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    Sonntag, 28. Oktober 2012
    Blogging November - 362

    Dringlicher Service-Hinweis:

    Wenn man den Tag über mindestens bei fünf Gelegenheiten erwähnt, dass kein Grund zur Eile besteht, weil die Uhr umgestellt wird und in der Nacht eine Stunde mehr zur Verfügung steht, so dass man die Zeit locker wieder aufholen kann - dann geht das am Ende des Tages überraschenderweise nicht so wirklich auf.




    Heute vor zig Jahren:

    Nachmittags ruft Ah an und läd uns zu einer Fete beim Karl ein.

    Freitag, 26. Oktober 2012
    Blogging November - 361

    Nach dem Frühstück zum Schneider, dann ein Strumpfhoseneinkaufsbummel, dann in den Pralinenladen. Um halb 12 im Büro gelandet. Mittagspause von Viertel nach 1 bis halb vier. Zurück am Arbeitsplatz nichts zu tun gefunden und nach zwei Stunden wieder gegangen.

    Im Regen spaziert, in der Bäckerei etwas gekauft und mit der Verkäuferin über Walnuss-Sahnetorten mit Marzipandach gesprochen. Bei der Abkürzung durchs Einkaufszentrum in einem Krimskramsladen gelandet und erst nach unbestimmter, aber langer Zeit daraus wieder aufgetaucht, ohne etwas zu kaufen. In den Supermarkt gegangen für einen Bagel und Champignon-Brotaufstrich. Mich im Schuladen mit vielen Stiefeln um mich herum wiedergefunden, obwohl ich doch gar keine Stiefel brauche. Wieder gegangen und ein Outlet, das ich bisher noch nie betreten habe, besichtigt. Lange Zeit an einer Straßenecke gestanden und fasziniert beobachtet, wie im Dunkeln die nassen Blätter eines Baumes im Licht einer dahinterstehenden Straßenlaterne funkeln. Wie aus einem Traum aufgewacht und durchnässt und frierend nach Hause gelaufen.

    Zu Hause wartet heute keiner. Kein Mann, kein Kind, kein Tier. Würde ich die Nacht vor dem glitzernden Baum verbringen, das würde keinen stören. Nie war ich so allein in den letzten drei Jahren.

    Es ist unglaublich, auf wie viele grundverschiedene Arten ein einzelner Mensch glücklich sein kann.




    Heute vor zig Jahren:

    Nichts besonderes. Ah will sich heute mit uns treffen aber wir haben keine Lust.

    Freitag, 26. Oktober 2012
    Blogging November - 360

    Schlafen. Fast eine Woche lang konnte ich nicht richtig schlafen. Bevor ich krank werde, habe ich immer ein bis zwei schlaflose Nächte - ich erkäre mir das so, dass Immunsystem und Stoffwechsel dann auf Hochtouren laufen, um Viren, Bakterien etc. doch noch rechtzeitig zu besiegen, und daher der Körper zu aufgedreht zum Schlafen ist. Das ist normal. In den Nächten danach hätte ich aber eigentlich gut schlafen müssen, was zunächst durch das Kind und dann durch die ständig laufende Nase verhindert wurde - ich schlafe auf dem Bauch. Wie soll das gehen, wenn dauernd was aus der Nase läuft? Da ertrinkt man ja mitten in der Nacht in einer Rotzpfütze!

    Jetzt hole ich das alles nach. Letzte Nacht schlief ich wie ein Stein. Im Büro zog ich mich am späteren Vormittag für eine halbe Stunde in den Liegeraum zu einem Schläfchen zurück. Ich ging früher heim, powernappte schon einmal in der S-Bahn, um dann zu Hause nochmal drei Stunden tief und fest auf der Couch zu schlafen.

    Und jetzt geht es gleich weiter. Das Kind kehrt erst am Wochenende zurück, bis dahin wird hier geschlafen, als gäbe es kein morgen.

    Gute Nacht!




    Heute vor zig Jahren:
    Nichts besonderes.

    Mittwoch, 24. Oktober 2012
    Blogging November - 359

    Die Erkältung ist nun in einem Stadium, in dem sie sich ganz gut ignorieren lässt, ABER: ich bin minus zig Sinne. Das finde ich anstrengend.

    Beispiel: heute morgen bekam ich Weihnachtsstimmung. Ich radelte durch die Dunkelheit und die Lichter leuchteten und es war alles wie Stille Nacht (nur ohne Schnee), ganz, ganz leise. Tatsächlich war um mich herum Großstadtberufsverkehr, aber ich hab ja die Ohren dicht. Da war mir weihnachtlich, das ist okay, aber ich konnte weder das Surren des Rades hören noch, ob der Dynamo eingeschaltet ist und ich Licht habe. Und auch nicht, ob von hinten ein Auto kommt.

    Noch ein Beispiel: Am Montag brannte Frau Herzbruch und mir beim Kochen der Kürbis an und wir entdeckten es nur ganz zufällig, an der Farbe. Denn erstens konnten wir nicht hören, wie die Kochflüssigkeit verblubberte, und zweitens konnten wir nicht riechen, wie der Geruch sich veränderte. Da wir aber ja zusätzlich das Verbrannte auch nicht schmecken konnten, war alles in Ordnung.

    Sowieso, riechen und schmecken. Wenn ich erkältet bin, riecht Zigarettenrauch für mich nach Räucherfisch (ich lehne Räucherfisch strikt ab, seit ich einmal in Begleitung von Räucherfisch auf einer hochsommerlichen Autobahnfahrt lange im Stau stand). Mein Erdbeerduschgel riecht nach saurem Hundekot. Bananen riechen nach Erde. Mango riecht nach Putzmittel. Mein Parfum riecht nach Nagellackentferner und der Rotwein nach Essig - gut, der steht schon eine Weile, das gilt nicht.

    Dennoch: Ich befinde mich in einer olfaktorisch-gustatorischen Realitätsverschiebung und höre zusätzlich noch schlecht.

    Immerhin, ansonsten geht es mir gut.




    Heute vor zig Jahren:
    Anfang der Projektwoche. Aus Gründen, die keiner kennt, bin ich in ein Astrologie-Projekt eingeteilt worden...

    Dienstag, 23. Oktober 2012
    Blogging November - 358

    Uni hat sich auch nicht so sehr verändert in den letzten 10 Jahren. Gut, auch bei mir hat sich nicht verändert, dass ich erst eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn aufwache und in eine gewisse Eile gerate, aber ich bin ja auch krank. Und musste auch noch inoffiziell fahren, ich mag nicht sagen "schwarzfahren", denn ich habe ja eine Jahreskarte, nur lag die zu Hause - ich bin krank, das passiert sowas, ich war schon stolz, dass ich an den Haustürschlüssel gedacht habe, aber Geldbörse, meine Güte - wurde also auch von niemand anderem genutzt, war nur eben bei der Fahrt nicht dabei. Ich habe das Beförderungsentgelt entrichtet und war Eigentümer einer Fahrkarte, nur eben nicht Besitzer, wobei es auch keinen anderen Besitzer gab, zwischen mir und der Fahrkarte war sozusagen nur das Naheverhältnis gestört, oder: Ich hatte einen gültigen Fahrausweis, nur halt gerade nicht da. Sie sehen, es beschäftigt mich immer noch enorm, ich hätte es der Kontrolle natürlich auch (natürlich erfolglos) exakt so erklärt, es kam aber keine, umso besser, auf dem Rückweg habe ich dann ein Ticket gekauft, um nicht länger über diesen Sachverhalt nachdenken zu müssen, mein Seelenfrieden ist mir € 4,10 wert (sagt mal, RMV, seid ihr eigentlich noch von dieser Welt, € 4,10 für 5 Stationen S-Bahn???!). Gut, wir können fortfahren. (€ 4,10!!!! Alle irre!!)

    Ich würde übrigens anregen, dass irgendwelche reichen Mäzene, naja, also Absolventen, die es sich leisten können und ihre Universität in sentimentaler Erinnerung behalten - naja, gut, wer sollte das sein... - also falls es so Leute gäbe, könnten sie ja Patenschaften für Räume übernehmen und dort dafür sorgen, dass die Tische und Stühle mal instand gesetzt werden und das Linoleum korrekt befestigt. Das würde zur Lernatmosphäre beitragen. [Das war subtile Kritik.]

    Jedenfalls: Die Studenten haben sich auch gar nicht verändert, ich war konstant damit beschäftigt, meine Kommilitonentypen von früher im Seminarraum von Frau Herzbruch wiederzufinden. Es gab die Mädchen mit so Kettchen und Spängchen, es gab die Mädchen, die um 14 Uhr aussehen wie frisch aus dem Bett gefallen, es gab den Seniorstudenten, es gab eine mit Hennahaaren und Notizen in pinkfarbener und lila Tinte, es gab die Cliquenhühner und die Einzelgänger und die Austauschstudenten, alles wie immer. Mich selbst habe ich auch gefunden, Frau Herzbruch sagte später, diese Studentin sei ihr aufgefallen, weil sie mal ein Tier mit in die Veranstaltung brachte, sich aber nicht meldete, als zur Erläuterung eines Beispiels gefragt wurde, ob jemand zufällig ein solches Tier besäße. Das könnte wirklich ich sein, ich habe auch nie gern auf Offensichtliches nochmal hingewiesen.

    Mit der Lehre an sich hatte ich viel Spaß, es war allerdings ein bisschen wie Perlen vor die Säue, denn die Studentenschaft befand sich noch am Anfang der Ausbildung und konnte den subtilen Linguistenscherzen der Vortragenden nicht folgen. Ich schon, jetzt nicht aus spezieller Cleverness sondern schlicht, weil ich dasselbe auch mal studiert habe.

    Bei der Verteilung der Arbeitsaufgaben wurde es schwierig. Bis nächste Woche einen Vortrag vorbereiten? Ohgottogott! Ein Thema nehmen, das man jetzt nicht unter den persönlichen Favoriten gehabt hätte? Umhimmelswillen! Aus Sicht von ein paar Jahren Berufserfahrung, in denen man sich ständig einen präsentationsfähigen Überblick über Sachverhalte, deren Existenz man weder erahnt noch erhofft hätte verschaffen muss, und zwar nicht bis nächste Woche sondern bis allerspätestens morgen, war das schon auch amüsant.

    Ich bin etwas traurig, dass ich das alles nicht weiter verfolgen kann. Aber sicher wird mir davon erzählt. Ansonsten muss ich mir vielleicht dienstags ab und an Urlaub nehmen.




    Heute vor zig Jahren:

    Nachmittags sind wir bei mir und schreiben ins Tagebuch.

    Montag, 22. Oktober 2012
    Blogging November - 357

    Der Versuch, ein Paket mit einer Rücksendung loszuwerden. Das Paket: fertig adressiert und frankiert. Ich: schlimm verschnupft mit Kopf wie nach drei Tagen Party und Bronchienpfeifen. Die Post: mit Riesenbaustelle und Staub und Presslufthammer vor der Tür sowie überfüllt.

    Packstation: „Scannen Sie den ersten Code.“
    Frau N: (scannt ersten Code)
    Packstation: „Der Code wurde nicht erkannt. Scannen Sie den Code erneut.“
    Frau N: (scannt den Code erneut)
    Packstation: „DIESES GERÄT IST ZUR ZEIT AUSSER BETRIEB“
    Frau N: (wartet eine Weile, schnauft und geht in den Schalterraum)

    Ca. 50 Leute in einer Schlange, als letzte eine böse kleine Oma.

    Böse kleine Oma: „Vor Ihnen kommen noch drei andere Leute. Ich halte für die frei.“
    Frau N: (hebt die Augenbrauen)
    Böse kleine Oma: „Wir müssen alle hier warten, Sie auch, Sie sind jetzt letzte!“
    Frau N. (runzelt die Stirn)
    BKO: „Da müssen Sie gar nicht rummeckern! Sie müssen jetzt eben warten!“
    Frau N: (dreht sich um und geht weg)
    BKO: „Weggehen hilft Ihnen auch nicht, dann können Sie nichts verschicken!“

    Im Ausgang steht die Packstation.

    Packstation: „Scannen Sie den zweiten Code.“
    Frau N: (kneift ein Auge zu. Scannt den zweiten Code)
    Packstation: „Der Code wurde nicht erkannt. Scannen Sie den Code erneut.“
    Frau N: (kneift beide Augen zu. Scannt den Code erneut, öffnet Augen)
    Packstation: "DIESES GERÄT IST ZUR ZEIT AUSSER BETRIEB"
    Frau N: (wartet eine Weile, grunzt, geht zurück in den Schalterraum)

    Ca. 49 Leute in der Schlange, als letzte die böse kleine Oma.

    BKO: „Sehen Sie! Sie müssen doch anstehen!“
    Frau N: (guckt weg und klackert mit den Absätzen)
    BKO: „Da hilft Ihnen auch ihre schicke Strumpfhose nicht!“
    Frau N, durch die verstopfte Nase, äußerst irritiert: „Hunnh??!“
    BKO: „Da müssen Sie anstehen, auch mit Röckchen. Sie denken sicher, da lässt Sie wer vor. Aber das macht hier keiner! Alle müssen hier warten‼ Sie auch!“ (stupst mit dem runzligen Zeigefinger)
    Frau N, heiser: „Orrrr!“ (dreht sich um und geht weg)
    Böse kleine Oma: „Gehen Sie nur eine Rauchen. Gleich müssen Sie noch länger anstehen! Und sie kriegen Lungenkrebs!“

    Im Ausgang:

    Packstation: „Wählen Sie die Fachgröße. M oder S.“
    Frau N: (tippt mehrfach und extra fest auf das ausgegraute Feld XL)
    Frau N: (seufzt)
    Frau N: (tippt auf M)
    Packstation: (öffnet Fach)
    Frau N: (rammt XXL-Paket in M Fach)
    Packstation: „Konnten Sie das Paket einlegen?“
    Frau N, verschleimt: „Oooohhhhja, und ob‼“ (drückt ja)
    Fremder Mann in neugebildeter Packstationwarteschlange: (guckt fragend)
    Packstation: „Möchten Sie einen Einlieferungsbeleg?“
    Frau N, röchelnd: „Da kannste drauf wetten‼“ (drückt ja)
    Fremder Mann: (vergrößert den Abstand ein paar Schritte)
    Frau N: Entreißt der Packstation den Einlieferungsbeleg und geht in den Schalterraum.

    Ca. 48 Leute in der Schlange, als letzte die böse kleine Oma.

    Frau N, hält BKO den Beleg vor die Nase: „Ätsch!“ (niest)
    BKO: „Wo ist Ihr Paket?“
    Frau N, hustend-lachend: „Da drin!“ (zeigt auf Packstation)
    BKO: „Das wird nicht ankommen, das sag ich Ihnen!“
    Frau N: (zieht die Nase hoch, zuckt mit den Schultern und geht)
    BKO ruft hinterher: „Und außerdem sind Sie krank!“

    Damit hat sie Recht. Das Paket hingegen ist aber laut Sendungsverfolgung schon auf dem Zustellfahrzeug.




    Heute vor zig Jahren:
    Gegen 15 Uhr rufe ich Ah an und beschwere mich darüber, dass er nicht da war. Es tut ihm natürlich alles sehr leid aber wir werden das Gefühl nicht los, verarscht zu werden. Als Trost läd er uns zum Fernsehen bei sich ein.

    Als wir um 19 Uhr bei der Mutter eintreffen, wird uns die Tür nicht geöffnet. Obwohl wir uns schon auf dem ganzen Weg bei einem Bier überlegt hatten, was in diesem Fall zu tun wäre, waren wir ratlos. Wir taten, was wir für diesen Fall verabredet hatten, d.h. wir holten uns ne Martini und setzten uns in den Park. Vorher trafen wir nervenderweise noch drei Leute aus unserer Klasse. Nachdem wir die Martini geteilt hatten, sangen wir und gingen auf Fetensuche. Wir fanden aber keine und kletterten deshalb am Klettergerüst in so Plastikaussichtskörbe, die total genial waren. Wir blieben darin, bis wir aufs Klo mussten. Danach konnten wir nicht mehr hochklettern und gingen zur S-Bahn und zur Disco. In der S-Bahn diskutierten Pe und ich irgendwas sehr gestenreich und dabei schlug ich ihr versehentlich die Martini-Flasche vors Auge.

    Wir setzten uns an der Disco an der Straßenbahn auf so eine Mauer und wer kam? Der andere Marienkäfer (Stefan). Nachdem uns klar war, dass er Stefan war, ließen wir uns von ihm zulabern. Wir fragten ihn außerdem über alle Leute aus, über den gefährlichen Marienkäfer Dre, über Jana, über Ah. Er erzählte uns alles das nochmal, was uns schon der Rolf sagte, ansonsten erfuhren wir noch, dass der Rolf zu Hause eine Deutschlandfahne mit Hakenkreuz hat, das Jana dann durchgestrichen hat und dazu brüllte, sie würde Skins hassen und dass der Ah Jana zusammgeschlagen hat, dass wer in die Disco geht den Stefan (und den Rolf) kennen MUSS und dass der Schlüsseldienst-Skin zum Dre-Marienkäfer gesagt hat: „Also, das hat keinen Sinn. Ich hau dir in die Fresse und du spürst nichts, du hast mir in die Fresse und ich spür nichts. Machen wir lieber auf Freundschaft.“ Sehr Wilder Westen.

    Außerdem gibts noch einen Dre-Freund namens Elefant, auch Avantgarde. Und außerdem hat Stefan sich in England zugesoffen und gibt zu viel Geld aus und ist mehr als der Rolf die Disco-Legende. (Er kennt wirklich viele Leute da).

    Dann erzählt er uns nochmal, wie auf der KJG damals, dass die Polizei ihn mal festgenommen hat und er ne Blubber dabei hatte und dass er Technischer Zeichner ist und bla bla bla...

    Wir gehen etwas früher, als wir müssten, nach Hause und ich schlafe bei Pe.

    Sonntag, 21. Oktober 2012
    Blogging November - 356

    Stecken Sie sich mal bei Ihrer Mitbewohnerin mit einem mörderischen Männerschnupfen an, der Sie in einen Mundatmer mit vorstehenden Augäpfeln und doppelgroßem Schädel verwandelt. Schlafen sie dann eine Nacht nicht, weil das Kind Theater macht. Schlafen Sie dann nochmal eine Nacht nicht, weil Sie bei Freunden auf einer Matratze nächtigen und das Kind zwar kein Theater macht, sich aber ständig aus seinem Bett auf sie rollt und dort weiterschnarcht. Stehen Sie dann morgens auf und entdecken kurz vor dem Frühstück, dass eine Massenansammlung polnischer Gläubiger Sie komplett eingeparkt hat, obwohl Sie doch einen sehr wichtigen Termin in einer anderen Stadt haben. Gehen Sie in die polnische Messe und erfragen flüsternd in einer hinteren Reihe, wann diese wohl endet, um eine Stille-Post-La-Ola-Welle in der Gemeinde auszulösen und die Veranstaltung quasi zu sprengen. Fahren Sie dann hastig ohne Frühstück ihr Kind bei Ihren Eltern abliefern, wo Sie das Mittagessen aufgrund der nun gebotenen Eile nicht mehr zu sich nehmen können. Vergessen Sie, wie geplant eine Banane mit auf die Fahrt zu nehmen. Kaufen Sie an der Tankstelle aus Verachtung des minderwertigen Angebots keinen Snack. Fahren sie 250 km Autobahn. Steigen Sie aus, machen sich frisch und fahren per Bahn zu ihrem wichtigen Termin in einer anderen Stadt nämlich: Kaffeetrinken und Kuchenessen. Essen Sie gegen 16:30 Uhr als erste Mahlzeit des Tages ein Törtchen mit Maronenfüllung, Mandel-Buttercreme und Karamell und trinken Sie dazu dickflüssige und äußerst schokoladige heiße Schokolade mit Schlagsahne.

    Das ist ein Trip, oder??!




    Heute vor zig Jahren:
    Ah ruft bei mir an und sagt, wir sollen vorbeikommen. Das tun wir, aber er ist nicht da. Die Mutter sagt, er ist beim Vater. Wir fahren zum Vater, gehen aber nicht rein sondern stehen vor der Tür und sind sauer. Irgendwann taumelt eine betrunkene Gestalt an uns verbei, die uns angafft. Am nächsten Tag erfahren wir, dass es ein Typ war, der bei Ah zu Besuch war. Bald fahren wir nach Hause.

    Samstag, 20. Oktober 2012
    Blogging November - 355

    Heute kein Internet. Morgen wieder.

    Samstag, 20. Oktober 2012
    Blogging November - 354

    Ich habe bestimmt im Vorbeigehen schonmal erwähnt, dass Mademoiselles Kindergarten eher nicht so der Bildungselite sondern eher mehr so dem Prekariat zugeordnet werden konnte. Es handelte sich um eine evangelische Einrichtung, in der genau ein Kind evangelisch war (nicht Mademoiselle), was die anderen Kinder genau waren, weiß ich nicht, weil die Kommunikationsmöglichkeiten mit den anderen Eltern für religionsphilosophische Themen meist nicht ausreichten.

    Mademoiselle war dort sehr glücklich und zufrieden, also geht sie auch jetzt, als Schulkind, dort gern zu den Ferienspielen. Und heute hatte ich eine wunderbare Idee: ich habe nämlich ein Handy, mit dem ich mangels Interesse nicht umgehen kann. Es ist sogar ein Smartphone, wenn auch kein sonderlich smartes. Ich meine nicht mein Firmenhandy, mit dem kann ich gut umgehen, da besteht auch eine Interessenlage, sondern das private, das ich nie brauche, denn entweder bin ich ja im Büro (und habe dort Telefon und Computer) oder zu Hause (und habe dort Telefon und Computer) oder ich bin unterwegs, dann bin ich beschäftigt, und falls ich dann doch tatsächlich mal Smartphonebedarf verspüren sollte, benutze ich aus Gewohnheit das Jobhandy. Das ist nämlich besser. Ich kenne mich also mit meinem eigenen Handy nicht aus und habe keine Lust, mich da einzuarbeiten. Aber, jetzt komme ich zum Punkt, die Kinder in dieser Ferienbetreuung sind absolute Handyköniginnen und -könige, denn es handelt sich um eine Gesellschaftsschicht, in der Mediennutzung bei Kindern nicht reglementiert, sondern als Statussymbol angesehen wird.

    Ich habe dem Kind das Handy heute überreicht mit der Aufgabe, sich alles erkären zu lassen um mir in Zukunft als Auskunft zur Verfügung zu stehen. Noch bevor ich den Raum verlassen hatte, war das Hintergrundbild geändert, auf dem Weg ins Büro erhielt ich einen Anruf, eine SMS und dann eine MMS, bei Abholung wusste Mademoiselle über wirklich alles Bescheid, hatte einen Film gemacht und erklärte mir, ich hätte nur "Scheiß-Musik" auf dem Telefon und sie habe im Adressbuch alle Kindergartenfreunde einer Kategorie zugeordnet und die Einträge mit Foto versehen.

    Soweit, so gut. Das war eine grandiose Idee, die man in strukturell anders gelagerten Stadtteilen überhaupt nicht hätte umsetzen können! Ich bin begeistert!

    Wir müssen jetzt nur noch besprechen, wann sie mir das Telefon wieder zurückgibt.




    Heute vor zig Jahren:
    Ich mache Spanisch blau und gehe mit ein paar Jungs aus meiner Klasse zur Demo.

    Donnerstag, 18. Oktober 2012
    Blogging November - 352

    An manchen Tagen wird es einem leicht gemacht, Mutter Theresa und Robin Hood in Personalunion zu sein: man kann gleich morgens - Klassiker! - einer blinden Frau über die Straße helfen, vormittags Gebäck für die Teilnehmer einer Schulung kaufen, nachmittags die alten Schachteln im Bus einnorden, die an der Mutter mit den drei Kleinkindern herumkritisierten, anstatt ihr mit dem Zwillingswagen, Roller und Einkaufstaschen zur Hand zu gehen ("Das Problem ist, dass die jungen Frauen immer eine Hand am Telefon haben können, dann kann man den Kinderwagen nicht so gut lenken und die armen Kleinen werden dann auch vernachlässigt!", orrrrrr!), eine neue Supermarktkassiererin, die mit der Kasse Probleme hatte und von ihrer Kollegin und dem Chef schon zu Tränen bemeckert wurde, wieder zum Lachen bringen und abends telefonisch die Gute-Nacht-Fee für ein kleines Kind spielen.

    Genießen wir es. Schon morgen könnte mir das Schicksal eine Rolle als Else Kling feat. Klaus Kinski bescheren. Auch spannend.




    Heute vor zig Jahren:
    Nichts besonderes.

    November seit 7085 Tagen

    Letzter Regen: 16. August 2025, 23:23 Uhr