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    Freitag, 24. Mai 2019

    Tief und fest geschlafen bis zum Weckerklingeln um halb 7. Mit entspannter Müdigkeit aufgewacht. Die deutlich reduzierte Arbeitsbelastung macht sich bemerkbar - meine Tage sind immer noch lang aber ich habe Atempausen zwischendurch, die bleischwere Dauererschöpfung lässt locker, auf fünf Minuten Schlaf mehr oder weniger, auf fünf Minuten Couch mehr oder weniger, auf fünf Minuten Gespräch mehr oder weniger kommt es nicht an. Ich kann mit meiner Zeit wieder großzügiger sein.

    Dementsprechend trödele ich herum und dusche erst, als M schon aus dem Haus ist. Da ich weniger in Gedanken und dadurch weniger konfus bin, komme ich trotzdem nicht später aus dem Haus als sonst. Ich fahre noch beim Wahlamt vorbei, im Hause Novemberregen hat man nämlich zwar natürlich fleißig und richtig gewählt, aber nicht daran gedacht, dass die Unterlagen auch rechtzeitig abgeschickt werden müssen. Heute war es mir dann zu knapp, so dass ich die Briefe lieber persönlich abgab.

    Im Büro das Nötigste gesichtet, dann zum Friseur geradelt. Die Leihfahrräder in der Innenstadt halte ich für eine der besten Erfindungen überhaupt - wie sehr die mir das Leben erleichtern, kann ich gar nicht sagen, sie machen alles viel unkomplizierter. Beim Friseur angekommen bemerkte ich allerdings, dass das Rad defekt war, es hatte keinen Ständer (mehr). Das kann man aber auch ganz einfach über die App melden, man klickt an, ob es ein großer (=mit der Fahrtauglichkeit nicht vereinbarer) Defekt ist oder ein kleiner, dann beschreibt man ihn kurz oder macht ein Foto, fertig. Da ich mich das erste Mal länger mit der App befasste (sonst immer nur so 1 Sekunde, so lange es halt dauert, um den QR-Code am Rad zu scannen), sah ich, dass der Anbieter wohl demnächst auch E-Roller haben wird. Das probiere ich dann natürlich auch aus!

    Beim Friseur alles gut, endlich habe ich einen gefunden, der ausreichend abschneidet.

    Zurück im Büro ein paar Dinge gemacht, ein paar Strippen gezogen, einen Kaffee getrunken. Und mich gewundert. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber wenn ich sage "Angelegenheit xy übernehme ich" dann meine ich damit, dass ich das von Anfang bis Ende regele, ohne dass mir jemand weitere Anstöße dazu geben muss. Andere beziehe ich nur ein, wenn ich ihren Input brauche oder wenn ich Ergebnisse erzielt habe, mit denen die anderen dann weiterarbeiten können/sollen. Sollte ich merken, dass die vereinbarte Zeit nicht zur Erledigung von xy reicht, melde ich das, sobald es mir klar wird. Sollte zwischendrin wer kommen und fragen, wie der Stand der Dinge ist, kann ich das aus dem Stand in ein paar knappen, sinnhaften Sätzen tun.

    Das scheint aber allgemein gar nicht so üblich zu sein. Mir passiert es immer mal wieder, dass ich anderen - auf deren Wunsch - xy übergebe und dann wollen sie sich zusammensetzen und von mir die einzelnen Schritte aufgeführt haben. Oder sagen mir, sie brauchen von Person B Input, anstatt das Person B zu sagen. Teilen mir ihre Ergebnisse mit, mit dem Hinweis, dass das auch für Person C jetzt sehr relevant ist - aber ohne Person C zu involvieren. Kopieren mich sowieso auf sämtliche Korrespondenz, so dass ich jederzeit über alles Bescheid weiß - was ich aber doch gar nicht will, ich habe xy doch extra abgegeben, damit ich mich eben nicht mit den Einzelheiten befassen muss, ich will doch einfach nur das Ergebnis. Verzögert sich dieses Ergebnis, sagen sie einfach mal gar nichts, bis ich nachfrage. Frage ich mal was nach, sind sie konfus, ähm, ja, was meinst du jetzt genau mit xy, achja, ja, den Stand muss ich mal nachschauen, hatte ich dich nicht auf die letzten Mails kopiert? Das macht mich rasend, mich möchte ein kleines Maschinchen haben, da stecke ich "Aufgabe xy" rein und bekomme "Ergebnis xy" raus. So ein Maschinchen bin ja auch ich, warum können es nicht alle auf der Welt sein? Statt dessen benehmen sie sich erratisch wie Windows-Fortschrittsbalken und Fehlermeldungen.

    Keine Mittagspause gemacht (ich mache total ungern Mittagspause, werde aber von einer Kollegin dazu gezwungen, weil ich sie mal darum gebeten habe, das unbedingt immer zu tun weil es besser für mich ist - diese Kollegin ist aber seit heute im Urlaub, yeah, ich fühle mich wie ein Teenie wenn die Eltern außer Haus sind, yeah keine Mittagspause und so lange am Computer sitzen wie ich will!!)

    Zu Hause kurz M zum Training verabschiedet, dann mit Herrn N. Reste der Woche zum Abendessen gegessen, ein paar Verabredungen ausgemacht, ein Buch zu Ende gelesen, jetzt gleich Chor, danach Sofa, morgen früh aufstehen (also ca. 9 Uhr) und packen und verreisen.

    Freitag, 24. Mai 2019

    Aufgewacht um 5 wegen irgendwas, entspannt noch anderthalb Stunden weitergeschlafen, dann Wecker und entspannte Müdigkeit.

    Morgens Garderobenprobleme. Für Stiefeletten ist es mittlerweile zu warm, für damenhaftes Schuhwerk war zu viel Laufen am Tag geplant. Was für Socken trägt man in normalen Schnürschuhen zu Ankle-Length-Hosen? Es ist kompliziert. Mangels Auswahl daheim nahm ich hautfarbene Feinstrumpfsöckchen und fühlte mich gleich 20 Jahre älter.

    Im Büro weiterhin keine erdrückende Aufgabenlast. Beim Kaffeeholen traf ich den alten Oberchef in der Küche. Auf meine Frage, was ihn denn heute ins Büro brächte, sagte er "Ich habe gehört, Sie verändern hier so viele Dinge, da dachte ich, ich komme einfach mal zurück!" Kurz erschreckt, war aber ein Scherz.

    Immer noch mehr zu tun, als in einen Tag passt, klar. Aber die Aufgaben lassen sich noch überblicken. Ein Bewerbungsgespräch am Vormittag, ich habe schon wieder keine Lust mehr auf Bewerbungsgespräche. Es wäre doch auch schön, wenn alle Beteiligten einfach ihre Hirnströme auslesen lassen würden und eine kluge Maschine besetzt die Stelle dann bestpassend. Sowieso fand ich ja bisher alle Kandidatinnen nett und passend, das Problem sind - wie sollte es auch anders ein - die anderen.

    Danach Kisten gemacht, nichts für mich Aufbewahrenswertes gefunden aber 7 Kisten, die komplett falschgelabelt waren. Da muss sich wer drum kümmern (garantiert nicht ich). Heute hatte ich auch mal wieder Zeit, mit Menschen im Büro einfach so zu sprechen. Gestern auch schon ein bisschen, heute noch mehr, das ist gut, wenn man immer nur im eigenen Saft schmort und seine eigenen Interpretationen im Kopf wälzt, gerät man schnell auf eine völlig falsche Fahrbahn. Völlig überraschend traf ich auch den Nachfolger vom Oberchef in seinem Büro an, wir gingen einige Projekte durch und ich holte mir das okay, eine "schon immer" bestehende Vorgehensweise, die monatlich etwa 10 Personen jeweils 1 Stunde beschäftigt, wegen Sinnlosigkeit ersatzlos zu eliminieren.

    Wie gesagt, die Aufgaben sind momentan handhabbar, daher konnte ich alles in Ruhe zusammenräumen und mich kurz sammeln, was auf dem Heimweg alles zu erledigen sei - in den letzten Wochen hatte ich ansonsten mit erschrecktem Blick auf die Uhr alles einfach in den Schrank geworfen und war aus dem Büro geflohen. So wie heute ist es angenehmer. Es war noch viel zu erledigen: das Sockenproblem lösen, Augenbrauen zupfen, in der Drogerie einkaufen, in der Apotheke einkaufen, im Supermarkt einkaufen.

    Gerade rechtzeitig erreichte mich noch eine Nachricht von M, ich möge haltbare Lebensmittel mitbringen, die wir der Tafel spenden, das sei ein Schulprojekt. Ich brachte die haltbaren Lebensmittel natürlich mit, erfragte zu Hause aber noch einmal genauer die Hintergründe - ohne signifikant Neues zu erfahren. Es ist Aufgabe der Kinder, haltbare Lebensmittel mitzubringen, die der Tafel gespendet werden. Zu besprechen, wie die Kinder an diese Lebensmittel kommen sollen, gehörte nicht zum Projekt, die Kinder fragen also die Eltern, logisch. Über eine Delgationsstufe erhalte ich also von der Schule den Auftrag, Lebensmittel zu kaufen und zu spenden. Welchem pädagogischen Zweck mag das dienen? Welchem Bildungszweck? Es ist mir völlig schleierhaft. Ich lasse mich äußerst ungern ungefragt für die Zwecke anderer vereinnahmen. In der Hinsicht bin ich emfpindlich. M heute also zwar nichts über Fundraising gelernt aber dafür einiges über - naja, anderes.

    Mittwoch, 22. Mai 2019

    Nach Längerem hat heute Nacht die kleine Katze wieder Theater veranstaltet. Einmal sprang sie gegen halb 3 wie wild auf mir herum, dadurch wachte ich auf, wenn ich aufwache, muss ich aufs Klo. Strengstens bekommt die Katze in der Nacht nichts von mir, keine Leckerei, keine Streichelei, damit sie sich das Theater nicht angewöhnt. Sie fand aber allein die Tatsache, dass ich aufstehe, schon so begeisternd, dass sie neben mir bei jedem zweiten Schritt an meinem Bein hochsprang, sich an mir rieb und laut schnurrte, während ich auf dem Klo saß um mich herumschwarwenzelte und miaute, auf den Badewannenrand sprang, aufs Waschbecken, die Seife hintertatzte, mit dem Klopapier spielte und so weiter. Dasselbe nochmal um 5 Uhr.

    Trotzdem wachte ich bei Weckerklingeln um halb 7 erholt auf und, tadaaa, keine Kopfschmerzen. Ich hatte gestern beim Sport alle Nackenübungen extra nur ganz sanft ausgeführt, das zeigte Erfolg!

    An den Vormittag kann ich mich nicht mehr richtig erinnern. Das erklärt auch, was am frühen Abend geschah! (Teaser!) Ich erledigte halt Dinge im Büro, hatte einen Termin mit der Hausverwaltung, bei dem ich aber so gut wie nicht sprach (was daran lag, dass es für mich so gut wie nichts zu sagen gab, das Thema war ein Nicht-Thema). Zum Mittagessen war ich mit Frau Fragmente verabredet, das war schön.

    Am Nachmittag sah es so aus, als würde ich recht früh gehen, aber plötzlich war es fast 18 Uhr. Auch hier fehlt ein kleines Stück. Als ich meine Sachen zusammenpackte, warf ich auch einen Blick auf das Handy und nun geschah folgendes: Ich stellte fest, dass ich dort morgens einen Zettel angebracht hatte der mir sagte, was ich alles am Nachmittag an Erledigungen machen wollen würde. Dazu war es jetzt allerdings zu spät, größtenteils jedenfalls, drei Dinge (Geld holen, Kontaktlinsen abholen, Brille richten lassen) konnte ich auf dem Heimweg noch unterbringen. Und vor der Haustür traf ich die Nachbarin mit ihrem neuen Baby. Darüber freute ich mich sehr, die Nachbarn wohnen noch nicht lange hier, wir sind uns also noch nicht gut bekannt und ich hatte sie zuletzt vor ein paar Wochen gesehen - damals deutlich schwanger. Dann sah ich sie einige Zeit nicht, dann stand unten im Hausflur ein zusammengeklapptes Utensil, das möglicherweise Kinderwagen, vielleicht aber auch Rollator war. Dann kamen am Wochenende Autos mit ausstädtischen Kennzeichen und es wurde Nahrung und eingewickelte Geschenke ins Haus getragen. Alles deutete also sehr auf "Baby" hin, aber als wenige bekannte Person scheute ich mich, zu klingeln und "zeig her! zeig her!!" zu rufen. Umso schöner war heute die Zufallsbegegnung.

    Zu Hause kamen wieder Leute und holten Dinge ab, es ist von der letzten Aussortieraktion jetzt wirklich nicht mehr viel übrig. Beim Kochen schaute/hörte ich das "Zerstörung der CDU"-Video von Rezo und fühlte mich gut unterhalten.

    Gleich noch Aufräumen für die Putzfrau morgen, sonst nichts.

    Mittwoch, 22. Mai 2019

    Heute weckte mich ein Weckervogel. Ich war schon gelinde erstaunt, dass es noch so dunkel war, führte das aber auf den Dauerregen zurück. Erst, als der Wecker, obwohl ich ihn doch ausgeschaltet hatte, laut durchs Badezimmerfenster piepste, wurde mir klar, dass da etwas nicht richtig sein konnte. Die Vogeluhr verrät mir, dass es sehr wahrscheinlich eine Kohlmeise war. Ich legte mich also wieder ins Bett und schlief nochmal eine gute Stunde.

    Das Wetter behagte mir sehr aber trotzdem verbrachte ich den Tag wie hinter einem leichten Schleier. Vielleicht zieht eine Erkältung auf? Oder etwas Hormonelles? Man wird sehen.

    Im Büro sammelt sich die Arbeit wieder an, ein langfristiges In-Ruhe-Erledigen scheint nicht möglich. Vormittags zunächst einmal zwei Situationen vorgefunden, in denen jemand etwas entschieden hat, das überhaupt nur eine Person zu entscheiden hat, nämlich ich. Das geklärt. Dann unmäßig viel Zeit damit verbracht, sinnlose Gespräche im Keim zu ersticken, die sich hauptsächlich mit der Erörterung von Problematiken befassten, die leider unabänderlich sind. Damit meine ich nicht, dass jemand sie halt so entschieden hat - dann wären sie ja veränderbar. Eher in Richtung "der 24.12. ist dieses Jahr ein Dienstag." Weiter ungehalten reagiert, weil Themen an mich herangetragen wurden, die gar keine Themen sind, also die sich schon wieder erledigt hätten, wenn die initialisierende Person sich auch nur ganz rudimentär Gedanken dazu gemacht hätte. Dann noch Erklärungen zu Versäumnissen ungeduldig angehört und letztendlich "die Erklärung interessiert mich nur, wenn sie den Ansatz zu einer Lösung in sich trägt" gesagt. Geschimpft, weil jemand ein eigenes Problem zu dem einer dritten Person machen wollte. Verschiedene Leute an verschiedene überfällige Dinge erinnert. Das war der Vormittag. Ich hatte schonmal mehr Spaß. Die anderen vermutlich auch.

    Über Mittag ein Kennenlerngespräch, also kein Vorstellungsgespräch mit vollem Programm, sondern nur ein Kaffee zusammen. Wobei mein Empfangsteam nur dem Gast einen Kaffee anbot, mir nicht. Innerlich sehr geseufzt.

    Am Nachmittag einen Finanzcall gehabt - der soll eigentlich monatlich stattfinden, was aber selten geschieht und angeblich sind die Finanzcalls gefürchtet, weil man dort detailliert nach Ausgaben und Abgleich mit dem Budget befragt wird. Ich habe erst an zwei Finanzcalls teilgenommen (die anderen fielen alle aus), beim ersten vor einem halben Jahr hatte ich keine Ahnung von nix und habe mir seitdem Zugriff auf das gesamte Buchhaltungssystem sowie verschiedenste monatliche Reports beschafft und Personen auf Bereiche angesetzt, die mir besonders interessant erscheinen. Als der heutige Finanzcall angekündigt wurde, wurden mit der Einladung ein paar Unterlagen versendet, die man sich anschauen und zu denen man im Call dann Stellung nehmen sollte - Rückfragen konnten vorab gemailt werden. Ich mailte eine Liste mit knapp 60 Fragen, angefangen von ganz einfachen Fragen wie "Welche Währung ist das eigentlich" oder "Bedeutet 'period 1' Monat 1, Quartal 1 oder wie oder was" bis hin zu "Hätten die 0,12 (welche Währung auch immer) nicht auf Unterkonto XYZ statt WYZ gebucht werden sollen?"

    Vor mir war ein anders europäisches Büro an der Reihe. Die Kollegin hatte selbst keine Fragen und wurde dann etwa 20 Minuten über alles mögliche befragt. Als ich an die Reihe kam, sage ich, ich hätte gerne erst meine Fragen geklärt, damit ich auch richtig Auskunft geben kann - meine Mail hatte aber ganz offensichtlich niemand vorher auch nur angeschaut. Es war viel Rascheln am anderen Ende der Leitung zu hören und ein "someone will get back to you promptly" und Fragen an mich gab es dann keine. Ich bin gespannt, wie der nächste Call verlaufen wird, wenn wir dann ja alle wissen, woran wir so ungefähr sind.

    Dann kam ein Anruf von M. M möchte für das Wochenende und für eine Konfirmation im Juni noch eine schönes Kleid kaufen (also eins für beide Anlässe, nicht für jeden eins), dazu waren wir eigentlich morgen verabredet. Nun hatte M den Vorschlag, sie könne heute mit ihren zwei Freundinnen ein Kleid kaufen gehen und würde dazu mit den Freundinnen kurz bei mir im Büro vorbeikommen, um meine Kreditkarte abzuholen. So wurde es gemacht. Eine der Freundinnen war schon einmal zum Girls Day bei uns, die andere noch nie, also gab es eine kleine Bürotour mit Aussicht anschauen.

    Es wurde dann alles später als geplant, ich hatte gerade noch Zeit, zu Hause die Sachen abzustellen und mich umzuziehen und dann ging ich zum Sport. Zwischendrin kam ein Anruf von M weil sie ein Kleid gefunden hatte, das teurer war als der vereinbarte Höchstpreis. Ich bekam ein Foto aus der Umkleidekabine und genehmigte die Mehrausgabe. Dann weiter Sport und am Ende der Sportstunde war zum ersten mal heute der blöde Schleier vor dem Tag weg und ich fühlte mich topfit.

    Zu Hause wollte ich noch kochen, es dauerte aber alles viel länger als gedacht und das Essen gelang zwar, aber als es fertig war, hatte ich keinen Appetit mehr darauf sondern auf Joghurt mit Himbeeren. Herr N und M aßen zum Glück reichlich.

    Mehr nicht. Ich würde gern mehr Zeit einfach so zu Hause verbringen, aber der Terminkalender scheint das in den nächsten Wochen nicht herzugeben.

    Montag, 20. Mai 2019

    Eine halbe Stunde vor dem Wecker aufgewacht - das klingt gut, es war aber ein Hochschrecken aus schlechten Träumen. Deren Inhalt ich mittlerweile schon vergessen habe, immerhin. Ich gab den Katzen Futter, trank einen Schluck Wasser und legte mich mit Buch wieder ins Bett.

    Im Büro weiterhin eine kontrollierte Situation, das ist sehr angenehm. Zu Mittag traf ich mich mit einer Mitarbeiterin in Elternzeit, wir gingen Thailändisch essen und verquatschten uns - ich war erst um 15:30 Uhr zurück im Büro, es bliebt noch eine Stunde Büroarbeitszeit, dann musste ich los, um eine spätere Telefonkonferenz von zu Hause aus zu machen.

    Zu Hause waren sehr viele Jugendliche, die man aber alle nur hörte, nicht sah. Man sah noch, was sie alles gespeist und getrunken hatten. Noch ein Stündchen Arbeit von zu Hause, dann gab es Pizza für alle zum Selbstbelegen und dann holten sehr viele Leute sehr viele Dinge ab, die ich aussortiert hatte. Unter anderem auch einen Schreibtisch und einen Schrank, so dass ich mich an deutlich mehr Platz erfreuen kann!

    Dann sichtete ich noch ein Paket mit bestellter Kleidung, aber mir gefiel wirklich nicht ein einziges Teil. Das hatte ich glaube ich noch nie. Ich packte alles wieder zusammen und machte die Rücksendung fertig, warf dann einen kritischen Blick in meinen Kleiderschrank, führte Herrn N und M zwei Outfits für eine Feier am nächsten Wochenende vor und beide fanden beide gut, so dass ich das wählte, in dem ich mich wohler fühle - und es sofort schnell in einem Köfferchen verpackte, damit nicht am Ende eine Katze noch auf die Idee kommt, sich genau daran die Krallen zu schärfen.

    Ein hilfreiches Telefonat, ein bisschen herumüberlegen, Internetlesen, Buch lesen. Nicht müde, komisch, aber bestimmt später.

    Montag, 20. Mai 2019

    Den ganzen Tag das Anwesen nicht verlassen. So war es geplant, so wurde es gemacht. Zwar wachte ich relativ früh (gegen 9 Uhr) auf, lag dann aber noch eine Stunde lesend im Bett bis ich mich - weiter lesend - aufs Sofa verlagerte.

    Weiter geschah zunächst überhaupt nichts außer halt den üblichen Dingen wie Kaffee, Frühstück, Sonntagsanrufen, Katzen streicheln, Internet und halt weiterlesen. Am frühen Nachmittag war dem Kind kuschelig und wir machten einen gemeinsamen Mittagsschlaf. Vielleicht schlief auch nur ich, da bin ich nicht sicher.

    Danach gab es als Sonntagsessen Gemüselasagne - eine der Speisen, die wir alle gern mögen, aber die für unter der Woche viel zu aufwändig ist. Ich verbrachte also einige Zeit in der Küche, Herr N. schaute Serien, M räumte ihr Zimmer auf. Das Zimmer haben wir im Februar umgestaltet (neu gestrichen, Hochbett weg, anderer Schreibtisch, solche Dinge) und von dieser Aktion war noch ein mit viel Krempel gefüllter Schrank übriggeblieben, der auch - eben weil man ihn mit viel Krempel drin ja nicht transportieren kann - seitdem mitten im Zimmer stand. M war seitdem nicht dazu gekommen, ihn auszuräumen und heute war es dann so weit. Nach dem Abendessen lieferte sie mir 3 Wäschkörbe und einen Umzugskarton mit Dingen, die die sie nicht mehr braucht. Meine Aufgabe ist es dann, diese Dinge zu sichten und zu sortieren nach a) brauche ich oder jemand anders, den ich kenne, b) ist Müll und c) wird von niemandem gebraucht, den ich kenne, ist aber auch kein Müll. Die Gegenstände der Kategorie c) sind natürlich die Anstrengenden.

    In der Kategorie a) fanden sich erstaunlich viele einzelne Socken von mir, auch etwas Geld, sehr sehr viele Briefumschläge, Radiergummis (werden immer im Chor benötigt!) und Notizbücher (benötige ich, auch wenn ich gerade noch nicht weiß, wozu), insgesamt war die Ausbeute aber gering. b) und c) machten den Hauptteil aus und so verbrachte ich den Rest des Abends damit, die Sachen zu fotografieren und in die Verschenken-Gruppe einzustellen. Erfreulicherweise fand ich schon nach 5 Minuten eine Frau, die den Schrank (und den ebenfalls noch übrigen Schreibtisch) morgen abholt, vorausgesetzt ich helfe ihr, ihn die Treppe hinunterzutragen, aber das kann ich ja machen. Den weiteren Abend über meldeten sich auch Personen mit Interesse für so gut wie alles andere, mal sehen, ob das mit der Übergabe auch klappt, die Chancen stehen meist so 60/40.

    Weiter versuchte ich noch, mit meinen Lesefreundinnen einen Termin zur nächsten Buchbesprechung auszumachen. Man sollte nicht meinen, wie schwierig es ist, die Termine von 5 Frauen unter einen Hut zu bekommen, selbst wenn es nur für ein virtuelles Treffen ist. Ich kann das immer gar nicht glauben, schließlich kann ich selbst ja eigentlich immer. Also in der Woche natürlich nur abends und montags, dienstags und freitags generell gar nicht, an den verbleibenden Abenden habe ich halt manchmal Termine, samstags ist es auch nicht gut und sonntags ist es mir nach Reisen zu anstrengend. Aber sonst halt eben doch immer. Also fast. Es muss an den anderen liegen.

    Samstag, 18. Mai 2019

    Der Tag fliegt vorbei wie nichts und das, obwohl ich schon um 9 Uhr aufgestanden bin - das ist für mich sehr früh für ein Wochenende. Ich verabschiedete Herrn N zum Fußballausflug und saß dann mit Kaffee und Internet und Katzen auf dem Sofa, bis M aufwachte. Es dauerte nur wenige Stunden. Nebenher lief die Waschmaschine.

    Nach dem Frühstück kam der Wocheneinkauf - weil er am nächsten Wochenende ausfallen wird, war er ein Ca.-Zweiwocheneinkauf und ich musste M herunterklingeln, um Tragen zu helfen. So lief M zweimal, während ich noch mit Auto und Tor etc. beschäftigt war und dann nur noch ganz komfortabel in jeder Hand eine Einkaufstasche tragen musste.

    Von meiner Mutter habe ich gelernt, was nach dem Einkauf als erstes und als zweites zu tun ist: als erstes TK-Zeug wieder einfrieren. Als zweites Füße hochlegen. So geschah es.

    Der Rest des Tages verschwand zwischen Buch lesen, Wäsche aufhängen, Nudeln kochen, Einkäufe verräumen, Pflanzen anschauen, Katzen anschauen, kleines Schläfchen zwischendurch.

    Heute Abend, also jetzt gleich, gehe ich auf eine kleine ESC-Party - "klein", weil wir nur zu zweit oder zu dritt sein werden, aber es kommt ja auf die Qualität der Teilnehmerinnen an, nicht auf die Menge. Ich war vor vielen Jahre zuletzt bei Frau Violinista auf einer solchen Veranstaltung und danach habe ich noch einmal bei Frau Herzbruch irgendwann einen Teil vom ESC geschaut und bin dabei eingeschlafen. Die letzten Jahre hatte ich keinerlei Interesse an dieser Veranstaltung aber als ich dieses Mal gefragt wurde, war ich gleich Feuer und Flamme und der festen Überzeugung, dass das ganz toll wird. Wir werden sehen!

    Ansonsten heute noch einen Tipp für Sie. Vorgeschichte zum Tipp: Mir fällt immer mal wieder ein Becher Sahne auf den Boden und zerbricht dabei. Keine Ahnung warum. Vielleicht fällt mir insgesamt viel auf den Boden und es fällt mir nur bei der Sahne besonders auf, weil es so eine unglaubliche Sauerei ist. Ich habe aber nun das perfekt Verfahren entwickelt, damit umzugehen: Sobald die Sahen gefallen ist, nimmt man sich eine Sekunde um das kontaminierte Gebiet zu erfassen. Dann stürzt man - es vermeidend - als allererstes zur Rolle mit Küchenpapier und verteilt es großflächig auf der Sahne. Erst dann nimmt man sich die mindestens 30 Sekunden, die man zum Fluchen und Toben benötigt. Dann wirklich großzügig mit dem Papier die Sahne aufnehmen, alles sofort in den Müll. Kommen Sie nicht auf die Idee, am Papier sparen zu wollen und sofort mit Wasser/Putzmittel/Spüllappen dranzugehen, nicht nur steigert das den Aufwand enorm sondern sie kriegen die ganze Sahne in die Abflussrohre und den Spüllappen müssen Sie eh auch wegwerfen, denn wenn er in der Wäsche landet und die nicht wirklich heiß genug und mit reichlich Waschmittel gewaschen wird, kriegen Sie den Gestank erst nach Wochen wieder raus. Wenn der Boden mit den Papiertüchern gesäubert, ist, dann kommt die große Stunde des Stofflappens, mit etwas Spüli oder so und schon ist alles wieder gut. Mit diesem Verfahren dauert das ganze keine 3 Minuten, wovon man locker eine fürs Schimpfen reservieren kann.

    Falls Sie Teppich haben, habe ich keinen Tipp. Ziehen Sie dann am besten um.

    Samstag, 18. Mai 2019

    Um halb 7 vom Wecker aus dem Tiefschlaf gerissen. M wollte heute wieder zur Schule gehen, also tatsächlich gehen, der Fuß passt in den Schuh und es schmerzt beim Laufen nicht, außer sie läuft auf den Zehenspitzen. Das ist ja nicht notwendig in der Schule.

    Ich verlasse das Haus planmäßig um 8, denn dann ist die Firma im Hinterhaus geöffnet und die hat drei Pakete für mich angenommen. Weil um 8:17 die Bahn fährt ist mein Plan, die Pakete in der Garage im Auto zu lagern, bis ich zurückkomme (dann hat die Firma meist schon geschlossen). Vor dem Auto bemerke ich aber, dass ich keinen Autoschlüssel dabei habe. Ich kehre also um zum Haus, habe aber auch keinen Wohnungsschlüssel. Die Pakete sind nicht allzu wertvoll, ich denke darüber nach, sie einfach so in die Garage zu legen und ins Büro zu gehen. Schlau wie ein Fuchs überprüfe ich aber vor Umsetzung dieser Idee, ob ich einen Büroschlüssel dabei habe. Habe ich nicht. Einen Fahrradschlüssel übrigens auch nicht. Zum Glück ist Herr N noch zu Hause.

    Im Büro erfreue ich mich weiter an meinen zwei Bildschirmen und habe ansonsten Zeit für einige große Brocken. Ich räume ja nicht nur zu Hause auf, sondern auch im Büro. Dazu muss ich erst einmal alles genau verstehen und dazu stelle ich viele Fragen, fordere viele Berichte, Unterlagen, Vergleichszahlen an und gehe vielen Leuten sehr auf die Nerven. Die großen Brocken, mit denen ich mich heute (noch nicht abschließend) befasse: einen Überblick erstellen, welche Themen alle mit der Hausverwaltung offen sind, die Nebenkostenabrechnung in jedem Detail verstehen, die Versicherungen verstehen. Später widme ich mich nochmal meinem neuen Spezialthema Besteuerung Deutschland/USA und telefoniere dafür über eine Stunde mit einem Kollegen in den USA, weil wir uns nicht einigen können, denn sein Fokus liegt auf Gleichbehandlung aller Mitarbeiter weltweit und mein Fokus auf Berücksichtigung unterschiedlicher kultureller Prägungen/Verständnisse.

    Trotz der inhaltlichen Differenzen verstehen der Kollege und ich uns sehr gut, er versorgt mich immer mit den Neuigkeiten aus dem Mutterhaus, wir gleichen ab, wie sich die Veränderungen in meinem Büro sich für mich anfühlen im Vergleich zu wie sie im Mutterhaus gesehen/verstanden werden, wir sprechen über Trump und über Brexit und auch da ist es interessant, den US-Blick mit dem deutschen Blick zu vergleichen. Das Steuerthema müssen wir am Ende nochmal auf Eis legen, weil noch ein paar Informationen fehlen.

    Einen kleinen Schreck bekomme ich im Büro noch, Ms Klassenlehrerin mailt nämlich, um sich zu erkundigen, ob es M besser geht. Ob sie etwa nicht in der Schule angekommen ist? Ich schreibe M eine kurze Nachricht, das Handy ist während des Unterrichts aus, aber es sind nur wenige Minuten bis zur großen Pause und sie antwortet mir zum Glück gleich - sie ist natürlich angekommen, hat nur an dem Tag bei der Klassenlehrerin gar keinen Unterricht und diese hatte sich wohl einfach nur aus Freundlichkeit erkundigt, nicht wegen unerwarteten Fehlens. Puh.

    Zu Hause gibt es Reste-Essen - ich mag bekanntlich keine Reste und esse Brot. Weil das Kochen also ausfällt habe ich Zeit, den Essensplan für die nächste Woche zu machen, so früh schaffe ich das sonst nie aber es passt sehr gut, weil ich dann morgen früh nicht gleich von dieser Aufgabe genervt bin und auch morgen jederzeit einkaufen kann, nicht erst, wenn ich den Plan erstellt habe. Darüber freue ich mich.

    Das Kind trifft sich abends mit Freunden, ich gehe zum Chor und erleide ab 21 Uhr die üblichen Gähn-Attacken aber halte die letzte Stunde noch irgendwie durch. Zum Glück muss ich nicht ausgehen oder sowas anstrengendes sondern kann jetzt auf die Couch, muss nur noch wachbleiben, bis das Kind heimkommt und kann morgen ausschlafen.

    Donnerstag, 16. Mai 2019

    Geweckt wurde ich heute von der kotzenden Katze - es klang so, als fände das Ereignis direkt auf meinem Kopfkissen statt, deshalb sprang ich auf. In Wirklichkeit saß das Tier auf dem Fußboden, aber weil ich nun schon einmal aufgestanden war, beließ ich es auch dabei.

    Es war halb 7 und viel Zeit, denn das Kind bleibt nochmal zu Hause, um den Fuß zu schonen (Mail der Klassenlehrerin am frühen Morgen besagt, dass sie diese Vorgehensweise unterstützt), und im Haushalt ist auch nichts Wesentliches zu erledigen, weil sowieso später die Putzfrau kommt. Ich trank barfuß und im Pyjama Tee auf dem Balkon (12 Grad und Nieselregen, mein Wetter halt) und begutachtete die Pflanzensituation: Gurke scheint einzugehen, Melone möglicherweise auch, warum ist mir unklar. Die Pflanzen sehen beinah vertrocknet aus aber das kann nicht sein, die Blätter sind teilweise angefressen. Aber der Chili, die dazwischen steht, geht es gut. Mysteriös.

    Ich fuhr wieder einmal auf einem anderen Weg ins Büro und nahm dementsprechend den Vordereingang, die Rezeptionistin war des Rapunzelturms war freudig überrascht, sie hatte schon gedacht, ich wäre "weg". Notiz: Vorder- und Hintereingang (Sicherheitsdienst, auch sehr wichtig!) gleichermaßen bespielen.

    Der Vormittag im Büro fiel mir immer noch sehr schwer, wie Waten durch Morast, sehr zäh, sehr mühsam, alles klebt. Zwischendrin fasste ich den Entschluss, dass ich jetzt doch einen zweiten Bildschirm möchte - mehr als ein Jahr habe ich das immer abgelehnt, Tisch zu voll und so weiter, aber plötzlich erschien es mir nicht nur sinnvoll, sondern auch ganz furchtbar dringend. Wenige Minuten später war er gebracht und installiert und jetzt ist alles gut. Ansonsten lief ich am Vormittag viel herum. Es macht mich fuchsig, wenn die Weitergabe von Informationen ganz unnötig verschleppt wird, so dass diejenigen, die damit weiterarbeiten müssen, in Zeitnot geraten. Das finde ich sehr unkollegial und daher statte ich in solchen Fällen den Verursachern gerne persönliche Besuche ab um zu besprechen, wie es zu der Verzögerung kommt. Leider habe ich dafür nicht immer Zeit, weshalb sich dann auch immer wieder einmal "Fehlhaltungen" einschleichen. Heute konnte ich mir die Zeit gut nehmen, während der neue Monitor eingerichtet wurde.

    Nach der Mittagspause war ich plötzlich topfit. Ohne jeden Grund. Das nutzte ich, um zunächst wieder "Kisten zu machen" (22 Aktenkartons in den Schredder) und danach alle Stockwerke zu begehen und eine Meckerliste anzufertigen. Ich habe mich heute also ganz besonders beliebt gemacht, könnte man sagen. Dann noch ein bisschen mit den zwei Bildschirmen gearbeitet - sehr praktisch, wirklich! - und schwupps war es viel später als geplant und ich fuhr schnell heim.

    Weil es schon nach 19 Uhr war, sollte es sofort Essen geben: Curry mit Resten der Woche. Durch den Rote-Bete-Rest bekam das Curry aber eine höchst unschöne Farbe, ich konnte mit Tomaten noch etwas korrigieren, aber letztendlich verdarb mir die Optik den Appetit. Herr N und M griffen mehrmals zu, ich aß Joghurt und Müsli. Ja, die mäkeligste Esserin hier im Haus bin ich - ich esse zwar generell so gut wie alle Lebensmittel, aber sie sollen ansprechend aussehen, ich lasse sogar Chips liegen, wenn sie zu klein sind und trinke lieber Leitungswasser als etwas aus einer von innen beschlagenen Flasche. Gerissene Brotscheiben jubele ich auch wem anders unter und Obst gibt es generell nur am Stück, denn wenn die Schnittkanten braun werden ist es ja sofort eklig.

    Jetzt Sofa. Die Katzen liegen - wie immer donnerstags - vom Besuch der Putzfrau erschöpft schon im Bett.

    Mittwoch, 15. Mai 2019

    Wecker falsch gestellt - keine Ahnung warum, keine Erinnerung - trotzdem einigermaßen richtig aufgewacht. Mit Nackenschmerzen, die ich auch letzten Mittwoch schon hatte, also seit der Gymnastikkurs begonnen hat immer am Morgen nach diesem. Es wird im Gymnastikkurs recht viel für den Nacken gemacht, weil der ja häufig verspannt ist. Ich habe den Verdacht, dass mein Nacken möglicherweise von Natur aus ganz und gar perfekt und unverspannt ist und jegliche Nackengymnastik daher für mich schädlich. Werde das beobachten. Die Beine und der Rumpf hingegen profitieren von der Gymnastik, sie fühlen sich am Tag danach an, als wollten sie sofort loslaufen, joggen oder am Rapunzelturm von außen hochklettern oder so.


    Der Fuß vom Kind ist etwas besser, weitere Schonung ist jedoch angezeigt. Ich fuhr sie daher mit dem Auto die 800 Meter zur Schule, ich weiß nicht, ob das überhaupt je schon einmal vorkam. Dort wartete ich, während sie ihre Klassenarbeit in Geschichte schrieb, um sie danach wieder nach Hause zu transportieren - allein nach Hause gehen ist nämlich aus Versicherungsgründen nicht gestattet, auch nicht, wenn ich dies im Schulsekretariat ausdrücklich erlaube.

    In der Wartezeit besichtigte ich aus Neugier die Schultoilette (sehr klein/eng aber sauber). Dann zog ich einen nahezu untrinkbaren Milchkaffee für 60 Cent an einem Automaten, der über und über beklebt war mit Belehrungen zu Plastikbechern und wo man in der Schule wann einen Edelstahlbecher mit Schullogo und Karabinerhaken kaufen kann (Spoiler: zu dem Zeitpunkt gerade nicht wegen Unterricht). Ich fühlte mich sehr schlecht.

    Nun wollte ich ein Buch lesen, statt dessen sprach mich aber eine Frau auf Englisch an. Es handelte sich um L., eine chinesische Frau, Mutter eines 14-jährigen Jungen, die beruflich nach Deutschland versetzt wurde, nun auf den Aufenthaltstitel für ihren Sohn hofft (der noch bei der Oma in China ist), eine Schule für das Kind sucht und natürlich eine Milliarde Fragen hatte. Obwohl wir beide fließend Englisch sprachen, war die Verständigung teilweise wegen der verschiedenen kulturellen Prägungen schwierig. So fragte L mich, wie weit Ms Klasse denn im "Mathematikbuch" sei, also nicht welche Themen behandelt werden, sondern wie weit in dem Mathematikbuch, das man - so vermute ich aus dem Gespräch - in China möglicherweise in jeder Schule hat. Und ob es denn gar keine ausländischen Kinder an der Schule gäbe - was mich sehr irritierte, denn an Ms Schule sind überwiegend Kinder, bei denen optisch ein Migrationshintergrund nahe liegt - für L. war das aber ganz offensichtlich überhaupt nicht offensichtlich. Welche Schule die beste im Ort sei, wollte sie noch wissen, auch eine Frage, die ich nicht zu beantworten wusste, und dann schwärmte sie von dem schönen ländlichen Leben - womit sie das Rhein-Main-Gebiet meinte. Die Zeit wurde leider knapp, wir tauschten Telefonnummern aus, denn ich würde L. sehr gerne näher kennenlernen, ich finde es enorm spannend, wie eine Frau mit Kind sich entscheidet, aus beruflichen Gründen in ein Land umzuziehen, zu dem sie bisher ganz offensichtlich keinerlei Verbindung hat. Es wurde dann noch kurz holprig, weil sie natürlich WeChat nutzt, aber wenn sie möchte, wird sie schon irgendeinen Weg finden, mich zu kontaktieren.

    Dann kam M, ich sah sie von weitem und war kurz gerührt, wie dieses Wesen, das mir schon so unglaublich groß und jugendlich erscheint, in ihrer Clique von Oberstufenschülern dann doch wieder klein und zart und recht kindlich wirkt.

    Kurz machetn wir im Schulsekretariat noch die Unfallmeldung und holten das Okay für einen weiteren Tag zu Hause ohne ärztliches Attest ein.

    Auf dem Heimweg beschwerte M sich über die viel zu einfache Geschichtsarbeit, man hätte im Grunde gar nichts lernen müssen, weil sich alles aus dem Text, der - was für eine Zumutung an Langweiligkeit - auch noch zusammengefasst werden musste, ableiten ließ. Der Lehrer hätte es sich doch sehr einfach gemacht, die Aufgabenstellung höchst unkreativ, keinerlei Herausforderung, Note an den Lehrer für die Aufgabenstellung mit gutem Willen gerade noch ausreichend. Man habe völlig umsonst gelernt. Das ließ mich zu einem glühenden Vortrag zu Lernen/Wissen, das nie vergeblich ist sondern Basis und Anknüpfungspunkt, ansetzen, ich sah das Netz vor meinem inneren Auge mit den glühenden Wissenspunkten, den Gedankenlinien zwischen ihnen, den Strahlen, die in noch unentschlossenes Gebiet führen, den (Geistes-)Blitzen der Übertragung. Das Kind hatte glasige Augen, als wir zu Hause eintrafen.

    Weiterfahrt ins Büro, dort bleierne Müdigkeit, mehrere Meetings, ein Vorstellungsgespräch, von dem ich sehr angetan war, die Mitarbeiterin aus dem Team, in dem die Stelle zu besetzen ist, aber nicht. Und da es natürlich keinerlei Sinn gibt, das Team in die Stellenbesetzung einzubeziehen und die daraus folgende Einschätzung dann zu übergehen, werde ich - wenn das morgen noch so steht, wir schlafen immer erst einmal eine Nacht darüber - wohl in den sauren Apfel der Prinzipien beißen.

    Am Schreibtisch nur die Dinge hin- und hergeschoben, weil alles so unglaublich schwierig und anstrengend erschien, nur einen kurzen Energieschub hervorrufen können, um per Mail mit dem (verreisten) Nachfolger vom Oberchef zu streiten. Ein sehr langes Telefonat mit der deutschen Steuerberaterin und ihrem US Counterpart, die sich nicht einigen können, welcher Steuergesetzgebung die Person, die ich demnächst entsenden möchte und die diverse noch nie gehabte steuerrelevante Eigenschaften auf sich vereint, unterliegen wird. Ich wiederholte immer nur "ich will die Details nicht verstehen müssen, ihr müsst zu einem Ergebnis kommen und zwar beide zu demselben, es muss eine eindeutige Antwort auf diese Frage geben" wiederholte. Sehr ermüdend. Dann noch Lagebesprechung zur Situation mit der Hausverwaltung. Auch sehr ermüdend.

    Nach Arbeitsende standen keine Erledigungen an, ich spazierte (ich hatte morgens aus Gründen, die ich abends nicht mehr wusste, das Fahrrad zu Hause stehenlassen) durch die Innenstadt nach Hause, fand im Briefkasten zwei Paketbenachrichtigungen aber die Firma im Hinterhaus, bei der die Pakete sind, hatte schon geschlossen.

    Und jetzt muss ich glaube ich einfach schlafen.

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