Sie müssen mir mal auf die Sprünge helfen, wie Sie das machen mit diesem Entspannen, denn ich entspanne jetzt mittlerweile seit etwa 55 Stunden und, ganz ehrlich, so langsam geht mir die Puste aus. Ausgeschlafen bin ich schon, 2 Nächte mit 7,5 Stunden statt knapp 5 reichen völlig aus, ich stehe also morgens auf und gehe vom Bett zur Couch, dort sitze ich ordnungsgemäß und trinke Kaffee, ich denke, soweit liege ich richtig. Und dann lese ich, Bücher zum Beispiel, ich hab in den letzten 55 Stunden drei Bücher gelesen, das ist mehr als von Oktober bis Dezember, ich lese auch im Internet, der Feedreader ist leer und ich hab sogar alle Mails durch, inklusive Spam. Auch Fernsehen hab ich schon geschaut und manchmal richte ich das Wort an Herrn N. und er brummt nonverbal oder an Mademoiselle und sie sagt "was ist denn jetzt schon wieder", denn Mademoiselle liest bzw. schreibt seit 55 Stunden und Herr N. schaut seit 55 Stunden eine Serie. Die Katzen liegen auf mir, stundenlang, wenn ich mich bewege, schauen sie missbilligend. Einmal am Tag gehe ich duschen, mehrfach hole ich neuen Kaffee, ab und zu döse ich ein bisschen weg und in meinen Tagträumen renoviere ich die Wohnung, schmiede Pläne, wie der Monsterbaum je wieder aus dem Wohnzimmer transportiert werden könnte (evtl. die Putzfrau, die konnte ja auch das Wurfzelt zusammenlegen?) oder tausche mindestens das Silikon am Badewannenrand aus.
Für heute wurde ich gerettet, aber Sie sehen, die Situation wird langsam ernst.
In ihrer ganzen Pracht hat sie natürlich einen eigenen Eintrag verdient:
Also große Freundin der Winkekatzen hab ich mir sogar ein Emoticon für diese überlegt, vielleicht gab es das schon vorher, aber in dem Fall war es mir nicht bekannt, also habe ich es mir ausgedacht und verwende es anlassbezogen. Allerdings ist es so geheim, dass ich es hier nicht aufschreiben kann. Das ist kein Scherz, es scheint sonderzeichenbedingt technisch nicht möglich zu sein. Es bleibt Ihnen also nichts anderes übrig, als sich mit meinem Wort zu begnügen.
Liebe Sandorndiva, noch einmal ganz herzlichen Dank! Das Kätzchen kommt im Januar ins Büro und während Telefonkonferenzen werden wir uns unablässig aber tiefenentspannt gegenseitig zuwinken.
Schwester N: Kann ich was helfen?
Frau N: Mach doch schonmal Besteck auf den Tisch.
Schwester N: (kramt in der Besteckschublade) (tuschelt mit Mama N) Wir könnten dir nächstes Weihnachten ja mal so ein Besteckset schenken.
Frau N: Hä? Was ist das jetzt, passiv-aggressiv vor dem Bratapfel? Ich hab doch tausend Besteckdingse.
Mama N: Aber die sind ja alle unterschiedlich.
Frau N: Schmeckt das dann anders?
Mama N: Das Auge isst mit!
Frau N: Dann bringt euch doch nächstes Jahr eure silbernen Löffelchen von zu Hause mit.
Schwester N: So Besteck für Erwachsene.
Frau N: Achso.
Schwester N: Magst du denn eher schwer oder eher filigran? Eher eher schlicht oder eher verziert?
Frau N: Leicht und schlicht.
Schwester N: (hält Laptop hin) So etwas?
Frau N: Ja, das ist schön - schenkt das doch nächstes Jahr Herrn N.
Mama N: Wieso Herrn N.?
Frau N: Weil der nie Wünsche hat, ich schon, ich wünsche mir doch dauernd was. Wartemal, ich frag ihn, ob es ihm gefällt. (rennt mit Laptop weg).
(kurz später)
Frau N: Ja, das findet er gut, aber weißt du was, ich kaufe das jetzt einfach sofort.
Schwester N: Wieso kaufst du jetzt Besteck?!
Frau N: Wieso nicht?
Mama N: Du kannst doch jetzt nicht einfach Besteck kaufen.
Frau N: Ihr habt gesagt, ich brauche Erwachsenenbesteck, ich kaufe Erwachsenenbesteck.
Schwester N: Du kannst jetzt nicht einfach Besteck kaufen, schau dich doch erstmal um, vielleicht findest du eins, das dir noch besser gefällt!
Frau N: Neee, das mache ich nie, das ist mir dann zu viel, gibt ja tausend Bestecke, dieses hier ist super, hast du gut ausgesucht, bestell mal, meine Karte ist da irgendwo in der Tasche.
Schwester N: Ich hab das nicht ausgesucht, das war nur der erste Klick!
Frau N: Der erste Klick und ein Volltreffer, ist doch schön, gib den Laptop ich bestelle.
Mama N: Ist das von WMF? Oder von Rosenthal?
Frau N: Weiß ich nicht, mir egal.
Mama N: Denk doch mal nach, sowas hat man viele Jahre!
Frau N: Hab schon fertig gedacht.
Schwester N: Aber das sind nur jeweils 6 Teile.
Frau N: Ich kaufe zwei Sets.
Papa N: Was für einen Schliff haben die Messer denn?
Frau N: Weiß nicht, wieso?
Papa N: Früher konnte man Wellenschliff nicht nachschleifen lassen, aber heute schon.
Frau N: Dann ist es also egal?
Papa N: Ja.
Frau N: Ah. (sucht die Kreditkarte) - Moment! Da sind keine Kuchengabeln dabei.
Schwester N: Kuchengabeln?
Frau N: Keine Kuchengabeln. Dann nicht. Vorbei!
Schwester N: Es gibt bestimmt auch so ein Set mit Kuchengabeln.
Frau N: Kann sein, aber das hier nicht, ich wollte genau das genau jetzt zweimal kaufen.
Schwester N: Schau doch einfach mal in Ruhe.
Frau N: Nee, ich will nicht schauen. Das Zeitfenster für Besteckkauf hat sich auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Dann Bratapfel.
So this is Christmas.
Bei uns wird sehr traditionell mit viel Essen, bergeweise Geschenken und Musik gefeiert. Dieses Jah unter einem Monsterbaum, vielleicht bauen wir uns alle noch ein Baumhaus rein, mal sehen. Zusätzlich wünscht sich Mama N. jedes Jahr ein Gedicht, dieses Jahr bin ich mit ihrer Wahl sehr zufrieden, nämlich das Weihnachtslied, chemisch gereinigt. Wer es vorträgt ist noch unklar, vielleicht der Laptop, wir haben ja schließlich 2015.
Wenn dann noch bitte die Sanddorndiva kurz vortreten könnte - die Dame ist nämlich Mrs Sherlock Holmes und hat mir ganz pseudonym ein Geschenk geschickt. Ich habe so eine gewisse Vermutung, was darin sein könnte, geöffnet wird es aber natürlich erst zur Bescherung. Auf jeden Fall schon einmal ganz herzlichen Dank!
So. Dann machen Sie jetzt mal alle, wie Sie meinen, Hauptsache es geht Ihnen gut.
Letztes Jahr an meinem Geburtstag war ich unschlüssig, was für Kuchen ich ins Büro mitbringen sollte und sah dann im Internet irgendwo Waffelbecherkuchen. Sofort war ich entflammt, Waffelbecherkuchen, total hübsch und angemessen albern für einen Bankenturm, die wollte ich machen. Ich stürmte in den Supermarkt meines Vertrauens, fand aber nirgendwo Waffelbecher, die kleine Eistruhe, an der sie sonst immer standen, war im November verblüffenderweise nicht vor Ort, statt dessen tummelten sich dort Schokoweihnachtsmänner. Einen Supermarkt nach dem anderen klapperte ich ab und wurde immer nervöser, schließlich fragte ich irgendwo einen Verkäufer und der sagte: "Natürlich stehen die beim Eierlikör."
Achso, beim Eierlikör natürlich, ja, stand auch auf der Packung, dass man die für Eierlikör verwenden kann, 16 Becher sind in einer Packung, ich kaufte 10 Packungen weil ja Waffelbecherkuchen so toll sind und ich die ab jetzt für immer bei jedem Anlass machen wollte.
Ein paar Tage später hatte ich 4 Packungen Waffelbecher verbraucht und wusste: ich will garantiert in meinem ganzen Leben nie wieder Waffelbecherkuchen machen. Erstens das Gefummele mit dem Sprizbeutel, um den Teig hineinzubekommen, trotzdem haben sie oft Schlagseite oder sind kopflastig und kippen beim Anrichten ständig um, Unordnung wohin man schaut, und dann die Arbeit mit dem Überziehen und verzieren, ja, lasst die Leute im Internet ruhig Waffelbecherkuchen machen und hübsche Fotos von aufgeräumten Küchen und angeordneten Becherchen posten, aber ich selbst mit absoluter Sicherheit nie wieder, Scheißzeug.
Ich legte die übrigen Becherpackungen unter die Nudeln. Vor ungefähr einer Woche fielen sie mir in die Hände, weil die Nudeln alle waren. Haltbar noch bis Jahresende, also entweder statt Weihachtsplätzchen Waffelbecherkuchen (natürlich nicht – nie wieder!) oder aber 96 Becherchen Eierlikör, bis Jahresende, also so 5-6 Stück pro Tag – auch schwierig, aber wahrscheinlicher als Waffelbecherkuchen.
Scheinbar völlig unzusammenhängend: gestern habe ich ja die neuen Devices für Papa und Mama N. eingerichtet, dabei entdeckte ich irgendwann, dass das Smartphone gar keine SD-Karte in sich drinnen hatte, sehr ungünstig, keine Zeit mehr zum Einkaufengehen, zähneknirschend bestellte ich bei Amazon Prime ohne wirkliche Hoffnung, dass das noch klappt und bereitete mich mental schon auf die Beschimpfungen der Schwestern ("was richtest du das auch alles erst zwei Tage vorher ein, hättest du dich auch mal eher mit befassen können, dann wäre das längst geregelt, lalala") vor.
Dann ging ich heute morgen zu Papa und Mama N. in deren Hotel frühstücken und heimlich das Hotel W-Lan auf den Geräten einrichten und machte mich anschließend auf den Weg ins Büro – anderer Weg, andere verrückte Menschen – ein paar Straßen weiter rief jemand "He, du – he, he… ich MUSS mit dir Kaffee trinken und Eier essen!"
Das war jetzt neu. Also, Kaffee trinken nicht, das war ja neulich schon, aber Eier essen noch überhaupt nie, also fragte ich reflexartig "Wieso Eier essen?!", so kamen wir ins Gespräch. Frühstücken wollte der Herr, er frühstückt immer mit Ei, ich erzählte, dass ich selbst gerade vom Frühstück komme und dabei sogar auch schon ein Ei verspeist hatte, wir sprachen kurz über Nutella und Schokocremes im Allgemeinen, drückten dann wechselseitiges Bedauern aus, dass es mit dem gemeinsamen Ei heute morgen nicht klappen würde, zumal ich heute auch noch Bürofrühstück hatte, drei Frühstücke an einem Tag sind selbst mir zu viel – doch da fiel mir ein: ich trage ja lösungsorientiert eine Flasche Eierlikör und drei Packungen Waffelbecher zu eben diesem Bürofrühstück! Und so machte ich ein Angebot zur Güte: nicht Kaffee und Ei, aber Eierlikör im Waffelbecher gleich hier auf der Straße. Der Herr war begeistert, ließ es sich nicht nehmen, auch noch Mokka aus dem Cafe gegenüber zu holen und das trotz seiner Sorge, ich könnte währenddessen weglaufen. Aber warum sollte ich das tun, ich spielte natürlich währenddessen Scrabble.
Dann tranken wir Mokka und Eierlikör und sprachen über Weihnachten und Geschenke, ich erwähnte, dass ich eigentlich alles so gut im Griff hatte bis es dann wegen einer fehlenden Speicherkarte ganz und gar anstrengend wurde, der Herr ließ sich das Handy zeigen und sagte: "Speicherkarte hab ich in meinem Laden. Empfehle 4 GB oder 8 GB, 4 läuft schneller." "Wie-wo-was Laden?!" sagte ich, "komm, wir gehen hin!" Wir standen tatsächlich die ganze Zeit direkt davor, ein bisschen zierte er sich, er würde erst um 10 Uhr öffnen, aber das schien mir nur pro forma, jedenfalls legte er wenig später auch gleich formvollendet die Karte auch ein und schaute, ob alles funktionierte, noch ein Becherchen Eierlikör, dann trennten sich unsere Wege, bevor ich ihn noch zu Heiligabend unter den Weihnachtsbaum einlud.
Fazit: Kaufen Sie Waffelbecher. Dieser Waffelbecherkuchen ist eine Zumutung, aber sonst sind die für so ziemlich alle Lebenslagen gut.
Heute quasi höchste Stufe der Digitalkonspiration: Papa und Mama N. bekommen "Devices" zu Weihnachten, die natürlich gebrauchsfertigt mit allen ihren geschätzten Anwendungen vorinstalliert und eingerichtet sein sollen. Nur bemerken die das ja, wenn ständig E-Mails mit Anmeldungen und Tests so kommen, daher musste ich warten, bis sie internetlos in einem Hotel übernachten und jetzt, jetzt ist meine Stunde - na, sagen wir: sind meine Stunden - gekommen und ich mache nichts anderes den ganzen Abend als auf einem iPad und einem Android Smartphone dies und das und jenes...
Erschießen Sie mich einfach.
Wie bereits bekannt habe ich zum Geburtstag ein Fitnessdingsi bekommen, an dem mich hauptsächlich die Schlaufauswertung interessierte. Schlafen kann ich nämlich enorm gut, ich schlafe sofort ein und – wenn man mich lässt – auch so gut wie immer durch bis der Wecker klingelt, und genau deshalb war mir unbegreiflich, warum ich trotzdem immer so müde bin.
Dieser Aspekt hat sich jetzt geklärt. Meine Schlafqualität ist wirklich hervorragend, allerdings hapert es in der Schlafquantität. Nicht in der Planung – ich gehe ja abends immer um 22:30 Uhr ins Bett, das ist mein fester Plan, so fest, dass sich das in meinem Kopf als Tatsache verankert hat. Von 22:30 – 6:00 Uhr sind es 7,5 Stunden, das sollte ja wohl ausreichen. Tatsächlich hat das Fitnessdingsi aber herausgefunden, dass ich in Wirkklichkeit erst zwischen 0:00 Uhr oder auch mal 1:30 schlafen gehe. So gegen 23 Uhr erhebe ich mich zwar vom Sofa, laufe dann jedoch im Schnitt nochmal 2 km wie ein großes Eichhörnchen auf Speed in der Wohnung herum. "Mäusig sein" nennt Herr N. das. Die Bezeichnung stammt aus der Zeit, in der ich Mäuse hielt und die natürlich auch in ihrem Käfig höchst geschäftig bis fast hektisch, aber gleichzeitig außerordentlich zufrieden mit sich selbst, Dinge tun, deren Sinnhaftigkeit sich dem Beobachter nicht erschließt. Ich gehe also theoretisch um 22:30 Uhr schlafen, praktisch sitze ich bis 23 Uhr auf der Couch und bin dann etwa 2 Stunden mäusig, dann gehe ich ins Bett, schlafe binnen einer Minute ein, wache nach ca. 5 Stunden recht fit auf aber in der S-Bahn fällt mein Kopf schon wieder an die Schulter vom Sitznachbarn. Das hat das Fitnessdingsi herausgefunden, das ist schlüssig, ich habe also keine bislang unerkannte Krankheit, die mir Energie abzieht und über die ich mir Sorgen machen müsste. Alles ist gut.
Weiter hat das Fitnessdingis aber mein Leben nicht nur analysiert, sondern auch bereits verändert. Ich meine damit nicht die Jubelvibration, die es täglich gegen Mittag ausstößt, wenn ich 10000 Schritte zurückgelegt habe und die ich erst für den insgeheim längst erwarteten Aufstand der Maschinen hielt, bei dem das Fitnessdingsi mir den linken Arm wahlweise abreißt oder ihn fremdsteuert und auf dieser Weise die Weltherrschaft anstrebt. Vielmehr meine ich, dass es mir morgens 15 Minuten Entspannung verschafft hat.
Normalerweise fahre ich nämlich morgens mit dem Rad zur S-Bahn. Aus keinem speziellen Grund außer, dass es schnell geht. Bei mir geht ja immer alles schnell (okay, außer Spielzügen beim Backgammon), morgens geht es aber besonders schnell, schnell aufstehen schnell duschen, schnell anziehen, schnell irgendwas mit dem Kind und den Katzen – so wiesele ich (wiederholt) fitnessdingsigemessene 3800 Schritte durch die Wohnung zwischen 6 Uhr und 7:20 Uhr und wenn ich um kurz nach 8 im Büro am Schreibtisch ankomme, atme ich sozusagen erstmal durch und denke mir “Boah. Der Hauptbatzen vom Tag ist geschafft!”
Neulich hat es dann morgens sehr geregnet, das ist mir eigentlich egal und ich fahre trotzdem mit dem Fahrrad, je schneller man fährt, desto weniger nass wird man ja. Nur hatte ich vergessen, irgendwas tuchartiges mitzunehmen, um den Fahrradsattel trocken zu wischen, mit dem Mantelärmel ging es auch nicht gut (Wollstoff) und während mir Regen von oben im Sitzen wenig ausmacht, verursacht mir Regen von unten im Sitzen ein dubios unangenehmes Gefühl. Ich hüpfte und trippelte also ein paar Momente der Entscheidungsfindung nervös um das Rad herum und beschloss dann ganz revolutionär: zu gehen.
Irgendwo hingehen finde ich normal eine höchst unattraktive Tätigkeit, es ist so langsam, ständig sieht man dasselbe weil es kaum vorwärts geht und ein Bein vor das andere setzen ist unglaublich repetitiv. Ich schiebe Bedürfnisse nicht gern auf, auch nicht das, an einem Ziel anzukommen, zumal wenn der Weg keinerlei Zweck erfüllt – nur hatte ich jetzt doch das Fitnessdingsi und das zählt die Schritte, ich habe einen Wettbewerb mit der Kraulschwimmpartnerin und neulich schon das Wanderpinguinabzeichen erhalten und bekanntlich sind meine Motivatoren Wettbewerb und Widerstand. Also ist zu Fuß gehen im Vergleich zu Radfahren nicht mehr komplett unsinnig.
Und dann geschah etwas Unerwartetes: morgens im Dunkeln zu Fuß zur Bahn gehen, während an den Straßen noch die Müllsäcke stehen und alle Gestalten herumschlurfen statt federnden Schrittes ihrem Tagwerk nachzugehen, fühlte sich für mich an wie eine Nacht, die ich in London auf der Straße verbrachte. Da war ich knapp 16 und fuhr zu meiner Schwester nach Schottland, nur, das man eben damals noch nicht in Düsseldorf in ein Flugzeug stieg und in Edinburgh oder Glasgow wieder ausstieg, nein, nein. Man stieg in morgens Düsseldorf in einen Zug nach Köln, stieg dort um in einen Zug nach Calais, stieg dort mittags um auf die Fähre nach Dover, stiegt dort um ein einen Zug nach London, lief dort abends vom Zugbahnhof zum Busbahnhof und nahm dann den Übernachtbus (13 Stunden) nach Aberdeen. Und leider ging auf dem Kanal die Fähre kaputt und dümpelte 8 Stunden im Wasser, bevor es irgendwie weiter ging, so dass der Übernachtbus längst weg war, als ich in London eintraf. Und der Busbahnhof war schon geschlossen, der Bahnhof schloss auch, Geld für ein Hotel hatte ich natürlich nicht, mir fiel also nichts anderes ein, als die ganze Nacht durch die Straßen zu laufen, um nicht einzuschlafen. Das war vermutlich erst etwas anstrengend mit Wanderrucksack und einer Zug-Zug-kaputteFähre-Zugfahrt im Rücken, aber daran kann ich ich überhaupt nicht erinnern. Ich kann mich nur daran erinnern, wie ich durch diese dunklen Straßen lief, vorbei an schlurfenden Gestalten und Müllsäcken und komplett allein war, niemand, den ich kannte wusste, wo ich war. Und die Straße, die Stadt, die ganze Welt war völlig offen, lauter Möglichkeiten, ein riesiges Spielbrett. Unendliche Freiheit.
Eine Ahnung von diesem Gefühl habe ich also im Dezember morgens um halb 8 in einer Nebenstraße in Offenbach wiedergefunden, seitdem gehe ich morgens diese 15 Minutne immer zu Fuß und jage dieser Ahnung nach. Und dann gehe ich ins Büro.
Wir haben einen Weihnachtsbaum und ich kann nicht aufhören zu lachen, denn dieser Baum ist wirklich wunderschön, aber ganz enorm groß. Wir haben immer recht große Bäume, das ist es nicht, aber doch sind wir weder der Frankfurter Weihnachtsmarkt noch das Foyer vom Rapunzelturm und wir haben zwar eine Deckenhöhe von 3,60 Metern, aber dass ein Baum diese in einem Privathaushalt quasi ausschöpft halte ich doch für eher ungewöhnlich. Sie müssen sich das jetzt so vorstellen: ich sitze auf dem Sofa und freue mich, dass der Baum steht, dann werfe ich einen kleinen Blick zur Seite auf ihn - ich muss mich schon viel weniger zur Seite drehen, als ich erwarten würde, dann sehe ich ihn schon - und jedes Mal ist der nochmal etwa ein Drittel höher und breiter, als ich ihn vor meinem geistigen Auge abgespeichert habe. Der komplette Irrsinn. Ich kann nicht aufhören zu lachen!
Symbolbild.
In gewohnter Effizient präsentiere ich Ihnen heute in kleines Problem mit sofortigem Lösungsangebot, so dass sich das Schreiben darüber schon nicht mehr lohnt, doch da ich beides – Problem und Lösung – erst beim Schreiben entwickele (ich kann schneller schreiben als denken), wäre die anschließende Löschung eine ganz und gar unnötige Zusatzaufgabe. Die ausbleiben muss, denn es geht um Zeit. Und um Sprengungen. Mein Zeitbudget ist derzeit gesprengt. Da ich nicht über einen Beruf verfüge, der mir die notwendige Zeit lässt, während der Arbeitszeit über denselben zu klagen und meine Freizeit derzeit wahlweise verzocke (gestern), verfeiere (heute) oder versinge und vertrinke (morgen), habe ich leider keinen Text für Sie, bzw. das stimmt nicht, ich habe einen Text, nur keinen eigenen.
Übrigens, Frau Violinista warf hier gestern nach meinem nächtlichen Qualitätsbeitrag die Frage in den Raum, was eigentlich geschehen sollte, falls ich einmal faile. Während ich einerseits dieser Frage keine mögliche Realität zuordnen kann und es in einem natürlich zu vernachlässigenden Nebengedanken für etwas unausgewogen halte, dass ich selbst andere Personen fürs Bloggen belohne, im Gegenzug dafür bestraft werden soll, wenn ich rechtschaffen pausiere, sind natürlich auch abweichende Meinungen zulässig. Man kann sich also (wenn man Zeit hat) darüber unterhalten, was eine denkbare Maßnahme wäre, falls ich mal einen Tag nichts schreibe. Eine gute Reaktion wäre zu überprüfen, ob ich unterm Schreibtisch eingeschlafen bin, mich sanft zuzudecken und mir ein Kissen unter das frisch geschnittene Haar zu schieben. Das ist aber nur mein Vorschlag, temporär underforderte Personen können sich dem Thema gerne detaillierter widmen; unterrichten Sie mich über das Ergebnis aber vergessen Sie nicht: ich spiele gerne und fair, aber komplett empathiebefreit.
Dies war das erste Lösungsangebot für den fehlenden Text, der nicht fehlt, weil er sich in Problemstellung und Lösung selbst konstruiert. Ich bin gespannt, wie lang er wird, ich habe keine Ahnung, exakt 7 Minuten bleiben mir noch, bis ich ins Auto steigen muss, kann sein dass der Text noch völlig außer Kontrolle gerät und uns alle verschlingt. Aber Sie sind mutige Menschen, lesen Sie weiter.
Etwas Mut brauchen Sie jetzt, um nichts weniger geht es nämlich nun, als darum, das Universum ein kleines bisschen gerader zu rücken, mittels einer Sprengung. Jetzt haben wir auch die Aufmerksamkeit der Behörden. Das ist nicht scherzhaft gemeint, weder das mit den Behörden noch mit der Sprengung, wobei die Sprengung übertragen gemeint ist. Liebe Datenauswertungsspezialisten, können Ihre Algorithmen das schon gut unterscheiden oder muss das jetzt ein echter Mensch herausfinden, indem er (sie) einen Text liest, der geschrieben wird, bevor er gedacht wurde und von dem noch niemand weiß wohin er führt? Falls ja, knapp 6 Minuten noch, dann haben Sie es geschafft, außer Sie lesen mit Finger und Lippenbewegungen, dann können Sie es aber als gute Übung betrachten.
Zurück zur Sprengung des Universums, nein, das meinte ich gar nicht. Ich mache es jetzt kurz, mir fällt nämlich gerade auf, dass ich mir noch die Nägel lackieren wollte: Lesen Sie heute über die Schwedenbombe. Aus den folgenden Gründen: 1. ist ein richtig guter Text. 2. aus Spaß: der Herr Schizophrenist befürchtet nämlich, dass ein simples “oh-oh” von mir seine Rangliste sprengt. Und da wir hier von 12 – 36 Klicks sprechen, ist das natürlich nicht unwahrscheinlich, seine Ordnung hat es aber trotzdem nicht; es ist (schon rein semantisch) passender, wenn die Schwedenbombe diese Liste sprengt. Gehen Sie also hin und lesen Sie, das können Sie als meinen Weihnachtswunsch betrachten, bzw. eigentlich wünsche ich mir seit langem eine Winkekatze, doch ich bekomme keine. Aber das ist ein Thema für ein andermal, sonst hab ich gleich nur die rechte Hand lackiert.
oh-oh ;-)