Jeden Tag bloggen nervt, gar nicht bloggen macht mir auch keinen Spaß, das Mittelding treffe ich nicht, weil dann immer diese Fragen vor dem Eintrag stehen: Warum sollte ich gerade das schreiben? Warum sollte ich gerade jetzt schreiben?
Die Auswahl aus so vielen möglichen Themen und die Auswahl aus so vielen alternativen Tätigkeiten (wie zum Beispiel schlafen - wunderbares Schlafen! Oder einfach nur aus dem Fenster gucken!) und die Multioptionsparalyse.
Frau Herzbruch sagte zu mir einmal, was sie an unserer Freundschaft besonders schätze, sei die Effizienz unserer Kommunikaton.
Nun, mittlerweile ist unsere Kommunikation so effizient geworden, dass sie offenbar funktioniert, ohne stattzufinden. Öfters teile ich nämlich Frau Herzbruch die eine oder andere Sache sehr knapp per Mail mit. Terminvorschläge zum Beispiel. Frau Herzbruch ruft dann meist irgendwann an - zeitliche Nähe zu meiner Mail ist nicht unbedingt gegeben, aber ich plane sowieso sehr langfristig und es ist schwer, mich ans Telefon zu bekommen, so dass auch davon auszugehen ist, dass der Wunsch Frau Herzbruchs, mit mir zu telefonieren, im Normalfall deutlich vor dem Zeitpunkt der Umsetzung des Unterfangens liegt. Bei diesen Gesprächen spreche ich dann auch die Termine an und wir einigen uns.
So ein Gespräch gab es auch in der letzten Woche, ich sagte ungefähr "was ist nun mit dem 14. November, kommst Du?" und Frau Herzbruch sagte "deshalb rufe ich ja an!", wir klärten alles und ich sagte, nun, wollen wir die anderen zwei Termine auch noch kurz besprechen?
Frau Herzbruch sagte "Dein Geburtstag?" und ich bejahte und sagte dann "und wegen Silvester, hatte ich dir ja gemailt." Hier wurde es kompliziert. Frau Herzbruch wusste von keiner Mail. Nicht-ankommende Mails sind etwas, das uns beide zutiefst verunsichert weil eigentlich ja gar nicht möglich. Nachdem ich die Mail auch in meinem Postausgang finden konnte erfrug ich - halb im Spaß - ob ich die richtige Adresse verwendet habe, Vorname.Nachname, ja, hatte ich, bestätigte Frau Herzbruch. Wir grübelten noch mehrere Minuten, kamen zu keinem Ergebnis, alles sehr unbefriedigend, bis dann kurz bevor wir aufgaben Frau Herzbruch nochmal sagte: "Moment - welche Adresse? Vorname.Nachname? Aber ich hab doch Vorname.Mädchenname!"
So war die Frage, warum die Mail nicht ankam, gelöst. Warum ich seit - ich habe es nun nachgeschaut - fast einem Jahr beharrlich an Vorname.Nachname schreibe, Frau Herzbruch mir aber trotzdem per Telefon auf Mails antwortet, die ich einer völlig fremden Person schicke, kann man wohl nicht so genau nachvollziehen. Und warum diese Person sich darüber nie beklagt hat und zudem ein Katzenbild im Profil hat, das dem Herzbruchschen Kater ähnelt, auch nicht.
Aber vielleicht kommt sie ja zu meinem Geburtstag. Oder an Silvester.
Wie möglicherweise dezent angeklungen ist, bin ich derzeit nicht ganz fit und aus diesem Grund betreibe ich momentan keinen Kampfsport, sondern etwas meinem körperlichen Zustand angemesseneres: Wassergymnastik.
Die Wassergymnastik findet in einem Keller statt. Der Keller ist alt und nicht schön, aber die Wände sind bemalt. Im Eingangsbereich ist Arielle. Dahinter ist eine ziemlich kleine Sammelumkleidekabine, in der sich ziemlich viele ziemlich alte Menschen etwas wacklig auf den Beinen auf engstem Raum drängen. Das ist noch der bessere Teil der Umkleidekabinengeschichte.
Dann kommt man ins Becken. Am Becken an sich ist nichts auszusetzen, es erfüllt seinen Zweck. Die bemalten Wände ringsum wirken wie der Safe Place von irgendjemandem, der Wasserlandschaften mag. Von Arielle vielleicht.
Angeblich kommt es häufiger zu Kämpfen zwischen den älteren Damen um die erste Reihe. Ich konnte bisher nichts dergleichen beobachten, es wurde im schräg verlaufenden Becken nach Größe sortiert. Idealerweise sollte man bis zu einem Punkt zwischen Bauchnabel und Brustwarzen im Wasser stehen. Nicht selten ein schmaler Grat.
Dann kommt der Trainer. Er trägt ein Headset-Mikro und spielt die Musik der frühen 80er, manchmal auch Schlager, dazu singt und pfeift er und macht die Übungen am Beckenrand vor. Er ist sonnengebräunt, muskulös und ganz enorm bei der Sache. Alle paar Minuten frage ich mich erneut, welches merkwürdige Schicksal ihn wohl an Arielles Safe Place verschlagen hat.
Trainer: Jetzt joggen wir erstmal eine Runde, die Füße hoch und runter, immer abwechselnd, eins-zwei-eins-zwei, die Arme locker im Wasser, Füße hoch und runter, die Profis können es auch im Takt machen, die wissen schon, wer gemeint ist, nicht wahr, Elfriede? (zwinkert).
In der Wasserlandschaft an der Wand sind ziemlich viele Delfine. Und Fische. Und natürlich Nemo. Keine Wasserlandschaft ohne Nemo.
Trainer: Wir nehmen die Hände dazu, ich habe euch etwas mitgebracht, was habe ich euch mitgebracht? Handschuhe!!
Ein paar ältere Damen: applaudieren
Trainer: Wir probieren die Handschuhe mal aus. Regina, du hast links was am Arm, richtig? Nimm nur den rechten Handschuh. Und jetzt schieben wir damit das Wasser nach vorn. Und Ausatmen beim Schieben. Nicht ins Hohlkreuz gehen. Geht ein bisschen in die Knie. Und schiebt! Gebt dem Vordermann die perfekte Welle!
Einen Korallenriff gibt es auch in der Wasserlandschaft. Und eine Insel am Horizont, mit sonnig-gelbem Strand. Ist denn nirgendwo ein Schiffswrack?
Alle Teilnehmer: schieben eifrig Wasser
Trainer: Ihr schiebt wunderbar. Ganz wunderbar schiebt ihr. Kann das wer im Takt? Schaut euch Anna an! Sie kann das im Takt! Super Anna!
Anna: (errötet unter der weiß-violetten Dauerwelle)
Trainer: Geht es bei dir mit der Schulter?
Frau N: Ich hab nicht Schulter, ich hab Bein.
Trainer: Was, du bist das Bein, nicht die Schulter? Das hätte ich jetzt nie gedacht, so wie du die Beine geschwungen hast beim Joggen! Das machst du super! Ganz symmetrisch, absolut symmetrisch!
Direkt vor mir an der Wand steht ein Delfin im aufgerichtet im Wasser. Er lacht. Dass mir das nicht vorher aufgefallen ist!
Trainer: Jetzt machen wir Ausfallschritte. Ganz tiefe Ausfallschritte. So, dass die Schultern ins Wasser tauchen!
Der Delfin lacht laut. Glaube ich.
Trainer: Hilde und Tamara, was tuschelt ihr? Was? Ah, Hilde, da kann Tamara dir auch nicht helfen. Aber ich kann dir da helfen, komm mal zum Rand. Und jetzt das Beinchen hoch.
Hilde: (hebt Diabetesfuß aus dem Wasser)
Trainer: Das krampft? Soll ich das wegmassieren? Ok. Tamara und hier, Schulter, stützt die Hilde mal unter den Armen.
Frau N: Ich bin Bein, nicht Schulter.
Trainer: (hängt über den Beckenrand und massiert Hilde das Bein) Genau. Schon besser Hilde? So ist gut oder?
Hilde: (seufzt wohlig)
Trainer: Und die anderen währenddessen zur Seite mit beiden Händen. Und Wasser schieben. Nach links - nach rechts. Nach links - nach rechts. Wenn es zu schwer ist, mach Fäuste Agnes! Aber das Joggen nicht vergessen. Die Beine jetzt nach hinten. Für die Neuen reicht einfach nach hinten. Bei den Profis will ich die Fersen am Po sehen! Super Regina! Und sogar im Takt! Schaut sie euch an! Schaut sie euch an!!
Regina: (dreht sich um und schaut, wie alle schauen.)
Ein paar Damen: (applaudieren)
Ich glaube, der Delfin lacht mich aus.
Dann kommt der schlechtere Teil der Umkleidekabinengeschichte.
Zu Hause setze ich mich sofort an den Tisch und mache mir einen Trainingsplan. Ich bin hochmotiviert. Dehnübungen und Fußgymnasik alle zwei Stunden, Stoppuhr mit ins Büro nehmen, morgens Rückengymnastik, abends Bauchmuskeln. So gesund und effizient die Wassergymnastik sein mag, mein Bein muss schnellstens wieder für andere Sportarten zur Verfügung stehen. Da gehöre ich nicht hin.
"Noch nicht!", sagt leise eine kleine Stimme in meinem Kopf. "Noch nicht."
Arielle und ich:
Was WmdedgT ist und die übrigen Einträge dazu finden Sie hier bei Frau Brüllen.
Schlafen ist bei mir so ein Ding momentan. Rücken und Bein, die sich tagsüber zunehmend passabel verhalten - in recht kleinen Schritten, aber immerhin, wird es immer besser - verhindern nachts noch entspanntes Umdrehen, dadurch wache ich immer wieder auf und gerne verkrampft dann auch mal irgendwas. Ich schlafe also derzeit eher in 1,5- bis 3-Stunden-Etappen. Wie früher beim Stillen. Ging ja auch, und ging auch vorbei.
Diese Nacht allerdings findet zusätzlich in meiner Wohnung eine Halloween-Party mit Übernachtungsgästen statt. Vereinbarungsgemäß muss ich mich um überhaupt nichts kümmern und genauso vereinbarungsgemäß betritt auch niemand das Schlafzimmer oder macht übermäßig Lärm. Aber es herrscht einfach eine andere Atmosphäre in der Wohnung, wenn statt Nachtruhe in einem Zimmer noch Brettspiele, Chips und Schokolade angesagt sind. Das finden auch die Katzen, die kleine Katze protestiert immer mal wieder mit empörtem Geschrei und der Kater möchte umso mehr kuscheln - am liebsten mit meinem kaputten Bein. Wenn ich mich richtig erinnere, geht die Party bis etwa 2 Uhr. Ab etwa 4:30 Uhr werden dann im Wohnzimmer Harry-Potter-Filme geschaut. Von etwa 6 bis 10 Uhr schlafe ich tief und fest.
Als ich wieder aufwache, haben die Kinder die gesamte Wohnung (wie gesagt ohne Schlafzimmer, vereinbarungsgemäß!) in Beschlag genommen. Ist aber egal, ich bin sowieso in Eile und um 11 Uhr zum Frühstück verabredet. Ich ignoriere also das Chaos - das habe ich in den letzten Wochen nämlich gelernt - und gehe statt dessen mit Freunden frühstücken, bei einem türkischen Bäcker, der Frühstücksbuffet anbietet. Es gibt unendlich viele verschiedene salatartige Dinge und geschmorte Dinge und Dips/Cremes, Suppe, Ei, Süßspeisen, Tee aus dem Samowar und dazu, wenn man möchte, auch ganz klassisch Brötchen mit Butter und Marmelade. Ein sehr schönes Frühstück.
Als ich zurückkehre hat die Mutter eines Besuchskindes eine Torte vorbeigebracht, die Kinder sind wieder in einem Raum zusammendiffundiert, so dass ich mich aufs Sofa setze und im Internet lese. Zwischendurch lache ich immer wieder und erzähle Herrn N., worüber, allerdings ist Herr N. gar nicht da, der muss nämlcih arbeiten. Vielleicht war es doch etwas wenig Schlaf. Aber Hauptsache gut gelaunt.
Um 16 Uhr bringt Mademoiselle die Partygäste zur Busstation und klingelt mich dann herunter - wir gingen zusammen in die Innenstadt, weil sie einen Friseurtermin hat und danach noch Geburtstagsgutscheine im Buchladen einlösen möchte, das machen wir alles und danach ist es schon dunkel und das Kind sehr, sehr, sehr müde. Aufräumen wird wohl auf morgen verschoben. Ob es noch etwas zu Essen gibt, weiß ich nicht, denn die Küche ist relativ unzugänglich. Vielleicht bestellen wir etwas, wenn Herr N kommt, wenn das Kind dann nicht schon eingeschlafen ist, ach und zur Not ist noch ausreichend Chips, Schokolade und Torte übrig. Verhungern wird niemand.
Es gibt hier ein kleines Problem. Und zwar habe ich am 10. Oktober gebloggt - darauf wurde ich heute im Büro angesprochen - ich hätte die ersten Weihnachtsgeschenke gekauft. Allerdings kann ich mich weder erinnern, was, noch für wen oder wo ich sie hingepackt haben könnte.
Falls ich die Antwort zu irgendeiner dieser Schlüsselfragen anderweitig gebloggt, getwittert, kommentiert, eventuell gar jemandem erzählt oder sonstwas haben sollte, bitte ich um sachdienliche Hinweise.
Noch zwei Tage vorher hatte ich überlegt, einfach alles abzusagen. Weil ich so wackelig war, nicht nur auf dem einen Bein sondern auch im Kopf, davon, dass einfach seit Wochen nichts mehr richtig funktioniert, wo ich mich doch sonst immer so fühle, als ob ich Flügel hätte. Aber dazu war ich dann doch zu bockig. Zum Glück.
So kamen wir also nach einer völlig problemlosen Anreise - 8 Stunden im Zug sind mit 12-jährigem Kind ein Witz, man liest halt, trinkt Heißgetränke, lernt die Sitznachbarn kennen und schmiedet Pläne - im Hotel an und auch dort war alles prima. Ich wohne immer gerne möglichst mittendrin, mit dem Hotel ViennArt direkt am Museumsquartier hatten wir es gut getroffen und erfreuten uns an der Aussicht.
Gleich am ersten Abend ereilte mich dann ein weiteres kleines Sprachdebakel: ich hatte von zu Hause schon geschaut, wo man wohl humpelfußläufig in Nähe des Hotels etwas zu Essen bekommen könnte und eben auch schon teilweise reserviert. Zu der Lokalität des ersten Abends hatte ich mir nur "irgendwas mit Beisl" gemerkt. Beisl ist ja ein hinreichend merkwürdiges Wort, so dass man das Lokal schnell sollte. Allerdings - WienerInnen und Wienkundige werden es natürlich schon wissen - bezeichnet "Beisl" einfach nur ein kleineres Gasthaus.
Den ersten vollen Tag in Wien fuhren wir Touribus. Ich kann das sehr empfehlen und habe mir schon in diversen Städten auf diese Art den ersten groben Überblick verschafft. Ich hatte von zu Hause schon gebucht, allerdings in meinem Tran der letzten Wochen leider falsch (nur eine Tour statt alle Touren), auch das aber kein Problem, ein hilfreicher Oberbusbeauftragter regelte alles für uns.
So fuhren wir morgens die Innenstadtroute und ließen uns per Kopfhörer alles erklären - die Kopfhörer darf man mitnehmen, sehr praktisch, Mademoiselle hatte ihre nämlich zu Hause vergessen und wir hätten sonst allabendlich um das Musik- oder Videoprogramm kämpfen müssen. Dann machten wir eine kleine Pause auf Kaffee und Kuchen in der Konditorei Gerstner.
Hier war keine dritte Person anwesend sondern Mademoiselle hatte unglaublichen Hunger. Der aber nach der Hälfte des ersten Törtchens schlagartig versiegte. Zum Glück ekele ich mich nicht vor Kuchen, so dass nichts weggeworfen werden musste. Und in einen Bus schafft man es ja auch nach 2,5 Stück Torte noch. Der Nachmittagsbus fuhr dann eine größere Runde außerhalb des Gürtels und danach waren wir randvoll mit Informationen und legten ein wenig die Füße hoch, bevor wir am Abend aufbrachen, um das legendäre Figlmüller-Schnitzel zu essen.
Mademoiselle hat ihr Schnitzel komplett allein geschafft. Ich nicht. Aber ich hatte ja auch Torte.
Am zweiten Tag - Mittwoch - verbrachten wir den Vormittag bei der Morgenarbeit in der Spanischen Hofreitschule. Darüber liest man im Netz sehr gemischte Erfahrungsberichte, meine Erwartungen wurden aber übertroffen. Für 15 Euro (Vollpreis, Kinder weniger, Rabatt mit Wien-Karte) kann man zwei Stunden lang verschiedenen Gruppen von Pferden beim Trainieren zuschauen, dabei wird die Geschichte der Hofreitschule erzählt und Besonderheiten des Trainings allgemein und des Trainings, das gerade zu sehen ist, erläutert. Fotografieren ist leider verboten, aber man kann hier einen Eindruck von der wirklich schönen Reithalle bekommen. Auch außerhalb der Saison ist die Morgenarbeit recht gut besucht, man sollte also zur Kassenöffnungszeit da sein (Vorverkauf gibt es nicht) und müsste dann eigentlich eine Stunde in der Schlange warten (freie Platzwahl). Allerdings fanden wir durch Zufall heraus, dass man sich auch einfach fußlahm in das Café neben der Kasse setzen kann und dann, wenn die Reithalle geöffnet wird, durch einen separaten Eingang ganz an die Spitze der Warteschlagen geleitet wird. Ähem.
Auf dem Heimweg fanden wir uns plötzlich mitten zwischen Panzern, anderen Militärfahrzeugen, vielen Uniformen und sogar auch Booten wieder. Am Mittwoch war in Österreich nämlich Nationalfeiertag und anlässlich dessen fand eine Heeresschau statt. Das kennt man ja aus Deutschland auch eher nicht so.
Nach einer kleinen Erholungspause trafen wir uns dann am Nachmittag mit dem Schizophrenisten, um uns diese berüchtigte Bloggergestalt einmal näher anzuschauen und ihn und seine Bronx einem Reality Check zu unterziehen. Ich kann Ihnen sagen: es ist alles echt, auch und insbesondere der Parkettboden in der Goadfather-Bude. Und ich kann Ihnen noch etwas sagen: das beste Wiener Schnitzel gibt es nicht beim Figlmüller. Das gibt es dort in der Bronx und kostet grob ein Drittel vom Figlmüller-Schnitzel, ist aber genauso groß. Den Unterschied macht die Panade, so viel sei gesagt. Am Wirtshaustisch sprachen wir mit einem fremden älteren Herrn (bei seinem Schweinsbraten - in Wien stehen übrigens an allen möglichen Ecken Personenwaagen an der Straße, warum um alles in der Welt ist das so? Wer muss den auf dem Weg ins Büro oder sonstwohin noch rasch sein aktuelles Gewicht erfahren?) über Diät, mit einem fremden jungen Herrn über die (seine) Einsamkeit in der Nacht und spielten ansonsten beim Schizophrenisten Backgammon, ich probierte den Hometrainer aus und Mademoiselle genoss das schnelle Internet ohne die Ausfälle, wie sie bei uns zu Hause üblich sind.
Am dritten Tag - Donnerstag - durfte Mademoiselle aussuchen und sie entschied sich für den Prater. Den Wurstlprater.
Mademoiselle fuhr auf diversen wilden Dingen, ich beschränkte mich ganz klassisch auf das Riesenrad und auf ein Kettenkarussell, das allerdings 174 Meter in die Höhe ging.
Am Abend gingen wir dann noch einmal in ein Café, das Café Sperl. Mit eigenem Pokéstop, das nur nebenbei.
Hier beobachteten wir noch ein Spiel, das ich nicht kenne, vielleicht kann das jemand aufklären: es wird auf einem Tisch gespielt, der eigentlich so aussieht wie ein Billiard-Tisch, aber es gibt nur drei weiße und eine dunkle (braun? schwarz?) Kugel, die man alle immer hin- und herschießt ohne dass je eine in ein Loch fällt, dafür werden auf einem Holzbrett mit Knäufen irgenwelche Einstellungen vorgenommen. Wegen akuter Müdigkeit Mademoiselles konnte ich dieser Sache nicht mehr auf den Grund gehen.
Am letzten Tag stand bekamen wir vom Hotelpersonal alle möglichen Gegenstände ausgehändigt, die wir über die Tage in der Bar vergessen hatten (nochmal ähem) und ansonsten stand vor der Rückreise nur noch der Kauf von Souvenirs und Proviant an.
Wir haben also reichlich erlebt und viel gesehen, auch, wenn wir uns die Stadt nicht so erlaufen konnten, wie ich es vor ein paar Wochen noch im Kopf hatte. Mademoiselle fand das aber nicht sonderlich nachteilig: es sei viel weniger stressig mit mir gewesen als sonst, meinte sie.
Frau N: (greift nach "Reservierungen nur telefonisch" auf einer Website zum Telefon)
Mann: (irgendwas völlig Unverständliches in keiner mir bekannten Sprache)
Frau N: (checkt im Display nochmal die Ländervorwahl)
Mann: Hallo?
Frau N: (erschreckt sich)
Mann: HALLOHALLO??
Frau N: Entschuldigung. Ist das das Gasthaus Soundso?
Mann: Ja freilich.
Frau N: Ah. Ich wollte fragen, ob Sie am kommenden Mittwoch, also am Feiertag, geöffnet haben.
Mann: Ja freilich.
Frau N: Prima, danke.
Mann: (irgendwas komplett Unverständliches)
Frau N: Ähm, wie bitte?
Mann: (sehr langsam und deutlich) Möchten Sie reservieren?
Frau N: Oh! Ja, gerne. Für 16 Uhr, drei Personen.
Mann: (irgendwas komplett Unverständliches)
Frau N: Äh - Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.
Mann: Wo Sie sitzen möchten.
Frau N: Keine Ahnung, ich war ja noch nie bei Ihnen. Ist egal. Wo es schön ist.
Mann: (sehr langsam und deutlich) Rau-cher o-der Nicht-rau-cher.
Frau N: Ah, achso. Äh - Nichtraucher.
Mann: Und Ihr Name?
Frau N: Ha! (nennt ihren höchst komplizierten Nachnamen)
Mann: Wie bitte?
Frau N: Ich buchstabiere es Ihnen. (buchstabiert)
Mann: Jessas. (irgendwas komplett Unverständliches)
Frau N: Wie bitte?
Mann: Mittwoch 16 Uhr 3 Personen. Danke fürs Buchstabieren.
Frau N: Danke für Ihre Geduld.
Das geht ja gut los.
(Hintergrund: ich möchte eine neue Matratze erwerben, natürlich online, denn im Laden probeliegen ist mir zu loriotesk.)
Kundenberatungschat:
Martin: Hallo ich bin Martin. Was kann ich für dich tun?
Frau N: Hallo Martin, ich bin Frau N. Ich habe ein 2x2 Meter großes Bett und wüsste gern die Vor- und Nachteile einer 2x2 m Matratze im Vergleich zu zweimal 1x2 m.
Martin: Es gibt nur einen Grund, zwei einzelne Matratzen zu kaufen: Wenn ihr höhenverstellbare Lattenroste habt und auf unterschiedlichen Höhen schlaft. In allen anderen Fällen empfehle ich eine durchgehende Matratze.
Frau N: Und da rollt man nicht in der Mitte zusammen?
Martin: Unsere Matratze bildet keine Kuhlen, darauf geben wir 10 Jahre Garantie.
Frau N: hmhm hmhm
Martin: Bei einer durchgehenden Matratze spart man sich auch die Besucherritze.
Frau N: Oh! Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich mental schon bereit bin, mich von der Besucherritze zu verabschieden! Ich taste schon nachts öfters mit dem Fuß danach, um das Revier zu kontrollieren!
Martin: Wenn ihr etwas länger zusammen in einem Bett schlaft, wird das sicher unnötig.
Frau N: 20 Jahre, Martin, 20 Jahre!
Martin: Ihr könnt ja mal etwas Neues ausprobieren. Und falls es nicht gut läuft: 100 Tage volles Rückgaberecht. Ohne Angabe von Gründen.
Martin hat es drauf, würde ich sagen.
Derzeit bin ich ja nicht so recht mobil und lasse mich daher wie ein großes kleines Paket hin- und hertransportieren. Dies begann am Freitag, also Freunde mich zum Abendessen zu sich holten: der Wagen fuhr mich von Tür zu Tür, Wärmeflasche und Kuscheldecke wurden direkt an die Couch gereicht, auf der ich die Zeit der Essensvorbereitungen verbrachte. Bald entdeckte die Gastfamilie auch den Vorteil einer stationären Person im Haus: diverse Dinge zum "mal halten" und "mal reparieren" und "mal vorlesen" wurden angereicht und natürlich auch das Baby des Hauses. "Uroma Änni sitzt da immer ganz genau so", sagte die Tochter meiner Freundin zufrieden. Ich seufzte ein bisschen, aber auch ein bisschen wohlig.
Gestern wurde ich dann von einer anderen Freundin zum Einkaufen transportiert. Die Einkaufswagen sind ja ählich wie Rollatoren, alles sehr angenehm, besonders die Gesellschaft und anschließend Kaffee und Snacks und Kuchen. Man muss sich belohnen, wenn man so etwas aufregendes wie einen Ausflug in einen größeren Supermarkt überlebt hat.
Heute kam dann gleich Besuch: Mama N. und Schwester N, um Mademoiselle für die Ferienwoche abzuholen. Normal kann man in der Familie den Krankenbonus ja besonders ausspielen. Zu meiner großen Verblüffung humpelten beide Besucherinnen aber deutlich stärker als ich, als sie im zweiten Stock angekommen waren: das Alter und die unbequeme Position im Auto und verkühlt und so weiter.
Nunja. Man muss erkennen, wann es an der Zeit ist, sich ein bisschen zusammenzureißen.
Da hab ich das Bloggen gestern schlicht vergessen. :-)