• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Mittwoch, 15. Mai 2019

    Wecker auf 7, aber eine halbe Stunde davor aufgewacht und als erstes den kindlichen Zeh begutachtet. Nunja. Sah besser aus als gestern, schmerzte laut Kind auch weniger und im Ruhezustand gar nicht mehr, aber er sah auch wirklich nicht so aus, als sei es eine gute Idee, 9 Stunden damit herumzulaufen. Ich bot dem Kind an, sich heut selbst homezuschoolen - ausreichend Themen (siehe: Hausaufgaben für 9 Fächer, Üben für 8 Klassenarbeiten, 50 Jahre auswendig lernen) gab es ja. Für gegen Mittag erbat ich Bericht, ob wohl ein Arztbesuch mit dem Zeh angezeigt sei. Dann ging ich ins Büro.

    Im Büro musste ich allen Ernstes etwas zu "Arbeitszeit" erklären - nicht etwa Auszubildenden oder Studenten oder so sondern ganz normalen Menschen. Eine größere Veranstaltung verlief erfolgreich. Ein paar Themen wurden auf den Weg gebracht. Die Bewerberin von Dienstag zog ihre Bewerbung zurück, weil sie denkt, dass sie eher eine Stelle sucht, die ein wenig anders ausgelegt ist. Das erleichterte mich - ich dachte nämlich dasselbe und wäre, hätte sie weiter Interesse signalisiert, in die Bredouille geraten, mir möglicherweise anzumaßen, besser beurteilen zu können, was sie will, als sie selbst. Ansonsten ein angenehm ruhiger Tag mit vielen Erledigungen und zwischendrin führte ich noch zwei Gespräche der Sorte "uahh", also solche, bei denen man Kollegen etwas sagt, das sie wissen sollten, aber das niemand gerne anspricht.

    Das Kind meldete zu Mittag eine Besserung der Befindlichkeit des Fußes und Appetit auf Bolognese mit "diesen Spaghetti aber in breit und flach". Also Tagliatelle. Bevor ich dafür einkaufen ging - der Kochplan hatte eigentlich Nudeln mit Tomatensoße vorgesehen, aber gewünschtes Essen bereite ich immer zu und wenn der Appetit auf Bolognese so groß ist, dass die Vegetarierin eine Ausnahme macht, erst recht - konnte ich noch für zwanzig Minuten (das ist Rekord bislang!) den Nachfolger vom Oberchef sprechen, bevor er wieder für mehrere Tage verreist. Die Dinge, die er mir hinterlässt, werden mich aber für deutlich länger, als seine Abwesenheit andauert, gut beschäftigen.

    Zu Hause angekommen, überzeugte mich die "Besserung" an Ms Fuß nicht, aber sie lief durch die Wohnung, nicht wirklich mit Abrollen über die Zehen sondern eher auf der Fußkante, aber wohl dabei immerhin schmerzfrei. Der Zeh lässt sich auch in alle Richtungen bewegen und als ich später einen Salbenverband anlegte, war er nicht sonderlich schmerzempfindlich. Wir haben nun vereinbart, dass morgen noch abgewartet werden kann, aber wenn Freitag keine deutliche Besserung eingetreten ist, muss der Fuß zum Arzt. Ich kann solche Verletzung nachweislich schlecht einschätzen - als ich selbst mir Kreuzband, Innenband und Meniskus gerissen hatte dachte ich ja beim Aufwachen aus der Narkose noch, dass der Operateur nun sicher berichtet, wie er sich geirrt hat und es doch halt nur ein blauer Fleck war. Nunja.

    Für das Kind ist Sport für den Rest der Woche abgesagt, für mich nicht, ich ging genau dort nämlich am Abend hin. Mit steigender Wehmut in Bezug auf den Kampfsport - es ist natürlich auch ganz nett, bei einer Art Gymnastikkurs, der in einer Kampfsporthalle stattfindet, immer mal wieder wie so jemand ohne Impulskontrolle gegen einen Sandsack zu treten oder eine Gummifigur zu boxen, aber deutlich schöner ist es schon, wenn man nur das tun kann statt Gymnastik. Vielleicht muss ich meine Entscheidung noch einmal überdenken.

    Wieder zu Hause erbat M noch ein klassenarbeitsvorbereitendes Gespräch über den brutalen Strategen Bismarck und seinen Kaiser Wilhelm I., der mir von ihm immer angetan und angestrengt zugleich erschien ("Es ist nicht leicht, unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein").

    Morgen gerne weniger von allem.

    Montag, 13. Mai 2019

    Wecker um 6 war erträglich und es gab bei der Morgenroutine keinerlei Zwischenfälle. Im Gegenteil: ich war tiefenentspannt und schaffte es sogar, mir die Nägel zu lackieren. Ich trage den Nagellack seit Januar in dieser Absicht mit mir herum, bin aber wirklich bislang nicht dazu gekommen. Aber heute Morgen! Es war mir jetzt auch wichtig, ich werde in der nächsten Zeit nämlich diverse Vorstellungsgespräch führen und ich neige zum Nägelkauen - der Nagellack verhindert das, das ist mir wichtig, denn ich möchte potentiellen MitarbeiterInnen nicht gleich den Eindruck vermitteln, dass man sich bei uns wegen ständiger Anspannung die Nägel abkaut.

    Im Büro dafür dann aber auch umso mehr Zwischenfälle. Schon kurz nach dem ersten Kaffee quittierte das Telefon den Dienst, es mochte sich nicht mehr ins Firmensystem einloggen, geschweige denn mit meiner ID. Jetzt könnte ich generell zwar auch ohne Telefon arbeiten, es ist aber anstrengend und sowieso funktioniert es auch nicht, wenn zur Behebung des Telefonproblems andauernd die gesamte Netzwerkverbindung gekappt werden muss.

    Als das Problem gerade gelöst war kam eine Bewerberin zum Vorstellungsgespräch. Allerdings rief, direkt als ich vor dem Besprechungsraum stand, das Kind an. Mitten zur Schulzeit, man konnte also davon ausgehen, dass es wichtig war. Das Kind berichtete, es habe sich einen Tisch auf den Fuß geworfen, versehentlich natürlich, und jetzt sei möglicherweise der Zeh gebrochen, jedenfalls täte es weh. Ich evaluierte kurz die Situation und befand, dass in der Schule ausreichen Erwachsene sind, die sich diesem Zehproblem jetzt gerade besser widmen können als ich telefonisch aus einer anderen Stadt. "Sowieso ist jetzt auch Pause!" sagte das Kind. Ich wies an, den Fuß hochzulegen, eventuell zu kühlen und dass ich mich in einer Stunde melden würde, um die Entwicklung zu besprechen.

    Nach dem Bewerbungsgespräch meldete ich mich wie vereinbart, erhielt aber keine Antwort. Später dann eine Sprachnachricht: der Fuß sähe nicht gut aus aber man habe jetzt keine Zeit zu sprechen. Zwei Stunden später eine weitere Nachricht: es täte weniger weh aber schon noch aber es gäbe heute Abend eine Schulveranstaltung, zu der sie wolle, Freunde führten etwas vor, sie käme erst gegen 21 Uhr nach Hause.

    Ich selbst war früher da und sah, dass das Kind offenbar zwischen Schulende und Schulveranstaltung für einen Zeitraum zu Hause gewesen war, der es zuließ, drei Räume zu verwüsten aber wohl nicht mehr ausreichend Zeit zum Aufräumen bot. Oder vielleicht ging das wegen der Fußzehe auch nicht. Was wohl ging: Duschen, Haare mit dem Glätteisen glätten, einen Gast mit Grießbrei, Schokoladenpudding und Getränken bewirten, sich mehrfach umziehen. Ich machte mir keine großen Sorgen mehr um den Fuß.

    Als gerade das Abendessen fertig war (Rote Bete mit Schafskäse aus dem Backofen, dazu gebackene Kartoffelspalten und Kräuterquark) kam das Kind zur Tür herein und ALLES WAR GANZ SCHLIMM. Fußschmerzen, Beinschmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Hausaufgaben für 9 Unterrichtsfächer morgen und auch muss heute noch ein Buch gelesen werden, eigentlich sogar zwei, 8 Seiten abgeschrieben, 50 Jahre auswendig gelernt und für 8 Klassenarbeiten geübt werden. Ich wagte einzuwenden, dass möglicherweise wohl doch gar nicht alles ausgerechnet heute anstünde und dass ich es für das beste hielte, einfach was zu essen und dann schlafen zu gehen oder zumindest den Fuß hochzulegen und maximal ein Buch zu lesen. Ich habe aber natürlich keine Ahnung, wie mir beschieden wurde.

    Erfahrungsgemäß ist es am besten, das Kind dann einfach erst einmal sich selbst zu überlassen und nach einer gewissen Zeit eine Schale Reis ins Zimmer zu reichen. Reis geht immer. Nach dem Reis ist der Magen unter Kontrolle, dann geht auch anderes Essen und dann geht auch Gespräch und logisches Denken wieder.

    Das Kind ist nun recht zufrieden in seinem Bett, telefoniert dort und ent-lackiert sich die Fingernägel. Was mit dem Fuß ist, wird man erst morgen sinnvoll beurteilen können - die Zehe ist blau und etwas dick, aber ob das jetzt gebrochen ist oder halt nur mal blau und etwas dick, weil eben ein Tisch draufgefallen ist, kann ich nicht sagen. Was mit den Hausaufgaben, Abschreibeseiten, Auswendiglernsachen, Klassenarbeiten und Büchern ist, wird sich finden.

    Ich selbst bin, zugegebenerweise, etwas genervt.

    Sonntag, 12. Mai 2019

    Da bereits ab 8 Uhr morgens Personen in der Wohnung wach waren, sah ich mich um 9 Uhr genötigt, auch aufzustehen und mich ihnen zu widmen mit - Sie erraten es - Konversation, Nahrung und Getränken. Zwischendrin verschob der Gesangslehrer den eigentlich für 12 Uhr vereinbarten rettenden Unterrichtstermin auf 14:30 Uhr. Aber auch diese Zeit ging noch um. Es ist schon eigentümlich, wie zwei Personen, die sich generell wohlgesonnen sind, über mehr als ein Jahrzehnt hinweg nicht eine einzige Aktivität, nicht ein einziges Gesprächsthema finden, das beide noch nicht einmal unbedingt gleichermaßen, nur überhaupt interessiert.

    Jedenfalls, der Besuch brach dann auf, der Haushalt sackte kollektiv auf dem Sofa zusammen und verbarg sich sofort hinter Laptop, Handy, Tablet, eReader. Auch die Katzen, ich schwöre.

    Später Gesangsstunde, zur Abwechslung einmal vor Ort und nicht per Skype, gleich machten wir neue körperliche Übungen um zu schauen, wie sich der Klang dadurch verändert. Besonders gut klang es vorwärts schräg mit den Händen an die Wand gestützt, die Aufgabe ist nun, diesen Klang in eine weniger auffällige Körperhaltung hinüberzuretten. Sehr spannend.

    Anschließend ging ich mit Freundin C in ein Eiscafé - in ein anderes als üblich, weil mir das Übliche momentan ja immer langweilig ist, und aß aus demselben Grund auch ein anderes Eis als geplant, nämlich etwas mit Stracciatella, Pfirsich und Eierlikör. Sehr lecker!

    Zum Abendessen gab es Reste, die sich in den letzten Tagen angesammelt hatten: eine ganze Spinat-Schafskäse-Quiche, ein paar Frikadellen. Früher in den Fünf-Freunde-Büchern hatten sie oft einen ganzen Kuchen oder eine ganze Pastete in einer Speisekammer herumstehen. Da habe ich mich immer gefragt, wie das geht, wie das kommt. Dass man eine komplette Speise irgendwie übrig hat. Und heute hatte ich eine ganz eigene komplette Quiche übrig. Grandios!

    Den Rest des Abends lesen auf der Couch, zwischendrin ein wenig mailen mit dem Nachfolger vom Oberchef über aktuelle Entwicklungen. Seit ich angesprochen habe, dass ich nicht weiß, was für eine Reaktion er auf Mails am Wochenende erwartet, wie ich das zuordnen soll und wir das klären konnten, ist das sehr entspannt.

    Sonntag, 12. Mai 2019

    Ich hatte mir vorgenommen auf jeden Fall auszuschlafen - wenn auch in Etappen. Zum ersten Mal wachte ich um kurz nach 6 Uhr auf (vermutlich die innere Uhr), war clever und fütterte die Katzen, damit ich dann in Ruhe weiterschlafen konnte. Dann wachte ich um 8:20 vom klingelnden Handy auf - das Handy lag an meinem Bett und war auf laut gestellt, weil ich genau dieses Klingeln hören musste, es zeigte nämlich an, dass (halbwegs) plangemäß der "Stresstest" des Rapunzelturms begonnen hatte und der Strom abgeschaltet wurde. Dann schlief ich weiter bis 11 Uhr.

    Danach passierten mehrere Dinge in dicht gedrängter bis überlappender Folge: aufstehen, frühstücken, Kaffee, ankleiden, Kind kommt nach Hause, Katzenklos sauber machen, aufräumen, Essen planen, Schlafzeug für Besucher herrichten, Anlieferung von Paketen (für die Nachbarn).

    Diese Phase hektischer Aktivität fand zwei Stunden später ihr Ende, damit auch die Freiheit für diesen Tag, denn zum Rest war er mit Besuchsverpflichtungen gefüllt.

    Der Besuch bekam erst Kaffee und Konversation, meine sämtlichen weiteren Pläne, um den Tag mit netten Unternehmungen zu füllen, waren leider gescheitert. Ich wollte eigentlich zum späten Frühstück in ein Etablissement einladen, dafür kam der Besuch aber zu spät. Dann wollte ich zum Kuchen in dasselbe Etablissement einladen, das hatte aber am Nachmittag eine geschlossene Gesellschaft. Also suchte ich eine andere Örtlichkeit, die bei dem, was man landläufig (ich ja nicht) unter "gutem Wetter" versteht, top gewesen wäre, aber es war ja nicht dieses viel zitierte "gute Wetter", also fiel das auch, a-ha-ha, ins Wasser.

    Der Besuch geht auch gerne shoppen. Ich ja nicht, aber was soll man machen. Wir gingen also shoppen. Erst zu einem Werksverkauf, dann in ein Einkaufszentrum. Man kaufte zwei Jacken und zwei Hosen, dann setzten wir uns in ein Café für weiteren Kaffee und Konversation, dann kam ein Anruf von Mademoiselle, dass der Besuch falsch geparkt hatte, so dass die Gruppe zurückhastete und ich noch in Ruhe die Einkäufe für das Abendessen machen konnte.

    An der Supermarktkasse erlebte ich dann eine ganz neue Art der Verrücktheit: die Schlange war mittellang und als ich vorne war, die Kundin vor mir gerade gezahlt hatte, warf von etwa vier Personen hinter mir eine Frau ihre Waren direkt ganz vorne aufs Kassenband. Es handelte sich um TK-Fisch und zwei Päckchen Tintenpatronen. Ganz offensichtlich eine richtig gute Werferin, betrachtet man das doch ganz unterschiedliche Gewicht und Flugverhalten dieser Dinge. Noch bevor ich das ausreichend durchdenken konnte, hatte ich die Sachen aber schon zurückgeworfen (ebenfalls erfolgreich, vielleicht war es doch gar nicht so scher). Die Frau fing die Dinge auf, weiter geschah nichts.

    Im Supermarkt erhielt ich auch den Anruf, dass der Strom im Rapunzelturm nun wieder eingeschaltet und die Systeme hochgefahren und überprüft würden. Jetzt kam der für mich spannende Teil, sollte es dabei im Büro nämlich Probleme geben, würde ich von der Technikerin herbeigerufen, um - ja, ich weiß nicht genau was, fachlich verstehe ich davon ja nichts, aber vielleicht einfach, um Entscheidungskompetenz vor Ort zu bringen. Es kam aber den restlichen Abend kein Anruf mehr.

    Wieder zurück zu Hause gab es weitere Konversation. Wechselnd zu Wasser, Spinat-Schafskäse-Quiche und belegten Broten. Ich zog mich immer mal wieder in verschiedenen Räume zurück, plötzlich hatte ich "Lemminge" auf meinem Handy installiert und schon 8 Level absolviert bis ich mich erinnerte, dass mir solche Spiele nicht gut tun und ich es rasch wieder deinstallierte. Wenig später ging der Besuch schlafen, so dass ich jetzt endlich herumliegen und ein Buch lesen kann.

    Samstag, 11. Mai 2019

    Am letzten Tag der Woche recht ausgeschlafen aufgewacht, das ist ungewöhnlich, normalerweise werde ich über die Woche morgens nur immer müder. Es war sogar auch draußen schon hell! Deshalb stand ich (nach dem Kind-Wecken) zunächst einmal eine Viertelstunde barfuß auf dem Balkon und betrachtete die Pflanzen. Die Gurke hat viele sehr winzige Gurken an sich, aber die Pflanze an sich sieht nicht sehr gesund aus. Dafür gedeiht die Physalis ganz prächtig. Die Feige hat nach wie vor kein Blatt, so langsam glaube ich wirklich, sie hat den Winter nicht geschafft (oder die riesigen Larven, die ich in einem anderen Kasten gefunden hatte, leben auch im Topf der Feige und haben sie von unten aufgefressen). Das würde meine waghalsige angedachte Außenkonstruktion ad acta legen. Es hat alles zwei Seiten!

    Im Büro war es - im Vergleich zu den letzten zwei Wochen - ruhig. Die Tätigkeiten sind tatsächlich unter Kontrolle. Die erwartete Kündigung wurde angekündigt, ein Papier gab es dazu aber noch nicht. Die Rolle des Bad Cop steht mir auch recht gut.

    Nach dem Büro machte ich noch ein paar Erledigungen, dabei fiel mir ein, dass a) am Sonntag Muttertag ist und b) sich die Mutter von Herrn N. für Samstag auf Sonntag eingeladen hat und c) sie eine Freundin mitbringt. Diese drei Faktoren zusammengenommen ist es wohl ratsam, eine Aufmerksamkeit für Sonntagmorgen beim Frühstück bereitzuhalten. Ich kaufte daher eine Kerze, die die Schwiegermutter mal bei mir bewundert hatte und dazu kleine Schokoladentafeln mit Sprüchen, denn die Schwiegermutter mag Sprüche. Dann ließ ich noch schnell die Augenbrauen zupfen und kaufte Mückensalbe in der Apotheke, mich letzte Nacht so ein Viech zerstochen.

    Auf dem Heimweg traf ich Herrn N., der gerade von einem Treffen kam. Ich erzählte ihm sofort von meinen Schwiegermuttereinkäufen und meiner Theorie, wieso gerade der Zusatz "mit einer Freundin" ein Muttertagsgeschenk unabdingbar macht. Er rollte viel die Augen.

    M war schon beim Training, als ich zu Hause ankam. Zum Abendessen gab es Karotteneinfopf mit Frikadellen, dann ging ich zum Chor und wurde dort von den üblichen Freitagabendmüdigkeitsanfällen gepackt. Nach dem Chor hatte ich M ein zweites Mal verpasst - sie war vom Training zurückgekehrt, hatte mit Duschen und Essen zwei Räume komplett durcheinander gebracht und war dann zum Übernachten zu einer Freundin aufgebrochen, von dort geht sie morgen direkt wieder zum Training und kommt dann erst am Nachmittag zurück. Etwas seufzend räumte ich also alles auf, denn die Schwiegermutter plus Freundin treffen schon gegen 12 Uhr ein, da sollte es einerseits schon einigermaßen zivil aussehen und andererseits möchte ich mir aber keinesfalls einen Wecker stellen.

    Dann nur noch Couch und lesen.

    Freitag, 10. Mai 2019

    Alles unter Kontrolle, alles unter Kontrolle. Kurz vor dem Wecker aufgewacht, ja, das geht auch. Ereignisloser Weg ins Büro. Dort alle bis auf eine wieder eingefangen nach der großen Aufregung, keine neuerlichen Zwischenfälle, weiter Dinge abgearbeitet und jetzt nur noch ein Bodensatz an Altlasten auf der Liste. Ab morgen könnte es entspannt werden. Erfahrungsgemäß passiert dann aber immer "irgendwas", jedenfalls war das in den letzten ca. 4 Jahren so. Jedes Mal, wenn ich denke, okay jetzt wird alles lässig: bämm. Schauen wir mal.

    Zum Abendessen gab es Spargel, aber nur für mich. Die anderen wollten keinen. Ich weiß wirklich nicht, was an Spargel so toll ist. Er stört mich nicht, aber es ist doch irgendwie nichts Besonderes daran? Meine Theorie ist, dass das Leckerste an Spargel seine Frische ist. Würde man ein beliebiges anders Gemüse ebenso knackig frisch verzehren, würde es auch ganz genauso gut schmecken. Ich werde Spargel jedenalls nur noch auswärts essen, denn der ist mir auch einfach zu anstrengend und wird so schnell wieder kalt, während man noch in der Hollandaise rührt. Mögen sich andere den Stress damit machen.

    Den Rest des Abends konnte ich mich leider nicht bewegen weil unter der Kuscheldecke der Kater auf mir schlummert. Ob ich ins Bett gehen kann, ist noch unklar, möglicherweise schlafe ich hier auf der Couch.

    Mittwoch, 8. Mai 2019

    Es geht auch ganz anders, nämlich: um 20 vor 6 total verlegen aufgewacht, mit einem Nacken aus Beton, entsprechenden Kopfschmerzen, einem verstopften Nasenloch, einem piepsenden Ohr und zwei eingeschlafenen Händen. Aufgestanden, ins Bad gehumpelt, die Hände so weit wachgeschüttelt, dass sie eine Ibu aus der Packung fummeln konnten, dem Kind einen Wecker ans Bett gestellt und wieder schlafen gegangen. Um 6:40 vollkommen geheilt und sehr fit von allein wach geworden.

    Als ich aus der Haustür trat zögerte ich kurz, denn der übliche Weg ins Büro kam mir unerträglich langweilig vor. Radfahren war mir aber gerade zu anstrengend, ich wollte lesen. Also ging ich statt zur S-Bahn zum Bahnhof und fuhr von dort mit dem Zug, dann weiter mit der U-Bahn, Rest zu Fuß.

    Im Büro hatte ich mir ja für heute Zeit zum Nachdenken geschaffen. So konnte ich 6 Stunden lang Finanzreports lesen (und prüfen), die Berichte für das ganze erste Quartal habe ich nämlich vor zwei Wochen erst erhalten (aus diversen Gründen, keiner davon überzeugend) und hatte seitdem keine Zeit. Also jetzt Januar bis April. Puh, so ein Büro ist ganz schön teuer.

    Zwischendurch warf ich noch eine halbe Stunde lang alte Akten weg und hurra, dabei tauchte Dokument Nr. 2 der vier Dokumente auf, deren Suche diese ganze Aktion überhaupt ausgelöst hat. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass wir überhaupt etwas finden. Vielleicht tauchen die übrigen zwei Sachen auch noch auf.

    Ansonsten ist durch meine Bereinigungen am Freitag die Stimmung an einigen Stellen immer noch recht getrübt, deshalb lief ich viel umher und schwatzte, um den Eindruck zu transportieren, dass halt überhaupt nichts ist, alles völlig normal. (Ist es auch.)

    Was mir heute zum ersten Mal überhaupt passiert ist: dass mir jemand einen Entwurf für seinen Arbeitsvertrag schickt. Was es alles gibt!

    Auf dem Heimweg regnete es; als ich nach Hause kam, machte ich mir eine Tasse Tee und freute mich, denn es gibt kaum etwas, das ich gemütlicher finde, als im Regen nach Hause zu kommen und eine Tasse Tee zu trinken.

    Pfannkuchen zum Abendessen denn der Gemüsemann hatte ordentlich Verspätung. In letzter Zeit kommt er eigentlich immer erst gegen 20 Uhr - ich hoffe, er fängt morgens auch erst entsprechend spät an zu arbeiten.

    Den ganzen Tag über einen Ohrwurm von Clara Schumanns "Abendfeier in Venedig". Es gibt schlimmere Ohrwürmer, hören Sie selbst.

    Mittwoch, 8. Mai 2019

    Wecker um halb 7. Während 6 eine Unzumutbarkeit, eine Katastrophe, der Niedergang der Zivilisation ist, ist halb 7 total okay. Easy. Völlig normal. Ich selbst habe ja eigentlich auch gar keine Verpflichtung, zu einer bestimmten Zeit aufzustehen, weil ich arbeiten gehen kann, wann ich will. Nur habe ich halt ein schulpflichtiges Kind. Das aber jetzt manchmal erst zur zweiten Stunde Unterricht hat, hurra.

    An der Treppe, die zur S-Bahn hinunter führt, war vor mir ein Mann mit drei Koffern und er versuchte, sie alle gleichzeitig zu tragen, drei Treppen hinunter. Ich bot meine Hilfe an, aber er lehnte ab. Muss man nicht verstehen. Ich ging weiter, hinter mir polterte es sehr.

    Beim Bäcker riss ich schwungvoll die Tür aus den Angeln. So eine Glastür. Ich fing sie aber noch auf, trotzdem war es mir etwas unangenehm. "Was haben Sie denn gefrühstückt?!" fragte die Verkäuferin, als sie mir half, die Tür an eine Wand zu lehnen. "Ja noch nichts, deshalb bin ich ja hier!" antwortet ich. "Gebt der Frau Essen, sie ist gefährlich." Ich bekam Kaffee und ein belegtes Brötchen aufs Haus. Bei allem Schreck im Gesicht der Belegschaft ging es nämlich weniger darum, dass die Tür aus den Angeln fiel - das Problem war bekannt - sondern darum, dass man vergessen hatte, sie abzuschließen und ein Schild anzubringen, damit nur die andere verwendet wird und sich niemand verletzt.

    Dafür gab es im Büro heute keine besonderen Ereignisse und ich habe nun alles so weit unter Kontrolle gebracht und abgearbeitet, dass ich ab morgen sogar hin und wieder Zeit haben werde, über das nachzudenken, was ich tue. Sozusagen Tiefenentspannung.

    Auf dem Heimweg in der S-Bahn versuchte ich, das Hörbuch weiterzuhören, was mir aber nicht gelang. Es ist einfach zu interessant, was die Leute um einen herum so erzählen. Heute saßen drei Junge Männer im gegenüberliegenden Vierersitz, der eine war gerade von seiner Freundin verlassen worden, zu seinem völligen Unverständnis. Er kam aus dem Urlaub zurück und dachte, man trifft sich auf Essen und Getränke, statt dessen gab es ein Trennungsgespräch. Die zwei Kumpels konnten ihm auch nicht erklären, wie es dazu kam, wussten aber von ähnlichen Situationen zu berichten. Einer sagte, er habe doch tatsächlich nach einem Jahr Beziehung festgestellt, dass seine Freundin ein völlig anderer Mensch sei als er selbst und das würde doch arg Vieles verkomplizieren: man könne überhaupt nichts als gesetzt betrachten, alles müsse immer ausgehandelt werden und noch nichtmals herrsche unstrittige Übereinkunft, was es überhaupt bedeute, eine Beziehung zu führen. Eine Auflösung gab es nicht, als ich ausstieg waren die drei jungen Männer gemeinsam ratlos.

    Wieder zu Hause schaute ich in den Briefkasten. Der Briefkasten und ich haben derzeit eine leicht belastete Beziehung und wenn ich ihn öffne denke ich immer nur "Bitte nichts Kompliziertes!!" - sage das sogar meist laut vor mich hin. Heute war gute Post darin, ich muss sie aber gedanklich erst noch verdauen, bevor ich sie beantworte.

    Zu Hause bereitet ich schnell etwas zu Essen zu um dann festzustellen, dass M bei einer Freundin, ist, dort von einer anderen Mutter abgeholt wird und erst gegen 22 Uhr nach Hause kommen wird. Andererseits gut möglich, dass sie dann auch noch Hunger hat, das Gemüsefach musste sowieso leergekocht werden, weil morgen die neue Gemüsekiste kommt, es gab/gibt also asiatische gebratene Nudeln mit allem möglichen Gemüse.

    Ich selbst ging kurze Zeit später zum Sport auf, der neue Kurs hat heute begonnen. Der Kurs findet in meiner Kampfsportschule statt, in der ich aber momentan keinen Kampfsport betreibe, weil mir die Zeit für regelmäßiges Training fehlt. Es handelt sich um einen "Gesundheitskurs" in dem auch die Formen immer mal durchgegangen werden, dazu viel Dehnen, alles nicht zu anstrengend. Wobei meine Arme und Beine doch sehr zucken, wenn ich die Pratzen sehe oder am Sandsack vorbeikomme. So ganz abgeschlossen ist das Kapitel Kampfsport noch nicht.

    Zwischendurch immer wieder bedauert, dieses Jahr nicht auf der re:publica zu sein. Nächstes Jahr muss das einfach wieder klappen.

    Sonntag, 5. Mai 2019
    Wmdedgt 5/2019

    (Die übrigen Beiträge dazu hier)

    Wecker um 9:30. Wird eigentlich auch mal wieder ein Tag kommen, an dem ich mir keinen Wecker stellen muss? Heute wegen Gesangsstunde. Keine besonderen Vorkommnisse. Nächste Woche findet die Gesangsstunde statt per Computer zur Abwechslung mal wieder live im Studio statt, mit allem drum und dran, Mikro, Mischdings etc. Das wird lustig.

    Nach der Gesangsstunde sofort wieder in Schlunzklamotten gewechselt. Ich hatte mir ja vorgenommen, den Tag auf der Couch oder doch zumindest in der Wohnung zu verbringen. Das ist mir gelungen. Leider zunehmend genervt, weil ich immer wieder an dieselben Baustellen stoße, an denen ich auf andere warten muss, um weiterzukommen. Ein Schrank zum Beispiel soll der allgemeinen Vereinbarung nach weg, darin sind aber Sachen von M, die muss sie rausnehmen, bevor er weg kann. Steht halt da. Zwei Kisten sollen von Herrn N und M durchgesehen werden, bevor der Inhalt weggegeben wird. Stehen halt da. Ab morgen bin ich ja erst einmal wieder anderweitig beschäftigt, aber wenn ich mich das nächste Mal drüber ärgere, handele ich. Was nicht durchgeschaut wird, kann ja so wichtig nicht sein.

    Frühstück war irgendwann gegen Mittag, Kuchenbacken (Apfelkuchen) daher irgendwann gegen Abend. Zwischendrin drei Maschinen Wäsche, zweimal die komplette Küche aufgeräumt, mit den Eltern telefoniert, ein Buch gelesen. Und plötzlich eine Idee gehabt, was ich mit meinem GooglePlay-Guthaben machen kann, nämlich: Hörbücher kaufen. Habe ich noch nie gemacht, aber in letzer Zeit war mir öfters nach Unterhaltung beim Kochen oder Wäschemachen, das Radio hat sich aber leider als völlig ungeeignet erwiesen, zu viel unaushaltbares Gerede, bei dem man jeglichen Glauben an die Menschheit verliert. Nun probiere ich das also mal mit Hörbüchern aus.

    Zum Essen gab es kreativ kombinierte Reste der Vortage: die verschiedenen Grillfleischsorten gezupft und angebraten, die verschiedenen Grillgemüsesorten gewürfelt mit Cocktailtomaten und Pesto vermischt, dazu Nudeln, obendrauf Schafskäse. Alle außer mir fanden es sehr lecker. Ich selbst mag einfach keine Reste, ich habe deshalb nur den Schafskäse und die Cocktailtomaten rausgepickt und dann Apfelkuchen gegessen.

    Ansonsten nix. Noch ein paar Pläne gehabt an Erledigungen, Korrespondenz, Sortierungen, aber nichts davon umgesetzt. Auch egal.

    Samstag, 4. Mai 2019

    Wecker um 8, eine Zumutung an einem Samstag! Aber selbstverschuldet: ich hatte eine Verabredung zum Bogenschießen ausgemacht. Ohne jeden Grund war ich damit innerhalb einer Woche zweimal Bogenschießen, mit unterschiedlichen Leuten an unterschiedlichen Orten, ohne, dass ich es besonders beabsichtigt hätte oder beabsichtigen würde, Bogenschießen als Hobby zu betreiben. Es ergab sich einfach. Vermutlich aus der Haltung heraus, Gelegenheiten zu nutzen.

    Zum heutigen Bogenschießen hatte ein Kollege in seinen Verein eingeladen und es wurde auch gegrillt. Das alles zunächst bei etwa 5 Grad im strömenden Regen, aber macht ja nix. Um 10 Uhr ging es los, gegen 13 Uhr legten wir eine Essenspause ein, dann nochmal Schießen bis 16 Uhr. Ich kann jetzt eine Zielscheibe, die in 25 Metern Entfernung aufgestellt ist, zuverlässig treffen. Damit bin ich zufrieden, insbesondere, weil mir beim letzten Bogenschießen der Pfeil noch regelmäßig etwa 1,5 Meter vor die Füße fiel.

    Danach fuhr ich noch zum Einkauf, was eigentlich unnötig war, denn der Kollege gab mir so viel restliches Gegrilltes mit, dass es uns vermutlich für die nächste Woche sättigt. Dementsprechend kaufte ich hauptsächlich Süßigkeiten ein, unter anderem Getränkesirup. Letzte Woche im Ausflugslokal trank ich nämlich Himbeerlimonade und seitdem möchte ich immer nur noch Himbeerlimonade trinken. Das kann ich jetzt. Naja, etwa 9 Liter, danach kann ich aber noch 9 Liter Waldmeisterlimonade un 9 Liter Pink-Grapefruit-Limonade trinken. Vielleicht reicht es ja dann.

    Ab 18 Uhr entspanntes Couchsitzen mit dem festen Plan, die Couch, hilfsweise die Wohnung, keinesfalls in den nächsten 36 Stunden zu verlassen.

    November seit 6608 Tagen

    Letzter Regen: 26. April 2024, 21:16 Uhr