Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.
Ich erwachte wieder im Gästebett, morgens gegen halb 5, weil die Vögel draußen sehr laut herumschrieen, die Fenster und die Balkontür sind ja auf wegen Corona. Sonst schlafe ich auch bei geöffnetem Fenster, aber zur Straße raus, die Geräusche da bin ich gewohnt. Dass man sich im Schlafzimmer zum Garten der Nachbarn hin morgens um halb 5 vorkommt, wie in einer Voliere, war mir bislang nicht bewusst. Frau Herzbruch und Frau Violinista haben das nie erwähnt. Grauenhaft. Außerdem war mir auch sehr kalt, ich legte also eine dritte Decke über mich, schloss die Balkontür und schlief nochmal bis 7 Uhr.
Dann Maske auf und das Kind wecken und gucken, ob Herr N. noch lebt, Katzenbrunnen einschalten, Katzen füttern, Katzenklo saubermachen, duschen, merken, dass die Maske noch drauf ist, Augenrollen, Zähneputzen, während die Haare antrocknen die Spülmaschine ausräumen, Haare föhnen und an den Schreibtisch.
Dort eine Milliarde Mails. Gestern hatte ich ja frei. Am Freitag habe ich mir einen Zettel gemacht mit 5 Dingen, die definitiv heute erledigt werden müssen. Erst muss ich aber Coronamaßnahmen ergreifen und ein paar Dinge sehr schnell geraderücken und dann ruft der alte Oberchef an und stellt sich schwierig, weil ihm langweilig ist.
Dafür mache ich eine richtige Mittagspause. Eigentlich wollte ich in der Mittagspause Fahrkarten für eine private Reise buchen, dann kommt aber M gerade aus der Schule und wir verquatschen uns, während wir alle noch herumliegenden Orangen zu Saft pressen.
Mir ist weiterhin unglaublich kalt, der Kater kratzt zig mal an der Balkontür und immer, wenn ich sie öffne, guckt er kurz raus und befindet das Wetter für seiner Präsenz unwürdig, geht also wieder hinein. Die kalte Luft ist aber trotzdem drin. Mein Schreibtisch ist direkt neben der Balkontür. Auf meiner einen Decke schläft der Kater, auf meiner anderen Decke schläft die Katze, ich nehme mir daher ein Katzenschlafhäuschen, lege eine Wärmflaschen rein und stecke meine Füße da hinein. Das funktioniert erstaunlich gut. Die Katzen, die sonst NIE in diesem Häuschen liegen, gucken vorwurfsvoll. Von meinen Decken aus.
Dröhnende Kopfschmerzen habe ich auch seit dem Aufwachen und sie reagieren auf die üblichen Schmerzmittel nicht. Möglicherweise vom Schulternhochziehen wegen Kälte, migränig fühlt es sich nicht an. Möglicherweise aber auch von komischer Kieferhaltung, ich beobachte mich dabei, unter der Maske Bewegungen mit dem Mund zu machen, die ich sonst nicht mache. Ich versuche, das zu stoppen, indem ich Gummibärchen kaue.
Gegen 15 Uhr komme ich dazu, die wirklich wichtigen 5 Sachen zu machen und gegen 19 Uhr sind sie fertig. Also mache ich Feierabend und koche schnell etwas: ein kleiner Wirsing muss weg. Etwas lustlos brate ich eine Hand voll Schinkenwürfelchen an, Knoblauch und Zwiebel dazu, den Wirsing in Streifen und drei Karotten in Scheiben drauf, in etwas Gemüsebrühe andünsten, mit einem Becher saurer Sahne verrühren und dazu Nudeln und Parmesanhobel. Gewürzt mit Chilipulver. Von Abschmecken kann man nicht sprechen, ich koche ja mit Maske, das ist alles unglaublich lästig.
Nach dem Essen (im Einzelzimmer natürlich) 2 Meter vom Schreibtisch zum Sessel, gleich 2 Meter vom Schreibtisch zum Bett (nicht, dass sie denken, der Raum wäre so groß - die Bewegung findet in einem gleichschenkligen Dreieck statt, dessen Basis die Balkontür ist.
Achja, draußen war ich auch! Ich habe den Müll rausgebracht. Und der zweite Strich auf den Tests von Herrn N. ist jetzt ganz blass. Ich hoffe, das hat was zu bedeuten.
Karl-Also-Lauterbach kommt ein bisschen rüber wie "Neeeein, natürlich müsst ihr nicht Sonntag (Luftgänsefüßchenanfang) früh (Luftgänsefüßchenende) aufstehen und zu uns zum Mittagessen kommen, aber schön wäre es schon, wenn ihr euch mal wieder die Zeit nehmt!" Ich sag es nur.
Ansonsten habe ich schon wieder einen Autozwischenfall zu berichten, Sie erinnern sich sicher noch an die peinliche Gestankwolke von neulich, heute war schon wieder was, so ein Auto ist wie ein Kleinkind, bei dem man sich dauernd wegen der Betreuung notfallmäßig Gedanken machen muss weil Streik ist oder krank oder pädagogischer Tag oder anderer Firlefanz, jedenfalls schrie das Auto heute auf den letzten Kilometern Autobahn. Also auf meinen letzten Kilometern Autobahn der Hinfahrt zu einem Termin, nicht den letzten Kilometern Autobahn der Welt, auch das sage ich nur sicherheitshalber dazu, man weiß momentan ja nie.
Das Auto schrie also, naja fiepte durchdringende Warntöne. Es zeigte aber kein Bildchen dazu. Sie wissen schon, diese bunten Leuchten, eins sieht aus wie was von Aladdin, eins wie ein Föhn und so weiter, mein Gehirn kann ja keine Piktogramme erkennen aber ich habe deshalb immer das Autohandbuch greifbar und schlage sowas nach. Es gab aber nichts nachzuschlagen, weil nichts angezeigt war. Ich überlegte kurz, lang überlegen war wegen des Tons nicht möglich, kam zu keinem Ergebnis, zum Glück hörte der Ton dann auf und ich hätte lang überlegen können, entschied mich aber, das Erlebte zu verdrängen und so zu tun, als sein nichts gewesen. Da erklang der Ton erneut, diesmal kürzer, dann wieder weg. Dann nochmal, wieder weg. Das ganze mehrere Kilometer lang. Ungefähr wie Wehen, in den Wehenpausen überlegte ich jetzt doch nochmal angestrengt. Der Tank war voll, der Ölwechsel erst kürzlich erledigt und eine Inspektion auch, das Fahrgefühl war nicht anders als sonst, auf dem Nebensitz stand keine Tasche und lag kein Felsbrocken, alle Türen waren zu, sehr mysteriös, PIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEPPPP
Ich verließ die Autobahn und fuhr die letzten Kilometer (meiner Reise) durch die Stadt, um im Zweifel komfortabler anhalten, die Nummernschilder abmontieren und das Fahrzeug zurücklassen zu können. Schaffte es aber bis zu meinem Zielort, kehrte nach meinem Termin ein paar Stunden später zum Fahrzeug zurück und kontrollierte Öl und Kühlflüssigkeit (alles gut), kontrollierte die generelle Leuchtfunktion der komischen Bildchen (gingen beim Start alle an und danach aus, wie es sich gehört), ging ins Menü des Autos, in dem es mir sonst Nachrichten wie "Ölwechsel", "Wartung", "Filter wechseln" hinterlässt, wenn ich sie ein paar Mal weggeklickt habe. Ich fand keinen Defekt.
Also fuhr ich zur nächstgelegenen Werkstatt und schilderte das Problem. Es war dort keine Zeit, das Auto sofort einer eingehenden Prüfung zu unterziehen, ein freundlicher Herr kam aber mit mir raus und führte alle Tests, die ich auch schon gemacht hatte, nochmal durch mit demselben Ergebnis: alles gut. Er riet mir, das Geschehene zu vergessen und einfach nach Hause zu fahren. Sollte das Piepsen wiederkommen - wovon er nicht ausging - könnte ich dann zu Hause in meine übliche Werkstatt fahren.
Ich verfuhr dem Rat des Experten entsprechend. Das Piepsen kam nicht zurück. Frage mich jetzt, wie laut so ein Tinnitus werden kann?
Gestern hatte ich leider keine Zeit, etwas zu schreiben, ich war nämlich auf einem Ball.
Ja, da staunen Sie jetzt. Ich staunte auch. Es war Ms Abschlussball, dessen Stattfinden an sich - aus offensichtlichen Gründen - erst seit kurzem definitiv war und dann hatten wir uns die Teilnahme - ebenfalls aus offensichtlichen Gründen - noch bis zum letzten Moment offengehalten.
Der letzte Moment war dann gestern 14 Uhr und da mussten dann noch Schuhe gekauft werden und Blumen und die große Badezimmerrunde für zwei Damen - der Herr durfte ja wegen Isolation das Haus (bzw. die Wohnung bzw. streng genommen das Wohnzimmer) nicht verlassen. Vom Augenbrauenzupfen aus schrieb ich also um 14:48 Uhr an meine Freundin Herzbruch eine Nachricht, die lautete: "Ich frage nur, damit du nicht sagst "hättest du doch was gesagt" - du willst nicht heute Abend mit mir auf Ms Abschlussball gehen oder? Herr N. kann ja nicht, ein Ticket ist übrig."
Die Nachricht erreichte Frau Herzbruch während eines IKEA-Einkaufs, aber zwischen 14:48 Uhr und 20:00 Uhr war dann nur noch zu klären, ob es Essen gibt (ja), Kleidungsfragen (Herzbruch hat gerade ihre ganze Garderobe in Kisten irgendwo ausgelagert) und ein paar Logistik- und andere Fragen (was für ein Abschluss überhaupt? Wie viele Leute hast du vor mir gefragt?) und schon saßen wir gemeinsam mit sechs bis dahin fremden Personen an einem Tisch in einer gut gefüllten Stadthalle und die Maskenpflicht war ja gerade gefallen. Hätte mir an irgendeinem Punkt der letzten zwei Jahre jemand gesagt, dass ich bei der allerersten Gelegenheit den Abend ohne Maske und ohne irgendein G-Konzept in einer Stadthalle mit geschätzt 500 anderen Menschen verbringen würde, hätte ich sehr gelacht. Aber so war es.
Es war ein sehr schöner Ball. Essen gab es keins. Wir hätten auch keins kaufen können, denn man konnte nur mit Bargeld bezahlen, wer kann sowas denn ahnen? Deshalb fuhren wir hinterher, also gegen 1 Uhr, noch zu McDonald's. "Machen wir Drive-Thru oder essen wir im Restaurant?", frage ich. "Wir essen selbstverständlich im Restaurant, wie man das nach einem Ball eben tut!", war die Antwort.
Das Publikum im Restaurant sagte uns nachts um 1 dann aber nicht zu ("Die tragen alle keine Maske!"), so dass wir doch im Auto aßen. Dabei vertrieben wir unabsichtlich mit den Scheinwerfern ein Liebespaar, dann kam wer und pinkelte neben dem Auto an die Fassade und, um noch neu erworbenes Wissen zu teilen, damit es auch anderen nützt: die Erdbeer-Creamcheese-Tasche schmeckt übrigens nicht gut!
Um 3 Uhr war ich im Bett.
Es sind ungefähr minus 100 Grad und wir haben alle Fenster auf und die Balkontür zig Mal am Tag. Draußen schneit es. Ist klar, dass hier wer Corona hat an dem einzigen Tag in den letzten 3 Jahren, an dem es schneit.
Heute morgen als der Wecker klingelte, nein, das stimmt nicht, ich war vor dem Wecker wach, weil mir so kalt war und dann musste ich aufs Klo aber wollte nicht gehen, weil ich keinen Bock hatte, die Maske aufzusetzen - also irgendann heute morgen war ich für eine Millisekunde versöhnt und dachte "ah ich muss mir gar nicht überlegen, welche Schuhe ich bei Schnee anziehe, ich arbeite ja von zu Hause". Dann begann die Katze irgendwas zu fordern noch während der Rechner hochfuhr, Herr N hustete im Bad (wenn ich ein Geräusch auf der Welt hasse, dann das von Husten, nichts hasse ich mehr!), um 9 klingelte ein Paketbote und warf das Paket unten in den Hausflur, um 10 fragte das Kind ob "wer" Brötchen holen würde. Um 13 Uhr machte ich Mittagspause, die Familie fragte, ob es Essen gebe, ich dachte naja ich kann ja auch mittags kochen statt abends, why not aber die kluge Person ahnt das why und auch das not sofort: am Abend gegen 20 Uhr wird gefragt, ob es eigentlich kein Abendessen gäbe. (Hier erstes Brüllen am Tag.)
Ganz ehrlich, ich brauche diesen Scheiß nicht, ich möchte mich gar nicht mehr um die Familie kümmern können, weil ich zu Hause arbeite und ich möchte auch keine Vereinbarkeit, wenn das bedeutet, dass Dinge schlicht zeitgleich stattfinden sollen, also Arbeit für die ich bezahlt werde und Katze füttern oder Mittagspause und für irgendwen Essen machen. Daran habe ich kein Interesse. Ich habe ja noch nicht einmal Interesse daran, in der Mittagspause was zu essen, geschweige denn in Gesellschaft. Und Achtung, wenn Sie jetzt einwenden möchten, dass ich mich dann abgrenzen müsse und Vereinbarungen mit der Familie und Regeln und blablabla: daran habe ich AUCH kein Interesse. Ich möchte einfach zu Zeiten, zu denen ich was anderes mache, nicht da sein, ich möchte mehrere von einander getrennte Lebensbereiche haben und nicht eine große Soße, in der ständig in alle Richtungen irgendwas ist und nie der Flow. So - also mit getrennten Bereichen, ganz definitiv auch räumlich - läuft das seit Jahren hervorragend (für alle Beteiligten) und so kann es gerńe in jetzt-noch-6-Tagen wieder sein bis in alle Ewigkeit.
Also jedenfalls, es sind minus 100 Grad, die Stimmung liegt noch darunter, wer kein Corona kriegt, kriegt dafür mindestens eine Erkältung und es sind erst die ersten 28 Stunden um. Das wird lustig.
Am letzten Tag im März haben wir die Q-Flagge über den 1. Hilfsstander gesetzt. Seuche an Bord!
Die Situation: Herr N. hatte am Montag eine rote Warnkachel, fühlte sich ab Dienstag etwas usselig. Mademoiselle M bekam Dienstagabend blöde Halsschmerzen. Mittwoch wachten beide unpässlich auf, Tests alle negativ morgens wie abends. Donnerstag wachten beide etwas verbessert auf, Tests morgens alle negativ, bei Herrn N. am frühen Nachmittag dann aber positiv. Eine Überprüfung bei einer professionellen Rachen-Nasen-Abstrichnehmerin ergab ein negatives Ergebnis bei M und mir und ein positives bei Herrn N., das nun noch auf die Bestätigung durch PCR wartet aber ich denke mal, das ist in Anbetracht der Gesamtsituation nur pro forma.
Als Maßnahme haben wir uns nun in der Wohnung separiert. M bewohnt ihr Zimmer. Herr N hat das Wohnzimmer bekommen, er schaut gern Fernsehen und dort ist der Fernseher. Außerdem habe ich ihm - da er ja die einzige bestätigt kranke Person im Haushalt ist - großzügig das Schlafzimmer überlassen, damit er in seinem gemütlichen Bett rasch gesunden kann. Ich selbst bin ins Gästezimmer, in dem sonst Frau Herzbruch oder Frau Violinista wohnen, eingezogen. Da ich hier aber mehr Zeit am Tag verbringen werde - durch meine eigenen Regelungen darf ich nämlich nicht ins Büro, so lange eine Person im Haushalt positiv ist und arbeite deshalb auch wieder von hier - habe ich etwas umgebaut. Zentraler Umbaupunkt ist, dass ich meinen Supercharger, also den Sessel, hierher getragen habe. Darin sitze ich auch gerade mit Blick auf den weißen Paravent, den ich im ersten Lockdown kaufte und der, wie es sich bewährt hat, abends die Arbeitsmaterialien verbirgt und tagsüber das Bett. Auf dem Bett liegt der Kater, er hat sein Statement in Bezug auf Solidarität schon gemacht und ist bei mir eingezogen. Die Katze hingegen ist einfach da, wo sie immer ist, nämlich im Flur auf dem Sideboard. Dort liegt sie meistens, außer sie schreit gerade jemanden an, weil sie gebürstet oder gefüttert werden soll oder weil eine unerträgliche Veränderung vorgenommen wurde, die umgehend rückgängig zu machen ist (z.B. eine Einkaufstasche, die mitten im Raum steht). Sie liegt dort auf einer Jacke von M, die M nicht mehr passt, schon länger nicht mehr, aber auch, als sie noch passte, konnte M sie nur noch selten tragen, weil die kleine Katze befand, das sei ihre Jacke zum drauf schlafen und nicht Ms Jacke zum drin herumlaufen. Seit wir die Jacke aufgegeben haben, legen wir der kleinen Katze wenn es frisch in der Wohnung ist noch eine Wärmflasche darauf. Dann liegt sie vor Genuss sogar manchmal auf dem Rücken.
Für die kleine Katze und für M ist also nichts anders, Herr N trägt die Situation mit Fassung, der Kater findet es super, mich in einem relativ kleinen Raum ganz für sich zu haben.
Mir geht es ausgezeichnet, also körperlich. Launemäßig nicht so.
Noch so ein Tag.
Ich sitze an blablabla und Fragmente blablabla, Sie kennen das Prozedere.
Womit niemand gerechnet hat: ich habe das heutige Online-Treffen mit einem Event eröffnet. Und zwar habe ich einen Bubble Tea (=Spaßgetränk =Spaß) und habe zwei Glückskekse vor die Kamera gehalten, einen für Fragmente und einen für mich, gegessen habe ich natürlich beide aber den ersten öffnete ich für Fragmente, so dass der Spruch für sie galt.
Der Spruch, den ich vorlas, war vermutlich der allerschlechteste aller schlechen möglichen für sie. Er lautete: "Changes are coming." Fragmente goutiert Veränderungen nicht.
Mit meinem Spruch bin ich hingegen sehr zufrieden, er besagt "You are ready to fill your head with new ideas". Ich bin generell neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen aber readier als momentan, andere Ideen in den Kopf zu bekommen, war ich selten. In meinem Kopf ist nur wenig Erquickliches derzeit. Man kann gut einmal alle Spielsteinchen austauschen. Go!
Möchte nicht schreiben sondern sprechen.
Gesangslehrer: Stell Dir mal vor der Brustkorb wäre den ganzen Song ganz weit!
(ich singe mit weitem Brustkorb)
Gesangslehrer: Super. Wirklich total super. Nur noch alles richtig durchstützen, mach nochmal.
(ich singe mit weitem Brustkorb und richtig durchgestützt)
Gesangslehrer: Genau. Wieso machst du das nicht immer so? Es war jetzt aber etwas nasal, nochmal.
(ich singe mit weitem Brustkorb, richtig durchgestützt und nicht nasal)
Gesangslehrer: Ganz genau! Und jetzt den Text richtig erzählen!
(ich singe richtig durchgestützt, nicht nasal und erzähle den Text)
Gesangslehrer: Das war mit dem Text jetzt super aber was war mit dem Brustkorb? Und schau auf die Töne nach den schwierigen Tönen, die nicht aus Erleichterung irgendwie hin... naja... schlecht machen.
(ich singe mit weitem Brustkorb, erzähle den Text und achte auf die Töne nach den schwierigen Tönen)
Gesangslehrer: Hm. Also die Töne hinter den schwierigen waren jetzt gut aber wo war die Stütze? Und wo war die Gestik?
(ich singe mit Gestik Stütze und guten Tönen nach den schwierigen Tönen)
Gesangslehrer: Jetzt war der Brustkorb wieder eng. Wir drehen uns im Kreis!
Ich: Das ist ja auch wie bei "ich packe meinen Koffer" - ich kann nicht mehr als drei Sachen gleichzeitig beachten!
Gesangslehrer: Musst du aber! Und sowieso ist eine Zeile erst nach dem letzten Ton zu Ende, daran musst Du auch noch denken!
(ich singe und denke an alles)
Gesanglehrer: (kniet sich auf den Boden) Warum singst du nicht einfach immer so?? Du kannst die ganzen Einzelteile, du musst nur einfach an alle denken und sie alle umsetzen!
Ich: Weil ich das nur kann wenn ich an nichts anderes auf der ganzen Welt denke!
Gesangslehrer: Dann mache das doch!!
Ich: DAS GEHT NICHT!! DANN... - weiß ich auch nicht. Du hast ja keine Ahnung, an was ich alles die ganze Zeit denke, ich habe zu jeder Sekunde eine Milliarde Gedanken und Pläne und Sorgen und Ideen im Kopf! Es ist an sich schon ein Wunder, dass ich zur richtigen Zeit den richtigen Text mit der richtigen Melodie zusammenbringe!
Gesangslehrer: Naja, deshalb sind so viele Künstler*innen under influence.
Ich: Ist das eine Empfehlung?
Gesangslehrer: Nee. Du musst einfach mehr üben.
Heute war ich in Museum Nr. 2, in Begleitung von @katzentratschen. Es handelte sich um das Sinclair-Haus in Bad Homburg.
Nachdem wir uns erst beide einzeln verirrt hatten, trafen wir vor dem Museum zusammen, es hätte einen QR-Code zur Reservierung eines Zeitslots gegeben, aber das Museum sehr leer, außer uns habe ich bewusst nur 3 weitere Besucher*innen gesehen. Zum Glück, es war nämlich sehr klein.
Wenn ich alles richtig verstanden habe (ich bin eine ungeübte Museumsbesucherin, weiß daher nie, was normal und was besonders ist), findet im Sinclair-Haus momentan ein Projekt statt, das "Wandelmut" heißt. Das heißt, im Erdgeschosses wandelt man in einem Salon umher und oben ist eine normale Ausstellung. Konnte ich nicht so richtig nachvollziehen, durch die Ausstellung wandelt man doch auch? Egal, jedenfalls ist oben jetzt in der nächsten Zeit immer dasselbe, während unten drei in den nächsten Wochen wechselnde Sachen sind und wenn man auf die Eintrittskarte seinen Namen schreibt, kann man mit derselben Karte alle drei besuchen.
Wir waren jedenfalls erst einmal oben, da war ein Raum mit Sachen rund um Vögel, das fand ich einen schönen Zufall (falls es einer war?), weil @katzentratschen ja eine Vogelflüsterin ist. Es gab Bilder mit Vögeln, die auf Dingen saßen oder Dinge taten und einen Tisch, auf dem diese Dinge und auch andere in Miniatur nachgebaut waren. Insgesamt ging es darum, darzustellen, wie es wäre, wenn die Stadt mehr auf Vögel ausgerichtet wäre, glaube ich. Was ich besonders schön fand: der Tisch, auf dem die Miniaturobjekte standen, hatte Vogelfüße.
Dann waren oben noch zahlreiche Dinge, die sich mir nicht erschlossen - eine Schale mit Sand und einem Stock, leuchtene Pilze aus Glas in einem Kasten mit Erde und ein Raum, in dem es um den Tagliamento ging (dass es sich um diesen Fluss handelte, mussten wir aber etwas mühsam herausfinden).
Ein Exponat gab es noch, das ich sehr schön fand, nämlich einen Fernseher, in dem eine Aufzeichnung von Vegetation in der Stadt lief, und zwar, wenn ich mir das richtig zusammengereimt habe, über ein Jahr hinweg. Allerdings gingen die einzelnen Monate sehr lang und es gab kein Sitzmöbel, so dass ich nur ein Stück Mai und den Juni angeschaut habe dann wurde ich ungeduldig und ging in den Raum mit dem Tagliamento, bei Rückkehr war irgendwas spätsommerliches, mit Brombeeren nämlich. Diesen Stadtvegetationsfilm hätte ich gern in einer 12-Minuten-Version mit Sitzgelegenheit gesehen.
Im Untergeschoss war dann eben der Salon zum Wandeln, im Eingangsbereich etwas, das ich bis zum Schluss nicht verstanden habe, nämlich kleine Plastikhäuser in einem Spülbecken, auch mit Spülschaum. Ich dachte erst, dass das eine Art Hauswirtschaftsraum des Museums ist, man muss die Exponate ja auch mal sauber machen, es war aber Teil der Ausstellung. Die Bedeutung weiß ich nicht.
Jedenfalls widmet sich der Salon momentan dem Klimaparlament. Die Idee ist, in diesem Salon zu wandeln und ins Gespräch zu kommen, also wandelten wir und ein Museumsmitarbeiter fragte, ob er uns etwas zur Ausstellung erzählen sollte. Das nahmen wir gerne an. Also erzählte er vom Klimaparlament, der "ständigen Vertretung sämtlicher Wesen und Unwesen". An dieser Stelle muss ich zugeben: das war für mich schon ganz harte Performance-Kunst und nicht mehr zugänglich. Ich bin da möglicherweise wegen Unerfahrenheit etwas empfindlich. Ich las das Profil einer Frau, die den Luftballon in diesem Parlament repräsentierte und hörte die Rede des Steins des Sisyphos, der gar nicht immer den Berg hinauf möchte. Währenddessen saßen @katzentratschen und ich auf einem großen schwarzen Teppich auf dem Fußboden und ließen einen an einer Schnur von der Decke hängenden Globus zwischen uns hin- und herschwingen.
Ein bisschen weiteren Spaß hatten wir noch mit einem Teller unter einem Overheadprojektor. Auf dem Teller war Seifenschaum (aus dem Waschbecken mit den Häusern glaube ich), man konnte mit Pipetten Farbe hineinmischen aber das an die Wand projizierte Bild des Tellers war sowieso schwarz-weiß.
Dann gab es noch einen letzten Raum, der mich sehr abholte: er enthielt Kaffeemaschine, Bücher (die in einem großen thematischen Zusammenhang zur Ausstellung standen), Tische und Stühle, hatte einen schönen Lichteinfall, war angenehm temperiert. So eine Art Lesezimmer, in dem ich gut den ganzen Tag verbringen könnte. Ob es mehr als ganz vereinzelte Menschen gibt, die zufällig in Bad Homburg im Sinclair-Haus vorbeischauen und dann so viel Muße mitbringen, diesen Raum ausgiebig zu nutzen? Das kann ich mir kaum vorstellen. Aber sicher sitzt es sich dort auch gut, wenn man mit einer Gruppe unterwegs ist, die sich unterschiedlich stark für die Ausstellung interessiert und man eher zu denen gehört, die schneller gewandelt sind.