Im Büro: Aufspringen, um einen Bewerber, der herumgeführt wird, zu begrüßen. Dabei über eine auf dem Boden stehende Sektflasche (frisch eingetroffenes Diensleistergeschenk) stolpern. Diese aufgrund räumlich-zeitlicher Verwirrung für den Kater halten und "oh, tschuldigung, Charlie!" ausrufen.
Ich würde sagen, der hat gleich den richtigen Eindruck bekommen.
Eigentlich wollten wir ein Rollo an Mademoiselles Regal anbringen. Weil ich nämlich Regale generell schlecht finde, weil man den Krempel sieht; wie man weiß, bin ich kein Freund des Krempels. An eine Hälfte des Regals sollte also ein Rollo, an die andere nicht, so dass man noch diverse Harry-Potter-Devotionalien ausstellen und vom Bett aus sehen könnte.
Das besprachen Herr N. und ich mal hier und mal dort und die Großeltern warfen ein, dass sie möglicherweise ein Rollo für uns hätten, das sogar früher mal an ebendiesem Regal gewesen sei. Man muss nämlich wissen: Herr N. hatte das Regal schon als Kind. Vermutlich mit Rollo. Ob dieses Rollo jetzt weiß oder grau oder gelb sei, wusste man nicht mehr genau; angesichts der Historie stieg in mir die Vermutung auf, es könne sich um eine Mischung der genannten Farbtöne handeln. Ich beschloss, schnell tätig zu werden.
Als nächstes kam Frau Herzbruch. Ich erzählte vom Rollo und Frau Herzbruch, nie um eine Meinung verlegen, fand Rollo schlecht. Einerseits weil es sich ausbeult bei unordentlichen Kindern, die größere Dinge ins Regal stellen, als hineinpassen, und dann geht es schnell kaputt und sieht sowieso auch hässlich aus. Zweitens - und dieser Punkt stand möglicherweise im Vordergrund - weil Frau Herzbruch ja jetzt näht und dementsprechend Vorhänge nähen könnte. Wir waren jetzt nämlich im Plural angekommen - nicht nur vor das (halbe) Regal sollte ein Vorhang, sondern auch vor das Hochbett, unter dem Hochbett könnte man dann nämlich die Playmobilkisten lagern, die momentan oben auf dem Regal drauf sind und dort blöd aussehen.
Damit nicht noch irgendwem was anderes einfiel, kauften wir schnell Stoff. Wir hatten die Idee, das Kind den Stoff selbst aussuchen zu lassen, was ein hervorragender Gedanke war, denn den Stoff, auf den Mademoiselles Wahl fiel, hätte sicherlich keiner der anwesenden Erwachsenen (und auch Ona nicht) auch nur in die engere Auswahl genommen: roter und blauer "Samt". Nun gut.
Frau Herzbruch nähte dann unter viel Jammern die Vorhänge. Jammern, weil der Stoff so schwierig und rutschig und elastisch war und sogar drohte die Nähmaschine aufzufressen (oder so). Ich war die ganze Zeit komplett unbesorgt, man kennt diese Anwandlungen ja von allen Handwerkern und insbesondere auch von Friseuren: die Ausgangssituation und gestellte Aufgabe wird als so unlösbar und noch-nie-vorgekommen wie möglich dargestellt, um das eigene Arbeitsprodukt zu erhöhen. Ich war also verständnisvoll aber entspannt.
Die Vorhänge waren dann auch schnell fertig und es stellte sich die Frage, wie sie zu befestigen seien. Ich hätte mir eine Befestigung mit diesen kleinen Schiebestangen für Scheibengardinchen gewünscht - Vitragestangen heißen die, wie ich seit ausführlichem Googeln weiß. Ausführliches Googeln, weil es diese Stangen natürlich nicht in einer Länge von 2 Metern gibt, weil sie dann sowieso in der Mitte durchhängen würden und/oder runterfallen, sobald Kind oder Katze in die Nähe gelangen. So das Internet und Familie Herzbruch. Ich sollte Vorhangstangen nehmen.
Vorhangstangen kann ich jetzt ganz persönlich nicht leiden, sie verursachen mir ein unangenehmes Gefühl. Ich kann das nicht gut erklären, vielleicht habe ich in einem früheren Leben mal jemanden mit einer Vorhangstange erschlagen, man weiß es nicht, ist aber auch egal, denn Vorhangstangen sind natürlich mindestens genauso unpraktisch wie Vitragestangen. Sie sind nämlich genauso lang und fordern Kinder/Katzen noch mehr zum dranhängen auf und brauchen eine Halterung, die dann doof absteht. Ein schlechtes Produkt.
Während wir das alles noch überlegten, kamen wir in ein Geschäft, das neben bunten Kronleuchtern, alles-aus-Plastik-für-den-Haushalt und Halloween-Artikeln auch Seilsysteme führte. Ich persönlich habe mit Seilsystemen schlechte Erfahrungen gemacht; wir hatten in der alten Wohnung eines für den Vorhang im Wohnzimmer, und der Vorhang hing immer ein kleines bisschen durch. Ich erinnere mich noch genau an das befriedigende Gefühl, dieses System beim Auszug abzureißen und mit Schwung in die Mülltonne zu werfen - und das ist immerhin 8 Jahre her. Trotzdem schien Seilsystem jetzt für den Kinderzimmervorhang irgendwie gut, und dann sagten die Begleiter, dass es ja auch nur 7 Euro koste und man es daher mal ausprobieren könnte.
Sagen wir mal so: 7 Euro und 7 Stunden Lebenszeit. Das muss man ja auch mitberechnen. Herr N. machte die Sache mit den Schrauben und dann machten wir gemeinsam die Sache mit dem Seil und dann nochmal mit dem Seil und dann nochmal und dann riefen wir Frau Herzbruch, auf dass sie schaue, wie schön die von ihr genähten Vorhänge hingen, aber dann hingen sie leider schon nicht mehr. Wir machten das alles nochmal, das Drahtseil spelzte sich auf, ich hatte Splitter in den Händen, Herr N. Schwielen von der Zange, die Katzen trugen fröhlich Drahtstücke davon und das Kind trug den Vorhang als Abendkleid.
Statt Doppelkopf zu spielen googelte ich abends "Vorhang Hochbett Befestigung". Alle Elternforen fanden Seilsysteme super. Ich überlegte, überlegte mehr, las mehr und kam zu dem Schluss: das Seilsystem war schlecht. Schlechte Qualität und deshalb ging das alles nicht.
Dann suchte ich ein gutes Seilsystem und fand eins, mit dem Personen angeblich unglaublich schwere Vorhänge, ja quasi Wandteppiche, über 5 Meter ohne jedes Durchhängen angebracht hatten, und zusätzlich gab es auch noch Abstandhalter zum dazwischensetzen, falls man mal 100 Meter Drahtseil spannen möchte oder so. Ich kaufte also Seilsystem und Abstandhalter und eine neue Kneifzange.
Beides kam am nächsten Tag an (Exkurs: falls Sie sich, wie Herr Herzbruch fragen, warum ich nicht wie jeder normale Mensch in einen Baumarkt gehe: es ist für mich keiner fußläufig erreichbar und ich kaufe nur da, wo ich unkompliziert hinkomme oder wo man es mir bringt oder wo es mir ganz besonders wichtig ist, aber dazu gehören Baumärkte nunmal nicht). Die Seilsysteme sahen außerordentlich stabil aus, gefielen mir aber nicht, weil sie zu groß waren. Zu viel Abstand zum Regal. Und außerdem hatte ich mir zwischenzeitlich überlegt, dass ein Seil auf Griff höhe in einem Kinderzimmer einfach nie eine gute Idee sein kann. Ich wollte das nicht. Ich überlegte noch ein bisschen länger und dachte dann: Klettband, selbstklebend.
Ich informierte mich in der Folge über Klettband und fand eins, das wohl sehr gut klettet und sehr gut klebt. Es ist für glatte Flächen und eindeutig nicht für Stoff, aber Personen sagten, dass es bei ihnen auch auf Stoff gehalten habe. Ich bestellte Kettband.
Das Klettband kam gestern. Ich klebte alles an und es war wunderbar. Ich zeigte Mann und Kind und den Katzen die Vorhänge, alle bewunderten mich. Wir gingen schlafen. Morgens wachte ich auf und dachte, ich schicke Frau Herzbruch jetzt ein Foto von den Vorhängen. Ich schlich ins Kinderzimmer, den Fotoapparat gezückt, und führte einen Rumpelstilzchentanz auf: die Vorhänge lagen auf dem Boden. Das Klebeband auf dem Stoff hatte nicht gehalten.
Als ich mich etwa 10 % beruhigt hatte, drückte ich die Vorhänge genervt wieder an das Klettband und stellte dabei fest: die halten auch so an der Hakenseite. Ich brauche die Flauschseite gar nicht! Ich hänge die Vorhänge also pur, ohne Gegenstück, an das Regalklettband. Dort hängen sie seit heute morgen ohne jeden Mucks.
Und sollten sie noch einmal runterfallen, werde ich sie schlichtweg antackern.
Heute morgen wachte ich auf und musste erst einmal ca. 30 Mal niesen. Krank fühlte ich mich aber nicht. Allerdings setzte nach dem Duschen ein leichtes Halskratzen ein, auf dem Weg zur Schule begann die Nase unaufhaltsam zu laufen. In der S-Bahn bekam ich Kopfschmerzen, so, wie man sie von völlig verstopften Nebenhöhlen bekommt. Mittlerweile auch kurzatmig schleppte ich mich ins Büro, setzte mich dort auf meinen Stuhl und fühlte mich krank. Mir wurde kalt und gleichzeitig schwitzig, der Kopf dröhnte bei jedem Niesen lauter und das Schlucken tat weh und ich fühlte mich so angestrengt, dass mir fast schlecht wurde.
Also entschied ich mich, den Arbeitsplatz wieder zu verlassen. Um halb 10 saß ich wieder in der S-Bahn. Als ich nach 15 Minuten Fahrt ausstieg, ließen die Kopfschmerzen nach und ich konnte wieder gut atmen. Tatsächlich wurde das alles auf dem Weg nach Hause immer besser. Zu Hause angekommen suchte ich Tee, Lutschbonbons, Taschentücher, Nasensalbe und Schmerztabletten zusammen, holte eine Decke und eine Wärmflasche und legt mich in Erwartung des Erkältungsleidens auf die Couch.
Dann kam aber nichts, bzw. es kam, dass es mir minütlich besser ging bis ich mich rundum fit und gesund fühlte. Ich wäre sofort wieder aufgestanden, nur schlief der Kater auf meinem Bauch und die Katze auf meinen Füßen, also blieb ich anstandshalber noch eine halbe Stunde liegen. Danach erledigte ich alles mögliche, was seit längerem liegen geblieben war. Die "Erkältung" kehrte nicht zurück.
Ob ich eventuell an einer Arbeitsplatzallergie leide? Morgen werden wir mehr erfahren.
Sehr, sehr volle S-Bahn. Ein Mann lehnt sich an die Haltestange, an der ich mich festhalte.
Mann: Können Sie Ihre Hand da wegnehmen?
Frau N: Nein. Ich halte mich da fest.
Mann: Und ich lehne mich da an.
Frau N: Bitte.
Mann: Das stört mich!
Frau N: Das tut mir leid für Sie.
Mann: Dann nehmen Sie jetzt ihre Hand da weg!
Frau N: Wie kommen Sie darauf?
Mann: Weil es mich stört!
Frau N: Dann lehnen Sie sich halt nicht an!
Mann: So eine Unverschämtheit. Wenn hier jeder etwas rücksichtsvoller wäre...
Frau N, die Geduld verloren: ... dann stünde da hinter Ihnen z.B. nicht die Frau mit dem Fahrrad mitten im Berufsverkehr in einem ganz normalen Abteil, sondern wenigstens am Fahrradstellplatz. Der Typ da hinten hätte seinen dicken Rucksack nicht auf dem Sitz neben sich sondern würde da wen sitzen lassen. Hier, die Frau hätte ihren Koffer nicht mitten im Gang stehen sondern auf der Ablage. Der Mann da würde nicht so breitbeinig da sitzen, der andere daneben quetscht sich schon ans Fenster. Und der da hinten würde nicht in dem ganzen Gedränge auch noch quer in den Gang sitzen statt mit den Hufen in seinem Viererdings, wobei, da hat auch noch jemand eine Tasche reingepfercht, die könnte man halt mal hochnehmen. Von dem bideli-bildeli-unx-unx-Gedudel von der da neben mir gar nicht zu reden, hält man ja im Kopf nicht aus! Und Sie würden mit der Anlehnerei aufhören und mit Fassung einfach mal ein paar Stationen unangelehnt stehenbleiben. Dankeschön!
Protipp: Auf diese Weise zunächst die Aufmerksamkeit und dann die Abneigung eines sehr vollen S-Bahn-Abteils binnen weniger Sekunden. Kann man mal machen!
Ich habe momentan einen Lieblingsschal. Bzw. eigentlich hatte ich letztes Jahr einen anderen absoluten Lieblingsschal, bzw. eigentlich drei davon. Es handelte sich um einen schlichten, dünnen, schwarzen und relativ breiten Wollschal, ohne den ich nicht gut auskommen konnte, weshalb ich drei Stück davon besaß. Präteritum.
Der erste fiel wohl aus dem Fahrradkorb, jedenfalls war er nach der Fahrt zur Arbeit weg, obwohl er vorher darin lag. Der zweite blieb leider in Berlin, als ich schon wieder abgereist war, weil ich ihn um das frierende Kind gewickelt hatte und das Kind dann in einem Restaurant nicht mehr fror und sich auswickelte und dort blieb der Schal wohl. Vom dritten Exemplar trennte ich mich bewusst. Tatsächlich sage ich immer, dass er verloren ging, was strenggenommen jedoch nicht stimmt. Es war nämlich so, dass er einmal in einer Kneipe auf dem Stuhl neben mir lag, der Abend nahm jedoch seinen Lauf und zwar dergestalt, dass jemandem (nicht mir) schlecht wurde und der Schal betroffen wurde, und dann wurden wir der Lokalität verwiesen und ich nahm den Schal noch mit, legte ihn dann aber draußen unauffällig in einen Mülleimer und behaupte seitdem eben, ich hätte ihn verloren. Zu sagen, "den habe ich weggeworfen weil XY mir besoffen draufgekotzt hat" hat ja keinen Stil. Insofern ging er halt verloren.
Ich konnte dann einen solchen Schal nicht mehr in den Läden finden und litt ziemlich, bevor ich mich mit einem neuen Schal anfreundete - rot gemustert mit Fransen, kürzer aber etwas breiter, viel dünner und aus Baumwolle, aber dennoch sehr halsumschmeichelnd. Dieser Schal ist nun mein Lieblingsschal, jedoch gibt es mit ihm ein Problem: er zieht Schmutz an. Ich kann ihn immer nur einen halben Tag lang tragen, bis sich diese Problem manifestiert. Die absurdesten Verschmutzungen stoßen diesem Schal zu. Fremde Personen kippen im Kino ihren flüssigen Nachokäse darüber, er tunkt sich in den offenen Kaffeebecher des Sitznachbarn in der S-Bahn, während ich mit ihm die saubere Glasplatte vom Scanner im Büro nur kurz polieren möchte, bleibt er in einem zerlaufenen Prittstift am Rand des Geräts hängen, Mademoiselle haut mir im Bus versehentlich den Kopf gegen die Nase und ich habe nichts anders da, um das Nasenbluten zu stillen, die Katzen spielen nachts mit ihm und morgens liegt er halb im Futternapf, er fällt vom Rad genau in eine Pfütze (immerhin nur das!) oder ich muss sehr unvermittelt sehr doll niesen, und sowas halt. Irgendwas ist immer mit diesem Schal und so verbringt er mehr Zeit in der Waschmaschine und auf dem Wäscheständer als um meinen Hals. Immerhin ist er pflegeleicht.
Dennoch sehe ich in der Angelegenheit mit den Schals und mir noch Verbesserungspotenzial. Jedoch: der Winter kommt ja erst noch. Da geht noch was.
Frau N: Hier, hab ich dir mitgebracht. Das ist der gute, von dem ich dir erzählt habe. (reicht Päckchen in Plastiktüte mit Paketband drum)
Mama N: Was ist das?
Frau N: Na der Kaffee.
Mama N: Ist der immer so verpackt?
Frau N: Neeee, ich hab den nur so eingewickelt, weil die Verpackung etwas angeknackst war, da hat sich eine Bohne durchgedrückt. Damit das Aroma nicht verloren geht.
Mama N: Ach ist das da wichtig...
Frau N: Äh - ja?
Mama N: Wie macht ihr den denn?
Frau N: Wie anderen auch, ganz normal.
Mama N: Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Würzt du das noch?
Frau N: Wie, würzen, meinst du mit Sirup?
Mama N: Ich weiß ja nicht, wie man das würzt. Ich hab das noch nie gemacht.
Frau N: Wie bitte?
Mama N: Und kochst du das auf dem Herd? In der Pfanne?
Frau N: Ja, auf dem Herd - kann man natürlich auch in der Maschine, aber ich mach den ja immer in der kleinen Kanne.
Mama N: Ist die beschichtet?
Frau N: Beschichtet? Was soll beschichtet sein?
Mama N: Die Pfanne.
Frau N: Die Kanne?
Mama N: Die Pfanne.
Frau N: Was für eine Pfanne?!
Mama N: Und was für eine Maschine überhaupt, hast Du Dir da eine gekauft? Lohnt sich das?
Frau N: Gekauft? Du kennt doch die Maschine, die hattet ihr auch mal.
Mama N: Nein, wir hatten noch nie so eine Maschine.
Frau N: Doch, doch ihr hattet genau dieselbe und als die kaputt war, habt ihr mir die Kanne geschenkt.
Mama N: Die für auf den Herd?
Frau N: Beide, die Kanne für den Herd habt ihr mir auch gschenkt.
Mama N: Ne, wir hatten noch nie so eine Maschine. Ich weiß gar nicht, wie die aussieht.
Frau N.: Was?!
Mama N: Ich habe doch noch nie Tofu zubereitet.
230 km Autobahn: 120 Minuten.
Parkplatzsuche: 40 Minuten.
Gepäck zum Haus schleppen: 15 Minuten.
Wirste bekloppt. Und der Parkplatz wurde auch nur frei, weil endlich die Gläubigen aus der Kirche kamen. Wieso müssen die da eigentlich mit dem Auto hin, könnte man Gottesdienstbesuch nicht generell mit einer Prozession verbinden?!
Ich bin müde. In der Nacht von Freitag auf Samstag ging Herr N. aus und kam redselig gegen 3 Uhr morgens zurück. Nachdem er mich viermal mit derselben Neugkeit aufgeweckt hatte, schlief er laut schnarchend ein, so dass das Kind erwachte und mir ein paar Witze erzählte.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag weckte mich das Kind dreimal wegen komischer Träume.
Sonntag ging ich zu spät ins Bett. Und dann konnte ich nicht gut schlafen und lag bis halb 3 wach.
In der Nacht von Montag auf Dienstag hatte ich einen Migräneanfall.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch weckte mich das Kind 1. wegen Husten, 2. wegen Beinschmerzen, 3. wegen einem Witz, der ihr gerade eingefallen war.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag weckte mich das Kind mit Übernachtungsbesuch gegen 4 Uhr, weil sich Dementoren auf unserem Balkon befanden. Gegen halb 6 weckten sie mich wieder, weil das Besuchskind Angst hatte, aufs Klo zu gehen. Gegen 7 weckte mich der Kater, er saß auf dem Schrank und kam nicht mehr herunter und heulte laut. Um halb 8 weckten mich die Kinder, weil sie in der Küche ein Glas Kakao fallengelassen hatten und in die Scherben getreten waren. Während ich die Küche wischte, riefen die Kinder aus dem Wohnzimmer, wo ihnen ein Glas Milch auf der Couch (Stoff!) umgefallen war. Ich sagte den Kindern ich wäre auf sie nicht böse, aber ich wäre enorm müde und enorm angestrengt. Deshalb sollten sie jetzt schnellstens INKLUSIVE ALLER TIERE UND LEBENSMITTEL MEIN BLICKFELD VERLASSEN! Dann warf ich die Tür hinter ihnen mit Schmackes zu und widmete mich mit diversen Reinigern der Couch. Danach ging ich Brötchen holen und überlegte mir unterwegs, dass ich einfach in ein anderes Land fahren könnte. In irgendein Hotel. Wo man einfach nur schlafen kann. Noch dringender als Schlafen wollte ich allerdings Kaffee, ich hatte ja bereits 60qm Wohnung komplettgereinigt, ohne vorher Kaffee getrunken zu haben. Mir fiel spontan kein Hotel in einem anderen Land ein in dem es ähnlich guten Kaffee geben würde, wie bei mir zu Hause. Deswegen ging ich zurück.
Und jetzt gehe ich schlafen.
Dass der Sommer vorbei ist merkt man daran, dass nun wieder unter jeder Decke oder Jacke, die man irgendwo liegen lässt, plötzlich eine Katze sitzt. Besonders prekär ist das, weil das Kind momentan an jeder erdenklichen Stelle in der Wohnung Handstandüberschlag macht.
Zusätzlich haben wir in der Wohnung jetzt eine Schliddebahn auf dem Küchenparkett. Wie das kam wusste ich bis heute morgen nicht, ich wusste nur dass ich seit vorgestern auf dieser etwa 1 qm großen Stelle mehrfach außerordentlich ins Schlingern geriet. Die Putzfrau konnte das heute Morgen aber aufklären: sie würde das aus anderen Wohnungen kennen, wenn jemand Haarspray benutzt hat und dabei auf dem Parkett stand. Und tatsächlich hatte ich zwar kein Haarspray benutzt, aber Mademoiselle dort genau vor zwei Tagen ein Feuchtigkeitsspray in die Haare gesprüht, weil sie nach dem Kämmen in alle Richtungen hochflogen. Auch so ein Zeichen für veränderte Wetterverhältnisse, übrigens.
Drittes Wettersymptom: Jetzt werden die warmen Schuhe wieder rausgeholt und anprobiert, und dabei fällt der ganze Sand, der sich nicht schon im Vorjahr in der Wohnung verteilte, heraus. Das Thema mit der glatten Stelle auf dem Boden dürfte sich also sehr bald von selbst erledigt haben.
Die bekoppten Eltern (Verzeihung, man kann es nicht anders sagen) des Dienstagskindes riefen heute tatsächlich an, um mir zu sagen, ich solle mit dem Kind für die morgige Klassenarbeit in Deutsch lernen. Also in den 75 Minuten, die zwischen Schulende und Sporttraininganfang zur Verfügung stehen und in denen die Kinder meiner Ansicht nach was Essen und was Spielen sollen. Sie sagten jetzt nicht speziell, ich solle mit ihrem Kind üben, das wäre auch sogar für mich einen Tick zu absurd gewesen. Sie baten aber darum, das Dienstagskind in die Übeeinheit, die ich doch sicher mit Mademoiselle heute geplant hätte, einzubeziehen.
Nun ist es so, dass ich eine aktive Teilnahme meinerseits an Lerndingen rundheraus ablehne. Ich finde, Kinder sind für ihren Schulkram selbst zuständig. Wenn es Fragen gibt, helfe ich natürlich, aber ob und was und wie viel das Kind für eine Klassenarbeit lernen muss, muss es selbst bestimmen. Ich will das nicht - es fängt sicher mit einem kleinen Übungsdiktat an, dann sitzt man am Wochenende da und gestaltet Plakate für Referate, tippt später Buchbesprechungen und korrigiert Hausarbeiten und sitzt am Ende an der Uni mit dem Kind in der Sprechstunde beim Prof. Wehret den Anfängen.
So genau sagte ich das den Eltern aber nicht, ich sagte nur, dass ich nichts zum Lernen geplant hätte und auch gar nicht wüsste, worum es bei der Klassenarbeit ginge. Ehrlich gesagt wusste ich noch nicht einmal das Fach.
Vor der Schule kamen die Kinder allerdings auf mich zugestürmt und wollten gern einen "Übungstest" schreiben. Ob ich einen am Computer machen könnte. Ob die C. auch mitkommen könnte, die würde auch einen Übungstest schreiben wollen. Bitteeeeeeeeeeeee! Das wäre dann Hogwarts und die Punkte wären für Gryffindor und die Katze wäre Professor McGonagall und das wäre ein super Spiel! Bitteeeeeeeee! So kam es, dass ich mir heute auf dem Heimweg von den Kindern das Themengebiet erklären ließ, daheim in 10 Minuten die "Lernportion 8" zu Wortstämmen erlas, in weiteren 10 Minuten dazu ein Aufgabenblatt entwarf und druckte und dann bei Kürbissuppe kochen Testaufsicht führte.
Am Ende waren die Kinder glücklich und die bekloppten Eltern des Dienstagskindes auch. Nur ich war genervt.
Frau N: Sind Sie hier der Hausmeister?
Mann im Blaumann: (nickt)
Frau N: Wie kommt man den hier in die Sporthalle?
Blaumannmann: (hebt die Augenbrauen)
Frau N: Meine Tochter hatte hier gestern ein Fußballturnier und hat ihre Schuhe vergessen. Ich würde gern schauen, ob die noch da sind.
Blaumannmann: (nickt)
Frau N: Das war ja erst gestern Abend zu Ende, seitdem war dort ja bestimmt keiner mehr drin.
Blaumannmann: (wiegt Kopf hin und her)
Frau N: Wenn Sie mich da kurz reinlassen könnten... ich weiß, in welcher Umkleide sie war.
Blaumannmann: (winkt mit dem Finger, dreht sich um und geht in Katakomben unter der Schule)
Frau N: (hinterhergehend) Oder wann wird hier geputzt? Waren Sie heute schon in der Sporthalle? Ist da jetzt Unterricht? In der ersten Stunde ist ja irgendwie meistens kein Sport komisch eigentlich, oder? Ich meine, ich kann mich nicht erinnern, je in der ersten Stunde Sport gehabt zu haben. Sie?
Blaumannmann: (dreht sich nicht um aber scheint im Takt der Worte zu gehen)
Frau N: Wieso geht es hier eigentlich unterirdisch zur Sporthalle? Gestern sind wir noch von der anderen Seite hingekommen, aber da war gerade zu. Da kam man dann auf den Gängen raus. Jetzt gehen wir ja gerade andersrum, wenn der Gang noch einen Knick nach links macht, müssten wir ja genau richtig sein.
Blaumannmann: (hält eine Tür auf und lächelt ein bisschen)
Frau N: Wohnen Hausmeister eigentlich wirklich in den Hausmeisterwohnungen an den Schulen? Das ist ja einerseits praktisch, aber dann ist man ständig am Arbeitsplatz, das muss ja eigentlich auch nicht sein. Oder muss man dort wohnen, als Schulhausmeister?
Blaumannmann: (wiegt den Kopf hin und her)
Frau N: Moment, ich glaube das hier ist der richtige Gang, meine Tochter hatte gesagt von der Tribüne geradeaus und dann links.
Blaumannmann: (schüttelt entschieden den Kopf)
Frau N: Doch, doch, ich sehe doch die Tribüne durch die Glastür. Lassen sie uns doch dort mal schauen.
Blaumannmann: (verneint mit dem Zeigefinger und geht zielstrebig weiter)
Frau N: Wo gehen Sie denn hin? Gibt es dazu noch einen anderen Eingang? Da drüben sind doch die Umkleiden!
Blaumannmann: (geht schneller)
Frau N: Gleich sind wir unter der Halle durch. Gibt es eigentlich auch einen Gang auf die andere Straßenseite, in den Betreuungsbereich? Das wäre ja praktisch - obwohl ich so ein Gangsystem sonst noch an keiner Schule gesehen habe. Vom Stadtkrankenhaus kenne ich das, wenn man da von der Wöchnerinnenstation in die Kinderklinik will, kann man auch unterirdisch gehen, da kommt man dann an der Pathologie vorbei. Man konnte natürlich auch außen entlang gehen, aber irgendwie kam man sich eingeweihter vor, wenn man da unten durch die Keller lief.
Blaumanmann: (runzelt die Stirn)
Frau N: Wenn wir noch viel weitergehen, landen wir vielleicht auch am Stadtkrankenhaus. Oder auf der anderen Seite der Welt. Kennen Sie Kleiner König Kalle Wirsch?
Blaumannmann: (lacht tonlos und schließt eine Metalltür auf. Hinter der Metalltür ein Büro mit einem Tisch. Auf dem Tisch diverse paar Fußballschuhe, Straßenschuhe und Trikots)
Frau N: Ah, da sind sie ja. Die violetten. Ich sehe, sie ist nicht die einzige, die was vergessen hat.
Blaumannmann: (rollt die Augen)
Frau N: Bleiben Sie jetzt hier oder bringen Sie mich noch zurück?
Blaumanmmann: (macht mit den Fingern Laufbewegungen)
Frau N: Ein Glück. Ich hätte vermutlich den Weg gar nicht gefunden. Und langweilig wäre mir auch geworden.
Blaumannmann: (grinst)
Frau N: Ich weiß gar nicht, was ich hoffen soll: dass die anderen Kinder ihr Zeug auch noch abholen oder dass Sie heute nicht noch zigmal diesen Weg laufen müssen.
Blaumanmann: (zuckt die Schultern)
Frau N: Wobei - wieso laufen Sie eigentlich diesen langen Weg, Sie haben doch sicher alle Schlüssel hier, Sie hätten einfach oben die Tür aufschließen können!
Blaumannmann: (zwinkert und schließt die Ausgangstür auf)
Frau N: Nunja. Dann ganz herzlichen Dank und einen schönen Tag noch.
Blaumannmann: (winkt)