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    Montag, 30. März 2020

    Jetzt fehlt auch noch eine Stunde, als ob die Tage nicht eh kurz genug wären. Ich möchte weiter mit Nachdruck vertreten, dass 30-Stunden-Tage ein besseres Modell wären.

    Ich hatte heute einen sehr geruhsamen Tag. Wenn jetzt noch ein paar Tage länger Wochenende wäre, würde ich sogar zum Lesen kommen und ich glaube, das täte mir sehr, sehr gut. Vielleicht nächstes Wochenende, irgendwann jetzt bald sind ja auch Feiertage, darauf freue ich mich. An diesem Wochenende brauchte ich ja einen Tag komplett zum erholen mit zig Stunden Schlaf, und den Tag heute dann eben um Sachen wie Wäsche, Kühlschrank sortieren, Bett überziehen mal in Ruhe zu machen. Wie gesagt, 30-Stunden-Tage wären besser, dann hätte ich jetzt nämlich auch noch Zeit zum lesen.

    Sonntag, 29. März 2020

    Schlaftag heute. 10 Stunden in der Nacht und am Tag nochmal 3 obendrauf.

    Auch das geht vorbei (hoffe ich mal sehr!!).

    Samstag, 28. März 2020

    Lustige Sachen passieren natürlich auch.

    Heute habe ich zum Beispiel dem alten Oberchef dabei assistiert, sich mit Zoom, insbesondere der Videofunktion vertraut zu machen. Erst hatten wir viel Spaß dabei, mehr als seine Nasenspitze und die Zimmerdecke ins Bild zu bekommen, dann hatten wir Spaß im Gespräch und dann winkte auch seine Frau kurz ins Bild.

    Allgemein hatte ich heute beim Arbeiten viel Spaß und ich glaube, das lag daran, dass ich nicht allein war. Frau @CucinaCasalinga hatte ein Hangout geöffnet und so arbeiteten wir den ganzen Tag nebeneinander, ohne Ton oder Bildschirmeinblick natürlich wegen der Vertraulichkeit. Wobei, ganz ohne Ton nicht, sie hat sich schon einen ganz speziellen leicht anschwellenden Ton überlegt, mit dem sie auf sich aufmerksam macht, wenn Zeit für eine kleine Plauderei ist.

    Und sehr spaßig war es dann heute am Abend noch einmal. Gegen den Lagerkoller fuhren M und ich eine Runde mit dem Auto, offenen Fenstern und lauter Musik und sie zog eine Flasche alkoholfreien Sekt aus ihrem Hipsterbeutel. Dabei fragte ich mich aber, wo die ganzen Leute sind. Auf der Straße natürlich nicht, klar, aber dann müssten sie doch in ihren Wohnungen sein und wieso ist dann da kein Licht? Gehen nun alle früh schlafen?

    Donnerstag, 26. März 2020

    Die Tage verschwimmen. Ich werde morgens um halb 7 vom Wecker aus dem Nichts gerissen, einem völlig traumlosen und ununterbrochenen Schlaf, in dem ich seit dem Vorabend lag. Ich schaue aufs Handy, stolpere zum Computer, schalte ihn ein, unter die Dusche, mit Wasserflasche zurück an den Computer, schalte die Telefonleitung. Ab da beantworte ich Fragen, schicke Personen in die richtige Richtung und versuche, im Hintergrund all das zu ordnen, was in Unordnung geraden ist. Regeln zu finden für das, was neu zu regeln ist, Balance herzustellen, wo sie verloren gegangen ist. Das sind größere Themen, die ich entwerfen und bedenken und dann absprechen und neu bedenken und anpassen muss, sie sind wie aus dem Nichts plötzlich da, manche tauchen vor mir auf und ich muss sie dem nOC auf den Radar bringen, manche tauchen bei ihm und er gibt sie mir weiter. Dazwischen alle paar Minuten Telefon, Mail, was-weiß-ich.

    Im Hintergrund wird die Familie wach, jemand reicht mir Kaffee, weil ich nicht dazu komme, ihn mir selbst zu nehmen, jemand reicht mir später auch Müsli oder ein Toast oder so etwas, weil ich nicht dazu komme, mir das selbst zu nehmen. Irgendwann gegen Mittag ziehe ich mich raus, laufe eine Runde durch die Wohnung, dabei klingelt das Handy. Seit heute habe ich immerhin ein anständiges Headset, muss den Kopf nicht mehr schräg halten, habe die Hände frei, während ich die endlosen Fragen beantworte.

    Ab dem Nachmittag merke ich, dass es nicht mehr geht, dass ich kleine Pausen einbauen muss, ich videochatte ein paar Minuten mit Freunden, ignoriere das Telefon und die Nachrichten. Dafür wird es danach um so wilder, bis 19 oder 20 oder 21 Uhr versuche ich, noch irgendwie eine Struktur zu bekommen, oder zumindest eine Übersicht für den nächsten Tag, aber im Grunde ist das sinnlos, es lässt sich noch nicht einmal ein logischer Endpunkt finden, es gibt keinen Endpunkt, Anrufe und Fragen zu jeder Tageszeit sind normal geworden, ich selbst frage schon seit etwa zwei Wochen nichts mehr sondern entscheide nur noch. Ich schalte irgendwann einfach mitten drin das Telefon und den Computer aus.

    Dann folgt ein in seiner Normalität skurriler Abend: ich koche, wir essen, ich sitze auf dem Sofa, kraule die Katze und dann gehe ich ins Bett und bin sofort wieder im Nichts.

    Mittwoch, 25. März 2020

    Frau Fragmente sitzt an Ihrem Esstisch und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente.

    Vorweg: sie hat geduscht. Um 7:30 Uhr schon. Das stand heute morgen auf Twitter mal kurz als fraglich im Raum und ich denke, es ist für unser aller Wohlbefinden wichtig, diese Frage definitiv geklärt zu haben. Noch sind wir nicht beim Schmuddelbloggen angekommen, noch nicht!

    Weiter vorweg: Wir haben heute ein etwas anderes Set-up. Statt Frau Fragmente selbst sehe ich ihren Bildschirm und ihre Hände. Frau Fragmente, hihi, tippt mit den Mittelfingern! Sowas habe ich ja auch noch nicht gesehen. Tippt hier noch irgendwer mit den Mittelfingern?!

    Ansonsten haben wir technisch ganz klar aufgerüstet. Wir sind nicht über Google Hangout verbunden, sondern über Zoom, das macht sich sehr an der Qualität von Bild und Ton bemerkbar. Ich habe mittlerweile 4 Bildschirme auf meinem Schreibtisch, in diesem Moment zwei davon in Benutzung, was daran liegt, dass ich Arbeits- und Privatrechner streng getrennt halte. Kein Twitter, kein Blog hat je meinen Arbeitsrechner berührt. Ich bin firmenweit dafür bekannt, dass die IT sich jederzeit auf meinem Rechner einwählen kann, ohne Kompromittierendes zu entdecken. Gleichzeitig wäre es bei mir vermutlich noch egaler als bei den meisten anderen, denn ich bin, soweit ich weiß, die einzige, die Blog und Twitterhandle in der Personalakte vermerkt hat. Was daran liegt, dass ich "aus dem Internet bekannte" Personen eingestellt habe und es mir schlauer erschien, das sofort offenzulegen als im Nachhinein erpressbar zu sein - hier muss ich zu meiner Entschuldigung sagen, dass ich die Personen ja noch nicht so gut kannte. Ob ich dafür jetzt auch firmenweit bekannt bin, weiß ich wiederum nicht. Die Mitlesenden schweigen dezent.

    Aber zurück zu frau Fragmente. Mit den Mittelfingern, wirklich, ich lüge nicht (bzw. sehr selten)! Was sie schreibt, kann ich nicht lesen, es sind zwei Absätze bisher und noch kein Titel, den dritten Absatz beginnt sie gerade. Sie hat irgendwie viel Krempel auf dem Tisch. Eben sah ich einen Fidget Spinner im Bild, nun steht vor ihr eine Sanduhr, aber nicht mit Sand glaube ich sondern mit Flüssigkeit und sie läuft von unten nach oben. Diese "Sand"uhr drehte Frau Fragmente vorhin entschlossen um, ich nehme also an, sie markiert die Zeit, die wir mit Schreiben verbringen werden. Weiter sehe ich in einer Glasschale Kaufmanns Kindercreme, die kleine Tube, eine weitere kleine Creme(?)-Tube und drei Textmarker, je einer in gelb, blau, orange. Ob sie die geplant verwendet, haben die Farben eine Bedeutung? Ich habe immer nur einen Textmarker, bei mir haben Farben keine Bedeutung, ich bin auch sozusagen die Anti-Synästhetikerin, Farben haben für mich keine Bedeutung und sind mir komplett wumpe.

    Was sehe ich noch? Nicht so viel. Aber immer, wenn ich den Tisch von Frau Fragmente sehe - es ist ein Glastisch - bekomme ich Kaffeedurst, denn bei meinem ersten Besuch bei ihr in dieser Wohnung gab es Kaffee mit Kardamom. Das hätte ich jetzt auch gern, aber dann doch wieder nicht so gern, dass ich aufstehen und ihn mir machen würde und sowieso ist Kaffee mit Kardamom nun halt mit diesem Glastisch und Frau Fragmente verbunden.

    Als ich zum ersten Mal bei Frau Fragmente überhaupt war, in einer anderen Wohnung damals, gab es Artischocken. Und sie hatte vorher abgefragt, was ich trinken möchte, ich glaube, sie hatte sogar extra ein Bier für mich eingekauft (das trinkt sie selbst nicht), ich weiß aber nicht, ob ich es getrunken habe, denn das war noch in einem ganz anderen Leben, ich hatte da noch echt lange Haare und als ich zu ihrer Tür reinkam sagte Frau Fragmente, sie habe aus dem Fenster schon in der Bahn, mit der ich kam, meine Haare gesehen, "wie flüssiges Gold". Wobei "wie flüssiges Gold" keine fragmentesche Kitschanwandlung ist, sondern ein Insiderwitz, der im Salon der Augenbrauenzupffrau entstand. Aber jedenfalls war da noch sehr, sehr viel anders, zum Beispiel war M noch so klein, dass Ausgehen abgesprochen werden musste und ich kannte Frau Fragmente auch noch kaum.

    Was mich gerade ganz verrückt macht: ich habe bei einem Kameraschwenk gesehen, dass die Spülmaschine bei Frau Fragmente weit offensteht. Wieso macht sie die denn bloß nicht zu?! Ich bin gerade selbst schon einmal kurz aufgestanden und wollte das tun, bis mir wieder auffiel, dass ich ja in einem ganz anderen Haus bin. Ich gewöhne ich an alles immer sehr schnell und bin daher jetzt schon total an Videokonferenzen gewöhnt, habe z.B. eben Gurkenscheibchen gegessen und mehrfach mit der Hand gezuckt, um Frau Fragmente auch etwas anzubieten. Vielleicht ist es auch die Müdigkeit. Wir sind beide sehr, sehr müde, aber - jedenfalls wenn ich für mich spreche - es ist keine Müdigkeit, die speziell durch Schlaf wegginge. Klar könnte ich schlafen gehen, es würde auch nicht schaden, aber ich wäre morgen in dieser Weise noch annähernd genauso müde. Es ist die Art Müdigkeit, die man sich einfängt, wenn man längere Zeit sehr weit über seine Grenzen lebt. Diese Müdigkeit verschwindet durch Alltag. Und da sind wir noch nicht wieder, noch lange nicht, deshalb werden wir noch ein Weilchen müde bleiben.

    Dienstag, 24. März 2020

    Zum ersten Mal seit dem 11. März konnte ich heute irgendwann zwischendrin mal Durchschnaufen. Damit meine ich, es gab einen Moment, in dem ich nicht dachte "egal was, ich muss jetzt x und y und z gleichzeitig machen, weil sonst!", in dem ich nicht mit Person A telefonierte während Person B und C auf den anderen Leitungen anriefen, in dem ich nicht so viele neue E-Mails minütlich bekam, dass ich noch nicht einmal mehr alle Betreffzeilen lesen konnte und schauen, ob was wirklich GANZ wichtiges dabei war.

    Oder vielleicht auch: es ist jetzt nur noch 150% zu viel, nicht mehr 250%.

    Und was passiert dann in so einem Moment? Man wird müde, fröstelig, kippelig. Das ist wie beim Radfahren. Hat man nicht mehr richtig Tempo, fällt man um.

    Montag, 23. März 2020

    Das ist jetzt auch die Zeit, in der ich meine eigenen Worte wieder schlucken muss. Wie ich vor 3 Wochen gesagt habe, dass ich natürlich dieses Wochenende nach München fahre, auch wenn das Treffen an sich abgesagt wird, egal, fahre ich halt so. Und vor zwei Wochen gesagt habe, dass ich natürlich nächstes Wochenende zum Karaoke gehe, lol, ist doch im kleinen Rahmen. Und vor einer Woche gesagt habe "Home Office geht bei uns wirklich nicht."

    Montag, 23. März 2020

    Heute hätte ich gut mal wieder ein Buch lesen können, aber ich hatte die Ruhe dazu nicht. Wahrscheinlich dauert das noch ein bisschen. Wahrscheinlich muss sich erst alles noch ein bisschen sortieren, eine Routine erkennbar werden.

    Über den Tag an sich kann ich mich ansonsten aber nicht beklagen, er war gemütlich, ich habe Freunde (online) getroffen, guten Kuchen gegessen, viel die Katzen gekrault, wenig gearbeitet und nicht aufgeräumt oder geputzt, nur den Staubsaugerroboter habe ich herumfahren lassen

    Und die ersten Pläne für "danach" gemacht.

    Sonntag, 22. März 2020

    11 Stunden Schlaf reichen nicht, um eine Woche mit 18-Stunden-Arbeitstagen auszugleichen. Ich nehme das zur Kenntnis.

    Dafür ist die Wohnung wieder einigermaßen zugänglich. Es ist noch nicht schön, aber auch nicht mehr schlimm. Vielleicht kommt bald die Zeit, in der ich mal wieder ein Buch lesen kann? Man hört ja schon von Leuten, die ihr Strickzeug raussuchen oder gar anfangen, sich zu langweilen. Das ist bei mir noch ein gutes Stück weg, ich bin immer noch mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs, wenn das nachlässt, muss ich mich erstmal erholen und dann das aufholen, was an Alltag liegengeblieben ist und dann kann ich mir überlegen, was ich alles mal (zu Hause) machen wollte und dann, dann irgendwann wird mir vielleicht mal langweilig. Denke, ein halbes Jahr kriege ich locker rum. Kann mir aber auch vorstellen, dass es länger dauert.

    Jetzt muss ich jedenfalls erstmal wieder schlafen.

    Samstag, 21. März 2020

    Die Bürosituation ist vorerst unter Kontrolle. Alle sind da, wo sie sein sollen und alles funktioniert so ganz generell, auch wenn sich natürlich einige Abläufe neu einruckeln müssen, jetzt umständlicher sind oder vielleicht auch einfach nur ungewohnt, man wird sehen. Ich bin sehr neugierig, wie sich das entwickelt und wie jeder am Ende, wenn wir wieder zurückkönnen (bzw. wollen - können könnten wir jetzt auch, natürlich), die Situation für sich bewertet: wäre es schöner immer im Homeoffice? Oder doch eher nicht? Warum ja, warum nein? iSehr spannend! Ich freue mich schon darauf.

    Dafür ist die Haushaltssituation jetzt entglitten. Die Putzfrau kommt ja derzeit nicht und man trägt nicht einfach mal so einen Arbeitsplatz in eine Wohnung, ohne dass sich das an der Ordnung bemerkbar machen würde. Es herrscht Durcheinander, Sachen liegen herum, Dinge sind nicht zugänglich, ich mag das nicht. Aber morgen und übermorgen sollte ich Zeit zum aufräumen haben. Wenn ich nicht einfach die ganze Zeit schlafen muss.

    Zwei Verabredungen habe ich auch schon, einmal zu Drinks und einmal zu Kaffee und Kuchen. Zumindest den Teil vom Zimmer, den man in der Kamera sieht, werde ich also aufräumen müssen.

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    Letzter Regen: 23. April 2024, 22:57 Uhr