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    Sonntag, 1. November 2015
    Blogging November -1458

    Irgendetwas ist mit meinem Hals passiert. Ich weiß nicht, was, aber ich kann den Kopf nicht mehr drehen. Möchte ich irgendetwas sehen, das sich nicht vor, sondern neben mir befindet - und das kommt erstaunlich oft vor! - muss ich meinen gesamten Körper um 45 Grad drehen. Senken oder in den Nacken legen kann ich den Kopf auch nicht. Nach vorn geht es nicht, tut weh. Nach hinten kippt er einfach weg. Möchte ich etwas auf dem Boden sehen, muss ich also den gesamten Körper langsam vorbeugen. Möchte ich den Kopf irgendwo anlehnen, nehme ich am besten die Hände zur Hilfe. Sonst geht es schneller als erwünscht. Ist dann hinten eine Wand, ist das blöd - ich habe es getestet.

    Den ganzen Tag über probierte ich dies und das zum Zwecke der Spontanheilung aus. Ich begann mit "bequeme und kopfstützende Sitzposition mit Wärmflasche im Nacken", das hielt ich keine 30 Minuten aus. Zweite Maßnahme war heiß Duschen, generell total super, aber das kann man nicht den ganzen Tag tun. Drittens draußen herumlaufen, ebenfalls prima, nur wollte ich gar nicht draußen herumlaufen. In der Wohnung herumlaufen war eher mittel - zu wenig geradeaus, zu viel nach oben und unten schauen oder sogar vom Boden aufheben. Außerdem Schmerzen beim Lachen oder Niesen. Ohne Schal unangenehmes Gefühl, mit Schal der Eindruck zusätzlicher Bewegungshemmung durch Masse an Zeug am Hals. Balkontür im Rücken auf war eine schlechte Idee. Heizung an eine viel bessere. Außerdme habe ich mir heute zum ersten Mal seit der "mit den Händen um die Ohren fuchtel"-Frisur die Haare trockengeföhnt.

    Eigentlich hatte ich das schon gestern, gestern hatte ich aber keine Zeit, das zu haben, weshalb ich mir mit einer Mischung aus Ibuprofen und Ignoranz behalf. Heute hatte ich Zeit und litt entsprechend.

    Morgen ist das natürlich weg, NICHT WAHR??

    Sonntag, 1. November 2015
    Blogging November - 1457

    Neulich bekam ich von der Mutter einer Freundin von Mademoiselle - wir kennen sie schon lange, aus dem ersten Kindergartenjahr - eine WhatsApp mit irgendeinem pegidaartigen Kettenbrief, der aber schon seit Jahren im Umlauf ist. Den genauen Inhalt habe ich schon wieder komplett vergessen, es ging in Richtung "Wir dürfen nicht mehr Martinsumzug sagen / Mettbrötchen essen / ähnliches Absurdum" und war ziemlich lang. Und es ärgerte mich. So dass ich kurz überlegte und dann noch etwas länger überlegte und dann "Sehe ich anders als Du, wir können gern mal bei einem Kaffee darüber reden. Aber bitte schick mir sowas nicht mehr, ich finde das sehr unangenehm." antwortete.

    Dann passierte erstmal nichts.

    Dann hörte ich über andere, die Frau sei sehr verärgert über meine Nachricht gewesen. Ich ging darauf nicht ein.

    Dann plante Mademoiselle eine Halloween-Feier, sie schickte auch diesem Kind eine Einladung und es geschah wieder lange nichts, so dass ich dieses Kind eigentlich schon abgeschrieben hatte. Vor zwei Tagen dann aber doch eine Nachricht, es sei schwierig mit dem Abholen nach der Feier, ich bot an sie zu fahren. Wieder nichts aber einen Tag später die Zusage.

    Heute wurde sie dann von der Mutter hergebracht. Sie kam kurz rein, Küsschen links, Küsschen rechts, hatte (wie angekündigt) wenig Zeit aber sagte, sie würde sich gerne mal zum Kaffee treffen.

    Vielleicht geht das ja nochmal gut.

    Samstag, 31. Oktober 2015
    Blogging November - 1456

    Nach 4 Tagen mit zwei Kindern rund-um-die-Uhr in Paris, Besuch heute Nachmittag, einer Geburtstagsparty heute Abend, einem Übernachtungsgast jetzt und einer Halloweenfeier mit 8 Kindern morgen wünsche ich mir gerade sehr einen Tag ganz und gar ohne Menschen.

    Wer hätte das gedacht? Ich jedenfalls nicht.

    Freitag, 30. Oktober 2015
    Blogging November - 1455

    Tja, Paris. Da fährt man nach Paris und mag dann plötzlich Frankreich. Damit war ja nach all der Zeit jetzt auch nicht zu rechnen. Im Sommer fiel die Entscheidung zwischen Toskana und Bretagne noch wegen "naja, Bretagne ist halt in Frankreich" zugunsten Toskana.

    Zum einen hat mich verblüfft, dass ich plötzlich ganz gut Französisch kann. Sicher nicht gut sprechen, aber immerhin Alltagsdinge irgendwie ausdrücken und tatsächlich alles verstehen und alles lesen. Wo das herkommt, ist mir schleierhaft, ich war ja durchaus schon häufiger in Frankreich und da fiel es mir eher schwer. Vielleicht hat sich in meinem Kopf etwas umsortiert.

    Sehr gut gefallen haben mir in Paris die Häuser. Diese hohen Stadthäuser, 7 Stockwerke meistens, aus hellem Stein. Das finde ich sehr hübsch. In Stockholm waren die Häuser ähnlich (jetzt fange ich auch schon so an, wie die Kinder), da hat mir das auch so gut gefallen.

    Auch schön: die Métro. Die Pariser sollen ja sehr auf die Unzuverlässigkeit derselben schimpfen. Das ist mir in den letzten 3 Tagen nicht so aufgefallen, vielleicht hatte ich einfach Glück, oder vielleicht sind wir hier mehr Kummer gewöhnt. Dass alle vier bis fünf Minuten ein Zug kommt, auf manchen Strecken sogar in noch kürzerer Taktung, davon kann man ja hier nur träumen. Gut, die Bahnen und Bahnhöfe sehen ziemlich schrammelig aus, aber das wäre mir egal, ich habe ja nichts davon, wenn Hightech-Waggons eingesetzt werden, die dann aber nicht fahren. In zwei Bahnhöfen sah ich übrigens ein Klavier, an das an sich jeder, der wollte, einfach setzen und spielen konnte. Auch toll! Wobei - kommt natürlich auf die Kompetenzen derjenigen an, die sich zum Spielen aufgefordert fühlen.

    Und zuletzt: die Menschen in Paris. Nicht die Touristenströme in der Innenstadt, sondern die in den ruhigeren Stadtteilen, also die, von denen man annimmt, dass sie möglicherweise dort leben. Städte und die Menschen darin strahlen für mich oft etwas aus. Die (angenommenen) Pariser wirkten auf mich sehr scharf gestellt. So, als ob man ihnen nicht unbedingt auf den Fuß treten wollte. Sehr viel Blickkontakt, sehr viel Präsenz. Schwer zu beschreiben, aber interessant.

    Das Interessanteste aber: Tatsächlich Leute (ausnahmslos Herren) gesehen die mit einem Baguette unter dem Arm auf dem (vermutlich) Heimweg sind. Und: Leute gesehen die das Baguete einfach in der Mitte umknicken, damit es in ihre Tasche passt. Das ist ewas, worauf ich selbst noch nie gekommen bin, das ich aber sofort übernehmen werde.

    Mittwoch, 28. Oktober 2015
    Gastbeitrag von der Kraulschwimmpartnerin

    Jaja, das hat die Frau N. schon sehr geschickt gemacht, dass Sie gesagt hat, ich könne ja den Gastbeitrag vom Kraulschwimmen schreiben während sie anderweitig verweilt. Sie wusste wahrscheinlich genau, dass das der einzige Grund ist der mich motiviert ohne sie hinzugehen. The Force of the Couch was strong in me und heute nachmittag wurde sie von Stunde zu Stunde stärker.

    Und ich kann ja nicht mal was von der Couch aus erfinden („jaja, wie immer: Kraulbeine, Atmen, die Streberoma hat Häschen gefangen,… ach und die Ente!“), denn wir haben Kurstag 1 bei Fortgeschrittene 2 und es ist unklar wer Luigi und Hanni & Nanni ersetzt. Am Ende würde ich Leute erfinden, die es gar nicht gibt, oder würde erzählen, dass die alle belanglos waren und dann ist da beim nächsten Mal ein Augenschmaus dabei oder jemand irgendwie anders auffälliges. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als hinzugehen. Trotz Dunkelheit und Kälte und obwohl ich insbesondere abends Wasser eigentlich gar nicht so gerne mag.

    Im Auto sitzend, vor der Schwimmhalle, im Dunkeln, brauchte ich dann auch noch mal einen Extraanschub: "HOPP! SCHWIMMEN!! ICH VERLASS MICH AUF DICH!!!" erschien plötzlich auf meinem Handydisplay und ich schlurfte seufzend gen Umkleide.

    Heute waren wir 8 Leute: Die Streberoma, die nette Frau, ich und 4 Emporkömmlinge. Zwei Mädels, geschätzte Anfang 20 (das ist echt schwer, wenn die Person quasi nackt ist, mit Badekappe und Schwimmbrille) und zwei Bart-Hipster (ohne Herrendutt) Mitte/Ende 20 für die ich gerne, aufgrund ihrer Ähnlichkeit die Namen "Lollek und Bollek" vorschlagen möchte. Die beiden Mädels,... nunja, die eine könnte "die Amerikanerin" sein und die andere die "Vielschwimmerin", weil sie sich nicht nur Bahn um Bahn eine halbe Stunde vorher eingeschwommen hat, sondern auch danach noch ne gute Viertelstunde ausgeschwommen.

    Die nette Frau und ich haben festgestellt, dass der Quantensprung an Fortschritt aus dem ersten Kurs sich im zweiten nicht so fortgesetzt hat und wir haben beide bedauert, dass wir keinen Kilometer am Stück schwimmen können. Tja, und was soll ich sagen: Die 4 Neuen sind vielleicht von der Technik noch nicht so weit, aber Alter (!) sind die fit. Wurden wir vom alten Kurs in der Vorstellungsrunde noch als "die Profis" vorgestellt, zeigte sich ziemlich schnell, dass wir konditionsmäßig echt hinterherhinkten.

    Ansonsten war alles wie gehabt. Kraulabschlag mit Haifischflosse, mit einmal antippen an die Achsel, mit zweimal antippen an Oberschenkel und Achsel, mit dreimal antippen an Oberschenkel, Achsel und Stirn, wer wollte mit viermal antipppen (Oberschenkel, Hüfte, Achsel, Stirn), Atmen nicht vergessen, das ganze nochmal als routierende Kraulbewegung, dann eine Übung zur Schulterrotation und eine zum Atmen und von allem zwei Bahnen ohne Pause. Der Kraulschwimmlehrer kommt schon gar nicht mehr an den unteren Beckenrand. Dannach vier Bahnen bei denen wir die Bewegungen besonders fließend ausführen sollten und dann noch 2 Bahnen Reißverschluss, dann ausschwimmen, duschen, anziehen, ins Auto steigen und auf dem Rückweg verfahren.

    Jetzt bin ich aber endlich Zuhause, schlappi und zufrieden!

    Blogging November - 1454

    Ich bin ganz aufgeregt: es wird hier heute einen Gastbeitrag geben!


    Während wir auf diesen warten, schnell noch die Neuigkeiten aus Paris:

    Als ich die Mesdemoiselles heute morgen fragte, was sie unternehmen möchten, sagten Sie "Eiffelturm". Ich schaute auf die Uhr, ich schaute in meinen Kalender, ich schaute in meine Geldbörse, in der die Eiffelturmtickets von gestern lagen. Dann sagte ich: "Ich habe Eiffelturm verstanden?"

    Ich hatte aber richtig gehört. Allerdings nicht unbedingt hoch (schon auch gern, aber nicht zwingend), nur bei Nacht noch einmal die Beleuchtung anschauen. Bis zur Nacht war ja noch etwas Zeit. Ich instruierte die beiden, sich mit dem Stadtplan und den Notizen, die ich Dank der vielen Tipps der LeserInnen hier vorbereitet hatte, zu befassen, dann ging ich Kaffee und Croissants holen. Als ich zurückkam, stand die Route fest: zunächst per Metro zu den Katakomben, von dort per Metro zum Champs Elysées und dort shoppen, dann die Einkäufe im Apartment abstellen, mit der Metro zu einem Schiff, darauf herumfahren, anschließend zum Eiffelturm, dann zurück.

    So wurde es gemacht. Die Wartezeit an den Katakomben war un-end-lich-lang, aber gegenüber ist der Patissier Paul, der unglaubliche Törtchen, Macarons und auch sehr gute heiße Schokolade hat. Damit ließ es sich aushalten. Drinnen gab es, Hurra!, Audioguides. Damit war das Erlebnis perfekt. Die Mesdemoiselles gehen auch sehr mit bei Audioguides, so tönte es aus verschiedenen Ecken der Tunnel und des Gebeinhauses "waaaas??", "Oh Gott!!", "voll nice!", "nicht im Ernst?" oder nonverbale Schreckenslaute. Das mit den aufgetürmten Knochen fanden sie ein wenig schaurig, besonders, dass die nicht nach Menschen oder Familien sondern nach Körperteilen sortiert waren. Ich fand etwas schaurig, dass andere Leute Selfies vor den Gebeinen machten, aber vielleicht bin ich da zu konservativ. Fast zwei Stunden verbrachten wir unten, weil die Mesdemoiselles grundsätzlich alle anderen Gruppen vorbeiziehen ließen - allein sei die Stimmung passender.

    So landeten wir recht spät auf den Champs-Elysées und das ist jetzt der Punkt, an dem ich leider sagen muss: das war nichts für mich. Shoppen interessiert mich schon nicht, Menschenmassen finde ich auch anstrengend und mehrfach hintereinander erklären, warum ich keine Lust habe, bei Cartier reinzugehen, ist auch mühsam. Aber irgendwann war auch das geschafft und es ging weiter im Plan und zwar zum Schiff.

    Die Schiffahrt war wieder für alle was, außer, dass die Lautsprecherdurchsagen unglaublich nervten. Sonst aber sehr schön, nachts, mit Beleuchtung, romantisch, falls man dazu neigt. Mir fiel eher Folgendes auf: man fährt ja unter ziemlich vielen Brücken hindurch. Oben auf den Brücken stehen dann immer Menschen, erwachsene Menschen in Kleidung wie Jeans und Lederjacke oder Anzug und Mantel oder so, also: normale Kleidung. Und diese Menschen, die sich vermutlich knapp vor der Brücke noch über die vielen Leute echauffiert haben und die es nicht mögen, wenn es in der Bahn so voll und wenn im Supermarkt die Kassenschlange lang ist, die bewegt dann irgendwas dazu, auf der Brücke, wenn Ausflugsboot mit Touristen auf dem Deck daherkommt, den Arm zu heben und zu winken. Und die an Deck winken zurück. Und alle haben sich einen kleinen Augenblick lieb. Absurder kann es ja eigentlich gar nicht mehr werden.

    Ich habe natürlich auch mitgewunken.

    Am Ende parkte das Schiff genau vor dem blinkenden Eiffelturm. Ein Weg gespart!

    Und zum Abschluss des Tages eine bahnbrechende Erkenntnis in Form eines Macaron-Tests: Esse ich die von Ladurée und von McDonald's parallel, schmecke ich keinen 100%igen Preisunterschied heraus.

    Dienstag, 27. Oktober 2015
    Blogging November - 1453

    Eigentlich haben wir nur zwei Sachen heute gemacht, diese aber ausführlich.

    Zuerst sind wir mit einem roten Touribus gefahren. Mademoiselle liebt Touribusse, was hauptsächlich daher rührt, dass sie total auf Audioguides steht. Das ist für sie wie Hörspiel, sie saugt die Informationen auf wie ein Schwamm. Entdeckt haben wir das zufällig vor ein paar Jahren in Edinburgh, wir wollten eigentlich nur mal für ein Stündchen in das Schloss schauen, ganz ist viel zu viel, aber es gab da diesen Audioguide und so herrschte sie uns bei jedem Versuch, jetzt aber doch mal Scones essen zu gehen mit "psschhhhhtt!" an.

    Ähnlich war es bei der Besichtigung der Reichtstagskuppel und in diversen anderen Städten. In Barcelona zum Beispiel fuhren wir die gesamte Busroute mehrfach ab, heute aber nur einmal, das war genug und dauerte auch schon 2,5 Stunden an reiner Fahrtzeit, wir saßen im offenen oberen Stockwerk des Busses, die Sonne schien, hinterher waren wir ordentlich durchgebraten.

    Nach einer kleinen Mittagspause war Eiffelturm gewünscht. Nach meinen Recherchen handelte es sich um die denkbar schlechteste Zeit und Wetterlage in Bezug auf Wartezeiten, aber "das macht ja nichts" sagten die Mesdemoiselles.

    Es war dann auch ziemlich voll. An dieser Stelle muss ich meiner Drill-Instructor-Französischlehrerein Madame T. Abbitte leisten. Ich habe exakt 1 Jahr lang an der Uni Französisch gelern, Madame T. legte aber außerordentlichen Wert auf die allerhöflichsten Formulierungen von allen ("Bonjour was-was-was, bin ich ein Tier??!") und auf eine perfekte Aussprache. Legendär in Erinnerung geblieben ist ihr Toben, als eine wenig sprachbegabte Kommilitonin auf ihre Frage nach den vier Nasalvokalen bemüht "öng, öng, öng, öng" antwortete - nach diesem Tag waren wir nur noch ein Drittel der Teilnehmer und die mit zitternden Händen und verschwitztem Haaransatz.

    Jedenfalls: Dank Madame T. kann ich mich im Französischen mit einem absoluten Basisvokabular in ausgesuchter Höflichkeit an Pesonen wenden, die mir z.B. einen 100-Euro-Schein wechseln sollen, die von den Mesdemoiselles beinahe mit einem Kopfhörerkabel stranguliert wurden oder eben die Sicherheitsdienste am Eiffelturm verrichten und mir dann in allen Einzelheiten mitteilen, wie die Wartezeiten in welchen Schlangen gerade sind und was sie für das Allercleverste halten. Nämlich: in die gerade im Vergleich zu den Aufzügen (2,5 Stunden) recht kurze Schlange (45 Minuten) für "zu Fuß hoch" (Laufzeit ca. 15 Minuten), dann auf der 2. Ebene in die (dort immer recht kurze Kassenschlange) für die Spitze. So machten wir es. Fast.

    Während ich 45 Minuten in der Schlange stand, kauften sich die Mesdemoiselles noch das teuerste Popcorn der Welt (teurer jedenfalls, als der Eintritt in den Turm), dann ging es auch schon los: und der Eiffelturm mag zwar ca. 700 Stufen haben, aber ganz ehrlich, die merkt man nicht. Sie sind nämlich in einem absolut angenehmen Abstand, immer derselbe, mit reichlich Treppenabsätzen dazwischen, auf denen durch ein paar gerade Schritte die Beine locker bleiben. Im Vergleich: der Schiefe Turm in Pisa hat rund 300 Stufen, die aber ausgetreten und in wechselnder Höhe und eben schief, das ist viel anstrengender, da muss man sich konzentrieren. Und das Wallace Monument hat 250, teilweise sehr steil in einem engen, dunklen Turm - auch viel anstrengender.

    Bis zur ersten Plattform ging es auch recht fix, aber dann, natürlich: zwei Kinder mussten aufs Klo. Gibt es dort oben aber. Neben dem Souvenirladen. Zwei Kinder mussten dann in den Souvenirladen. Und dann Fotos machen. Und dann Essen und Trinken. Und dann etwas verweilen.

    Als wir uns dann - rund eine Stunde später - wieder in Bewegung gesetzt hatten, ging es auch im zweiten Abschnitt zügig. Nur kurz blockierete eine Frau, die überraschend befand, sie litte an Höhenangst, die Stufen. Auf der zweiten Plattform kamen wir genau rechtzeitig zum 18-Uhr-Funkeln des Turmes an, das war sehr, sehr schön. Davon darf man übrigens ohne Genehmigung keine Bilder veröffentlichen, denn die gesamte Beleuchtung des Turms ist urheberrechtlich geschützt. Bilder vom Tag veröffentlichen okay, Bilder von Nachts nicht. Alle irre.

    Wir verweilten dort oben also auch nochmal etwas länger und dann wollten die Mesdemoiselles nicht mehr in die Spitze. Sie hätten sowieso jetzt für den Tag genug gesehen und wären erschöpft. Der Rückweg verlief entsprechend zäh, man kann sich bei Vorpubertierenden aber letztendlich immer auf einen Wutanfall verlassen, der dann über die letzten Kilometer trägt.

    Um 21 Uhr waren sie beide eingeschlafen. Es wäre ganz praktisch, für die Abendgestaltung immer einen Touribus und einen Eiffelturm zur Hand zu haben.

    Montag, 26. Oktober 2015
    Blogging November - 1452

    Zu meiner geheimgehaltenen Überraschung saßen wir heute Mittag tatsächlich im Zug nach Paris - Überraschung, weil ich bis zum letzten Moment das Gefühl hatte, dass diese Reise aus irgendwelchen Gründen nicht stattfinden würde, ich sah sie nicht vor mir, vermutlich lag es einfach an zu viel um die Ohren.

    Jetzt muss man zwei Elfjährige auf Zugfahrten natürlich nicht mehr beschäftigen, das können die wunderbar selbst. Manchmal muss man jedoch moderierend eingreifen. Zuerst schrieben sie ein Drehbuch für einen Film, irgendwas mit Wölfen. Schwenkten dann jedoch um auf ein Drehbuch, das Rollen für alle anderen Personen im Waggon vorsah. Um Saarbrücken herum wurde klar, dass das zeitlich nicht hinhaut. Kurz waren sie entmutigt und begannen wilde Hampeleien - pädagogisch wertvoll schickte ich sie Kaffee holen im Bordrestaurant. Leider kamen sie gleich auf dem Rückweg auf die nächste Spielidee: jede könnte einen Gegenstand nehmen, dann ginge jede in die andere Richtung im Zug und dürfte vier Mal mit beliebigen Passagieren den Gegenstand tauschen. Wer dann mit dem besten neuen Gegenstand zurückkehrt, hätte gewonnen. Dieses Spiel konnte ich durch Verweigerung der Herausgabe eines meiner Gegenstände unterbinden - eigene Sachen wollten sie nämlich nicht tauschen. Sie schrieben nun schmollend weiter an Drehbuch 1 und bauten die Rolle einer gemeinen Oberaufseherin für mich ein.

    Von Paris zegte sich die Brut zunächst unbeeindruckt. Bahnhofshalle? Sieht aus wie Frankfurt. Vor dem Bahnhof? Sieht aus wie Edinburgh. Straßenzüge? Sieht aus wie Barcelona. Jetzt muss man dazu sagen, dass die erste Reise in dieser Konstellation - vor ein paar Jahren war das - nach Venedig ging. Schnee und Acqua Alta in Venedig ist schwer zu toppen. Eigentlich könnten wir ab jetzt immer zu Hause bleiben.

    Vom Apartment waren sie dann aber sehr angetan, bzw. vom Haus - ein hohes, altes Stadthaus in der Nähe des Triumphbogens, man kommt hinein, geht durch einen Flur in einen Innenraum, in dem ein kleiner Brunnen plätschert, dann eine sehr enge Holzwendeltreppe hinauf, in deren Mitte ein gläserner Einpersonenaufzug fährt, die Stockwerke sind komplett unterschiedlich hoch. Haussmannstil würde ich schätzen, kenne mich da aber nicht so aus.

    Etwas anschauen wollten sie dann nicht mehr, nur die nähere Umgebung erkunden. Wir kehrten in einer Crêperie ein und dann in einem Supermarkt, fanden auf dem Rückweg ein kleines Café direkt links neben dem Haus für den Frühstückskaffee sowie eine unglaubliche Menge an Thai-Restaurants.

    Nun sind die Kinder im Nebenzimmer und sprechen dort lautstark und verblüffend überzeugend Fake-Französisch. Was wohl die Nachbarn denken?

    Sonntag, 25. Oktober 2015
    Blogging November - 1451

    Ich wüsste gern, was mich derartig ausgeknockt hat, dass ich kaum einen Fuß vor den anderen setzen kann und mich noch nichtmals in der Lage sehe, ein Paket aus der Packstation abzuholen. Steckt mir die letzte Woche in den Knochen? Die Aussicht, die nächsten vier Tage allein mit zwei Präpubertären zu verreisen? Ist eine Erkältung im Anflug? Oder war es etwa das Kraulschwimmen gestern - nein, bestimmt war es der Whirlpool!!

    Was ich auch gern wüsste: wer packt jetzt meinen Koffer?

    Sonntag, 25. Oktober 2015
    Blogging November - 1450

    Es war sehr knapp heute. Fast hätte ich in der Wohnung alle Lichter ausgeschaltet, das Handy auch, mich dann im Flur auf dem Fußboden eingerollt und so getan, als wäre ich nicht da, wenn die Kraulschwimmpartnerin erst "bin da" whatsappt und dann klingelt. Eine Stunde vorher hatte ich nochvollmundig "HINTERHER werden wir es super finden" geschrieben. Wie das wohl wäre, so etwas zu machen? Leider kann ich es nicht ausprobieren, Lebensregel Nr. 10 ("Halte Verabredungen ein.") macht es unmöglich.

    So waren wir also heute schwimmen. In einem uns bis dahin fremden Schwimmbad. Im Auto hatten wir noch kurz die Hoffnung, es könne schon geschlossen haben aber nein: bis 22 Uhr auf. Dafür war es sehr leer, wir hatten eine Bahn für uns und ausreichend Platz, den aktuellen Kraulschwimmkonditionsstand auszutesten. Im Sommer war das ja mit Ach und Krach eine Bahn. Jetzt sind entspannt (also ohne Probleme mit Atmung, mit der Kraft sowieso nicht, Kraft ist im Gegensatz zu Kondition im Übermaß vorhanden) zwei Bahnen inklusive Rollwende möglich, mit Beißen ginge natürlich mehr 200-300 Meter ohne Pause, schätze ich, aber wer will an einem Samstagabend um 21 Uhr schon beim Schwimmen beißen.

    Statt dessen gingen wir in den Whirlpool. Samstagabend, 21 Uhr, ein Whirlpool nur für uns, nicht, wie sonst, vollgestopft mit Herren im besten Alter. Leider bin ich in Whirlpool nicht so gut wie in Kraulschwimmen, genau gesagt: ich bin eine Whirlpoolversagerin. Es war sehr warm. Ich saß auf dem Steinsims und starrte auf das blubbernde Wasser. Was tun? Vielleicht liegen? Das war am Kopf nicht bequem. Vielleicht im Wasser treiben? Die Blubberbläschen trieben mich ab, gegen die Kraulschwimmpartnerin. Vielleicht seitlich auf den Steinsims legen? "Was machst Du da?!", fragte die Kraulschwimmpartnerin. Sie ist sehr gut in Whirlpool. Ich meinte, aus ihre Stimme etwas Anstrengung bezüglich meiner Zappelei zu entnehmen.

    Zu meiner Erleichterung gingen wir bald wieder schwimmen. Nun hatte sich das Becken überraschend gefüllt, wir suchten uns die am wenigsten beschwommene Bahn. Ausnahmslos Sportschwimmer waren unterwegs, eine Frau schwamm auf uns zu und sagte etwas. Es klang wie "Meine". Oder "Hallo". Oder "Danke". Oder "Achtung." Irgendetwas zweisilbiges. Egal, wir schwammen los. Es hat definitiv etwas von Revier markieren, wenn man seine Bahn einkrault. Positiv zu vermerken: wir fallen unter den Sportschwimmern nicht mehr auf. Allenfalls durch unseren guten Stil.

    Nochmal Whirlpool. Man muss ja auch an seinen Schwächen arbeiten. Sehr warmes Geblubber, ich musste die Bauchatmung üben, damit mir nicht schummrig wurde. Vielleicht sind diese Precogs bei Minority Report KraulschwimmerInnen, denen im Whirlpool komisch geworden ist. Sehr laut ist es in so einem Whirlpool ja übrigens auch, man muss sich im Gespräch anschreien und die erhöhte Position des Pools trägt die Konversation durch die gesamte Schwimmhalle. Wir sprachen folglich über Botanik.

    Ob wir dann nochmal schwammen, weiß ich gar nicht, der Whirlpool hatte mein Gehirn vernebelt. Aber mit einem hatte ich Recht: Hinterher fanden wir es super.

    Freitag, 23. Oktober 2015
    Blogging November - 1449

    So. Inbox nicht Zero, tausend Sachen offen, Ablage nicht geschafft, den Dienstleister, den ich nicht erreichen kann nicht erreicht und daher jetzt wie so wer, der per SMS Schluss macht, eine Mail geschrieben und überhaupt totales Chaos, aber:

    Urlaub!


    Jetzt noch schnell ein spontanes Mini-Karaoke.

    November seit 6818 Tagen

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