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    Donnerstag, 25. Februar 2021
    25022021

    Frau Fragmente sitzt in ihrem Arbeitszimmer und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch in der TARDIS und blogge über Frau Fragmente.

    Himmelherrje ich habe einen krassen Energieschub, sowas läutet immer eine sehr anstrengende Phase ein, also für mich und für andere. Meine schlecht gelaunten Phasen sind ja immer nur für andere anstrengend, meine gut gelaunten für die ganze Welt, ich bin also mitbetroffen, deshalb bin ich eigentlich lieber schlecht gelaunt.

    Es gibt Neuigkeiten bei Frau Fragmente. a) sie hat noch die Weihnachtspyramide im Wohnzimmer stehen, b) sie ist jetzt Prepperin und c) sie räumt das Regal im Arbeitszimmer auf. Wie letzteres kommt ist mir fast ganz unerklärlich aber egal, man soll die Feste feiern wie sie fallen (gerne ersetzen durch passendere Redensart).

    Ich habe Milliarden Gedanken im Kopf, damit sie da raus gehen schreibe ich sie jetzt einfach auf. Ich schaffe es nicht, meine Abendessenportion Tabbouleh mit Halloumi aufzuessen, vermutlich, weil ich so viel geredet habe beim Essen. Ich finde das Mundgefühl von Halloumi eine Zumutung und der Geschmack ergibt sich eigentlich nur aus der Würzung, da ich selbst die Würzung vorgenommen habe, ist sie hervorragend, ich bin also in einem Bewertungszwiespalt. Ich habe am Dienstag einen Friseurtermin. Ich gehe morgen ins ganz echte Büro. Die Waschmaschine läuft schon wieder, weil die Katze auf Ms Jacke gekotzt hat. Ich muss eine ganz dringende Angelegenheit regeln und kann mich nicht dazu aufraffen (Hilfe, Frau CucinaCasalinga!!).

    Heute im virtuellen Büro hatten wir einen Lachanfall, den schlimmsten seit ich mich erinnern kann, naja, einen ähnlich schlimmen hatte ich schonmal mit ungefähr 18 aber da waren Substanzen mit im Spiel. Beim Erzählen ist es natürlich nicht so lustig, ich erzähle es aber trotzdem, weil ich ja weiß, wie lustig es war und wenn ich dann mal wieder erheitert sein möchte, kann ich es hier nachlesen. Ich muss schon wieder lachen.

    Also es war so: wir sind im virtuellen Büro ja immer stummgeschaltet, wegen der Vertraulichkeit. Aber wenn dann eine mal Zeit hat oder was zu erzählen winken wir in die Kamera und wenn das dann wer sieht und auch gerade Zeit hat unmuten wir uns und quatschen kurz. Also im Grunde wie in einem normalen Büro auch. Heute war es so, dass Frau Herzbruch etwas erzählen wollte, ich hatte auch gerade Zeit aber eigentlich wollte sie es lieber Frau CucinaCasalinga erzählen. Die schaute auch in den Bildschirm und bewegte den Mund aber wir hörten sie nicht. Nach ein paar Gesprächsversuchen vermutete ich, dass sie sich in Wirklichkeit in einem Telefonat oder Videocall befindet und nur in unsere Richtung schaut, weil unser Videocallfenster sich hinter ihrem anderen Fenster, mit dem sie sich befasst, befindet. Trotzdem passten ihre Reaktionen erstaunlich gut zu dem, was Frau Herzbruch und ich sagten, also so weit man das Mimik und Gestik entnehmen konnte. Sie blieb aber stumm und unternahm keine Versuche, das zu ändern, obwohl wir sie darauf hinwiesen. Das war nun wieder ungewöhnlich.

    Bis dahin war es leicht amüsant aber natürlich noch nicht lustig. Lustig wurde es, als Frau Herzbruch sagte "da können wir sie jetzt beobachten wie so ein Tier im Zoo" und dann sagte ich "ich klopfe mal an die Scheibe!" und da mussten wir schon sehr lachen. Und dann klopfte ich an das Handy und zapp, in diesem Moment verschwand Frau CucinaCasalinga, wie eben zum Beispiel ein Heupferdchen in einem Terrarium, das sich erschreckt hinter die Pflanzen zurückzieht, wenn die blöden Besucher an die Scheibe tippen. Genau so war es. Da waren Frau Herzbruch und ich verloren, mussten weinen vor lachen und konnten nicht mehr atmen, Brillen wurden abgeworfen, nach Papiertüchern gegriffen, es war unglaublich lustig. Ich muss schon wieder lachen!

    Im Anschluss musste ich dann an ein Gespräch denken, das ich gestern hatte, unter den Lesefreundinnen. Da sagte die eine, sie würde nun wieder daten und es sei aber so schwierig, jemanden kennenzulernen, weil die bisher getroffenen Herren einfach nichts zu sagen hätten, nicht unterhaltsam wären. Mir kam dann in den Kopf, dass wir vielleicht von den virtuellen Möglichkeiten verwöhnt sind. Ich habe ja viele Freundinnen, die sich zwar nicht in räumlicher Nähe zu mir befinden, also auch extrapandemisch nicht, aber mit denen ich mich jederzeit ganz wunderbar amüsieren kann und die dabei unglaublich schlau sind. Die Bereitschaft, sich seichte Witze anzuhören oder Gespräche über das Wetter zu führen sinkt natürlich ganz enorm, wenn wirklich gute Unterhaltung nur einen Griff zum Handy weit entfernt ist. Ich möchte das nicht bewerten, denke auch, das Problem ist nicht neu, nur verbreiteter als früher: ich erinnere mich noch gut daran, dass meine Schwester als Kind immer mit einem Buch in der Hand da saß, auch auf Familienfeiern und auf die Frage, warum sie denn nun gerade lese, sagte, das interessiere sie gerade stärker als die Gespräche der anwesenden Gesellschaft (Sie sehen, ich war also durchaus auch schon am "receiving end" einer solchen Haltung).

    So, dann wollte ich auch noch über die Hello Fresh Box schreiben und natürlich auch noch, wie oben angekündigt, über Frau Fragmente, hoffentlich schaffe ich das noch, bevor Frau Fragmente selbst fertig wird, ich hasse es, nicht erste zu sein. Ich tippe jetzt extra schnell:

    Die Hello Fresh Box kam jetzt dreimal und ich glaube, öfter wird sie auch nicht kommen. Zum einen kriegt DPD es nach wie vor nicht hin, die Box an die Wohnungstür zu liefern und ich habe keine Lust mehr, mich jeden Mittwoch zu beschweren und mir Entschuldigungen anzuhören. Weitere Gründe: das Konzept der Box ist ja, dass man alles geliefert bekommt und nicht einkaufen muss (bis auf so ganz basic Dinge wie Salz und Öl). Das führt dazu, dass ich dann z.B. auch 6 Gramm Gemüsebrühe geliefert bekomme, obwohl ich ja ein Glas im Schrank stehen habe, was natürlich nicht das Problem von Hello Fresh ist sondern mein ganz eigenes, aber das Glas wird dann nicht mehr regelmäßig leer und das bringt mein Vorratskonzept durcheinander. Zweitens, da ja alles in exakten Mengen geliefert wird, ist das Essen standardisiert. Ich würde bei verschiedenen Gerichten vielleicht etwas mehr Currypaste/Harissa/Sesammus/etc. nehmen, das geht dann aber nicht, ich kann da nicht mitbestimmen und abschmecken und nachbessern und das fehlt mir. Drittens: das Verhältnis Gemüse zu anderem stimmt für mich nicht. Ich esse immer viel mehr Gemüse als anderes, die Box geht eher von Restaurantzusammensetzungen aus, gestern z.B. pro Person 125 g Schweinefilet und 50 g Bohnen, das passt so für mich nicht, das müsste eher umgekehrt sein. Toll an der Box aber: ganz viele Ideen, wie man sich das Leben vereinfachen kann beim Kochen, ich habe wirklich in den drei Wochen schon einiges gelernt (und ich koche seit 21 Jahren quasi täglich). Und auch toll: heute zum Beispiel, beim Tabbouleh, waren genau 200g Bulgur in der Kiste, ich habe nun also nicht einmal Tabbouleh gemach und noch 300 g Bulgur bis in alle Ewigkeiten im Schrank und die Lebensmittelmotten reiben sich schon die Hände. Also: schwarz-weiß ist die Situation nicht, aber im Moment komme ich mit meiner Gemüsekiste und der normalen Vorratshaltung besser klar.

    So, nun Frau Fragmente. Ich bin neidisch auf ihre Frisur. Genererell bin ich ja mit meiner Frisur am zufriedensten auf der Welt, aber nach 3 Monaten ohne Friseur ist so ein Pagenschnitt, den man zu einem Zopf machen kann, doch die deutlich bessere Wahl als ein Kurzhaarschnitt der von exakt geschnittenen Partien lebt. So ein kleines dezentes Zöpfchen im Nacken hätte ich auch gern, ich bin momentan, wenn ich die Haare gar nicht mehr aushalten kann, eher bei Mallorca-Palme mitten auf dem Kopf und Katzenfell (auf dem Weg zur Langhaarkatze) an den Seiten und im Nacken. Über das Arbeitszimmer von Frau Fragmente sage ich heute nichts, das befindet sich ja gerade im Schnittpunkt zwischen zwei Projekten (aufräumen und preppen) und es entspricht meiner Persönlichkeit nicht, unfair zu sein. Frau Fragmente tippt und tippt und hat das Headset abgesetzt, ob sie mich wegen der (natürlich) laufenden Waschmaschine nicht hören will oder weil der Halloumi in meinem Mund so quietscht, weiß ich nicht. Vielleicht tippe ich auch wieder zu laut. Frau Fragmente ist ja sehr geräuschempfindlich. Jetzt ist sie weggegangen, hmhm. Vielleicht holt sie sich ein Getränk.

    Eine letzte Sache noch: neben dem Schreibtisch hat Fragmente ein Bild mit einer Filmszene aus Totoro. Danach hatte ich sie neulich gefragt, ich konnte mir nicht erklären warum sie dieses Bild hat. Totoro kannte ich nicht. Fragmente erklärte und ich wandte mich an meine Beauftragte für Popkultur, also meine Tochter, die mit mir gemeinsam dann neulich den Film auf irgendeinem Streamingdienst ansah und aufpasste, dass ich nicht einschlief. Ja, ich habe einen Film gesehen, von Anfang bis Ende! So weit hat die Pandemie es schon gebracht.

    Ha, Erste!

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