• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Montag, 21. Oktober 2013
    Blogging November - 608

    2.

    Ich lese Bücher nicht chronologisch (d.h. vorn anfangen und Seite für Seite bis zum Ende lesen) und finde das auch nicht schlimm.

    Es ist so: ich beginne ein Buch vorn. Ich lese und nach 10 bis 30 Seiten reißt mich das Buch mit. Oder auch nicht, dann lese ich es aber nicht weiter. Meistens ist es zunächst mal die Geschichte, die in mir irgendetwas bewegt - dass ich Geschichten mag, hatten wir ja schon beim Fernsehen.

    Manchmal wird mir die Geschichte aber zu spannend- also, eigentlich immer, wenn sie mich interessiert. Ich sehe komplett ein, dass es nötig ist, längere Handlungsstränge vorzubereiten, auszuarbeiten, Hintergründe zu schildern. Ich finde es sogar sehr gut, eine Handlung geschickt aufzubauen. Nur möchte ich persönlich das alles nicht abwarten, es macht mich nervös und ich kann dann nicht mehr so in Ruhe und entspannt lesen, wie ich es eigentlich will. Ich blättere also vor. Ob nur bis zum Ende einer Szene oder bis ganz zum Ende wechselt natürlich je nach Buch, meistens sind es Passagen, meistens mache ich das mehrmals (nämlich immer, wenn wieder etwas Spannendes anfängt). Habe ich das Ergebnis gefunden, blättere ich zufrieden wieder zurück und lese alles ganz in Ruhe. Sollten sich Autoren daran stören, dass ich ihr Werk nicht in der angedachten Reihenfolge lese, mögen sich mit dem Gedanken trösten, dass ich es tue, um hinterher ihren Stil und ihre Ausführungen ganz besonders genießen zu können. Sowieso lese ich einige Bücher auch mehrmals. Da kennt man dann auch das Ende schon. Das macht überhaupt nichts.

    Tatsächlich fände ich es gut, wenn mir auch in Gesprächen oder bei der Vermittlung von Lernstoff immer zuerst das Ergebnis genannt würde. Bei (gutem) Lernstoff ist das meiner Ansicht nach so, der beginnt mit "In dieser Lektion erarbeiten wir xy, dies geschieht in (z.B.) 5 Schritten, und zwar (1, 2, 3, 4, 5)."
    Beruflich ziehe ich es seit einiger Zeit recht erfolgreich durch, mir bei Gesprächen über problematische Situationen zuerst den kritischen Punkt nennen zu lassen und danach, wie es dazu kam. Dann kann ich auch alles viel besser verstehen und eher nachfragen, wenn mir etwas nicht schlüssig erscheint.

    Manchmal werde ich in der S-Bahn von Fremden angesprochen, wenn ich im Buch vorblättere. Meist mit einem "Na, na! Nicht vorblättern!" und einem etwas selbstgerechten Gesichtsausdruck. Ich frage dann warum, regelmäßig ist die Antwort: "Das macht man nicht". Daraufhin schaue ich die Leute dann mit leicht gehobenen Augenbrauen sehr lange an, in der Hoffnung, dass sie sich überlegen, was man wirklich nicht macht (z.B. sich einmischen, wie Fremde ein Buch lesesn) und was total egal ist. Ob sie das tun, weiß ich nicht, das Gespräch geht dann nicht mehr weiter, die Leute gucken irgendwann weg und versuchen, mich nicht mehr zu beachten.

    Sonntag, 20. Oktober 2013
    Blogging November - 607

    1.

    Ich sehe nicht fern.

    Häufig sagt man das etwas kokettierend oder um eine gewisse Geisteshaltung zu demonstrieren. Das ist bei mir nicht der Fall. Ich habe nichts gegen Fernsehen. Im Gegenteil - ich finde es gemütlich, wenn andere Leute fernsehen. Ich schalte das GErät auch manchmal ein, wenn ich allein zu Hause bin (oder mit schlafendem Kind), obwohl ich mir nichts anschaue, denn denn ich brauche häufig einen Taktgeber. Bin ich in der Küche, ist das das Radio, bin ich im Wohnzimmer, ist das eher das Fernsehen, weil ich das Radio immer verdächtige, abends unvermittelt Jazz zu spielen, und das kann ich nicht leiden. Weitere gute Aspekte des Fernsehgerätes sind, dass das Kind besser schläft, wenn ein Geräusch in der Wohnung ist und ich muss dann auch nicht überlegen, ob ich gerade meinen Tinnitus höre oder ob beim Nachbarn die Wäsche schleudert.

    Ich schaue auch keine DVDs an. Der Grund ist einfach, dass es das falsche Medium für mich ist. Ich interessiere mich für Geschichten. Jetzt ist es aber so, dass Filme normal 2 Stunden dauern, selten mal länger. Das reicht mir für eine Geschichte nicht, das ist mir nicht genug ausgearbeitet. Ich weiß dann nicht genug über die Personen, über den Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt, es ist mir schlichtweg zu sehr gerafft. Es reißt mich also nicht mit.

    Zweitens bin ich nicht bereit, mich auf die Geschwindigkeit von Fernsehsendungen einzulassen. Manchmal würde ich über Stellen gern noch länger nachdenken, dann geht es aber schon weiter. Das lässt sich natürlich mit DVDs und der Fernbedienung alles regulieren, meist ist es aber bei Mitguckern nicht akzeptiert zu sagen "komm lass und die Szene vorspulen, das interessiert mich nicht" oder "ich möchte jetzt ca. 37 Minuten anhalten und sacken lassen". Und sowieso ist das dann alles mit Aktion verbunden; ich müsste mir erst einmal bewusst werden, was ich gerade will und es umsetzen. Dazu habe ich keine Lust.

    Mit Unterhaltungssendungen und Komik kann ich wenig anfangen, da werden ja keine Geschichten erzählt. Talkshows, bei denen mich das Thema interessiert gingen theoretisch, die laufen ja in Echtzeit. Meist verliere ich aber die Geduld, wenn jemand etwas Falsches oder Schlechtes sagt und man kann nicht eingreifen, weil man ja nicht mitreden kann.

    Selten gehe ich ins Kino. Ich habe daran durchaus Spaß, fühle mich aber hinterher, als wäre ich im Schleudergang der Waschmaschine gewesen.

    Samstag, 19. Oktober 2013
    Blogging November - 606

    Da denkt man, man könne richtig ausschlafen, weil das Kind außerhäusig nächtigt. Und dann springt einen um 6 Uhr der Kater schwer verliebt an, um 15 Minuten vor 7 klingelt das Telefon und um 8 Uhr der Wecker von Herrn N.

    Heute Nacht werden die Katzen ausgesperrt und sämtliche Geräte abgeschaltet. Und der Wecker von Herrn N., dessen Aus-Taste ich nie finde, kommt unter den Wäschestapel im Gästezimmer. Und da ich das nun aufgeschrieben habe, werde ich ihn sogar zeitnah wiederfinden, ohne in die Verlegenheit zu kommen, die ganze Wohnung aufräumen zu müssen.

    Gute Nacht.

    Freitag, 18. Oktober 2013
    Blogging November - 605

    Hummer mit Avocado, Zitrone und Apfelsektgelee

    Rücken vom Reh mit Shiitake-Birne und Serviettenknödeln

    Papillon mit Rotwein, Risone, Holunderbeere

    Crème brûlée, weiße Schokolade, Macha Orange.


    Ein Abend, der sich gelohnt hat.

    Mittwoch, 16. Oktober 2013
    Blogging November - 604

    Was mir bisher nie passiert ist, seit einigen Wochen aber pötzlich recht häufig, ist:

    Jemand sagt - in beruflichem oder privatem Kontext - dass es ab sofort eine neue Regel / einen neuen Ablauf / ein neues Programm gibt, und zwar soundso.

    Ich denke kurz nach, bin dann absolut davon überzeugt, dass ich dagegen bin und mir nicht vorstellen kann, mich jemals damit anzufreunden. Ich bringe Argumente dafür vor. Mehr oder weniger deutlich lasse ich durchklingen, dass man diese Neuerung haben kann, es aber höchst zweifelhaft ist, dass man mich dabei haben kann.

    Das Gegenüber reagiert dann meist verdutzt aber nicht komplett ablehnend. Man kommt mir entgegen, auf dem ganzen Weg oder mindestens auf dem halben. Dennoch rege ich insgeheim noch einen halben Tag oder länger unglaublich über diese Neuerung auf.

    Soweit, so gut. Das kann man ja so machen.

    Danach aber dann folgendes: Ich überlege, warum ich mich so ärgere. Ich weiß es nicht. Ich überdenke die Neuerung noch einmal ganz in Ruhe und finde, dass sie zwar nicht perfekt ist, es aber durchaus gute Gründe für sie gibt. Ich mache mir klar, dass diese Neuerung nicht angestrebt wird, um mich zu ärgern, sondern um eine gute Regelung für etwas zu haben - jemand hat sich Gedanken gemacht und etwas vorgeschlagen, was natürlich noch nicht perfekt ist, das man aber durchaus verwenden kann und vielleicht noch etwas anpassen, so dass es dann wirklich ziemlich gut ist.

    In der Folge gehe ich also zu der Person von ganz am Anfang und sage: "Ähm, ich habe nochmal überlegt..."


    Das muss unbedingt wieder aufhören. Man macht sich ja komplett lächerlich!

    Mittwoch, 16. Oktober 2013
    Blogging November - 603

    Manchmal erlebe ich ja auch Dinge, die in meiner eigentlichen Realität gar nicht stattfinden. Erstaunlicherweise nicht, wenn ich besonders gestresst bin und man annehmen könnte, dass das Gehirn jetzt aus Selbstschutz erst einmal abtaucht. Im Gegenteil. Das passiert meist in einem Zustand relativer Entspannung, bei Routinetätigkeiten. Sie kennen das sicher: man geht gerade zur S-Bahn - einen Weg, den man täglich 2x geht, 5x pro Woche, 46 Wochen pro Jahr. Da braucht es keine großen gedanklichen Kapazitäten. Und schwupps: landet man plötzlich ein Verkehrsflugzeug not oder ist als Agentin eingesetzt, um eine gefährliche Person auszuschalten oder hat in dem Haushaltswarenladen, den man in einem Parallelleben offenbar besitzt, gerade ein ausführliches Beratungsgespräch über Eierkocher geführt. Dann kommt man wieder zu sich, sitzt bereits in der S-Bahn ohne jede Erinnerung, wie man dorthingekommen ist, und spürt gerade noch das Kabel des Eierkochers in der Hand und reibt sich den Daumen, den man sich am Deckel geklemmt hat und rückt die nicht vorhandene Armbanduhr gerade, auf die man geklopft hat während man auf 7, nicht 6,5 Minuten bestand.

    Ich bin mir sicher, das ist alles völlig normal. Sollten Sie allerdings wieder Erwarten in nächster Zeit eine Ausgabe von "Wer wird Millionär" sehen, bei der ich dabei bin und mich aus unerklärlichen Gründen weigere, meinen Beruf zu nennen ("Ich möchte mich von Ihnen nicht auf meine Erwerbsarbeit reduzieren lassen, Herr Jauch!"), würde ich mich über einen kurzen Hinweis freuen.

    Dienstag, 15. Oktober 2013
    Blogging November - 602

    Heute aussortiert: eine Tüte Krempel aus dem Werkzeugschrank, diverse alte Armbanduhren und Anstecker und Brillen, eine Tüte voller diverser Plastikhüllen und ein großer Stapel von einer Seite bedrucktes Papier, das ich von der anderen Seite irgendwie immer mal noch benutzen wollte, als Einkaufszettel oder so, aber es kommt nie dazu. Seit Jahren kommt es nicht dazu. Und jetzt dann eben auch nicht mehr.

    Außerdem war der Geschenkeschrank dran. Der Geschenkeschrank war mal die Idee, dort schöne Sachen drin zu lagern um immer ein passendes Geschenk im Haus zu haben. Natürlich war das eine doofe Idee: das Geschenk, das man aus dem Schrank zieht, ist in den allerwenigsten Fällen passend; meist ist es eine Notlösung. Der Schrank wandelte sich also ziemlich sofort zum Aufbewahrungsort für bereits gekaufte Geschenke bis zum Zeitpunkt der Übergabe. In letzter Zeit ist der Geschenkeschrank aber komplett umfunktioniert worden, nämlich in eine Lagerstätte für unerwünschte erhaltene Geschenke. Diverses von Hello Kitty, Spongebob und Barbie, ein merkwürdiger hölzerner Stiftehalter, ein unansehnlicher blauer Weinflaschenhalter aus Plastik, ein Aromatherapieset und so weiter. Das ist jetzt alles weg. Und dazu 4 leere Whiskyflaschenumverpackungen. Warum die aufgehoben wurden, weiß ich wirklich nicht. Vielleicht habe ich mehrere Persönlichkeiten, eine davon ist die, die Whiskyflaschenumverpackungen aufbewahrt und die andere ist die, die aufräumt. Und vielleicht ist sogar irgendwo auch eine (stark unterdrückte) Persönlichkeit, die Aromatherapiesets schätzt und die sich zu irgendeinem Zeitpunkt einmal den Schenkenden offenbart hat. Anders kann man sich das ja kaum erklären.

    Montag, 14. Oktober 2013
    Blogging November - 601

    Seit ein paar Wochen schleppe ich im Schnitt jeden Tag eine Tüte Aussortiertes aus dieser Wohnung (heute z.B: 1 große Einkaufstasche voll Kinderkleidung), und es sieht hier bisher nicht so aus, als ob irgendwas fehlen würde. Ich frage mich langsam ernsthaft, wie lange es noch dauert, bis ein Effekt sichtbar ist. Und wie es überhaupt dazu gekommen ist, denn vor 13 Jahren habe ich ja noch auf 9 qm gewohnt.

    Das ist alles sehr merkwürdig.

    Sonntag, 13. Oktober 2013
    Blogging November - 600

    Saarbrücken - fast wie Beverly Hills: jeder fragt einen, ob man den (beinahe absurd kurzen) Weg wirklich, ganz wirklich zu Fuß zurücklegen möchte. Dann aber auch fast wie jede andere Stadt: die größte Ambition der Friseure scheint es zu sein, in meine Haare - die allerglattesten der Welt - Locken zu föhnen.

    Freitag, 11. Oktober 2013
    Blogging November - 599

    Morgens beim Bäcker.

    Frau N: (bestellt)

    Mann dahinter: (drängelt sich an Frau N. dran)

    Frau N: "Ähm - halten Sie mal Abstand. Das stört mich, wenn Sie sich so ankuscheln!"

    Mann: "Ich gucke nur nach dem Brot, ich kann das sonst nicht erkennen."

    Frau N: "Warten Sie, ich helfe ihnen." (schnappt Mann am Jackenkragen und zieht ihn im Halbkreis an sich vorbei for die Theke). "Sehen Sie, so geht das!"

    Mann: (kreischend) Lassen Sie mich los!! Fassen Sie mich nicht an!!! Unverschämt!!!



    Alle irre.

    November seit 7058 Tagen

    Letzter Regen: 20. Juli 2025, 22:19 Uhr