Frau Fragmente begibt sich gerade in ihr Arbeitszimmer um zu bloggen, ich sitze in meiner TARDIS und blogge über Frau Fragmente. Frau Fragmente hat eine Augenproblematik, die hatte sie beim letzten Mal schon und ich riet einen Besuch in der augenärztlichen Praxis an. Diesem Rat wurde nachgekommen; ich bin sehr zufrieden.
Ich sehe wieder Dinge in Fragmentes Arbeitszimmer, die mich sehr irritieren, werde dazu nun aber nichts schreiben. Vielleicht liegt das ja an der Pandemie. Also dass mich das irritiert natürlich. Die Pandemie wird bekanntlich als Ausrede für alles Mögliche genommen, warum nicht auf für mein instabiles Gemüt, das sich an Wäscheständern, mit Laken überzogenenen großen Gegenständen und Klopapier- oder Zewarollen im Arbeitszimmer aufreibt.
Gerade habe ich auch noch mein Kind getadelt. Das kommt selten vor. Das Kind rief nach mir, ich eilte hin, sie wollte gern eine Flasche Cola vom Balkon haben. Nun sitze ich am Schreibtisch aber ja gerade neben dem Balkon. Warum sie mir das nicht per Nachricht mitgeteilt hätte, fragte ich, dann wäre ich nicht erst in ihr Zimmer gelaufen, um dann denselben Weg nochmal zu machen, was ja, sollte man meinen, tendenziell nicht unbedingt die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich diese Aufgabe erledige. Sie sagte, sie habe gedacht, ich wäre im persönlichen Gespräch mit niedlichem Gesicht so viel zugänglicher als bei einer Textnachricht, dass der Nachteil des doppelten Weges aufgehoben würde. Nun kennt man mich aber doch als viel mehr effizienzgetrieben als niedlichkeitsgetrieben - außerdem hätte sie mir ja auch ein Bild mitschicken können. Manchmal kann man den Kindern doch noch was beibringen, zum Beispiel: kenne deine Zielgruppe! Naja egal, jedenfalls habe ich jetzt auch Cola. Frau Fragmente auch. Alles gut.
Gerade habe ich beschlossen, morgen nachzuschauen, ob Mr. Wash auch Innenraumreinigung machen darf inderaktuellensituation. Das wirkt jetzt vielleicht wie ein abrupter Themensprung, ist es aber gar nicht, wenn man weiß, dass eine meiner allerliebsten Beschäftigungen mit Fragmente a) der Besuch bei Mr. Wash und b) gemeinsam Cola trinken (und dazu etwas leckeres Essen) ist. Fragmente schlug vor, ich könne morgens bei Mr. Wash anrufen, ob Innenraumreinigung stattfindet, sprich: ob die Anfahrt sich lohnt. Das mache ich aber nicht, denn wenn sie nicht stattfindet, ich aber schon dort bin, werde ich nicht ohne Außenreinigung wegfahren und die ist mir zwar sehr unwichtig, wäre aber schon mal wieder ganz gut. Habe ich erzählt, dass ich irgendwann mal im Büro in die Tiefgarage fuhr und der Parkwächter mir die Schranke nicht öffnete sondern extra aus seinem Häuschen kam, an meine Scheibe klopfte und sagte: "Sie haben ja das Auto mal gewaschen!"? Etwa in dieser Art notwendig ist es. Ich könne ja ansonsten nach der Außenreinigung den kostenfreien Staubsauger noch nutzen, sagt Fragmente. Manchmal frage ich mich, ob sie mich für einen ganz anderen Menschen hält als ich in Wirklichkeit bin, durch irgendein komisches Missverständnis. Es gibt ja diese ganzen Sprüche "man sieht nur was man sehen will" oder "man sieht nur mit dem Herzen gut" - was in diesem Zusammenhang lustig ist, weil Fragmente ja was an den Augen hat. Vielleicht sieht sie deshalb heute in mir eine Person, die das Auto saugen möchte. Ich denke nicht, dass sie mit dem Herzen geschaut hat, sie ist ja promovierte Naturwissenschaftlerin.
Was noch? Ich war heute etwas darauf eingestellt, einen ein- bis zweistündigen Vortrag über SPACs zu halten, mir schien Fragmentes Interesse aber nach etwa 3 Minuten erschöpft. Vielleicht ein andermal.
Ich wollte noch erzählen, dass ich neulich zum ersten Mal online Chorstunde hatte. Das funktionierte für mich erstaunlich schlecht. Nicht technisch, technisch war alles bestens, aber es hat mir weder Spaß gemacht noch hatte ich das Gefühl, es wäre irgendwie zuträglich für meinen Gesang. Ich habe mich gefragt warum, schließlich hatte ich schon präpandemisch Gesangsstunden online und fand das zu 99% unproblematisch. Ich glaube, es liegt daran, dass die gängigen Videokonferenzprogramme es nicht goutieren, wenn 20+ Personen gleichzeitig Geräusche machen. Die filtern dann wie verrückt und es gibt nicht den erwartbaren Klang. Das war natürlich von vornherein bekannt, daher hatten sich alle bis auf die Chorleiterin stummgeschaltet. Man konnte also für sich selbst Übungen machen, das hörte aber niemand, was dann eben auch dazu führt, dass jegliches Feedback ausbleibt. Und da ist dann eben bei mir der Punkt, wo das Interesse weg ist. Man könnte auch sagen: Meckern ist okay aber Schweigen langweilt mich.
Frau Fragmente tippt heute eher zögerlich, scheint mir. Vielleicht ist sie aber auch schon fast fertig und korrigiert nur noch Tippfehler, ich habe anfangs nicht aufgepasst, was sie da so genau macht. Oder es ist was mit dem Ton? Ich höre jedenfalls keine Tippgeräusche, nur genervtes Stöhnen, irgendwas scheint nicht wie gewünscht zu verlaufen. Wir werden es sicher bald lesen können. Naja. Nicht ganz so bald, gerade sagt sie, dass sie sich mal eben was zu trinken holt aber noch nicht (!) fertig ist.
Ich aber.