Es sind ungefähr minus 100 Grad und wir haben alle Fenster auf und die Balkontür zig Mal am Tag. Draußen schneit es. Ist klar, dass hier wer Corona hat an dem einzigen Tag in den letzten 3 Jahren, an dem es schneit.
Heute morgen als der Wecker klingelte, nein, das stimmt nicht, ich war vor dem Wecker wach, weil mir so kalt war und dann musste ich aufs Klo aber wollte nicht gehen, weil ich keinen Bock hatte, die Maske aufzusetzen - also irgendann heute morgen war ich für eine Millisekunde versöhnt und dachte "ah ich muss mir gar nicht überlegen, welche Schuhe ich bei Schnee anziehe, ich arbeite ja von zu Hause". Dann begann die Katze irgendwas zu fordern noch während der Rechner hochfuhr, Herr N hustete im Bad (wenn ich ein Geräusch auf der Welt hasse, dann das von Husten, nichts hasse ich mehr!), um 9 klingelte ein Paketbote und warf das Paket unten in den Hausflur, um 10 fragte das Kind ob "wer" Brötchen holen würde. Um 13 Uhr machte ich Mittagspause, die Familie fragte, ob es Essen gebe, ich dachte naja ich kann ja auch mittags kochen statt abends, why not aber die kluge Person ahnt das why und auch das not sofort: am Abend gegen 20 Uhr wird gefragt, ob es eigentlich kein Abendessen gäbe. (Hier erstes Brüllen am Tag.)
Ganz ehrlich, ich brauche diesen Scheiß nicht, ich möchte mich gar nicht mehr um die Familie kümmern können, weil ich zu Hause arbeite und ich möchte auch keine Vereinbarkeit, wenn das bedeutet, dass Dinge schlicht zeitgleich stattfinden sollen, also Arbeit für die ich bezahlt werde und Katze füttern oder Mittagspause und für irgendwen Essen machen. Daran habe ich kein Interesse. Ich habe ja noch nicht einmal Interesse daran, in der Mittagspause was zu essen, geschweige denn in Gesellschaft. Und Achtung, wenn Sie jetzt einwenden möchten, dass ich mich dann abgrenzen müsse und Vereinbarungen mit der Familie und Regeln und blablabla: daran habe ich AUCH kein Interesse. Ich möchte einfach zu Zeiten, zu denen ich was anderes mache, nicht da sein, ich möchte mehrere von einander getrennte Lebensbereiche haben und nicht eine große Soße, in der ständig in alle Richtungen irgendwas ist und nie der Flow. So - also mit getrennten Bereichen, ganz definitiv auch räumlich - läuft das seit Jahren hervorragend (für alle Beteiligten) und so kann es gerńe in jetzt-noch-6-Tagen wieder sein bis in alle Ewigkeit.
Also jedenfalls, es sind minus 100 Grad, die Stimmung liegt noch darunter, wer kein Corona kriegt, kriegt dafür mindestens eine Erkältung und es sind erst die ersten 28 Stunden um. Das wird lustig.
Am letzten Tag im März haben wir die Q-Flagge über den 1. Hilfsstander gesetzt. Seuche an Bord!
Die Situation: Herr N. hatte am Montag eine rote Warnkachel, fühlte sich ab Dienstag etwas usselig. Mademoiselle M bekam Dienstagabend blöde Halsschmerzen. Mittwoch wachten beide unpässlich auf, Tests alle negativ morgens wie abends. Donnerstag wachten beide etwas verbessert auf, Tests morgens alle negativ, bei Herrn N. am frühen Nachmittag dann aber positiv. Eine Überprüfung bei einer professionellen Rachen-Nasen-Abstrichnehmerin ergab ein negatives Ergebnis bei M und mir und ein positives bei Herrn N., das nun noch auf die Bestätigung durch PCR wartet aber ich denke mal, das ist in Anbetracht der Gesamtsituation nur pro forma.
Als Maßnahme haben wir uns nun in der Wohnung separiert. M bewohnt ihr Zimmer. Herr N hat das Wohnzimmer bekommen, er schaut gern Fernsehen und dort ist der Fernseher. Außerdem habe ich ihm - da er ja die einzige bestätigt kranke Person im Haushalt ist - großzügig das Schlafzimmer überlassen, damit er in seinem gemütlichen Bett rasch gesunden kann. Ich selbst bin ins Gästezimmer, in dem sonst Frau Herzbruch oder Frau Violinista wohnen, eingezogen. Da ich hier aber mehr Zeit am Tag verbringen werde - durch meine eigenen Regelungen darf ich nämlich nicht ins Büro, so lange eine Person im Haushalt positiv ist und arbeite deshalb auch wieder von hier - habe ich etwas umgebaut. Zentraler Umbaupunkt ist, dass ich meinen Supercharger, also den Sessel, hierher getragen habe. Darin sitze ich auch gerade mit Blick auf den weißen Paravent, den ich im ersten Lockdown kaufte und der, wie es sich bewährt hat, abends die Arbeitsmaterialien verbirgt und tagsüber das Bett. Auf dem Bett liegt der Kater, er hat sein Statement in Bezug auf Solidarität schon gemacht und ist bei mir eingezogen. Die Katze hingegen ist einfach da, wo sie immer ist, nämlich im Flur auf dem Sideboard. Dort liegt sie meistens, außer sie schreit gerade jemanden an, weil sie gebürstet oder gefüttert werden soll oder weil eine unerträgliche Veränderung vorgenommen wurde, die umgehend rückgängig zu machen ist (z.B. eine Einkaufstasche, die mitten im Raum steht). Sie liegt dort auf einer Jacke von M, die M nicht mehr passt, schon länger nicht mehr, aber auch, als sie noch passte, konnte M sie nur noch selten tragen, weil die kleine Katze befand, das sei ihre Jacke zum drauf schlafen und nicht Ms Jacke zum drin herumlaufen. Seit wir die Jacke aufgegeben haben, legen wir der kleinen Katze wenn es frisch in der Wohnung ist noch eine Wärmflasche darauf. Dann liegt sie vor Genuss sogar manchmal auf dem Rücken.
Für die kleine Katze und für M ist also nichts anders, Herr N trägt die Situation mit Fassung, der Kater findet es super, mich in einem relativ kleinen Raum ganz für sich zu haben.
Mir geht es ausgezeichnet, also körperlich. Launemäßig nicht so.
Noch so ein Tag.
Ich sitze an blablabla und Fragmente blablabla, Sie kennen das Prozedere.
Womit niemand gerechnet hat: ich habe das heutige Online-Treffen mit einem Event eröffnet. Und zwar habe ich einen Bubble Tea (=Spaßgetränk =Spaß) und habe zwei Glückskekse vor die Kamera gehalten, einen für Fragmente und einen für mich, gegessen habe ich natürlich beide aber den ersten öffnete ich für Fragmente, so dass der Spruch für sie galt.
Der Spruch, den ich vorlas, war vermutlich der allerschlechteste aller schlechen möglichen für sie. Er lautete: "Changes are coming." Fragmente goutiert Veränderungen nicht.
Mit meinem Spruch bin ich hingegen sehr zufrieden, er besagt "You are ready to fill your head with new ideas". Ich bin generell neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen aber readier als momentan, andere Ideen in den Kopf zu bekommen, war ich selten. In meinem Kopf ist nur wenig Erquickliches derzeit. Man kann gut einmal alle Spielsteinchen austauschen. Go!
Möchte nicht schreiben sondern sprechen.
Gesangslehrer: Stell Dir mal vor der Brustkorb wäre den ganzen Song ganz weit!
(ich singe mit weitem Brustkorb)
Gesangslehrer: Super. Wirklich total super. Nur noch alles richtig durchstützen, mach nochmal.
(ich singe mit weitem Brustkorb und richtig durchgestützt)
Gesangslehrer: Genau. Wieso machst du das nicht immer so? Es war jetzt aber etwas nasal, nochmal.
(ich singe mit weitem Brustkorb, richtig durchgestützt und nicht nasal)
Gesangslehrer: Ganz genau! Und jetzt den Text richtig erzählen!
(ich singe richtig durchgestützt, nicht nasal und erzähle den Text)
Gesangslehrer: Das war mit dem Text jetzt super aber was war mit dem Brustkorb? Und schau auf die Töne nach den schwierigen Tönen, die nicht aus Erleichterung irgendwie hin... naja... schlecht machen.
(ich singe mit weitem Brustkorb, erzähle den Text und achte auf die Töne nach den schwierigen Tönen)
Gesangslehrer: Hm. Also die Töne hinter den schwierigen waren jetzt gut aber wo war die Stütze? Und wo war die Gestik?
(ich singe mit Gestik Stütze und guten Tönen nach den schwierigen Tönen)
Gesangslehrer: Jetzt war der Brustkorb wieder eng. Wir drehen uns im Kreis!
Ich: Das ist ja auch wie bei "ich packe meinen Koffer" - ich kann nicht mehr als drei Sachen gleichzeitig beachten!
Gesangslehrer: Musst du aber! Und sowieso ist eine Zeile erst nach dem letzten Ton zu Ende, daran musst Du auch noch denken!
(ich singe und denke an alles)
Gesanglehrer: (kniet sich auf den Boden) Warum singst du nicht einfach immer so?? Du kannst die ganzen Einzelteile, du musst nur einfach an alle denken und sie alle umsetzen!
Ich: Weil ich das nur kann wenn ich an nichts anderes auf der ganzen Welt denke!
Gesangslehrer: Dann mache das doch!!
Ich: DAS GEHT NICHT!! DANN... - weiß ich auch nicht. Du hast ja keine Ahnung, an was ich alles die ganze Zeit denke, ich habe zu jeder Sekunde eine Milliarde Gedanken und Pläne und Sorgen und Ideen im Kopf! Es ist an sich schon ein Wunder, dass ich zur richtigen Zeit den richtigen Text mit der richtigen Melodie zusammenbringe!
Gesangslehrer: Naja, deshalb sind so viele Künstler*innen under influence.
Ich: Ist das eine Empfehlung?
Gesangslehrer: Nee. Du musst einfach mehr üben.
Heute war ich in Museum Nr. 2, in Begleitung von @katzentratschen. Es handelte sich um das Sinclair-Haus in Bad Homburg.
Nachdem wir uns erst beide einzeln verirrt hatten, trafen wir vor dem Museum zusammen, es hätte einen QR-Code zur Reservierung eines Zeitslots gegeben, aber das Museum sehr leer, außer uns habe ich bewusst nur 3 weitere Besucher*innen gesehen. Zum Glück, es war nämlich sehr klein.
Wenn ich alles richtig verstanden habe (ich bin eine ungeübte Museumsbesucherin, weiß daher nie, was normal und was besonders ist), findet im Sinclair-Haus momentan ein Projekt statt, das "Wandelmut" heißt. Das heißt, im Erdgeschosses wandelt man in einem Salon umher und oben ist eine normale Ausstellung. Konnte ich nicht so richtig nachvollziehen, durch die Ausstellung wandelt man doch auch? Egal, jedenfalls ist oben jetzt in der nächsten Zeit immer dasselbe, während unten drei in den nächsten Wochen wechselnde Sachen sind und wenn man auf die Eintrittskarte seinen Namen schreibt, kann man mit derselben Karte alle drei besuchen.
Wir waren jedenfalls erst einmal oben, da war ein Raum mit Sachen rund um Vögel, das fand ich einen schönen Zufall (falls es einer war?), weil @katzentratschen ja eine Vogelflüsterin ist. Es gab Bilder mit Vögeln, die auf Dingen saßen oder Dinge taten und einen Tisch, auf dem diese Dinge und auch andere in Miniatur nachgebaut waren. Insgesamt ging es darum, darzustellen, wie es wäre, wenn die Stadt mehr auf Vögel ausgerichtet wäre, glaube ich. Was ich besonders schön fand: der Tisch, auf dem die Miniaturobjekte standen, hatte Vogelfüße.
Dann waren oben noch zahlreiche Dinge, die sich mir nicht erschlossen - eine Schale mit Sand und einem Stock, leuchtene Pilze aus Glas in einem Kasten mit Erde und ein Raum, in dem es um den Tagliamento ging (dass es sich um diesen Fluss handelte, mussten wir aber etwas mühsam herausfinden).
Ein Exponat gab es noch, das ich sehr schön fand, nämlich einen Fernseher, in dem eine Aufzeichnung von Vegetation in der Stadt lief, und zwar, wenn ich mir das richtig zusammengereimt habe, über ein Jahr hinweg. Allerdings gingen die einzelnen Monate sehr lang und es gab kein Sitzmöbel, so dass ich nur ein Stück Mai und den Juni angeschaut habe dann wurde ich ungeduldig und ging in den Raum mit dem Tagliamento, bei Rückkehr war irgendwas spätsommerliches, mit Brombeeren nämlich. Diesen Stadtvegetationsfilm hätte ich gern in einer 12-Minuten-Version mit Sitzgelegenheit gesehen.
Im Untergeschoss war dann eben der Salon zum Wandeln, im Eingangsbereich etwas, das ich bis zum Schluss nicht verstanden habe, nämlich kleine Plastikhäuser in einem Spülbecken, auch mit Spülschaum. Ich dachte erst, dass das eine Art Hauswirtschaftsraum des Museums ist, man muss die Exponate ja auch mal sauber machen, es war aber Teil der Ausstellung. Die Bedeutung weiß ich nicht.
Jedenfalls widmet sich der Salon momentan dem Klimaparlament. Die Idee ist, in diesem Salon zu wandeln und ins Gespräch zu kommen, also wandelten wir und ein Museumsmitarbeiter fragte, ob er uns etwas zur Ausstellung erzählen sollte. Das nahmen wir gerne an. Also erzählte er vom Klimaparlament, der "ständigen Vertretung sämtlicher Wesen und Unwesen". An dieser Stelle muss ich zugeben: das war für mich schon ganz harte Performance-Kunst und nicht mehr zugänglich. Ich bin da möglicherweise wegen Unerfahrenheit etwas empfindlich. Ich las das Profil einer Frau, die den Luftballon in diesem Parlament repräsentierte und hörte die Rede des Steins des Sisyphos, der gar nicht immer den Berg hinauf möchte. Währenddessen saßen @katzentratschen und ich auf einem großen schwarzen Teppich auf dem Fußboden und ließen einen an einer Schnur von der Decke hängenden Globus zwischen uns hin- und herschwingen.
Ein bisschen weiteren Spaß hatten wir noch mit einem Teller unter einem Overheadprojektor. Auf dem Teller war Seifenschaum (aus dem Waschbecken mit den Häusern glaube ich), man konnte mit Pipetten Farbe hineinmischen aber das an die Wand projizierte Bild des Tellers war sowieso schwarz-weiß.
Dann gab es noch einen letzten Raum, der mich sehr abholte: er enthielt Kaffeemaschine, Bücher (die in einem großen thematischen Zusammenhang zur Ausstellung standen), Tische und Stühle, hatte einen schönen Lichteinfall, war angenehm temperiert. So eine Art Lesezimmer, in dem ich gut den ganzen Tag verbringen könnte. Ob es mehr als ganz vereinzelte Menschen gibt, die zufällig in Bad Homburg im Sinclair-Haus vorbeischauen und dann so viel Muße mitbringen, diesen Raum ausgiebig zu nutzen? Das kann ich mir kaum vorstellen. Aber sicher sitzt es sich dort auch gut, wenn man mit einer Gruppe unterwegs ist, die sich unterschiedlich stark für die Ausstellung interessiert und man eher zu denen gehört, die schneller gewandelt sind.
Situation 1: Neulich, also vor ein paar Tagen irgendwann, ging ich morgens auf dem Weg zur S-Bahn durch die Stadt. An einer Ampel warteten neben mir 4 Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes und auf der anderen Seite nochmal 5. Als sie sich zusammengefunden hatten, sprach ich die Gruppe an, ob sie Wandertag haben und wir scherzten ein bisschen. Da fiel mir auf, dass ich sowas seit ewig nicht mehr gemacht habe, ich weiß wirklich nicht mehr, seit wann, es muss Monate her sein, dass ich mit Fremden ein anlassloses längeres Gespräch geführt habe.
Situation 2: M hat demnächst Abschlussball und da möchte ich mit Herrn N. hingehen, es ist natürlich angemessene Garderobe gefordert. Einen kurzen Moment freute ich mich auf das Erlebnis und dann plötzlich dachte ich "ohjeohje, da werden viele fremde Menschen sein und, noch schlimmer, halb bekannte Menschen wie die Eltern von Freund*innen von M. und was werde ich mit denen sprechen und: was werden sie über mich denken?
Beides ist für mich komplett eigenartig und unerklärlich. Ich habe abseits des Teenageralters zu keinem Zeitpunkt überlegt, was andere über mich denken könnten oder vielleicht habe ich es auch überlegt und als belanglos eingeordnet, gleichermaßen habe ich aber in meiner Erinnerung so gut wie jeden Tag, an dem ich das Haus verlassen habe, auch mit Fremden über irgendwas länger gesprochen. Ich habe überlegt, was diesen Situationen zugrunde liegt und verspürte ein Gefühl von Verzagtheit in mir. Ich weiß nicht, wie das passiert ist.
Was anderes - ich mache ja überhaupt nichts. Oder immer dasselbe? Ich bin so eine komische halb eingegangene Pflanze! Ich brauche etwas, das ich nicht nur erledige sondern in dem ich aufgehe.
Ich habe für den Abschlussball ein Kleid gekauft, weil ich ein reduziertes Kleid gesehen habe, das ursprünglich mal über 1000 Euro kosten sollte. Da wollte ich doch mal wissen, wie sich so ein Kleid trägt! Heute kam es an - es ist grauenhaft - fällt zwar schön weil sehr schwerer Stoff aber man wird auch gleich so niedergedrückt und es ist lang, unglaublich lang. Ich weiß auch gar nicht, wie man sich in so einem Kleid zum Veranstaltungsort bewegt. Autofahren kann man damit nicht, Fahrrad erst recht nicht, zu Fuß auch undenkbar. Man müsste sich transportieren lassen. So ein Kleid passt nicht in mein Leben und auch in kein Leben, das ich führen wollen würde. Und ich wüsste auch gar nicht, wie ich es aufbewahren soll, ich müsste es am Kronleuchter an der 3,60 Meter hohen Decke aufhängen, um es mal ganz zu sehen und schon ist es ein Katzenspielzeug (ich habe das ausprobiert und schnell wieder abgehängt, will es ja zurückschicken). Das ist mir alles zu anstrengend. Ich habe schon ein geeignetes Kleid, das nur ein Viertel wiegt (auch nur ein Viertel so lang ist, aber immer noch über Knie) und in dem ich mich nicht niedergedrückt sondern beschwingt fühle.
Dann habe ich noch zwei italienische Sprachzeitschriften gekauft. Eigentlich wollte ich nur eine kaufen, eigentlich hätte ich sinnvollerweise gar keine gekauft, weil mir @cucinacasalinga das Benötigte schon zugänglich gemacht hatte. Ich wollte das Heft aber in der Hand halten und mich darin vertiefen, hatte dann gegoogelt und fast ein Jahresabo, vermutlich hätte ich sogar ein lebenslängliches Abo abgeschlossen. Ich finde es im Moment enorm schwer, das richtige Maß zwischen starr gar nichts tun und komplett eskalieren zu finden. Beim Abo konnte ich mich bremsen mit der Aussicht, viel schneller ein Heft in den Händen zu halten, wenn ich es am Bahnhof kaufe. Am Bahnhof gab es dann zwei, einmal die Monats- und einmal die Sonderausgabe, ich musste beide kaufen, gern hätte ich auch noch französische Sprachzeitschriften gekauft und interessierte mich auch ganz überraschend für Magazine in Pastellfarben, mit deren Hilfe man sein Leben irgendwie steuert, das war anders ausgedrückt auf dem Cover, ich kriege das nicht zusammen, habe mich dann auch ganz schnell entfernt, denn auch wenn mir das richtige Maß oft nicht klar ist, spüre ich immerhin die Unsicherheit und kann mich aus der Situation nehmen, bevor mir Mindstyle-Magazine ins Haus kommen.
Ich weiß auch nicht. Wirklich nicht.
Ich bin eine große Freundin der Selbstbestimmung und Freiwilligkeit, deshalb bin ich heute etwas unglücklich. Die Putzfrau hat nämlich die Wäsche abgenommen, zusammengefaltet und auf mein Bett gelegt, was bedeutet, dass ich sie heute Abend noch aufräumen muss. Das kann ich nicht leiden.
Es gibt hier sowieso eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände. Zum einen gehört es gar nicht zu ihren Aufgaben, die Wäsche abzunehmen. Zum zweiten möchte ich auch gar nicht, dass sie sie abnimmt und zusammenlegt, ich habe nämlich eine ganz bestimmte Anordnung im Schrank und dazu müssen die Sachen auf eine ganz bestimmte Größe zusammengelegt werden. Habe ihr auch schon mehrfach gesagt, dass sie das einfach nicht machen soll, lieber irgendwas anderes oder von mir aus Kaffee trinken, aber sie glaub, sie tut mir damit etwas Gutes.
Das war bisher alles noch irgendwie okay, weil sie die Wäsche ja dann in Wäschekörbe gelegt hat. Vor zwei Wochenenden habe ich aber aufgeräumt und aussortiert, seither ist Platz unter dem Gästebett und ich bewahre dort neuerdings die leeren Wäschekörbe auf, weil sie ja nicht so schön aussehen, dass ich sie immer offen herumstehen haben möchte. Also sind sie nun unter dem Bett. Die Putzfrau hatte ich darüber nicht informiert, weil es ja für sie gar keine Relevanz hat, aber nun hat sie - zum dritten - die heute offenbar nicht gefunden, das hat sie aber nicht davon abgehalten, doch die Wäsche zusammenzulegen nur lagert die nun auf meinem Bett. Und dass sie auf meinem ist, ist auch nochmal schlecht, sie hätte die ja auch auf das Bett von Herrn N. oder M. legen müssen, ich bin schließlich nicht für die komplette Wäsche in diesem Haushalt zuständig.
Alles sehr, sehr, sehr, sehr schlecht. Vielleicht lege ich mich zum Schlafen einfach zwischen die Stapel, so wie der Kater vorhin.
Ich habe heute mein ganzes Zimmer im Büro aufgeräumt.
Es begann damit, dass ich mich in Bezug auf den Hintergrund bei Videokonferenzen verbessern wollte. Ich habe die Kamera immer an, muss aber auch immer in den ersten paar Sekunden der Videokonferenz hektisch die Schranktür hinter mir noch schnell schließen und das Flaschensortiment auf dem Schrank weiter nach rechts oder links schieben.
Deshalb habe ich erst den Schrank innen aufgeräumt, damit er besser zu geht und dann oben auf dem Schrank aufgeräumt, so dass nur noch zwei Pflanzen drauf standen. Dann die Kamera eingeschaltet und so ausgerichtet, dass ich nicht wie ein Gnom oder Obelix aussehe, dann kritisch geschaut und bemerkt, dass der Winkel mehr zeigt, als ich zeigen möchte. Nämlich veraltete Nachschlagewerke, die habe ich weggeworfen un die Pflanzen, die aber in der Kamera nicht so aussehen, wie in echt sondern wie fast tot und außerdem sieht man den linken Winkel meines Schreibtisches auch noch und da habe ich ein Notfalltelefon und mein Essen und zig Notizen drauf, das ist alles sehr schlecht. Das Notfalltelefon habe ich hinter den Schreibtisch auf die Fensterbank gestellt, das Käsebrot steht jetzt auf einem Beistelltisch, die zig Notizen haben einen Ablagekorb gekommen, den ich in den nun aufgeräumten Schrank stellen kann. Jetzt war es hinter und auf dem linken Winkel neben mir kahl. Auf den Winkel stellte ich die Winkekatze, das sieht gut aus, daneben der Blumenstrauße, den ich mir ja nun regelmäßig kaufe und es ist noch ein Bereich frei, auf dem aktuell ein Fachmagazin liegt, ich kann mir aber gut vorstellen, je nach Konferenzanlass Späße mit den dort platzierten Gegenständen zu treiben so wie die Queen mit ihrer Brosche. Darauf freue ich mich.
Die Pflanzen stehen jetzt vor mir, so dass ich sie sehe, schön wie sie sind und niemand mehr sie im Video sieht, hässlich wie sie wirken. Hinter mir war weiterhin nichts, das sah doof aus. Ich dachte darüber nach, einen Kalender umzuhängen, der ist aber zu klein und trägt auch mehr Botschaft, als ich möchte. Ich hätte ein Bild kaufen können, um in der Kamera optimal zu wirken, müsste das Bild aber sehr tief hängen und das sähe dann nur in der Kamera gut aus und wenn man wirklich im Raum ist sehr schlecht, das möchte ich deshalb für mich nicht, ich will es ja auch schön haben.
Gemeinsam mit @cucinacasalinga probierte ich verschiedene Dinge aus. Bücher, Broschüren, Porzellanschale, One-up-Pilz, Schleichtiere, Schreibmaterial, alles wirkte nicht gut. Aber dann entschieden wir uns für einen Stapel schwarzer Unterschriftsmappen - ein Teil flach übereinander, ein Teil daneben aufgestellt, man erkennt nicht im Bild, was es ist, aber es sieht irgendwie wichtig aus. In einem weiteren Schrank fand ich noch eine schwarze Holtzschatulle, die steht jetzt noch ganz leger wie kurz abgestellt daneben und wirkt etwas interessant-elegant. Darin ist nichts. Ich hatte sehr viel Freude, kam mir vor wie mein Idol Jan Marsalek, der Kulissen von Bankfilialen errichtet.
Weil 1/3 meines Raumes dann wunderschön und präsentabel war, räumte ich den Rest auch noch sofort auf. Drei Umzugskartons voll Müll wurden entsorgt, zwei Umzugskartons voll Dingen an andere Orte zu anderen Leuten gebracht, es sind jetzt nur noch Sachen vorhanden, die noch gebraucht werden und die sind durchsortiert und sinnvoll angeordnet, kein Papierfetzchen oder Utensil, von dem ich nicht weiß, was es ist, wo es ist und warum es ist. Ich bin sehr zufrieden. So hätte ich es zu Hause auch gerne. Werde noch herausfinden, warum ich 20qm in zwei Stunden so herrichten kann, doch 120 qm nicht in zwölf Stunden. Aber nicht mehr heute.