Beim Einkaufen tritt bei mir kein Lerneffekt ein. In unregelmäßigen Abständen, aber immer mal wieder, finde ich mich mit übermäßig viel Gepäck in der Fußgängezone wieder. Was nicht so sehr einzig an den Einkäufen liegt, sondern an einer Fehlplanung, die mich mit Handtasche, Zusatztasche mit Buch und Unterlagen, Schulranzen vom Kind, Tasche mit Schonern und Helm und Tasche mit Inlinern (vom Kind) als Grundausstattung ins Einkaufszentrum wandern lässt, um dort zwei Tüten mit Einkäufen zu erwerben und spontan noch ein Paket aus der Packstation zu holen, das sich als doch etwas größer als erwartet erweist. Etwa zu diesem Zeitpunkt stelle ich fest: es gibt da ein Problem.
Je nach Stimmung schleppe ich mich murrend weiter, spreche den nächstbesten kräftigen jungen Mann an, ob er mit mir den Heimweg absolvieren möchte oder setze mich mitten auf den Gehweg und weine ein bisschen. Heute kam, bevor ich eine Entscheidung treffen musste, eine Erzieherin aus der Schule mit diversen Kindern im Schlepptau vorbei. Sie blieben vor mir stehen und die Erzieherin sagte: "Na, was macht man denn wenn man einen Bekannten trifft, der sehr viel zu tragen hat?" Die Kinder schrien im Chor "H e l f e n ! !". Jedes Kind nahm was.
Ich bin mit dem Erziehungsmodell dieser Schule sehr einverstanden.
Heute vor zig Jahren:
An diesem Tag gar nichts unternommen, nur Schule. Pe hat erzählt, dass sie mit Pe2 telefoniert hat, die total viel mit dem Oh und dem Mädchen mit dem Schlauchkleid abhängt und einen Freund hat, der Hühnchen heißt.
Das Büro gebärdet sich wie ein nerviges Kleinkind, das eigene Kind schlägt mich im (Bilder-)Sudoku und am Wochenende wird einem eine Stunde Nachtschlaf geklaut.
Zeit fuer "ein kleines Pils in einem Glas ohne Henkel bitte." - "Was willst Du?" - "Ein kleines Pils in einem Glas ohne Henkel bitte!" - "Die Pilsgläser haben aber alle Henkel!" - "Es muss ja kein Pilsglas sein, nur eins ohne Henkel und mit Pils drin." - "Orrrrrrr!" - "Ich kann Henkel halt nicht leiden."

Heute vor zig Jahren:
Wir haben uns um 2 Uhr mit Ah getroffen. Dann sind wir noch ein bisschen mit Pes Hund rumgegangen und dann im Terroristenabteil der Straßenbahn (so nennt Pes Vater immer das hintere Abteil) zum Kuli gefahren. Wir haben auch die Füße hochgelegt und Ärger von einer älteren Dame gekriegt. Kuli sollte eigentlich Zeitungen austragen, aber ihm war nicht danach. Da sind wir nach Karstadt und Kaufhof gefahren und haben Blondiercreme gekauft und dann zu Ahs Mutter, wo der Ah und der Kuli sich die Haare gefärbt haben. Danach haben wir Papierkügelchen rumgeworfen und eine Zeitungsschlacht gemacht und uns über Kulis Haare totgelacht, die meliert geworden sind. Jetzt sieht er aus wie sein Meerschweinchen.
Beim Betreten der S-Bahn am Morgen im "Endstück" des Wagens vier sehr tief schlafende junge Frauen - mit Kopf am Fenster, aus der Hand gefallener Tasche und allem - und einen sehr alten Mann vorgefunden.
Frau N: "Himmel, was haben Sie denn mit den Damen gemacht? Kann ich mich hier gefahrlos hinsetzen?!"
Alter Mann: "Ich hab denen meine Lebensgeschichte erzählt."
Ich bin dann trotz längerem Gespräch nicht eingeschlafen. Erst auf dem Rückweg.
Heute vor zig Jahren:
Um 16 Uhr haben wir uns mit Ah und Kuli vor der Haustür getroffen. Pe musste noch Milch kaufen, dann haben wir ihr Rad und die Milch weggebracht und sind Pes Oma begegnet (von der unsere Mütter umgehend von dem unschicklichen Aussehen meines Freundes unterrichtet wurden). Dann sind wir zu Ahs Vater gegangen, der in einem total runtergekommenen Haus wohnt und Karl heißt. Zuerst haben wir die restlichen Dosen vom Vortag vernichtet und dann gingen Ah und ich eine Flaschce Wein kaufen, die wir mit einem Strohhalm getrunken haben. Ahs Vater ist irgendwie gut drauf, obwohl er schon ziemlich alt ist. Er nennt Pe und mich "die Rosen". Der Tankwart sagt ja immer "Röschen" zu uns und wir fragen uns, ob die sich kennen und fragen auch den Karl, aber der kichert nur. Später hat er uns Kaffee gekocht, dann sind wir zum Abenteuerspielplatz gegangen und über den Zaun geklettert und haben uns in eine Hütte gesetzt.
Der Kaffeeladen im Rapunzelturm hat nun eingeführt, dass der Vorname des Käufers auf den Kaffeebecher geschrieben werden. Warum erschließt sich mir nicht, denn ich finde es wichtiger, dass ich das richtige Getränk bekomme als dass mein Name auf einem Pappbecher steht. Vermutlich denkt man, es sei hip. Die Rapunzelturmbewohner müssen das mit dem Hip-Sein aber noch ein wenig üben. Heute im Kaffeeladen war es nämlich so:
Kaffeemann: "Was darf ich denn auf den Becher schreiben?"
Frau N: "??! Mir egal?"
Kaffeemann: "Welchen Namen meine ich!"
Frau N. "Venti Vanilla Latte?"
Kaffeemann: "Ihren Namen?!
Frau N: "Frau Novemberregen"
Kaffeemann: Den Vornamen...
Frau N, bockig: "Äh - Venti."
Kaffeemann: (seufzt und schreibt "Venti")
Vor mir holten - neben einer Gaby und einem Stefan und einem Andre - noch "Superman", "Bond, James" und "Kitty, Hello" ihren Kaffee. Nach mir kam "Wenn ich Dir das sage muss ich Dich töten", der darauf bestand, dass alle Wörter ausgeschrieben werden.
Ich kam mir etwas einfallslos vor.
Heute vor zig Jahren:
Heute wollten Pe und ich uns eigentlich vom Schrecken des Sonntags erholen, d.h. zu Hause bleiben. Als Ah dann bei mir anrief, konnte ich dann doch nicht widerstehen und wir haben uns darauf geeinigt, dass sie (Kuli und Ah) uns um 7 Uhr abholen. Pe, als gute Freundin, kam natürlich mit. Wir gingen dann in den Park. Mit uns ging eine Palette Karlskrone und eine Flasche Martini. Zuerst waren wir am Seilzirkus, da ist so eine Drehscheibe, die wir Pogo-Platte nennen. Da war es ziemlich langweilig. Außerdem war da so ein nervender Typ, der immer "ui!" gesagt hat. Irgendwie klang das pervers. Deshalb entschieden wir uns, diesen Platz zu verlassen. Wir gingen zu einer großen Wiese in der Nähe der Spielburg, wo 2 Bänke draufstanden. Pe und Ah haben abwechselnd Martini auf ex getrunken und ich habe mit dem Kuli Dosen shooten geübt. Später haben Petra und Kuli versucht, Zigaretten zu ziehen und ich war mit dem Ah beschäftigt.
Zwischen "früh im Büro sein" und "spät im Büro sein" liegen bei mir etwa 30 Minuten.
Wenn ich "früh" im Büro bin, habe ich das Kind zum frühest möglichen Zeitpunkt in der Schule abgeliefert. Dies ist z.B. mittwochs und donnerstags (der aufmerksame Leser weiß: Religion!) der Fall. Wenn dann die Bahn noch pünktlich kommt und ich nicht unterwegs dringend Kaffee holen oder mit Fremden sprechen muss, kann ich um 8:10 Uhr im Büro sein. Das ist enorm früh. So früh, dass ich nach der Ankunft erst einmal selbst Kaffee kochen muss, denn ich bin ja die erste. Zum Kaffee gehört ein kleines Frühstück respektive ein Besuch in der Cafeteria. Weil es so früh ist, ist Zeit, im Internet nachzuschauen, was es Neues in der Welt gibt. Danach bietet sich ein Rundgang durch die Stockwerke an - mal sehen, wer so früh schon da ist, und mit denjenigen darüber reden, wie früh man da ist und wie das Wetter und der Kaffee heute so sind. Wenn man früh im Büro ist, kann man sich mit allen anfallenden Arbeiten auf jeden Fall Zeit lassen. und sowieso bietet es sich an, die Tage, an denen man so wahnsinnig früh da ist, insgesamt für viele Gespräche zu nutzen, das ist wichtig, man muss das Ohr am Puls haben (oder so). Und Muße für eine Mittagspause gibt es allemal. Natürlich muss man auch sehr pünktlich gehen, wenn man so früh gekommen ist.
"Spät" im Büro bin ich an Tagen, an denen morgens "was war". Aufgrund des Unterrichtsbeginns bei Mademoiselle ist aber quasi unmöglich, nach 8:40 Uhr im Büro einzutreffen. 8:40 Uhr jedoch ist total spät. Da kann man unterwegs keinen Kaffee holen und muss auch am Arbeitsplatz erstmal die dringlichsten Dinge wegarbeiten. Danach vielleicht einen Kaffee, Frühstück fällt eher aus, es ist ja so viel zu erledigen und man ist so spät erst dagewesen. Mittagspause geht natürlich nicht, wenn man so spät kommt. Das Internet muss bis zum Abend warten. Vielleicht ist es möglich, ein bisschen länger zu bleiben, um die am Morgen vertrödelte Zeit wieder 'rauszuholen.
Deutlich effizienter sind die Tage, an denen ich spät im Büro bin. Deutlich lieber sind mir die Tage, an denen ich früh im Büro bin.
Heute vor zig Jahren:
Pe kam natürlich eine halbe Stunde zu spät. Der Treffpunkt war der Spielplatz vor unserem Haus. Die Frau Nachbarin wäre vor Neugier fast durch ihr Fenster geflogen. Wir sind dann zum Schlosspark gegangen und haben uns irgendwann in die Nähe von so S-Bahn-Schienen gesetzt und haben uns unterhalten, bzw. wir haben Phil zugehört. Phil ist so ein Punk-Wave-Gemisch und redet meistens. Dann sind Ah und Phil spazieren gegangen und Pe und ich lagen im Gras und haben über sie geredet. Als sie zurückkamen, wollten wir weitergehen, aber sie wollte unbedingt noch dableiben bis ein Zug kam. Es kam aber endlos kein Zug. Statt dessen kam die Polizei [Anmerkung heute: Berufsbezeichnung angepasst] mit Blaulicht. Ah und Phil sagten, wir sollten jetzt wegrennen. Und das haben wir gemacht. Dann fing das Räuber- und Gendarme-Spiel an und zu unserem großen Erstaunen wurde nämlich von der Polizei eine nicht gerade kleine Suchaktion gestartet. Wir sind die ganze Zeit nur durch Gebüsch und über Zäune gerannt und haben uns dann auf einen Autobahnhügel gesetzt und Karten gespielt und von oben zugeschaut, wie die durch das Gebüsch gelaufen sind. Dann wurde uns kalt und wir sind von dem Hügel runtergangen und unter der Autobahnbrücke hoch zu einer Bushaltestelle, da kamen sie uns entgegen und haben uns gleich an ein Auto gestellt und nach Waffen durchsucht. Bei mir haben sie mein Taschenmesser gefunden und wollten mir später nicht glauben, dass es meins war. Bei Pe wurde eine Zahnbürste gefunden, die anscheinend ein wichtiges Beweisstück darstellte. Sofort nahm der Polizist an, Pe sei von zu Hause ausgerissen, obwohl sie ja nur bei mir übernachten wollte. Dann hieß es: in den Mannschaftswagen und ab zur Bahnpolizei. Denn wie wir da erfuhren, hatte jemand Holzpfähle über die Bahngleise gelegt und anscheinend waren dieser jemand Phil und Ah gewesen, wärend Pe und ich im Gras über sie geredet hatten. Unterwegs an einer roten Ampel sah uns von draußen der Oh im Wagen sitzen und freute sich halb tot. Phil war das extrem peinlich und er zog eine Riesenshow ab.
Auf der Wache wurde uns ein ziemlicher Empfang bereitet. Ein Polizist zog sich den Schuh aus und zeigte uns, dass er sich den Strumpf zerrissen und Blasen gelaufen hatte bei unserer Verfolgungsjagd. Phil hatte keinen Ausweis dabei, deshalb wurde er in einem Nebenraum von einem plastikbehandschuhten Polizisten halb ausgezogen, da der vermutete, Phil könnte den Ausweis irgendwo versteckt haben, was sich aber als falsch herausstellte.
Ständig bezeichneten die Polizisten uns als Täter. Pe protestierte und da sagte der originelle Polizist "Dann halt Täterin". Pe fand das nicht ganz so lustig und klärte ihn auf, ein Täter ist nur wer etwas getan hat. Das hatten wir aber nicht. Der Polizist verstand das aber nicht so ganz. Ein anderer sprach uns ins Gewissen. Wir wären ja so kriminell. Was alles hätte passieren können usw. Jedenfalls bekommen wir vielleicht eine Anzeige. Als wir endlich gehen konnten, waren wir noch im Hofgarten.
Unsere Eltern waren von der Aktion wenig begeistert, verhielten sich aber dank unserer diplomatischen Redekunst ziemlich ruhig.
Nachdem ich aus unerfindlichen Gründen etwa ein halbes Jahr Klavierpause gemacht habe, spiele ich nun seit ungefähr einem Monat täglich. Und siehe da: es ist mit ein wenig Zeitaufwand tatsächlich möglich, die Finger auch nach all dieser Zeit noch einigermaßen auf die Reihe zu bringen.
Momentan spiele ich dies, wobei ich mich zeitlich ein wenig mit dem Nachbarskind arrangieren muss, das nämlich (nach einem Jahr Unterricht unverschämt gut) den Türkischen Marsch und Für Elise spielt, was nicht gut zusammen mit der Beethoven-Sonate klingt. Zusätzlich übt das Nachbarskind gerade an A River Flows in You, was man aber nicht hören kann. Ich weiß es nur, weil ich ihr die Noten gegeben habe. Beide Parteien üben nämlich zunächst einmal per Kopfhörer, bis man der Umgebung die Präsentation auf dem Normalklavier einigermaßen zumuten kann. Die Auswirkungen der Erfindung von Keyboard und Silent Piano auf das gute Nachbarschaftsverhältnis sind vermutlich immens.
Und was am Klavierspiel auch außerordentlich hervorragend ist: Aufgetragene Handcreme kann wunderbar einziehen, nur die Fingerkuppen muss man halt freilassen. Ich habe lange nicht mehr so gepflegte Hände gehabt.
Heute vor zig Jahren:
Wir haben uns wieder mit Kiki verabredet und sind mit ihr und einer Tanja in eine Heavy-Kneipe gegangen. Da war es für uns ziemlich langweilig und nach einiger Zeit sind wir in die Spezialkneipe und dann noch in eine andere Kneipe gegangen, um ein paar andere Leute zu suchen. Es war aber keiner da. Deshalb gingen wir zur Tankstelle, um ein Bier zu kaufen. Als wir wieder auf dem Weg in die Altstadt haben, hörter wir auf einmal ein lautes "Pe!! Pe!!"-Geschreie. Wir fühlten uns natürlich nicht angesprochen. Das Geschrei dauerte an und wir wollten der Sache auf den Grund gehen. Wir gingen auf den Marktplatz und da kamen uns auch schon zwei Gestalten entgegengesprungen. Es waren Ah und Oh. Wir waren irgendwie ziemlich erstaunt. Insgesamt waren ziemlich viele Leute da, eigentlich alle von der Fete beim Kuli neulich, außer dem Kuli selbst. Es lagen um sie herum eine Menge Scherben auf dem Boden, aber es waren auch noch reichlich Getränke vorhanden. Dann bekamen alle Hunger, die Nahrungsbeschaffung stellte aber kein großes Problem dar, denn wir waren ja auf dem Markt. Der Oh und ein anderer Typ kamen plötzlich mit einer ganzen Schale Obst an, weil sie einen Obstwagen aufgebrochen hatten. Später holten sie noch Kippen und eine Kaffeemaschine und unterhielten uns mit Geschichten über Gerichtsverfahren und Vorstrafen, wobei wir natürlich nicht so richtig mitreden konnten. Es war sehr unterhaltsam. Später gabees noch eine Tomatenschlacht und wir haben dem Oh beim Eisenstangenfechten zugeschaut. Dann sind wir mit dem Obst zum Rhein gegangen, weil ein paar Skins kamen. Am Rhein war es kalt und wir wurden von vielen Touristen bewundert. Um ca. 22 Uhr sind wir wieder in die Altstadt gegangen, die meisten sind nach Hause gefahren und Ah, ein anderer namens Phil und Pe und ich haben uns noch eine Pizza geteilt. Phil und Ah haben uns nach Hause gebracht und wir haben uns für morgen um 15 Uhr verabredet.
Einen sehr entspannten Frühlingstag erlebt mit Spaziergang und Radfahren am Morgen, im Hof spielenden Kindern am Mittag, einem Nachmittag mit Balkonarbeiten und danach praktischerweise draußen trocknender Wäsche. Die ganze Zeit zerbreche ich mir den Kopf, was nochmal mein Problem mit der helleren Jahreshälfte war.
Und jetzt, am Abend, wird alles klar: das Bier muss - um mit Genuss trinkbar zu sein - wieder vom Balkon in den Kühlschrank verräumt werden.
Heute vor zig Jahren:
Wir haben uns kurz mit den Leuten aus unserer Klasse in der Altstadt getroffen, die Jungen wollten schon vorgehen aber Pe und ich wollten noch auf Kiki warten und wir sind dann nachgekommen. In der Spezialkneipe hatte aber nur einer einen Sitzplatz, also sind wir nach nebenan gegangen. Kiki ist dann schon wieder nach Hause gegangen, was echt gar nicht so dumm von ihr war, als Musik gab es nämlich Bros und außerdem war da noch ein aufdringlicher Alter, der uns total angenervt hat. Wir sind dann mit den Jungens zur Tankstelle gegangen aber die haben die ganze Zeit nur blöde Witze gemacht und es war total Scheiße. Dann haben wir auf der anderen Straßenseite zwei Typen von der Fete letzte Woche gesehen, den einen der aussah wie ein Mädchen und den mit dem blauen Flat und sind dann mit denen Pizza holen gegangen und haben die am Denkmal gegessen. Der mit dem blauen Flat heißt Ah und der andere Oh. Danach sind wir nach Hause gefahren.
Es ist wichtig, sich selbst einschätzen zu können. Deshalb kann ich Mademoiselle momentan leider nicht in der Schule abholen (im Ganztagsbereich ist das üblich, weil die Eltern zu verschiedenen Zeiten kommen), sondern muss sie mir vors Tor schicken lassen.
Das liegt daran, dass die Betreuungseinrichtung nächste Woche streikt. Und ich leider für diesen Streik keinerlei Verständnis habe. Worum er geht, weiß ich nicht, es ist mir auch egal. Um irgendwelche Interessen eben.
Es regt mich so auf, weil der Streik - meiner Meinung nach - an die völlig falsche Adresse gerichtet ist. Die Entscheider über die BAT- oder TL-V-Tabellen oder wie auch immer sie heißen mögen, empfinden, denke ich, wenig Druck, wenn mein Kind nicht wie vertraglich vereinbart betreut wird. Im produzierenden Gewerbe ist das sicherlich anders, da wird bei einem Streik nichts hergestellt und nichts verkauft und das bemerkt der Arbeitgeber sehr bald. Bei Kita-Gebühren ist es so, dass sie auch bei Streik weitergezahlt werden, also who cares. Dass die Eltern verärgert sind und diesen Ärger möglicherweise kund tun, mag sein. Aber: bei wem wüsste ich jetzt spontan nicht (ich persönlich habe die Betreuungsleitung angeschissen, aber das ist natürlich nicht die richtige Adresse), das herauszufinden fehlt auch die Zeit, die ich jetzt nämlich darauf verwenden muss, eine andere Betreuungsmöglichkeit zu finden. Und - am wichtigsten: das ist doch nun auch ums Verrecken nicht meine Aufgabe. Die Leute sollen sich bitte selbst mit wem-auch-immer auseinandersetzen. Im Zweifelsfall mit "denen da oben", was genau wie diese BAT/TL-V-Dinge ein Reizwort für mich ist, weil ich nicht weiß, warum das heute überhaupt noch existiert, warum Verträge nicht einfach individuell ausgehandelt werden - es will doch sonst auch immer jeder individuell und selbstverwirklicht sein - dann ist auch kein kollektives Gejammere nötig.
Fazit: ich fühle mich nicht solidarisch, sondern instrumentalisiert. Zur Durchsetzung irgendwelcher Interessen wird in die Betreuung meines Kindes und in die Sicherung meines Lebensunterhaltes eingegriffen - damit in elementare Bestandteile meines Alltags. Wieso gehen öffentlich Bediensteten nicht in ihrer Freizeit zu wem-auch-immer und werfen Tomaten oder machen eine Sitzblockade vor seinem Haus? Vermutlich könnte man dafür nicht so viele mobilisieren wie für einen freien Tag. Ich bin weit davon entfernt, Verständnis zu haben. Gewissermaßen bin ich aufgebracht.
Auf den Zettel, der mir mitteilte, dass ich in der nächsten Woche keine Betreuung in Anspruch nehmen kann und auf dem um mein Verständnis gebeten wird, habe ich rückgemeldet, dass ich kein Verständnis habe und sehr verärgert bin. Gerade konnte ich mich noch bremsen, aufzuschreiben, dass man auch bitte von politischer Indoktrinierung meiner Tochter im Unterricht absehen möchte - ich will ja keinen Krieg. Eigentlich will ich nur den blöden Erzieher/Innen per Mund-zu-Mund-Beatmung in die Fresse kotzen oder ihnen zumindest mit dem Stiefelabsatz den Hinterkopf aufpicken. Sehen Sie, und deshalb kann ich Mademoiselle momentan nicht in der Schule abholen. Es ist wirklich wichtig, sich selbst einschätzen zu können.
Heute vor zig Jahren:
Ich werde aus Politik rausgeschmissen weil ich dem Lehrer B. auf eine blöde Frage eine blöde Antwort gebe. [Anmerkung heute: leider weder Frage noch Antwort sind überliefert.] Eigentlich aber voll gut weil ich die Hausaufgaben für Englisch nicht habe. Die habe ich dann im Gang gemacht. In Englisch haben wir dann aber einen Film geguckt und die Hausaufgaben wurden nicht nachgeguckt. Ich komm mir voll verarscht vor.
Zwei Tage in Folge bin ich um 6 Uhr aufgestanden, habe geduscht, mich angezogen, gekämmt, geföhnt und habe mich um 6:50 Uhr wieder umgezogen und zurück ins Bett neben ein jammerndes Kind gelegt.
Nun gibt es deutlich schlimmere Dinge als ein krankes Schulkind - ein krankes Kleinkind oder sogar Baby z.B. - mit dem man immerhin interessante Bücher lesen, interessante Filme gucken und interessante Spiele auf Spielekonsolen spielen kann. Aber so ein doppeltes von Null auf Hundert und kurz darauf zurück auf Null macht mir absolut Matsch im Kopf. Ich möchte wetten, morgen verschlafe ich, und stehe dafür am Wochenende jeden Morgen um kurz vor sechs senkrecht.
Heute vor zig Jahren:
Pe und ich sind nach der Schule in die Altstadt gefahren, war aber voll kalt. Wir haben uns in der Passage auf den Boden gesetzt und geredet, dauernd haben uns Leute Geld vor die Füße geworfen. Ein Typ hat einen 50-Mark-Schein hingeworfen, dann hat er den aber wieder genommen und gemeint, er läd uns ein was zu trinken. Der war voll merkwürdig und hat genervt ohne Ende, ist einfach nicht weggegangen, wir sind mit ihm in die Spezialkneipe gegangen und als er die Getränke bestellt hat haben wir gesagt, wir gehen aufs Klo. Dann sind wir hinten im Hof über die Mauer geklettert und durch den Hintereingang in die Kneipe nebenan rein und da dann raus und abgehauen.
Frau N., mit Brötchentüte, schlendert den Gehweg entlang. Hinter ihr wildes Fahrradklingeln.
Frau N, zur Seite gehend: "Meine Güte, nicht so wild klingeln, da kriegt man ja nen Herzinfarkt!"
Mann: "Ja dann müssen Sie besser aufpassen und nicht den Gehweg versperren!"
Frau N: "Entschuldigung, ich habe hinten keine Augen im Kopf, aber einmal klingeln hätte gereicht. Und außerdem sind Sie hier eh nur Gast."
Mann: "Ich hab genauso deutschen Pass wie Sie!! Was soll das, sind Sie Nazi oder was??"
Frau N. "Orrrr. GAST! Mit dem FAHRRAD. Auf dem GEHWEG. Mir doch egal, wo Sie herkommen!"
Mann: "Oh. Äh, ja. Das ist so, man erlebt so viel, da wird man schon paranoid, wissen Sie, einmal war das so..."
Frau N., unterbrechend: "Entschuldigung, das interessiert mich nicht, ich bin in Eile."
Mann: "Nur kurz, Moment, damit Sie das verstehen, das beruht ja auf Erlebnissen..."
Frau N. wieder unterbrechend: "Ich will das nicht wissen! Machen Sie eine Gesprächstherapie oder so, mir egal!!"
Mann: "Vielleicht bei einem Kaffee...??"
Frau N: "GEHEN SIE WEG!!!"
Mann, endlich wegfahrend: "Sie sind aber psychisch auch nicht so ganz stabil..."
Nur 10 Minuten Freigang gehabt und gleich einer bekloppten Person begegnet. Das ist Effizienz!
Heute vor zig Jahren:
Die erste Stunde fällt aus aber keiner sagt einem ja irgendwas - dass in der dritten und vierten Deutschklassenarbeit ist wusste ich auch nicht. Dafür fallen die letzten beiden Stunden wieder aus und Pe und ich können den wirklich wichtigen Dingen nachgehen, nämlich das Schild für ihr Zimmer holen. Vorher kaufen wir noch eine Slime-Platte falls das mit dem Schild nicht klappt.[Anmerkung heute: Zusammenhang??] Das Schild klauen geht schnell, ist total einfach. Sah allerdings von unten viel kleiner aus und wir haben keine Ahnung, wie wir das Riesenteil nach Hause schaffen sollen. Und wie Pe das vor ihren Eltern verstecken soll, gerade wenn es an der Wand hängt. Nicht so richtig nachgedacht. Wir verstecken das Schild im Gebüsch um das alles nochmal genau zu überlegen.