Wenn man mit Leuten verabredet ist, die man eher flüchtig kennt oder lange nicht gesehen hat, und die dann auch noch karnevalistisch verkleidet sind, kann das auch zu Identifikationsproblemen führen. So habe ich heute beispielsweise wie selbstverständlich einen "Heißen Hugo" mit zwei Frauen getrunken, die ich überhaupt gar nicht kannte. Die Käsehäppchen waren auch gut und Mademoiselle hatte sich schon in die Kindergruppe integriert, als nach einer halben Stunde die verspätete Pe erschien und fragte, warum mich mich nicht zu ihren Studienkollegen gesellt hätte und woher ich denn die ganzen Leute mit dem mobilen Buffet kennen würde.
Nunja.
Später waren Mademoiselle und ich als erste wieder zurück und ließen die Wohnungstür für meine Eltern geöffnet. Plötzlich stand dann ein etwa dreijähriges Mädchen in einem Froschkostüm vor uns und verlangte vehement auf Spanisch, dass ich ihr dieses ausziehen möge. Auf die Frage nach ihren Eltern antwortete sie ausweichend und legte dann selbstständig kleine weiße Absatzschuhe in Größe 27 und immerhin das Froschunterteil ab. Daraufhin stellte sie sich als "Elisa" vor und verlangte nach Kakao und Salamibrot. Während ich das gewünschte zubereitete, öffnete sie zielstrebig zuerst den Süßigkeitenschrank und dann den mit den Brettspielen. Sie wies Mademoiselle an, ihr "Das lustige Leiterspiel" vom Regalbrett zu holen und auf dem Fußboden aufzubauen. Es verdichteten sich also die Hinweise, dass dieses Kind in der Wohnung meiner Eltern nicht ganz fremd war, trotzdem schickte ich Mademoiselle an das Bierzelt vor dem Haus, um von den Großeltern Handlungsanweisung im Fall Elisa zu erhalten.
Glücklicherweise hatte alles mehr oder weniger seine Ordnung. Elisa wohnt seit ein paar Monaten zwei Stockwerke tiefer und nutzt jede Gelegenheit, um auszubüxen und Papa N. auf Kakao, Wurstbrot und Lustiges Leiterspiel zu besuchen. Insofern kann ich leider keinen Dialog mit der Polizei und dem einleitenden Satz "Guten Tag, mein Name ist Frau N., ein mir unbekanntes kleines Mädchen in Froschkostüm ist in die Wohnung meiner Eltern eingedrungen und wir wissen jetzt nicht, wohin mit ihm." bescheren.
Heute unterwartet interkulturelle Probleme innerhalb der Herkunftsfamilie.
Mama N: Zum Essen gehen ziehen wir uns aber noch um, oder?
Frau N: Klar!
Mama N: Ihr habt was dabei, ja?
Frau N: Natürlich. Ich wollte noch ins Bad, kannst du Mademoiselle ein bisschen helfen?
Mama N: Gerne.
Frau N verschwindet im Bad. 5 Minuten später ein Klopfen an der Tür:
Mama N: Brauchst du noch irgendwas?
Frau N: Was söll ich denn brauchen?
Mama N: Auch nichts für die Haare?
Frau N: Nein?!
Mama N: Gut, gut.
Weitere 5 Minuten später: Frau N. tritt mit frisch gewaschenen und geföhnten Haaren, Nadelstreifenhose und schickem schwarzen Wollpulli aus dem Bad. Und steht einem Herrn mit rosa Lockenperücke, Clownshemd und Gehstock, einer Dame mit Hexenhut und Spitzenrock und einem kleinen Vampir gegenüber. Alle starren sich angemessen an.
Das war dann wohl ein Missverständnis.
Nach einer mehrtätigen Aktion ist der Geburtstagslaptop für Oma und Opa Novemerregen perfekt einsatzbereit - an dem Punkt war ich fast schonmal, aber dann führte irgendwas zu irgendwas und ich habe was ausprobiert und musste dann wieder von vorne anfangen, und zusätzlich war es ja die brisanteste Aufgabe der Welt, für die zukünftigen Besitzer genau das kostenlose Solitaire aus den drölfzig kostenlosen Solitaires des Internets herauszufinden, das möglichst ganz genauso aussieht wie das jetzige. Die Herrschaften gewöhnen sich da nicht so gerne um. Weshalb ich auch noch ungefähr 10 Stunden Solitär Testspiele gemacht habe, um zu schauen, ob es auch alle benötigten Optionen gibt. Man macht was mit.
Nun ist der Laptop im Koffer, bzw. er passte gar nicht in den üblichen Koffer, ich musste einen anderen nehmen und jetzt passen andere Sachen nicht mehr rein, das ist insgesamt unbefriedigend. Seit das Kind größer ist und ich so wieder mit leichtem Gepäck reisen kann, gehört leichtes Gepäack zu meinem Selbstbild. Morgen aber steige ich mit einem großen Rollkoffer und einem Rucksack in den Zug. Für drei Tage Aufenthalt. Das widerstrebt mir.
Was aber noch viel mehr schmerzt: Wenn man seine Abwesenheit für die nächsten drei Tage im Büro ankündigt, und von 50 Leuten antworten darauf 40 "Helau!". Das unerwidert zur Kenntnis zu nehmen - Rechtfertigungen verschlimmern bekanntlich jede prekäre Situation - war die wirkliche Herausforderung des heutigen Tages.
Ich fahre also morgen mit einem großen Koffer bis Aschermittwoch ins Rheinland. Nein, es ist nicht, wonach es aussieht!
Heute ausgelesen:
Es gibt ja Bücher, bei denen liest man die ersten 7 Sätze und denkt sich: Das kann ja heiter werden! Die ersten 7 Sätze in diesem Buch sind:
"Morning light the sulphur colour of the mine dumps seeps across Johannesburg's skyline and sears through my window. My own personal bat signal. Or a reminder that I really need to get curtains. Shielding my eyes - morning has borken and there's no picking up the pieces - I yank back the sheet and peel out of bed. Benoît doesn't so much as stir with only his calloused feet sticking out from under the duvet like knots of driftwood. Feet like that, they tell a story. They say he walked all the way from Kinshasa with his Mongoose strapped to his chest."
Wir befinden uns im Genre der Urban Fantasy - im Johannesburg so ungefähr unserer Zeit, mit dem Unterschied, dass bei Personen, die ein Kapitalverbrechen begehen, kurze Zeit später ein Tier auftaucht und ab dann immer bei ihnen ist (wenn nicht passieren schlimme Dinge). Gleichzeitig erhalten sie eine magische spezielle Fähigkeit. Die Protagonistin hat ein Faultier, hat zudem ziemliche emotionale wie finanzielle Altlasten und verdient ihr Geld unter anderem mit Nigeria-Scam und mit dem Auffinden verloren gegangener Sachen, was ihre "tierische Fähigkeit" darstellt.
Das Buch ist, nunja, rotzig geschrieben. Und hat eine hohe Geschwindigkeit. Ich habe nicht nachgerechnet aber ich würde sagen, es spielt sich alles innerhalb von vielleicht 10 Tagen ab. Sehr oft denkt man sich dabei: das kann doch jetzt alles gar nicht sein. Ist es aber wohl. Und schön ist das nicht, aber spannend. Und am Ende sind ziemlich viele Leute auf ziemlich viele unangenehme Weisen tot. Ob das ein Happy End ist, weiß man nicht so genau.
Manchmal mache ich ja morgens so ein bisschen Gymnastik - man wird schließlich nicht jünger. Außerdem hatte ich ja früher immer mal Rücken, jetzt schon ewig nicht mehr, aber genauso ewig mache ich auch irgendwann am Tag im Vorbeigehen mal ein paar kleine Übungen. Meistens im Büro (hüstel), das bietet sich an, wenn man Telefonkonferenzen hat und vor Langeweile nicht mehr stillsitzen kann. Dann habe ich noch eine komplett selbstausgedachte Fußübung, ich knicke ja zwei bis dreimal in der Woche um und da ist es immer besser, wenn die Muskulatur zumindest aufgewärmt ist, damit da nichts reißt (glaube ich - ich weiß es nicht). Eine Zeit lang hatte ich auch häufig Fuß, das war, als Frau Herzbruch noch bei uns gewohnt hat, sie hatte dann auch häufig Fuß was sich darin äußerte, dass wir lange am Tisch saße, dann wollte einer heimlich als erster ins Bad Zähneputzen gehen, der andere merkte das und wollte unauffällig bei einem vermeintlichen Gang zum Kühlschrank überholen, jedoch konnten beide Teilnehmerinnen des Badezimmercontests nur steiffüßig humpeln. Warum weiß ich nicht aber: seit ich meine selbstausgedachten Fußübungen mache (geht im Sitzen unauffällig am Arbeitsplatz) hatte auch kein Fuß mehr.
Es geht mir aber rundum gut, trotzdem war mir heute Morgen nach Rückenübung, da gibt es diese Sache, bei der man einen Katzenbuckel macht, kennen Sie sicher. Und ich habe seit heute den Beleg, dass ich Profi in Katzenbuckel bin, ja, vermutlich würde mir jede Schaupsielschule für meinen Katzenbuckel ein Stipendium angedeihen lassen. Denn: der Kater sah es. Und der Kater machte daraufhin auch einen Buckel, dazu einen Eichhörnchenschwanz, begann zu fauchen und weit weit aufgerissenen Augen diagonal rückwärts zurückzuweichen.
Tja. Gekonnt ist gekonnt. Mir wird noch einfallen, wie ich diese neu und, ich gebe es zu, für mich selbst auch überraschende Kompetenz in meinen Alltag einbauen kann.
Heute bot mich an, im Kollegenkreis Mittagessen zu bestellen. Gewünscht war Essen von einem bestimmten Restaurant, das über Lieferheld liefert.
Ich schreibe dies zur Erinnerung für mich auf, warum ich in nächster Zeit nicht "mal kurz das mit dem Essen regeln" werde. Es war nämlich ungefähr so:
11:00 Uhr: Mail an 8 Interessenten mit Link zur Speisekarte.
11:30 Uhr: Mail an Interessenten mit "Last Call"
11:45 Uhr: Eingabe der gewünschten Essen. Ausdruck der Liste, vergleich mit den einzelnen E-Mails. Rückfragen an 3 Personen bezüglich Dressing von Salaten. Änderungen in der Bestellung. Erneuter Ausdruck der Liste und vergleich mit Emails.
11:46 Uhr: Nachzügler 1 möchte Essen bestellen. Änderung der Bestellung
11:47: Nachzügler 2 möchte Essen bestellen, Änderung der Bestellung.
11:48 Uhr: Jemand möchte noch etwas zusätzlich bestellen. Änderung der Bestellung.
11:49: Übermittlung der Bestellung nach Eingabe von Adresse und Kreditkartendaten.
11:50: Meldung, dass die Übermittlung fehlgeschlagen ist und ich es nochmal versuchen soll.
bis 12:00 Uhr: Neue Eingabe aller Bestellungen, Abgleich mit den Mails und mit den Änderungen, Adresse, Kreditkartendaten, Abschicken.
12:01 Uhr: Meldung, dass die Übermittlung fehlgeschlagen ist und ich es nochmal versuchen soll.
12:02 Uhr: Anruf im Restaurant. Frau am Telefon spricht mit mir keine gemeinsame Sprache. Frau legt auf.
12:03 Uhr: Anruf im Restaurant. Andere Frau am Telefon, die mir sagt, die Bestellungen laufen über Lieferheld, mehr weiß sie nicht. Ich lege auf.
12:04: Die Technikerin kommt in mein Büro und fragt, ob ich schon bestellt habe. Ich hebe gerade an, ihr den gesamten Vorgang zu übergeben, jedoch dann:
12:05: Anruf von Lieferheld!
Lieferheld: Sie haben Probleme beim Bestellen!
Frau N: Ja! Ich freue mich so, dass Sie anrufen! Wir haben Hunger!
Lieferheld: Ich habe hier zwei Bestellungen von Ihnen, wollen Sie die beide?
Frau N: Nein, nur eine, aber bei beiden habe ich die Meldung bekommen, dass sie nicht ans Restaurant übermittelt wurden.
Lieferheld: Ich habe gerade im Restaurant angerufen, aber da ging keiner dran.
Frau N: Oh, ich habe auch gerade im Restaurant angerufen. Da ging wer dran.
Lieferheld: Und konnten Sie das klären?
Frau N: Nein, die haben nicht verstanden und hatten von nichts Ahnung. Ich hätte jetzt als nächstes nochmal mit einer anderen Zahlungsart bestellt, vielleicht gibt es ja ein Problem mit meiner Kreditkarte.
Lieferheld: Machen Sie das doch, ich lösche dann die anderen beiden Bestellungen.
12:10: Erneute Eingabe von allem Essen und allen Zusätzen und Adresse und Zahlung über Paypal.
12:11: Ihre Bestellung wurde übermittelt.
12:12: Ihre Bestellung wurde übermittelt aber das Restaurant hat nicht geöffnet. Wir übermitteln Ihre Bestellung, sobald es möglich ist. Wir schicken Ihnen eine SMS, falls es Probleme gibt.
12:13: Ich schreie laut. Und gehe eine Runde Treppensteigen.
12:10: Ich rufe im Restaurant an.
Restaurant: Ja hallooo??
Frau N: Ich habe bei Ihnen etwas über Lieferheld bestellt. Ist die Bestellung bei Ihnen angekommen?
Restaurant: Ja können Sie bei uns über Lieferheld bestellen.
Frau N: Ich weiß. Haben Sie die Bestellung? Die Nummer ist xxxx
Restaurant: Wollen sie nix mehr?
Frau N: DOCH!!!
Restaurant: Warum anrufen?
Frau N: Weil ich wissen will, ob Sie mir das Essen bringen.
Restaurant: Jaja, ganz snell mit die Taxi. Nix mehr lange Hunger.
Frau N: Sie machen das gerade schon? [Die Bestellung war für 13:30 Uhr]
Restaurant: Jaja.
Frau N: Wunderbar.
12:15: Kurze Phase der meditativen Betrachtung der weißen Wand.
12:25: Anruf bei Kreditkarteninstitut
Nach Eingabe diverser Nummern und PINs:
Frau N: Guten Tag, mein Name ist Frau N. und meine Kreditkarte wurde eben bei einem Onlinekauf zurückgewiesen.
Kreditkartenfirma: Ich schaue mal nach - wann war denn das? Um 11:50 Uhr und um 12:01 Uhr haben ja noch Zahlungen funktioniert, jeweils über 90,60 Euro.
Frau N: Ähm - ich hatte die Meldung bekommen, dass die Zahlungen nicht funktionierten. Also die von 11:50 Uhr und 12:01.
Kreditkartenfirma: Doch, die Beträge sind auf Ihrer Karte für den Verkäufer reserviert.
Frau N: Das ist ja schlecht, ich habe das nämlich jetzt anders bezahlt.
Kreditkartenfirma: Dann müssen Sie das im Auge behalten - wenn es auf der Abrechnung auftaucht, müssen Sie rechtzeitig widersprechen.
Frau N: Ja, ich weiß.
Kreditkartenfirma: Am besten bewahren Sie alle E-Mails, die Sie dazu haben, auf, dann lässt sich das einfach klären.
Frau N: Aber jetzt gleich können wir das nicht klären?
Kreditkartenfirma: Nein, erst wenn die Abrechnung da ist. Vielleicht wird die Zahlung ja vom Verkäufer noch storniert.
Frau N: Wunderbar.
12:35 Uhr: Ich gehe noch eine Runde Treppensteigen.
12:45: Ich drucke die Mails zu Zahlung aus und lege sie gut weg. Ich drucke die Bestellung aus, sortiere nach Personen und reche aus, wie viel Geld wer bezahlen muss. Ich bringe dem Empfang Trinkgeld für den Fahrer.
13:00 Uhr: Das Essen kommt.
13:01 Uhr: Es stellt sich heraus, dass der Fahrer vermutlich auf dem Essen gesessen hat (so sieht es aus), dass es höchstens noch lauwarm ist und eigentlich auch nicht besonders gut schmeckt.
So. Und das ist der Grund, warum ich in nächster Zeit nicht "mal kurz das mit dem Essen regele".
Heute möchte ich zu Ihnen über das Thema "Prüfungen" bzw. "Prüfungsvorbereitung" sprechen. Ich finde, das wird insgesamt zu wenig getan und ist dabei doch so etwas Grundlegendes und Generelles, das man immer brauchen kann, um sich das Leben ein kleines bisschen leichter zu machen.
Vier Punkte habe ich dazu.
1.
Jeder in irgendeiner Weise seriöse und/oder akkreditierte Lehrgang, jedes Schulfach hat Lernziele, Studiengänge haben eine Studienordnung und zu so gut wie jeder Prüfung wird es eine Prüfungsordnung geben. Ganz, ganz wichtig: lesen sie die! Weil: dann wissen Sie, was man von Ihnen überhaupt verlangt.
Man sollte denken, das ist normal und jeder macht das. So ist es aber leider nicht, bei meiner letzten Prüfung z. B. saßen diverse völlig erwachsene Menschen mit mir in einem Pausenraum, hatten ihre Prüfungsordnung nicht gelesen und waren deshalb über einige Dinge ziemlich überrascht. Das ist unnötig. In Prüfungen ist man nervös genug, da muss braucht es nicht noch Überraschungen.
Wenn Sie sich also auf eine Prüfung vorbereiten - egal ob mündlich oder schriftlich - schreiben Sie sich erstmal ihr Lernziel irgendwo auf.
2.
Der zweite Punkt ist: wie lerne ich alles, was zu meinem Lernziel gehört?
Auch das ist wieder relativ einfach. Es wird irgendwelche Materialien zu ihrem Prüfungsfach geben. Diese Materialien haben in der Regel ein Inhaltsverzeichnis. Und das ist auch gut so! Das Inhaltsverzeichnis gibt Ihnen nämlich die grobe Übersicht, was alles zu Ihrem Lernziel gehört.
Dieses Inhaltsverzeichnis schreiben Sie sich einfach stichwortartig ab, als "Themen" um ihr Lernziel herum. Jetzt wissen Sie schon einmal, zu welchen Bereichen Sie etwas wissen müssen.
Vielleicht sind in Ihrer Prüfungsordnung auch Gewichtungen vorgesehen? Also z. B. "20% der Fragen werden aus Bereich A kommen, 30% aus Bereich B und 50% aus Bereich C". Wenn ja, notieren Sie sich das zu ihren Themen, und Bereich C ist in unserem Beispiel dann der, der ab jetzt mehr Aufmerksamkeit erhält. Es ist - natürlich, ganz klar - so, dass Sie fürs Leben lernen und aus Interesse und so weiter. Selbstverständlich. Aber die Prüfung machen Sie, um eine gute Note zu bekommen - wenn es nur "fürs Leben" wäre, könnten Sie sich die Prüfung nämlich sparen. Also machen wir uns nichts vor, packen den Idealismus zur Seite und wenden uns der Pragmatik zu: schauen Sie, welche Bereiche besonders wichtig sind und befassen Sie sich mit denen etwas mehr.
3.
Als drittes füllen Sie auf.
Sie haben ja einen ganzen Faktenwust im Kopf. Wo welche Teile davon einzuordnen sind, erkennen Sie anhand der Struktur, die sie durch Lernziel(e) und Themen auf dem Papier (oder sonstwo - ich empfehle Papier, ein A3 Blatt, an die Wand gehängt) haben. Zu den Themen machen Sie nun Stichworte. Dadurch sehen Sie direkt, wo Sie sich auskennen und wo Ihr Wissen noch Lücken hat - nämlich genau da, wo auch auf Ihrem Papier noch Lücken sind. Diese Lücken können sie nun relativ schnell füllen, denn zum einen sind sie sehr klar definiert und zum zweiten können Sie alles, was Sie jetzt noch neu lernen, in Ihr Gerüst einpassen. Alles hat jetzt einen Zusammenhang und so kann man es sich gut merken.
4.
In die Prüfung selbst gehen Sie nun entspannt. Sie wissen, was von Ihnen verlangt wird und Sie wissen, dass Sie die relevanten Bereiche abgedeckt haben. Viel passieren kann Ihnen also in Bezug auf das Wissen nicht. Trotzdem dürfen Sie sich jetzt keinesfalls deppig verhalten.
Deppig verhält man sich, wenn man in der Prüfung nicht richtig aufpasst. Dazu im Einzelnen:
a) Richtig aufpassen in der mündlichen Prüfung:
In der mündlichen Prüfung müssen Sie unbedingt genau zuhören, was der Prüfer sagt! Fahren Sie nicht einfach Ihren eigenen Film. Wenn also jemand fragt "Was war das Wichtigste, das XY gemacht hat" sagen Sie nicht "Also XY wurde dannunddann geboren, ging daundda zur Schule, machte dann diesunddasundjenes..." - nur, weil Sie das so auswendig gelernt haben. Das ist nämlich nicht die Antwort, die zur Frage passt.
Zum Glück haben Sie aber ja gar nicht auswendig gelernt, sondern nach einer Stuktur. Sie können also in der Prüfung zu jedem beliebigen Ästchen Ihrer Struktur hüpfen, wie eine muntere Meerkatze, und Fragen auf den Punkt beantworten - bei Bedarf dann natürlich noch den Kontext zufügen und auf verwandte Nebenäste hangeln und je besser Sie sich in der Struktur auskennen, desto einfach wird es auch sein, einen verwandten Ast zu finden, mit dem Sie sich besonders gut auskennen und auf den Sie vielleicht durch eine Andeutung lenken können um zu brillieren.
Nunja, selbst, wenn es zum Brillieren nicht kommt - machen Sie es den Leuten einfach leicht, herauszufinden, dass Sie etwas wissen. Prüfer sind bestimmt nicht immer objektiv (ich glaube eigentlich sogar, das ist komplett unmöglich), aber die wenigsten Prüfer sind misantrophe Psychopathen. Die Mehrheit freut sich schlichtweg über ein angenehmes Gespräch und über einen Prüfling, der weiß, wovon er redet. Was Prüfer richtig doof finden, ist jemanden, der einfach nichts sagt (ich spreche aus Erfahrung). Dann weiß man nämlich nicht, was man machen soll: denkt der noch nach und ich sollte noch nicht unterbrechen? Weiß er nichts und ist vor Angst verstummt? Habe ich mir nur eingebildet, eine Frage gestellt zu haben? Ist er ins Wachkoma gefallen?? - So etwas geht im Kopf des Prüfers dann vor. Je nach Situation sagen sie also etwas wie "Ich muss meine Gedanken kurz sortieren" oder "Da habe ich ein komplettes Blackout, können wir die Frage zurückstellen?" oder "Entschuldigung - können Sie die Frage noch einmal wiederholen?" - oder "Ohgott mir wird schlecht, schnell den Papierkorb!!" Kurz: irgendetwas, worauf der Prüfer kompetent reagieren kann. Prüfer sind ja eben meist auch nur Fachkundige ohne großartige Schulung in Bezug auf Prüfungen.
[Einschub - ich hatte an der Uni ein paar Veranstaltungen zu Prüfungspsychologie und dazu dann auch Prüfungen (kann man mehr meta werden?). Das war jedenfalls der Knaller, die Prüferin war Fachfrau für Prüfungspsychologie und hatte das Thema total verinnerlicht, gerade die Sache mit der positiven Bestätigung: wann immer man etwas richtig sagte oder es auch nur in die richtige Richtung ging, wie beim Clicker-Training, nickte sie aufmunternd mehrfach und wirkte dadurch wie ein Huhn, das Körner pickt. Im Seminar fanden wir das außerordentlich lustig, aber in der Prüfung tat es enorm gut. Zusätzlich sagt sie Sachen wie "wir haben jetzt noch 10 Minuten Zeit, Sie haben die Prüfung in jedem Fall bestanden. Es kommen jetzt einige schwierige Fragen, mit denen ich Ihr Transferwissen prüfen möchte um zu sehen, ob ich Ihnen eine 1 geben kann."
Ich frage mich seitdem, warum das nicht immer so ablaufen kann, schließlich will man ja Fachwissen prüfen und nicht Stressresistenz.]
b) Richtig aufpassen in der schriftlichen Prüfung:
Vorbemerkung:
Nehmen Sie eine Uhr mit.
Nehmen Sie alle erlaubten Hilfsmittel mit.
(man muss das nicht begründen, machen Sie das einfach)
In der schriftlichen Prüfung muss man noch genauer aufpassen, weil einen niemand korrigiert, wenn man in die total falsche Richtung rennt.
Deshalb schauen Sie sich erst einmal die Prüfungsunterlagen an. Wie viele Aufgaben sind das, welchen Umfang haben sie, sind Punkte oder Teilpunkte angegeben. Machen Sie sich eine ungefähre Vorstellung, wie viel Zeit Sie für welche Aufgabe aufwenden wollen. Wenn Sie jetzt so jemand sind wie ich, also eine Person, deren Gehirn Amok läuft, sobald es Prüfungsfragen sieht, und wahllos Antworten abfeuert, gut, dann schreiben Sie die auf einem Schmierpapier stichwortartig auf, Nummer der dazugehörigen Aufgabe nicht vergessen. Können Sie sicher später noch brauchen, der Druck im Kopf lässt nach und man kann sich wieder der Prüfung an sich zuwenden.
Dann fangen Sie unbedingt mit dem an, was Sie sofort wissen/können! Man kann das gar nicht oft genug sagen. Mir ist völlig unklar, warum das Kindern nicht gleich in der Grundschule beigebracht wird, zumindest bei Mademoiselle ist es noch üblich, Aufgaben in der dargebotenen Reihenfolge zu erledigen. Dabei ist doch ganz, ganz klar: Aufgaben, die man nicht weiß, überspringt man im ersten Durchgang! Nicht nur wegen des Zeitmanagements, auch aus Motivationsgründen. (Und sparen Sie beim Überspringen nicht an Papier, das ist jetzt nicht der Moment, den Wald zu retten. Sie nehmen einfach für jede Aufgabe ein neues Blatt, dann haben Sie später für die fehldenden Aufgaben Platz, so viel Sie wollen, und können trotzdem alles noch in die richtige Reihenfolge bringen.)
Wenn Sie also jetzt mit einer Aufgabe anfangen, die sie gut können: Lesen Sie die Aufgabenstellung!!.
Auch das kann man gar nicht oft genug sagen. Wenn in der Aufgabenstellung zum Beispiel steht "Nennen Sie drei Faktoren..." dann nennen Sie diese. Sie verschwenden keine halbe Stunde damit, eine dreiseitige Abhandung zu verfassen. Wenn hingegen "Diskutieren Sie..." irgendwo steht, dann schreiben Sie zu der Aufgabe etwas aus mindestens zwei Blickwinkeln und machen eben nicht nur ein paar Stichworte. Immer genau die Aufgabenstellung lesen. Und achten Sie bei Multiple Choice auf Tricks wie doppelte Verneinung.
[Einschub: Ich bin großer Textmarker und Post-it-Fan bei Prüfungen. Textmarker kommt an die Schlüsselworte in der Aufgabenstellung, Post-it an die Aufgaben, die ich nicht sofort bearbeite. Das spart sehr, sehr viel Such-Zeit.]
Wenn Sie nun tatsächlich komplexere Aufgaben beantworten müssen, machen Sie erst - tadaaa - eine Struktur. Das sollte kein Problem sein, schließlich haben Sie ja schon mit einer Struktur gelernt, die ist in ihrem Kopf, Sie müssen nur den entsprechenden Teil kurz aufmalen und an die Aufgabe anpassen. Dann können Sie losschreiben.
Nachdem Sie alle Aufgaben gemacht haben, die sie gut konnten, machen Sie die, die Sie mittelgut können. Danach atmen Sie einmal tief durch und schauen ein bisschen durch den Raum. Anschließend gehen Sie die Prüfungsunterlagen in Ruhe noch einmal durch und schauen nach, ob Sie wirklich alles, was Sie wissen, beantwortet haben. Vermutlich können Sie jetzt auch in etwa die Punkte abschätzen und sich entspannen, weil sie in jedem Fall schon bestanden haben.
Den Rest der Zeit befassen Sie sich dann mit den Aufgaben, die Sie nicht wissen. Jetzt kommen auch all die Hilfsmittel, die Sie dabei haben, ins Spiel. Und gehen Sie wieder Ihre Struktur im Kopf durch - auch, wenn Sie die Antwort nicht wissen, wissen Sie vielleicht etwas auf einem Nebenast. Wenn Sie in Textform formulieren müssen, können sie vielleicht eine "Arbeitslösung" finden oder es lässt sich durch eine strukturelle Einordnung ein Punkt holen.
Wenn Sie Multiple Choice haben, schauen Sie erstmal nach, ob es Maluspunkte gibt, also für falsche Antworten Punkte abgezogen werden, oder ob falsch beantwortete Fragen einfach nur keine Punkte bringen. Danach richtet sich Ihre weitere Strategie.
Wenn es Maluspunkte gibt, befleißigen Sie sich einer Risikoanalyse. Wenn es nur einfach keine Punkte gibt, raten Sie natürlich. Um möglichst gut zu raten, streichen Sie Antworten, die auf keinen Fall in Frage kommen, erstmal durch (falls erlaubt), das ist dann oft schon wie der 50/50 Joker bei Günther Jauch.
Zusätzlich habe ich die Erfahrung gemacht (ohne Garantie): wenn es unter den diversen Antwortmöglichkeiten zwei gibt, die genau das Gegenteil besagen, ist eine davon meist die korrekte. Und: Wenn es um Zahlen geht, ist die richtige Antwort selten eins der Extreme (der Grund ist, dass wir beim Formulieren einer Frage immer die korrekte Antwort im Kopf haben, die Antwortalternativen von dieser aus entwickeln und sozusagen die richtige Lösung von oben und unten "einwicklen" möchten. Bei richtig professionell gemachten Multiple Choice Fragebögen wird das nicht so ein, aber bei einem Test in der Schule haben Sie mit dieser Ausschlussmöglichkeit gute Chancen - bei Quizduell übrigens auch, achten Sie mal drauf!).
Und zuletzt:
Regen Sie sich nicht auf, wenn Sie aufgeregt sind. Adrenalin ist in der Prüfung Ihr Freund: es hält Sie wach, auch wenn Sie in der Nacht nicht ausreichend geschlafen haben und es macht Sie schneller und konzentrierter.
So. Das war es auch schon. Es war mir ein Anliegen.
Für dieses Wochenende hatte ich geplant, Dinge, die ich eigentlich über ein Jahr hinweg hätte lernen sollen, in meinen Kopf zu transferieren. Das hat auch gut funktioniert, es ist jetzt alles drin. Deshalb habe ich das Gefühl, ich muss jetzt momentan sehr aufrecht gehen und sitzen und den Kopf sehr gerade halten, damit nicht irgendwas wieder herausfällt. Niesen ist auch ganz schlecht. In 2-3 Tagen wird sich das aber gesetzt haben.
Und dann kommt die entscheidende Frage: In welcher Form wird dieses wissen dann in meinem Gehirn vorliegen? Schön strukturiert und abrufbar? Oder als wirres Wollknäuel vermischt mit einem Klumpen Hefeteig, der nicht aufgegangen ist? Die Antwort wird darüber entscheiden, ob die nächsten 3 Wochen hier eher sehr entspannt (nur noch Feinarbeit) oder eher sehr stressig (Wollfäden aus dem Teig ziehen, säubern und sortieren) werden. Deshalb bin ich sehr, sehr gespannt.
(Et hät noch immer jot jejange.)
Frisch ausgelesen:
Was für ein unglaublich hübsches Buch! Also jetzt optisch. Ich habe selten so große Bücher in so einer komfortablen, schönen Schrift. Und das Cover hatte richtig schöne Farben - ein Buch, das man trotz der Größe gern mit sich herumträgt.
Inhaltlich, hmja. Ich bin nicht so gut in Inhaltsangaben und gerade, wenn ich dann von Aliens sprechen müsste, muss ich immer innerlich schon so lachen, dass das gar nichts werden kann. Inhalte kann man aber ja zum Glück anderswo und besser nachlesen, ich schreibe lieber, wie ich es fand, das erfährt man schließlich nur hier.
Die Story war spannend. Man hätte da ziemlich viel draus machen können, glaube ich. Leider hat das nicht geklappt. Ich habe das Buch trotzdem zu Ende gelesen, eben weil mich die Geschichte interessiert hat, ich wollte wissen, wie es ausgeht. Es blieb aber irgendwie, nunja, dünn. Die Figuren relativ flach, hölzerne Dialoge, alles sehr statisch. Dabei unglaublich viele Ansätze, die man schön hätte verweben können, aber dazu kam es dann nicht. Das Buch hat vorne eine Übersicht und hinten ein Glossar und man denkt, nunja, gut 400 Seiten, da kann man mal den Überblick verlieren und was nachschlagen wollen. Aber wie gesagt, das Buch ist ja so hübsch. In weniger hübsch hätte man wahrscheinlich nur etwa 200 Seiten gebraucht, das ist dann für einen Roman gar nicht lang - also nicht, dass es jetzt auf die Länge ankäme, bei einem Roman... was ich sagen will: wenn man das alles so vorbereitet, mit Übersicht und Glossar und zig Personen, dann muss man da doch auch irgendwas draus machen! Etwas Komplexes! Und das ist auf geschätzt 200 Seiten netto eben nicht gelungen.
Nun verrät mir das Internet, dass das Buch der Auftakt zu einer 7-teiligen Serie sein soll, deren weitere Bände aber noch nicht öffentlich existieren. Gut. Vielleicht kann man dann die Teile 1 und 2 zusammenpacken, dann könnte da etwas draus werden. Wie gesagt, die Grundidee an sich ist spannend.
(Meine Güte, hätte ich diese Ideen alle gehabt, ich hätte sowas von ein Buch geschrieben!)
Was mich beschäftigt:
Ich war heute Morgen um 1 Minute nach 8 im Einkaufszentrum (genau gesagt stand ich schon seit 5 vor 8 vor der Tür, aber es macht eben erst um 8 auf), weil ich dort zur Apotheke wollte. Das Center war zwar geöffnet, darin aber eigentlich nur zwei Läden, ein Supermarkt und Starbucks, zu beiden wollte ich nicht, ich wollte zur Apotheke. Ich drehte also jeweils eine Runde durch zwei Stockwerke (die erste Runde wegen der Apotheke, die zweite Runde weil ich, als diese wider Erwarten geschlossen war, so schnell keine sinnvolle Alternativhandlung fand und dachte, es wäre immer gut, in Bewegung zu bleiben. Eine Frau, die auf einer Bank saß und ein Wurstbrot aß, beobachtete mich misstrauisch inklusive Kopfverdrehen. Dann verließ ich das Einkaufszentrum. Der Rest ist uninteressant.
Interessant ist aber (für mich), dass ich zu dem Zeitpunkt ganz entspannt und ausgeruht und voller Optimismus und Pläne war. Das Einkaufszentrum war sauber, ruhig und die Luft frisch.
10 Stunden später war ich dann wieder im Einkaufszentrum, diesmal, weil ich etwas einkaufen wollte. Es war ziemlich voll, Leute standen im Weg und rempelten, viel zu warm war es auch. Ich selbst war, sagen wir: bissig. Noch nicht erschöpft aber dieser Gereiztheitspunkt an der Nasenwurzel kribbelte. Dafür konnte ich ziemlich schnell denken und auch, als der eine Laden das Gesuchte nicht hatte, brauchte ich keine zweite Runde durch das Gebäude, um mich neu zu sortieren.
10 Stunden und ein Ort und eine Person sind komplett umgekrempelt. Das ist doch befremdlich. Und wie wäre es wohl gewesen, wenn Person Novemberregen2 in Einkaufszentrum1 gegangen wäre, oder Person Novemberregen1 in Einkaufszentrum2? Was für eine Dynamik hätte das ergeben? So etwas beschäftigt mich.