16.
Ich habe keine bekannte Allergie, aber es kommt ab und an vor, dass ich mich direkt nach einem Essen (oder noch dabei) von jetzt auf gleich übergeben muss. Vorher und nachher geht es mir gut.
Es liegt nicht daran, dass mir das Essen nicht schmeckt, sondern scheint irgendeine Art von Unverträglichkeit zu sein. Zu Hause ist mir das noch nie passiert, aber sowohl in Restaurants als auch in der Kantine und bei Freunden schon. Meist handelt es sich um Speisen mit asiatischen Gewürzen. Ich hatte längere Zeit Koriander im Verdacht, konnte das aber durch Ausprobieren nicht belegen. Die aktuelle These ist, dass es kein Lebensmittel oder Gewürz an sich ist, das diese Reaktion hervorruft, sondern Rückstände (von Pestiziden o.ä.), zum Beispiel in Gewürzen, auf die ich eben empfindlicher reagiere als andere.
15.
Ich bedaure es, nie ganz allein gewohnt zu haben.
Ich habe erst bei meinen Eltern gewohnt, dann in einer WG, dann bin ich mit Herrn N. zusammengezogen. Am allein wohnen finde ich so attraktiv, dass alles immer genau so ist, wie man es selbst hinterlassen hat und dass niemand mit einem spricht, außer man bemüht sich darum. Das stelle ich mir sehr entspannend vor. Andererseits ist mir natürlich bewusst, dass das allein wohnen auch Nachteile hat, nämlich ziemlich genau, dass alles immer so ist, wie man es selbst hinterlassen hat und dasss niemand mit einem spricht, außer man bemüht sich darum.
Man sieht, es ist kompliziert. Aber ich hätte es gern einmal ausprobiert.
14.
Wenn jemand jammert, überlege ich mir meistens eine Lösung. Es hat viele jahre gedauert bis ich gelernt habe, dass das - aus verschiedenen gründen - so nicht funktioniert. Ich lerne noch, die Lösung dann für mich zu behalten, außer ich werde gefragt.
13.
Ich spreche nicht über dieses Blog.
Nicht, weil es der Fight Club wäre oder dergleichen. Eigentlich aus keinem speziellen Grund. Ich finde nur Gespräche darüber nicht interessant. Generell langweilt mich die Metaebene, ich mache mir keine Gedanken darüber, warum das hier so ist, wie es ist, deshalb gibt es darüber auch nichts zu sagen.
12.
Ich kann einfach nicht mit Zahlen.
Beispielsweise sieht man an der Überschrift, dass mir irgendwo neulich wohl rund 130 Tage* "abhanden" gekommen sind. Ich muss bei den Geburtsjahren meiner Geschwister sehr nachdenken, ich weiß nicht, wie viel Geld ich verdiene und auch nicht auswendig, wie viele Mitarbeiter ich habe. Wenn ich im kleinen Einmaleins etwas rechnen muss, zähle ich heimlich mit den Fingern mit, wenn ich in einen Zug einsteigen will, kann ich mir nur die Waggonnummer merken, drinnen muss ich den Sitzplatz dann nochmal nachschauen. Ich kenne von meinen Freunden die Hausnummern nicht, Telefonnummern sowieso nicht (ich kann sie aber nach Gehör wählen!) und meine eigene Bankverbindung weiß muss ich auch jedes Mal nachschauen. Gestern hatte ich im Restaurant eine Rechnung über 29 Euro, gab 52 und sagte großzügig "bitte 30 zurück". Und bekam sie auch, Himmel, ich kann zwar nicht rechnen, aber die Leute tun, was ich sage.
Zahlen interessieren mich einfach nicht, sie sagen mir nichts und ich kann sie mir deshalb überhaupt nicht merken. Es erschwert das Kopfrechnen natürlich ungemein, wenn man nach einer Zehntelsekunde die Zahlen, um die es geht, schon wieder vergessen hat. Ähnlich ist es hier: ich schaue auf der Startseite, welche Zahl heute dran wäre, dann klicke ich auf neuer Beitrag und dann habe ich die Zahl leider schon wieder vergessen und rate. Manchmal mehr, manchmal weniger gut.
Auf dem Papier bin ich mit Zahlen übrigens recht gut, ja, ich bin sogar ein großer Freund des Drei- und Kettensatzes. Noch lieber mag ich es aber, wenn Zahlen durch Buchstaben ersetzt werden. Vielleicht handelt es sich einfach um ein Motivationsproblem.
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*Sehen Sie, schon wieder. 113 müssten es (glaube ich) sein, ich konnte mir die Zahl leider nicht lange genug merken, bis ich sie aufgeschrieben hatte. Sie klang aber ähnlich...
11.
Ich habe den perfekten Wunsch gefunden.
Wenn ich mir etwas wuenschen darf - wenn ich die Geburtstagskerze auspuste oder eine Wimper auf meine Wange finde oder mit wem ein Wort gleichzeitig gesagt habe oder so - wuensche ich mir immer exakt dasselbe. Seit ich mich erinnern kann.
Ich kann das natuerlich nicht verraten.
10.
Ich übersetze ehrenamtlich für eine Wohltätigkeitsorganisation, die Mikrokredite vermittelt, vom Spanischen ins Englische.
Über Mikrokredite kann man durchaus geteilter Meinung sein. Das hier aufzudröseln führt viel zu weit, es ist eher ein Thema für eine Doktorarbeit und zusätzlich natürlich auch noch eine Frage der Einstellung. Kurz gesagt sprechen wir über ein Modell der Entwicklungspolitik. Es geht bei Mikrokrediten ganz grob darum, Personen, die von keiner Bank jemals einen Kredit erhalten würden, Kapital zur Verfügung zu stellen, das sie, wenn alles gut geht zurückzahlen.
Kritikpunkte sind unter anderem, dass die Darlehen (aus Not) oft im Alltag versickern statt zum Aufbau eines Geschäftsmodells zu dienen und das Ganze also möglicherweise nichts bringt. Zusätzlich gab es häufiger Fälle, in denen Personen ihre Raten nicht zurückzahlen konnten und sich aus Verzweiflung umgebracht haben. Und Kleinstdarlehen sind als Hilfe auch nicht weitreichend genug.
Dennoch glaube ich, dass hier für manche Personen eine gute Möglichkeit geschaffen wurde. Es ist vielleicht keine perfekte Möglichkeit und nicht für jeden genau die richtige, ebenso wie nicht alle Pläne immer aufgehen. Aber es kann eine Chance sein für den, der sie nutzen möchte, und Chancen finde ich generell immer gut. Deshalb mache ich da mit und übersetze eben Texte über Kreditnehner, die aus spanischprachigen Ländern (meist Süd- und Mittelamerika) eintreffen, ins Englische, so für etwa drei Stunden pro Woche.
Besonders begeistert bin ich ehrlich gesagt darüber, dass ich das kann. Es wurde für Spanisch ein verhandlungssicheres und für Englisch ein muttersprachliches Niveau erwartet, so dass ich während der Tests immer ein bisschen Angst hatte, als Hochstapler aufzufliegen. Ist aber ja nicht passiert und so explodiert mein Vokabular in Bezug auf Anbau von Kaffee und Südfrüchten, Textilverarbeitung, Fischerei und ähnlichem derzeit geradezu - allerdings nur auf Spanisch und Englisch, wie diese ganzen Dinge auf Deutsch heißen, werde ich wohl nie erfahren.
9.
Wo wir gerade bei Kindern sind: ich habe mein Kind noch nie bestraft. Ich bin auch selbst, soweit ich mich erinnere, nie bestraft worden.
Vielleicht halte ich von diesem Konzept deshalb so rein gar nichts - der Gedanke von Über- und Unterordnung in einer Familie ist mir absolut fremd.
Verstehen Sie mich nicht falsch - ich bin nicht der Kinderflüsterer, insgesamt meckere ich glaube ich überdurchschnittlich viel und bin auch häufig angestrengt. Nur sind mir Erziehungsstrategien und Bestrafungskonstrukte eher zuwider - das ist, finde ich, auch eine Frage von Respekt. Bekomme ich abends auf der Couch keine Schokolade, weil ich meine Taschen im Flur nicht weggeräumt habe? Den Tag muss ich erst noch erleben.
Ich erziehe - wenn man überhaupt von erziehen sprechen möchte, ich würde eher sagen ich "ordne das Zusammenleben" - durch Reaktion und Logik. Reaktion bedeutet zum Beispiel: Wenn das Kind mir weh tut, sei es aus Unachtsamkeit, aus einem dummen Zufall oder extra, dann schreie ich. Weil das einfach meine natürliche Reaktion ist. Ich bin weder ein Roboter noch so Zen dass ich dann "Ohh, da hast du mir weh getan, das wollen wir nächstes Mal anders machen!" sage - ich schreie halt "AUA AUA AUA!!". Und wenn es extra war, werde ich zusätzlich sehr ärgerlich. Logik bedeutet zum Beispiel: wenn das Kind sich weigert, eine Regenjacke anzuziehen, wird es nass. Wenn das Kind seine Hausaufgaben nicht macht, kriegt es Ärger in der Schule. Wenn das Kind sich im Bus nicht benehmen kann, steigen wir aus und gehen zu Fuß. Der Lerneffekt ist hier, finde ich, ein viel unmittelbarer, als wenn auf Fehlverhalten im Bus Fernsehverbot folgen würde. Mademoiselle hat z.B. auch im Alter von 4 Jahren schon sehr gut verstanden, dass sie im Kindergarten einen Schlafanzug anhaben wird, wenn sie sich morgens nicht anzieht.
Natürlich kann man so etwas nicht verallgemeinern und muss natürlich auch immer den Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigen. Generell aber frage ich mich, wenn ich von dem ausgehe, was ich in der Schule so höre, wie manche Eltern noch den Überblick über ihre Sanktionen behalten und, ähnlich wie beim Essen, wie viel Stress man sich insgesamt machen möchte.
8. Ich lasse mein Kind essen was es will und wann es will.
Wir bewegen uns hier natürlich im erweiterten Bereich "Lebensmittel". Sonst gibt es dazu eigentlich sonst nicht viel zu sagen. Es ist so, weil ich der festen Überzeugung bin, dass bei einem guten Angebot an Lebensmitteln - und das gibt es hier ja: der Gemüsemann bringt wöchentlich einen Haufen Obst und Gemüse, ich koche täglich frisch und im Kühlschrank gibt es Käse, Joghurt und so - der noch nicht durch irgendwelche Interventionene/Restriktionen verdorbene Körper signalisiert, was er braucht und das Kind sich selbst reguliert.
Die Sache scheint auch so aufzugehen. Das Kind isst alles außer Pilzen. Natürlich gibt es immer mal merkwürdige Situationen, z.B. wenn es nach der Sommerpause wieder Haselnussjoghurt gibt. Dann verschlingt sie davon auch mal 4 Stück hintereinander.
Auch so ist sie manchmal speziell und isst z.B. einen ganzen Tag nur Fleisch und Wurst, meist mag sie dafür dann am nächsten Tag nur Brot und Müsli und am übernachsten nur Obst und Gemüse - als hätte sie ein eingebautes zeitgeschaltetes Trennkostmodul.
Manchmal isst sie auch einen ganzen Tag nur Süßigkeiten. Danach meist für längere Zeit gar keine. Sowieso weiß sie auch bei Süßigkeiten sehr genau, was sie gerade will. Das finde ich gut. Heute hatten zum Beispiel folgenden Dialog:
Frau N: "Willst du ein Eis?"
Mademosielle: "Das Café Eis hat zu."
Frau N: "Aber das andere Eiscafé hat auf."
Mademoiselle: "Dort schmeckt es nicht so gut wie im Café Eis. Ich warte, bis das Café Eis wieder aufmacht."
Frau N: "Das wird aber erst im März sein."
Mademoisell: "Das ist okay. Das ist ja schon in 5 Monaten."
Ähnlich war es neulich:
Mademoiselle: "Mama, ich möchte Bitterschokolade von Lindt."
Frau N: "Haben wir nicht. Wir haben Milka Vollmilch."
Mademoiselle: "Nein, da hab ich keinen Appetit drauf. Dann warte ich lieber, bis ich auf etwas anders Hunger kriege."
Ich denke, das läuft gut. Und davon abgesehen muss ich nie über Essen streiten oder genervt oder angestrengt von den Essgewohnheiten meines Kindes sein. Damit habe ich sehr, sehr viel Glück.
7.
Es gibt bestimmte Begriffe oder Redewendungen, die nicht objektiv negativ belegt sind, die ich aber rein von der Sprachverwendung her unmöglich finde. Wenn eine Person diese schreibt oder spricht, fällt es mir sehr schwer, ihr weiterhin unvoreingenommen zu begegnen.
Etwa genauso stark stört es mich, wenn jemand in meinem Beisein eine Sache mehrmals erzählt und dabei genau denselben Wortlaut verwendet. Das ist inakzeptabel, egal wie sehr er sich beim ersten Mal bewährt hat. Und sowieso stören mich inflationär gebrauchte und damit abgenutzte Wendungen. Und auch Regionalismen stören mich, außer man stammt aus der entsprechenden Region. Mildernde Umstände gibt es, wenn man sich gerade dort befindet.
Ich bemühe mich, niemanden merken zu lassen, dass für mich derartiges Sprachverhalten Rückschlüsse auf eine Geisteshaltung nahelegt, weil ich es selbst sehr schrullig von mir finde.