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    Freitag, 10. Dezember 2010

    Es ist doch immer wieder schön. Ich suchte heute mal wieder einen mir bislang völlig fremden Augenbrauenzupfösen-Salon auf. Naja, tatsächlich gehe ich immer zuerst zum einzigen zertifizierten, teuren, deutschen Kosmetiksalon vor Ort - möglicherweise aus nationalem Solidaritätsbestreben, möglicherweise aus Underdog-Sympatien, egal. Jedes Mal reagiert die Salonbesitzerin unwillig, unfreundlich und herablassend auf die Bitte nach einem kurzfristigen Termin, jedes Mal drehe ich auf dem Absatz um und eile beschwingten Schrittes in einen der hundert umliegenden "Augen braune zupfen (mit faden) ALLES 4,50 euro".

    Im heutigen Augen-braune-zupfen-Salon regierte eine sehr dicke Frau aus der Gegend um Indien/Pakistan, in viel Tuch und Schingelding gehüllt und mit viel Henna überall. Sie scheuchte eine winzige, sehr zierliche Asiatin herum, die dann auch das Zupfen übernahm, während die Chefin für Musik sorgte, und zwar: Roy Black. Zuerst lief: Frag Maria. Die Chefin und die Zupföse sangen lauthals mit. Und dann: Ein kleines bisschen Zärtlichkeit. Und bei der Textzeile "mitten in der Nacht" ließen sie alles fallen, klatschten in die Hände und stampften rhythmisch mit den Hacken auf.

    Ab "Rosen ohne Dornen" war das Zupfen beendet, die Zupföse schnitt aber noch, ich habe keine Ahnung, was, aber sie schnitt noch ganze drei weitere Songs an meinen Augenbrauen herum.

    Dann rülpste die Zupföse laut und sagte "ferdsch". Die Chefin nickte anerkennend und sagte: "Gut. Und gute Musik. 4,50 alles."

    Ich zahlte und verließ angemessen verwirrt den Salon. Es sieht alles aus wie immer, das Erlebnis war aber - wie immer - mehr als 4,50 Euro wert.

    Donnerstag, 2. Dezember 2010

    Finde es gerade extrem lustig, dass Frau Herzbruch in meiner Stadt ist, während ich in ihrer weile, und wir per Handy die Pizza von Herrn N. besprechen, die sie aus dem Dönerladen, in dem ich mit Frau Vau schon mehrfach auffällig geworden bin, mitbringen wird.

    Samstag, 13. November 2010
    Bewerten Sie diese Verpackung im Internet!

    Heute war der Plan, "schnell" bei der Post vorbeizugehen um eine Sendung, die eigentlich an die Packstation gehen sollte, aber in der Filiale landete (wir müssen nicht darüber reden) abzuholen, um sodann die Brötchen für das Samstagsfrühstück beim Bäcker zu erwerben. Ich erwartete genau drei Dinge, alle klein und nicht sehr schwer, so das ich sehr davon ausging, erst Post dann Bäcker sei der sinnvollste Ablauf.

    Bei der Post gab es zunächst kleine Unebenheiten, weil ich mein "Goldkärtchen" nicht bei mir führte. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo mein Goldkärtchen sich befindet, die Nummer dazu kenne ich nämlich auswendig und das genügt, um sich an der Packstation einzuwählen. Nun stand aber eine Frau hinter dem Schalter und wollte das Goldkärtchen, das hatte ich nicht, das war schwierig. Ich schlug vor, mich mit Personalausweis zu identifizieren, die Frau wollte aber lieber die Benachrichtigung, die mir per SMS zugegangen war, sehen, so dass ich offenbaren musste, kein Handy dabei zu haben. Ich wollte ja nur mal eben zur Post und zum Bäcker, was brauche ich da ein Handy. "Sie haben kein Handy dabei??" schrie die Frau jedoch entsetzt durch die Filiale und alle Wartenden - es waren viele! - drehten sich um, um die FrauOhneHandy zu betrachten. Ich war noch nicht geduscht und gekämmt, ich wollte ja nur rasch zur Post und zum Bäcker. Ich fühlte mich unwohl.

    Trotz meines suspekt handy- und goldkärtchenlosen Zustandes beschloss die Postfau jedoch überraschend, mir meine Sendung auszuhändigen. Mit den Worten "na gut, das versperrt uns hier sowieso seit Tagen den Weg!". Ich gebe zu: hier hätte ich aufmerken müssen. Die Aussage, sich durch eine transportsicher verpackte Stiftplatte für Bügelperlen oder Handgelenkschiene oder 6 kleine Dessertschälchen maßgeblich behindert zu fühlen, verwunderte mich angesichts meiner Vorerfahrungen mit der Post jedoch nur milde. Ich sagte nichts, und auch als die Frau mich bat, ihr ans Ende der Schalterreihe zu folgen, gehorchte ich schlicht. Dort schob sie mir mit dem Fuß ein Paket mit enormen Außmaßen entgegen. Mit "enorm" meine ich, so groß, dass das Kind locker darin Platz finden würde. Oder auch ein Kinderfahrrad. Oder - etwas zerlegt - auch ein Kinderbett.

    Ich war irritiert, griff jedoch zunächst einmal zu, und zu meiner angenehmen Überraschung konnte ich das Paket locker mit einem Finger unter die Seitenlasche gehakt aufnehmen. Seht her, die FrauOhneHandy hat Pippi-Langstrumpf-Kräfte! Soweit, so gut. Dennoch beschloss ich, mit dem Objekt nicht mehr den Umweg zum Bäcker zu gehen, sondern die Frühstücksbrötchen im auf dem Heimweg liegenden Supermarkt zu beschaffen. Obwohl dieser Weg nur etwa 800 Meter beträgt, wurde das Paket doch recht sperrig. Es schlug mir gegen die Knie, es drückte mir in die Seite oder es piekte mir gegen den Ellbogen. Hielt ich es gerade vor mich, stieß ich beim Gehen mit den Fußspitzen dagegen und drohte zu stolpern. Hielt ich es neben mich, versperrte ich den gesamten Gehweg.

    Währenddessen prangte stets die Seitenaufschrift der Kiste auf Augenhöhe vor mir: "Bewerten Sie diese Verpackung im Internet! Rate this packaging!" Nie hatte ich mich als eine Person gesehen, die Versandverpackungen im Internet bewertet. Nach 400 Metern hielt ich dies aber durchaus für möglich, nach 500 Metern für recht wahrscheinlich und nach 600 Metern sah ich Verpackungsbewertungen als deutlich unterschätzte Tätigkeit und mich selbst als zukünftige Koryphäe dieses Gebietes: feinsinnig-ironisch, den Finger stets genau auf der Wunde, dabei sprachgewandt spöttisch und doch warmherzig-philanthropisch würde ich das Feld der Verpackungsbewertungen neu aufrollen, so dass meine Verpackungsbewertungen bald als Buch - ach was, als mindestens Trilogie, übersetzt in alle gängigen Sprachen, eventuell bald verfilmt (Hollywood, versteht sich) und auch für Theater adaptiert - vorlägen. Nebenher beschäftigte mich die Frage, was sich denn nun eigentlich in dem Monstrum befände. Keine der drei antizipierten Sendungen kam von der Größe her auch nur annähernd in Frage (was ich fast schade fand, besonders passend wäre doch die Handgelekschiene gewesen: Personen, die diese Schiene verpackt nach Hause transportierten, benötigten Sie danach auch wirklich). Mir fiel ein, dass meine Schwester Mademoiselle einen Schlafsack zu Weihnachten schenken wollte, und ich überlegte, ob sie diesen vielleicht aus praktischen Erwägungen direkt an meine Adresse liefern ließ. Eigentlich war das Paket aber auch für einen Schlafsack zu groß. Neulich hatte ich auch mit meinen Eltern über den Mangel an ansprechender Bettwäsche im Hause N. gesprochen. Ob man dort falsch verstanden hatte und mir nun drei Federbetten schickte? Ich war sehr neugierig und, ich gebe es zu, etwas nervös.

    Endlich zu Hause angekommen, öffnete ich im Kreise der Familie das Paket. Darin befand sich: sehr viel Papier und ein weiteres, etwa stiefelkartongroßes Paket. In diesem befand sich: sehr viel Papier und ein drittes, ca. 15x15cm kleines Päckchen.

    Sehen Sie selbst!

    Ein Paket, ein Paket!

    Herr N. erlitt einen Lachanfall.

    Es waren die Dessertschälchen.

    Samstag, 6. November 2010

    Heute habe ich es unter großen Mühen vollbracht, einen Innenstadt-Buchladen-Gutschein, den ich vor 3 Jahren zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, einzulösen. Das Problem ist dabei nämlich, dass der Innenstadt-Buchladen - der sich immerhin über drei Stockwerke erstreckt - so gut wie keine passenden Bücher für mich vorrätig hält.

    Die Ausschlusskriterien sind vielfältig:
    1. kaufe ich keine Hardcover. Die meisten Bücher lese ich einmal und schaue sie nie wieder an. Hardcover passen schlecht ins Regal. Hardcover sind schwer und sperrig und deshalb ungünstig zum Den-ganzen-Tag-mit-sich-Herumschleppen. Deshalb kaufe ich keine Hardcover.
    2. lese ich ungern Übersetzungen aus Sprachen, die ich hinlänglich beherrsche. Nicht so sehr aus snobistisch-intellektuellen Gründen, sondern weil eine Übersetzung ja doch eigentlich ein eigenständiges Werk ist, und ich aber nunmal das Buch an sich lesen möchte. Wenn ich eine Übersetzung lese, frage ich mich immer, wie das wohl im Original geschrieben war und probiere im Kopf aus. Das nervt.
    3. lese ich ungern brandaktuelle neue Bücher, weil dann alle davon reden und das macht mich kirre. Brandaktuelle neue Bücher gibt es aber ja sowieso auch meistens nur als Hardcover.
    4. lese ich ungern Bücher, in denen es als Hauptthema um Mord oder Gewalt geht, weshalb sehr viele Krimis und Thriller ausscheiden. Früher (TM) hat mir das alles nichts ausgemacht, bzw. gerade die Antithese zwischen dem Schlimmen, was in den Büchern geschieht und meiner kleinen heilen Wohnzimmerwelt hat mir ein angenehm heimeliges Gefühl vermittelt. Ich weiß nicht, warum, aber sehr genau zu dem Zeitpunkt als ich schwanger war, ist das gekippt. Zeitgleich mit einem sehr positiven Verhältnis zu Milchschokolade. Vielleicht hat man in der Schwangerschaft nicht nur starke Essensabneigungen, sondern auch starke Bücher- und Themenabneigungen? Ist das schon erforscht? Jedenfalls hat sich diese Abneigung gehalten und es widert mich seither sowohl Milchschokolade als auch Mord-/Gewaltliteratur regelrecht an.
    5. interessiert mich selten Weltliteratur (zu anspruchsvoll).
    6. interessieren mich keine typischen "Frauenbücher" und keine typisch "lustigen Bücher" (zu vorhersehbar)
    7. interessiert mich nichts, was mit Krieg zu tun hat.
    8. bin ich bei historischen Romanen sehr pingelig - dient das historische Setting nur als Rahmen für eine Liebesgeschichte, erlischt mein Interesse schlagartig.
    9. interessiert mich nichts aus Fernost (ich weiß nicht warum, isso).
    10. hat das ideale Buch zwischen 150 und 550 Seiten - unter 150 lohnt es sich selten, anzufangen, und über 550 wird das ganze unhandlich.

    Nun ist es nicht so, dass es auf der Welt nicht mehr als genügend Bücher gäbe, die trotz dieser Kriterien in Frage kämen. Allerdings: nicht in der Innenstadtbuchhandlung. Ganz unten sind brandaktuelle Hardcover, in der Mitte sind 70% Krimis und Thriller und dann noch viel lustig, für Frauen oder historisch. In der Mitte ist Kochen (kauf ich nicht), Esoterik (kauf ich nicht), Kalender (brauch ich nicht) und Fremdsprachen. Die in Frage kommenden fremdsprachigen Bücher sind Standardzeugs und damit schon in meinem Besitz oder eben auch wieder Harcdover oder mit Mord und so.

    Die einzigen beiden Bücher, die in dem gesamten Laden in Frage kamen, habe ich nun halbherzig nach Hause getragen: Unseen Academicals von Terry Pratchett und About a Boy von Nick Hornby. Schauen wir mal.

    Donnerstag, 4. November 2010

    Ein weiterer anstrengender Tag und es ist abzusehen, dass der Terminschub in diesem Jahr nicht mehr abreißen wird. Hm.

    Im Kindergartenviertel gibt es momentan wieder ein neues Projekt, zu dem es gehört, die Leute zu befragen, was sie alles so stört. Aus nur noch dubios nachzuvollziehenden Gründen kam es dazu, dass ich nach Beantwortung der Fragen noch die Fragebögen der vorherigen Teilnehmer in den Computer tippte. Dabei fiel mir auf, dass sich eine Vielzahl der Personen über "herumlungernde Bulgaren" beschwerte. Was mich nun absolut ratlos zurücklässt, denn ich wüsste gar nicht, woran ich Bulgaren erkenne, und offen gesagt spreche ich den befragten Personen (die ich alle mindestens vom Sehen kenne) zum einen die Kompetenz ab, herauszuhören, wie Bulgarisch klingt, zum anderen aber auch die Chuzpe, die Lungernden mit "schönes Wetter heute und, ach übrigens, welche Nationalität haben Sie?" subtil auszuspionieren. Rätselhaft.

    Das Kind hat wieder eine spektakuläre Verletzung, bei der man den Reflex verspürt, sofort das Jugendamt zu informieren. Und zwar ist nach einem Zusammenstoß mit dem Kopf eines Freundes im Kindergarten das ganze Kinn verfärbt - rot-weiß und geschwollen in der Mitte und dann in einem Umkreis von 5cm dunkelblau-rotviolett. Es kommt erschwerend hinzu, dass das Kind keine Lust mehr hat, über die Verletzung zu reden und immer, wenn wohlmeinende Fremde fragen, was denn da passiert sei, "das darf ich nicht sagen" antwortet.

    Dienstag, 2. November 2010

    Heute war's ein bisschen anstrengend - der Plan, im Büro nur Kaffee trinkend aus dem Fenster zu schauen ging jedenfalls schonmal nicht auf. Später wollte ich mit Mademoiselle eigentlich nur eine Wassersprudeldingspatrone einkaufen, dazu war es aber notwendig, sich in die Fußgängerzone zu bewegen und dort war Handwerkermarkt. So aßen wir Crepe und Popcorn, kauften spazierstockförmige Zuckerstangen und ein Bauchtanz-Outfit (für Mademoiselle, nicht für mich) mit "Gold" und Klimperzeugs, erinnerten uns, im Supermarkt seit Wochen noch bestimmte Bonbons kaufen gewollt zu haben und setzten dies in die Tat um. Das Kind fiel zweimal mit dem Fahrrad um (Schieben will gelernt sein!), wurde von Passanten wieder aufgerichtet und mit weiteren Süßigkeiten umsorgt und inspizierte aufs Genaueste einen als Statue verkleideten Menschen, um diese Tätigkeit als neues erstrebenswertes Berufsziel für sich selbst festzumachen (vorgestern wollte sie noch Astronautin werden, um im Jahr 2029 auf Apophis, dem Asteroiden, der sie seit einigen Wochen um den Nachtschlaf bringt, landen zu können). Mit 6 Jahren ist ja noch alles möglich. Wobei ich sie tatsächlich eher auf Apophis sehe als auch nur 30 Minuten reglos auf einem Podest in einer Fußgängerzone.

    Nachmittags Besuch gehabt - ich finde ja, wenn Besuch mit Kindern kommt, sollten alle Kinder gemeinsam sich grundsätzlich in einem anderen Raum aufhalten als die Erwachsenen. Das war heute schwierig umzusetzen, klappte aber natürlich ab ca. einer halben Stunde vor Aufbruch des Besuches reibungslos, so dass man nach längerem vielstimmigen "Mama ich will bei Dir sein"-Gejammer nach nur sehr kurzer Pause dann "Mama-du-bist-doof"-Gejammer vernahm. Immerhin, im Mittel stimmte es dann wieder.

    Dafür war das Abendessen gut. Ohne Rezept, aber mit Olivenöl.

    Montag, 1. November 2010

    Heute habe ich mich hauptsächlich aufgeregt. Über einen neuen Mitarbeiter, der immer grenzdebil herumgrinst, einem zu nah hinterherrennt, ständig Türen aufhalten möchte, dazu aber zu langsam ist so dass es zu Kollisionen kommt und der nach dem ersten Arbeitstag abends fleißig daheim saß und alle Leute bei Xing befreundet hat mir auf den ersten Blick noch nicht so sympathisch ist. Und über ELENA. Und über noch viel mehr, aber egal.

    In der Bahn war eine ältere Dame, die sich auch aufregte, und zwar über die Verwendung von Olivenöl in allen möglichen Rezepten in einem Kochbuch, das sie in der Hand hielt und bald auch vor meinem Gesicht wedelte. Sie möge kein Olivenöl, ließ sie mich wissen. Ich berichtete, dass ich Olivenöl zwar ok fände, aber oft neutrales Öl vorzöge. So habe meine Gastoma in Spanien beispielsweise Spiegeleier in Olivenöl gebraten, was mir nicht so recht schmecken wollte. Die alte Dame lehnte Olivenöl jedoch total und komplett ab und sagte, nun könne sie mit dem Rezeptbuch gar nichts anfangen. Ich schlug ihr vor, das Olivenöl doch einfach durch ein anderes zu ersetzen. Worüber sie sich dann jedoch fürchterlich echauffierte: man könne mit Rezepten nicht einfach machen, was man wolle. Regeln müssen eingehalten werden. Wenn es dort so steht, sei Olivenöl zu nehmen oder eben etwas ganz anderes zu kochen. "So geht es nicht, junge Frau!" Ich habe mir dann Kopfhörer aufgesetzt und die Augen zugemacht.

    Und abends hab ich wieder Rouladen gekocht, aber den weder den ominösen Knochenschinken noch sonstigen genommen und den Rotwein gegen Holundersaft getauscht. War extrem lecker, ätsch, alte Schachtel.

    Dienstag, 26. Oktober 2010

    Die Bahn hat ja heute gestreikt, nicht, dass man es sonderlich gemerkt hätte - schließlich hat es ja auch gefroren und der Berufspendler weiß: findet eine Wetteränderung statt, gibt es sowieso "Störungen im Betriebsablauf". Allerdings waren besonders viele besonders verkniffene Autofahrer unterwegs, vermutlich, weil einige Routinebahnfahrer sich mal im Umsteigen üben wollten. Wären sie mal lieber aufs Rad umgestiegen. Da hätten sie auch nicht so verkniffen gucken können, weil der kalte Wind ihnen die Mimik botox-like eingefroren hätte.

    Komische Fußgänger gab es aber auch zuhauf; so geschah es heute, dass sich zum allerersten Mal jemand mokierte, dass ich das Rad auf dem Gehweg schob, das nehme zu viel Platz weg. Ein anderer fragte, ob es wirklich nötig sei sich mit 5 Frauen und 8 Kindern in der Öffentlichkeit fortzubewegen. Man solle das anders organisieren - drei Frauen mit den Kindern daheim und die beiden anderen machen die Einkäufe. Der Mann zeterte und schimpfte und lief dabei schwungvoll geradewegs gegen eine Straßenlaterne. Die Welt ist gut und gerecht.

    Und dann war da noch eine Asiatin, die mich in sehr mühsamem, aber sehr korrektem Deutsch fragte, wo "Moneygram" sei. Ich hatte Moneygram schonmal irgendwo aus dem Augenwinkel gesehen, allerdings mangels Relevanz nicht 100%ig abgespeichert, so dass ich nur "Gehen Sie mal die Straße runter und immer auf der rechten Seite gucken" sagen konnte. "Möchten Sie mitkommen?" fragte die Asiatin höflich. Ich lehnte ab. "Kann ich mit Ihnen gehen, wir trinken Kaffee?" hakte sie weiter nach. Ich lehnte auch das ab. Irgendwo im Rhein-Main-Gebiet sitzt heute Abend eine Asiatin, die komische Dinge in ihrem DaF-Lerhbuch stehen hatte und nun die Deutschen für sehr unhöfliches Pack hält.

    Montag, 25. Oktober 2010

    Nerviger Tag. Schon morgens elektrische Haare gehabt, uninteressanten aber konzentrationsintensiven Zahlenkram im Büro erledigt, am Mittag in der Bahn beim Anblick des Kontrolleurs festgestellt, dass ich die Monatskarte nicht dabei habe und keine Lust gehabt, über die Verbindung "Vorsatz" und "Schwarzfahren" zu reden und noch weniger, ein erhöhtes Beförderungsentgelt zu zahlen, und deshalb weggerannt. In voller Wintermontur, eine Zumutung! Im Selbstversuch "Türkisch in 300 Tagen - Tag 14 - Hörverstehensübung" sehr gescheitert, weil ich die Frauen nie verstehe. Die Männer ja, die Frauen nicht. Auch nervig. Und zu Hause war das neue Nintendo-Spiel nicht in der Post und das Essen ist angebrannt. Das gibt es so gut wie nie! Ich bin schon öfter vor Kontrolleuren davongerannt, als mir das Essen angebrannt ist!

    Morgen ohne Nervkrams bitte, danke.

    Montag, 25. Oktober 2010

    Auch wenn Sie es nicht glauben werden: eine kleine "überreife" Zwiebel kann, 48 Stunden sich selbst überlassen, einen Raum mit grob überschlagen 100 Kubikmeter Luft nachhaltig kontaminieren. Wenn Sie also einmal nach einem Wochenendausflug nach Hause kommen und sie in der Küche fast der Schlag trifft, schauen Sie als erstes im Zwiebelkörbchen nach. Spart viel Arbeit. Andererseits sind bei mir nun die Schränke alle mal wieder abgezogen und auch obendrauf gewischt worden sowie sämtliche Vorräte auf aktuellem Stand.

    November seit 7101 Tagen

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