Ich hatte heute das jährliche Ersthelfertraining und es war schwierig für mich. Und zwar, weil "neue Lernmethoden" angewandt wurden, die zwar lerntheoretisch wirklich keinesfalls neu waren, aber nun. Ich hatte schon nach der ersten Viertelstunde das Bedürfnis, meiner Sitznachbarin einen Druckverband am Hals anzulegen und der Dozent machte ununterbrochen diese Art von Witzen, bei denen man nur leicht bemüht "haha." sagen kann, was die übrigen TeilnehmerInnen keinesfalls vom Schenkelklopfen abhielt. Und erst Recht nicht davon, ihre Erlebnisse mit allen möglichen Notfällen, die ein Schwager einer Freundin eines Bekannten mal erlitten hatte, in epischer Breite zu schildern und dabei auf die Bulgaren und Türken, die nie eine ordentliche Rettungsgasse bilden, die Stadt, die an Notärzten spart, die Berufsgenossenschaften, die ständig Zahlungen verweigern, die Anwälte (es waren wohl eigentlich Richter gemeint), die ständig falsch Recht sprechen, die Frauen, die immer was mit Kindern oder Staubsauger machen, die tödliche Männergrippe, die Kalorien von Keksen, die vielen dicken Kinder auf der Welt, die Leute, die dauernd auf Handys starren, die Radfahrer ohne Helm und die Lehrer, die immer alles besser wissen und sonstige Zumutungen des Lebens zu verweisen. All die Themen also, bei denen ich mich fluchtartig gedanklich zu meinen Gummienten auf dem Atlantik zu begeben, damit ich nicht vor Langeweile umgehend versterbe. Der Dozent machte derweil "Visualisierung", mit ganz vielen bunten Stiften, Wachsmalblöcken und normalerweise auch Kreide, aber die hatte er heute morgen um 6 nicht gefunden und hatte keine Zeit zu suchen, weil seine Frau ja so lange das Bad blockierte, dass es sowieso spät wurde. Haha.
Ähm. Jetzt war ich noch einmal einen Moment bei den Gummienten. Was wollte ich eigentlich sagen. Achja. Neue Lernmethoden. Gruppenarbeit. Ich hasse Gruppenarbeit und zwar schon immer, ich glaube, der allererste Migräneanfall meines Lebens wurde durch Gruppenarbeit getriggert. Gruppenarbeit ist der Kropf unter den Lernmethoden. Zu nichts auf der Welt gut aber zu sehr vielem enorm schlecht. Ich war in einer Gruppe mit 4 anderen Frauen, die alle für diesen Tag Kind und Staubsauger unbeaufsichtigt gelassen hatten (haha.) und wir bekamen drei A4 Blätter, auf dem einen stand, was man tun soll, auf den anderen zweien relativ groß gedruckte Informationen über Bewusstseinsstörungen. Man sollte die zwei Blätter lesen, das kam überraschend (haha.), dann sollte man die Informationen besprechen und einen Moderator bestimmen, der die Informationen dem Plenum vorträgt. Wenn möglich mit Visualisierung.
Nun bin ich totaler Fan von alten Lernmethoden. Von Vortrag, von Frontal, von Sachen, die man liest und sich dann merkt. Wenn ich etwas lernen möchte, höre ich überhaupt nicht gerne fachsimpelnden Laien zu. Der Experte möge sprechen, ansonsten kann ich ja auch googeln. Und dieses ganze Team- und Sozialgedöns stört mich auch enorm, wozu soll ich denn ein Team bilden mit Leuten, die ich nach Ablauf der 9 x 45 Minuten überhaupt nie wiedersehe, wozu sollen sich da soziale Strukturen herausbilden, da lohnt sich doch die Zeit und Mühe nicht.
Immerhin konnte ich meine Fischgrätenfrage, die ich seit 2012 jedes Jahr einmal stelle, wieder in den Raum werfen. Ersticken an Fischgräte: Mythos oder Wahrheit? Ob ich hören wolle, was im Lehrbuch steht oder was die Wahrheit ist (haha.)? Die Wahrheit ist in diesem Jahr, dass niemand an einer Fischgräte erstickt. Die steckt sowieso so gut wie nie in der Luftröhre, sondern in der Speiseröhre. Die beiden Röhren liegen aber dicht beieinander, der Körper signalisiert also dem Kopf "ey, da ist was Schlechtes im Gange!" und der Kopf, der das alles nicht so ganz auseinanderhalten kann, glaubt zu ersticken und versteift sich so auf diesen Gedanken, dass er im Extremfall auch mal die Atmung einstellt. Aber nur bis zur Bewusstlosigkeit, dann ist der Kopf ja ausgeschaltet. Dem Dozenten von heute war jedenfalls kein Fall des Fischgrätenunfalls mit Todesfolge direkt durch die Gräte (durch in Panik Umfallen und Kopf anhauen schon) bekannt.