune. Wobei: schlechte Laune ist das falsche Wort. Ich war mit mir selbst völlig im Reinen, nur eben mit allen und allem anderen auf der Welt nicht und da ich so viel Energie hatte, konnte ich mich ganz ausführlich darüber aufregen. So bekamen viele andere Menschen schlechte Laune. Das ganze kulminierte heute. Und dann, zapp, war meine Stimme weg naja, nicht weg, aber eine Oktave tiefer und sehr rauchig. Vielleicht für alle, mich eingeschlossen, besser so.

    Was war heute so los? Im Büro habe ich viel gemeckert und geflucht, zum einen - natürlich - über die Architektin, die mir einfach viel zu langsam ist. Diesen Kontakt habe ich jetzt an den Kollegen, den wir den Sizilianer nennen wollen delegiert und lasse mir nur noch die Ergebnisse zusammenfassen, um dann auch nur noch zusammenfassend fluchen zu müssen. Mit der Technikerin habe ich gemeckert, obwohl ich so froh bin, dass sie nach 6 Wochen wieder da ist, aber die 6 Wochen sitzen ihr halt noch im Nacken und daher hat sie nicht so viel Zeit für meine ganzen Ideen und Pläne und Anliegen, wie ich es mir wünschen würde. Bei einem Meeting mit einem weiteren Team hinterließ ich verbrannte Erde. Zum neuen Oberchef war ich ungeduldig, er wollte mir mir an einem Tisch sitzen und mir Beweggründe erklären, damit ich ihn verstehe aber ich wollte nicht sitzen, wer will schon sitzen, und auch gar nicht mal so dringend verstehen, verstehen erscheint mir in Angelegenheiten lässlich, die ich sowieso nicht beeinflussen kann, wozu soll das führen außer zu Stockholm-Syndrom? Wozu sollen zwei Personen in einer Diskussion derselben Meinung sein, daraus ergibt sich doch dann nichts mehr?

    Als ich nach Hause ging, war es noch hell, ich stieg von der Bahn gleich um aufs Rad und vom Rad ins Auto, um M von unterwegs aufzusammeln und zum Training zu fahren, dann machte ich ein paar Erledigungen und saß im Auto und las, bis das Training vorbei war, fuhr M nach Hause und dann noch woanders hin und da hole ich sie gleich wieder ab, alles ein ziemliches Hin und Her, aber da ich ja sowieso nicht ruhig sitzen kann natürlich vollkommen egal.

    November seit 6615 Tagen

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