• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Donnerstag, 16. März 2017
    Musikkauf

    Der Gesangslehrer schreibt mir eine WhatsApp, dass seine neue Single morgen herauskommt. "Wo lädst du deine Musik, iTunes? Ich schick dir dann den passenden Link, falls du sie haben willst."

    Ich bin völlig irritiert. Ich lade meine Musik überhaupt nirgendwo. Das letzte Mal habe ich um 2002 Musik gekauft, eine CD, die ich online irgendwo bestellt habe, das war damals fortschrittlich (glaube ich). Wenig später bekam ich einen mp3-Player (mittlerweile wohl auch schon wieder veraltet, aber das ist mir egal) geschenkt und da machen andere Menschen mir Musik drauf, entweder, indem ich ihnen das Gerät für ein paar Tage überlasse oder, indem sie mir einen USB-Stick geben. So wie Mixtapes nur digital. Ansonsten höre ich Radio oder Youtube.

    Weiter unternehme ich in Bezug auf Musik überhaupt nichts. Ich interessiere mich - vom Hören und Singen abgesehen - gar nicht sonderlich für Musik, geschweige denn für ganze Alben oder gar Interpreten. Wenn ich Glück habe, weiß ich, wie ein Song heißt. Wenn ich viel Glück habe, von wem er ist. In absoluten Ausnahmefällen weiß ich auch mal, wie diese Person aussieht.

    Der Gesangslehrer ist meiner Meinung nach aber nicht die passende Zielperson für diese Beichte. Also bluffe ich und antworte "alles außer iTunes". Denn - das weiß ich mit Sicherheit - iTunes ist das letzte Programm, das ich benutzen würde.

    "Ich schicke dir morgen den Amazon-Link", antwortet der Gesangslehrer umgehend.

    Ich werde also morgen zum ersten Mal seit 2002 oder so wieder Musik einkaufen.

    Mittwoch, 15. März 2017
    Sachen

    Es sind merkwürdig entspannt-heitere Tage.

    Morgens begrüßte uns ein Stromausfall im gesamten Innenstadtbereich und auch im Büro. Das kommt mal vor, nur haben wir - durch eine Verkettung unglücklicher Umstände, von denen aber glücklicherweise kein einziger in meinem Verantwortungsbereich liegt - im Serverrraum nicht, wie normal, eine Notstromversorgung für 18 Stunden, sondern nur für 28 Minuten. Das reicht noch nicht einmal aus, um alles ordnungsgemäß herunterzufahren. Während wir noch mit der verantwortlichen Abteilung an der USA-Westküste konferierten, ob wir wenigstens teilweise ordnungsgemäß herunterfahren oder auf Glück hoffen und gar nichts machen, kam der Strom zurück. Also alles gut soweit. Und sogar noch besser: die Behebung des Problems, auf die ich, seit ich vor ein paar Tagen davon erfuhr, dränge, wird jetzt wohl zügig verlaufen.

    Dann lernte ich in einem Hotel bei einem beruflichen Treffen die Leiterin der Eventabteilung kennen und sie war so rundum nett und sympathisch dass ich beinah einfach "wollen wir nicht Freundinnen werden?" gefragt hätte.

    Und noch ein sehr freundlicher Taxifahrer auf dem Hinweg, der mir Hintergrundwissen zu Buchungen verriet. Und nach dem Termin im Hotel, als der Hoteldings (wie heißen die Leute, die draußen vor dem Eingangstehen und die Autotüren aufhalten?*) dann von der Straße ein Taxi heranwinkte war es wieder genau derselbe Fahrer wie auf dem Hinweg war. Unter rund 1700 Frankfurter Taxifahrern. Völlig verrückt.

    Im Aufzug blieben wir kurz stecken - eine Nachwirkung des Stromausfalls -aber wirklich nur ganz kurz, dann ging es schon weiter.

    Und zu Hause ein krankes Kind, aber nicht so krank, dass man sich Sorgen macht, nur krank genug für verwöhnende Gemütlichkeit und Füßchenkraulen auf der Couch.

    ___________
    *Portier heißt das, wurde mir per Mail souffliert. Dankeschön.

    Dienstag, 14. März 2017
    Höllenfahrt

    Heute im Aufzug des Rapunzelturms, als ich von oben nach unten fahren wollte, kam im letzten Moment noch jemand angerannt, ich hielt die Tür auf, der hielt die Tür noch zwei weiteren auf und dann geschah es: ich dachte, jetzt ist es endgültig passiert und meine Aufzugsfreundlichkeit hat mir das Genick gebrochen. Die drei Personen, die einstiegen, waren nämlich die hässlichsten Menschen, die ich je gesehen habe.

    Ich behaupte ja gerne, niemand ist wirklich hässlich, wenn man genau hinschaut. Möglicherweise muss ich das revidieren, jedenfalls hat 24 Stockwerke hinschauen heute Nachmittag nicht ausgereicht, um etwas Schönes zu entdecken. Wundern Sie sich nur. Ich weiß auch nicht, wie sowas geht. Jedenfalls erschreckte ich mich fürchterlich und bildete mir einen Moment lang ein, der Aufzug würde nicht ins Erdgeschoss fahren sondern direkt weiter runter in eine irgendwie geartete Hölle im Erdkern, der diese drei Gestalten wohl entsprungen sein mussten und in der sie mich wohl jetzt sehr bald, wenn die Aufzugsfahrt endet nämlich, auffressen würden.

    Ich tat also, was ich in solchen Situationen immer tue, auch zum Beispiel wenn mich wer in der Bahn blöd anstarrt. Ich schloss die Augen. Als der Aufzug aufsetzte blinzelte ich vorsichtig. Doch nur Erdgeschoss.

    Montag, 13. März 2017
    Wieder

    Zu müde für alles, aber ein wohliges Müde, eins bei dem ich mich auf die Bettdecke und das Kopfkissen freue und gleich nach dem Hinlegen in einen weichen, ruhigen Schlaf sinken werde, unaufregend und maximal etas heiter träume und am nächsten Morgen kurz vor dem Wecker ausgeschlafen bin.

    Sonntag, 12. März 2017
    Reicht nicht

    Da sitze ich den ganzen Tag an wechselnden Orten und lese, mache sonst so gut wie nichts anderes, aber es ist nicht genug, es reicht einfach nicht, ich möchte noch ein paar Tage - vielleicht drei oder vier - einfach nur weiterlesen.

    Sonntag, 12. März 2017
    Leergut-Tänzer

    Das einzige Lustige beim Einkaufen heute war der Mann, der - mit mehreren Tüten Leergut beladen - alle drei Rückgabeautomaten gleichzeitig benutzte. Die Tüten hatte er strategisch in der Mitte aufgestellt, entnahm immer drei Flaschen auf einmal, schob in schneller Abfolge mit einer halben Drehung in jeden der über Eck angeordneten Automaten eine, drehte sich dann im selben Schwung weiter zurück zur Tüte und begann von neuem.

    Leider schaute er kein einziges Mal auf und ging auch nach vollbrachtem Werk geduckt weg, so als ob er schon voraussetzen würde, für die Blockade aller Automaten angemeckert zu werden. So konnte er meine bewundernden Blicke nicht sehen.

    Freitag, 10. März 2017
    Ruhe

    Ich habe für die nächsten 2 Tage keinerlei Pläne und werde mich deshalb die ganze Zeit damit beschäftigen können, die sich pellende Haut von den Füßen zu zuppeln. Wenn ich will.

    Freitag, 10. März 2017
    Rentnerstress

    Mama N: Wann kommt ihr denn mal wieder? Letztes Mal war ja sehr kurz. Wir vermissen euch schon! Sag mal, wolltet ihr an Muttertag kommen? Das wäre natürlich sehr schön, da würde ich mich schon freuen. Nur sind wir da ab nachmittags und abends feiern, der Herbert hat Geburtstag, also ihr könnt natürlich kommen, da freuen wir uns, aber vielleicht ist es an einem anderen Wochenende besser.

    Frau N: Hmhm. Wir könnten ja an dem Wochenende danach kommen.

    Mama N: Ja klar gern, nur da hat der Willi Geburtstag, da sind wir also auch feiern.

    Frau N: Am Wochenende davor?

    Mama N: Da hab ich ein Konzert, das ist mit übernachten, ich weiß noch nicht genau, ob ich übernachte, also eventuell nehmen wir doch lieber ein anderes Wochenende.

    Frau N: Ja - äh - wie sieht es denn zwei Wochen vorher aus?

    Mama N: Da kommt schon die Gisela, da sind die Betten belegt. Nehmen wir lieber eins, wo ihr auch übernachten könnt.

    Frau N: Hmhm, also das Wochenende 2 Wochen nach Muttertag?

    Mama N: Da sind wir doch verreist, das weißt du doch!

    Frau N: Na dann schlag du mal was vor.

    Mama N: Wie wäre es denn mit Wochenende xy?

    Frau N: Da geht es leider nicht, da ist ein Wettkampf.

    Mama N: Achja, das versteh ich natürlich. Ihr habt halt echt immer viel um die Ohren. Das ist so bei jungen Leuten, das weiß ich ja!

    Mittwoch, 8. März 2017
    Gewonnen

    Eine Viertelstunde lang mit mir debattiert, ob ich zum Sport gehe, ich hatte nämlich seit heute morgen um 4 Uhr hartnäckige Kopfschmerzen, die sich auch von Tabletten unbeeindruckt zeigen, irgendwas von Verspannung, gut möglich, dass Bewegung da hilft, herumsitzen half jedenfalls den ganzen Tag schon einmal nicht. Aber so kalt und so regnerisch draußen und so wenig Lust auf noch mehr Menschen, die ja auch nicht nur mit verbalem sondern auch noch mit körperlichem Kontakt. Aber auch keine Lust, das ausfallen zu lassen. Bei mir gilt ja die Regel "im Zweifel ja", also ging ich los, ich nahm mir noch schnell den pinkfarbenen Regenschirm, die Sporthose hatte ich auch schon an, das sollte nicht alles patschnass werden.

    Der Regenschirm ließ sich unten nicht richtig öffnen, zum nochmal umkehren fehlte aber die Zeit. Irgendwann war er halb offen, mein Kopf steckte im Schirm wie in einer umgedrehten Tulpe mit traurig hängenden Blättern, denn mindestens 5 Metallstreben waren sowieso auch durchgebrochen. Keine Ahnung, wieso wir so einen Schirm überhaupt noch haben, ich könnte schwören, der war neulich noch in Ordnung aber vielleicht hatte ich da auch den grauen oder den blauen, jetzt steckte ich jedenfalls mit dem Kopf in einer traurigen pinkfarbenen Tulpe.

    Die Hose war dann auch schon nassgeregnet und wurde immer länger (das haben nasse Hosen so an sich) und dadurch immer nasser, klar. Aber ich werde trockene Füße behalten, dachte ich mir, kurz bevor die Zehen in den Schuhen nass wurden dachte ich mir das. Dann dachte ich, dass es sehr unangenehm ist mit nassen Zehen, so komische nasskalte Punkte, sehr unangenehm, sicher wäre es besser, wenn, dann richtig nasse Füße zu haben. Ich jammerte vor mich ihn, flüsterte im Rhythmus meiner Schritte "jammer, jammer, Vorschlaghammer" (ich neige beim Jammern zu Aggressivität, depressiv-passives Jammern liegt mir nicht). Jam-mer jam-mer Vor-schlag-ham-mer jam-mer jam-mer Vor-schlag-ham-mer jam-mer jam-mer Vor-schlag-ham-mer jam-mer jam-mer Vor-schWAPPlatsch, in eine Riesenpfütze getreten, jetzt waren beide Füße ganz nass, nein, das war doch nicht besser.

    Hose nass, Schuhe nass, es war noch nicht alles verloren, kein Grund, umzukehren, ich beschloss, mich auf das Allerwesentlichste zu konzentrieren: kein Wassertröpfchen auf der Brille. Ich hasse Wassertröpfchen auf der Brille. Würde ich mit trockener Brille ankommen, wäre noch alles gut, es hätte alles seinen Sinn und seine Richtigkeit und mein Entschluss, zum Sport zu gehen mit Kopfschmerzen und durch Sauwetter wäre durch die trockene Brille per se gerechtfertigt. Achja, eigentlich hätte ich beim Sport natürlich Kontaktlinsen tragen wollen aber egal. Ich steckte meinen Kopf tiefer in die traurige Tulpe. An der letzten Kreuzung fuhr ein Auto recht dicht am Gehweg vorbei, der Mantel war dann auch nass.

    Aber die Brille nicht. Beim Sport angekommen warf den Schirm sofort in den Mülleimer, hielt die Brille triumphierend gegen das Licht und: kein Tröpfchen. Ha. Gewonnen.

    Dienstag, 7. März 2017
    :-)

    Gerade hab ich den Kalender durchgeblättert (ja ich habe einen Papierkalender), um jemandem Vorschläge für mögliche Treffen zu machen und dabei habe ich entdeckt: ich hab in den nächsten Monaten ausschließlich Vorhaben und Termine, auf die ich mich freue.

    November seit 6822 Tagen

    Letzter Regen: 20. November 2024, 21:47 Uhr