• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Dienstag, 22. März 2022
    22032022

    Essen ist ein Problem. Ich schrieb es bereits vorhin in einem Kommentar: ich mag in Wirklichkeit nicht viel, esse zwar alles, aber wenn ich mich den Mühen unterziehe, es zuzubereiten, dann will ich es auch richtig gerne mögen. Wenn andere kochen ist es was anderes, da schlägt Dankbarkeit jegliche Präferenz.

    Ich arbeite mit einer Person zusammen, die jeden Tag genau dasselbe isst. Mittags etwas, das ich vergessen habe, abends einen großen Salat (immer vom selben Anbieter) mit zwei Extrazutaten, die ich auch vergessen habe. Das ist so, seit ich die Person kenne, also seit etwa drei Jahren. Eine Kollegin hat sie einmal dazu gefragt und sie sagte, sie mache das, weil es praktisch ist, wenig Denkaufwand und wenig Hunger weil ja alles eingespielt. Das hat mir total eingeleuchtet.

    Ich könnte nicht über 3 Jahre den gleichen Salat abends essen, bei mir verlaufen die Phasen etwas anders. Ich könnte den gleichen Salat über 3 Monate ausschließlich essen, also morgens-mittags-abends-nachts. So hatte ich ja auch mal eine Skyr-Mango-Baiserkrümel-Phase, das habe ich dreimal täglich gegessen und weiter nichts. Danach hatte ich eine Porridge-Phase, dreimal am Tag Porridge, Porridge ist ja sehr variabel, hatte ich mir eingeredet, man kann alles Mögliche hineintun. In Wirklichkeit habe ich aber gar nichts reingetan und nur eine gute Portion Ahornsirup drübergekippt. Ein andermal hatte ich eine Spaghetti-Napoli-Phase, auch das aß ich morgens-mittags-abends. Mit Familie ist das aber alles nicht so einfach, die gehen da nicht so mit, das ist an sich nicht schlimm nur fällt es mir schwer, mir etwas zum Kochen zu überlegen, wenn ich eigentlich - wie aktuell - gerne ausschließlich Ritter Sport Joghurt essen würde.

    Gut ist es dann, wenn andere für mich kochen, denn wie gesagt, dann esse ich aus Dankbarkeit alles. Mein zweithöchstes Ziel in allem ist es immer, mich nicht kümmern zu müssen, was sich aber mit dem höchsten Ziel beißt, nämlich, es gut zu haben. Es gibt da - vom Bekochtwerden jetzt mal abgesehen, das kriegt man mit Flexibilität dann hin - einen ganz klassischen Zielkonflikt. Man muss es sich gut machen, anders funktioniert das nicht und dazu muss man sich wiederum kümmern. Das ist für mich der Punkt an dem ich zum Beispiel nie wusste, wie Erholungskuren funktionieren sollen, die Welt hält ja im Hintergrund nicht an und man kommt zurück zu einer staubigen Wohnung und einem Briefkasten voll Post. Schon allein Urlaub finde ich dahingehend schwierig, klar hat man 1-3 schöne Wochen und danach einen Haufen Wäsche, verschrumpelte Reste im Kühlschrank und muss für die Nachbarn Aufmerksamkeiten wegen Blumengießen und Katzenfüttern noch schnell irgendwo am letzten Urlaubstag erwerben, bevor man an den Arbeitsplatz zurückkehrt, wo ja alles auf einen gewartet hat, statt sich magisch von selbst zu erledigen. Vielleicht habe ich da auch irgendeine Einsicht verpasst. Aber für mich ist es entspannt, wenn der Alltag vor sich hinplätschert (Krieg und Pandemie zählen eindeutig nicht als "Dahinplätschern", nicht, dass es hier ein Missverständnis gibt) und Urlaub ist schön, aber halt eher stressig-schön als entspannt-schön. Ich habe an sich nichts gegen Stress, mache daher auch Urlaub. Nur weiß ich nach wie vor nicht, wie Entspannung gehen soll, außer, wenn halt kurz die ganze Welt angehalten wird, so dass ich hinterher nicht hechelnd wieder aufholen muss. Aber wie gesagt, vielleicht übersehe ich etwas.

    Ansonsten heute Bratwurst im Brötchen mit Senf gegessen. Mir fiel dabei ein großer Blopp Senf in den Ausschnitt der Bluse und rann meinen Bauch hinunter bis zum Hosenbund. Senf ist nun ja flüssiges Gold, ich fühlte mich folglich sehr dekadent, insbesondere, als ich einfach mich einem Küchentuch, Schwamm und Spüli alles abwischte, statt unter unmenschlichen Verrenkungen den letzten Tropfen noch aufzulecken. Vielleicht tut mir das nochmal leid.

    Dienstag, 22. März 2022
    21032022

    Heute geht der Fingerabdrucksensor wieder nicht. Auch egal. Meine Güte. Dafür wollte ich die Panzerglasfolie tauschen, weil sie einen Riss hatte. Die neue hat keinen Riss, dafür aber drei Staubkörner drunter und das ist schlimmer als ein Riss. Ich habe eine weitere, ganz neue bestellt. Bzw. zwei, das nimmt den Erfolgsdruck beim ersten Versuch. Ich bin ja normalerweise mit dem Rücken zur Wand am besten, aber nicht, wenn es um Bastelarbeiten geht und komische Folien gerade auf etwas aufbringen ist Bastelarbeit.

    Zwei Dinge habe ich ansonsten heute gelernt. Das erste: es ist viel einfacher, Nagellack auf längere Nägel, die also nicht abgeknabberte kleine Stümpfe sind, aufzutragen. Man muss gar nicht so zielen, streicht einfach quasi elegant mit dem Pinselchen und zapp ist alles schick und auch gar nichts an der Fingerkuppe, denn der Nagel ragt ja über diese hinaus. So haben Leute, die eh schöne Nägel haben, auch noch automatisch schön lackierte Nägel. Der Teufel scheißt halt immer auf den dicksten Haufen.

    Zweitens: Überlack ist kein Unterlack. Mir ist bewusst, dass über diesen Sachverhalt schon das Wort an sich prinzipiell Auskunft gibt, aber ich fühle mich von Produktbezeichnungen und -abbildungen häufig belogen, deshalb habe ich ausprobiert, ob wirklich zwei Fläschchen mit durchsichtigem lackartigem Zeugs erforderlich sind. Und ich kann berichten: Überlack als Unterlack geht nicht, die Farbe hält darauf nicht gut, man kann sie am nächsten Tag bei länglichen Telefonaten mit einem anderen gut gewachsenen Fingernagel gelangweilt abkratzen. Ob Unterlack Überlack sein kann weiß ich hingegen noch nicht aus eigener Erfahrung. Bitte nicht verraten, irgendeine angenehme Spannung muss das Leben ja noch bereithalten!

    Falls es Sie jetzt in den Fingern juckt, irgendwas zu kommentieren zu der Unter-Überlackthematik lenken Sie diese Energie in eine sinnvolle Bahn um: machen Sie bitte einen Vorschlag, was es am Donnerstag zu Essen geben könnte. Da ist nämlich noch eine Lücke in meinem Plan. Nicht mehr als 2 Töpfe/Pfannen, nicht länger als 40 Minuten, gern vegetarisch.

    Sonntag, 20. März 2022
    20032022

    Seit gestern geht der Fingerabdrucksensor an meinem Handy wieder. Der war ja vor ein paar Monaten ausgefallen und auch durch ein Factory Reset des Geräts nicht wiederzubeleben, durch die entstehenden Komplikationen konnte ich ein paar Wochen auf keins meiner Konten mehr zugreifen, wie so ein russischer Oligarch in einer idealen Welt. Seit gestern geht er also wieder. Ich habe nichts gemacht. Keine Rettungsversuche, noch nicht einmal einen Neustart. Und noch nicht einmal ist mir das Gerät heruntergefallen. Ich habe das ganz durch Zufall festgestellt, weil ich in der Jackentasche mit einem anderen Finger am Sensor herumfummelte beim Warten auf den Zug, möglicherweise als Übersprungshandlung, weil ich ja nicht mehr Fingernägel kaue, und dann brummte und vibrierte es kurz, wie es das halt tut, wenn die Erkennung scheitert. Verwundert nahm ich das Gerät heraus und entsperrte es, war kurz unsicher, ob vielleicht mein Gesicht entsperrt hatte aber ich trug ja Maske und damit geht das nicht, man kann auch die Bilderkennung nicht auf Maske programmieren, das habe ich probiert. Es war wirklich der Finger.

    Das war ein eigentlich gutes Erlebnis, das mich aber nicht sonderlich berührte, weil die Situation, dass der Sensor nicht geht, zwischenzeitlich egal geworden war.

    Dann habe ich heute Gemüselasagne gemacht und erst mit Mozarella bedeckt, beim Fingerablecken schmeckt es aber etwas bitzelig, eine Kontrolle ergab, dass der Käse nicht mehr gut war. Ich nahm ihn wieder herunter und ersetzte ihn durch Parmesan aus der Tüte, da roch es dann strenger, als Parmesan aus der Tüte normalerweise riecht, die Kontrole ergab wiederum, dass der Käse nicht mehr gut war. Ich kratzte ihn mit einem Schaber herunter und entfernte die Reste mit Küchenrolle, seufzte laut und nahm das letzte halbe Kilo vom Käse der adoptierten Crowfarmingkuh und rieb eine große Ecke davon der Hand auf einer Reibe und da die obere Schicht Nudeln durch die Behandlung mit Küchenpapier trocken geworden war, goss ich vor dem Bestreuen mit Käse noch einen Schwapp Sahne über die Nudeln.

    Insgesamt war die Zubereitung ein eher schlechtes Erlebnis, das Ergebnis war aber ganz hervorragend, ich habe lange nicht mehr so ein köstliches Essen selbst gemacht und zu dritt aßen wir einfach alles auf (reicht sonst für zwei Tage).

    Sonntag, 20. März 2022
    19032022

    6 Stunden lang völlig ereignislos Zug gefahren. Das kann daran gelegen haben, dass ich Maske, Brille, Kopfhörer trug, da ist ja dann nicht mehr viel Ansprechgesicht übrig. Und außerdem habe ich 5 Stunden davon geschlafen.

    Einschlafmusik auf der Hinfahrt: zwei ältere Herren, die gemeinsam einen Ausflug unternahmen, sich Weißwein in Plastikbecher einschenkten und über gemeinsame Reisen sprachen.

    Einschlafmusik auf der Rückfahrt: ein jüngerer Herr, der den Zug fast verpasst hätte, weil es noch einen Gleiswechsel gab, und der am Telefon jemandem in repetitiver Ausführlichkeit erklärte, wie er fast den Zug verpasst hätte. Zwischendrin brüllte wer "Du sitzt doch drin in dem Zug, hör auf zu heulen Du Jammerlappen!"

    Samstag, 19. März 2022
    18032022

    Was ich gerne mal hätte so für 2-3 Tage: meine Wohnung wäre hermetisch abgeschottet und die Welt würde draußen einfach kurz stehenbleiben, eingefroren in dem Moment. Hier drinnen in der Wohnung wären die Katzen und Herrn N und M, sie säßen oder lägen an angenehmen Orten und wären dort zufrieden ohne jede Sorge oder Mühe oder Bedürfnis, vielleicht würden sie einen Film schauen oder ein Buch lesen. Ich hingegen würde einfach schlafen, die ganze Zeit. Nach ein paar Stunden würde ich immer mal aufwachen und gucken. Nacht Herrn N und M und den Katzen zuerst, sehen, dass alles in Ordnung ist und sie nach wie vor alle zufrieden herumsitzen oder -liegen, dann aus dem Fenster und sehen, dass die Welt weiter still steht, beruhigt über die absolute Ereignislosigkeit würde ich wieder schlafen gehen.

    So nach 2-3 Tagen könnten wir dann weitermachen. Vorerst.

    Donnerstag, 17. März 2022
    17032022

    Ich habe Corona-Selbsttests für das Büro bisher bei fünf verschiedenen Anbietern bestellt - nicht, weil ich so gerne dauernd wieder neue Dienstleister überprüfen und im System anlegen lasse sondern wegen Lieferschwierigkeiten.

    Momentan scheint es das Gegenteil von Lieferschwierigkeiten zu geben, vielleicht, weil ja am Sonntag die Pandemie endet, was weiß ich. Jedenfalls schrieben drei der fünf mich heute an, um mir mitzuteilen, ich solle doch besser nur noch vermutlich heute von den günstigen Preisen profitieren und erneut bestellen mit 5% (manchmal auch 10%) Treuerabatt/Sonderratbatt/Extrarabatt, bevor nun alles sehr bald könnte sein schon in einer Stunde oder so teurer wird.

    Der unglückliche Vierte rief an und sagte dasselbe Sprüchlein auf und weil ich ja gern alles ganz genau weiß fragte ich nach. Als erstes, ob denn die Pandemie nicht am Wochenende um sei, als zweites, ob der Arbeitgeber denn überhaupt noch weiterhin Tests zur Verfügung stellen muss und wie viele (Spoiler: kommt drauf an) und falls nein, ob die dann nicht wegen sinkender Nachfrage günstiger werden. All das sei definitiv korrekt, sagte der nette Herr, aber: Der Krieg in der Ukraine! Das ist ja der neue Joker. Bisher war es immer "Arbeit von zu Hause" (in anderer Wortwahl, aber das Wort verwende ich ja nicht mehr). Arbeit von zu Hause ist der Grund, warum ich noch heute kaum eine Krankenkasse erreichen kann und auch sonstige Institutionen ihren Service nicht mehr erbringen, alles was irgendwie verschleppt, verpennt, vertrödelt wird liegt an Arbeit von zu Hause. Wird mir jedenfalls immer gesagt, kein Wunder, dass ich das nicht so dolle finde, denke ich.

    Jetzt ist der neue Joker für alles, das nicht klappt, der Krieg in der Ukraine. Der macht die Tests teurer. Auch da wollte ich nochmal genau wissen, warum. Ob die Tests aus der Ukraine kommen? Ob da was drin ist, das aus der Ukraine kommt, vielleicht Eichenholz, was weiß man? Auch das alles nicht der Fall, der Knackpunkt ist, dass die Tests aus China kommen und da muss man über die Ukraine fliegen. "Wir schauen mal schnell auf Flightradar, ich glaube, die fliegen da drumherum, meinen Sie, das ist dann wirklich so viel teurer, in welcher Stadt werden die Tests denn genau produziert?!", sagte ich interessiert.

    Der Herr wollte nicht mit mir gemeinsam auf Flightradar schauen, er wollte auch nicht mehr mit mir reden und legte einfach auf. Oder es war was mit der Leitung, das kann auch sein, mit meinem Internet ist neuerdings zu Hause auch immer irgendwas, vielleicht auch wegen Krieg in der Ukraine, ich kenne mich da wirklich nicht aus, mir erschließt sich ja noch nicht einmal, warum man jetzt Weizenmehl en masse kaufen muss.

    Ich habe die neuen Tests bei dem einen der fünf Anbieter bestellt, der mich heute nicht genervt hat.

    Mittwoch, 16. März 2022
    16032022

    Dieses Blog wird vielleicht bald nicht mehr fortgeführt. Das ist jetzt keine Entwicklung in der Reihe Pandemie-Krieg-Fukushima sondern liegt daran, dass ich mir nicht mehr die Fingernägel abkaue und sie daher nun wachsen, ich habe noch keine Handhabe gefunden, so richtig damit umzugehen und bald werde ich daher nicht mehr auf Tasten tippen können. Arbeitslos werde ich damit dann auch. Wobei, es gibt Spracheingabe. Vielleicht wird doch alles gut.

    Momentan ist mir den ganzen Arbeitstag wie Urlaub, was daher kommt, dass ich ja seit 1. März nur noch die Arbeit von 2 Personen mache und seit Montag nur noch die Arbeit von 1 Person, also von mir selbst. Ich bin so entspannt, dass ich kaum dazu komme, wirklich irgendwas zu tun. Dauernd muss ich aus dem Fenster sehen und mir denken "boah, ich habe heute wirklich nur handhabbare Dinge vor, gar nicht komplett überforderndes Feuerlöschen an allen Ecken und Enden!" und dann weiß ich nicht, womit ich anfangen soll, weil ja nichts brandeilig ist und auch nicht alles extrem gleich dringend brandeilig, so dass man halt einfach die Liste von oben nach unten macht. Es ist alles rechtzeitig und nicht zu viel, ich kann mir aussuchen, womit ich anfangen möchte und habe leider gar keine Ahnung, was das sein könnte.

    Heute hatte ich eine Besprechung in einem anderen Bürogebäude, also: ich war da zu Gast. Sehr ungewohnt, das war ich seit bestimmt einem Jahr nicht mehr? Der Kaffee war viel schlechter, als ich ihn in Erinnerung hatte, das war enttäuschend. Im eigenen Büro habe ich in Bezug auf Kaffeegetränke aber auch massiv investiert, das zahlt sich aus. Dafür war der Teppich bei den Gastgebern schöner. Wie Gras oder eher: wie schöner Kunstrasen. Jedenfalls erzählte mir der Geschäftskontakt, dass schräg gegenüber bald Amazon einzieht. "Oh, praktisch, da wollte ich immer schon arbeiten!" entfuhr mir. Alle am Tisch lachten, bis auf meinen Chef.

    Wo doch gerade alles so entspannt ist, weiß ich wirklich nicht, warum ich mir in der Nacht die Knirschschiene durchgebissen habe. Vielleicht würden ein paar Entspannungsübungen helfen. A propros Entspannung, heute sprach ich länger mit einer anderen Person im Büro (für sowas habe ich seit Montag Zeit, ich habe ja jetzt nur noch einen Job für 1), die hatte eine Gymnastikmatte neben ihrem Schreibtisch. "Ich hatte gedacht, ich würde da in der Mittagspause oder auch so zwischendrin manchmal Dehnübungen machen", sagte sie. "Aber in Wirklichkeit rolle ich mich ab und zu einfach drauf zusammen und tu so als ob ich schlafe." - "Vor wem tun Sie denn so?", fragte ich und sie antwortete: "Vor mir selbst."

    Vielleicht ist das eine gute Lösung.

    Dienstag, 15. März 2022
    15032022

    Mein Tag heute ist umrahmt vom Aufregen über prominente Idioten.

    Morgens am Bahnsteig Elon Musk. Will sich mit Putain duellieren, der Sieger kriegt die Ukraine. Kann man sich nicht ausdenken, so einen hirnlosen Spruch, zumindest nicht, wenn man nicht Elon Musk (oder Putain) ist, nehme ich mal an. Neben allem anderen, was daran ganz offensichtlich idiotisch ist, möchte ich hervorheben, dass durch diesen Spruch Musk und Putain genau gleich sind: beide gehen davon aus, über andere Menschen verfügen zu dürfen.

    Abends im Sessel Macron, der sich wohl gedacht hat oh ich zieh mir mal ein Hoodie über und lasse mir ein bisschen Bart stehen und dann bin ich cool wie Selenskyj. Auch hier: neben allem anderen, was daran ganz offensichtlich falsch ist, möchte ich hervorheben, dass Macron aus dem Leid anderer für sich ein Verkleidespielchen für eigene Zwecke macht.

    Ich habe ein neues Spirit-Animal. Weiß aber nicht, wie ich es hier einbinden kann. Schauen Sie es sich hier an.

    Montag, 14. März 2022
    14032022

    Schon wieder müde, naja, kein Wunder, wenn man an einem einzigen Wochenende gleich drei Verabredungen hat, wie so ein richtiger Mensch, der gar nicht in einer Pandemie lebt.

    Sonntag, 13. März 2022
    13032022

    Gestern ging ich also zunächst mit einem Vorschlaghammer ein Auto zertrümmern und dann ins Museum, Kunst anschauen.

    Ich habe ja die Frankfurter Museumscard geschenkt bekommen und den Plan, alle damit abgedeckten Museen in den nächsten 12 Monaten zu besuchen. Den Anfang machte gestern das Städel. Das Städel hat neben der ständigen Ausstellung auch Sonderausstellungen, für die ich separat bezahlen müsste. Das hatte ich eigentlich geplant, zeitlich ging es sich aber aufgrund diverser Komplikationen dann doch nicht aus, so dass ich mir dachte, wenn ich in ein mir noch komplett unbekanntes Museum für ca. 90 Minuten gehe, dann reicht mir auch die Dauerausstellung.

    An der Kasse frage ich nach grober Orientierung, weil ich ja noch nie dort war. Die Dame schaute mich an wie ein exotisches Tier, war aber sehr freundlich, ich bekam einen Raumplan auf Papier und das Angebot einer Mitgliedschaft, die dann immer auch alle Sonderausstellungen umfassen würde, was ich aber ablehnte, ich bin ja gerade erst bei Museum 1 von 38, ich habe noch einiges vor mir, bevor ich zum Thema "Sonderausstellungen" komme!

    Im Innenbereich erwartete mich schon @u_blues und empfahl mir bei genereller Museumsreizüberflutung folgende Vorgehensweise: in einen schönen Raum gehen, sich da hinsetzen und auf das Bild gucken, dass vor einem ist. Einfach sitzen bleiben und gucken bis man meint, es gibt nichts mehr zu sehen, dann näher rangehen und nochmal gucken. Ich kann diese Vorgehensweise nur empfehlen, es war sehr entspannt. Ich betrachtete von einem bequemen Ledersitzmöbel aus das Bild Der Regenschauer von Antoine Chintreuil Können Sie ja selbst anschauen. in der Nähe hingen Bilder vom Ufer der Seine im Winter und von einem Obstgarten, für mich war interessant, dass alle Bilder Lichtverhältnisse darstellten, die in mir irgendetwas anrührten, die mit Erinnerungen verbunden waren.

    Als ich das Bild lange genug angeschaut hatte, gingen wir etwas umher. Die Begleitung wies mich auf ein Bild mit Flieder hin, das ihr sehr gut gefiel, mir war es aber zu viel, zu viele verschiedene Sachen auf dem Bild und für mein Gehirn keine erkennbare Ordnung, genauso wie bei den Expressionisten im Nebenraum. Bei den Impressionisten fiel uns noch ein Bild einer im Profil dargestellten Römerin auf, die auf den ersten Blick einen Pixie-Haircut hatte. Auf den zweiten Blick könnte es auch ein Dutt gewesen sein oder ein Zopf, der auf der nicht sichtbaren Körperhälfte lag.

    Ich sah noch ein Bild einer Frau in violettem Kleid, die sehr schlechte Haut im Kinn-Mund-Bereich hatte. Warum hat Wilhelm Trübner das so gemacht, eben weil er halt realistisch und mal eine Dame mit schlechter Haut malen wollte? Oder war es ein Portrait und wenn ja, wie fand die Dame das? Das hat mich beschäftigt. Trübner ist ja nun nicht so lang her und hat auch schon zu Lebzeiten Würdigung als Künstler erfahren; bei älteren Werken frage ich mich manchmal, ob denn wirklich die überdauert haben, die die Künstler*innen auch tatsächlich als maßgeblich für ihr Werk betrachten oder ob das, was überliefert wurde, eher Zufall ist und wir uns daraus die Künstler*innen auf Basis unserer heutigen Draufsicht konstruieren (vermutlich immer auch).

    Später stieß ich selbst noch auf drei interessante Dinge. Zum einen erst ein, dann ein weiteres Selbstportrait, die nicht nur von der Pose her an Selfies erinnerten sondern die jeweiligen Künstler auch eindeutig mit Duckface abbildeten (einmal Franz Pforr, einmal hab ich vergessen). Dann auf den Rosenfreund - hier für mich weniger interessant, dass er möglicherweise in den Nachbargarten spannte sondern dass ich mich dabei erwischte, in dem Bemühen, am Bild zu erkennen, ob er die Nase wirklich richtig in die Rose hineinsteckt bzw. umgekehrt die Rose in das Nasenloch dieselbe Pose einnahm wie der gezeichnete Herr. Und zum dritten ein Bild von einem verwilderten Garten, an sich für mich nicht interessant, aber klein und ganz nebenher saß auf einer Mauer eine Katze (und unten im Gras eine weitere, für mich aber kaum erkennbar). Das hat mich gerührt.

    Am Rande bemerkte ich noch ein weiteres Bild, das eine Römerin darstellt (warum man verhältnismäßig häufig Römerinnen gemalt hat weiß ich nicht), deren Arm und Hand wie eine Fotografie wirkten, ein Bild von Goethe, der extrem kleine Füße hatte (war das wirklich so oder gab es da Probleme mit der Perspektive? Beim Verlinken sehe ich in der Bildbeschriebung auch, dass es sich wohl um zwei linke Füße handelt, das war mir beim Anschauen nicht aufgefallen), ein für mich verwaschenes und kaum erkennbares Bild von einer Frau, die (vielleicht, wie gesagt, schwer erkennbar) ihre Brüste entblößt hatte und das sich mir gar nicht erschloss und eine Szene von Deliah und Samson, in der die Pose von Samson, der in der absoluten Niederlage noch den Körperkontakt aufrecht erhält und mit der Hand den Unterschenkel von Deliah umfasst, mich sehr bewegt hat - auch wenn ich das Bild insgesamt nicht mochte.

    Das war mein erster Museumsbesuch, ich fand ihn sehr schön und einen gelungenen Start. Freuen Sie sich auf 37 weitere! Eine kleine Vorahnung möchte ich heute schon teilen, wir können dann gemeinsam überprüfen, ob sie zutrifft: ich bin mehr der Skulpturen-Typ.

    November seit 6822 Tagen

    Letzter Regen: 20. November 2024, 21:47 Uhr