Jetzt gerade lernen Frau Herzbruch und ich Doppelkopf. Sicherheitshalber haben wir die Regeln im Internet recherchiert, bevor wir uns nun das Spiel von den Herren erklären zu lassen. Ich glaube, das wird gut.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.
Das Wintersemester mit Schokoladenfondue eingeläutet. Mit Birne.
Sie entschuldigen bitte, ich habe zu tun.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.
[Telefon]
Frau N: Novemberregen?
Anruferin: Guten Tag, hier ist Frau T. von der Kinderbetreuung der Schule von Mademosielle. Wer spricht da bitte?
Frau N: Novemberregen.
Frau T: Oh, Verzeihung, dann habe ich mich verwählt.
Frau N: Nein, nein...
*klack*
Frau N: *seufz*
[Telefon]
Frau N: Novemberregen hier, Frau T., bitte nicht auflegen.
Frau T: Nein, doch, ich versuche, die Mutter von Mademoiselle zu erreichen.
Frau N: Ja, das bin ich ja.
Frau T: Ich weiß, dass Sie eine Tochter an unserer Schule haben, wir kennen uns doch, aber ich wollte Sie gar nicht anrufen.
Frau N: Doch, wollten Sie.
Frau T: Nein, Entschuldigung, ich muss jetzt auflegen.
*klack*
Frau N. *seufz seufz*
Frau N: *wählt Nummer der Schule*
Frau T: T hier, Kinderbetreuung, Schule von Mademoiselle??
Frau N: Frau N. hier, hallo Frau T. Was ist denn mit Mademoiselle?
Frau T: Frau N. ich muss jetzt wirklich die Mutter von Mademoiselle anrufen!
Frau N: Ich bin die Mutter von Mademoiselle!
Frau T: Nein, Sie heißen ja ganz anders. Sie sind die Mutter von - äh...
Frau N. Genau. Mademoiselle.
Frau T: Wieso heißen Sie denn dann nicht so?
Frau N: Weil ich anders heiße.
Frau T: Ja wieso haben Sie denn keinen Doppelnamen?!
Frau N: *seufz*. Was ist denn nun mit ihr?
Frau T: Die Halsschmerzen sind nicht weggegangen und sie sieht fiebrig aus. Können Sie sie abholen?
Frau N: Klar.
*seufz, seufz, seufz*
Heute vor zig Jahren:
Badmintonturnier. Danach holen wir uns die Cramps-LP.
Ich sehe seit ein paar Wochen ständig tote Vögel. Also, nicht aus dem Augenwinkel und wenn man genau hinguckt sind sie weg, nein, und ich meine auch nicht die frühen Martinsgänse im Supermarkt. Vögel auf der Straße, mit Federn, die da liegen und tot sind. Verschiedene Sorten, Tauben, Meisen, Amseln und andere, die ich nicht benennen kann. Jeden Tag einen oder zwei.
Ist da irgendwas? Vogelgrippe? Apokalypse? Oder ist das immer so im Herbst und mir bisher noch nicht aufgefällen?
Heute vor zig Jahren:
Wir kaufen neue Schuhe, ich rot, Pe schwarz (10-Loch mit Stahlkappe). Im Park laufen wir die Schuhe ein und treten gegen Steine um sie zu zerkratzen, damit sie nicht so peinlich neu aussehen.
Die nächste Kürbislasagne wird ein wenig anders werden: Mozzarella zwischen den Lagen hat sich nicht zuletzt aufgrund der Klebeigenschaften bewährt. Geschmacklich ist er ja relativ neutral. Der intensive Parmesan käme aber nur obenauf. Die Kürbismasse an sich unverändert, vielleicht noch mit etwas Muskat. zwischen die Lagen dann unbedingt Birnenscheibchen. Und obenauf, unter den Parmesan, etwas, das nicht ganz so säuerlich ist. Vielleicht tatsächlich eine Bechamel? Oder Schmand? Mal sehen.
Bleiben Sie dran.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.
Mann: (nuschelnuschel) "Ja, ich weiß, Das war die schwierige Kundin, aber da musst Du selbst anrufen, auch das muss man lernen."
Frau: (flüsternd) "Psst bin schon dran." (laut-munter) "Hallo Frau N.! Sie waren am Samstag bei uns im Laden wegen der Sonnenbrille. Ich habe da leider etwas falsch gemacht und einen Wert nicht aufgeschrieben, es tut mir sehr leid, aber wäre es Ihnen möglich, noch einmal kurz vorbei zu kommen?"
Frau N: (spontan aufs Äußerste motiviert, keinesfalls länger als "schwierige Kundin" verschubladet zu werden): "Aber das ist doch gar kein Problem. Kann ja passieren. Ich komme sowieso auf dem Heimweg vom Büro immer bei Ihnen vorbei, vielleicht schaffe ich es heute, sonst später diese Woche, das macht gaaaaaaaaar nichts."
Also echt jetzt. Und zum Dank ist das Kind in der Schule über eine halbe Stunde spurlos verschwunden und auf dem Heimweg geraten wir in eine Messerstecherei - was mich nicht beeindrucken konnte, was sind fremde Messerstecher gegen mein verschwundenes Kind?! Mademoiselle war aber erschreckt und musste länger beruhigt werden, auch das nun aber im Rahmen, aktuell ist sie empört und will Frau Merkel schreiben. Sowieso will sie der schreiben. Wegen der Wahl.
So geht es hier zu. Kürbislasagne gab es trotzdem.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.
Ein kulinarisch diffiziler Tag. Das Frühstück war noch einfach: die kluge Frau baut vor, und so hatten Frau Vau und ich gestern Aufbackbrötchen gekauft und konnten im Bett frühstücken. Äußerst ruckelig hingegen war das Mittagessen. Ich wusste um einen Kürbis im Kühlschrank und wollte gern Kürbislasagne nach dem bei der Kaltmamsell beschriebenen Rezept machen. Knoblauch, Zwiebeln und Lasagneblätter wären ebenfalls im Haus gewesen, damit war die Schnittmenge zwischen meinem Vorrat und den geforderten Zutaten allerdings erschöpft. Insbesondere die Milchproduktesituation war kritisch. Sauerrahm zu ersetzen durch ein Gemisch aus Sahne, Joghurt und Frischkäse hätte ich mir generell noch erlaubt, als quasi zweite Hauptzutat in der Menge von insgesamt 800 g schien es mir aber doch sehr gewagt. Den richtigen Käse hatte ich auch nicht und das Schnittlauch fehlte. Keine guten Voraussetzungen, also fiel das Mittagessen aus.
Der geplante Zwetschgenkuchen wurde ganz hervorragend, ich aß zwei Stück, das Kind drei, und die übrigen 80% des Backbleches - hmja. Ich mochte nicht mittags, nachmittags und abends Zwetschgenkuchen essen. Also gab es abends Käsebrot (mit dem für die Lasagne falschen Käse), da kann wenig schief gehen.
Aber morgen dann die Kürbislasagne!
Heute vor zig Jahren:
Gegen Abend fahren wir in den Park und rauchen Tannennadeln, Multi-Vitamintabletten und Muskat. Dann kaufen wir Gummibärchen und gehen zur KJG. Unterwegs treffen wir schon ein paar Leute. Zuerst sitzen wir nur so rum und holten uns den Stempel usw. Dann gehen wir rein, aufs Klo. Zuerst schien es eine der ereignislosen üblichen KJG-Parties zu werden, bis wir ein Mädchen sahen, das flache Rangers, schwarzen Rock, graue Bluse und eine rote Jacke trug und blonde, kinnlange Haare hatte und mit Avantgardes (Marienkäfern) da war. Wir dachten uns, das kann nur Jana sein. Sie stürmte auch gleich auf uns zu und schrie uns in die Ohren „N und Pe???“ Wir bejahten und sie fiel uns in die Arme und stellte sich als Jana, die Nr. 3, vor. Es war ein bisschen musketiermäßig.
Den übrigen Abend verbrachten wir also damit, von Jana hin- und hergeschleppt zu werden und sie hin- und herzuschleppen, damit wir alle gegenseitig unsere Leute kennenlernen, Bier holen, Sekt holen weil Jana ausschließlich Sekt trinkt, raus und reingehen und uns unterhalten. Jana erzählte so einiges, und zwar, dass sie jetzt nicht mehr mit dem Ah sondern mit einem der Marienkäfer zusammen ist. Wir haben wieder gut kombiniert. Sie erzählt, dass der Ah die Liebe ihres Lebens sei aber als sie zusammen waren, hat sie ihn dann mit Illy erwischt, daraufhin hat er sie zusammengeschlagen weil sie Schluss machen wollte. Dem Ah tat es dann total leid, dass er sie zusammengeschlagen hatte und er hat die ganze Nacht vor ihrer Tür gewartet bis sie aus dem Krankenhaus zurückkam. Illy hat Jana mal vor der Arbeit aufgelauert und sie hat ihren Job wegen der verloren und arbeitet jetzt in einem Blumengeschäft. Angeblich hätte Illy auch gesagt, dass sie heute mit ganz vielen Skins zur KJG kommt um uns ein für alle Mal zu erledigen, deshalb wäre sie auch gekommen um sich auf unsere Seite zu stellen und die Marienkäfer hätte sie als Verstärkung mitgebracht. Außerdem hätte sie den Rench angerufen, der sei der Oberste bei den Skins und extrem gefährlich und den kennt sie, der kann auf Illy nicht, und der würde auch kommen und uns schützen und auch die ganzen Skas auf ihren Rollern, weil Jana das „zweizige“ Rudegirl der Stadt ist.
Es kam allerdings überhaupt gar keiner.
In Brillenläden ist es doch so: man geht rein, probiert zig Brillen auf, findet dann etwas schön, wartet, bis ein Oberoptikbeauftragter Zeit hat und lässt dann alles regeln. Also, so war es jedenfalls meiner Erfahrung nach bisher. Jetzt nicht mehr. Jetzt sind in Brillenläden die Gestelle, die nicht gerade kostenlos weggegeben werden, in den Ständern festgeschlossen und man muss ein Person mit Schlüssel bemühen, einem einzelne Modelle freizugeben, damit man eines davon bei bestätigtem Interesse dann erwerben kann. Bzw. ich nicht, weil mir dieses Verfahren fast noch mehr missfällt als "im Bus immer vorne einsteigen" und ich daher, Frau Violinista im Schlepptau, den Laden vor Eintreffen einer Schlüsselperson genervt verließ. Und den zweiten auch. Und aus dem dritten wollte ich sie nach Blick auf die Schlösser auch schon am Ärmel herausziehen, nur stellte sich uns dann eine ganz junge neue Mitarbeiterin so gekonnt in den Weg, dass meine rechtschaffene Emöprung ob der vorweggenommenen Infragestellung meiner sozialen Integrität und Unbescholtenheit für etwa fünf Minuten wich, so dass ich eine Sonnenbrille in Auftrag geben konnte.
Ansonsten liefen die Einkäufe gut. Es gab ausreichend Zwetschgen für den geplanten Kuchen, im Bekleidungsladen probierte ich drei Stücke an, von denen zwei genau richtig waren, in der Drogerie fand ich heraus, dass mein bereits zweifacher Tagescremefehlkauf nicht an mir, sondern an falsch eingeräumten Regalen lag und im Wäscheladen fragte ich im Herausgehen, was das für ein Kistchen mit Schubladen sei, das da auf dem Regal um die Hälfte reduziert steht - die Verkäuferin sagte kichernd "wir machen mal die Tür zu", rief die zweite Kundin aus der Umkleidekabine, um das "Kistchen" mit in Augenschein zu nehmen, und konnte es auch gleich an sie verkaufen.
Alle zufrieden.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.
Dieser Eintrag entsteht gewissermaßen unter Druck, denn Frau Vau sitzt neben mir und möchte, dass ich schnell fertig werde - ihr Bier ist auch schon leer. Während der Bierlänge ist es mir übrigens gelungen, ca. 5 Maschinen Wäsche wegzufalten und den Boden zu kehren und selbst ein Bier zu trinken.
Und jetzt gehen wir wohin.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.
Abends, im Dunkeln, am Bett:
Mademoiselle: "Mama, was ist der Unterschied zwischen Ohrfeige und Backpfeife?"
Frau N: "Ist dasselbe. Ohrfeige ist eher Standardsprache, glaube ich, Backpfeife eher Umgangssprache."
Mademoiselle: "In meiner Klasse sagen alle Backpfeife."
Frau N: "Was redet ihr denn da über Backpfeifen??"
Mademoiselle: "Ach nur so, zum Drohen und so. Wieso heißt das dann unterschiedlich?"
Frau N: "Mh, weiß nicht, ist aber ja ähnlich - Ohr und Wange betroffen, -feige und -pfeife kann irgendne Lautverschleifung sein..."
Mademoiselle: "Wieso Wange?"
Frau N: "Na das ist doch die Wange, im Gesicht. Backe sagt man da nur umgangssprachlich. Backe ist eigentlich da." (zeigt)
Mademoiselle: "Da oder dort?"
Frau N: "Was ist denn der Unterschied?"
Mademoiselle: "Das ist doch einfach. Da ist überall, dort nur an einer Stelle. Ich kann "guck mal, da!" sagen oder "dort am Tisch". Dort ist eine Sache, guck mal, so (nimmt ein elektrisches Teelicht, wedelt es mir um den Kopf) das ist daaaaaaa, und guck mal, so (stößt das Teelicht mir ins Gesicht) das ist dooooooort, da ist wie ein Kreis, wie geht nochmal der Unendlichkreis, wie eine liegende Acht, da ist unendlich, daaa, wie Dativ, der Dativ ist dem Genitiv sein Tod!"
Frau N: (erleidet fürchterlichen unkontrollierbaren Lachanfall)
Mademoiselle, unbeeindruckt: "Weil, nicht, 'Die Katze fiel wegen dem Wind vom Tisch' sondern 'Die Katze fiel wegen des Windes vom Tisch', Mama, das hat der Papa mir gesagt, Mama, kann das passieren?"
Frau N: "Kommt auf den Wind an, oder?"
Mademoiselle: "Also, ich weiß nicht, ob das jetzt stimmt mit dem Unendlich. Aber es klingt gut, oder?"
Frau N: "Ja, es klingt sehr gut!"
Mademoiselle: "Und willst Du jetzt eine?"
Frau N: "Eine was?! Katze??"
Mademoiselle: "Eine Ohrfeige? Oder Backpfeife? Oder Ohrpfeife? Oder Backfeige?"
Frau N: "Nein, Du?"
Mademoiselle: "Nein, lieber einen Gutenachtkuss."
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.