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    Dienstag, 23. Juni 2015
    Blogging November - 1329

    Meine Erinnerung an Schulsport und die Bundesjugendspiele ist bruckstückhaft - beides hat keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

    Sport in der Grundschule war bei meiner knapp 60jährigen Klassenlehrerin. Was dort gemacht wurde, weiß ich nicht, ich weiß nur noch, dass viele Kinder diese kratzigen roten Strumpfhosen zum Sport trugen und ich sehr froh war, dass ich ein Trikot mit kurzer Hose und Shirt hatte.

    Von der ersten Teilnahme an den Bundesjugendspielen - also in der 3. oder 4. Klasse der Grundschule - weiß ich noch, dass wir in eine andere Schule fuhren, mit einem Bus. Dort auf dem Schulhof fand das Ereignis statt. Was genau alles zu tun war, habe ich vergessen, aber "Werfen" machte ich an diesem Tag zum ersten Mal und es klappte ganz gut. Keine Ahnung, ob ich eine Urkunde bekam.

    Später, am Gymnasium fand ich Sportunterricht weder besonders gut noch besonders schlecht. Das Umziehen nervte, und die Sachen mitzuschleppen, und generell nervte Unterricht ja, im Hof sitzen und Kaffee trinken war viel besser, da unterschied sich Sport wenig von den übrigen Fächern. Manche Sachen beim Sport konnte ich gut, zum Beispiel Geräteturnen. Andere nicht so, zum Beispiel Leichtathletik. Ballspiele machten mir Spaß, Gymnastik fand ich blöd. In der Mittelstufe hatte ich generell keine Lust mehr auf Sport und machte nur Unsinn. Der Sportlehrer bot meistens irgendeine Option an, damit er keine 5 geben musste, z. B. bis Ende des Schuljahres eine bestimmte Zahl an Liegestützen schaffen und solche Angebote griff ich meistens auf und hing ansonsten im Geräteraum ab, wo wir uns in irgendwelche Ecken verkrochen und Musik (auf dem Walkman!) hörten. Später wurde es dem Lehrer aber zu bunt und die Störer, also auch ich, wurden zum Strafrundenlaufen auf den Platz geschickt. Das war ganz okay, wir liefen dort also immer im Kreis und haben uns dabei unterhalten, unbeaufsichtigt, vermutlich hätten wir auch aufhören können zu laufen, aber war ja egal. Meist liefen wir komplett in Straßenkleidung und Schuhen, teil des Ungehorsams war es nämlich, keine Sportsachen mitzubringen.

    In der Oberstufe konnte ich nicht, wie die anderen, eine Sportart wählen - das lag daran, dass ich nachmittags Sprachunterricht hatte. Ich musste also nehmen, was zeitlich passte, und das war Fußball als Hauptsportart. Das war auch okay, in dem Kurs waren außer Pe und mir nur Jungs und wir wurden meist sehr schnell wegen Foulspiel vom Platz gestellt. Die unfreiwillige Nebensportart war erst Trampolin, dann Badminton und beides hat mir erstaunlich viel Spaß gemacht. Badminton habe ich dann noch viele Jahre privat gespielt.

    An die Bundesjugendspiele im Gymnasium erinnere ich mich ebenfalls nur sehr dunkel. Ich konnte weit springen, bin aber fast immer übergetreten. Sprint war nicht mein Ding, ich hatte meist schon keine Lust, die Fußdinger einzustellen und fand es fies, mit den Fingern diesen sandkrümeligen roten Plastikboden zu berühren. Auf der längeren Strecke war ich erst ziemlich schlecht, aber ab dem Jahr, in dem ich ständig die Strafrunden laufen musste, okay. Kugelstoßen habe ich von der Koordination her nie hinbekommen. Ob es noch weitere Disziplinen gab, weiß ich nicht mehr.

    Eine Ehrenurkunde bekam ich nie, manchmal hatte ich eine Siegerurkunde, oft aber auch gar keine (es gab noch keine Teilnahmeurkunden). Keine Ahnung, was ich mit den Urkunden gemacht habe, aufgehängt jedenfalls nicht, ich habe sowieso jeweils am Ende eines Schuljahres alles weggeworfen, was mit dem Jahr davor zu tun hatte. Also vermutlich auch die Urkunden.

    Ich kann mich nicht erinnern, dass ich vor den Bundesjugendspielen aufgeregt war oder dass sie mich im Nachhinein noch länger bewegt hätten. Ich kann mich auch nicht erinnern, in den urkundenlosen Jahren gehänselt worden zu sein. Ein Bild habe ich noch vor Augen, wie wir in der Umkleidekabine Punkte verglichen, aber nicht auf eine Art, die mir unangenehm war, sondern so, wie man es auch bei Klassenarbeiten macht - "wie viel hast du denn bei Aufgabe soundso, ach ich hab da nur x, haha, aber bei Aufgabe soundso hab ich fast alles". Ob jemand anders verspottet wurde? Ich weiß es nicht. Ein sehr ehrgeiziges Mädchen war in meiner Klasse, die immer, wenn sie bei einem Lauf überholt wurde, mit einer vermeintlichen Verletzung umfiel. Darüber haben wir geredet - vermutlich gelästert.

    Ansonsten - es fand halt statt. Es war keine Schule an dem Tag, das war generell gut. Es war was anderes als die Routine, das war auch generell gut. Dass die meisten Disziplinen mir keinen Spaß gemacht haben, war okay, man macht so viele Sachen ständig, die an sich keinen Spaß machen aber dadurch aufgewertet werden, dass man sich mit netten Leuten unterhält und woanders herumsteht als sonst.

    Als Mademoiselle dieses Jahr teilnahm, war ich erstatunt, dass es diese Veranstaltung überhaupt noch gibt. Und erstaunt bin ich auch, dass es viele anscheinend so sehr geprägt hat. Ich hatte die Existenz der Bundesjugendspiele bis vor ein paar Tagen komplett vergessen.

    Montag, 22. Juni 2015
    Blogging November - 1328

    Bekanntlich habe ich immer wenig Zeit, daran kann man nicht viel machen, insofern halte ich es für eine gute Idee, manche Dinge einfach schneller zu machen. Und so nahm ich gestern an einem Speedreading-Seminar teil, zugegebenerweise mit wenig Erwartungen, aber dann war es doch interessant.

    Speedreading (Schnellesen) ist generell umstritten. Klar ist, dass es nichts nützt schnell zu lesen, wenn das Textverständnis auf der Strecke bleibt (Schnellesen grenzt sich in diesem Punkt klar von Querlesen ab - das Texterständnis soll, im Gegensatz zum Querlesen, nicht signifikant vom Verständnis beim normalen Lesen abweichen). Klar ist auch, dass Personen unterschiedlich schnell lesen, unklar jedoch, in wie weit das Schnellesen durch besimmte Techniken erworben werden kann oder ob diese Fähigkeit nicht eher auf andere Faktoren zurückgeht, welche auch immer.

    Wie dem auch sei, spekulieren kann man immer viel, ich probiere ja lieber aus. Vor dem Seminar ließ ich meine Lesegeschwindigkeit testen und lag damit bei knapp 300 Wörtern pro Minute - das ist ein eher schnelles normales lesen.

    Speedreading, so lernte ich im Seminar, baut im hauptsächlich auf drei Annahmen auf:

    Erstens sollen weniger redundante Informationen aufgenommen werden. So wird z.B. geübt, Wortgruppen statt einzelner Wörter zu erfassen und über Kleinkram schlicht hinwegzusehen. Kleinkram sind beispielsweise Artikel - man kann, um ein populäres Beispiel zu nennen, trefflich darüber streiten, ob es der oder das Blog heißt, aber für das Textverständnis ist es wirklich vollkommen gleichgültig. Artikel kann man weglassen beim Lesen. Außerdem wird nur vorwärts gelesen - also nicht, wie das sicher jeder kennt, nochmal mit den Augen zurückgehen, wenn man merkt, dass etwas unklar ist. Einfach weiterlesen, Mut zu Lücke, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es sich im Nachhinein klärt, denn wichtige Punkte werden in einem Text selten nur einmal gemacht. Klärt es sich nicht, war es vermutlich sowieso egal. Und ansonsten: Mut zur Lücke. Geübt wurde das erbarmungslose Vorwärtslesen mit Metronom und Lesehilfe, das Erfassen von Wortgruppen mit Fixierungen, die eine Seite in Spalten aufteilt.

    Zweitens wird die Augenbewegung optimal genutzt. Zum einen das Sichtfeld, das natürlich auch für die Wortgruppenerafssung wichtig ist, zum anderen aber auch die Bewegung der Augen über die Zeile. Auch dafür gibt es ein paar lustige Übungstools, zum Beispiel eins, mit dem man einen beliebigen Text (solange er per Copy&Paste kopierbar ist) so abspielen lassen kann, dass immer ein Wort eingeblendet ist, in einer beliebigen Geschwindigkeit. Dabei muss man die Augen gar nicht mehr bewegen und es ist ein sehr eigenartiges Gefühl, einen Text quasi als Wortfilm zu sehen. Oder eine Möglichkeit, die beim Lesen am Bildschirm gut genutzt werden kann: das Fenster so schmal stellen, dass eine Zeile nur noch aus drei bis vier Wörtern besteht. Auf diese Weise muss das Auge nur nach unten scrollen, ohne sich links-rechts bewegen zu müssen.

    Drittens ging es auch um die Konzentrationsfähigkeit und das war vielleicht mein Aha-Erlebnis: wer Schwierigkeiten hat, den Inhalt eines Textes aufzunehmen, liest möglicherweise zu langsam. Dann hat das Gehirn nämlich Kapazitäten frei und legt nebenher eine Einkaufsliste an oder plant den Rest des Tages durch. Ja, das ist etwas, das ich in jedem Fall gut kenne. Bisher habe ich dann wirklich häufig gedach: So, das lese ich jetzt nochmal von vorne und ganz in Ruhe, Wort für Wort, dann muss es doch hängen bleiben. Und tatsächlich endete dieses Unterfangen nicht selten mit "ach ja, ich könnte heute Indisch kochen, da brauche ich nur noch Koriander!"

    Ich habe das wenn-Konzentrationsprobleme-dann-schneller-machen gestern schon mit einigen langweiligen Texten ausprobiert, und ja, das klappte. Außer später am Abend, da war ich einfach zu müde, da klappte gar nichts.

    Ein paar Tipps gab es noch zu Textstrukturen, Notizen und dergleichen, das war mir aber alles mehr oder weniger bekannt.

    Am Ende des Seminars testete ich meine Lesegeschwindigkeit nochmal und lag nun bei etwa 400 Wörtern pro Minute. Noch nicht irrsinnig schnell, aber doch deutlich schneller. Geübte Schnelleser kommen auf Geschwindigkeiten von 800 bis 1000 Wörtern pro Minute, sagt man. Meine Übungsphase zieht sich über die nächsten 30 Tage, ich bekomme täglich eine Mail und muss etwa 15 Minuten aufwenden. Danach habe ich, so der Plan, die Technik verinnerlicht.

    Wer weiß, das dann passiert, angeblich hat eine Dame Harry Potter und die Heiligtümer des Todes in unter einer Stunde durchgelesen. Für meinen Bücherstapel neben dem Bett ist das durchaus eine attraktive Option.

    Sonntag, 21. Juni 2015
    Blogging November - 1327

    Ich werfe gern weg und ich trenne mich schnell und leicht von Dingen. Heute zum Beispiel habe ich im Vorbeigehen ein paar Schuhe, ein halbes Regalbrett Bücher, etwa 10 Teile aus dem Kleiderschrank und einen Korb mit Sammelsurium entsorgt. Das heißt aber nicht, dass ich auch einige Gegenstände, die im Alltag keinen Nutzen haben, über Jahre hinweg aufbewahren würde.

    Manche dieser Erinnerungsstücke sind in den Haushalt integriert, wie zum Beispiel das Küchenradio, das meine Eltern in den 70ern verwendeten, ein kleines Topfset, in dem - das weiß ich von Fotos - früher mein Brei zubereitet wurde (das sind jetzt Blumenübertöpfe, die Lackierung enthält irgendwas möglicherweise Giftiges, weiß man heute) oder das Essbesteck, das ich zur Kommunion bekam.

    Andere werden aber einfach nur aufbewahrt und zwar in einem kleinen, hellblauen Plastikaktenkoffer, wie er in den 80ern totschick war.

    Darin befindet sich zum Beispiel Folgendes:



    Ein Bild aus dem Kindergarten von einem Koffer mit Dingen darin, die mir wichtig sind. Ein Koffer mit wichtigen Dingen in einem Koffer mit wichtigen Dingen - keine Sorge, das wird jetzt hier nicht so beängstigend wie die Hasselhoff Rekursion.

    Ich muss 5 gewesen sein, ich war nämlich nur ein Jahr im Kindergarten. Aber man sieht deutlich: Malen ist nicht mein Ding. Zum Glück wurde aber zusätzlich schriftlich festgehalten, welche Gegenstände mir denn mit 5 Jahren wichtig waren. Besonders erstaunlich finde ich dabei die zwei Schnuller, ich hatte nämlich nie einen Schnuller. Interessant ist sicherlich auch die Möhre, große Freude habe ich heute an den Samenkörnern und natürlich an dem Kistenteufel. Merken Sie sich die Knöpfe für später vor, darauf kommen wir noch zurück.

    Weiter sind darin ein paar Gegenstände:



    Mein Federmäppchen aus der Grundschule, die ersten Schuhe, die erste Uhr (bzw. der Rest davon) und der Stein meines ersten Rings. Meine Lieblingsgeldbörse und ein Engel, der immer über meinem Bett hing (woher er kam, weiß ich gar nicht). Ein Brett, von dem ich als Kind immer Abendbrot gegessen habe und ein Stück von dem Stoff, aus dem die Vorhänge im Puppenhaus waren.

    Dann noch Zettel. Ein paar ausgewählte:



    Meine Fechtlizenz. Ein Blatt von meinem Lieblingsbriefpapier. Etwas Korrespondenz - teilweise nett, teilweise nicht so. Der Beweis, dass ich mal ein Mixtape bekommen habe. Ein Versprechen, das nie eingelöst wurde.

    Noch mehr Zettel. Noch viel mehr, hier nur noch ein paar:



    Berechnungen von Papa N. für meine Wohnung. Hinweise von Mama N., die zu erklären zu weit geht. Meine verzweifelten Versuche, unter der Anleitung meines Großonkels, der seinen Lebensunterhalt nach dem Krieg mit Postkartenzeichnen verdiente, ein Schwein zu malen. Wenn ich sage, ich kann nur Buchstaben, dann ist das keine Koketterie.

    Meine Milchzähne (abgesehen von denen, die ich noch im Mund habe) und Sand von als ich das erste Mal am Meer war (Mittelmeer, mit 12 oder so - ich war eigentlich vorher schon am Meer, an der Ostsee, aber daran kann ich mich nicht erinnern, da war ich noch sehr klein).

    Und die Knöpfe. Als Kleinkind saß ich oft bei Mama N., wenn sie nähte, und meistens wollte ich die Kiste mit den Knöpfen sortieren. Sie schenkte mir ein Taschentuch von Papa N., an das ich die, die ich besonders schön fand, selbst annähen durfte.

    So viel zum Koffer.

    Dann gibt es noch diese drei hier: Teddy, Freddy und Schlappi.



    Teddy ist der große Bär, er ist so alt wie ich und lag für mich bereit, als ich zur Welt kam. Er hatte mal eine Spieluhr im Bauch, daran erinnere ich mich nicht, auch nicht daran, dass wir sie rausoperieren mussten, ich weiß es nur wegen seiner Narbe.

    Freddy ist der kleine Bär, woher er kommt weiß ich nicht, aber er ging mit mir zum Kindergarten. Einmal habe ich meine Kindergartentasche vergessen und Freddy steckte noch drin. Papa N. ging extra abends zur Schlafenszeit mit mir zum Kindergarten, damit ich durch die Glasscheibe schauen und Freddy Gute Nacht winken konnte.

    Schlappi gab es in einer Drogerie, als ich etwa 6 war. Mama N. wollte ihn mir nicht kaufen, sie fand, wir hätten mehr als genug Kuscheltiere. Ich erwarb ihn vom Taschengeld (6 Mark!) und seitdem waren Schlappi und ich unzertrennlich. Er hat eine Delle im Rücken, weil er mein Kopfkissen wurde. Mit den langen Ohren konnte man gut Tränchen abwischen.

    Teddy, Freddy und Schlappi schlafen derzeit in Mademoiselles Bett.

    Im Keller ist noch eine Kiste mit Briefen, die meisten von Herrn N., dem Webmeister und Pe. Und natürlich die ganzen Sachen von und für Mademoiselle. Aber darüber gibt es für mich nichts zu erzählen, das ist nicht meine Geschichte.


    (Diesen Beitrag gibt es auf Wunsch von Katja. Katja sagt mir die richtige Zahl für die Überschrift, ich sage ihr, was sie wissen will. Was für ein Deal.)

    Samstag, 20. Juni 2015
    Blogging November - 1326

    Was ich an meinem Carsharing-Auto sehr schätzt ist zum einen natürlich, dass es immer sauber, funktionsfähig und vollgetankt ist, ohne, dass ich dafür etwas unternehmen müsste. Auch um seine Vorsorgetermine muss ich mich nicht kümmern und zusätzlich ist es immer total aufgeräumt.

    Und seit neuerdings hat es noch mehr: Kugelschreiber und Einkaufswagenchips. Einkaufswagenchips sind schon ziemlich toll, sowieso fahre ich ja fast immer, wenn ich das Auto brauche, auch schnell noch etwas einkaufen. Noch besser sind aber die Kugelschreiber. Ich brauche sie zwar zu nichts (dazu müsste ich nämlich erst einmal Papier haben und dann noch einen Grund, etwas per Hand zu schreiben), aber ihre Anwesenheit macht mich froh.

    Toll wäre noch ein Kästchen, das vorgewärmte zitronenduftige feuchte Baumwolltüchlein beinhaltet. Es könnte vielleicht über den Zigarettenanzünder betrieben werden. Solche Tücher kenne ich aus indischen Restaurants in Schottland und finde sie absolut wunderbar. Vielleicht könnten auch noch kleine Snacks vorrätig gehalten werden, oder ein Deckchen, da ich ja viel Zeit lesend in diesem Auto verbringe und mir manchmal an den Knien etwas kühl wird.

    Zuletzt wäre natürlich Wlan super. Aber wir wollen nicht übertreiben.

    Freitag, 19. Juni 2015
    Blogging November - 1325

    Wieder bei Herrn M.:

    Frau N: Hallo.

    Herr M: Hallo.

    (Schweigen)

    Herr M: Na. Wie kann ich Ihnen denn behilflich sein?

    (Schweigen)

    Frau N: Ich möchte ein Fahrradschloss kaufen.

    Herr M: Ah! Soso! Ein Fahrradschloss.

    (Schweigen)

    Herr M: Hier ist Ihr Fahrradschloss. (legt ein langes, bewegliches Schloss hin)

    Frau N: Wunderbar. (hält EC-Karte hin)

    Herr M: Nein, nein! (zeigt auf ein verblichenes Zettelchen am Tresen: "Zur Zeit keine Kartenzahlung möglich.")

    Frau N: Oi! Das hing hier doch schon, als ich im März das Fahrrad für Mademoiselle gekauft habe!

    Herr M: Ei, dann wussten Sie ja Bescheid.

    Frau N: (zähneknirschend) Ich komme gleich wieder.

    Herr M: Sie können das Schloss ruhig mitnehmen. Das Geld bringen Sie dann halt bei Gelegenheit vorbei.

    Frau N: Keinesfalls! Dann muss ich bis dahin jeden Tag an Sie denken und bekomme ein Aneurysma!

    Herr M: (freut sich sichtlich)


    Eine kurze Fahrt zum Geldautomaten, das Schloss gekauft, und jetzt geht hoffentlich so bald nicht etwas am Fahrrad kaputt. Ich brauche eine Pause.

    Donnerstag, 18. Juni 2015
    Blogging November - 1234

    Sehr schmerzhaft war der Kraulschwimmkurs heute und bildete damit den Abschluss eines schmerzhaften Tages. Schon auf dem Weg zum Büro lief ich mir eine Blase und dort angekommen entdeckte ich drei absolute Deppenfehler, die ich in der letzten Woche aus unerfindlichen Gründen in meine Arbeit eingebaut hatte. Der erste war eine Lappalie, richtet keine Schaden an, aber lässte eine mir (noch) unbekannte Person vermutlich denken, dass ich bestenfalls zum Zeitpunkt unserer Korrespondenz betrunken war, andernfalls - egal. Der zweite war der schwerwiegendste, ließ sich aber durch bedingungslose Kapitulation vor diesem Sachverhalt ausbügeln ließ. Der dritte einer, der nur für mich selbst blöd ist und eine über mehrere Stunden geleistete uninteressante Fleißarbeit komplett sinnlos werden ließ. Dann geriet ich in die Schusslinie zwischen zwei Gockeln, der kleinere kam später gerupft zu mir, als ich schon eigentlich gar nicht mehr da war um zu erfahren, wie er sein Gefieder wieder glätten kann. Auch das wird nur durch bedingungslose Kapitulation möglich sein und wir werden sehen, ob er den Magen dazu hat. Auf dem Heimweg hatte ich Nasenbluten über einer weißen Hose und lief mir eine zweite Blase am anderen Fuß und zog aus trotz zu Hause eine andere weiße Hose an und immerhin auch andere Schuhe, die aber am Ende des Tages auseinanderfielen, so dass ich barfuß nach Hause zurückkehrte.

    Zurück zum Kraulschwimmkurs: kurz vor dem Losgehen dachte ich noch, dass ich totmüde umfallen und im Becken ertrinken werde, im Auto bekam ich eine Powerbanane geschenkt, so dass es dann doch ein bisschen ging, und dann wurde ich von Kraulschwimmpartnerin zu posermäßigen Klimmzügen am 1-Meter-Brett herausgefordert, es ist wirklich schlimm, wie sowas bei mir immer zieht, jedenfalls war ich dann auch wach. Mit den anderen Teilnehmerinnen tauschten wir Tipps zu verschiedenen Schwimmbädern in der Region aus, inklusive Länge der Bahnen. So wurde mir z.B. das Brentanobad mit dem größten Becken Deutschlands, das eine Länge von 220 Metern hat, empfohlen.

    Im Kurs selbst waren wir wieder nur zu viert, und zwar wir zwei, die Streber-Oma (die, wie wir in der Dusche sahen, vielleicht doch gar nicht so alt ist?) und die nette Frau. Dann stieß noch eine Fremde dazu, sie ist in dem Kurs am Donnerstag, kann diesen Donnerstag aber nicht und erfragte daher, ob sie heute mitschwimmen könne. Sie war herzlich eingeladen, doch sagte der Schwimmlehrer auch, sie solle sich nichts daraus machen, wenn sie nicht ganz mithalten können, wir wären sehr weit fortgeschritten.

    Wir übten wieder Kraulbeine, dann die Arme separat, dann Kraulabschlag und dann wieder. FULL RANGE OF MOTION! Und nach jeder halben Bahn bekam ich einen neuen Krampf an einer anderen Stelle in einem der zwei Beine.

    Der Schwimmlehrer lobte jedoch. Es sähe schon sehr "kraulig" aus. Nur den Arm unter Wasser am Bein noch ein paar Millimeter weiter strecken, sonst alles gut. Sogar die Atmung. Hach.

    Warum genau ich jetzt einen Krampf nach dem anderen hatte, in Wade, Zeh, Oberschenkel, Fußsohle, weiß ich nicht. Natürlich habe ich wieder vergessen, Magnesium zu nehmen, aber das ist ja nicht neu. Vielleicht war das Bier von gestern und die kurze Nacht schuld. Vielleicht hat aber auch der Typ, der letztes Mal die Krämpfe hatte, mein Lästern mitgehört und ist dieses Mal zu Hause geblieben, um die Waden einer blonden Vodoo-Puppe mit Nadeln zu pieksen. Man weiß es nicht, ist aber auch egal. Full Range of Motion! Sehr kraulig! Ich bin zufrieden.

    Und die je drei walnussgroßen Verkrampfungen, die ich pro Wade habe, sind bestimmt morgen wieder weg. Ich trinke jetzt jedenfalls ein Konter-Bier.

    Mittwoch, 17. Juni 2015
    Blogging November - 1323

    Sehr erfreut festgestellt: es ist wohl schon Sommer, und ich habe es bisher gar nicht bemerkt. Das ist absolut hervorragend, Sommer und ich, das ist ja bekanntlich so eine Sache, aber vielleicht ist es dieses Jahr anders, vielleicht gehe ich dieses Jahr einfach so viel ins Schwimmbad, dass mich der Rest nicht mehr stört, und dieses Jahr kann ich plötzlich einfach ohne Bettdecke schlafen ohne das unbequem zu finden, kann einfach in die Sonne blinzeln statt vom ersten Blenden Kopfschmerzen zu bekommen, und dieses Jahr habe ich eine Ahnung davon, wie das ist, dieses Sommernächte, in denen man einfach nicht müde wird statt nur noch ohne Kreislauf dahinzuvegetieren.

    Keine Ahnung, wie es kommt, aber vielleicht gibt es noch Hoffnung für den Sommer und mich.

    Montag, 15. Juni 2015
    Blogging November - 1322

    Heute fiel mir nach getaner Arbeit mein Fahrradschloss in den Händen auseinander. Kurz überlegte ich, ob mich mein Rad mit Mademoiselles oder Herrn Ns zusammenschließen sollte, aber die komplexe Logistik der nächsten Tage würde dadurch vermutlich nicht gerade entzerrt. So entschloss ich mich noch zu einer kurzen Fahrt zum Fahrradmann Herrn M., den Sie ja schon von hier und hier kennen:

    Frau N: Alles gut, nichts geklaut, nichts kaputt, ich brauche nur ein neues Schloss.

    Herr M: Hab ich nicht.

    Frau N: Ein Fahrradschloss.

    Herr M: Ich hab kein Fahrradschloss.

    Frau N: Ich möchte ein Fahrradschloss kaufen.

    Herr M: Ich habe keins. Kommen Sie übermorgen oder so.

    Frau N: Ich möchte jetzt ein Fahrradschloss kaufen.

    Herr M: Ich habe aber jetzt kein Fahrradschloss.

    Frau N: Sie haben einen Fahrradladen und immer hunderte Schlösser überall. Ich gucke mich jetzt nicht um, aber ich wette, wenn ich mich umgucke, sehe ich zig Fahrradschlösser!

    Herr M: Das sind nicht die richtigen Schlösser für Sie. Ich seh doch, wie Sie immer parken. Sie brauchen ein langes, bewegliches. Die hab ich erst in ein paar Tagen wieder.

    Frau N: Aber ich habe jetzt gar kein Schloss. Das ist schlechter als ein kurzes, starres. Ich kann mich nur verbessern.

    Herr M: Kommen sie in ein paar Tagen wieder.

    Frau N: Ich brauche aber jetzt ein Schloss. Ich habe keins!!

    Herr M: Nehmen Sie Ihr Fahrrad doch mit in die Wohnung.

    Frau N: Schauen Sie mich genau an. Sehe ich aus, wie jemand, der sein Fahrrad mit in die Wohnung nehmen will?

    Herr M: Nur für ein paar Tage.

    Frau N: Also. Verkaufen Sie mir jetzt ein Fahrradschloss? Ich zahle jeden nicht komplett absurden Preis, so lange es kein Schloss ist, das ich mit meinen Zähnen aufbeißen kann?

    Herr M: Ich leihe Ihnen eins.

    Frau N: Was?

    Herr M: Ich leihe Ihnen das hier. Und in ein paar Tagen bringen Sie es zurück und kaufen ein anderes. Eins, das besser für Sie ist.

    Frau N: Wieso kann ich denn nicht dieses Schloss kaufen?

    Herr M: Weil das nicht das richtige Schloss für Sie ist.

    Frau N: Gut. Gut, okay, von mir aus. Meine Güte!



    Auf dem Heimweg, mit Einkaufen, das Rad 3x abgeschlossen. Das Schloss ist wirklich nichts für mich.

    Montag, 15. Juni 2015
    Blogging November - 1321

    Gestern Schwimmbad, heute Schwimmbad, was soll ich sagen: das Schwimmbad ist - im Gegensatz zum Supermarkt - kein Ort, aus dem ich mit Geschichten hervorgehe.

    Nur eins: vor ein paar Wochen habe ich im Schwimmbad festgestellt, dass mir Pommes Frites gleichgültig sind. Das scheint zunächst unspektakulär, nur dachte ich über Jahre hinweg, dass ich sie total gern mag, bestellte sie bei Fast Food immer zum Essen dazu und tauschte in anderen Etablissements Bratkartoffeln in Pommes um. Wobei: Bratkartoffeln sind mir auch gleichgültig, aber das wusste ich ja schon länger. Ich mag Pellkartoffeln und Salzkartoffeln und Kartoffelpürree sehr gern. Pommes Frites sind mir total egal.

    Seitdem achte ich darauf, nicht mehr automatisch Pommes mitzubestellen, außer ich habe auch wirklich Appetit darauf. Was aber seitdem noch nicht vorkam. Ich nehme an, das wird so eine Sache wie mit Frikadellen. Oder Fenchel. Zwei- bis dreimal im Jahr möchte ich das unbedingt essen, aber den Rest der Zeit eigentlich nicht. Ich könnte, Frikadellen, Pommes und Bratkartoffeln sind ja kein widerlicher Staudensellerie, aber solange keine Verknappung anderer Lebensmittel vorliegt - warum sollte ich?

    Oh, und ein weiteres staudensellerieähnliches Lebensmittel habe ich im Schwimmbad identifiziert, nämlich: Chicken Nuggets. Isst das Kind gern. Vier waren aber ein Nugget zu viel, also biss ich hinein und spuckte im hohen Bogen aus. Wi-der-lich. Kann natürlich an der Zubereitungsart gelegen haben, aber sie sahen aus wie überall sonst auch. Und Mademoiselle schmeckten sie ja. Insofern nun: Obacht vor Staudensellerie und Chicken Nuggets.

    Sonntag, 14. Juni 2015
    Blogging November - 1321

    Wasser hat keine Balken, sagt man ja, aber die Dusche dafür schon. Dort habe ich mir durch eine übermotivierte Bewegung auf eine solche Weise den Ellbogen angeschlagen, dass der Arm noch mehrere Stunden später bis zum Handgelenk taub war. Das taube Gefühl ist nun weg, was bedauerlich ist, denn jetzt tut es ziemlich weh. Ich muss daher in Betracht ziehen, dass das nichts mehr wird mit dem Arm.

    Aber keine Sorge: einhändiges Tippen bin ich bereits durch das ercandycrushte Handgelenkssyndrom gewohnt. Und auch Kraulschwimmen kann ich natürlich einarming, das haben wir ja lange genug so geübt.

    November seit 6628 Tagen

    Letzter Regen: 13. Mai 2024, 22:27 Uhr