Seit ein paar Tagen erfasse ich nun minutiös (also 15-minutiös) meine Zeit im Büro und kann jetzt schon sagen: das war eine der beklopptesten Ideen, die ich seit langem hatte. Und zwar aus den folgenden guten Gründen:
Grund 1:
Ich bin ein höchst kompetitiver Mensch Teil 1. Wenn da Zeit genau erfasst wird, will ich MEHR. Das ist wie Edelsteine sammeln in einem Hausglas in Hogwarts. Ich will mehr Minuten. Folglich arbeite ich viel zu viel.
Grund 2:
Ich bin ein höchst kompetitiver Mensch Teil 2. Wenn da Zeit genau erfasst wird, will ich mit den einzelnen Aufgaben MÖGLICHST SCHNELL FERTIG SEIN. Ich beeile mich beim zu viel arbeiten also auch noch die ganze Zeit.
Grund 3:
Ich mache ungern unnötige Dinge. Wenn also der Timer läuft, habe ich keine Lust, in zwischendrin an- und abzuschalten. Ich mache also beim zu viel und zu schnell arbeiten keine Pausen.
Grund 4:
Das Ergebnis ist höchst deprimierend, ich mache nämlich den ganzen Tag überhaupt nichts, das ich vorzeigen könnte. Die allermeiste Zeit geht dafür drauf, die Lösung von Problemen einzuleiten, die andere verursacht haben. Die zweitmeiste Zeit geht dafür drauf, mir Jammern und Klagen anzuhören (manchmal auch Schimpfen, aber das ist immerhin unterhaltsam) und dann irgendwas Beschwichtigendes/Aufmunterndes/Hilfreiches zu sagen. Und die drittmeiste Zeit verbringe ich damit, Leuten Sachen zu sagen, die ich ihnen schonmal gesagt habe, sie an etwas zu erinnern oder ihnen etwas zurückzugeben, das unvollständig/fehlerhaft ist.
Im bisherigen Durchschnitt kommen pro Tag 17 Personen in mein Büro, ich spreche 82 Minuten am Telefon und verschicke 59 Mails. Für letzteres habe ich immerhin eine tolle Lösung gefunden, die mir sehr viel Zeit spart, nämlich "Quick Parts". Die schon angesprochenen Wiederholungen/Erinnerungen habe ich weitestgehend automatisiert, so dass ich nur einmal klicken und den Empfänger eingeben muss. Da hab ich mich für einen Moment doch sehr clever gefühlt. Andererseits kann diesen Teil meiner Arbeit nun auch ein Roboter/Praktikant erledigen - naja, außer, dass der halt nicht weiß, wann welche Nachricht angezeigt ist.
Aus Spaß habe ich mir jeden Tag noch den merkwürdigsten Satz notiert, den ich gesagt habe - merkwürdig im Sinne von "wie konnte eine Situation entstehen, in der es notwendig wurde, diesen Satz zu sagen". Diese Sätze waren:
Donnerstag: "Wenn ich von einem Euro-Konto einen Euro-Betrag auf ein Euro-Konto überweise, brauche ich keinen Wechselkurs."
(Freitag hatte ich Urlaub, daher kein Satz)
Montag: "Das Türschloss ist Teil einer Schließanlage, deshalb können wir es nicht durch eins, das du noch zu Hause hast, austauschen."
Dienstag: "Es gibt keinen wichtigen Grund, leere Tupperdosen in der Büroküche zu lagern."
Mittwoch: "Für eine Zahlung von knapp 70.000 Euro brauche ich einen Beleg."
Der Kater brachte vorhin einen dieser Stinkkäfer, die im Sommer/Herbst plötzlich überall waren, ins Wohnzimmer. Ich habe keine Ahnung, wo er den hergenommen hat, auf dem Balkon war er (der Kater) jedenfalls nicht.
Kurz hatte ich das Gefühl, dass ganz sicher schon hinter der nächsten Tür eine Stinkkäferinvasion lauert, die Wände überzieht, ein milliardenfaches Krabbeln und Krauchen und dann, was dann?!
War aber natürlich nicht so.
Sonst keine Vorkommnisse.
Der Kater reckt und streckt sich auf dem Teppich, die Katze räkelt sich im Kratzbaum, es ist ganz furchtbar gemütlich hier gerade, so gemütlich, dass ich umgehend Schlafpuppenaugen bekomme.
Bestimmt habe ich es schon einmal gesagt, ich liebe Weihnachtsbäume und deshalb ist unserer auch immer ein bisschen größer als, vermute ich, der Durchnitt - jedenfalls wenn man vom Angebot des Weihnachtsbaumverkäufers ausgeht. Das ist alles kein Problem beim Transport in die Wohnung, die Deckenhöhe reicht aus und der Baum ist ja in einem Netz zu einer kleinen (langen) Rolle gebunden.
Schwierig wird es hier, wenn der Baum wieder weg soll. Früher war es schwierig, weil ich nicht wusste, wie man ihn generell wieder loswird - heute steht das natürlich im Internet. Aber damals, so um 2000 herum, passiert es mir einmal, dass der Baum, oder das, was von ihm übrig war, noch im April bei mir wohnte, einfach weil ich nicht wusste, wohin damit.
Diese Zeiten sind vorbei, das wann/wie klärt der Abfallkalender der Stadt. Schwierig ist es jetzt nur noch, den Baum aus der Wohnung zu transportieren. Bzw. das ist an sich nicht schwierig, aber man möchte möglichst wenig putzen müssen hinterher und der Baum muss erst durch einen etwas längeren Flur mit Bücherregalen an der einen und Garderoben an der anderen Seite und dann zwei Stockwerke hinunter und dann noch durch den Hof bis auf die Straße.
Deshalb dachte ich ein paar Jahre lang, ich könnte den Baum einfach aus dem Fenster werfen. Bzw. das dachte ich exakt zwei Jahre lang, es war nämlich immerhin sofort klar, dass es zur Straße hinaus nicht geht, zu viele parkende Autos dort. Also blieb nur nach hinten über den Balkon, was die Putzarbeit in der Wohnung schon nicht einmal mehr verringerte (weil durch 2 Zimmer und Türen), aber doch das Treppenhausputzen ersparte. In Jahr 1 warf ich den Baum an der Ecke vom Balkon, an der nicht die Fahrräder im Hof stehen, aber es kam eine Windbö und trug den Baum auf mein Rad, zerschmetterte den Kindersitz darauf und zerdellte auch hinten einige Speichen. Also nicht Treppenhausputzen, aber neuen Kindersitz besorgen und den Fahrradmann aufsuchen. Nicht gut.
Im nächsten Jahr war ich wachsamer, es stand sowieso im Winter nur mein Rad dort, andere hier im Haus fahren zu dieser Jahreszeit nicht, ich parkte das Rad also vorher um. Der Baum kam plangemäß im Hof auf, verlor dabei aber - unplangemäß - ALLE Nadeln auf einen Schlag. So dass ich zwar nicht das Treppenhaus putzen musste, aber den Hof fegen. Sehr, sehr lang.
Dieses Jahr habe ich einen klugen Kalender zu Weihnachten bekommen (ok eher mittelklug bisher, in der Gesamtbetrachtung, und dieser Kalender gab den Tipp, man möge den Baum in einen alten Bettbezug hüllen und dann wegtragen. Einen alten Bezug hatte ich nicht, aber ein altes Spannlaken, und schauen Sie!
Das hat ganz hervorragend funktioniert, so mache ich das jetzt immer.
2019 schon was zum ersten Mal gemacht nämlich: eine Fortbildung abbrechen.
Am Anfang dachte ich noch, gut, es fängt etwas langsam an, das wird schon noch. Und dann dachte ich nunja, das sind alles Gemeinplätze, aber das wird schon noch. Und dann dachte ich okay, von dem, was hier angekündigt wird, weiß ich den einen Teil schon und der andere ist nicht relevant und insgesamt ist die Darbietung höchst uninteressant und - für mich - auch ineffizient, weil - für mich - Videos einfach nicht gut funktionieren, sie sind mir entweder zu langsam (bei Sprache) oder zu schnell (bei Schaubildern) und insgesamt zu linear.
Also dachte ich mir letztendlich: nein. Das waren jetzt 10 schlecht investierte Stunden, aber sie werden durch weitere 110 schlecht investierte Stunden nicht besser. Und habe mich wieder abgemeldet.
Ich habe heute "mal schnell" Leergut weggebracht, darüber möchte ich nicht weiter sprechen, kurz gesagt ist es für uns alle besser, wenn es im Hause Novemberregen in Zukunft nur noch leitungswasserbasierte Getränke gibt.
Neben diversen Kalamitäten begegnete mir beim Leergutwegbringen ein älterer Herr, der, während ich die Kisten zum dritten Mal in den Kofferraum wuchtete (eine längere Geschichte, die ich nicht erzählen möchte) ungefragt an den Flaschen herumzudrehen begann, was eine etwas schwierige Situation hervorbrachte, so dass ich mich - nachdem ich den Herrn knapp nicht extra überfahren hatte - über den Geisteszustand von flaschendeckelsammelnden Personen beklagte.
Dabei lag ich aber falsch, die Plastikflaschendeckelsammelnden sind gar nicht komplett verrückt. Man kann nämlich tatsächlich Plastikflaschendeckel sammeln, bei Sammelstellen abgeben und tut damit ein gutes Werk, nämlich finanziert man damit Impfungen gegen Polio. Man muss ziemlich viele Flaschendeckel sammeln, um auf eine Impfung zu kommen (500 Stück), deshalb sollten möglichst viele Menschen mitmachen. Ich selbst natürlich nicht, ich kaufe ja ab sofort keine Flaschen mehr, mein Sammelzug ist abgefahren.
Genauere Informationen dazu finden Sie hier und die Sammelstellen in Ihrer Nähe auch - wie gesagt, es ist wohl nicht die effizienteste Methode der Welt, aber sicher auch keine schädliche - jedenfalls nicht, wenn man mich nicht in so einem ungünstigen Moment erwischt.
Wenn man etwas ändern will, muss man erstmal herausfinden, was es genau ist. Das mache ich nun, und zwar logge ich meine Arbeitszeit mit um zu schauen, welche Bereiche, die mich Zeit kosten, auch wer anders machen könnte.
Heute sah es so aus (das Zeiterfassungssystem misst in Viertelstundenschritten):
15 min Softwareupdate (hier Augenrollen vorstellen. Sehr nervig aber wohl unabänderlich)
15 min Mails sichten, 176 waren es heute, und Tag planen (kann mir niemand abnehmen)
30 min Personalgespräch (kann mir niemand abnehmen)
15 min Rücklauf einer Aufgabe anschauen und mit beauftragter Person besprechen, was ich noch anders haben möchte (kann mir niemand abnehmen)
1 h diverse E-Mails beantworten, Telefonanrufe machen, Fragen beantworten, Gesprächsprotokolle/Memos/anderes Zeugs lesen und ein paar Notizen machen (kann mir niemand abnehmen)
15 min Leute für Schulungen einteilen (kann wer anders machen, nicht spontan aber nach ordentlicher Übergabe generell schon)
15 min Champagner und Wein bestellen (kann natürlich wer anders machen aber es war entspannend und ich bestelle höchst gern Champagner...)
30 min Bürorundgang mit verschiedenen Gesprächen (kann mir niemand abnehmen)
1 h Urlaubsplan 2018 auf 2019 umstellen, also Resturlaub prüfen, Übersichten erstellen etc. etc. (kann langfristig wer anders übernehmen, kommt allerdings auch nur einmal im Jahr vor, also nicht wirklich dramatisch)
1 h 15 min Neuen Mitarbeiter in alle Systeme einpflegen, seine Unterlagen durchsehen, alle Listen ergänzen, alle Zugriffe überprüfen, x Mails/Anrufe/Absprachen dazu an x Personen. (Hm hm. Vermutlich höchst sinnvoll, für diese Sache wen anders zu suchen, allerdings: ich hab die ganzen Abläufe selbst erfunden, das ist mein Baby, als ich kam war es eher so "oh, wir haben heute wen Neues? Weiß irgendwer davon? Ja wo könnte der denn mal sitzen und was soll der genau tun?" Von der Situation ausgehend hab ich ein super "Onboarding" entwickelt und seitdem schon sehr oft von Mitarbeitern gehört, dass sie noch nie irgendwo so strukturiert empfangen und eingearbeitet wurden. Aber: Dinge verändern sich halt und jetzt mache ich andere Sachen, alles geht nicht. Ich sollte jemanden suchen.)
15 min Treffen mit dem Nachfolger des OC und ein paar Absprachen (kann mir keiner abnehmen)
15 min Treffen mit der Technikerin und Besprechung diverser Probleme (kann mir keiner abnehmen)
30 min mit einem Mitarbeiter seine Zeiterfassung durchgehen und prüfen, wegen weil (kann mir keiner abnehmen aber sollte generell gar nicht vorkommen)
15 min Flug für einen Trainer aus einem anderen Büro buchen (kann er in Zukunft genauso gut selbst machen)
30 min Rechnungen durchsehen und freigeben (kann mir - derzeit - keiner abnehmen)
30 min Personalgespräch (kann mir keiner abnehmen)
30 min Telefonkonferenz zu Steuer- und Brexit-Themen, Ergebnisse zusammenfassen, Maßnahmen empfehlen und an Nachfolger des OC schicken (kann mir keiner abnehmen)
15 min grobe Notizen für nächsten Arbeitstag machen und Unterlagen geordnet wegräumen (kann mir keiner abnehmen)
Also - nur ein Tag und schon so viel Potenzial! Ich werde das weiter beobachten.
Bekanntlich lehne ich Neujahrsvorsätze ab. Aber nachdem ich seit zwei Tagen wieder arbeiten gehe und es ganz exakt so übervoll weitergeht, wie im Dezember, habe ich mich heute doch zu einem Vorsatz durchgerungen, nämlich: Noch viel, viel mehr Aufgaben delegieren. So wie derzeit geht es jedenfalls nicht. Es macht mir zwar Spaß, aber auf Dauer macht es mich auf völlig irr.
Bei Frau Geschichten und Meer bin ich auf einen Link zu einer Leseumfrage, konkret "1. Frauenleserin Blogparade" gestoßen. Fragebögen sind bekanntlich der Täglichbloggerin Koks. Oder so ähnlich.
Die Fragen sind wie folgt:
Wie hoch ist Deine „Frauenquote“? Wieviele Bücher hast Du in diesem Jahr gelesen und/oder rezensiert? Wieviele davon wurden von Autorinnen verfasst?
Leichtes Spiel für mich, Goodreads zählt ja schön mit. Ich habe 2018 40 Bücher gelesen (davon 4 wegen schlimmer Langeweile oder Abneigung nicht bis zum Ende). Davon wurden 19, wenn ich vom Namen ausgehe, von Autorinnen verfasst.
Welches Buch einer Autorin ist Dein diesjähriges Lesehighlight? (Warum?)
Ich las mehrere der Bücher von Autorinnen nicht zum ersten Mal, man kann also sagen, dass mir diese Wiederholungsbücher sehr gut gefallen haben. Besonders überrascht war ich aber von "Glenkill" von Leonie Swann. Ich nahm das Buch bei einer Freundin mit, die vor einem Umzug aussortierte. Ich dachte mir Schafskrimi, naja, das wird wohl eher etwas albern sein, aber mitnehmen kann ich es ja mal. Und dann war es einfach sehr herzerwärmend und lustig, aber auf ganz und gar keine dumme Art.
Welche Autorin hast Du in diesem Jahr für Dich entdeckt und was macht Sie für Dich so besonders?
Keine, ich habe ja von den allermeisten nur ein Buch gelesen, das können Zufallstreffer gewesen sein.
Welche weibliche Lebensgeschichte bzw. Biografie hat Dich in diesem Jahr besonders beeindruckt (und warum?)
Keine gelesen, bzw. von Marguerite Duras "Der Liebhaber", was, wenn ich richtig verstehe, autobiografisch ist, aber leider hat mich das Buch sehr gelangweilt, so dass ich es nicht bis zum Ende gelesen habe.
Welches Buch einer Autorin möchtest Du in 2019 unbedingt lesen?
Unbedingt, naja. Unbedingt möchte ich 84K von Claire North lesen, weil ich das zum Geburtstag bekommen habe. Ansonsten bin ich flexibel.
Was ich generell 2018 gelesen habe und wie ich das fand, können Sie sich auch hier anschauen.
So, die Migräne ist auch so gut wie weg, nur noch in paar kleine mentale Aussetzer, die recht lustig sind, wie z.B.:
Irgendwo sitzen und keine Ahnung haben, was ich eigentlich anhabe. Aus Spaß ganz stillhalten und die Augen schließen: trage ich Pyjama oder Jogginghose und Pulli oder möglicherweise auch Jeans und Bluse? Und eventuell Schuhe? Wenn ja, was für welche? Keine Ahnung.
Im Einkaufszentrum beim Asiaten das Abendessen abholen und mich fragen: wie bin ich hier eigentlich hingekommen? In der S-Bahn war ich, soweit ist es noch klar, aber dann? Welchen Weg bin ich gegangen? Oder war das Fahrrad dabei? War es draußen noch hell oder schon dunkel? Ist es kalt? Wir werden es nie erfahren - aber das Fahrrad, immerhin, steht zu Hause.
Den Ring am Finger umfassen, um ihn abzuziehen, und die unerschütterliche Überzeugung, dass ich damit auch gleich den ganzen Finger von der Hand abziehen werde. Ich mache es natürlich trotzdem - kann mich ja von einem komischen Migränegehirn nicht einschüchtern lassen. Es fühlt sich auch tatsächlich so an, also ob der Finger, überraschenderweise schmerzfrei, erst langgezogen wird, dann aus dem Gelenk ploppt, sich dann langsam löst. Ist aber falsch gefühlt, der Finger bleibt natürlich dran.
Morgen wird sich der Kopf fertigsortiert haben, dann ist das auch vorbei.