Zunächst hängen Sie sich eine Handtasche um, jedoch nicht so ein klitzekleines Täschlein sondern das Modell "Mama", in Form und Gewicht etwa drei Tetra Briks mit Milch entsprechend. Nehmen Sie in eine Hand eine mittelmäßig gefüllte Einkaufstüte mit einem gerissenen Henkel, in der sich unter anderem etwas Zerbrechliches befindet (Eier bieten sich an).
Mit dem freien Arm heben Sie ein heulendes Kleinkind (ca. 120 cm, 17kg) vom Boden und drücken es kurz tröstend an sich, bevor Sie es - unbedingt einarmig, das gehört dazu - gekonnt auf den Rücken schwenken. Nun ergreifen Sie mit der frei gewordenen Hand 1,5 gefüllte Gemüsekisten. Sollten Sie keine Gemüselieferung zur Hand haben, nehmen Sie anderthalb Bierkästen (leere Flaschen), das kommt von Format und Gewicht etwa hin.
Erklimmen Sie nun 2 Treppenstockwerke (Altbau), ohne das "schwerstverletzte" Bein des Kindes zu touchieren oder den zerbrechlichen Einkaufstüteninhalt am Geländer zu zerschlagen. Es ist wichtig, dies auf 7,5cm-Absätzen zu tun. Das Kind klammert sich derweil im Würgegriff um Ihren Hals.
Sind Sie, oben angekommen, außer Atem oder verschwitzt?
Ich nicht. Ätsch!
Nach dem Sport auf dem Weg durch die Umkleide zu meinem Schrank wurde ich von einer sehr nackten, sehr umfangreichen Frau umgerannt und unsere Köpfe stießen derart aneinander, dass ich etwas zu Boden taumelte.
"Hahahahaha!! Da haben wir den Sport mit den ganzen höchstgefährlichen Maschinen hinter und gebracht, und nun erwischt es uns in der Umkleidekabine - noch etwas mehr Wucht und wir hätten einen Krankenwagen gebraucht!!" rief sie. Stockte kurz, und rief dann, noch lauter: "Jeder einen eigenen! ZWEI Krankenwagen!!".
Jetzt stockte ich, hatte ich mir doch zum einen nie Gedanken darum gemacht, wie viele Kranke üblicherweise in einem Wagen befördert werden und vermutete ich zum anderen, geprägt durch kürzliche Erfahrungen mit meiner guten Freundin Frau Vau, es könne sich möglicherweise um eine Anspielung auf meine Figur handeln. So fragte ich nach, ob denn nicht immer jeder einen eigenen Krankenwagen bekäme.
"Ja! Jeder einen Krankenwagen!", lautete die enthusiastische Antwort. "Genau wie jede Frau hier ein Schränkchen bekommt, mit einem Schloss, und mit ihren Anziehsachen darin!". Kurze Pause. "Nur die Dusche - die müssen wir uns teilen."
"Aber nicht zeitgleich, sondern nacheinander, hm?", brachte ich noch heraus. Dann drehte ich mich um, weil hinter mir jemand vor unterdrücktem Kichern grunzte. Und da stand eine Bürokollegin, die ich dort noch nie getroffen hatte und eigentlich auch nie dort treffen wollte, und sagte: "Hahaha, das erzähle ich morgen gleich als erstes im Büro!".
Und raten Sie mal, was die gerade tut.
Frau N: Aber geben Sie mir bitte heute ein schönes Brötchen. Sie packen mir oft so ein krüppeliges ein, das mag ich nicht.
Verkäuferin: Des mach ich weilse nich so oft hier kaufe.
Frau N: Mh, das ist aber komisch gedacht. Ich komm ja nicht öfter, wenn Sie mir immer die doofen Brötchen geben.
Verkäuferin: Na, des ist mir ja auch egal ob se oft kaufe oder nich, ist ja nich mei Lade, aber wennse dann lang nich wiederkomme beschwer'n se sich ja ned.
Frau N: Ich hab mich aber gerade beschwert!
Verkäuferin: Ei, jo, jetzt geb ich 'ne auch immer ein Schönes.
Na dann ist ja gut...
"Sprich mich an", scheint heute auf meiner Stirn zu stehen. Eine andere Biersorte will mir der eine aufschwatzen und begleitet mich deshalb einmal quer durch das gesamte Einkaufszentrum. Warum ich das Wasser zurückgestellt habe und ein anderes nehme, möchte der nächste erfahren und verwickelt mich in ein Gespräch. Die Blumenfrau möchte mir die Dornen von der Rose entfernen. Hallo? Rosen ohne Dornen sind Nelken, oder so. Ts. Jedenfalls folgt auch hier eine umfangreiche Besprechung.
Suchen Sie mich nicht die nächsten Tage, ich bin unter Menschen, und so wie es aussieht, wollen die alle ganz viel mit mir reden.
So overdressed wie ich gestern war, so underdressed bin ich heute. Was daran liegt, dass ich mangels Zeit und insbesondere mangels Denkfähigkeit heute morgen einfach die Biergartensachen wieder angezogen habe. Fühle mich aber wohler so, als gestern, jetzt rein in Bezug auf die Kleidung, denn eine noch so abgetragene Jeans kann man mit im Büro gelagerten Stilettos aufwerten, wohingegen sich ein unfreiwilliger Flamenco-Dress durch das Überziehen einer im Büro gelagerten Fleece-Jacke nachweislich nicht verbessert.
Zum sonstigen Befinden gibt es eine einfache Rechenregel: Die Anzahl der geschlafenen Stunden sollte die Anzahl der getrunkenen Biere übersteigen. Ist das nicht der Fall, tritt Unpässlichkeit ein. q.e.d.
(Dass heute der Tag ist, an dem ich mich überreden ließ, am Nachmittag mit der Kindergartenmeute durch die sonnengeflutete Innenstadt zu ziehen, weil wegen Personalmangel sonst kein Bilderbuchkinobesuch möglich gewesen wäre, verdränge ich noch ein paar Stunden...)
Dienstag ist ja immer so ein wuschi-Tag, weil da Musikschule ist, und zwar mittendrin. Wobei ich den Dientag schon etwas ent-wuschi-t habe - daher jetzt auch genau 10 Minuten hier sitze - aber dafür ernte ich, gen Tagesende, ein komplett übermüdetes Kind, das sich vor der Musikschule aufs Trottoir legt oder die oder wegen mysteriöser Körperschmerzen nur rückwärts und mit den Händen auf den Fußstützen im Kinderfahrradsitz sitzen kann, oder mit dergleichen Müdigkeitssymptomen halt, kenntmanja.
Daher ist in diesen 10 Minuten zu entscheiden, ob ich meinen unfreiwilligen und vom Radfahren angemüffelten Schein-Flamenco-in-Wirklichkeit-Büro-Dress schonmal ablege und mich in die abendliche Biertrinkkluft werfe, oder aber ob mir die Kindertransportaktion derartige Schweißausbrüche verschaffen wird, dass es noch nicht lohnt, ich also lieber die Büroklamotten vollschwitze und dafür dann abends taufrisch im Biergarten sitze. Oder ob ich evtl. heute noch zweimal dusche und die Garderobe wechsle? Nach der Musikschule hätte ich immerhin nochmal 10 Minuten...
Fragen über Fragen. Und wenn ich lang genug schreibe, beantworten sie sich von allein, dann ist die Zeit nämlich um.
Gerade gedacht, dass die Nachbarn echt komisch sind. Wie ich bei gutem Wetter allabendlich von meinem Balkon beobachte, lassen sie nämlich recht pünktlich um 19 Uhr die Jalousien runter, um sie dann um kurz nach 20 Uhr wieder hochzuziehen. Schon spektakulär vermutet, die hätten nur im Dunkeln Sex, und mich mit mir selbst im Kopf auf eine weit ausufernde Lästertour begeben.
Bis mir dann auffiel, dass ich in Mademoiselles Zimmer dasselbe mache, nur zu leicht anderen Uhrzeiten.
Ähja.
Man weiß es nicht, was in so genau in Mademoiselles Kopf vor sich geht. Aber heraus kommt sowas:
"Bitte! Donke! Na jut!
Besser, du fährst auf dem Schiff als du wirst tot gemacht. Besser, du fährst nach England weil du sonst tot gemacht wirst. Dankeschön. Ihr kommt erst dran. Bitte warten. Melde dich, ewiglich! Bitte warten. Melde dich, ewiglich. Bitte warten. Bitte hierhin. Melde dich, ewiglich (ca. 10x in hohem Singsang). Bitte hier vorn hin. Warte nicht, ewiglich, bitte nicht. Öffne dich, bitte nicht, bitte früher Eintritt nehmen! Bedanke dich, ewiglich! Bitte warten! Dableiben. Bedanke dich, weine nicht! Bitte hierhin! He, Familie, ich hab erst drei Personen. (mit sehr tiefer Stimme): Wer eintretet, bitte einen Stab abgeben. Bleib.
Na juuuut, dann mach ich sie rein.
Blume und Schmetterling kommen sowieso dran. Bitte früher Platz nehmen! Totüüüüütap, totüüüüüütap.
Ich will schlafen - bitte eine Eintrittskarte!
Ich möchte bitte auuuuch - bitte Eintrittskarte!
Bitte bezahlen. Na jut."
Ts. Wie einfach das sein kann, wenn man mal losspringt. Dies. Und das. Und jenes auch. Ts.
Yep, das Kind schläft sich gerade gesund, ich kann sowas riechen. Krank und gesund werden kann ich häufig riechen, allerdings nur bei nahstehenden Personen, in den Haaren oder hinter dem Ohr. Und Fieber per Stirnkuss (eigentlich nicht Stirn, sondern knapp oberhalb hinter der Schläfe) abfragen, mit erstaunlich geringer Fehlertoleranz, obwohl doch immer gesagt wird, das ginge gar nicht. Ist sehr praktisch.
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Ich könnte mich immer noch scheckig lachen über die Gesprächseröffnung von neulich, als ich auf der Bank am Bahnhof saß, ein Fremder hinzukam und sprach: "Ich sag Ihnen gleich, meine Lebensgeschichte ist sehr lang. Aber ich leg dann einfach mal los!". Wenig später zog er ein laminiertes Bild des Kindes auf der orangefarbenen Zwiebackpackung aus der Geldbörse und sagte: das bin ich als Kind! Ich protestierte, neee, das ist doch das Kind von der Zwiebackpackung. Und er - übrigens deutlich südländischer Herkunft: Ja, genau. Ich bin das Kind von der Zwiebackpackung! Als Beweis (?) zeigte er mir seinen Personalausweis.
(Weiß hier irgendwer, wie das Kind von der Zwiebackpackung heißt??)
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Die eine immer so beflissen. Die andere immer so drängend. Das mit der dritten versteh ich nicht. Kein Wunder, dass mir nur die vierte nahe geht. Isjaauchegal.
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Auch verwirrend war der Moment, zu dem eine Kleingruppe (ca 5-7) italienischer Nonnen und ein paar irgendwie dazugehöige Männer an mir vorbeizogen. Verwirrend, weil wirklich alle absolut gleich groß waren (oder diesen Eindruck durch spezielle Absatzhöhen herbeiführten, was mir aber erst später einfiel, so dass ich es nicht ueberprüfen konnte).
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Wie ich dieses Ausgebremst werden, von jetzt auf gleich hasse und mich einfach nicht damit arrangieren kann, dass sowas mit Kindern nunmal vorkommt.
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Ah, da isse wieder wach.
Nachtrag: ähm, ein bisschen irritiert es schon, wenn Mademoiselle aufwacht, verlangt, dass das Video zurückgespult wird - und dann an exakt derselben Stelle wieder einschläft. Ok, da wird ein Schlaflied gesungen. Aber dieses Kind ist überhaupt noch nie wegen eines Schlafliedes eingeschlafen. Ts...
Ich bin in Bezug auf Haarschnitte wirklich nicht pingelig - wächst ja alles nach, sag ich mir immer - aber beim ersten Mal hab ich gekniffen. Das war, als ich mit Maximal-Viertelkrankem-Kind vormittags in der Fußgängerzone an einem Billigfriseur vorbeikam und spontan hineinstürmte, um Mademoiselle die Haare schneiden zu lassen. Es war leer und das Kind gut gestimmt, so dass ich mich bereits dem Gedanken hingab, mich im selben Zuge mitbeschnippeln zu lassen. Bis mir auffiel, dass der simple Kinderhaarschnitt außerordentlich lange dauerte. Weil der Friseur nicht nur vor jeder Strähne nachzudenken schien, sondern zwischendrin mehrfach zu einem kleinen Schränkchen lief, eine Schublade aufzog und eine laminierte A4-Karte konsultiere, auf der Haarpartien und Schnittrichtungen abgebildet waren. Da hab ich gekniffen.
Beim zweiten Mal, gestern, im Friseursalon des langjährigen Vertrauens, war die mir über Jahre zugeteilte Fachkraft im Urlaub. Das wurde mir aber telefonisch bereits beschieden. Also ging es mit einer Ersatzperson munter ans Werk. Und zum Kneifen war es zu spät, als sie, eifrig in meinen Haaren fuhrwerkend, dauerhaft Selbstgespräche der Art "Ah, hier auch noch. Und diese. Oh, da muss ich auch kürzen. Maaannn sind das viele Haare. Wo ist denn hier jetzt was?? Hier noch... und da... wie mach ich das jetzt?? Man kommt da echt durcheinander..." führte. So ungefähr wie wenn ein Handwerker zu uns kommt und immer erst einmal ruft: "Nä! Das geht gaaar nicht!!" Dann verlasse ich mit "Sie machen das schon" den Raum. Beim Friseur geht das schlecht. Weshalb es ja gerade so wichtig ist, dass Friseure Smalltalk machen. Ein "oh-oh-oh..." beim Auswaschen des Färbeproduktes oder ein "uuups!" beim Schneiden hört der Kunde nicht gern!
Nun denn. Gleich nach dem Duschen wird sich feststellen lassen, was nun tatsächlich aus dem Schnitt geworden ist.