Äpfel werden hier ab jetzt nur noch so gegessen:
Geht ganz einfach - wenn Sie auch wollen, schauen Sie hier.
Ich bin etwas ermüdet, Sie haben sicher Verständnis. Nach mehreren Tagen war ich heute ja mal wieder tagsüber unter Menschen - unter vielen Menschen, über 130, alle in einem Raum und jeder an einem kleinen Tisch mit einem Schildchen mit Nummer drauf, dann stellte jeder eine Halbliterplastikflasche hin (meist: Apfelsaftschorle), es folgen Apfelschnitze, Schokoriegel und Traubenzucker, dann viel Papier und alle schreiben hektisch mit der Hand, 2,5 Stunden lang. Dann rennen alle raus, reden wild durcheinander, rennen wieder rein und dasselbe Verfahren nochmal.
Ein völlig absurdes Bild. Daran hatte ich Spaß. Morgen wieder.
Seit ungefähr 1,5 Jahren weiß ich ja - also so grob - dass ich morgen eine Prüfung habe. Seitdem habe ich eine Mappe, in die ich immer mal wieder Informationen gesteckt habe - auf kleinen Zetteln, auf großen Zetteln, auf Post-its, auf Sachen, die irgendwo herausgerissen wurden - mit Informationen, von denen ich glaubte, dass sie sich im Zusammenhang mit dieser Prüfung nochmal als nützlich erweisen könnten.
Heute habe ich im Sinne des Finetunings der Prüfungsvorbereitung diese Mappe durchgesehen. Und dabei entdeckt, dass ich mehr als 10 Mal - zehn! Mal! - exakt dasselbe Diagramm dort hineingelegt habe. Manchmal aus einer Zeitung herausgerissen, machmal säuberlich mit Lineal und Kästchen aufgezeichnet, manchmal zwischen Tür und Angel hingekritzelt und sogar eine verblichene Kopie, die ich von (hüstel) einer Pinnwand woanders entwendet habe. Es war mir offenbar wichtig, aber dann doch auch nicht so wichtig, dass ich mir die Beschaffung dieser Information für länger als 4 Wochen am Stück gemerkt hätte.
Ich habe diese Zettel jetzt alle weggeworfen. Das werde ich jetzt nicht mehr lernen, denn: das muss doch schon irgendwo in meinem Kopf sein!
Wir befinden uns auf einem relativ großen Platz, irgendwo mitten zwischen dem Aufgang einer S-Bahn und einer Bushaltestelle und Kentucky Fried Chicken. Auf diesem Platz harre ich mit zwei Kindern aus, weil das eine Kind dort um 18 Uhr von seiner Mutter abgeholt werden soll. Es ist 18:05 Uhr, die Kinder konnten schon nicht mehr still stehen und machen Handstandüberschlag und so Sachen und ich gehe gedanklich Prüfungsthemen durch, während ich eine Mail an irgendwen im Büro schreibe, der einen fortgesetzten Nervenzusammenbruch vortäuscht, weil ich noch immer (immer noch! seit schon 6 Tagen!! Die Welt geht unter!!!) im Urlaub bin.
Stimme von rechts: Heeeeee aus dem Weg!
Frau N: Mhn? (guckt kurz hoch, kein plötzlicher Menschenauflauf oder sonstiger Verkehrsansturm, man weiß ja nie, neulich noch hatte ich einen ausländischen Chef am Telefon, der war am Flughafen und wollte von mir erfragen, wie er wohl trotz Streik nach Hause kommt, doch bevor ihm sagen konnte, dass gar nicht, rief er mit einer gewissen überraschten Contenance "I will call back later, I am being swept away by a trade union march!" Das war aber ja hier alles nicht der Fall. Da stand nur ein einzelner Typ mit Tattoos und wenig Frisur rechts von mir, sonst 50 Meter Luft auf allen Seiten.
Typ: Aus dem Weeeeeg! Du stehst im Weeeeeg!
Frau N: (tippend) Nein, nein. Ich stehe hier, der Weg ist woanders.
Typ: Der Weg ist da, wo ich gehe!
Frau N: Sie suchen Streit.
Typ: Ey ich habs nur eilig, ich muss hier lang! Du stehst im Weg!!
Frau N: Sie suchen Streit und ich bin gleich für Sie da, wenn ich die Mail fertig geschrieben habe.
Typ: Und dann? Hä?? Hä?? (macht Rempelbewegungen)
Frau N: (plustert sich auf und geht ganz schnell ganz nah an den Typen) DANN VERPISST DU DICH!!!
Typ: (weglaufend) Nur Irre und Ausländer in dieser Stadt, echt nur Irre und Ausländer!!
(Ich gebe zu, die Nerven liegen etwas blank, wenn man in 2 Tagen Prüfung hat. Don't taunt the wretched.)
Gestern war ich im Theater, das war ein Erlebnis. Beinahe denke ich immer, ich wäre noch nie zuvor im Theater gewesen sondern immer nur in der Oper, was aber nicht stimmt (auch wenn ich sicher 10 Mal öfter in der Oper als im Theater war). Zum einen war ich in den letzten Jahren sehr häufig im Kindertheater, gut, das ist ein bisschen was anderes. Ich war aber auch ein paar Mal im English Theatre - gut, das waren meist mit viel Amusement, auch irgendwie was anderes. Dann war das Theater noch relativ häufig bei mir, also: fand nicht in Theaterräumlichkeitne statt sondern kam in die Schule und trat da auf, meist mit brechtesken Stücken, das ist natürlich wirklich etwas völlig anderes, weil das Ganze Drumherum fehlt. Mindestens einmal war ich aber schon in einem richtigen Theater, damals verließen nackte Personen die Bühne Richtung Sitzreihe, es war wohl eine moderne Inszenierung, alles weitere habe ich verdrängt - ähnlich wie das mit Frau Herzbruch durchlebte Krimi-Dinner, über das wir den Mantel des Schweigens decken.
Gestern sahen wir Biedermann und die Brandstifter - fast hätte das nicht geklappt, denn unmittelbar, nachdem ich der Begleitung meine Bewunderung ausgesprochen hatte, wie sie ohne Navi den Weg durch die Frankfurter Innenstadt meisterte und sie darauf "ich bin ja hier aufgewachsen" antwortete, verfuhren wir uns eklatant und parkten letztendlich einfach irgendwo in gefühlter Nähe zum Theater. Zum Glück parkten andere Leute auch einfach irgendwo und zum weiteren Glück scheint man Theaterbesuchern ihre Passion häufig anzusehen, jedenfalls entschieden wir uns mit einem Blick, den richtigen Personen hinterzuhasen, um eine Minute vor geplantem Beginn der Vorstellung im Foyer zu landen. Und zum dritten Glück scheint Theater cum tempore zu beginnen, so dass wir sogar noch aufs Klo gehen konnten.
Im Theater selbst beeindruckte mich zuallererst die Parfumwolke der mich umgebenden Damen, dann die tatsächlich klischeehafte Gewandung eines Großteils der Zuschauer, dann wurde es ganz dunkel und dann geschah furchber viel auf einmal. Ganz viele Videoprojektionen mit Bild und Text und Ton - Snowden, Atompilze, hungernde Kinder in Afrika, Obama, Gaza, Gebärdensprache, Zeichentrickfilme, irgendwas im Dschungel, irgendwas in einer Höhle oder so, eine Skyline, Nachrichtensendungen, Talkshows, alles gleichzeitig, dazu eine Opernsängerin und jemand, der nur Vokale spracht und jemand in Unterhose und man dachte sich: wer sind die alle und wann kommt denn jetzt mal Biedermann?
Biedermann kam und war ein Unsympath der Sorte, die man aus vollem Herzen verachtet, während man sich gleichzeitig mit einem kleinen, weit hinten abgelegten Teil des Bewusstseins in ihm wiederfindet. Die Kernhandlung fand zum Glück auch mit Konsonanten statt. Der Chor blieb etwas befremdlich. Interessant auch, dass schon eine angezündete Zigarette auf der Bühne eines riesigen Saales so viel Gestank verbreitet, wie hat man das eigentlich "früher" in Kneipen ausgehalten?
Die Aufführung hat mich sehr beeindruckt. Und spannend war sie, obwohl ich die die Handlung ja kannte. Ob ich sie gut fand oder nicht, kann ich noch nicht genau sagen, denn es war alles ein bisschen viel und sehr, sehr anstrengend. Das muss erst noch sacken.
Frau N: hat in einer Aktion 6 Probebeutelchen Katzenfutter gekauft. Stellt eins hin.
Katzen: Kommen fast um vor Begeisterung. Täglich leergeschleckte Schälchen. Oh wie gut! Ich will nur noch das! Wieso ist der Napf leer? Wieso gibt es nicht mehr davon?
Frau N: kauft große Menge des neuen Futters. Stellt das neue Futter hin.
Katzen: Wie eklig! *scharr scharr scharr scharr*. Das kann doch keiner essen! Wo ist unser richtiges Futter? *scharr scharr maunz maunz*. Komm, wir nagen alle Plastikverpackungen in der Wohnung an, als Zeichen, dass wir so großen Hunger haben und nur indiskutable Abfälle im Napf sind.
Frau N: Ist nach einem halben Tag Gemaunze weichgekocht und stellt das alte Futter wieder hin.
Katzen: Ahhhh. (zittern mit dem Schwanz). Eeendlich. Das gute alte Futter. (nehmen ein Maul voll). Ach. Nee, lass mal. Wir essen doch lieber das neue. (Fressen voller Begeisterung das seit mehreren Stunden vor sich hintrocknende neue Futter und lecken den Napf aus).
Hier so. Jedes Mal.
Lernen ist ja so eine faszinierende Sache. Wie man liest und liest und liest, und dann etwas ganz anderes macht, zum Beispiel mit einer Freundin telefoniert, und während man spricht klacken plötzlich Dinge an ihren Platz und man muss komisch kichern, weil man statt simple Sachverhalte ganz normal auszudrücken auch plötzlich in Fachjargon sprechen und den Sachverhalt "wer bringt welches Kind wann wohin" grafisch und tabellarisch aufarbeiten könnte, um den Transportaufwand unter den Erwachsenen am Minimalprinzip auszurichten.
Zu meinem Prüfungsgebiet gibt es eine Unmenge an alten Prüfungen mit Musterlösungen legal zu erwerben. Damit befasse ich mich momentan (nicht mit dem Erwerb, mit der Bearbeitung, natürlich). Das ist ziemlich gut. Denn zum einen ist noch herauszufinden, wo aus dem Wust des Stoffes so ganz grob in den letzten 10 Runden die Schwerpunkte gesetzt wurden und was man mit sehr geringem Risiko nicht bis in die letzte Ecke verinnerlicht haben muss (sprich: ungelesen entsorgen kann). Zweitens reichte es nicht, die Sachen zu wissen. Man muss sie auch so ausdrücken können, dass sie zur Frage passen und das ist im Moment mein Hauptanliegen, denn die Fragen sind - finde ich - teilweise gewöhungsbedürftig formuliert. Da werde ich den Dreh aber schon noch kriegen. Auch muss ich noch die richtige Perspektive finden, ich beantworte die Fragen ständig aus Arbeitnehmersicht, was nicht unbedingt zum gewünschten Ergebnis führt.
Momentan bin ich an einem Punkt, an dem ich mit 1/3 der Fragen rein gar nichts anfangen kann, mit 1/3 kann ich mehr oder weniger vollständig beantworten und mit 1/3 bin ich so vertraut, dass die Antwort - ach was, schon die Frage! - mir so auf die Nerven geht, dass ich mich nicht dazu durchringen kann, die Lösung zu notieren. Ich vertraue aber darauf, dass in der Prüfung das Adrenalin diese Aversion überblendet - das war bisher immer so.
Insofern glaube ich, das Bestehen ist gesichert. Jetzt feile ich an der Note.
Vielleicht bin ich durch die Lernerei zur falschen Tageszeit draußen - ich treffe jedenfalls überhaupt keine verrückten Leute zur Zeit.8 Gut, vielleicht liegt es auch daran, dass mein Tagesablauf zur Zeit ungefähr 80% weniger "unter Leuten sein" umfasst. Aber ja nicht mehr lang. Zum Glück, möchte man fast sagen.
Neulich war ich ja frühstücken, da kam dann der Koch aus der Küche um anzuordnen, dass ich nicht lese, während ich sein Rührei esse, und weil ich mich renitent verhielt, setzte er sich dann einfach mit an den Tisch, um das Ganze besser zu überwachen. Dabei erzählte er, wie er das Rührei genau zubereitet. Lustigerweise fand ich es jetzt gar nicht so das Knaller-Rührei - es war zwar lecker, aber ziemlich überwürzt. Ich bin, was Rührei angeht, nämlich eher Puristin, und in diesem war sogar etwas Asiatisches und oben drauf mehrere Hand voll Schnittlauch. Und Tomate war auch drin, das stand aber sogar auch auf der Karte, es gab aber nur die Wahl zwischen "mit Tomate" oder "mit Schinken". Und ich war unterkoffeiniert, ich war nämlich seit halb 8 unterwegs und habe dann erst festgestellt, dass alle angenehmen Frühstückslokalitäten erst um 9 Uhr öffnen. Das war sehr schlimm, alles weitere war dagegen nur ein kleines Übel.
Und dann war da noch der Optiker, der sage, die Brillenglasbestellung dauert 3-4 Tage, und dann rief er am nächsten Tag an, die Gläser seien da. Das Einschleifen dauere ca. 1,5 Stunden, aber als ich dann durch verwickelte Umstände schon nach 20 Minuten zurückkehrte, wer er schon fertig. Sowas hat man ja sonst auch nicht.
Morgen gehe ich raus. Also, es ist nicht so, dass ich nicht eh jeden Tag rausgehen würde aber morgen verbringe ic h den Tag nicht zu Hause. Ich habe nämlich einen Lagerkoller und außerdem bin ich zu schnell mit dem Lernen, es ist nicht mehr dringlich genug, weshalb ich dann Hänger habe.
Der Plan ist also, dass ich morgen, wenn ich Mademoiselle zur Schule gebracht habe, nicht an den Küchentisch zurückkehre, sondern irgendwo frühstücken gehe. Dazu nehme ich vielleicht ein paar Sachen zum Durchschauen mit, Übungsklausuren, mal sehen. Wenn ich keine Lust mehr auf Café habe, könnte ich direkt ins Büro gehen, wo ich nämlich zur Mittagszeit eine kleine Ansprache halten werde. Da kann ich mich also eigentlich auch gleich ins Büro setzen und lernen, ach nein halt, das hatte ich ja die letzten 1,5 Jahre ergebnislos versucht, das lasse ich lieber.
Also doch länger Café und dann ein paar Erledigungen und dann erst ins Büro. Und danach vielleich ein Spaziergang. Ja, das ist gut, frische Luft ist wichtig.
Damit, dass die Putzfrau morgen hier herumfuhrwerkt und auch noch die Fenster putzen will, hat das natürlich alles gar nichts zu tun.
7 Jahre ist das Novemberregenblog heute alt.
Da fällt mir doch glatt nichts zum Schreiben ein.
(edit: und tatsächlich auch dabei verrechnet: es sind 8!)