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    Freitag, 25. März 2022
    25032022

    Situation 1: Neulich, also vor ein paar Tagen irgendwann, ging ich morgens auf dem Weg zur S-Bahn durch die Stadt. An einer Ampel warteten neben mir 4 Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes und auf der anderen Seite nochmal 5. Als sie sich zusammengefunden hatten, sprach ich die Gruppe an, ob sie Wandertag haben und wir scherzten ein bisschen. Da fiel mir auf, dass ich sowas seit ewig nicht mehr gemacht habe, ich weiß wirklich nicht mehr, seit wann, es muss Monate her sein, dass ich mit Fremden ein anlassloses längeres Gespräch geführt habe.

    Situation 2: M hat demnächst Abschlussball und da möchte ich mit Herrn N. hingehen, es ist natürlich angemessene Garderobe gefordert. Einen kurzen Moment freute ich mich auf das Erlebnis und dann plötzlich dachte ich "ohjeohje, da werden viele fremde Menschen sein und, noch schlimmer, halb bekannte Menschen wie die Eltern von Freund*innen von M. und was werde ich mit denen sprechen und: was werden sie über mich denken?

    Beides ist für mich komplett eigenartig und unerklärlich. Ich habe abseits des Teenageralters zu keinem Zeitpunkt überlegt, was andere über mich denken könnten oder vielleicht habe ich es auch überlegt und als belanglos eingeordnet, gleichermaßen habe ich aber in meiner Erinnerung so gut wie jeden Tag, an dem ich das Haus verlassen habe, auch mit Fremden über irgendwas länger gesprochen. Ich habe überlegt, was diesen Situationen zugrunde liegt und verspürte ein Gefühl von Verzagtheit in mir. Ich weiß nicht, wie das passiert ist.

    Was anderes - ich mache ja überhaupt nichts. Oder immer dasselbe? Ich bin so eine komische halb eingegangene Pflanze! Ich brauche etwas, das ich nicht nur erledige sondern in dem ich aufgehe.

    Ich habe für den Abschlussball ein Kleid gekauft, weil ich ein reduziertes Kleid gesehen habe, das ursprünglich mal über 1000 Euro kosten sollte. Da wollte ich doch mal wissen, wie sich so ein Kleid trägt! Heute kam es an - es ist grauenhaft - fällt zwar schön weil sehr schwerer Stoff aber man wird auch gleich so niedergedrückt und es ist lang, unglaublich lang. Ich weiß auch gar nicht, wie man sich in so einem Kleid zum Veranstaltungsort bewegt. Autofahren kann man damit nicht, Fahrrad erst recht nicht, zu Fuß auch undenkbar. Man müsste sich transportieren lassen. So ein Kleid passt nicht in mein Leben und auch in kein Leben, das ich führen wollen würde. Und ich wüsste auch gar nicht, wie ich es aufbewahren soll, ich müsste es am Kronleuchter an der 3,60 Meter hohen Decke aufhängen, um es mal ganz zu sehen und schon ist es ein Katzenspielzeug (ich habe das ausprobiert und schnell wieder abgehängt, will es ja zurückschicken). Das ist mir alles zu anstrengend. Ich habe schon ein geeignetes Kleid, das nur ein Viertel wiegt (auch nur ein Viertel so lang ist, aber immer noch über Knie) und in dem ich mich nicht niedergedrückt sondern beschwingt fühle.

    Dann habe ich noch zwei italienische Sprachzeitschriften gekauft. Eigentlich wollte ich nur eine kaufen, eigentlich hätte ich sinnvollerweise gar keine gekauft, weil mir @cucinacasalinga das Benötigte schon zugänglich gemacht hatte. Ich wollte das Heft aber in der Hand halten und mich darin vertiefen, hatte dann gegoogelt und fast ein Jahresabo, vermutlich hätte ich sogar ein lebenslängliches Abo abgeschlossen. Ich finde es im Moment enorm schwer, das richtige Maß zwischen starr gar nichts tun und komplett eskalieren zu finden. Beim Abo konnte ich mich bremsen mit der Aussicht, viel schneller ein Heft in den Händen zu halten, wenn ich es am Bahnhof kaufe. Am Bahnhof gab es dann zwei, einmal die Monats- und einmal die Sonderausgabe, ich musste beide kaufen, gern hätte ich auch noch französische Sprachzeitschriften gekauft und interessierte mich auch ganz überraschend für Magazine in Pastellfarben, mit deren Hilfe man sein Leben irgendwie steuert, das war anders ausgedrückt auf dem Cover, ich kriege das nicht zusammen, habe mich dann auch ganz schnell entfernt, denn auch wenn mir das richtige Maß oft nicht klar ist, spüre ich immerhin die Unsicherheit und kann mich aus der Situation nehmen, bevor mir Mindstyle-Magazine ins Haus kommen.

    Ich weiß auch nicht. Wirklich nicht.

    Donnerstag, 24. März 2022
    24032022

    Ich bin eine große Freundin der Selbstbestimmung und Freiwilligkeit, deshalb bin ich heute etwas unglücklich. Die Putzfrau hat nämlich die Wäsche abgenommen, zusammengefaltet und auf mein Bett gelegt, was bedeutet, dass ich sie heute Abend noch aufräumen muss. Das kann ich nicht leiden.

    Es gibt hier sowieso eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände. Zum einen gehört es gar nicht zu ihren Aufgaben, die Wäsche abzunehmen. Zum zweiten möchte ich auch gar nicht, dass sie sie abnimmt und zusammenlegt, ich habe nämlich eine ganz bestimmte Anordnung im Schrank und dazu müssen die Sachen auf eine ganz bestimmte Größe zusammengelegt werden. Habe ihr auch schon mehrfach gesagt, dass sie das einfach nicht machen soll, lieber irgendwas anderes oder von mir aus Kaffee trinken, aber sie glaub, sie tut mir damit etwas Gutes.

    Das war bisher alles noch irgendwie okay, weil sie die Wäsche ja dann in Wäschekörbe gelegt hat. Vor zwei Wochenenden habe ich aber aufgeräumt und aussortiert, seither ist Platz unter dem Gästebett und ich bewahre dort neuerdings die leeren Wäschekörbe auf, weil sie ja nicht so schön aussehen, dass ich sie immer offen herumstehen haben möchte. Also sind sie nun unter dem Bett. Die Putzfrau hatte ich darüber nicht informiert, weil es ja für sie gar keine Relevanz hat, aber nun hat sie - zum dritten - die heute offenbar nicht gefunden, das hat sie aber nicht davon abgehalten, doch die Wäsche zusammenzulegen nur lagert die nun auf meinem Bett. Und dass sie auf meinem ist, ist auch nochmal schlecht, sie hätte die ja auch auf das Bett von Herrn N. oder M. legen müssen, ich bin schließlich nicht für die komplette Wäsche in diesem Haushalt zuständig.

    Alles sehr, sehr, sehr, sehr schlecht. Vielleicht lege ich mich zum Schlafen einfach zwischen die Stapel, so wie der Kater vorhin.

    Mittwoch, 23. März 2022
    23032022

    Ich habe heute mein ganzes Zimmer im Büro aufgeräumt.

    Es begann damit, dass ich mich in Bezug auf den Hintergrund bei Videokonferenzen verbessern wollte. Ich habe die Kamera immer an, muss aber auch immer in den ersten paar Sekunden der Videokonferenz hektisch die Schranktür hinter mir noch schnell schließen und das Flaschensortiment auf dem Schrank weiter nach rechts oder links schieben.

    Deshalb habe ich erst den Schrank innen aufgeräumt, damit er besser zu geht und dann oben auf dem Schrank aufgeräumt, so dass nur noch zwei Pflanzen drauf standen. Dann die Kamera eingeschaltet und so ausgerichtet, dass ich nicht wie ein Gnom oder Obelix aussehe, dann kritisch geschaut und bemerkt, dass der Winkel mehr zeigt, als ich zeigen möchte. Nämlich veraltete Nachschlagewerke, die habe ich weggeworfen un die Pflanzen, die aber in der Kamera nicht so aussehen, wie in echt sondern wie fast tot und außerdem sieht man den linken Winkel meines Schreibtisches auch noch und da habe ich ein Notfalltelefon und mein Essen und zig Notizen drauf, das ist alles sehr schlecht. Das Notfalltelefon habe ich hinter den Schreibtisch auf die Fensterbank gestellt, das Käsebrot steht jetzt auf einem Beistelltisch, die zig Notizen haben einen Ablagekorb gekommen, den ich in den nun aufgeräumten Schrank stellen kann. Jetzt war es hinter und auf dem linken Winkel neben mir kahl. Auf den Winkel stellte ich die Winkekatze, das sieht gut aus, daneben der Blumenstrauße, den ich mir ja nun regelmäßig kaufe und es ist noch ein Bereich frei, auf dem aktuell ein Fachmagazin liegt, ich kann mir aber gut vorstellen, je nach Konferenzanlass Späße mit den dort platzierten Gegenständen zu treiben so wie die Queen mit ihrer Brosche. Darauf freue ich mich.

    Die Pflanzen stehen jetzt vor mir, so dass ich sie sehe, schön wie sie sind und niemand mehr sie im Video sieht, hässlich wie sie wirken. Hinter mir war weiterhin nichts, das sah doof aus. Ich dachte darüber nach, einen Kalender umzuhängen, der ist aber zu klein und trägt auch mehr Botschaft, als ich möchte. Ich hätte ein Bild kaufen können, um in der Kamera optimal zu wirken, müsste das Bild aber sehr tief hängen und das sähe dann nur in der Kamera gut aus und wenn man wirklich im Raum ist sehr schlecht, das möchte ich deshalb für mich nicht, ich will es ja auch schön haben.

    Gemeinsam mit @cucinacasalinga probierte ich verschiedene Dinge aus. Bücher, Broschüren, Porzellanschale, One-up-Pilz, Schleichtiere, Schreibmaterial, alles wirkte nicht gut. Aber dann entschieden wir uns für einen Stapel schwarzer Unterschriftsmappen - ein Teil flach übereinander, ein Teil daneben aufgestellt, man erkennt nicht im Bild, was es ist, aber es sieht irgendwie wichtig aus. In einem weiteren Schrank fand ich noch eine schwarze Holtzschatulle, die steht jetzt noch ganz leger wie kurz abgestellt daneben und wirkt etwas interessant-elegant. Darin ist nichts. Ich hatte sehr viel Freude, kam mir vor wie mein Idol Jan Marsalek, der Kulissen von Bankfilialen errichtet.

    Weil 1/3 meines Raumes dann wunderschön und präsentabel war, räumte ich den Rest auch noch sofort auf. Drei Umzugskartons voll Müll wurden entsorgt, zwei Umzugskartons voll Dingen an andere Orte zu anderen Leuten gebracht, es sind jetzt nur noch Sachen vorhanden, die noch gebraucht werden und die sind durchsortiert und sinnvoll angeordnet, kein Papierfetzchen oder Utensil, von dem ich nicht weiß, was es ist, wo es ist und warum es ist. Ich bin sehr zufrieden. So hätte ich es zu Hause auch gerne. Werde noch herausfinden, warum ich 20qm in zwei Stunden so herrichten kann, doch 120 qm nicht in zwölf Stunden. Aber nicht mehr heute.

    Dienstag, 22. März 2022
    22032022

    Essen ist ein Problem. Ich schrieb es bereits vorhin in einem Kommentar: ich mag in Wirklichkeit nicht viel, esse zwar alles, aber wenn ich mich den Mühen unterziehe, es zuzubereiten, dann will ich es auch richtig gerne mögen. Wenn andere kochen ist es was anderes, da schlägt Dankbarkeit jegliche Präferenz.

    Ich arbeite mit einer Person zusammen, die jeden Tag genau dasselbe isst. Mittags etwas, das ich vergessen habe, abends einen großen Salat (immer vom selben Anbieter) mit zwei Extrazutaten, die ich auch vergessen habe. Das ist so, seit ich die Person kenne, also seit etwa drei Jahren. Eine Kollegin hat sie einmal dazu gefragt und sie sagte, sie mache das, weil es praktisch ist, wenig Denkaufwand und wenig Hunger weil ja alles eingespielt. Das hat mir total eingeleuchtet.

    Ich könnte nicht über 3 Jahre den gleichen Salat abends essen, bei mir verlaufen die Phasen etwas anders. Ich könnte den gleichen Salat über 3 Monate ausschließlich essen, also morgens-mittags-abends-nachts. So hatte ich ja auch mal eine Skyr-Mango-Baiserkrümel-Phase, das habe ich dreimal täglich gegessen und weiter nichts. Danach hatte ich eine Porridge-Phase, dreimal am Tag Porridge, Porridge ist ja sehr variabel, hatte ich mir eingeredet, man kann alles Mögliche hineintun. In Wirklichkeit habe ich aber gar nichts reingetan und nur eine gute Portion Ahornsirup drübergekippt. Ein andermal hatte ich eine Spaghetti-Napoli-Phase, auch das aß ich morgens-mittags-abends. Mit Familie ist das aber alles nicht so einfach, die gehen da nicht so mit, das ist an sich nicht schlimm nur fällt es mir schwer, mir etwas zum Kochen zu überlegen, wenn ich eigentlich - wie aktuell - gerne ausschließlich Ritter Sport Joghurt essen würde.

    Gut ist es dann, wenn andere für mich kochen, denn wie gesagt, dann esse ich aus Dankbarkeit alles. Mein zweithöchstes Ziel in allem ist es immer, mich nicht kümmern zu müssen, was sich aber mit dem höchsten Ziel beißt, nämlich, es gut zu haben. Es gibt da - vom Bekochtwerden jetzt mal abgesehen, das kriegt man mit Flexibilität dann hin - einen ganz klassischen Zielkonflikt. Man muss es sich gut machen, anders funktioniert das nicht und dazu muss man sich wiederum kümmern. Das ist für mich der Punkt an dem ich zum Beispiel nie wusste, wie Erholungskuren funktionieren sollen, die Welt hält ja im Hintergrund nicht an und man kommt zurück zu einer staubigen Wohnung und einem Briefkasten voll Post. Schon allein Urlaub finde ich dahingehend schwierig, klar hat man 1-3 schöne Wochen und danach einen Haufen Wäsche, verschrumpelte Reste im Kühlschrank und muss für die Nachbarn Aufmerksamkeiten wegen Blumengießen und Katzenfüttern noch schnell irgendwo am letzten Urlaubstag erwerben, bevor man an den Arbeitsplatz zurückkehrt, wo ja alles auf einen gewartet hat, statt sich magisch von selbst zu erledigen. Vielleicht habe ich da auch irgendeine Einsicht verpasst. Aber für mich ist es entspannt, wenn der Alltag vor sich hinplätschert (Krieg und Pandemie zählen eindeutig nicht als "Dahinplätschern", nicht, dass es hier ein Missverständnis gibt) und Urlaub ist schön, aber halt eher stressig-schön als entspannt-schön. Ich habe an sich nichts gegen Stress, mache daher auch Urlaub. Nur weiß ich nach wie vor nicht, wie Entspannung gehen soll, außer, wenn halt kurz die ganze Welt angehalten wird, so dass ich hinterher nicht hechelnd wieder aufholen muss. Aber wie gesagt, vielleicht übersehe ich etwas.

    Ansonsten heute Bratwurst im Brötchen mit Senf gegessen. Mir fiel dabei ein großer Blopp Senf in den Ausschnitt der Bluse und rann meinen Bauch hinunter bis zum Hosenbund. Senf ist nun ja flüssiges Gold, ich fühlte mich folglich sehr dekadent, insbesondere, als ich einfach mich einem Küchentuch, Schwamm und Spüli alles abwischte, statt unter unmenschlichen Verrenkungen den letzten Tropfen noch aufzulecken. Vielleicht tut mir das nochmal leid.

    Dienstag, 22. März 2022
    21032022

    Heute geht der Fingerabdrucksensor wieder nicht. Auch egal. Meine Güte. Dafür wollte ich die Panzerglasfolie tauschen, weil sie einen Riss hatte. Die neue hat keinen Riss, dafür aber drei Staubkörner drunter und das ist schlimmer als ein Riss. Ich habe eine weitere, ganz neue bestellt. Bzw. zwei, das nimmt den Erfolgsdruck beim ersten Versuch. Ich bin ja normalerweise mit dem Rücken zur Wand am besten, aber nicht, wenn es um Bastelarbeiten geht und komische Folien gerade auf etwas aufbringen ist Bastelarbeit.

    Zwei Dinge habe ich ansonsten heute gelernt. Das erste: es ist viel einfacher, Nagellack auf längere Nägel, die also nicht abgeknabberte kleine Stümpfe sind, aufzutragen. Man muss gar nicht so zielen, streicht einfach quasi elegant mit dem Pinselchen und zapp ist alles schick und auch gar nichts an der Fingerkuppe, denn der Nagel ragt ja über diese hinaus. So haben Leute, die eh schöne Nägel haben, auch noch automatisch schön lackierte Nägel. Der Teufel scheißt halt immer auf den dicksten Haufen.

    Zweitens: Überlack ist kein Unterlack. Mir ist bewusst, dass über diesen Sachverhalt schon das Wort an sich prinzipiell Auskunft gibt, aber ich fühle mich von Produktbezeichnungen und -abbildungen häufig belogen, deshalb habe ich ausprobiert, ob wirklich zwei Fläschchen mit durchsichtigem lackartigem Zeugs erforderlich sind. Und ich kann berichten: Überlack als Unterlack geht nicht, die Farbe hält darauf nicht gut, man kann sie am nächsten Tag bei länglichen Telefonaten mit einem anderen gut gewachsenen Fingernagel gelangweilt abkratzen. Ob Unterlack Überlack sein kann weiß ich hingegen noch nicht aus eigener Erfahrung. Bitte nicht verraten, irgendeine angenehme Spannung muss das Leben ja noch bereithalten!

    Falls es Sie jetzt in den Fingern juckt, irgendwas zu kommentieren zu der Unter-Überlackthematik lenken Sie diese Energie in eine sinnvolle Bahn um: machen Sie bitte einen Vorschlag, was es am Donnerstag zu Essen geben könnte. Da ist nämlich noch eine Lücke in meinem Plan. Nicht mehr als 2 Töpfe/Pfannen, nicht länger als 40 Minuten, gern vegetarisch.

    Sonntag, 20. März 2022
    20032022

    Seit gestern geht der Fingerabdrucksensor an meinem Handy wieder. Der war ja vor ein paar Monaten ausgefallen und auch durch ein Factory Reset des Geräts nicht wiederzubeleben, durch die entstehenden Komplikationen konnte ich ein paar Wochen auf keins meiner Konten mehr zugreifen, wie so ein russischer Oligarch in einer idealen Welt. Seit gestern geht er also wieder. Ich habe nichts gemacht. Keine Rettungsversuche, noch nicht einmal einen Neustart. Und noch nicht einmal ist mir das Gerät heruntergefallen. Ich habe das ganz durch Zufall festgestellt, weil ich in der Jackentasche mit einem anderen Finger am Sensor herumfummelte beim Warten auf den Zug, möglicherweise als Übersprungshandlung, weil ich ja nicht mehr Fingernägel kaue, und dann brummte und vibrierte es kurz, wie es das halt tut, wenn die Erkennung scheitert. Verwundert nahm ich das Gerät heraus und entsperrte es, war kurz unsicher, ob vielleicht mein Gesicht entsperrt hatte aber ich trug ja Maske und damit geht das nicht, man kann auch die Bilderkennung nicht auf Maske programmieren, das habe ich probiert. Es war wirklich der Finger.

    Das war ein eigentlich gutes Erlebnis, das mich aber nicht sonderlich berührte, weil die Situation, dass der Sensor nicht geht, zwischenzeitlich egal geworden war.

    Dann habe ich heute Gemüselasagne gemacht und erst mit Mozarella bedeckt, beim Fingerablecken schmeckt es aber etwas bitzelig, eine Kontrolle ergab, dass der Käse nicht mehr gut war. Ich nahm ihn wieder herunter und ersetzte ihn durch Parmesan aus der Tüte, da roch es dann strenger, als Parmesan aus der Tüte normalerweise riecht, die Kontrole ergab wiederum, dass der Käse nicht mehr gut war. Ich kratzte ihn mit einem Schaber herunter und entfernte die Reste mit Küchenrolle, seufzte laut und nahm das letzte halbe Kilo vom Käse der adoptierten Crowfarmingkuh und rieb eine große Ecke davon der Hand auf einer Reibe und da die obere Schicht Nudeln durch die Behandlung mit Küchenpapier trocken geworden war, goss ich vor dem Bestreuen mit Käse noch einen Schwapp Sahne über die Nudeln.

    Insgesamt war die Zubereitung ein eher schlechtes Erlebnis, das Ergebnis war aber ganz hervorragend, ich habe lange nicht mehr so ein köstliches Essen selbst gemacht und zu dritt aßen wir einfach alles auf (reicht sonst für zwei Tage).

    Sonntag, 20. März 2022
    19032022

    6 Stunden lang völlig ereignislos Zug gefahren. Das kann daran gelegen haben, dass ich Maske, Brille, Kopfhörer trug, da ist ja dann nicht mehr viel Ansprechgesicht übrig. Und außerdem habe ich 5 Stunden davon geschlafen.

    Einschlafmusik auf der Hinfahrt: zwei ältere Herren, die gemeinsam einen Ausflug unternahmen, sich Weißwein in Plastikbecher einschenkten und über gemeinsame Reisen sprachen.

    Einschlafmusik auf der Rückfahrt: ein jüngerer Herr, der den Zug fast verpasst hätte, weil es noch einen Gleiswechsel gab, und der am Telefon jemandem in repetitiver Ausführlichkeit erklärte, wie er fast den Zug verpasst hätte. Zwischendrin brüllte wer "Du sitzt doch drin in dem Zug, hör auf zu heulen Du Jammerlappen!"

    Samstag, 19. März 2022
    18032022

    Was ich gerne mal hätte so für 2-3 Tage: meine Wohnung wäre hermetisch abgeschottet und die Welt würde draußen einfach kurz stehenbleiben, eingefroren in dem Moment. Hier drinnen in der Wohnung wären die Katzen und Herrn N und M, sie säßen oder lägen an angenehmen Orten und wären dort zufrieden ohne jede Sorge oder Mühe oder Bedürfnis, vielleicht würden sie einen Film schauen oder ein Buch lesen. Ich hingegen würde einfach schlafen, die ganze Zeit. Nach ein paar Stunden würde ich immer mal aufwachen und gucken. Nacht Herrn N und M und den Katzen zuerst, sehen, dass alles in Ordnung ist und sie nach wie vor alle zufrieden herumsitzen oder -liegen, dann aus dem Fenster und sehen, dass die Welt weiter still steht, beruhigt über die absolute Ereignislosigkeit würde ich wieder schlafen gehen.

    So nach 2-3 Tagen könnten wir dann weitermachen. Vorerst.

    Donnerstag, 17. März 2022
    17032022

    Ich habe Corona-Selbsttests für das Büro bisher bei fünf verschiedenen Anbietern bestellt - nicht, weil ich so gerne dauernd wieder neue Dienstleister überprüfen und im System anlegen lasse sondern wegen Lieferschwierigkeiten.

    Momentan scheint es das Gegenteil von Lieferschwierigkeiten zu geben, vielleicht, weil ja am Sonntag die Pandemie endet, was weiß ich. Jedenfalls schrieben drei der fünf mich heute an, um mir mitzuteilen, ich solle doch besser nur noch vermutlich heute von den günstigen Preisen profitieren und erneut bestellen mit 5% (manchmal auch 10%) Treuerabatt/Sonderratbatt/Extrarabatt, bevor nun alles sehr bald könnte sein schon in einer Stunde oder so teurer wird.

    Der unglückliche Vierte rief an und sagte dasselbe Sprüchlein auf und weil ich ja gern alles ganz genau weiß fragte ich nach. Als erstes, ob denn die Pandemie nicht am Wochenende um sei, als zweites, ob der Arbeitgeber denn überhaupt noch weiterhin Tests zur Verfügung stellen muss und wie viele (Spoiler: kommt drauf an) und falls nein, ob die dann nicht wegen sinkender Nachfrage günstiger werden. All das sei definitiv korrekt, sagte der nette Herr, aber: Der Krieg in der Ukraine! Das ist ja der neue Joker. Bisher war es immer "Arbeit von zu Hause" (in anderer Wortwahl, aber das Wort verwende ich ja nicht mehr). Arbeit von zu Hause ist der Grund, warum ich noch heute kaum eine Krankenkasse erreichen kann und auch sonstige Institutionen ihren Service nicht mehr erbringen, alles was irgendwie verschleppt, verpennt, vertrödelt wird liegt an Arbeit von zu Hause. Wird mir jedenfalls immer gesagt, kein Wunder, dass ich das nicht so dolle finde, denke ich.

    Jetzt ist der neue Joker für alles, das nicht klappt, der Krieg in der Ukraine. Der macht die Tests teurer. Auch da wollte ich nochmal genau wissen, warum. Ob die Tests aus der Ukraine kommen? Ob da was drin ist, das aus der Ukraine kommt, vielleicht Eichenholz, was weiß man? Auch das alles nicht der Fall, der Knackpunkt ist, dass die Tests aus China kommen und da muss man über die Ukraine fliegen. "Wir schauen mal schnell auf Flightradar, ich glaube, die fliegen da drumherum, meinen Sie, das ist dann wirklich so viel teurer, in welcher Stadt werden die Tests denn genau produziert?!", sagte ich interessiert.

    Der Herr wollte nicht mit mir gemeinsam auf Flightradar schauen, er wollte auch nicht mehr mit mir reden und legte einfach auf. Oder es war was mit der Leitung, das kann auch sein, mit meinem Internet ist neuerdings zu Hause auch immer irgendwas, vielleicht auch wegen Krieg in der Ukraine, ich kenne mich da wirklich nicht aus, mir erschließt sich ja noch nicht einmal, warum man jetzt Weizenmehl en masse kaufen muss.

    Ich habe die neuen Tests bei dem einen der fünf Anbieter bestellt, der mich heute nicht genervt hat.

    Mittwoch, 16. März 2022
    16032022

    Dieses Blog wird vielleicht bald nicht mehr fortgeführt. Das ist jetzt keine Entwicklung in der Reihe Pandemie-Krieg-Fukushima sondern liegt daran, dass ich mir nicht mehr die Fingernägel abkaue und sie daher nun wachsen, ich habe noch keine Handhabe gefunden, so richtig damit umzugehen und bald werde ich daher nicht mehr auf Tasten tippen können. Arbeitslos werde ich damit dann auch. Wobei, es gibt Spracheingabe. Vielleicht wird doch alles gut.

    Momentan ist mir den ganzen Arbeitstag wie Urlaub, was daher kommt, dass ich ja seit 1. März nur noch die Arbeit von 2 Personen mache und seit Montag nur noch die Arbeit von 1 Person, also von mir selbst. Ich bin so entspannt, dass ich kaum dazu komme, wirklich irgendwas zu tun. Dauernd muss ich aus dem Fenster sehen und mir denken "boah, ich habe heute wirklich nur handhabbare Dinge vor, gar nicht komplett überforderndes Feuerlöschen an allen Ecken und Enden!" und dann weiß ich nicht, womit ich anfangen soll, weil ja nichts brandeilig ist und auch nicht alles extrem gleich dringend brandeilig, so dass man halt einfach die Liste von oben nach unten macht. Es ist alles rechtzeitig und nicht zu viel, ich kann mir aussuchen, womit ich anfangen möchte und habe leider gar keine Ahnung, was das sein könnte.

    Heute hatte ich eine Besprechung in einem anderen Bürogebäude, also: ich war da zu Gast. Sehr ungewohnt, das war ich seit bestimmt einem Jahr nicht mehr? Der Kaffee war viel schlechter, als ich ihn in Erinnerung hatte, das war enttäuschend. Im eigenen Büro habe ich in Bezug auf Kaffeegetränke aber auch massiv investiert, das zahlt sich aus. Dafür war der Teppich bei den Gastgebern schöner. Wie Gras oder eher: wie schöner Kunstrasen. Jedenfalls erzählte mir der Geschäftskontakt, dass schräg gegenüber bald Amazon einzieht. "Oh, praktisch, da wollte ich immer schon arbeiten!" entfuhr mir. Alle am Tisch lachten, bis auf meinen Chef.

    Wo doch gerade alles so entspannt ist, weiß ich wirklich nicht, warum ich mir in der Nacht die Knirschschiene durchgebissen habe. Vielleicht würden ein paar Entspannungsübungen helfen. A propros Entspannung, heute sprach ich länger mit einer anderen Person im Büro (für sowas habe ich seit Montag Zeit, ich habe ja jetzt nur noch einen Job für 1), die hatte eine Gymnastikmatte neben ihrem Schreibtisch. "Ich hatte gedacht, ich würde da in der Mittagspause oder auch so zwischendrin manchmal Dehnübungen machen", sagte sie. "Aber in Wirklichkeit rolle ich mich ab und zu einfach drauf zusammen und tu so als ob ich schlafe." - "Vor wem tun Sie denn so?", fragte ich und sie antwortete: "Vor mir selbst."

    Vielleicht ist das eine gute Lösung.

    November seit 6878 Tagen

    Letzter Regen: 21. Januar 2025, 22:55 Uhr