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    Mittwoch, 12. Februar 2014
    Blogging November - 834

    Heute morgen gab es ein kleines Drama. Mademoiselle wollte nämlich gerne um 7:45 Uhr in der Schule sein (sie kann zwischen 7:45 und 8:15 Uhr kommen), das hatte sie abends angekündigt und ich weckte sie also entsprechend früh. Dann wollte sie aber nicht aufstehen zweimal fragte ich nach, beide Male wollte sie "noch 5 Minuten", so dass wir also dann ganz und gar zeitplangemäß um 7:45 statt um 7:35 Uhr aufbrachen. Logisch, sollte man meinen.

    Fand das Kind aber nicht, es entspann sich in etwa dieser Dialog:

    Mademoiselle: Schaffen wir es bis 7:45 Uhr?

    Frau N: Äh - nee, es ist ja jetzt schon 7:45 Uhr!

    Mademoiselle: Wieso das denn, ich wollte doch um 7:45 Uhr da sein!!

    Frau N: Aber du bist ja nicht aufgestanden.

    Mademoiselle: Ich hab dir das doch gesagt!!!

    Frau N: Und ich hab ich auch rechtzeitig geweckt, aber du bist nicht aufgestanden.

    Mademoiselle: Wieso hast du mir das denn nicht gesagt??

    Frau N: Was sollte ich dir denn sagen? Wenn du länger im Bett bleibst, gehen wir später los, das ist doch ganz logisch.

    Mademoiselle: Aber du wusstest doch, dass ich früh da sein will!

    Frau N: Ja, gestern, aber heute morgen wolltest du im Bett bleiben.

    Mademoiselle: Na und, du bist doch meine Mutter, du musst doch wissen, was ich wirklich will!! Du hättest mich eben mehr drängeln müssen!!

    Frau N: Nee, dazu hab ich ja keine Lust.

    Mademoiselle: Und weil du keine Lust hast, dich um mich zu kümmern, habe ich jetzt einen Scheißtag!

    Frau N: Äh - nein. Weil du dich entschieden hast, noch 10 Minuten im Bett zu liegen, kommst du jetzt in der Mitte der Gleitzeit an. Alles andere ist überinterpretiert.

    Mademoiselle: Was ist überinterpretiert?

    Frau N: Wenn man zu viel in Sachen reinredet. Warum willst du eigentlich so früh da sein?

    Mademoiselle: Weil ich noch so ein Häuschen zusammenkleben muss und ich muss den E. fragen, wie das geht.

    Frau N: Dafür hast du bestimmt in der Schule noch Zeit.

    Mademoiselle: Nein, hab ich eben nicht, das dauert ganz, ganz lang und ich weiß ja auch nicht, ob der E. da ist!

    Frau N: Wenn er nicht da ist, kannst du ihn ja sowieso nicht fragen. Und du hast doch heute auch gar kein Kunst, frag ihn doch morgen.

    Mademoiselle: Das ist ja für Mathe.

    Frau N: Ein Häuschen für Mathe?!

    Mademoiselle: Ja, weil ich schon mit den Sachen fertig war und die anderen noch nicht, durfte ich ein Häuschen basteln.

    Frau N: Achso, dann musst du das doch sowieso nicht fertigmachen, das war doch dann nur (murmelt) Beschäftigungstherapie.

    Mademoiselle: Doooooch, die Frau B. guckt immer ganz traurig, wenn man was nicht fertig macht.

    Frau N: Achwas, die ist seit 25 Jahren Lehrerin, die hält das aus.

    Mademoiselle: Nein! Nein, ich glaube, die weint dann! (weint selbst gleich mal mit)

    Frau N: Warum weinst du denn jetzt?!

    Mademoiselle: Weil ich das Häuschen nicht fertigkleben kann!!

    Frau N: (mittlerweile angestrengt) Dann lass uns statt weinen lieber zur Schule gehen und da klebst du es zusammen.

    Mademoiselle: Jetzt reicht die Zeit ja nicht mehr!

    Frau N: Doch, bestimmt, du hast noch 20 Minuten, wenn wir ankommen, das reicht ganz bestimmt, um ein Häuschen zusammenzukleben.

    Mademoiselle: Was weißt du denn über dieses Häuschen?! Nichts weißt du darüber, du hast dir das ja gar nicht angeschaut!

    Frau N: Du hast es mir ja nicht gezeigt! Zeig doch mal.

    Mademoiselle: (kramt ein Blatt Papier aus dem Ranzen)

    Frau N: Guck mal, das musst du nur ausschneiden, das geht ganz schnell, das sind alles gerade Linien. Und dann...

    Mademoiselle: Mama - tut mir leid, aber ich weiß, dass du überhaupt nicht basteln kannst. Lass es einfach.

    Frau N: Halthalt. Ich kann nicht gut basteln, aber ich will auch gar nicht basteln. Ich kann aber total gut denken und deshalb kann ich dir genau sagen, was du machen musst. Weil ich das sehe, mit einem einzigen Blick, weil ich so ein Schlaufuchs bin! Ich kann quasi dispositiv basteln!

    Mademoiselle: Was ist dispositiv?

    Frau N: Wenn man anderen Anweisungen gibt. Hopp, setzt dich hier hin, ich sage dir, was du machen musst.

    Mademoiselle: Ich komm zu spät!!

    Frau N: Du brauchst nicht länger als 3 Minuten. 2 zum schneiden 1 zum Kleben.

    Mademoiselle: Nein, das dauert ganz, ganz lang der E. hat hundert Stunden gebraucht!

    Frau N: Das lag dann am E. Wir brauchen 3 Minuten.

    Mademoiselle: Aber...

    Frau N: Hinsetzen. Schere und Kleber!

    Mademoiselle: Hast du überhaupt eine Stoppuhr?

    Frau N: Natürlich. Los, schneide die gestrichelten Linien.

    Mademoiselle: Aber...

    Frau N: Schneid! Zeit läuft!!

    Mademoiselle: (schneidet exakt 1:18 Minuten)

    Frau N: Jetzt mach Knicke nach innen an den durchgezogenen Linien.

    Mademoiselle: (knickt bis exakt 1:49)

    Frau N: Kleber auf das Dreick, Rechteck drauf, Kleber auf die rechte Hälfte vom Rechteck, anderes Rechteck drauf. Dasselbe auf der anderen Seite.

    Mademoiselle: (Klebt bis exakt 2:58)

    Frau N: Sehr schön!

    Mademoiselle: (hüpft fröhlich und küsst meinen Ärmel)


    ...


    Wenige Minuten später in der Schule: C, die Freundin von Mademoiselle, schneidet an ihrem Häuschen herum.

    Mademoiselle: Boah, Maaaaaannn, C - hast du das mal wieder noch nicht fertig?! Wieso hast du das denn noch nicht gemacht?? Ich hab meins schon seit hundert Jahren!!

     
    Sie haben starke dispositive Nerven in der Früh. Hut ab : ))
     
    Schockstarre.

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    Herrlich! Könnte exakt meine Tochter sein.
    Und "überinterpretiert" gefällt mir. Das werde ich jetzt auch öfters mal anwenden. Möglichkeiten dazu gibts ja genügend ;-))

    Schöne Grüße
    Jutta

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    Ich wäre um diese Uhrzeit schlichtweg nicht in der Lage so zu diskutieren oder Häuser zu kleben... und auch nicht zu erklären... ;O)
    Respekt! ;O)
     
    Ich war da ja schon fast 2 Stunden wach...

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    Oida
    Sie werden noch viel mehr Spaß haben mit der kleinen menschin.
     
    Na das hoffe ich doch.
     
    :)
    Jetzt kriegen sie noch die Kurve, aber in zwei Jahren überholt sie sie links!

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    Großartig! :)
    Mademoiselle: Mama - tut mir leid, aber ich weiß, dass du überhaupt nicht basteln kannst. Lass es einfach.
    :D :D

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    Ganz toll!

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    Das mit dem dispositiven Basteln ist mein Highlight. Zwei meiner Superkräfte sind demnach dispositives Problemlösen und Entscheidungsfinden im Zwiegespräch. Hm.
     
    Ich gebe zu, dass ich auf diese Formulierung auch ziemlich stolz bin. Und besonders, dass sie mir morgens um 7:45 Uhr - VOR dem ersten Kaffee - eingefallen ist!
     
    Sie haben um kurz vor acht noch nicht einen einzigen Kaffee intus? Wild!
     
    Ich bin morgens zu langsam und kriege das nicht hin. Vermutlich wäre ich schneller, wenn ich erstmal einen Kaffee trinken würde. Aber bis ich daran dann wieder denke, ist es auch wieder zu spät.

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