Mademoiselle und ich hatten heute den einzigen Tag der Osterferien gemeinsam frei und wollten eigentlich morgens in die Bücherei gehen, danach mit einem Mietauto diverse Altkleidersäcke in einen Kleiderladen der Diakonie bringen und dann mit demselben Auto in den Kletterpark fahren und dort ein paar Stunden klettern. Das war jedenfalls gestern Abend der Plan.
Heute morgen war der neue Plan von Mademoiselle, auf jeden Fall den gesamten Tag im Nachthemd zu verbringen. Damit fiel Kletterpark definitiv aus, und da sie nicht auf Bücherei und ich nicht auf Altkleidersäcke bestand, blieben wir einfach ganz zu Hause.
So gab es auch für mich zunächst keinen Grund, mich anzuziehen. Es wundert mich sowieso, dass Pyjamas sich im Laufe der Zeit nicht als Alltagsbekleidung durchgesetzt haben. Sind Jeans in der Bequemlichkeit mit Pyjama zu vergleichen? Nicht wirklich. Am frühen Nachmittag hatte ich allerdings eine Telefonkonferenz und stellte für mich fest, dass ich unbedingt zu diesem Zeitpunkt geduscht und angekleidet sein muss. Vorher überlegte ich, ob es wohl albern ist, sich für eine Telefonkonferenz frisch zu machen. Aber es ist ja alles Psychologie. Es war absehbar, dass das Gespräch keines der einvernehmlichen und wohlwollenden Sorte ist, den Sprachnachteil habe ich zusätzlich sowieso schon immer (wobei man, wenn man Zeit gewinnen will, immer gut vortäuschen kann, man habe nicht verstanden und bräuchen eine Wiederholung des Gesagten in anderen Worten), da wollte ich mir nicht zusätzlich mitten in der schönsten Auseinandersetzung eines Körperpflegenachtieils bewusst werden. Im Nachhinein was es auch eine gute Entscheidung.
Nach dem Gespräch habe ich mich sofort wieder zurück-umgezogen. Eine Coaching-Person hat mir mal erklärt, man solle für sich eine symbolische Handlung durchführen, um nach der Arbeitszeit das Büro mental ad acta zu legen. Vorgeschlagen wurde, sich mit den Händen vom Kopf den Körper hinabzustreichen und dann irgendwie so Richtung Boden zu schieben, so als ob man das Büro "abstreift", wie einen Sack, der einem vorher über dem Kopf zugebunden war (das mit dem Sack wurde so nicht gesagt, das ist von mir). Und ich ziehe mich gleich total und in echt um. Die Coaching-Dame wäre sicher stolz auf mich.
Heute vor zig Jahren:
Ich habe einen neuen Nachhilfeschüler, der voll schwer von Begriff ist. Und jetzt zweimal pro Woche Fechten, einmal Florett, einmal Degen. Ah ruft an und wir reden über das Verhör morgen.
Ich habe derzeit eine Religionsphase. Keine religiöse Phase, wohlgemerkt. Eine Religionsphase. Man hat ja immer Phasen, alle sagen immer, Kinder hätten Phasen, in Wirklichkeit haben Erwachsene die auch. Ich zumindest.
Im Büro zum Beispiel. Da habe ich mal ungefähr ein halbes Jahr lang ständig Leute gehabt, die aus irgendwelchen Nicht-Standard-Ländern mit irgendwelchen Nicht-Standard-Nationalitäten einreisen möchten, um Nicht-Standard-Tätigkeiten zu verrichten, und ich habe ununterbrochen von morgens bis abends (außer, dass ich ja nur bis mittags arbeite) alles mit Aufenthaltstiteln gemacht. Dann war ich Aufenthaltstitelprofi und prompt brauchten natürlich niemand mehr einen, es kamen nur noch Schengen-Europäer. Dafür war dann die Komische-Lebensereignisse-Phase, also nicht bei mir, bei anderen, wo man sich dann überlegen muss, wie man auf die komischen Lebensereignisse von Mitarbeitern reagiert. Dann kamen abgefahrene Sachen mit Steuer. Hatte ich je in meinem Leben irgendwas mit Steuern zu tun? Nein. Dann plötzlich: oh ja, Steuern und sonst nichts! Alles eine Phase.
Aber ich wollte ja von meiner Religionsphase erzählen. Die Ostersache war das eine, gestern war die Pfarrerin abends zu Besuch und zwischendrin wurde ich auf der Straße von zwei Radfahrern angesprochen und nach Kirchen befragt, sehr im Detail, weil man wohl rein optisch annahm, ich hätte Ahnung. Hatte ich ja auch. Das deutet alles auf einen neuen Lauf, diesmal eben im Bereich Religion, hin. So etwas muss man ausleben, ich kaufe mir daher jetzt bald, vielleicht sogar gleich, eine Bibel für die S-Bahn. Die wollte ich immer schonmal ganz lesen, bin aber bei früheren Versuchen immer schon an den Völkertafeln gescheitert. Heutzutage habe ich zum Glück jeglichen Perfektionismus abgelegt und würde diese Passage einfach überspringen, bis wieder Interessanteres kommt.
Nur eine Frage ist noch offen: Besorge ich mir einen dezenten Schutzumschlag, oder lasse ich die S-Bahn-Gespräche, denen ich sonst natürlich begegnen würde, einfach auf mich zukommen?
Heute vor zig Jahren:
Ah ruft an, er kann doch nicht. Pe und ich machen den ganzen Nachmittag Hausaufgaben.
Über diese Wasser-Boden-Parkett-Versicherungssache lernt man so beiläufig dann doch mehr, als man jemals wissen wollte. Eigentlich war ja mein Plan, das Ganze Szenario völlig erkenntnislos an mir vorbeigehen zu lassen. Das üben wir noch.
Der Kopf schaltet dafür neuerdings von selbst immer mal ganz unvermittelt auf "Tilt". Kennen Sie sicher: man findet sich plötzlich irgendwo wieder wo man tatsächlich hinwollte, das ist gut, jedoch keinerlei Erinnerung hat, wie man dorthin gekommen ist, was irritierend ist. Oder man sitzt irgendwo und schaut aus dem Fenster und dann ist eine Stunde um. Oder man steht im Büro des Oberchefs, der sehr deutlich sagt, dass er nur Zeit für eine einzige Frage hat, wenn überhaupt, und Sie fragen - wieso wird für immer unklar bleiben - wie es ihm geht. Und er antwortet sehr ausführlich und dann ist dann ist die Audienz beendet und Sie stehen im Gang und fragen sich, wie jemand so sein kann, im einen Moment ganz da und komplett offen und im nächsten Moment knallhart raus und Tür zu bitte.
Wie kam ich hierher? Achja, der Kopf. Vielleicht ist das ja auch gut. Immerhin saß ich heute im Kindergarten 1,5 Stunden neben der Dame, die mir damals vorwarf, zu wenig um den heißen Brei zu tanzen, auf der Heizung. Und hinterher sagte sie erfreut, sie habe mich noch nie so entspannt erlebt.
Heute vor zig Jahren:
Klavierunterricht. Ich färbe nochmal die Haare. Sie sind jetzt hellgelb. Ah ruft an, wir wollen uns am Mittwoch noch wegen der Vorladung treffen. Pe und ich rasieren und hinten die Haare ab und üben Tollen zu machen. Pe2 ist wieder da, sie war bei Hühnchen.
Dass ausgerechnet jetzt der Zeitpunkt naht, zu dem man definitiv über die Steuererklärung nachdenken sollte, finde ich äußerst unpassend. Wo ich mich doch gerade mit Petrus, meinen Schulungsunterlagen, dem Wasserschaden und dem Leben an sich hervorragend zu beschäftigen weiß.
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Das Kind kann es übrigens nicht lassen, über das kaputte Parkett zu laufen. Die Küche ist groß und es gibt zwei Hauptlaufwege, die man wählen kann. Das Kind wählt immer den, der über den kaputten Bereich führt. Heute habe ich deshalb die nach oben stehenden Schicht entfernt. Hat aber auch nicht geholfen, jetzt läuft das Kind über die Senke.
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Einen Abnehmer für die 12 Säcke und 2 Kisten Altkleider gefunden. Nun ist nur noch die logistische Frage zu klären, wie die Sachen dorthin kommen sollen.
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Immerhin ist das Büro derzeit eine Oase der Entspannung...
Heute vor zig Jahren:
Pe2 ist von zu Hause abgehauen. Wir suchen sie in der Stadt, finden sie aber nicht. Ich versuche, Ah anzurufen aber der ist nie da.
Heute ein Durchhänger. Dagegen hat auch Schwimmbad und alkoholfreie Cocktails mit Kind und Besuchskind nicht geholfen.
Heute vor zig Jahren:
Wieder Schule und Geigen und Fechten. Ich kaufe mir eine Baseball-Jacke.
Anruf 1, der Nachbar:
Nachbar: Halloooo, hier ist der R. von unten. Sag mal, seid Ihr zu Hause?
Frau N: Wir sind noch auf der Autobahn - so in zwei Stunden sind wir da, wieso?
Nachbar: Also, bei uns tropft es so ein bisschen aus der Decke. Im Bad. Ist aber nicht viel. Nur so in die Lampe rein.
Frau N: ???
Nachbar: Also ich denke das reicht, wenn ihr in zwei Stunden da seid, wenn ihr dann mal schaut...
Frau N: Ähm, also wenn es Dir nichts ausmacht, könntest Du mal hochgehen und gucken? Wir sind nämlich schon seit Freitag weg.
Nachbar: Ja, klar - ja, haste eigentlich recht. Ich schau mal.
Anruf 2, der Nachbar:
Nachbar: Also - wir sind jetzt gerade bei Euch, ähm, also - wir wischen da jetzt mal auf. Da ist sozusagen das Bad geflutet. Naja, und die Küche. Und das Parkett ist hochgekommen. Wir wischen das jetzt mal trocken und dann können wir ja mal schauen, wenn ihr kommt.
Anruf 3, der Nachbar:
Nachbar: Ja... die Frau W. von oben ist jetzt auch da. Wir haben jetzt gerade den Notdienst gerufen, denn jedes Mal, wenn die Frau W. irgendwie Wasser benutzt, oder auch die drüber, oder eigentlich auch die drunter - also wenn irgendwer im Haus Wasser benutzt, dann kommt das bei Euch in der Küche oder im Bad im Waschbecken hoch. Und die Waschbecken sind ja schon übergelaufen, da läuft es dann raus. Oder aus der Waschmaschine. Oder aus der Spülmaschine. Also eigentlich überall raus. Also, wir machen das mal, mit dem Notdienst. Ich rufe wieder an, wenn die fertig sind.
Zu Anruf 4 kam es nicht mehr, da waren wir nämlich schon da und der Notdienst gerade erst fertig, weil es wohl etwas schwieriger war. Und auch eigentlich noch nicht fertig ist, aber jetzt erstmal geht.
Das Gute: Küche und Bad sind jetzt hervorragend geputzt. Das Schlechte: das Parkett steht kreuz und quer und der gesamte Bereich schwappt "unterirdisch", wenn man darauf läuft.
Ich bin recht entspannt, denn dass ich das selbst repariere, steht ja völlig außer Frage. Das wird irgendwer anders machen, und bezahlen wird es auch irgendwer anders. Man muss es also nur in die Wege leiten, das ist ein bisschen wie im Büro.
Trotzdem, wenn heute noch einer "Na, so eine Osterüberraschung!" sagt, muss ich leider hauen.
Heute vor zig Jahren:
Wir gehen in die Stadt und setzen uns auf den Boden um nachzudenken und kriegen wieder Geld vor die Füße geworfen. Dreist. Nicht viel los.
Heute der Service-Post für alle, die das mit Ostern mal etwas genauer als "Kreuzigung - Auferstehung" wissen möchten, aber in Religion nicht aufgepasst haben.
Also, erste Sache: Palmsonntag. Palmsonntag ist der Beginn der Karwoche, das war also letztes Wochenende. Die Karwoche heißt so, weil "kara" althochdeutsch für "Kummer" ist. Am Palmsonntag ging Jesus nach Jerusalem, und zwar auf einem Reittier (meist: Esel), den er beschlagnahmen lassen hatte. Als er in die Stadt kam, warfen die Leute grüne Zweige und Kleidung auf den Weg, damit er weicher ritt. Daher: Palmsonntag.
Fun Fact: Das Lied "Tochter Zion", das wir an Weihnachten singen , beschreibt den Einzug nach Jerusalem und ist somit eigentlich ein Palmsonntagslied. Falls Ihnen also im Frühjahr einmal weihnachtlich zumute ist, singen Sie "Tochter Zion", und wenn Sie jemand schräg anspricht, können Sie klugscheißen.
Montag bis Mittwoch: In Jerusalem macht Jesus ziemlich Krawall. Er schmeißt Geldwechsler und Händler aus dem Tempel, diskutiert mit den Hohepriestern und lässt einen Baum verdorren, weil da gerde kein Obst dran ist, das er essen möchte. Oberhohepriester Kaiphos is not amused.
Gründonnerstag - genaue Etymologie des Wortes unklar, es hat vermutlich etwas mit Erneuerung, Absolution, Symbolik der Farbe Grün in der Liturgie zu tun, in anderen Sprachen heißt der Tag meist nichts mit "grün" - spitzt sich die Situation zu. Einer der Jünger (Judas Iskariot) und die Hohepriester kommen zu einer Vereinbarung - von welcher Seite dies ausgeht, ist unterschiedlich überliefert. Jedenfalls soll Judas 30 Silberlinge und die Hohepriester sollen Jesus bekommen. Am Gründonnerstag fand das letzte Abendmahl statt, an diesem Tag war Passah-Fest in Jerusalem: die Jünger saßen zusammen und Jesus erzählte ihnen, was geschehen würde - Verrat, Leugnung, Kreuzigung, Auferstehung. Das kann sich keiner vorstellen und alle beteuern, sie würden immer zu ihm zu stehen. Besonders vollmundig dabei: Simon Petrus, der umgehend die Retourkutsche erhält, dass er Jesus dreimal verleugnen wird, noch ehe der Hahn kräht.
Jesus geht sich dann ein wenig sammeln und mit Gott Zwiesprache halten, und zwar im Garten Gethsemane. Aus diesem Zwiegespräch stammt das Zitat Herr, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Ein paar Jünger hat Jesus mitgenommen, sie sollen wachen, schlafen aber immer wieder ein, und Jesus sagt hier, möglicherweise genervt, Nunja, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Dann kommt aber auch schon Judas Iskariot mit einer Gruppe bewaffneter Leute und verrät Jesus durch den Kuss, daher: Judaskuss. Jesus wird also festgenommen und die Jünger, surprise, surprise, rennen mehrheitlich weg. Simon Petrus, das muss man ihm zugute halten, folgt der Truppe und schleicht sich sogar in das Gebäude, in dem Jesus befragt wird. Dort wird er jedoch von verschiedenen Leuten als ein Jünger erkannt und darauf angesprochen. Dreimal leugnet Petrus, Jesus zu kennen. Dann kräht der Hahn und Petrus schämt sich mächtig. Und er ist nicht der einzige - auch Judas Iskariot hat sich das mit dem Verrat nochmal überlegt und fühlt sich schlecht. Er geht zum Tempel und gibt das Geld zurück, den Priestern ist das aber alles herzlich egal und Judas erhängt sich. Armer Kerl.
Karfreitag. Jesus wird vor Pontius Pilatus (Römer, Statthalter) geführt. Auch Pontius Pilatus ist ein armer Kerl - er ist ja eigentlich Besatzung und möchte sich in die religiösen Befindlchkeiten dieser Hohepriester gar nicht so sehr einmischen. Die Hohepriester hingegen ziehen sich schön aus der Affaire, sagen, dass Pilatus eben verantwortlich sei und stacheln dann das Volk auf. Pilatus' Frau hackt auch noch auf dem armen Statthalter herum, sie hat nämlich schlecht geträumt in Zusammenhang mit diesem Jesus und hätte lieber, wenn Pontius sich aus dieser Angelegenheit heraushielte. Im Lukasevangelium versucht Pilatus, die Angelegenheit an König Herodes zu eskalieren, der gerade vor Ort ist. Der will sich aber auch die Finger nicht schmutzig machen und schickt Jesus wieder zurück. Daher die Wendung Von Pontius zu Pilatus laufen. Mittlerweile ist auch Eile geboten, am nächsten Tag ist nämlich Sabbat und da muss eine eventuelle Kreuzigung erledigt sein. Pilatus verurteilt Jesus also, wenn auch recht angefressen: Er wäscht sich vor dem Volk die Hände und sagt, hier, eure Entscheidung, ich wasche meine Hände in Unschuld.
Sowieso hat er aber noch ein As im Ärmel. Und zwar wird immer am Passah-Fest ein Verurteilter freigelassen. Das könnte doch Jesus sein, findet Pilatus. Findet das Volk aber nicht, denn die sind aufgewiegelt von den Hohepriestern und lassen sich einen schnöden Verbrecher (Barrabas) freigeben. Also Jesus ans Kreuz.
Die Kreuzigung kennen Sie ja sicher. Interessant sind hier die (vor)letzten Worte Jesu (bei Matthäus und Markus), nämlich der Ausruf "Eli, Eli, lama asabtani!", in etwa: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Kann ich gut verstehen. Die Bibelforschung aber nicht, es liegt hier möglicherweise eine Übersetzungsproblematik vor und in Wirklichkeit ist alles ganz anders, Jesus denkt natürlich nicht, Gott hätte ihn verlassen, sondern es müsste irgendwie so wie "Mein Gott, dafür hast Du mich aufgespart!" heißen. Naja. Mir ist der Jesus, der im letzten Moment arge Bedenken bekommt, emotional näher. Jedoch bin ich weder gläubig noch kann ich Aramäisch. Nur bei Lukas übrigens sagt Jesus das bekannte Vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.
Jetzt findet nochmal einer der Jünger seine Integrität überraschend wieder und bittet darum, den Leichnam mitnehmen zu dürfen. Er darf und hat zufällig auch ein schönes Grab zur Verfügung, dort kommt Jesus hinein. Josef heißt dieser Jünger. In manchen Evangelien kommt dann noch was mit Einbalsamierung, das Grab wird verschlossen, fertig.
Wir essen am Karfreitag Fisch, weil das ein Symbol des Christentums ist. Was die Jünger abends taten, konnte ich nicht finden. Aber wenn man mal nachdenkt: alle zusammen gerade ihre Lebensrealität verleugnet, Jesus gekreuzigt, Judas Selbstmord, Petrus am Ende mit den Nerven - ich könnte mir vorstellen, dass sie keinen Appetit hatten.
Karsamstag. Da passierte nichts, da war Sabbat.
Ostersonntag. Der ist immer der Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, also immer frühstens am 22.3. und spätestens am 25.4.
Am Ostersonntag geschah am und um das Grab je nach Evangelium etwas leicht unterschiedliches. Insgesamt kann man aber sagen, dass Frauen am Grab waren und auf Engel trafen und dass später Jesus Frauen und/oder Jüngern erschien, die Frauen immer gläubig reagierten, aber ihre Kunde für Geschwätz gehalten wurde, die Jünger eher nichts begriffen, bis - in allen vier Varianten - Jesus ihnen dann beim Abendessen erschien. Nebenbei: im Johannesevangelium hält Maria Magdalena Jesus am Grab zunächst für einen Gärtner, das finde ich charmant.
So. Ostern fertig. Bei Johannes kommt noch der ungläubige Thomas und der See Tiberias. Bei anderen ein bisschen Erscheinung und Verbreitung des Glaubens. Und dann eben die Himmelfahrt. Das ist aber ja erst im Mai. Damit enden die Evangelien.
Heute vor zig Jahren:
Wir gehen wieder mit schwarzen Klamotten in die Sadt und treffen Ah, Kuli und den S. aus unserer Klasse und den R. aus der Parallelklasse. Es ist ein Lacherfolg: der Ah ist jetzt Skin. Das macht uns ziemlich fertig. Er schleust uns in eine Wave-Disco ein uns wir treffen da einen Mann von Jamaica. Viel ist nicht los. Wir diskutieren die meiste Zeit über und mit Ah und was das soll und wie man so bescheuert sein kann. Wir schlafen bei Pe und steigen nachts aus dem Kellerfenster, holen an der Tankstelle Eis und gehen auf den Minigolfplatz. Es ist der vorletzte Ferientag. Es gäbe noch so viel zu klären, aber die Zeit ist zu kurz.
Ostereier färben mit Papa Novemberregen.
Papa N., donnerstags: Wir färben morgen um 15 Uhr die Eier. Bist du dann da?
Frau N: Ja.
Papa N., freitags um 9 Uhr: Bist Du noch nicht losgefahren? Wir färben um 15 Uhr die Eier!"
Frau N: Ich fahre doch nur 2,5 Stunden!
Papa N: Na dann mal los!
Frau N: Ja, ja, ich fahr gleich...
Freitag, 14:40 Uhr: Alle versammeln sich am Küchentisch. Färbeutensilien werden aufgebaut. Es klingelt an der Tür. W., der Freund von Papa N. kommt spontan zu Besuch. Die Färbeutensilien werden abgebaut, eine Kaffeetafel aufgebaut, Kaffee eingeschenkt.
Papa N., 14:55, zu W.: Wir färben jetzt Ostereier. Entweder machst Du mit, oder Du gehst.
W. bleibt, die Kaffeetafel wird abgeräumt, ich stecke mir noch rasch einen Bissen des kaum angefangenen Kuchenstücks in den Mund und verteidige meine noch volle Kaffeetasse.
Papa N: Wie viele Eier soll ich denn in den Topf machen?
Frau N: Wie viele möchtest du denn bunt haben?
Papa N: 30.
Frau N: Naja, da wirst du zwei Ladungen machen müssen...
Papa N: Also. Wir haben 5 Farben. Ich mache jetzt 7 Eier rein, 5 für die Farben, zwei könnt ihr so anmalen. Wenn die ersten Eier fertig sind, lege ich die zweiten rein. Also habt Ihr 6,5 Minuten für die 7 Eier!
Frau N: ?!!
Papa N: Was guckst Du so? Das passt doch gut. Da sind wir in einer guten halben Stunde durch.
Frau N: Ähm, Papa, warum die Eile?
Papa N: Ja wie lange wolltest Du denn Eier färben??
Frau N: Also - ich hab mir da keinen zeitlichen Rahmen gesetzt. Ostern ist ja erst übermorgen.
Papa N: Hier werden jetzt aber nicht zwei Tage lang Eier gefärbt!
Frau N: Nein, natürlich nicht. Aber wir könnten das ein bisschen auf uns zukommen lassen?
Papa N: Na irgendwer muss hier doch einen Plan haben!
Frau N: Ich glaube aber, das ist kein guter Plan. Können wir nicht einen anderen machen?
Papa N: Wenn wir jetzt sowieso alles umplanen, kann ich ja auch mit dem W. radfahren gehen und ihr macht die Eier, wie ihr wollt. Das wäre mir sowieso lieber.
(exit Papa N.)
Ok, es hätte oben heißen müssen: Ostereier färben ohne Papa N. Der Mann ist ein Fuchs!
Heute vor zig Jahren:
Ich entfärbe meine Haare noch 7 Mal. Sie sind jetzt leuchtend hellorangerosagelb. Wir gehen mit schwarzen Klamotten in die Altstadtund setzen uns vor die Kirche. Heute wollen wir Leute treffen, finden aber keine. Als wir an der U-Bahn sind, glauben wir, Ah, Oh, und Phil von weitem zu sehen, trauen uns aber nicht hin und setzen uns auf die Treppe. Illy kommt vorbei und wir unterhalten uns kurz über mich, aber sie weiß ja immer noch nicht, dass ich ich bin. Ist voll kompliziert alles.
Sooo, der not quite like beethoven hat mir ein Stöckchen hinterlassen, was echt nett ist, denn wenn man seit dingens Tagen täglich etwas schreibt, ist es ganz schön, wenn sich mal jemand anders das Thema ausdenkt. Gut, es hätte jetzt von mir aus nicht gerade "Film" sein müssen. Wer mich kennt, weiß, dass ich nichts weiß über Film und Fernsehen. Aber betrachten wir das mal als Herausforderung. Wohlan!
1. Nenne einen Schauspieler, zwei Schauspielerinnen und drei Filme, die Du sehr gerne magst, und erzähle bitte warum!
Oh, schon geht es los. Ich habe ein Problem, Schauspieler und Rollen auseinanderzuhalten. Bzw. ich könnte sicher, wenn ich wollte, aber ich habe ein Desinteresse an Schauspielern und weiß nichts über sie. Sie können mich kaum mehr verwirren, als wenn Sie mir in kurzem zeitlichen Abstand zwei unterschiedliche Filme mit demselben Schauspieler zeigen.
Ich mag Kiefer Sutherland weil es den gibt, seit ich Filme sehe (oder auch nicht) und er mich nicht mit blöden Schlagzeilen nervt.
Ich mag Meret Becker weil sie interessant aussieht und nicht so oft zu sehen ist.
Ich mag Susanne von Borsody und weiß nicht warum, ich freue mich halt immer, wenn ich sie irgendwo sehe. Zugegebenerweise musste ich jetzt erstmal ergoogeln, wie sie heißt.
2. Bist Du schon einmal vorzeitig im Kino aus einem Film gegangen? Warum und aus welchem?
Ja, häufiger. Während des Studiums bin ich regelmäßig mit einer Gruppe Leuten dienstags um 23 Uhr in die Sneak Preview gegangen. Wenn man die Bahn um kurz vor 12 nicht erwischt hat, konnte man erst um 1:30 Uhr wieder fahren. Ich gehe ja nicht so gern so spät ins Bett. Wenn der Film mich also bis kurz vor 12 nicht überzeugen konnte, bin ich gegangen. Die Namen der Filme habe ich mir dann nicht gemerkt.
3. Gibt es eine Filmszene, in der ein Song gespielt wird, die sich Dir beide untrennbar ins Gedächtnis gegraben haben?
Ich fürchte, die Sache mit der Titanic...
4. Welches ist Dein Lieblingskino und warum ist es das?
Also, meist gehe ich in dasselbe Kino, weil ich sowieso fast nur mit Mademoiselle ins Kino gehe, ihr zum Gefallen, und dann das Kino wähle, wo man zu Fuß hinlaufen kann. Es ist mir ja egal, in welchem Etablissement ich "Das Sams" schaue. Es gibt im Nachbarort ein kleines Programmkino, in dem zu den Filmen vorher ein passendes Menü serviert wird. Allerdings liegen die Anfangszeiten so, dass ich es zwar schon zweimal vor Filmbeginn dorthin geschafft habe, aber nie so rechtzeitig, dass noch nicht ausverkauft war.
5. Lieber Filme oder TV-Serien? Warum?
Tendenziell lieber Serien. Da ich nie richtig hinschaue, habe ich bei Serien (aufgrund der längeren Laufzeit) eher noch einen Wiedererkennungseffekt und ein Aha-Erlebnis die Handlung betreffend.
Jetzt soll ich mir Fragen ausdenken. Das ist ja immer einfach. Also:
1. Welchen Film sollte ich wirklich unbedingt einmal sehen, ohne nebenher etwas anderes zu machen und warum? (Absolut nur einen nennen!)
2. Gibt es eine Filmszene, bei der Sie sich - eventuell schon mehrfach - schlappgelacht haben? Bitte nacherzählen.
3. Welches ist hingegen die traurigste Filmszene, die Sie kennen? (Nur eine, ist sonst unglaubwürdig.)
4. Gibt es einen Film, den Sie öfter, eventuell regelmäßig, anschauen?
5. Welches Buch sollte unbedingt noch verfilmt werden?
Beantworten sollen das alle, die dies lesen. Ja, genau Sie!
Heute vor zig Jahren:
Wir gehen in die Altstadt, Pe als Wave, aber wir wollen niemanden treffen, weil sie sich etwas sonderbar vorkommt.
Heute, bis gerade, war ja diese Schulung.
Schönes Wetter, oder? Es ist ja wieder recht warm geworden. Heute Nachmittag musste ich sogar in meinem Büro die Jalousien herunterlassen und die Klimaanlage runterdrehen, weil es so warm wurde.
Kaffee habe ich heute kaum getrunken. Zum Mittagessen hatte ich aber ein Espressomüsli. Heute Abend gehe ich Steak essen, dazu habe ich eine lustige Anmerkung. Und zwar wurde ich heute Morgen wach, erinnerte, mich, dass ich zum Essen verabredet bin, und hatte großen Appetit auf Steak. Dies teilte ich der Verabredung mittags mit, die daraufhin sagte, das träfe sich ja hervorragend, seien wir doch zum Steakessen verabredet. Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt. Aber sehen Sie, was das Unterbewusstsein für ein kluges Tierchen ist. Es hatte ja diese Steakinformation noch irgendwo gespeichtert und dann, zugegenberweise etwas manipulatorisch, in mein Bewusstsein eingespeist, morgens, als ich an die Verabredung dachte.
Ich hoffe übrigens sehr, dass ich gestern schon allen Irren für den Rest der Woche begegnet bin. Ich hatte morgens einen in der Bahn, abends einen am Geldautomaten und spät abends nochmal einen in der Bahn. Heute wünsche ich es mir etwas ruhiger. Vielleicht sollte ich sicherheitshalber in den nächsten Tagen mit dem Fahrrad herkommen.
Sie dürfen diesen Text gerne als Übersprungshandlung betrachten.
Heute vor zig Jahren:
Wir fahren zu Pes Oma aufs Dorf. Auf dem Fahrrad sieht Pe in ihren schwarzen Klamotten wie ein Pfarrer aus einem alten Film aus. Wir lachen uns voll tot darüber und kriegen Ärger von Leuten, weil wir genau neben dem Friedhof lachen.