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    Donnerstag, 12. November 2020
    11112020

    Völlig irre, dass November sein soll, erstens weil ja vor November Mai - Oktober kommen und die habe ich irgendwie verpasst und zweitens, weil bei mir alles ab November nochmal so richtig Fahrt aufnimmt, ein Termin jagt die nächste Verabredung und pünktlich zu "zwischen den Jahren" bin ich aufs Angenehmste zerlegt und verbringe eine Woche mit einem großen Süßigkeitenteller und Büchern auf dem Sofa. Ah, dreimal Fosa und zweimal d3m geschrieben, erinnern Sie mich morgen oder übermorgen daran, wenn ich ganz erstaunt berichte, dass ich Migräne habe und nicht weiß woher.

    Aber egal, über Pandemie jammern hat sich ja auch ziemlich abgenutzt.

    Etwas unzusammenhängend, aber es ist ja auch schon spät: ich habe beschlossen, ab heute geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, weil ich das richtig finde. Also Sie wissen schon, liebe Kolleginnen und Kollegen oder * oder _ und Ärztinnen nicht als Arzt bezeichnen und so weiter, in die genauen Modalitäten werde ich mich noch einfinden müssen und einen Stil dazu entwickeln, das geht natürlich nicht in einem Rutsch zwischen 10:30 Uhr und 11:00 Uhr morgens, aber ich möchte jedenfalls nicht mehr mitmeinen, stoße dabei schon auf erstaunlich viele kleine Fallstricke, das macht es aber ja gerade spannend und ein wenig geistige Anstrengung schadet ja nie und macht auch alles weniger langweilig. Sie können das gerne gespannt (oder genervt) beobachten, ganz wie Sie möchten und auch gerne auf Fehler dabei hinweisen, ich selbst neige ja eher zu 80%iger Perfektion, sprich: ich übersehe ganz gerne mal.

    So. Jetzt schlafen.

    ***
    Begegnungsnotizen:
    Herr N. (Haushaltsmitglied)
    2 x 20 Minuten Auto mit J. (beide FFP2)
    10 Minuten Gespräch mit M auf gut 3 Meter Abstand (M Stoffmaske, ich keine)

    Dienstag, 10. November 2020
    10112020

    Geneigte Blogleser*innen wissen, dass ich seit 15 Jahren wöchentlich eine Gemüsekiste in die Wohnung geliefert bekomme.

    Wobei das fast alles eigentlich falsch ist. Die 15 Jahre stimmen (so ungefähr), es handelt sich aber um eine Obst- und Gemüsekiste mit Kartoffeln, Milch und Eiern. Weiter kommt die Kiste gar nicht mehr wöchentlich, sondern 2-wöchentlich. Der Grund ist, dass ich nicht mehr so viel Zeit/Muße zum Kochen habe wie noch vor 15 Jahren. Und - wichtiger Punkt hier - die Kiste wird nicht mehr in die Wohnung geliefert, weil dort mittwochnachmittags nun auch schon seit 12 Jahren nicht mehr zuverlässig jemand ist. Statt dessen hat der Gemüsemann (es ist auch eigentlich kein Gemüsemann sondern ein Lieferfahrer) einen Schlüssel zum Hoftor bekommen und stellte die Kiste in die unverschlossene Garage.

    Nun gab es mit der Garage dann aber vor etwa einem halben Jahr auch nochmal eine Änderung, und zwar, weil M sich ein (etwas teurerers) Rennrad kaufte und das nicht einfach so draußen stehen soll sondern eben in der Garage. Dementsprechend ist es nicht mehr sinnvoll, die Garage unverschlossen zu lassen. Sehen Sie, mit zunehmendem Besitz wird alles fürchterlich anstrengend, jedenfalls ging das mit der Gemüsekiste und der Garage dann so nicht mehr, statt dessen wurde die Kiste fortan im Hof vor die Haustür gestellt.

    So weit, so gut, auch kein Problem mit vor der Haustür oder genau gesagt nur ein einziges Problem: Der Gemüsemann kommt gegen 17/18 Uhr, ich gehe aber schon gegen 8 Uhr und ich kann schlecht immer leere Kisten von morgens 8 bis abends 18 Uhr vor der Tür stehen haben, denn der Hof gehört nicht nur mir sondern im wesentlichen einer Firma im Hinterhaus. Ich stellte die Kiste also immer IM Haus ab, in der Hoffnung, dass der Gemüsemann sie sich dort hinausnimmt (Schlüssel passt), aber das war irgendwie nicht oder nur manchmal der Fall. Es sammelten sich ein paar Kisten an.

    Dann ging M nach England. Das Rennrad nahm sie nicht mit, aber ich fand den Anlass gut, das Rennrad in Ms Zimmer zu tragen - vordringlich, weil ich auch gar nicht so viel Lust habe, immer erstmal ein Fahrrad aus der Garage zu schieben, bevor ich mit dem Auto rein- oder rausfahre. Als zweiter Gedanke fiel mir aber ein, dass nun auch die Gemüsekiste wieder in die Garage kann.

    Es dauerte ein bisschen, bis mir das auffiel aber als es so weit war, setzte ich in die nächste Bestellung eine Notiz, dass wieder in die Garage geliefert werden soll. Das geschah aber nicht. Vielleicht aufgrundderaktuellensituation, was weiß man, jedenfalls wurden weder die leeren Kisten aus der Garage mitgenommen noch wurde die volle dort abgestellt, die stand wieder vor der Haustür. Zwei Wochen später im neuen Versuch dasselbe.

    Kurz vor vier Wochen später rief ich daher an, erklärte die Situation kurz. Abends stand eine volle Kiste vor dem Haus und mittlerweile ein kleiner Turm an leeren Kisten in der Garage. Kurz vor 6 Wochen später rief ich an und erklärte mit Nachdruck. Am Mittwochnachmittag rief der Fahrer mich an, er könne die Garage nicht finden, es sei auch so dunkel und nicht richtig Licht im Hof, ich versuchte das Armfuchtelmanöver zu erklären, das den Bewegungsmelder auslöst, aber der Herr war angestrengt und so schwenkte ich schnell um zu "einfach vor die Haustür stellen". So wurde es gemacht.

    Wir sind jetzt kurz vor 8 Wochen später. Es sind mittlerweile 16 Kisten in der Garage, da sich dies aber ja relativ langsam ausbaute, die Schwierigkeit also ganz sacht, quasi unauffällig, immer weiter erhöht wurde, kann ich trotzdem noch ein- und ausparken, ohne die Kisten bewegen zu müssen, was mich mit einem gewissen Stolz erfüllt. An Tagen, an denen ich aus- und einparke, also etwa an 1 Tag pro Woche. An allen anderen Tagen will ich einfach nur eine leere Garage haben.

    Deshalb rief ich Ende letzter Woche nochmal beim Gemüsemann an und erklärte die Situation ganz exakt. Den Weg vom Tor zu den Garagen (plus Foto von wenn man am Hoftor steht), wie man das Licht aktiviert, welcher Schlüssel wie passt, wie viele Kisten in der Garage sind (evtl. muss man mit zwei Lieferwagen kommen?). Mir fiel ein, dass auf dem Garagentor sogar eine Nummer steht, die hatte ich neulich noch auf der Hausgeldabrechnung gesehen, es war eine Primzahl zwischen 1 und 12, also ganz sicher die 11, diese Zahl nannte ich also auch, auch, wenn die Zahlen ziemlich verblasst sind.

    Heute Morgen hatte ich dann noch eine Idee, und zwar, dass ich die verblasste Zahl ja mal nachmalen könnte, mit Edding, damit alles noch viel klarer und eindeutiger ist. Das wollte ich vor der Arbeit schnell machen. Die Zahlen waren wirklich außerordentlich verblasst, aber egal, wie verblasst sie waren, deduktiv war ganz unzweifelhaft meine Garage nicht die 11 sondern die 5.

    Aber weil ich wirklich keine Lust hatte, nochmal beim Gemüsemann anzurufen und die (sehr!) detaillierten Anweisungen nochmal zu ändern, gleichzeitig aber auch keine Lust hatte, weiterhin 16+ Kisten in der Garage aufzubewahren und nicht zuletzt, weil die Zahlen wirklich alle außerordentlich verblasst waren, entschied ich mich für die einfachste Lösung von allen: ich malte eine 11 auf meine Garage.

    Problem gelöst, alles gut, morgen kommt die Gemüsekiste und bestimmt nimmt der Fahrer die alten Kisten mit, ich bin ganz sicher, dass nun alles hervorragend geregelt ist.


    ***
    Begegnungsnotizen:
    Herr N. (Haushaltsmitglied)
    2 x 20 Minuten Auto mit J. (beide FFP2)

    Montag, 9. November 2020
    09112020

    Beruflich sage ich ja gerne, dass ich so schnell tippen kann, weil ich in den 90ern ein Semester schlicht "verzockt" habe (in Chatrooms und Muds) und dass ich mich so knapp ausdrücken kann, weil es bei Twitter lange nur 180 Zeichen pro Tweet gab. Beides ganz unschätzbar wichtige Eigenschaften in meinem Beruf, übrigens, also enorm schnell und enorm auf den den Punkt zu sein.

    Ergänzend ist mir heute aufgefallen, dass ich im Beruf aber auch was Wesentliches für das Leben gelernt habe - naja, nein, nicht gelernt, ich konnte das schon vorher, aber es wird immer wieder eingeübt und geschliffen, nämlich: "nein" zu sagen. Besonders, "nein" zu sagen, ohne latent schlechtes Gewissen, ohne Diskussionen, ohne mich selbst ständig wieder neu zu hinterfragen (einmal schadet natürlich nicht) und zwar nicht nur im Angesicht einer Frage sondern ganz speziell auch angesichts völlig selbstverständlich vorgetragener Forderungen.

    ***
    Begegnungsnotizen:

    2 x 20 Minuten Autofahrt mit J. (beide FFP2)
    45 min Besprechung mit M, großer Raum, offene Fenster aber auch immer wieder gemeinsam über Pläne gebeugt, M Stoffmaske, ich FFP2
    10 min zufällige Besprechung mit dem nOC in der Küche, er Stoffmaske, ich FFP2
    Optikerbesuch, Optiker mit Stoffmaske und Faceshield, ich FFP2

    Sonntag, 8. November 2020
    08112020

    Wie Sie vielleicht schon wissen, stehe ich total auf gute Geschichten. Damit meine ich spannende Geschichten mit Handlung, möglichst mit einer für mich unerwarteten Storyline. Wenn ich wählen kann, lese ich auch lieber Bücher, die handlungsgetrieben sind als die charaktergetrieben sind, wobei es natürlich am besten ist, wenn sich das ergibt oder ergänzt, aber jedenfalls interessieren mich Introspektiven, innere Monologe und ähnliches bla eher nicht.

    Für eine richtig gute Geschichte verzeihe ich so gut wie alles. Vor einiger Zeit hat mal im Büro jemand seinen Drucker in einem ungenutzten Raum zwischen einer Säule und einer Wand versteckt und dann gesagt, er hätte nie einen gehabt. Ich war nicht eine Sekunde verärgert oder genervt, ich wollte einfach nur die Geschichte dazu hören und dann war ich sehr, sehr glücklich und erzähle sie mir immer noch manchmal im Kopf nach. Ganz grandios.

    Und dieses Jahr, also 2020, wartet auch bereits mit zwei wunderbaren Geschichten auf, die ich unglaublich gerne hören würde. Einmal die von Jan Marsalek. Was hat der da wie gemacht, um Himmels Willen, und hat er wirklich mit Schauspielern und Kulissen eine Bankfiliale gefaket?! Ganz, ganz grandios, ich möchte ALLES darüber erfahren. Und die Highlight-Geschichte des letzten Quartals wäre ganz bestimmt, wie es dazu kam, dass die Trump-Pressekonferenz auf einer Art Obi-Parkplatz stattfand.

    Wenn zu beidem die Bücher rauskommen stehe ich ganz vorne in der Schlange. Naja, außer, dass ich ja nur digital lese, was sich aber - Cliffhanger - möglicherweise zeitnah ändert. Warum erzähle ich ein andermal, ich verrate nur so viel: es sind keinerlei ethisch-moralische Gründe.

    **
    Begegnungstagebuch:

    Herr N. (Haushaltsmitglied)

    Sonntag, 8. November 2020
    07112020

    Trump abgewählt, ein Glück, hoffe nur, dass die Sache bis 20.1. noch friedlich ausgeht.


    ***
    Begegnungsnotizen:
    Herr N. (Haushaltsmitglied)
    Autowerkstattchef, ca. 20 Minuten gemeinsam unter der Motorhaube, beide FFP2-Maske
    Supermarkt und Drogerie, war aber recht wenig los. (FFP2)
    Spaziergang und Abendessen mit @schanuf, größtenteils maskenlos

    Samstag, 7. November 2020
    06112020

    Kurz erschreckt und gedacht "ohwei es ist Nikolaus!!" - aber ist ja noch ein Monat.

    Verzweifelt an einem, der keine Entscheidungen treffen kann, an einem, der keinen Mut hat, an einem, der das, was er richtig findet, nicht vertreten kann. Vielleicht ist das auch eigentlich alles dasselbe, nur in verschiedenen Ausprägungen.

    In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass neulich für mehrere Wochen das "?" auf meiner Tastatur (beruflich) nicht ging. Ich hatte nicht so richtig Lust, mich der Problemlösung zu widmen sondern befasste mich lieber mit einem Workaround: ich formulierte einfach nichts mehr als Frage. Verändert den Stil total, probieren Sie es mal aus!

    Ansonsten weiß ich gerade auch nicht.

    ***

    Begegnungsnotizen:

    Herr N. (Haushaltsmitglied)
    2 x 20 Minuten Autofahrt mit J., beide FFP2
    K, 15 Minuten, Raumlänge Abstand
    K2, 5 Minuten am Tisch, beide FFP2
    K2 und J, 5 Minuten, ich FFP2
    Optikerbesuch, bei Sehtest FFP2, bei Brillenanprobe maskenlos, weitere Kundin im Laden ebenfalls bei Anprobe maskenlos, Optiker Stoffmaske und Faceshield.

    Donnerstag, 5. November 2020
    05112020

    What, heute ist der 5.? Damit konnte tatsächlich niemand rechnen.

    Ich schlief ziemlich schlecht, weil irgendwer das Gästebett meiner Eltern kaputt gemacht hatte und ein Teil davon daher immer wegrutschte, das habe ich dann morgens auch repariert aber eben nicht mitten in der Nacht, als ich es feststellte. Zusätzlich hatte ich das Fenster komplett geöffnet, weil es tagsüber in der Wohnung viel zu warm war, nachts fielen die Temperaturen auf mindestens irgendwas unter Null und deshalb war mir kalt. Auch dafür war ich aber nicht gewillt, aufzustehen. Vielleicht habe ich das alles auch nur geträumt, die Schlafapp behauptet nämlich, ich hätte ganz wunderbar geschlafen, 98 Punkte (wieso nicht 100?!), alles im idealen Rahmen sogar die "Tiefschlafkontinuitätät", die ich überhaupt noch nie in einen akzeptablen Rahmen gebracht hatte seit Besitz der App. Vielleicht lag es am Alkohol vor dem Schlafen. War auch der erste Alkohol seit Besitz der App (Ende September), ich werde das erforschen müssen.

    Frühstück mit Papa N., danach kurzer Check aller Postfächer mit der Entdeckung, dass ich wohl wirklich Frau Herzbruch irgendwie zugesagt hatte, heute mit ihr ein Lied zu singen. Hm. Ich verschob einen Termin zum Reifenwechsel, der sich dann zeitlich nicht mehr ausgehen würde. Und ich buchte einen Flug für M., nächste Woche kommt sie zurück, die Coronasituation insgesamt, aber besonders in England, wird mir zu unübersichtlich.

    Kurze Einkaufsrunde für Papa N., dann gab es auch schon bald Mittagessen und danach brach ich auf zu Frau Herzbruch. Der Hund begrüßte mich so enthusiastisch, wie mich glaube ich noch nie jemand begrüßt hat. Der Hund und ich kennen uns nicht wirklich (weil Frau Herzbruch ja so gut wie immer bei mir ist, ohne Hund), fanden aber sofort eine Ebene und weil ich ich dann noch ein Ohr mit Fell reichen durfte hoffe ich, beim nächsten Besuch wiedererkannt zu werden. Dann erlernte ich ein Lied und dann sangen wir es, mehrfach, etwa alle 8 Minuten machten wir eine Aufnahme, verraten die Dateinamen, bis es endlich ohne Lachanfall und ohne besonders schlimmes Verkacken der besonders wichtigen Stellen und ohne komplett verpasste Einsätze oder allzu auffällige Irrtümer in der Stimmlage gelang. Diese letzte Fassung können Sie hier bei Frau Herzbruch anhören.

    Noch bevor wir diese letzte Fassung noch einmal durchhören konnten, brach ich hastig auf (auch, damit keinesfalls noch eine erstellt werden konnte), fuhr auf die Autobahn und war knapp 3 Stunden später zu Hause.

    Fast wollte ich schon sagen, damit war der Tag um, aber es kam noch ein Highlight: M rief mich an mit einem WhatsApp-Problem und ich konnte es lösen! Das war noch nie vorgekommen, bislang musste ich mir bei allen WhatsApp-Problemen immer von ihr helfen lassen. M behauptet, mein Erfolg läge einzig daran, dass es ich in Wirklichkeit um ein Computerproblem handelte, nicht um ein WhatsApp-Problem und bei Computerproblemen liege ich natürlich vorn besonders wenn es sich - wie in diesem Fall - um ein Tastaturshortcutproblem handelt. In Tastaturshortcuts bin ich Weltklasse, ich vertrete seit Mitte der 80er nachdrücklich die Ansicht, dass sich die Computermaus nicht durchsetzen wird (und ja, ich finde sie weiterhin komplett entbehrlich, obwohl ich sogar Beidmäuserin bin, sie also mit links und rechts gleich gut bedienen kann - erste angestrengte Frage unseres IT-Supports bei Remotesteuerung ist immer: welche Hand denn heute?!).

    So. Das war WmdedgT 11/2020. Alles weitere dazu, wie immer, bei Frau Brüllen.

    ***

    Begegnungsnotizen:
    Papa N und Herr N (Haushaltsmitglieder)
    Supermarkteinkauf, anderer als gestern, ähnliche Situation aber dieses Mal war ich vorbereitet (FFP2-Maske)
    Nachmittag bei Familie Herzbruch, alle maskenlos.

    Mittwoch, 4. November 2020
    04112020

    Ich wollte diesen Eintrag beginnen (und auch gleich beenden) mit "An Tag 3 mache ich hier schon wieder schlapp, leider, ich hätte es auch gerne anders, aber es ist, wie es ist" - stelle dann bei der Überschrift aber fest, dass es Tag 4 ist. Mit "Tag 4" schwingt dieser Satz nicht richtig, ist leider unverwendbar geworden, ich hätte es auch gern anders, aber es ist, wie es ist. Ist halt Tag 4.

    Sie können sich sowieso überhaupt nicht vorstellen, wie viele und wie unterschiedliche Dinge ich total gern machen würde. Fast alle fünf Minuten fällt mir etwas neues ein, worauf ich Lust habe, was ich tun will, was eine total gute Idee wäre, aber dann lähmt mich wieder mein in den Umständen festhängender Kopf und ich starre statt dessen ein wenig vor mich hin und gähne sehr, sehr müde.

    Dennoch glaube ich, dass ich für dauerhaftes Leiden (im Sinne von gedrückter Stimmung, ich habe nichts Gesundheitliches oder so) einfach nicht geschaffen bin. Bzw. nicht dennoch, sondern deswegen - wegen der Dinge, die mir ständig einfallen, immer wieder ist da so ein Zucken, ein Impuls, meine persönliche dämmrige Einöde ist nicht so ganz komplett dämmrig und öde. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Würfel ein klein wenig anders fallen, dass Tag 4 statt Tag 3 ist reicht ja in Ansätzen schon aus.


    ***
    Begegnungsnotizen:

    Herr N und Papa N (Haushaltsmitglieder)
    Freund W von Papa N (die Herren Stoffmaske, ich OP-Maske, ca. 20 Minuten beim Zeug die Treppe hochtragen)
    Putzfrau von Papa N (alle maskenlos aber nie zeitgleicher Aufenthalt im selben Zimmer)
    Supermarkteinkauf, extrem schlechte Situation, keine Ahnung, was hier mit den Leuten ist, es glich schon Gruppenkuscheln und so eng wie dort stand ich kein einziges Mal in den letzten Wochen in der S-Bahn. Völlig verrückt, da gehe ich nicht mehr hin. (Ich OP-Maske, Maskencompliance ansonsten generell eher mittel)
    Ca. 5 Minuten Essenabholung und Wartezeit beim Thai (mit OP-Maske)
    Frau Herzbruch, beide ohne Maske, zwar mit ein bisschen Distanz aber es wurde spontan gesungen, also wohl alles verloren.

    Dienstag, 3. November 2020
    03112020

    Habe heute mein Problem mit der Maske gelöst. Also: das mit der dünnen chirurgischen Maske gab es ja natürlich gar keins, aber ich habe vor ein paar Tagen auf FFP2 gewechselt und da bestand das Problem, dass ich a) immer noch länger weiß, was ich gerade gegessen habe und b) sowieso das Gefühl habe, sehr zeitnah Beatmung zu benötigen, weil ich sonst ersticke.

    Heute Morgen, also Mittag, ging ich zum Bahnhof und die Treppe rauf, mit Maske, keuch keuch und war dann oben und dachte oahhhh jetzt nur ZWEIMAL tief und unbehindert atmen, ohne noch den Kaffee und die Schaumzuckermaus zu riechen, die es vorhin gab, dann wäre das Leben wieder lebenswert. Geht aber ja nicht, auch auf dem Bahnsteig Maskenpflicht, nunja, es ist, wie es ist und plötzlich genau in diesem Moment war ich erleuchtet: ich musste ja nur umdenken!

    Also setzte ich mich auf so einen komischen Steinvorsprung, der an diesem Bahnsteig halt ist und schloss die Augen um ganz fest zu denken: aaaahhhhhh. Die Luft, die ich atme, ist gefiltert, ganz klar, rein und sauber, SO wahnsinnig tolle Luft, einatmen-ausatmen-einatmen-ausatmen. Ich kann mir unglaublich gut Sachen einreden, deshalb brauche ich manchmal einen kleinen Realitätscheck von Frau Herzbruch oder anderen wohlmeinenden und gleichzeitig allroundkompetenten Personen. (Andere ist leicht gesagt, die sind ja nicht so einfach zu finden). Noch bevor die Bahn kam erwog ich kurz, ins Büro zu joggen, ach was, zu sprinten mit dieser ganz neuen Luftqualität, die ich jetzt atme, gefiltert durch die wunderbare Maske. So war es ja vorher noch nie, also so unglaublich gut. Ich bin froh, sehr froh, dass ich das jetzt so verinnerlicht habe.

    (Wenn der Zeitpunkt kommt, irgendwann vielleicht im nächsten Jahr, mich wieder revers gehirnzuwaschen, geben Sie bitte Bescheid, kann sein, dass ich das nicht merke und bis dahin auch nachts mit der Maske schlafe.)



    ***
    Begegnungsnotizen:

    Herr N und Papa N (Haushaltsmitglieder)
    5 Minuten Zugfahrt, 3 Minuten U-Bahn-Fahrt (mittelvoll, alles mit FFP2-Maske)
    2 x 10 Minuten Gespräch mit K (Stoffmaske), ich FFP2
    5 Minuten Gespräch mit K2 (Stoffmaske), ich FFP2, viel Abstand
    ca. 20 Minuten Autofahrt mit J (beide FFP2)

    Montag, 2. November 2020
    02112020

    Schon wieder ein Tag rum, das geht ja rappzapp, eh man sich's versieht ist man uralt und dann auch tot. Hoffentlich in dieser Reihenfolge. Sie sehen, Zuversicht wird hier ganz groß geschrieben.

    These, was wohltuend daran ist, über Scheiße, die einem passiert zu sprechen/schreiben: man kommt aus der rein passiven Rolle heraus, wird vom Opfer der Umstände zur Erzählerin der eigenen Geschichte, Erzählen ist immer auch Interpretation, bekommt immer einen Drall, komplette Objektivität ist unmöglich, dadurch bestimmt, gestaltet, steuert man wieder. To be confirmed.

    Weitere interessante Beobachtung, vorhin auch im Auto besprochen: So gut wie alle, die ich kenne und die einen Coronatest gemacht haben/machen mussten, trugen in der Wartezeit sehr schwer an der Vorstellung, jemanden angesteckt haben zu können. Ich selbst hatte noch keinen Test, spreche aber seit März mit allen erkrankten Mitarbeiter*innen und da waren schon einige Tests dabei (alle negativ bisher, zum Glück) und den meisten war es fürchterlich unangenehm, fast in Richtung schlechtes Gewissen, das komplett die Sorge um die eigene Gesundheit überlagerte - die größte Angst in fast allen Fällen war, jemand anderen angesteckt zu haben. Die ersten Male war ich ganz perplex, das hatte ich nicht erwartet, Sorge natürlich, aber doch kein Schuldgefühl, denn es besteht ja auch kein Grund, niemand infiziert sich absichtlich (also zumindest niemand, den ich bewusst kenne, mich so abseitigen Leuten umgebe ich mich nach Möglichkeit nicht).

    Und daneben: liegt dann das negative Testergebnis vor, sind alle so erleichtert, dass sie sofort vergessen, dass sie ja dennoch krank sind (nur halt mit was anderem). Es muss eine unglaublich belastende Situation sein, ich hoffe, sie nicht zu erleben, gehe aber davon aus, das ist eine vergebliche Hoffnung.



    ***

    Begegnungsnotizen:
    Papa N. und Herr N (Haushaltsmitglieder)
    5 Minuten Zugfahrt, 3 Minuten U-Bahnfahrt (war leer und FFP2-Maske)
    Gespräch mit K, 10 Minuten über 3 Meter Abstand, ich mit FFP2-Maske
    Autofahrt mit J, 20 Minuten, beide FFP2-Maske.

    November seit 6608 Tagen

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