Kennen Sie sicher, wenn man im Bürostuhl sitzt und sich entschließt: ah, es ist jetzt Zeit, sich mal einen Kaffee zu holen.
Das vielfältige Knacken beim aufrichten der Hals- und Brustwirbelsäule, Schultern zurück - aua, verspannt. Aufstehen und sofort den Muskelkater in den Oberschenkeln spüren, bei den ersten Schritten dann in den Adduktoren, nach ca. 10 Schritten kommt die erwartete Schmerzwelle von dieser Keine-Ahnung-Rückensache, die aber schon so viel besser ist, dass man sie nicht mehr beachten muss. Nur noch - einige Frauen wissen, wovon ich spreche - wie eine heranrollende Wehe, die sich aber eben auf den hinteren linken Oberschenkel konzentriert, kann man veratmen, im Gegenzug krampft die rechte Wade kurz, während der Unterleib pms-bedingt in die Kniekehlen zu sacken scheint. Mit den ebenfalls vermuskelkaterten Armen die Kaffeekanne stemmen - und schon geschafft. Ist doch alles kein Problem.
Der Kopf ist jedenfalls in Ordnung.
Das Kind morgens noch vom Vorabend komplett bekleidet (inklusive Hausschuhen) und bezopft und -haarspangt aus dem Bett zu nehmen, hat unglaubliche Vorteile den zeitlichen Ablauf betreffend.
So pünktlich war ich lang nicht mehr.
Mademoiselle, an der roten Ampel, vom hinteren Fahrradsitz aus, zum Sperrmüllmann:
"Sie sind so ein kleiner dünner Mann und können sooo schwere Teppiche heben. Das finde ich toll!"
[Dies geschah, nachdem sie zwei Frauen, die über Rot gingen, mit "Es ist Rot, du Dumme! Wenn Du plattgefahren wirst, bist du selbst Schuld!" angeherrscht hatte und ich ihr sagte, sie solle doch etwas freundlicher zu den Leuten sprechen...]
Mannomann, so auf Anhieb ist das nicht einfach. Also dann:
1. Ich schlafe halb auf dem Bauch auf der rechten Seite, drehe mich aber zum Einschlafen statt einfach nach rechts immer zu 3/4 um die eigene Achse links herum. Das gehört so, sonst ist es nicht bequem.
2. Der Damals-noch-nicht-Ex hat mir im Sommer 1995 "das Internet" gezeigt in der Hoffnung, mich dort mit jemandem zu verkuppeln.
3. In meinem Kleiderschrank sind deutlich mehr Röcke als Hosen.
4. Ich bekomme manchmal Lachanfälle, wenn ich über Wörter nachdenke.
5. Privat gehe ich fast nie ans Telefon, wenn es klingelt.
6. Was Getränke angeht, bin ich schwierig. (nach Diskussion gestrichen)
6a. Ich kaufe mir ca. 3x im Jahr einen neuen Kalender, weil mir der alte zu unordentlich ist.
7. Spritzen bekommen finde ich irgendwie cool.
Ich verleihe das weiter an die ersten 7 Personen auf meiner Blogroll.
Freuen und Danke sagen mache ich natürlich sofort. Für den Rest brauche ich etwas mehr Muße. Und das Lob für das Layout muss ich natürlich sofort weiterreichen an Frau Diagonale, die dies ganz ohne mein Zutun für mich gemacht hat.
Danke, liebe Gürteltiere!
Heute geschafft:
Der Ärztin in langwieriger Besprechung klar gemacht, dass ich lieber 3 Impfungen auf einmal bekomme als noch 2x wiederzukommen und im Wartezimmer herumzutrödeln.
Dem BahnCardService entlockt, was genau sie eigentlich mit dem Schreiben meinen, das sie mir geschickt haben und welche Unterlagen ich tatsächlich schicken muss vs. welche sie in ihren Akten haben. Mit Logik (warum muss ich jährlich eine Ausweiskopie schicken wenn der Ausweis noch 9 Jahre gültig war beim ersten Mal?) nicht weitergekommen, immerhin jedoch eine klare Handlungsanweisung erhalten. Zwar keine umsetzbare, aber das kommt dann in Schritt 2.
Den Kollegen in Übersee nicht vermitteln können, warum es für den Urlaubsanspruch einen gewaltigen Unterschied macht, ob jemand zum 30.6. oder zum 15.7. das Büro verlässt. Sie aber so weit gebracht, einfach zu tun, was ich sage.
Welt 6-3 bei SuperMario.
Insbesondere in Punkt 2 und 3 damit mehr erreicht, als ich zu hoffen gewagt hätte.
Das Kind, das morgens auf dem Fahrrad über alle verfügbaren Gullideckel fährt und dabei "pling!!" ruft, nach dem Umschalten der Ampel auf grün dann lauthalts "It's me, Mariooooooooo!!" gröhlt - das ist dann wohl auch meins...
Nachdem Frau Vaus Drittklässlerin am Wochenende ausdauernd per Ninendo-DS-Chat mit Mademoiselle das Alphabet übte und sie auch erste Wörter schrieben, sagt das Kind heute dann mit Verzweiflung in der Stimme zur mir: Mama! Aber wenn wir zu Hause nur ein DS haben, kannst du mir ja gar keine Aufgaben schicken. Wie soll ich denn dann jemals weiter schreiben lernen??
Frau Vau - hat Ihre Tochter zufällig eine Mailadresse? Bildung steht auf dem Spiel.
Mademoiselle: Mama, sag mir mal eine Rechenaufgabe.
Frau N: Mh - was ist 5 plus 1?
Mlle: Nein, Mama. So nicht. So ist das zu einfach. Du musst eine Aufgabengeschichte machen. Mit Sachen, Äpfeln oder so, wo dann welche dazu kommen.
Frau N: Ok. Wenn du 5 Kinder zu deinem Geburtstag einlädest und du selbst bist ja auch noch da - wie viele Kinder sind dann in unserer Wohnung?
Mlle: Mama - wie viele Jungen und wie viele Mädchen?
Frau N: 2 Jungen und 3 Mädchen.
Mlle: Und wie heißen die?
Frau N: Die Mädchen heißen Aamnah, Lena und Emma. Die Jungs heißen Lars und Deniz.
Mlle: Mama, die Aamnah bringt aber immer ihren Bruder mit, das will ich nicht. Den finde ich doof.
Frau N: An dem Tag wär der Bruder woanders eingeladen.
Mlle: Auch auf einem Geburtstag?
Frau N: Ja - von einem Kindergartenfreund.
Mmlle: Wie heißt der?
Frau N: Äh - keine Ahnung. Trullischnupp.
Mmlle: Mama, so heißt keiner!
Frau N: Gut, dann heißt der Aneeq.
Mlle: Mamaaaaaa - so heißt doch Aamnahs Bruder!! Die können doch nicht beide so heißen!!
Frau N: In der Geschichte hieße Aamnahs Bruder Hans-Jürgen.
Mlle: Hans-Jürgen ist aber ein Hausmeistername!
Frau N: Der hieße so, weil der später mal Hausmeister werden will. Deshalb heißt der jetzt schon so.
Mlle: Mama - ich mag eigentlich gar keine Jungs. Ich will nicht, dass Jungs zu meinem Geburtstag kommen. Jungen sind doof.
Frau N: Wieso das jetzt?
Mlle: Ist halt so.
Frau N. Aber den Jona magst du doch total gern.
Mlle: Der Jona kann ja auch richtig spielen. Der kann total gut spielen. Vielleicht wird der wenn er wächst noch ein Mädchen, das wäre schön!
Frau N: Äh, nein, wird er nicht, aber ist ja auch nur eine Geschichte. Wenn alles Mädchen sind, ist es zu einfach mit dem Rechnen.
Mlle: Gibts denn nicht außer Mädchen und Jungen noch was?
Frau N: Äh. Wir machen das jetzt mit Mädchen und Jungen.
Mlle: Du Mama? Kann ich zu dem Geburtstag ein Skateboard kriegen?
Frau N: Ja, wenn du dir rechtzeitig eins wünschst, sicher.
Mlle: Nein, kann ich nicht!!
Frau N: Wieso??
Mlle: Weil ich doch ein Mädchen bin!
Frau N: Na und?
Mlle: Mädchen fahren nicht Skateboard.
Frau N.: Doch, klar fahren Mädchen Skateboard!
Mlle: In meinem Kindergarten fährt aber kein Mädchen Skateboard.
Frau N.: Dann bist du eben die einzige, ist doch egal.
Mlle: Mama, wenn ich mir jetzt ein Skateboard zum nächsten Geburtstag wünsche, wie alt bin ich dann, wenn ich das bekomme?
Frau N: 6.
Mlle: Siehste, Mama!! Das war voll die Scheiß-Aufgabe! Du weißt doch, dass ich 6 werde, wieso soll ich dann nur 5 Kinder einladen?? Wenn ich 6 werde, darf ich 6 Kinder einladen! Das war alles total falsch, du hast ja keine Ahnung von Mathe, nur der Papa kann Mathe!!! (beleidigt ab)
Zwecks Essen und Trinken ist meine Freundin die Biertrinkerin immer auf der Suche nach Lokalitäten, die sie noch nicht kennt, und ich bin dabei ihre auserwählte Erprobungspartnerin. Dass die neue Forschungsstätte jenseits jeglicher Zivilisation zu liegen schien, erstaunte mich nicht, denn die Biertrinkerin ist an 7 Tagen die Woche unterwegs - wenn auch nicht immer mit mir. Es liegt also auf der Hand, dass für sie "Neues" nicht immer vor der Haustür liegen kann. So ziehe ich die Jacke höher zu, bewundere meine weise Voraussicht, in Turnschuhen statt mit Absätzen unterwegs zu sein, und stapfe an einem verlassenen "Fantreff" und einer Schrebergartenanlage vorbei strikt dem Stadtplanausdruck folgend in den Wald. Es ist so dunkel, dass ich auf der Karte nichts mehr erkennen kann, da es aber sowieso nur einen Weg gibt, ist das kein Problem. Als nach einem Viertelstündchen jedoch auch der Weg nur noch schwer auszumachen ist, bequeme ich mich doch, das Handy aus der Tasche zu ziehen, damit den Kartenausschnitt zu beleuchten, zu beschließen, ihn fortan richtig herum zu halten und den Rückweg anzutreten. Auf der anderen Seite aus dem Bahnhof heraus also, nun gut.
Auf der anderen Seite der Bahngleise sind keine Straßenschilder, doch steht da ein Mann, den ich frage, ob ich nun wohl auf dem richtigen Weg zur Dingensstraße bzw. dem Lokal soundso sei. Er bedauert, nicht helfen zu können, da er erst seit 2 Tagen in der Stadt wohnt. "Na, dann Herzlich Willkommen" sage ich also, er lacht und bedankt sich und ich spaziere weiter, an Neubaureihenhäusern mit abweisenden Fassaden und laut Schildern bissigen Hunden vorbei, bis ich mehr zufällig auf das gesuchte (übrigens frühmittelalterliches Themen-) Lokal stoße.
Als erstes fällt mir auf, dass das in den Beschreibungen angepriesene Kaminfeuer nur virtuell stattfindet - auf einem großen Flachbildschirm nämlich. Es ist arschkalt. Ich darf mir einen Tisch in dem mit drei weiteren Gästegrüppchen (ein Frauentrio, eine ältere Dame mit jüngerem Mann und eine Vierergruppe) nur mäßig ausgelasteten Gastraum aussuchen. Die Biertrinkerin ist verspätet, vermutlich auch im Wald unterwegs, und da sich keine Bedienung sehen lässt, habe ich reichlich Zeit, mich umzuschauen. Zugegeben, authentisch ist anders und ich würde einiges wetten, dass das Mittelalterlokal vor nicht allzulanger Zeit noch eher Richtung Mexiko ging, aber egal, es ist angenehm und ich entspanne vor mich hin, als unvermittelt Catweazle an meinem Tisch auftaucht und unter Gemurmel die Kerze entzündet - auf meine Frage nach einer Karte aber erschreckt davonhuscht.
Wenig später trifft die Biertrinkerin ein. Catweazle scheint verschwunden doch ein südländischer Mensch (der Mexikaner??) bringt und auf unser Drängen hin zwei Karten, die sich jedoch schon auf den ersten Blick als nicht nur optisch sondern auch inhaltlich völlig unterschiedlich erweisen. Welche Karte denn nun die aktuelle ist, kann uns die Bedienung leider nicht sagen. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, bestellen wir daher erstmal ein Bier. Der Mexikaner geht, Zeit verstreicht, Catweazle kommt. "Bier geht nicht" wispert er. "Die Zapfanlage...", und fährt sich symbolträchtig mit dem Daumen über die Kehle. "Gibt es Flaschenbier? Hefeweizen? Kristall? Radler? Alkoholfrei?" rattert die Biertrinkerin routiniert die Alternativen herunter. Catzweazle verschwindet wortlos.
Eine Viertelstunde verstreicht. Die ältere Dame mit ihrem Sohn am Nebentisch, die bisher über die böse Ex-Schwiegertochter sprachen, haben ihre Aufmerksamkeit auf die Verzögerung ihrer Essenslieferung verlagert. Ein Pärchen Mitte 40/Anfang 50 trifft ein. Aus dem Nichts taucht der Mexikaner auf und serviert uns zwei Hefeweizen, die zwar unerwartet aber willkommen sind. Da wir mittlerweile auch ausgemacht haben, dass die zwei umfangreichen Speisekarten unter Abzug verschiedender Portionsgrößen und Soßenvarianten nur vier verschiedene Gerichte anbieten, bestellen wir das Essen - Schnitzel mit Pommes - in der Hoffnung, damit weniger falsch machen zu können als mit Garnelenspießen, Ofenkartoffel oder Tomatensuppe.
Zeit vergeht. Das Bier ist leer. Catweazle erscheint noch einmal und fragt, ob wir das Schnitzel bestellt hätten. Wir bejahen. Und ob es "normal" sein solle. Wir bejahen auch dies. Er wuselt davon. Das Pärchen Mitte 40/Anfang 50 springt entnervt vom Nebentisch auf und verlässt das Lokal - sie hatten bisher weder Karte noch Getränke bekommen.
Mutter und Sohn legen Geld auf den Tisch gehen in dem selben Moment, in dem der Mexikaner unser Schnitzel bringt. Das Schnitzel ist verdächtig quadratisch und könnte geschmacklich ebenso gut Fischstäbchen oder Hähnchennugget sein. Während die Biertrinkerin und ich vor Lachen kaum essen können, trifft der junge Mann vom Bahnhof in weiblicher Begleitung ein, grüßt und sagt, er kenne sich ja noch nicht aus und dachte daher, wo so nette Leute hingehen, könnte er mit seiner Bekannten auch einkehren.
Um die Zeit zu vertreiben, bis eventuell noch eine Bierbestellung möglich wird, gehe ich zur Toilette - die eine Kabine macht vom Verschmutzungsgrad jedem Bahnhofsklo Konkurrenz, die andere ist sauber, und zwar vermutlich da ohne Licht und ohne Plastikabdeckung der Spültaste, die ich aber mit dem Schraubenzieher, den ich ja immer bei mir trage, zu bedienen verstehe.
Als ich zurückkehre, fragt der Mann vom Bahnhof, ob wir einen Tipp hätten, wie man zu Essen und Trinken kommen könnte in diesem Lokal. Wir teilen unser über die letzten zwei Stunden gesammeltes Wissen und raten vom Schnitzel ab.
Danach beschließen wir, dass es vermutlich schneller geht, zurück in die Innenstadt zu fahren als noch eine Bierbestellprozedur zu beginnen. Wir packen zusammen und finden Catweazle hinter der Theke. Was wir bestellt hatten, weiß er nicht mehr, da er "nicht dazu gekommen ist" es in die Kasse einzugeben.
Das nächste Lokal, das wir aufsuchen, hat einen aufmerksamen Service, eine funktionierende Zapfanlage und überhaupt ist dort alles gut. Dafür gibt es darüber aber auch keine Geschichten zu erzählen.