Es passt einfach nicht. Mit einem Kind draußen, auf dem Weg von A nach B sein, und nicht einfach "herumzuspazieren", passt einfach nicht.
Sind wir mit dem Rad unterwegs, so wie meistens, dann ist die Frage: Gehweg oder Straße. Auf dem Gehweg ist jedesmal mindestens ein selbsternannter Hilfssheriff, der auf das Fehlverhalten hinweist. Fahrräder mit Erwachsenen drauf gehören auf die Straße. Auf der Straße wiederum sind wir nicht schnell genug, können an den Ampeln nicht ähnlich beschleunigen wie die Übrigen und ernten Gehupe. Wir sollten Tunlichst nur geradeaus fahren, denn Abbiegen - außer eventuell noch nach rechts - ist mehr als nur ein bisschen riskant. Nun geht es im Leben aber nicht immer schnurstracks geradeaus und wenn dieser Fall einmal eintritt, fühlen sich auch die Hilfssheriffs auf Pferdestärken bemüßigt, mir zu verdeutlichen, ich solle gefälligst das Ende der Blechkarawane abwarten bis ich mein Anliegen verwirkliche. Der Vorteil: man lernt Menschen kennen und das Kind viele neue Wörter. Der Nachteil: man will diese Leute nicht kennen und das Kind wird die Wörter im Kindergarten mit dem Zusatz "hat die Mama gesagt" wiederholen.
Der Radweg - sofern vorhanden - scheidet meist sowieso aus, verfüge ich doch nicht über ein kindertransportfähiges Crossrad, mit dem ich nicht-abgesenkte Bürgersteige, Schlaglöcher, Baumwurzeln und parkende Autos locker überspringen könnte.
Öffentliche Verkehrsmittel gehen gleich gar nicht. Sollte man sich erdreisten, im Berufsverkehr ein Massentransportmittel mit Kinderwagen zu besteigen (vorausgesetzt die Bauweise der Haltestelle lässt dies überhaupt zu), hat man bereits den Zorn der übrigen Anwesenden auf sich gezogen. Ist man ohne Wagen unterwegs, so benötigt man mit Kind und Gepäck (was - nicht nur zum Leidwesen der übrigen Verkehrsteilnehmer - eine untrennbare Verbindung ist) meist einen Sitzplatz, damit nicht das eine oder das andere unkontrolliert durch das Verkehrsmittel wandert. Sollte ein Sitzplatz verfügbar sein, sorgen die naturgemäß auf solchen Sitzen waagerecht überstehenden Kinderbeinchen in bedrohlicher Nähe von Anzug- und Feinstrumpfhosen für nicht geringe Hysterie. Berufsverkehr ist übrigens eigentlich immer, außer natürlich zu den Zeiten, zu denen ich im Büro bin oder das Kind seinen Nachtschlaf verbringt.
Ich fühle mich gerade sehr angepisst randgruppig.
"NEIN!!! Heee, dumme Kuh, schwieg ihm Milan zu. Hey, Kind, hör auf damit. Dummkopf. Ihr meint doch, die Kinder können sprechen, was? Nein, die Kinder können nicht sprechen, niemand kann sprechen. Niemand kann sprechen, ihr Dummköpfe. Hallo. Hello! Kacka. Pipi! Das ist ein schlimmes Wort. Der sagt zu mir, ich sag nur zurück. Aha. Der kriegt dich, meine Magnete. Neiiin, das sind meine. Hallooo, ich bin dran. Hallo Magneta. Ich hieße nicht Magneta, sondern Magnet. Hääää, heißt Du nicht Magneta? Hab ich doch gesagt. R. R! Wo ist ein R? Hey, das sind meine Sachen. Schreib meinen Namen, Du Quatschi. Du heißt Mary Kanister. Nein, heiß ich nicht. Und so schreibt man meinen Namen. Kann ich sagen. Ein R brauche ich wieder. Ein R. Ereta steht dann da. Ich brauche ein T. Ein Teheeee! Wer hat mir das T weggenommen? Morena, Morena, Ist ein Klopapeeena. (niest) Hatschi. Hatschiina, Hatschiiina, ist ein Klopapiiiina. Die hat Hatschina zu mir gesagt. Das ist hässlich. Ich heiße nicht Hatschiiina, ich heiße Mo. Mikal Hatschiana. Mo Hatschiana, du Dummkopf. Sagt man nicht. Du hast ja nur doofe Sachen im Kopf. Hatschiina. E. U. O. Hallooo! Dummkopf sagt man nicht, Du Kompass. Aaaah jetzt hast du mein Knie gestoßen. Aaaah, jetzt blutest du. (wälzt sich auf dem Boden) Das ist nicht lustig. Du darfst auch nicht in meiner Magnettasche was machen, das ist was voll schweres das können nur die Halbschulkinder, die Halbschulkinder kommen bald halb in die Schule, in die Grundschule, das bin ich, ein Halbschulkind, das bin ich, ein Schulkind, nicht ein Halbschulkind. Hahaaa. Hey, man lacht nicht einen aus! Yapma! Yapma Zerda!
Was wollen Sie, meine Herren? Wir wollen ein Theaterstück. Was wollen Sie meine Herren? Wir wollen ein Theaterstück. Dann fehlt nur noch das Einhorn. (20x wiederholen). Was wollen Sie, meine Herren? Nix!! Haha. Nix, Wort mit x. Haha. Dann gehen wir nach oben. Ist der Kasper auch dabei? Doofkopf. Dann rannte der Kasper nach oben. Pah. Und dann reiiichte er ihm die Hand und sagte: Du kannst mir ruhig anfassen, ich tu dir nix. Und der lügte. Und der Kasper sagte, jetzt geh ich nach Hause ins Theaterland. Sind hier auch Schlümpfe? Nööö. Wir haben wirklich keine Schlümpfe. Nööö. Theaterschlümpfe gibts nicht. Vielleicht draußen? Nein, nirgendwo und nirgendwann. Die Schlümpfe könnten sich ja im Haus versteckt haben? Nöö. Doofkopf. Yapma!"
Nach einem Wochenende relativiert sich dann doch einiges. Auf beiden Seiten.
Äußerst irritierend, wenn man mit einem Kollegen zusammenarbeitet der bei Übersichten immer alles genau anderesherum ordnet als man es selbst tun würde. Also z.B. x-/y-Achse vertauscht oder Spalten/Zeilen bei Tabellen.
Ich frage mich langsam, ob das ein US-/-D-Kulturdingens ist.
Heute morgen in der S-Bahn saß ich auf der Terroristenbank. Die Terroristenbank - für diejenigen, die es wider aller Wahrscheinlichkeit nicht wissen sollten - ist natürlich die Bank ganz hinten im Wagen, die durchgehende. Genau wie die hinterste Reihe im Bus oder der letzte Waggon einer Straßen- oder U-Bahn das Terroristenabteil bildet. So sagte jedenfalls der Vater meiner Freundin - den ich übrigens Onkel nannte, das war damals so - immer, wenn wir abendlich das Haus verließen: "Aber fahrt nicht im Terroristenabteil!" Darauf schien sich die Besorgnis ob unserer Umtriebe zu begrenzen und der dazugehörigen Tante, der viel weitreichendere Gründe einfielen, sich um den Schlaf zu bringen, begegnete er mit den zwei weiteren Kernstücken seiner Lebensphilosophie: "Et is wie et is" und - unsere besondere Zustimmung findend - "Lasse hüppen..."
Ich fuhr nun jedenfalls auf der Terroristenbank und mir gegenüber saß ein hochgewachsener älterer Herr, der mit gesenktem Kopf in der Zeitung las. Immer wieder fiel mein Blick auf ihn, denn er erinnerte mich in sehr nachdrücklicher Weise an jemanden, den ich vor, ach, 13 Jahren oder so kannte, nur war der Mann in der Bahn nicht nur 13 sondern eher 50 Jahre älter, sah aber genau so aus, wie meine Bekanntschaft es mit Mitte siebzig tun würde - wenn sie Glück hat. Sogar Gestik und Mimik schienen mir so ähnlich, dass ich ganz verwirrt war und schließlich - um auszuprobieren, ob ich einer Zeitschleife oder einem ganz merkwürdigen Zufall gegenübersitze - sagte ich leise: "Klaus?" [Name geändert oder auch nicht, warum werden Sie noch sehen.].
Zumindest wollte ich das leise sagen, meine Stimme funktionierte aber nicht wie gewohnt, es war ja noch früh, und es kam kein Ton heraus. Also versuchte ich es nochmal, und dann nochmal, und plötzlich hatte ich unwillkürlich in variierenden Stimmlagen "Klaus-Klaus-Klaus-Klaus" gesagt, so in etwa wie man "Test-Test-Test-Test" in ein Mikrophon spricht. Naja, es war ja auch ein Test.
Die gesamten Terroristenbank sah mich an; nur der vermeintliche Zeitschleifenklaus blieb in seine Zeitung vertieft. Mir wurde warm im Gesicht, und ich wollte gerade etwas von Headset murmeln und mich wichtig an meinem MP3-Player zu schaffen machen, als mein Blick noch an dem Mädchen drei Plätze neben mir hängen blieb, das - hier wird es etwas skurril - einer weiteren Bekannten äußerst ähnlich sah, nur so, wie diese vor 13 Jahren aussah, mit Dauerwelle und allem drum und dran, so dass ich statt "Headset" zu murmeln völlig entgeistert "Claudi??" [hier wird nun die Sache mit dem Namen klar] sagte. Und dann antwortete die Frau direkt neben mir, die etwas komisches Blau-Weißes strickte und einer früheren Arbeitskollegin ähnelte (die aber ganz anders hieß): "Ja? Ich wusste doch, dass ich Sie irgendwoher kenne!?"
Ich sah mich weiter um, entdeckte auf der Terroristenbank (mit etwas gutem Willen) noch einen Doppelgänger meines Hauptfachprüfers, den eines ehemaligen Schülers und zwei Personen, die ich gerade nicht zuordnen konnte, was aber nichts heißen muss. Ich stieg eine Station früher aus.
Vielleicht hat der Onkel genau so etwas im Kopf gehabt, als er uns damals so nachhaltig vor dem Terroristenabteil warnte, und wir haben ihn nur all die Jahre missverstanden indem wir von einer merkwürdig-überzogenen Elternbesorgnis ausgegangen sind. Leider kann ich ihn nicht mehr fragen.
Einen großen Stempel mit "Geschwafel" drauf wünsche ich mir, den würd ich überall draufklatschen, auf die Mails, auf die Texte, aufs Blackberry, auf den Bildschirm und vor allem auf die Stirn.
Im Ball-Flachhalter-Modus (könnte falsch geschrieben sein - Nomen mit Bindestrich sind erst morgen dran...) habe ich den Eindruck, dass der geschätzte Kollege und ich genau gegenläufig agieren. Orakelhafte Aussagen über einem Bier zu viel, schwammig-kryptische Teammails und allzeitiges Präsentieren eigener Überaufgeregtheit finde ich schlichtweg überflüssig.
Tag der U-Boote heute. Befürchte, dem Oberturmherren möglicherweise nächste Woche den finalen Herzkasper zu bescheren. Immerhin werde ich nur in einem von dreien mit badengehen (zusammengeschrieben weil übertragene Bedeutung).
Und das alles, ohne dass irgendwas los ist. Komische Wetterlage. Es gibt eben Ebbe, Flut - und Tsunami.
Nachdem ich im Erstversuch 57% erreichte und erstmal muksch war, wiederholte ich ein Jahr später den Test des Rechschreibtrainers und erreichte immerhin sagenhafte 58%. Unwillig, weitere zweiundvierzig Jahre zu warten bis ich allein durch zunehmende Altersweisheit Perfektionslevel erreicht habe, absolviere ich nun doch einmal das Programm, das mich durch die Schwerpunkte Groß-/Kleinschreibung, Getrennt-/Zusammenschreibung, Wörter mit Bindestrich, Laute und Buchstaben sowie Worttrennung am Zeilenende und Kommasetzung führen wird.
Wir befinden uns nun etwa in der Mitte des zweiten Themenblocks. Festzustellen an mir ist dank (Nomen als Präposition) dieses Programmes bisher eine Übersensibilisierung bezüglich Zahlen (unter einer Million klein, außer sie werden als Nomen gebraucht und bezeichnen eine Ziffer) und Farben (nach einer Präposition groß), eine ganz neue Facette der Schreibhemmung durch ständiges Abgleiten (Nominalisierung, groß) auf die reine Grammatikebene und der begründete Verdacht,dass dieses Programm Schuld (Nomen, groß) hat oder schuld (durch Verbindung mit "sein" Adjektiv, daher klein) ist, dass ich dem Nächsten (groß, auch wenn das sehr biblisch wirkt), der mir verkündet, sein Job würde ihn kaputtmachen freudestrahlend mitteile, er könnte dies immerhin zusammen oder getrennt schreiben, ganz nach Belieben, da es sich um eine resultative Adjektiv-Verb-Verbindung handelt...
[Nachschlag: sollte der Job Sie total kaputt machen, ist das so arg, dass es dann schon wieder drei Wörter rechtfertigt, ganz ehrlich!]
Heute war ich einkaufen, in Begleitung, und zwar in Begleitung eines 85x85cm großen gerahmten Tuches mit indischer Stickerei. Wenn Sie mal wieder mit richtig vielen fremden Leuten sprechen möchten, kann ich Ihnen diese Vorgehensweise wärmstens ans Herz legen.
Erstaunlicherweise ließen sich die Begegnungen klar in zwei Gruppen teilen: Die Herren waren freundlich-interessiert, machten mehr oder weniger spaßige Späße, fragten nach Herkunft des Objekts, nach Bedeutung und Preis. Die Damen hingegen waren durchweg genervt und fragten gar nichts außer "Müssen Sie Samstags unbedingt mit so einem Ding in die Läden??" Eine Antwort hat keine abgewartet, man rauschte weiter. Falls eine derjenigen hier lesen sollte, so sei noch gesagt: nein, ich muss das natürlich nicht, ich wollte einfach nur.
Verwunderlich jedenfalls, dass sich das so klar aufteilen ließ. Neben dem Gedanken an Kollektiv-PMS oder einen grauenhaften Zufall würde mich interessieren, ob ein Herr, der in Bildbegleitung einkauft, genau die umgekehrte Erfahrung macht. Könnte das mal jemand ausprobieren und mir berichten? Herzlichen Dank.
Man teilt mir mit, dass der novemberregensche RSS-Feed noch nicht über November 2008 hinaus ist.
Kann das noch wer bestätigen?
Und - was mach ich denn da?
Auch 1,5 Jahre später sind wir noch nicht aus dem Gröbsten raus.
Oder war hier wohl Katzenbesuch?
Seufz.