Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Team, also beruflich jetzt, das unter anderem eine spezielle Aufgabe zu erledigen hat. Zum Beispiel die Tätigkeit Ihres Unternehmens dem Kunden in Rechnung zu stellen. Wichtige Sache, logisch. Dafür gibt es natürlich ein Programm.
Nehmen wir an, dieses Programm wird gewechselt. Das ist ab und zu notwendig, alle paar Jahre. So weit, so gut. Der Wechsel ist seit etwa einem Jahr im Gespräch und Sie hören immer mal wieder davon, aber mehr so unter der Hand. Anfang des Jahres steht dann fest: das neue Programm wird kommen, und zwar bald. Bald meint, so etwa in einem Vierteljahr. Sie erbitten also nähere Informationen – wie umfangreich die Veränderungen sein werden, ob man dafür schulen muss, in welchem Umfang, ob von Ihnen Informationen benötigt werden zu den Spezialanforderungen Ihrer kleinen Einheit, denn jedes Land macht Rechnung ja ein bisschen anders, das nicht unbedingt aus Vergnügen (wobei manchmal auch schon), sondern aus unter anderem steuergesetzlicher Notwendigkeit. Und ob Sie vorher vielleicht mal gezeigt bekommen könnten, was dieses Programm so macht.
Neinnein, gezeigt bekommen natürlich nicht, das geht keinesfalls, ist die Antwort. Aber es ist total umfangreich und jeder muss ganz viel geschult werden. Wann, das wird Ihnen vorher noch mitgeteilt. Alle Spezialanforderungen werden natürlich berücksichtigt, man kennt sich ja aus, das wird alles super. Die Schulungen sind so um Ostern.
Erfahrungsgebeutelt wie Sie sind, ergehen Sie sich nicht in blindem Vertrauen, sondern setzen sich das Thema auf die Tätigkeitenliste. Sie haken nach. Wie sieht es mit dem deutschen Papierformat aus? Ist das Format des Briefkopfes berücksichtigt? Wird man Umsatzsteueridentnummern eintragen können, Vermerke von Reverse Charges und ist an fortlaufende Rechnungsnummern für den Standort gedacht? An das deutsche Datumsformat? DIN Layout von Adressen?? Und wann genau so um Ostern rum sind die Schulungen, denn das ist doch allerbeste Urlaubszeit?
Noch bevor Ihre Fragen beantwortet werden können, macht Ihr Mutterhaus einen Vorschlag wie man die Schulung so ungefähr abhalten könnte. Dieser Vorschlag beinhaltet, dass vier Personen für insgesamt eine Woche aus der Zentrale zu Besuch kommen. Ihr Chef brüllt daraufhin in einer Telefonkonferenz etwas, das ziemlich genau „wir sind doch kein Ferienresort“ lautet, womit der Besuch abgesagt ist, die weiteren Gespräche aber möglicherweise deutlich verkompliziert wurden.
Sie lassen ein bisschen Gras über dieses Telefongespräch wachsen. Die Schulung soll nun per Webseminar mit gleichzeitiger Video- und Telefonkonferenz oder so ähnlich stattfinden. Der Chef sagt, es nimmt niemand an dieser Schulung teil, so lange nicht geklärt ist, was diese beinhaltet. Sie erbitten Trainingsunterlagen. Man ziert sich. Unter der Hand erfahren Sie, dass noch gar keine solchen Unterlagen existieren. Sie erbitten ein Vorabtraining. Man sagt Ihnen, Sie seien leider nicht qualifiziert für dieses Training. Sie verweisen auf Ihre Leitungsfunktion. Man argumentiert, dass Sie eben gerade in dieser Funktion ja kein Teammitglied sind und daher mit den Aufgaben der Rechnungserstellung nicht betraut. Sie werden ein bisschen ärgerlich.
Es ist nun drei Wochen vor Systemumstellung. Sie haben sich entschlossen, am Chef vorbei einfach die Schulung schon einmal zu planen und sich am Mutterhaus vorbei einfach in die erste Schulungsgruppe mit hineinzusetzen und so die Informationen quasi-noch-vorab-aber-eigentlich-doch-eher-fast-genau-gleichzeitig mit den Teilnehmern zu erhalten, so dass eine Schulung grundsätzlich stattfinden kann, gleichzeitig aber auch sofort abgebrochen werden kann, sollte sich alles als unsinnig herausstellen. Sie finden, damit ist der Sache gedient und nehmen bequem zwischen sämtlichen Stühlen Platz. Sie besprechen mit der Trainingsabteilung im Mutterhaus die zeitlichen Möglichkeiten. Man verspricht, sich bald mit den genauen Terminen zu melden.
Zwei Wochen vor Systemerstellung haken Sie nach. Eine Woche vor Systemumstellung haken Sie nach. Fünf Tage vor Systemumstellung haken Sie nach. Man lässt sich nun schon am Telefon vor ihnen verleugnen. Vier Tage vor Systemumstellung – Sie sind mittlerweile im Urlaub – erhalten Sie eine Mail, die Hälfte Ihre Teams würde in der nächsten Woche geschult. Sie fragen, was mit der anderen Hälfte sei. Sie erhalten die Antwort, die bräuchten diese Schulung nicht, da sie nie Rechnungen schreiben, Schulungen Geld kosten und man nicht unnötig Arbeitszeit verplempern sollte. Nicht nur Sie erhalten diese Antwort, sondern auch noch ungefähr zwanzig andere Leute und zwei weltweite Oberhoschis. Sie sind nun erbost und antworten postwendend, dass diese Information falsch ist, begründen für jedes einzelne Teammitglied separat, warum es diese Schulung benötigt und schließen mit der Bemerkung, dass es auch nicht die Frage ist, ob sämtliche Personen geschult werden, sondern wie sie geschult werden – durch die kompetenten Superdupertrainer oder aber durch Sie selbst höchstpersönlich, da Sie ohne jede Frage Ihr Wissen mit allen, die es benötigen, teilen werden. Und ob es da nicht im Interesse aller ist, der offiziellen Schulung den Vorzug zu geben, bitte, danke, und jetzt zügig. Und das schicken Sie – natürlich – auch an den großen Personenkreis und die beiden Oberhoschis.
Und für einen ganz kleinen Augenblick steht die Zeit in Ihrem Unternehmen still.
Dann klingeln die Telefone. Sie gehen aber nicht ran, es ist ja auch alles gesagt. Man lässt Ihnen über Dritte ausrichten, dass man enorm dringend unmittelbar und sofort telefonieren muss und zwar vor Geschäftsbeginn am nächsten Werktag. Sie lassen ausrichten, dass Sie im Urlaub und unterwegs und nicht vor Mitternacht erreichbar sowie nach Mitternacht in keinem diskussionsfähigen Zustand sein werden. Man teilt mit, man erwarte Sie in diesem Fall am Montag um 9 Uhr – was 3 Uhr früh in der Zentrale bedeutet – am Telefon. Sie stimmen freudig zu. 3 Uhr nachts in der Zentrale klingt nach Spaß.
Dann geschieht einen halben Tag lang nichts und danach kommt die Mail, dass man dann halt alle schult und am Montagmorgen nicht telefoniert. Die Schulungsunterlagen sind an diese Mail zu Ihrer Information angehängt.
Das hätte man aber doch wirklich alles auch leichter haben können.
Heute vor zig Jahren:
Wir bleiben zu Hause und denken nach. Nur morgens holen wir uns hohe Docs und für Pe schwarze Klamotten.
Frau N. und Mama N. gehen gemeinsam aus. Man fährt Bahn. Die Bahn fährt um 17:59, der Fußweg zur Bahn beträgt 5 Minuten.
Frau N: Wann wollen wir denn losgehen? So um 10 vor?
Mama N: Nicht so knapp. Wir haben ja hohe Schuhe an!
Frau N: Dann lass uns um Viertel vor gehen, dann haben wir reichlich Zeit.
Mama N: Gut!
17:15 Uhr
Mama N: Willst Du Dich nicht langsam mal umziehen?
Frau N: Ich bin doch schon fast fertig. Ich muss nur noch Schuhe und Strümpfe anziehen.
Mama N: Ich sags nur! Wir wollen ja um halb los!
Frau N: Wir wollen doch um Viertel vor los?!
Mama N: Um Viertel vor wollen wir unten los!
Frau N: Wo unten?!
Mama N: Unten an der Haustür.
Frau N: Aber wir brauchen doch keine 15 Minuten für drei Stockwerke?
Mama N: Ich sags nur!
17:30 Uhr - Frau N. zieht Schuhe und Strümpfe an. Mama N. zieht Schuhe, Jacke, Schal und Handtasche an.
Frau N: Mama, was machst Du da??
Mama N: Wir gehen doch jetzt.
Frau N: Wir gehen um Viertel vor!
Mama N: Das ist doch gleich.
Frau N: Ok, ok - wir gehen jetzt.
17:44 - Eintreffen am Bahnsteig. Eine Bahn fährt ab.
Mama N: War das jetzt unsere Bahn??
Frau N: Nein. Das war die Bahn davor. Es ist 17:44. Wir wollten in einer Minute losgehen.
Mama N: Siehst Du, wenn Du nicht so getrödelt hättest, hätten wir die noch erwischt.
Frau N: Aber wir wollten die doch gar nicht erwischen!!
Mama N: Ach, hör auf, Du immer mit Deinen Ausreden.
Frau N: (sprachlos).
Heute vor zig Jahren:
Pe und ich haben uns spontan die Haare schwarz gefärbt. In der Stadt treffen wir M&M, Ah, den Kuli und noch zwei andere - die erkennen mich aber alle nicht. Dann labert so eine Psychopathin Pe an, dass sie Illy heißt und mit dem Ah zusammenwar bis Pes Freundin (damit meint sie mich) ihr den ausgespannt hat und wenn Pe weiß wo ich bin soll sie ihr sagen wo weil sie mich zusammenschlagen will. Pe sagt, dass sie keine Ahnung hat, wo ich bin, was voll witzig ist weil ich ja genau neben ihr stehe.
Mademoiselle ist keins der Kinder, die gern Auto fahren, aber seit sie selbst lesen und Nintendo spielen kann, ist es erträglich. Was allerdings weiterhin sehr schlecht ist: wenn Mademoiselle im Auto Hunger bekommt. Nun bin ich keine Tuppermutter. Ich finde ganz generell, dass man in diesem Land immer irgendwo Essen kaufen kann und man daher für eine 7jährige keine Dosen mit Nahrung mitführen muss. Andererseits aber beträgt die Zeitspanne bei dem langen, dünnen Etwas zwischen "ich hab Hunger" und "mir ist schlecht" nur etwa 10 Minuten, zusätzlich wird der Punkt "ich muss spucken" im Auto noch bei etwa jeder vierten Fahrt erreicht. Es besteht also bei "ich hab Hunger" relativ dringlicher Handlungsbedarf.
Als Mademoiselle bei der gestrigen Autobahnfahrt nach etwa 150 km "ich hab Hunger!" äußert, fahren wir also die nächste Rastätte an und es geschieht zum zweiten Mal in einem Monat, dass ich an einer Raststätte keinen Parkplatz mehr finde. Was machen all diese Leute an Raststätten? Die können doch unmöglich alle unterzuckerte 7jährige Kinder haben, und gibt es einen anderen Grund, sich an Autobahnraststätten aufzuhalten? Egal, wir fahren weiter, die nächste Essensmöglichkeit ist sicher nicht weit. Doch da wird eine Vollsperrung ab Dreick Dernbach angesagt, und wo sind wir überraschenderweise gerade? Genau. Halsbrecherisch-elegant ziehe ich im allerletzten Moment auf die Abfahrt nach Irgendwo, jedenfalls nicht in die Vollsperrung, denn überall ist die Aussicht auf Essen größer als dort. Wir fahren nun auf einer anderen Autobahn, die sich sogar als recht passende Umleitung herausstellt. Eine Raststätte zeigt sich aber nicht. Erwartungsgemäß kommt nach etwa einer Viertelstunde "mir ist schlecht - ich gaube, ich muss gleich spucken...". Als letztes Mittel nehme ich die nächste Ausfahrt, die in irgendeinen Ort führt. Dort wird es wohl irgendetwas geben, und sei es ein Kaugummiautomat.
Wir fahren und fahren eine Landstraße durch trostlose Gegend entlang. Rechts geht es nach Kretz, links geht es nach Kruft, vielleicht malerische Ortschaften, vielleicht aber auch die bucklige pfälzische Verwandtschaft der saarländischen Flemm und Freck. Wir fahren geradeaus in ein Industriegebiet. Dort gibt es einen Supermarkt, der behauptet, ein Rewe-Supermarkt zu sein. Innen ist er aber temperiert wie ein Kühlhaus und es gibt auch eigentlich nur Fleisch: Drei Tiefkühltheken mit tierischem Gefriergut, eine Fleischtheke, eine Wursttheke, zwei Kühlregale mit Wurstwaren. Dazwischen recht verloren Waschmittel, Weichspüler und Kaffee. Wir sind die einzigen Kunden. Ich sage dem Kind, es solle sich etwas aussuchen. Es nimmt zwei Packungen Fleischwurst und eine Packung luftgetrocknete Mettwürste. Mir dreht sich der Magen um und ich nehme einen Schüttelkaffee aus dem Kühlregal.
Im Eingangsbereich befindet sich noch ein Bäcker, leider habe ich aber überhaupt kein Bargeld in der Tasche. An der Kasse frage ich, ob es in diesem "Rewe" die Möglichkeit gibt, beim Bezahlen Geld abzuheben. Die gibt es, aber erst ab einem Einkauf in Höhe von € 25. Dass ich für € 25 abgepacktes Fleisch einkaufe, um danach ein Brötchen erwerben zu können, ist völlig ausgeschlossen. Ich frage die Kassiererin, ob ich möglicherweise etwas einkaufen könnte, Waschmittel zum Beispiel, um es gleich darauf wieder zurückzugeben und Bargeld zu erhalten. Das könne ich, sagt die Verkäuferin. Sie bitte mich jedoch, es nicht zu tun.
Als wir hinausgehen, schenkt die mitleidige Bäckereiverkäuferin Mademoiselle einen "Kirschberliner" - ein Plunderstückchen mit einer Füllung aus angedickter Kirschmasse und dickem rosa Zuckerguss.
Wir setzen uns ins Auto auf die Rückbank. Es ist kalt. Mademoiselle braucht Hilfe mit dem Nintendo. Ich spiele ihr ein Level frei, während sie eine Packung Fleischwurst und vier Mettwürste isst. Dann beißt sie in den Kirschberliner, hält ihn mir mit spitzen Fingern hin und fragt: "Willst Du, Mama?". Mir wird von ihrem Wurstatem schlecht. Ich lehne ab und versuche, den Kaffee zu trinken, ohne durch die Nase zu atmen. Das ganze Auto riecht nach Wurst. Es fängt an zu regnen. Wir beobachten durch die langsam beschlagenden Scheiben die Leute, die im Gewerbegebiet zwischen Kretz und Kruft auf der Straße sind. Männer wie Frauen tragen Turnschuhe, Daunenwesten und Kurzhaarfrisuren.
"Wie findest du es hier", frage ich das Kind. "Naja", sagt sie, "es ist kalt und nicht so schön hier. Und es gibt nichts interessantes. Und die Wurst schmeckt nicht so gut. Können wir woanders hinfahren?" "Ja", sage ich. "Es gibt ein Wort für sowas. Dieses Wort ist 'desolat'". Mademoiselle nickt. Neue Wörter findet sie immer gut. "Desolat", sagt sie.
Wir fahren weiter. Ich murmele die nächsten 100 km "Kretz und Kruft" vor mich hin. Von der Rückbank murmelt es "desolat" in verschiedensten Betonungen.
Vielleicht fahren wir nächstes Mal doch wieder Bahn.
Heute vor zig Jahren:
Wir haben M&M aus unserer Klasse in der Spezialkneipe getroffen und hinterher Ah und Oh und Phil an der U-Bahn. Ah läuft jetzt in schwarzen Wave-Klamotten rum. Zusammen mit dem Flat sieht das etwas witzig aus.
heute fuer Sie nur Bild, fuer mich auch Ton
Heute vor zig Jahren:
Ich gehe allein in die Altstadt und treffe zufällig ein paar Leute aus unserer Klasse. Höre Neuigkeiten über mich. Nicht viel los. Wir haben die Vorladung wegen der Bahnsache bekommen.
Heute in der Bahn, Frau N. im Vierersitz mit zwei Jugendlichen mit schlecht sitzenden Hosen, die über ihrer Mathehausaufgabe brüten: Es geht um eine Hochzeitstorte, dreistöckig und rund, mit der unteren Torte Durchmesser 30 cm, der mittleren 26 cm, der oberen 20 cm. Die untere Torte ist 10 cm hoch, die mittlere und die untere jeweils 8 cm. Berechne das Volumen der gesamten Torte.
Jugendlicher 1: Gib mal Taschenrechner, das ist einfach, mussdu 30x26x20 rechnen.
Jugendlicher 2: Taschenrechner habsch net. Hab nur iPhone.
J1: Dann mach auf iPhone!
J2: Einfach das alles mal? Sicher? Ist das dann nicht Masse? Torte ist doch schwer.
(Frau N. hebt die Augenbrauen.)
J1: Ich schwör. Aber dann war vielleicht noch was mit Quadrat.
(Frau N. kichert in ihr Buch)
J1: Was lachen Sie? Wissen Sie, wie man das rechnet?
Frau N: Rechne erstmal die Fläche und von da aus weiter.
J1: Was, Fläche? Wozu ist Fläche gut? Wie soll ich wissen, wie man Fläche rechnet? Braucht man für nix, Fläche!!
Frau N: Hab ich schonmal gebraucht, beim Pizza bestellen, um herauszufinden, ob die runde oder die eckige Familienpizza mehr Essen ist.
(Schweigen)
J2 zu J1: Ey, die Frau hat Ahnung. Frag die weiter!
J1: Wie jetzt, Fläche?
Frau N: pi x r²
J1: Was, pi??!
Frau N: Na pi. Die Kreiszahl. Googel mal auf deinem iPhone.
J2: (googelt)
J1: Und Radius? Radius steht in der Aufgabe nicht!
Frau N: Radius ist die Hälfte vom Durchmesser.
J1: Sie haben Abitur, was?
Frau N: Ja.
J1: Krass.
J2: Pi ist krass lange Zahl!!
J1: Jetzt rechne da mit diese Pi und den halben Durchmesser!
J2: (tippt krass auf iPhone und generiert drei Zahlen)
J1: Jetzt die alle mal, gell?
Frau N.: Nein, nein. Fläche mal Höhe. Jetzt die Zahlen mit der jeweiligen Höhe mal.
J2: (tippt krass auf iPhone und generiert drei weitere Zahlen)
J1: Jetzt die alle Mal, gell??
Frau N: Nein!! Was soll das denn dann für eine Einheit werden?!
J1: Was, Einheit? Das ist alles cm!
Frau N: Das ist doch jetzt Volumen! Das ist cm³!
J2: Ich glaub, bei Torte ist Masse, oder? Torte ist schwer.
Frau N: Ihr sollt doch Volumen ausrechnen. Volumen ist nicht Masse. Für Masse müsstest du wissen, woraus die Torte ist und die Dichte von dem Zeug.
J1: Ey, Dichte, wolln Sie uns verarschen??!
Frau N: Googel doch mal Dichte. Aber jetzt mach lieber erstmal weiter ich muss gleich aussteigen. Du hast jetzt das Volumen der drei einzelnen Torten und sollst das der Gesamthochzeitstorte berechnen. Was jetzt?
J2: Ich weiß! Einfach alles zusammen! Hab ich doch gleich gesagt!
Frau N: Super. Tschüss.
J1: Viel Spaß mit der Pizza.
J2: Ey, Dichte, ich guck mal auf iPhone...
Heute vor zig Jahren:
Pe, Ah und Kuli kommen zu mir und wir hören Musik, dann gehen wir in den Schlosspark und der Kuli will wieder eine schwarze Messe machen, aber wir haben keine Lust. Wir gehen an die Bahngleise und warten bis ein Zug kommt. Dann gehen wir durch den Schlosspark, Ah und ich verschwinden und hinterher können wir Pe und den Kuli nicht mehr finden. Wir machen uns auf den Weg zum Karl und treffen unterwegs Phil, der die beiden aufgegriffen hat. Phil will auf Spannerjagd gehen und nimmt uns mit. Phil redet die ganze Zeit nur über ein Rätsel: Eine Pyramide steht in der Wüste. Sie hat eine Tür und ein Fenster. Davor steht ein großer Lastwagen. An der Spitze der Pyramide hat sich ein Mann erhängt. Frage: Wie ist er 'raufgekommen? Antwort: In dem Lastwagen waren Eisblöcke. Wir finden keinen Spanner. Phil will uns morgen Dope besorgen.
Ganz spontan habe ich eben ein paar verschiedene (Speise)pilze, 2 Zwiebelartige (1 Zwiebel und 1 Schalotte, man erkläre mir den Unterschied), eine Handvoll Kirschtomaten und Pfeffer, Salz, Olivenöl und eine Prise Zucker in eine Pfanne getan, dann die Küche aufgeräumt und als ich damit fertig war, war alles perfekt. Sehr einfach und zur Nachahmung empfohlen!
Das Problem: 300g Pilze schrumpfen sozusagen zu Nichts zusammen. Was aber auch nur ein geringes Problem darstellt, wenn im Kühlschrank eine Schale Tiramisu steht.
Heute vor zig Jahren:
Ah hat angerufen, aber Pe und ich waren schon mit Franz1 und Franz2 aus unserer Klasse verabredet, in der Spezialkneipe. Die aus unserer Klasse sind irgendwie alle total doof und uncool. Pe und ich gehen zum Rhein und reden.
Eigentlich wollte ich es ja gar keinem sagen, weil es mir so albern vorkam. Aber jetzt muss ich es wissen.
Es ist nämlich so, dass ich am Sonntag am späteren Abend auf der Autobahn ausgebremst wurde. Dem Wagen - übrigens mit dem Kennzeichen LÖ-WI XXX - entstieg dann ein Mensch in Löwenkostüm und winkte freundlich. Ich konnte mich mit mir selbst auf keine angemessene Reaktion einigen und fuhr einfach weiter.
So weit, so gut. Ich hatte das schon verdrängt. Aber heute saß ich in der S-Bahn, und als ich den Blick hob, ging eine Frau in Pandabärenkostüm vorbei. Niemand schaute länger als nötig, hielt sie auf oder fragte, warum. Ich ja auch nicht.
Der Kollegin, der ich sofort nach Ankunft im Büro (früh!) zutiefst verstört davon berichtete, glaubte, gehört zu haben, es gäbe so eine Bewegung von Menschen, die in Tierkostümen herumläuft. Und nun Sie: Gibt es das wirklich? Und haben die möglicherweise derzeit im Rhein-Main-Gebiet eine Convention? Oder ist es an der Zeit, einen Neurologen einzuschalten?
Heute vor zig Jahren:
Ich habe mit Ah Billard gespielt und es tatsächlich geschafft, eine Kugel in ein Loch zu bekommen.
Über die Jahre hat es sich irgendwie so eingeschlichen, dass ich im Büro immer enorm viel nachdenken muss. Ich meine jetzt nicht selbstmitleidiges Nachdenken über meinen Aufenthalt im Büro an sich, sondern über Themen, von denen ich noch keine Ahnung habe, mir jedoch schleunigst eine zulegen sollte. Das ist natürlich einerseits interessant und herausfordernd, andererseits aber auch anstrengend und, wenn man dann zu einem für sich selbst enorm befriedigenden Ergebnis kommt, dies an entsprechender Stelle präsentiert und dort auf völlige Abwesenheit von gesundem Menschenverstand trifft, enorm frustrierend.
Heute war der Fall, dass eine Person, die im Sommer bei uns arbeiten soll, ein Visum benötigt, und für ein Visum benötigt man eine Krankenversicherung, die nach einer Entscheidung des Europäischen Rates mindestens den Basisleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung entsprechen muss. Da gab es nun ein bisschen hin und her, denn natürlich hat das vorsorgliche Mutterhaus in Übersee für die Person eine Versicherung abgeschlossen. Ob die allerdings diese Basisleistungen erbringt, weiß das Mutterhaus nicht, es kennt diese Basisleistungen ja nicht (und vermutlich auch nicht den Europäischen Rat, aber das nur nebenbei bemerkt), und es dauerte auch einige Zeit, bis man sich entschloss mir eine schlecht leserliche Kopie der Versicherung zwecks Überprüfung zugänglich machen zu können.
Nun kann diese Versicherung ganz schön viel. Zum Beispiel per Hotline Lotterie- und Sportergebnisse bekanntgeben, oder auch Geschenk- und sogar Verpackungsideen! Und so einiges mehr, wie Schneehöhen in Skigebieten, Golfplatzsuche und fragensenicht. In Bezug auf Krankenversicherung wurde es aber deutlich weniger konkret, so dass ich lange Basisleistungen erforschte und die Entscheidung 2004/17/EG studierte und überlegte, ob sich der Sachverhalt nach beglaubigter Übersetzung ins Deutsche wohl irgendwie positiv verändern könnte. Und dann hatte ich die brillante Idee, die Person einfach hier nochmal zu versichern, Krankenversicherung für Einreisende mit deutscher Dokumentation und Beachtung der Regularie. Und für einen Bruchteil der Kosten, die für Übersetzung+Beglaubigung anfielen. Gar nicht zu reden von den Kosten, die entstünden, würde das Visum an der Krankenversicherung scheitern. Die perfekte Lösung.
Fand ich. Fand das Mutterhaus nicht. Weil es ja schon eine Versicherung gäbe, und meine Ausgabe somit eine unnötige sei. Der Hinweis, dass meine "unnötige" Ausgabe eine ansonsten größere nötige Ausgabe verhindert, konnte nicht nachvollzogen werden. Das sei so nicht vorgesehen. Man würde das intern besprechen und sich bei mir melden.
Zum Glück brauche ich weiß Gott keine Genehmigung aus Übersee, um rund 40 Euro an eine Versicherung überweisen zu lassen. Und bis die interne Besprechung zu einem Ergebnis kommt, ist sehr wahrscheinlich der Sommer vorbei und die Person schon längst wieder abgereist. Die Sache ist also in trockenen Tüchern.
Manchmal ist mir aber trotzdem danach, einfach mal für ein paar Tage in einem Supermarkt Regale einzuräumen.
Heute vor zig Jahren: kein Eintrag
Los, alle raus gehen und gucken, auf Balkon oder Terasse oder was Sie so haben, oder vor die Tür - da ist ein wunderschöner Sternenhimmel, mit Orion, Stier und Zwillingen und zwei ganz hellen Dingern, die Venus und Jupiter sein dürften und einer Mondsichel wie eine Wiege, zum reinlegen und Beine in der Frühlingsluft baumeln lassen.
Heute vor zig Jahren:
Wir haben uns für 4 Uhr am Park verabredet und Pe und ich waren zu früh. Wir haben uns auf so 'ne Mauer gelegt und gesungen. Kuli und Ah kamen zu spät. Zuerst wollten wir sie dafür fertig machen, aber das ging irgendwie nicht, weil sie das total normal fanden. Dann sind wir in den Park gegangen und haben geschaukelt, uns auf der Pogo-Platte gedreht und balanciert. Danach sind wir nach Hause gefahren und in die Kirche gegangen.
Hachja. Von all den kleinen und größeren Dingen, die ich gut und sinnvoll heute hätte verrichten können, ist es mir hervorragend gelungen, nicht ein einziges zu tun.
Und davon bin ich jetzt rechtschaffend müde.
Heute vor zig Jahren:
Um 14 Uhr haben wir uns getroffen und sind zu Ahs Vater gefahren. Da haben wir zuerst fern gesehen und nachdem Ahs Vater weg war haben wir Getränke geholt. Ich sollte Pe auch Kippen mitbringen, aber der Automat war kaputt und das Geld ist stecken geblieben. Wir kamen mit 2 Kellergeistern und 4 Diebels zurück. Pe ist dann zur Telefonzelle gegangen, um die Automatenleute anzurufen und als sie zurückkam haben wir alles ausgetrunken und dann den Kühlschank vom Karl geplündert, wo aber nur saure Gurken und Toast drin war. Wir haben ein paar Plastikautos auf dem Balkon verbrannt. Wenig später, ca. 21 Uhr, verließen wir die Wohnung und brachen zum Friedhof auf. Es goss. Pe lief auf Socken durch die Düssel. Dann kletterten wir über den Zaun auf den Friedhof, wobei Pe sich ein Loch in die Hose riss. Der Kuli und Ah wollten eine schwarze Messe machen, aber es war zu nass für schwarze Messen und wir setzten uns auf eine Bank und redeten und lachten. Nach etwa einer halben Stunde sind wir zum Ast aus unserer Parallelklasse gegangen, da war eine Party, aber der wollte uns mal wieder nicht reinlassen. Schließlich hat er uns doch reingelassen. Es war total scheiße da und nach einer halben Stunde sind wir wieder gegangen, nur der Kuli ist dageblieben.