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    Samstag, 23. April 2016
    Am Montag

    Kasse 1: So viel Kundschaft, eigentlich muss ich hinten die Palette machen statt Kasse!

    Kasse 2: Ach lass, des mach ich am Montag.

    (Wichtig: "am Montag" immer in derselben absteigende Satzmortmelodie vorstellen. Zwischen "am" und "Mon" ungefähr eine Sekunde, zwischen "Mon" und "Tag" eine Quarte.)

    Kasse 1: Was?

    Kasse 2: Am Montag. Des mach ich am Montag.

    Kasse 1: Na das wird was.

    Kasse 2: Am Montag. Ich komm am Montag früher, dann mach ich des.

    Kasse 1: Ah, jo?

    Kasse 2: Ja, am Montag.

    Kasse 1: Am Montag, ja?

    Kasse 2: Jaja, lass des nur jetzt. Ich mach des am Montag.

    Kasse 1: Ach, das ist aber nett.

    Kasse 2: Na des ist doch gar kein Ding. Ich komm einfach früher. Ich mach des am Montag.

    Kasse 1: Machst Du das?

    Kasse 2: Ja, ich mach des am Montag.

    Kasse 1: Passt das auch?

    Kasse 2: Ja ist doch kein Problem, ich mach des am Montag.


    Geht vermutlich immer noch so weiter, bis 22 Uhr ist da heute geöffnet, ich hatte aber mittlerweile bezahlt und konnte fliehen. Jetzt möchte ich mir gern "am (Sekunde) Mon-(Quart)Tag" mit der Nagelschere aus dem Gehirn schneiden.

    Freitag, 22. April 2016
    Sportkleidung

    Das ungefähre Maß meiner Sportlichkeit könnnen Sie sich so vorstellen: ich habe gar keine Sportkleidung. Also außer Badeanzug. Das liegt daran, dass ich ja immer gerne aussortierte und seit zig Jahren für Sportkleidung keine Verwendung hatte, daher ist das alles weg. Zwar probiere ich ab und an mal Dinge aus, aber nie auf einem Level, dass man sich dazu irgendwie speziell kleiden müsste. Das habe ich mir schon in der Schule an- oder abgewöhnt, in der 9. und 10. Klasse bin ich eigentlich das ganze Jahr in Jeans und Springerstiefeln um den Sportplatz gerannt als Strafe für Sportzeug "vergessen". Drinnen war derweil gymnastischer Tanz mit Bändern und so, das trug nicht zu meiner Erinnerungsfähigkeit in Bezug auf die Sportklamotten bei. Was ich sonst noch so mache, nun, Schwimmen halt in Badekleidung, Radfahren und Hochseilgarten ganz normal, wobei normal eher Bürokleidung ist, dieses ganze mehrfache Umziehen am Tag ist mir nämlich auch zu aufwändig. Also Bürokleidung, dann nach Hause und Jeans, dann Jogginghose für auf die Couch und dann Pyjama zum Schlafengehen, meine Güte, wer soll das alles waschen. Wobei ich mir ziemlich viele Pumps auf Spielplätzen ruiniert habe, dass muss ich auch zugeben. Aber eigentlich ja sowieso unbegreiflich, dass sich Pyjama/Nachthemd nie als Alltags- und bürotaugliche Bekleidung durchgesetzt haben.

    Jedenfalls, wo war ich, bei der Sportkleidung, nächsten Mittwoch ist Probetraining und auf dem Erinnerungszettelchen steht "sportliche Kleidung, Schuhe sind nicht nötig". Schuhe sind nicht nötig ist schonmal super, aber sportliche Kleidung hab ich nicht, ich habe noch nichtmals normale Baumwoll-T-Shirts geschweige denn funktion-irgendwas, alles hat statt Funktion irgendwelche Bändchen oder Dingschen oder Ausschnitt oder was-weiß-ich.

    Ich begab mich also an den Ort meines Vertrauens - sprich: ins Internet - und erklickte innerhalb von 5 Minuten eine sportliche Hose, dreiviertellang (ist schließlich bald Sommer) und ein Sportshirt ohne Schnickschnack. Heute kam das schon an und das beste: es ist auch total bequem. Damit kann ich super auf dem Sofa sitzen, falls das mit dem Probetraining ungut ausgeht.

    Freitag, 22. April 2016
    Schwimmpause, Fallhöhe, Triebhaushalt

    So geht das hier nicht weiter. Fand auch die Kraulschwimmpartnerin, Kraulschwimmen ist nämlich irgendwie blöd geworden. Nicht das Schwimmen selbst, das ist nach wie vor schön, aber das Drumherum (Anreise etc.) und die anderen Leute im Becken. Sehen Sie, auch die Tücken des Kraulschwimmens liegen im Bereich Nähe und Distanz. Das Schwimmbad sollte möglichst nah sein, die anderen Schwimmer möglichst weit weg. Bei beidem hakt es.

    So überlegten wir hin und her, was für eine Sportart wir wohl betreiben könnten. Ich hatte letzte Woche bereits beim Boxclub nachgefragt, die werben auf ihrer Website mit "auch für Hausfrauen und Manager". Das wollte ich konkretisiert wissen. Was für Hausfrauen meinen die? Was ist mit Frauen, die eher so "Hausfrauensport" betreiben, aber Managerinnen sind? Die Antwort auf meine längliche Mail fiel unbefriedigend aus: "Hi, komm doch einfach Donnerstag mal vorbei!"

    Rudern, schlug die Kraulschwimmpartnerin - das Wort wird mir zu lang, ich sage ab jetzt KSP - vor. Beim Rudern sitzt man aber, wie auch beim Radfahren, ja sicher, es ist dynamisches Sitzen, aber mir ist gerade nicht nach Sitzsportart. Bauchtanz warf ich in die Zweierrunde. Hatte die KSP schon hinter sich. Auf anderes Tanzen ging sie gar nicht erst ein. Yoga wollte sie nicht (ich hatte mal Schwangerenyoga gemacht, da wurde auch Sanskrit gesungen, zum Glück war ich da meist schon eingeschlafen - ich denke aber generell, beim Yoga gibt es für mich noch etwas zu entdecken), für einen Halbmarathon trainieren auch nicht und auch nicht Klettern oder Tischtennis. Eine schwierige Kandidatin.

    Zum Glück hatte ich mich nach der unbefriedigenden Antwort des Boxvereins schon nach Alternativanbietern umgeschaut und war auf Krav Maga gestoßen (allerdings bis Ende 2017 alle Kurse ausgebucht und man muss vorab psychologische Fragen beantworten, das ist mir auch schon wieder zu viel Nähe für einen Sportkurs, ich will ja auch wegen blöder Fragen nicht in die USA einreisen) und dann auf Mixed Martial Arts, nunja, warum nicht, Mixed finde ich immer gut. Dann schaute ich die Websites an. Die eine war schon sehr stylish. Schöne Menschen mit sehr definierten Muskeln, glänzender, glatter, gebräunter Haut und im Hintergrund so eine Art Drachenfeuer. Haben Sie vorgestern den Link zu den nachgestellten Posen angeklickt und die Frau gesehen, die sich aus dem Schwimmbecken hievt? Ich sage jetzt etwas wichtiges: man muss immer mitdenken, welche Fallhöhe man noch aushalten kann. Das geistige Bild von mir zu haben, bei dem ich dekorativ dem Pool enschwebe und dann festzustellen, dass ich in Wirklichkeit herausrobbe wie die erste Amphibie, kann ich noch tragen. Das geistige Bild einer durchgestählten Person mit Drachenfeuer im Hintergrund und dann liege ich in Wirklichkeit wie ein Käfer auf dem Rücken, am Ende noch in so einem weißen Schlumpfanzug, das ist mir zu viel. Ich kann deshalb das Etablissement mit der stylishen Website nicht aufsuchen. Zu viel Fallhöhe.

    Einen weiteren Anbieter von MMA gibt es jedoch, eine kleine Innenstadt-Hinterhofbutze. Als die KSP also sagte, wir könnten doch das Sportdilemma bei einem Bier besprechen, schlug ich vor, dort einfach mal vorbeizugehen. Auch, um mir eine weitere unnütze Mail zu ersparen. Wir gingen also durch ein Tor und in einen Hof und durch eine Tür und durch einen Flur und kamen zu einer weiteren Tür die wir öffneten und dann trainierten dort gleich lauter Kindern in eben diesen weißen Schlumpfanzügen. Sofort wollte ich mich umdrehen und fliehen, aber die KSP stand hinter mir. Und von vorn kam der Weltmeister, wie die KSP ihn sofort anhand eines Plakates im Eingangsbereich identifizierte, und fragte, wie er uns behilflich sein könne. Ich habe ja gerne die Karten auf dem Tisch, also sagte ich: "Hallo. Können hier auch Leute wie wir mitmachen?" Der Weltmeister antwortete: "Hier können auch Leute im Rollstuhl oder mit nur einem Arm trainineren." Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen.

    Heute morgen schickte mir die KSP eine Nachricht mit dem Zitat eines Psychologen, der sagt: "Egal ob man im Survivalcamp Kakerlaken frisst, sich im Edelpuff auf den Kopf urinieren lässt oder Kampfsport betreibt, es geht immer um die Regulierung des Triebhaushaltes!"

    Ich reflektierte einen Moment und dachte dann: okay. Wenn ich schon meinen Triebhaushalt regulieren muss, dann ist mir Kampfsport tatsächlich die liebste dieser drei Optionen.

    Mittwoch, 20. April 2016
    -

    Heute mache ich eine kleine Besinnungspause. Schadet Ihnen sicher auch nicht.

    Mittwoch, 20. April 2016
    Diagnose

    Mademoiselle: Mama, pass mal auf, also das war heute so, ich stand mit der A und der N draußen und wir haben uns unterhalten und dann kam die S und wollte wissen, worum es geht, aber das hat uns nicht gebockt das alles nochmal von vorne zu reden und dann war die S sauer und hat ein Wort zur A gesagt und die A hat die S geschubst gegen die N also eigentlich gegen mich aber ich bin ausgewichen und dann ist die A eben gegen die N gefallen und dann ist das Handy von der N runtergefallen aber es war nichts, also ich hab nichts gesehen aber die N ist dann aufs Klo gegangen um zu gucken, ob auch nichts ist und die A wollte mit und dann war die S ja noch sauer und hat angefangen zu heulen und denn ist die A zur Frau G gegangen und dann war die N auf die A sauer, dass sie nicht mit ihr zum Klo gegangen ist und ich hab sie dann gefragt ob jetzt denn mit dem Handy alles ok ist und dann hat sie gesagt dass ich Schuld bin, weil ich ausgewichen bin aber dann hab ich ihr erklärt dass das nicht meine schuld ist sondern von der A wenn die einfach schubst oder von der S weil die ein Wort gesagt hat und das haben die A und die S gehört weil die dann auch auf dem Klo waren und dann waren die sauer auf mich und die Frau G kam auch aufs Klo und hat die N mit dem Handy erwischt und der das weggenommen und dann dachte die N, dass die S und die A das der Frau G gesteckt haben und war auf die beide sauer aber nicht mehr auf mich und die Frau G wollte genau wissen, was passiert ist, aber ich wollte mit der nicht auch noch reden, ich wollte jetzt einfach mal Freizeit haben ohne über irgendwelche Probleme zu reden und dann bin ich einfach weggerannt hab mich hinter dem O versteckt und die A hat mich gesucht weil die S und die N nicht so schnell rennen können und dann hat der O gesagt, das ich in dem Jungs-Kreis bin und dann war ich auf den O sauer und die A hat dann aber gesagt, sie ist mir hinterher gerannt, weil die S und die N sie annerven und dann war die Pause zu Ende und die hatten Deutsch-Förder im Neubau aber ich hatte ja im Altbau und, Mama, jetzt hab ich total den Überblick verloren, mit wem ich jetzt Stress habe und mit wem nicht. Mama, was meinst Du?"

    Frau N: Pubertät.

    Dienstag, 19. April 2016
    hahaha

    Dafür, dass ich mit Bildern normal nichts anfangen kann, muss ich manchmal ganz unangemessen laut und lange über welche lachen. Häufig in der Bahn.

    Manchmal über simple Dinge wie Gemüse. Oder über anderes Essen.

    Katzen gehen natürlich immer. Auch mehrfach Oder Fische.

    Manchmal amüsieren mich auch im Grunde tragische Dinge.

    Oder manchmal wundere ich mich auch, dass mir manche Dinge vorher nicht aufgefallen sind.


    Auch immer für einen Scherz gut: die Autokorrektur

    Vielleicht wussten Sie schon, dass ich an Mademoiselles Grundschule berühmt-berüchtigt für meine Super-Mario-Expertise war. In diesem Zusammenhang ein guter Gedanke. Birgt jedoch auch Gefahren.

    Über das Altern.

    Und bei manchem kann ich mir nicht helfen und muss einfach lachen, obwohl ich gar nicht will. Und noch etwas besonders schönes: hier, alle Bilder sehr lustig, und mit dem letzten kann ich mich komplett identifizieren.

    Montag, 18. April 2016
    Vielleicht Einzelfallberatung

    Die D., ein paar Jahre älter als ich, hat eine Gang von Freundinnen ihres Alters, die ich irgendwann letzten Sommer einmal kennenlernte. Damals hatten sie eine Weinprobe gebucht, eine der Freundinnen fiel kurzfristig aus und bevor D. den im Voraus bezahlten Betrag verfallen ließ, fragte sie lieber mich, ob ich mitkommen würde. Ich trinke ja gar keinen Wein, probiere aber gern alles mögliche aus und so lernte ich die Gang der D. kennen und war erschreckt und fasziniert zugleich. Die Nachbarn riefen irgendwann Ruhestörung, der Weinprobenmensch ergriff die Flucht aus seiner eigenen Lokalität und am Ende war ich zwar mit Abstand am nüchternsten - wie gesagt, ich mag gar keinen Wein - aber auch schon nicht mehr in der Lage, Fahrrad zu fahren.

    Die Gruppe habe mich amüsant gefunden, ließ die D. mich am Freitag wissen. Nächstes Treffen im Mai, Brennerei-Abend, anschließende Fahrtauglichkeit abseits jeder Wahrscheinlichkeit und daher mit Hotelübernachtung. Ob ich dabei wäre.

    Ich gebe zu, ich habe ein bisschen Angst. Brände trinke ich eigentlich auch nicht. Und in der D-Gang statt 4 Stunden gleich 24 oder so einzutauchen überfordert mich schon beim darüber Nachdenken. Also sagte ich zu.

    Dann kam die Rückfrage, ob ich Einzel- oder Doppelzimmer wolle. Ich wollte antworten: "Wenn gerade Zahl und alle zu zweit wollen okay. Ansonsten gerne Einzel."

    Ich schrieb im Gehen, die Autokorrektur machte daraus: "Telefonate und alle Zwist wollen okay. Ansonsten gerne Einzelfallberatung."

    D. hat bisher nur "logisch" geantwortet. Ich bin gespannt.

    Samstag, 16. April 2016
    Bilder

    Auf Menschen treffen, die man nie gesehen hat, die einen aber kennen, seit Jahrzehnten, durch die Bschreibungen eines Dritten. Es ist wie in einen Spiegel zu schauen, einen fremden, mit fremdem Licht, in fremder Umgebung. Das vertraute Bild ist da, aber in einer anderen Einfärbung, insgesamt unschärfer, an einigen Stellen klarer hervorgehoben.

    Schwieriger Tag.

    Freitag, 15. April 2016
    1:15

    Hm. Ich weiß nichts. Mir fallen nur richtig blöde Sachen ein heute, traurige oder solche, die nicht klappen. Wie das Auftauen der Suppe fürs Abendessen heute, die war grisselig und wollte anbrennen bevor die Klößchen innen heiß waren und schmeckte auch nicht so, wie ich wollte. Das hat also nicht geklappt und war natürlich blöd und schon auch irgendwie traurig, immerhin hat der Rest der Familie sie aber aufgegessen, der Grund, wegen eines verschmähten Topfes aufgetauter Suppe (eigentlich waren es zwei verschiedene Suppen, das hatte ich nicht bemerkt, trug aber zu dem Geschmacksproblem bei) in Tränen auszubrechen, wurde also nochmal abgewendet. Gerade eben so.

    Auch etwas Merkwürdiges: seit Sonntag wache ich jede Nacht um 1:15 auf. Oder etwas früher vermutlich, ich wache dann auf und bin unendlich genervt, so richtig schlecht gelaunt. Keine Ahnung, warum, alles ist dann falsch. Die Decke zu warm, Fuß rausstrecken aber zu kalt, das Kopfkissen suboptimal geknautscht und so weiter. Ich stehe dann auf - prinzipiell stehe ich aus dem Bett auf, wenn ich nicht schlafen kann - gehe in die Küche, schaue aus dem Fenster, schaue auf die Uhr und dann ist es jede Nacht 1:15. Was ist denn um 1:15? Da ist doch wirklich rein gar nicht, wozu wacht man da auf. Wenn ich ausreichend aus dem Fenster geschaut habe, gehe ich wieder ins Bett und schlafe sofort ein. Trotzdem stört mich das enorm, ich habe keine Lust mehr auf 1:15 Uhr. Und nicht auf Suppe.

    Donnerstag, 14. April 2016
    Nächste Woche Laufstallschwimmen

    Vielleicht bin ich in letzter Zeit auch einfach besonders geruchsempfindlich. Möglicherweise erholen sich Nasenschleimhäute ja doch nach einiger Zeit. Jedenfalls war die Atem-Oma heute wieder im Schwimmbecken. Und auch sonst war alles schlecht. Der Parkplatz schon voll, meckermecker, alles irgendwie kalt draußen und alles irgendwie warm drinnen, meckermeckermecker, dann noch eine Bahn mehr als sonst für irgendwas reserviert, obermeckermecker.

    Die Kraulschwimmpartnerin und ich schwammen halt so herum, nicht sonderlich motiviert, zu mir sprach auch noch das nachmittägliche Salamibrot (Schulkindbrotdosenüberbleibsel). Ich hatte heute die Kurzflossen im Einsatz und flosselte mich durch zwei etwa gleichaltrige Herren, die diskutierten, ob sie wohl eine ganze lange Bahn schaffen, einen hochmotivierten Plantschkrauler und zwei Wasserleichen. Die Kraulschwimmpartnerin erledigte währenddessen einen Opi mit einem gezielten Armschlag. Rollwende wegen BeckenrandabhängerInnen nicht möglich. Meckermeckermecker. Ich formulierte bereits Sätze im Kopf wie "vielleicht müssen wir uns doch einen anderen Sport suchen" respektive - und auf dasselbe hinauslaufend - "vielleicht sollten wir immer Samstagabend schwimmen gehen, da war es doch schön leer damals". Der Badeanzug ist ja sowieso auch verschlissen und die Schwimmbrille zwar gerade neu, aber die kann man auch beim Zwiebelschneiden noch auftragen. Oder "bei mir in der Nähe gibt es jetzt auch Kickboxen".

    Gerade hob ich an zu sprechen, da sagte die Kraulschwimmpartnerin: Oh, guck mal, diese Bahn hier ist eine offene Kreisbahn! Im ersten Moment konnte ich diesen Worten keinerlei Sinn zuordnen, räumliches Denken ist nicht so meins. Aber nach etwas überlegen und beobachten dann doch: die zusätzlich abgesperrte Bahn (meckermeckermecker) war nicht für einen Verein, sondern für Menschen wie uns. Oder zum Schutz der Opis und Wasserleichen und Atem-Omis. Wie so ein Laufstall. Wunderbare Aussichten, allerdings für ein andermal, jegliche Verve für heute war ja bereits durch Jammern und Meckern aufgebraucht.

    Die Kraulschwimmpartnerin beschloss, mal zu kontrollieren, was im anderen Becken so vor sich ging. Ich solle weiterschwimmen, sagte sie, sie würde mich abholen, wenn die Zeit um sei. Bei der nächsten nicht möglichen Rollwende hielt mich aber eine Frau an, ob ich eventuell das mit diesem ins Becken springen könnte von dem Ding da. Mit dem Ding war der Startblock gemeint, es ging um einen Kopfsprung, den ihr Sohn dringlich erlernen sollte. Ich machte ein paar Mal vor und sage Sachen wie "Zehen ganz nach vorn auf dem Block, Kopf zwischen die Oberarme" und dann Sachen wie "du kannst auch erstmal aus der Hocke probieren oder lass dich einfach nach vorn reinkippen". Macht man einmal dicke Lippe in der Eltern WhatsAppGruppe, muss man gleich den Kindern anderer Leute den Startsprung beibringen. Die Mutter konnte ihn schließlich, das Kind noch nicht, ich dachte aber, nun kommen sie sicher allein zurecht und ging die Kraulschwimmpartnerin suchen. Fand sie aber nicht. Im anderen Becken waren unglaublich viele Schwimmnudeln. Ich war unschlüssig, was zu tun sei, nass herumstehen und warten ist blöd aber herumlaufen und suchen für mich ohne Brille sinnlos, ich konnte ja noch nichtmals mehr mein Kopfsprungmündel wiederfinden und man will auch nicht unangemessen nah an fremde Menschen, die nur ein Fetzchen nassen Stretchstoff tragen, herantreten. Sollten sie zu den Leuten gehören, die glauben, sie hätten Figurprobleme und könnten deshalb nicht ins Schwimmbad gehen, denken sie daran: rund 45 % der Erwachenen sind sowieso kurzsichtig. Mit etwa -4 Dioptrien kann man gar nicht erkennen, ob am Beckenrand Beth Ditto oder Jan Böhmermann anfeuert.

    Weil mir nichts besseres einfiel, ging ich einfach wieder ins Becken und schwamm weiter, so war es schließlich ausgemacht. Bis ich abgeholt wurde.

    Nächstes Mal schwimmen wir auf der offenen Kreisbahn. Wie so richtig sportliche Menschen.

    November seit 6820 Tagen

    Letzter Regen: 20. November 2024, 21:47 Uhr