Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wann ich das letzte Mal mehrere Tage am Stück unter der Woche zu Hause verbracht habe - wenn ich aus irgendeinem Grund frei hatte, war ich meistens unterwegs. Und was mich wirklich beeindruckt ist: was hier tagsüber immer alles los ist! Mehrfach am Vormittag klingelt irgendwer mit irgendwas an der Tür und etwa stündlich ruft jemand an. Und die Frage, die sich aufdrängt ist doch: passiert das auch, wenn ich gar nicht da bin? Ist das sinnvoll? Hätte man nicht davon ausgehen können, dass in den 7 Jahren, in denen hier tagsüber schlichtweg nie jemand anzutreffen ist, die Dinge irgendwie einen anderen Weg gegangen wären?
Ich gehe jetzt schlafen - es ist wirklich sehr anstrengend, den ganzen Tag für die Wohnung, ihre Belange und ihre Besucher da zu sein.
Auftritt Klempner 3 (anderer als die zwei gestern).
Klempner: Ja was kann ich denn für Sie tun?
Frau N: Ihre Kollegen haben gestern meinen Wasserhahn getauscht und jetzt tropft es aus dem Siphon.
Klempner: Aaach, wenn's weiter nichts ist! (pfeift vor sich hin).
Frau N: (guckt skeptisch) Ich arbeite ein bisschen - wenn Sie was brauchen, einfach rufen.
Klempner: Kann ich Ihnen gleich sagen: ganz viel Geld! Ganz viel Geld brauch ich!
Frau N: (lacht etwas gequält)
Klempner, summend: Nur ein tropfendes Rohr, jaja. Die einen haben gar kein Wasser, die anderen zu viel. Was ist da besser? Man weiß es nicht. (pfeift). Ach da hatter den Siphon getauscht aber den Anschlussbogen nicht, weil das mit der Mufffe immer so ahjajajaja, lalala... (pfeift)
Frau N: (macht unverbindliche Geräusche)
Klempner, aus dem Bad: Laaalalaaa - oh! Was ist DAS denn? OH!!!!
Frau N: (tut taub)
Klempner: Na ob ich DAS hinkriege?
Frau N: (begibt sich geistig an einen anderen Ort)
Klempner: Kommen Sie doch mal! Gucken Sie doch mal!
Frau N: Ich will nicht.
Klempner: Das müssen Sie sehen! Wie Papier, das Rohr. Das hat ja Lochfraß. Das krieg ich hier gar nicht ab. Ob ich das abkriege? Da muss ich aber mal ganz scharf nachdenken! (pfeift)
Frau N: (tut als wäre nichts)
Klempner, läuft mit dem abmontierten Rohr in die Küche: Hier, schauen Sie! Sowas hab ich ja noch NIE gesehen! Mannmannmann! Das geht nicht. DAS geht nicht! Das geht da gar nicht raus und dort nicht ab und hier, wie Papier. Hier, wie Papier! (werkelt wild mit einer Zange)
Frau N: Bestimmt kriegen Sie das hin. Sie wollten ja sowieso ganz viel Geld.
Klempner: Ja, jajajajaja, aber nicht so einfach! Das bringt nicht viel Geld, nur viel Arbeit. Abbeit makes the world go round. Wie lange sind Sie denn hier?
Frau N (matt): Ich bin immer hier.
Klempner: Ich fahre mal was holen. In einer halben Stunde bin ich zurück - oh, warum haben Sie mich denn eingeschlossen?
Frau N: Nicht Sie, den Kater, der kann die Tür öffnen.
Klempner: Ach, wo ist denn der Kater? Das ist ja ein Mordskerl. Wo ist der denn? Ach da. Schwaaaaaaarz, wie die Nacht! Und scheu, oder?
Frau N: Eigentlich nicht.
Klempner: Dem bring ich dann gleich was mit. (verschwindet pfeifend)
(1 h später - Klingel)
Klempner: Wo ist der Kater?!
Frau N: Hier. (hat Kater auf der Schulter)
Klempner: Ahjjajaja, den kraul ich am Kinn. So und was habe ich jetzt hier? (schaut erwartungsvoll)
Frau N: Metall.
Klempner: Jaja. Und ein Leckerli für den Mordskerl. Und Metall. Und das Wichtigste: mit Schraubverschluss. Das, was Sie da hatten, das geht ja immer kaputt. (geht ins Bad) (pfeift). Jaja. Wie Blätterteig. Wie Blätterteig!
(Klempnerhandy klingelt)
Ahhmann wer will denn jetzt was? Nervtödder! Das ist der Automechaniker. Der denkt auch immer ich steh Gewehr bei Fuß. Man glaubt's net.
(...)
Klempner: Wollen Sie nicht mal gucken kommen? Das ist auch sehr eng hier, da muss ich erstmal reinkrabbeln.
Frau N: Das ganze Bad ist ja sehr eng.
Klempner: Nehmense doch die Badewanne raus. Der Kater badet eh nicht gern. Das Rohr hier passt auch nicht, schauensemal. Das ist viel zu lang. Das mach ich aber passend. Ahhh, diese Automechaniker. Achtung, Geräusch jetzt hier! (sägt)
(...)
Klempner: Guggensedochmal. Dann könnense das beim nächsten Mal auch selbst. Der Automechaniker, das ist auch einer der hat ne 4-Tage-Woche. Deshalb hat der heute frei. Da denkt der, jeder hätte da frei. Passt hier nicht rein, das Rohr. Und wenn man hier drückt, ach nöööö... das passt hier alles nicht.
(...)
Klempner: Wissen Sie was? Ich mach Ihnen jetzt hier mal mehr Platz!
Frau N: Äh - die Badewanne will ich behalten!
Klempner: Jajaaa. Jajaaa. (pfeift). Ich säg das lange Rohr ab, das gebogene, dann setz ich Ihnen das alles nach hinten. Dann haben Sie da viel Platz. Was ist denn in dem Schrank drin? Ist ja schön sauber, wie für mich geputzt.
Frau N: Da ist ja auch gestern Abend das ganze Wasser reingelaufen.
Klempner: Sehense. Hat alles sein Gutes. Jetzt wieder: Geräusch! (sägt) Sie können ruhig gucken kommen! (pfeift). So. Noch ein Stück. So. Da oben. Hm. (pfeift)
(Viel Wasser läuft)
Klempner: Dicht ist das nicht. Dicht ist anders. Das ist ja schwer hier. Das ist ja sowas von schwer. (pfeift)
(...)
Klempner: So. Schon fertig. Hab ich ja gleich gesagt. Kein Problem. Alles kein Problem. Und so viel Platz jetzt im Schrank. Richtig schön ist das jetzt.
Frau N: Ja, das ist wirklich schöner als vorher. Vielen Dank.
Klempner: Tschüss, schönen Tag noch, was, die Tür ist schon wieder zu, das ist ja Freiheitsberaubung. (pfeift). Kommt der Kater mit, der rabenschwarze? Nein der bleibt hier. Bis dann!
(Drücken Sie mir die Daumen, dass es "bis dann" noch etwas hin ist...)
Wie Sie wissen, ist mein Leben momentan äußerst ereignisarm, weil ich den ganzen Tag zu Hause sitze und lerne. Immerhin konnte ich dabei aber eine gewisse Spannung einbauen, indem ich mich in einer Sache eklatant verschätzt habe und nun sagen kann: das mit dem Lernen wird sportlich! Aber nun gut.
Heute sollte ja der Klempner kommen um den Wasserhahn auszutauschen. Wenn ein Handwerker kommt, bin ich immer sehr nervös, erstens verstehe ich Handwerker oft sprachlich nicht (Dialekt), zweitens verstehe ich sie oft inhaltlich nicht und drittens war komischerweise noch nie ein Handwerker hier und hat gesagt: "Ach, alles tippitoppi kein Problem, war nie leichter, hab ich im Nu!" Sondern es ist eher immer so: "Oh. Ach. Was ist das denn... Eieieieiei. Hm. Hmhm." Das strengt mich an, weil ich vor meinem geistigen Auge dann bereits eine Kernsanierung des Hauses inklusive Kanalisation ablaufen sehe, die mich auf unbestimmte Zeit in eine Notunterkunft verschlägt. Ich weiß, das ist keine angemessene Reaktion, aber so funktioniert meine Psyche nun einmal. Und da ich um dieses Problem weiß, hatte ich mir für heute die Strategie überlegt, außer "Guten Tag, bitte, dort, möchten Sie ein Glas Wasser, vielen Dank" einfach gar nichts zu sagen und sämtliche damit nicht zu bewältigende verbale Äußerungen wie irgendwas im Fernsehen an mir vorbeiziehen zu lassen.
Das erste Problem dabei ergab sich aber schon gleich am Anfang, es kamen nämlich zwei Personen, so dass ich - völlig vom Plan abweichend - "Oh, Sie sind zu zweit!" sagte. Und dann zeigte man mir den mitgebrachten neuen Wasserhahn, und ich sagte: "Oh, der sieht aber SEHR groß aus, passt der da hin?!", worauf mir mit "Hörensemal - nach 30 Jahren Berufserfahrung hab ich ein Auge für sowas!" beschieden wurde. Da erinnerte ich mich, dass ich ja gar nichts sagen wollte, und setzte mich stumm an den Tisch, um zu lernen.
Nach 10 Minuten wurde es unruhig bei den Handwerkern. Sie begannen, untereinander zu flüstern. Dann wurde mir leicht angespannt mitgeteilt, dass in der richtigen Packung der falsche Wasserhahn gewesen sei, und dieser wäre nämlich: viel zu groß! Na sowas. Ich schwieg. Schnell verschwanden die Herren, ließen aber immerhin ihr Werkzeug da, und kamen eine halbe Stunde später mit einem anderen Wasserhahn zurück.
Jetzt würde es sicher alles ganz schnell gehen, dachte ich. Alten Hahn ab, neuen Hahn dran, fertig. Nach wenigen Minuten kam der Chef aber wieder aus dem Bad und verließ die Wohung. Man hörte ihn im Auto herumkrauscheln. Dann kam er mit diversen Metallteilen zurück. Der Stöpsel würde nicht mit dem Rohr und das wäre zu alt und nicht-standard und man müsse es tauschen und so, sagt er, oder so ähnlich, ich habe mich ja bemüht, nicht zuzuhören.
Klappergeräusche aus dem Bad. Metallisches Klirren und Schleifen, ein "klonk-klonk" aus der Wand. Dazwischen Flüstern, mittlerweile in recht scharfem Ton. Der Azubi kam aus dem Bad und merkt an, ich habe da ja die Verbindungen mit Isoband um die Schellen mal abgedichtet und man habe das abgemacht weil das ginge ja so nicht, aber nun wäre es nicht mehr dicht und die Teile nicht-standard und ob man das nochmal hinkriege wüsste man noch nicht... - ich schaute nur glasig und er wühlte hektisch in den Werkzeugkoffern. Einen warf er dabei um.
Ohne neues Gerät kehrte er ins Bad zurück. Dort sagte jemand "Scheiße!". Der Chef stürmte heraus und verlässt knapp ohne Türknallen die Wohnung. Er kehrte mit einer Art Umzugskiste zurück und schleppte sie ins Bad. Weitere Geräusche von Metall auf Metall, es wurde wohl auch irgenwas gesägt.
Nach knapp 3 Stunden war alles geschafft. Mein Bad sah erstaunlicherweise aus wie immer, nur mit neuem Wasserhahn. Ich unterschrieb einen Zettel, auf dem 2 Stunden Arbeitszeit, Armatur, Syphon und Flexschläuche stand und freute mich, ganz besonders darüber, dass ich die Idee verworfen hatte, den Wasserhahn selbst auszutauschen. Dank gebührt an dieser Stelle Anne Schüßler, die durch ihre anschaulich vorgetragenen Wasserhahnaustauscherzählungen an der Entscheidung maßgeblich beteiligt war.
Eben stellte ich allerdings fest, dass es aus dem neuen Syphon in den Schrank tropft. Das habe ich aber mit dem bewährten Isoband rasch repariert.
Ich habe diese Woche frei, um endlich die Sachen für meine Prüfung zu lernen. Das ist enorm langweilig und gibt leider keinerlei gute Geschichten her.
Zum Glück war meine Lernphase heute schon um 12:30 Uhr beendet, weil nämlich die Nachmittagsbetreuung für Mademoiselle entfiel, und sie mit einer Freundin nach Hause kam. Momentan wird hier meist ein Crossover aus Harry Potter, Herr der Ringe und Top Model gespielt, dazu räumt man den gesamten Kleiderschrank aus und läuft in jedes Mal anderer Kleidung und anderen Schuhen durch die Wohnung im Kreis (Flügeltüren ermöglichen dies - früher sprachen wir vom Bobbycar-Parcours), wobei jegliche Kleidung durch Schwert und Zauberstab (Kind A) bzw. Pfeil und Bogen und Zauberstab (Kind B) komplettiert wird. Kleidung, die schon "dran" war, wird irgendwo hingeworfen. Für jemanden mit Ordnungszwang, also mich, ein Spiel, das in punkto Attraktivität etwa dem grauenhaften "Koffer-packen-und-verreisen" der drei- bis vierjährigen Mademoiselle nahekommt, bei dem wahllos Dinge (Weihnachtsbaumkugeln, Bauklötze, Klopapier, Bananen, Knoblauchknollen, Autoschlüssel, Familienschmuck etc.) in möglichst viele möglichst große Koffer und Taschen gepackt und diese dann über Wochen irgendwo stehengelassen wurden, bis jemand (meist ich) sich erbarmte, sie auszupacken.
Heute endete das Spiel aber damit, dass der Kleiderschrank aussortiert und von sämtlichen "uncoolen Bitchsachen" befreit wurde. 2 große Tüten Zeug aussortiert, hurra, Aussortieren ist ja dann wieder total mein Ding!
Und morgen früh kommt ein Handwerker und tauscht den seit etwa einem Jahr defekten Wasserhahn im Bad aus. Die Ereignisse überschlagen sich hier also sozusagen.
Wäre es eigentlich sehr strange, vorgefertigte "Kinderbesuchszettel" zu haben? Sprich: einen kleinen Stapel Ausdrucke mit "Liebe.... kommst du mich am... nach der Schule besuchen? Lass Dich um 19 Uhr abholen, alternative Vereinbarungen unter (tel). Deine Mademoiselle"?
Es ist ja nämlich so, dass wir an mehreren Tagen in der Woche wechselnde Besuchskinder hier haben, mich die Vereinbarung aber viel Zeit und Nerven kostet, weil ich gefühlt ununterbrochen irgendwelchen Eltern hinterhertelefoniere, um Details eines Besuchs auszumachen. Und dann sind die Eltern gerade unterwegs und haben keinen Kalender, oder sie wollen (verständlich!) das kurz mit dem Kind besprechen oder sie müssen noch was klären etc. Wie anstrengend. Das ist jetzt eine komische Zwischenphase, in der die Kinder zum einen noch nicht allein entscheiden dürfen, wann sie wen wie lange besuchen gehen, man zum anderen aber auch nicht mehr den Eltern auf Schritt und Tritt begegnet, wie es noch im Kindergarten der Fall war.
Mir scheint so ein Besuchsformular außerordentlich gut geeignet, Mademoiselle könnte es ausfüllen (so weit, dass ich noch mein Kürzel irgendwo anbringe und wir einen Familienstempel erwerben muss man sicher nicht gehen, aber ich würde mich vielleicht sogar dazu hinreißen lassen, noch eine Zeile "Mitteilung an die Schule - XX geht am XX mit Mademoiselle nach Hause, Unterschrift Elternteil" einzufügen denn in Mademoiselles Schule muss man einen Zettel vorlegen, wenn man anders als normal nach Hause gehen will - hach, wie unglaublich effizient das wäre!) und dem/den Kind/ern mitgeben und am nächsten Tag wäre alles gekärt. Wäre das nicht wunderbar?
Doch, ich glaube schon.
(Update: Alles noch viel besser. Das Internet, personifiziert durch Frau Brüllen erklärte mir, wie es noch einfacher geht: man kauft einen vorgefertigten Block (googeln: Verabredungsblock). Und ja, natürlich kann man sowas auch selbst machen, aber das will ich ja gar nicht. Ich möchte mir etwas vereinfachen, keinen halben Abend mit Zetteldesign verbringen.)
Die letzte Nacht war anstrengend. Meine Mutter hatte Gebutstag und wollte mit uns Essen gehen. Ich wollte nur kurz vorher noch die Wäsche aufhängen, damit sie nicht so zerknüllt wird.
Während ich die Wäsche aufhängte, wollte meine Mutter schnell Nadel und Faden um etwas zu flicken. Während ich Nadel und Faden suchte, kamen die Katzen mit ins Schlafzimmer und der Kater kotzte aufs Bett. Ich zog das Bett also ab, jedoch lag Herr N. darin, er war krank. Durch den Bettwäschewechsel wachte er auf und brauchte Medizin. Ich ging ins Badezimmer, um die Medizin zu suchen. Auf dem Weg dorthin stopfte ich die Bettwäsche in die Waschmaschine. Im Badezimmer fiel mir - auf der Suche nach der Medizin - die Packung mit den Wattestäbchen aus dem Schrank und alles kullerte über den Boden. Die Katzen begannen, Wattestäbchen zu jagen und durch die ganze Wohnung davonzutragen. Ich fegte die Wattstäbchen zusammen, dabei fiel mir ein, dass ich das Katzenklo noch nicht saubergemacht hatte. Also brachte ich Herrn N. die Medizin und suchte einen Plastikbeutel für das Katzenklo.
Da klingelte es an der Tür, Frau Herzbruch kam mit Familie, weil abgesprochen gewesen war, dass sie die Katzen hüten, während wir Essen gehen. Frau Herzbruch war erstaunt, dass ich noch gar nicht fertig war. Schnell hängte ich ein paar weitere Teile Wäsche auf, Frau Herzbruch leistete mir Gesellschaft.
Bevor ich gehe, sollte ich doch Ona noch kurz den abgelegten Schulranzen und das Mäppchen rauslegen, die bräuchte er nämlich, weil er doch jetzt gleich Schulkind würde, sagte Frau Herzbruch. Ich ging also los, um den Schulranzen vom Dachboden zu holen. Bei der Suche stieß ich zwei Farbeimer um, die auf dem Dachboden standen, und hatte farbige Socken. Ich zog die Socken aus, um die Farbe nicht weiter zu verbreiten und kam dann auf die Idee, die ausgelaufene Farbe mit den Socken gleichmäßig zu verteilen und so rasch den Dachboden zu streichen (hellblau). Es gelang sehr gut, ich war zufrieden.
Als ich wieder in die Wohnung kam, hängte ich ein paar Teile Wäsche auf und stellte ich fest, dass ich als allererstes jetzt Duschen müsste, denn meine Füße und Hände waren voller angetrockneter Farbe. Also duschte ich schnell. Aber das Duschgel war leer. Ich ging schnell an den Vorratsschrank, um neues Duschgel herauszunehmen. Das Duschgel stand ganz hinten, ich musste also alles andere ausräumen, dabei fiel mir auf, dass der Schrank sehr schmutig war. Wo er gerade leer geräumt war, wischte ich ihn schnell aus, sortierte dann alles wieder ein und ging Duschen.
Kurz nachdem ich wieder am Wäscheständer angekommen war, sagte Papa N. er würde - wenn das mit mir so lange dauert - noch einen Kaffee trinken und bräuchte Süßstoff. Ich durchwühlte den Schrank nach Süßstoff und dabei viel mir eine Riesenpackung Würfelzucker auf den Boden und verteilte sich im Raum. Die Kinder kamen und aßen den Würfelzucker, die Katzen auch, während ich hektisch versuchte, ihn wieder einzuräumen. Am Ende waren nur noch ein paar Milliarden Zuckerkristalle au dme Boden. Ich holte den Staubsauger heraus. Beim Stuabsaugen warf ich den Wäscheständer um und alle aufgehängten Teile fielen wieder hinunter. Meine Mutter rief, wann wir denn nun Essen gehen würden.
Dann wachte ich um 4 Uhr morgens mit ziemlichen Kopfschmerzen auf.
Mail USA - Frau N.
"A conference call has been scheduled for Wednesday, March 12, 2014, 3:00 p. m. EST. You are invited to attend."
Mail Frau N. - USA
"Sorry, I am on vacation next Wednesday and won't be able to join."
Mail USA - Frau N.
"The advantage a conference call is that you can take it from any place, not only from the office."
Mail Frau N. - USA
"The advantage vacation is that you do not work."
Seitdem Ruhe. Chrchr.
Morgen früh habe ich ein Meeting zu einem mir weitgehend unbekannten Thema, das extra auf eine für mich passende Uhrzeit verschoben wurde, bei dem ich aber keinesfalls etwas sagen soll.
Was das soll, ist mir noch unklar. Aber stumm Kaffee trinken kann ich gut, morgens um halb 9.
Die erste Nacht auf Besuch schlief ich falsch herum im Bett. Falsch herum ist eigentlich richtig herum, so, wie ich als Kind immer schlief, aber: mitten in der Nacht stellte sich beim schwungvollen Umdrehen heraus, dass das Schlafsofa im unteren - bie umgedrehten Schlafen dann oberen - Drittel über eine Holzleiste zwischen zwei Polsterelementen verfügt, nur von einer Lage Stoff überspannt. Auch wenn man auf dieser schon eine halbe Nacht problemlos geschlafen hat, weicht sie nicht mehr aus dem Bewusstsein, sobald man sie sich einmal in die Brustwirbelsäule gerammt hat.
Die nächste Nacht dann also wieder "richtig" herum. Dabei ist das Problem, dass das Kopfende an keiner Wand ist, weshalb mir immer alle Kissen herausfallen. Ein Stuhl mit der Rücklehne vor das Kopfende gestellt sollte dem abhelfen. Das funktionierte wunderbar. Und in keinerlei Zusammenhang dazu stand das Schlafverhalten des Kindes in dieser Nacht, das dazu führte dass dreimal meine Decke und einmal ich selbst nachts aus dem Bett fiel.
In der dritten Ncht schlifen wir "richtig" herum, aber als ich ins Bett ging legte ich das Kind um, also: schlafpositionell gesehen. Von der Wand an die Außenseite. Eigentlich habe ich das nicht so gern, eben aus Angst, das Kind könnte aus dem Bett fallen. Aber da ich ja nun selbst schon gefallen war - nunja.
Die dritte Nacht war perfekt und ich schlief von Mitternacht bis 10 Uhr nonstop. Trotzdem: es geht doch nichts über das eigene Bett.
Also, ich war ja heute ausschließlich wegen Mademoiselle auf dem Rosenmontagszug. Das Kind muss ja schließlich mit meiner kulturellen Herkunft konfrontiert werden. Außer, dass Mademoiselle kurzfristig nicht mehr mit wollte und ich deshalb allein hinfuhr und mich Frau Herzbruchs karnevalistischem Tupp anschloss. Ich trug eine goldene Glitzerperücke. Frau Herzbruch trug einen "Ich-bin-nur-wegen-der-Kinder-hier"-Gesichtsausdruck. So nahm sie auch nur etwa 15 Minuten aktiv am Karnevalsgeschehen teil, innerhalb dieser kurzen Zeitspannte gelang es ihr aber, den Unmut einer Frau in der zweiten Zuschauerreihe zu erregen, die aus ungeklärtem Grund und gleichzeitig fehlerhaft davon ausging, Frau Herzbruch könne und würde das Weiterziehen des gesamten Zuges verhindern. Ich amüsierte mich insgesamt sehr gut.
Dem Rheinländer an sich ist übrigens abseits des Besaufkarnevals die ungewöhnliche Fähigkeit gegeben, sich in absurdester Kostümierung völlig normal zu benehmen, vernünftige Gespräche zu führen und alltäglichen Verrichtungen nachzugehen. In dieser Hinsicht verspüre ich einen gewissen Lokalpatriotismus.
Noch ein kleiner Fun-Fact zu Berlinern (Krapfen/Kreppel/Pfannkuchen): in Papa N.s Backstube buk man zu Karnevalszeiten (und natürlich auch Silvester) etwa 30.000 Stück pro Nacht (Arbeitsbeginn an diesen Tagen 0.00 Uhr, statt ansonsten 4:00 Uhr). Was die Kapazitätsgrenze, jedoch nicht die benötigte Menge darstellt. Tatsächlich werden noch mehr benötigt und deshalb schon Wochen vorher neben dem Tagesgeschäft Berliner gebacken und auf Wagen (das sind hohe, rechteckige Gestelle, in die man Bleche schieben kann, unten sind Rollen drunter) in den Kühlraum geschoben. Ein Wagen fasst 1000 Berliner. An den Karnevalstagen werden also jeweils 30.000 frische Berliner gebacken und zusätzlich je nach absehbarem Bedarf vorgebackene aufgetaut. Auch zum Auftauen gibt es spezielle Räume, darin befinden sich die Berliner auf Drehwagen (die sich zum gleichmäßigeren Auftauen drehen), und nach dem Auftauen werden sie gezuckert bzw. aprikotiert und glasiert.
Die Marmelade (oder andere Füllung) spritzt man übrigens erst nach dem Backen hinein.
Papa N. hat - vielleicht verständlicherweise - in seinem ganzen Berufsleben nie das Bedürfnis gehabt, auch nur einen einzigen Berliner zu verspeisen. Erst mehrere Karnevalssaisons, nachdem er in Rente ging, hat den ersten gegessen. Heute schmecken sie ihm gut.