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    Mittwoch, 21. November 2007
    21. November - Endlösung

    "Wir setzen auf einheitliche ethnische Nachbarschaften in Milieuhäusern," sagt der Herr Dilger der Nassauischen Heimstätte Wohnstadt laut der Welt Online, und meint damit, dass künftig nur noch Mieter aus ähnlichen Kulturkreisen in einem Wohnhaus zusammen leben sollten. "Eine 75-jährige deutsche Großmutter hat ein anderes Verständnis von Sauberkeit und Erziehung als eine junge Migrantenfamilie." Und 61% der abstimmenden Leserschaft finden das prima.

    Für mich ist da einiges unklar. Zum einen, warum meine Erziehungsvorstellungen mit denen einiger Migrantinnen meines Alters durchaus identisch sind, von denen meiner 75-jährigen Großmutter jedoch eklatant abweichen. Das könnte an mir liegen. Offen gesagt weicht meine Vorstellung von Sauberkeit schon von der meiner Mutter ab, und die ist gar nicht mal 75 und ich keine Migrantin. Naja, vielleicht bin ich ja ein Sonderfall. Kenne allerdings einige Leute, die ganz gerne mal Pizza liefern lassen. Geht das dann in so einem ethnisch sauberen einheitlichen Mietshaus, das nun gerade nicht italienisch ist, eigentlich noch? Es könnte sich jemand durch den Geruch belästigt fühlen. Was ist, wenn Freunde von mir zu Besuch kämen? Geht das, oder stört die Hautfarbe oder der charmente Akzent möglicherweise jemanden im Treppenhaus? Ich fürchte, ich möchte in meinem Freundeskreis keine ethnische Anpassung durchführen, wäre auch überfordert weil mir die Nationalität vieler meiner Freunde nicht als vordringliches Merkmal bewusst ist. Ich glaube, da sind auch einige "gemischte" Paare dabei. Dürften die dann eigentlich noch zusammen wohnen? Oder sollte man derartige "Zustände" lieber von vornherein vermeiden? Naja. Das sind alles Einzelheiten, die vermutlich nur mir unklar sind. Der Herr Dilger hat das sicher perfekt durchdacht.

    Nach wie vor ist mir natürlich bewusst, dass das Zusammenleben mit anderen Menschen eine der größeren Herausforderungen insgesamt ist. Geht ja nicht nur um Ethnie, alles andere ist mindestens genauso schwierig. Ich muss mich z.B. immer wieder zusammenreißen, wenn die Nachbarin auf ihrer ausladenen Joop-Parfüm-Wolke durchs Treppenhaus schwebt. Den Nachbarn mit der billigen Weinfahne (ob das deutscher Wein war vermag ich nicht zu erschnuppern) verleitet mich auch zum Luft anhalten in jedem Sinne. Komisch, dass noch niemand über eine olfaktorische Sortierung nachgedacht hat. Bei manchen Leuten passt mir auch einfach die Nase nicht. Und manchen Leuten - in manchen Kreisen machen die sogar 61% aus - könnte ich für Ihre Ansichten mehrfach in den Arsch treten.

    Nunja, man arrangiert sich. Also ich jedenfalls. Wobei ich ja schonmal vorgeschlagen hatte, dass sich jeder in einen Müllsack setzt und oben gut zubindet. Wenn ich darüber nachdenke, wäre das wohl tatsächlich das Allerbeste.

    Dienstag, 20. November 2007
    20. November - Kekskrümel

    • Morgens vor dem Spiegel festgestellt, dass die Schwangerschafsstreifen aussehen wie ein Arschgeweih. Nur halt auf der falschen Seite.
    • In der Bahn einen "jungen Mann" visuell gefrühstückt. Bei der Fahrkartenkontrolle wurde er nach dem Alter gefragt: 14. Mich umgehend in die Zeitung vertieft.
    • Heute unbedingt Sport.
    • Je wirrer es im Kopf zugeht, desto ordentlicher werde ich. Ich glaube, die Wohung ist bald komplett leer.

    Dienstag, 20. November 2007
    19. November v2

    You walk before me, and lord knows I can’t follow
    You walk behind me and I don’t think I can lead
    You walk around me, please don’t walk around me
    cause you know how dizzy I get.

    Matchbox 20 - Dizzy

    Überfordert bin ich, in erster Linie mit mir und aufgedröselt mit dem Unterschied zwischen kurzfristig und langfristig, und zwischen Theorie und Praxis und zwischen gut und schlecht (was nicht immer mit richtig und falsch übereinzustimmen scheint) und ich habe keine Ahnung, in welche Richtung ich gerade gehe oder in welche Richtung ich gehen will. Und zum ersten Mal überhaupt wünsche ich mir, der November wäre vorbei, denn dann könnte ich jeden Tag ein Türchen am Adventskalender öffnen und das wäre schon einmal eine wunderbare Konstante, eine Sache, die richtig ist und bleibt, die so gehört und an der ich nichts ändern will und werde.

    Alles andere ist mir gerade zu viel.

    19. November: Traumdeutung

    Da ich die letzten zwei Tage fast komplett verschlafen habe, kann ich über nichts weiter als meine verworrenen Träume berichten.

    Begonnen hat meine Traumserie mit Palmen (Chef ist Schuld, da er mir ein Gespräch über die Palme im Konferenzraum aufzwang) im Urwald (Kind ist schuld, es malte ein Urwaldbild). An den Palmen hingen Tennisbälle, die ab und zu herunterfielen, alle auf einmal, und man musste sie so schnell wie möglich aufsammeln und in Röhren werfe (frühkindliche Prägung durch die Sendung 1, 2 oder 3 - meine Generation wird sich erinnern). Zwischen drei Palmen konnte man auch immer auswählen - wozu und zu welchem Zweck ist nicht klar, und was es zu gewinnen gab, auch nicht. Wir, also die Leute dort im Urwald, scherzten, es gäbe eventuell einen Kleinwagen zu gewinnen (Schuld ist hier die permanente "Sie haben ein Auto gewonnen"-Werbung auf verschiedenen Webseiten).

    Dann träumte ich - glaube ich - von Brot, genauer gesagt von Tütenbrot in Scheiben. Vielleicht war das aber auch echt - so oft, wie ich zwischen wachen und schlafen gewechselt habe, verschwimmen die Unterschiede. Jedenfalls träumte ich, einen Artikel zu lesen, wie ungesund dieses abgepackte Scheibenbrot in Tüten (ah, das geht auch umgekehrt) ist. Diesen Traum habe ich in jedem Fall meinem Vater zu verdanken, so es denn einer war.

    Weiter ging es mit einer Autofahrt. Nicht mit dem Auto aus dem Urwald - ich hatte dort zwar einen Heidenspaß (auch wenn ich das Wetter für diese Tennisballsammelei unpassend fand und entsprechend verschwitzt war), aber habe nichts gewonnen. Mit dem Auto fuhr ich, wie in meinen Autoträumen üblich, eine Steigung hoch und oben in eine Nebelwand, nichts mehr zu sehen, Bremsen blockieren und der Wagen dreht sich auf glatter Fahrbahn. Tausendfach geträumt und erst letztens wieder erlebt. Ein alter aber ungelieber Hut, dieser Autotraum. Jetzt erstmal wieder bewältigt und abgehakt. Ich weigere mich, den im übertragenen Sinne zu sehen.

    Dann hatte ich Geburtstag. Also im Traum. Ich bekam irritierenderweise einen Computer geschenkt, also keinen Laptop sondern so ein Riesendingens. Das liegt daran, dass ich mir vom Herrn N. eine externe Festplatte gewünscht habe. Der Monitor war in sämtliche Einzelteile zerlegt, etwas skurril, die Fläche, wo man draufguckt war aufgerollt und die Verpackung glich dem Pizzateig auf Backpapier mit Tomatensoße aus dem Kühlregal, den man nur noch abrollen und auf's Blech legen muss, so ging das mit dem Monitor auch und in dem Soßendöschen waren die Schrauben und eine Tube Silikon zum verfugen. Ähja. Jedes einzelne Teil packte ich mit neuerlicher überraschter Freude aus und baute das Ding zusammen. Dies alles geschah in dem Landschulheim meiner Schule, Etagenbetten und Klos auf dem Gang und X loves Z Kritzeleien und dieser unnachahmliche Geruch nach nassen Socken, Quench und zedrückten Broten. Eigentlich war es diese Schule von Harry Potter, hab den Namen vergessen, war aber nicht weiter relevant weil weder Harry noch Konsorten vorkamen in dem Traum, er hatte gar nichts damit zu tun, man "wusste" nur einfach, dass es diese Schule da war. Harry Potter kam vor, weil ich das Buch rumliegen sah, irgendwo, letztens.

    Zug gefahren bin ich dann auch. Hier wurde ein sehr altes und ein neueres Trauma verarbeitet. Ich war nämlich auf dem Weg nach Weetzen. In Weetzen bin ich vor langer, langer Zeit mal mit Herrn N. gestrandet, spät nachts und schlimm betrunken, weil wir nämlich aus diversen Gründen vergessen hatten, auszusteigen und der Zugführer in Weetzen freundlicherweise nochmal anhielt, um uns rauszuwerfen, bevor der Zug ohne Halt bis Dänemark durchbrauste. In Weetzen lag viel Schnee und es war saukalt und dunkel. Der Bahnhof hatte geschlossen, kein Mensch war da und kein Kleingeld fürs Telefon, kein Hotel in Sicht. Ein Trauma, wie gesagt. In meinem Traum war ich aber allein im Zug und absichtlich unterwegs nach Weetzen. Warum ist unklar. Fakt ist, dass ich erst nach mehreren Stunden bemerkte, dass aus meinen Kopfhörern sehr, sehr laute Musik drang. Und zwar immer - das ist das neuere Trauma - "Griechischer Wein". Und alle Leute schauten mich an. Vor ein paar Monaten hörte ich auf einer Autobahnfahrt "Griechischer Wein" in einer Endlosschleife, weil das Laufwerk hakte und beharrlich nur noch diesen einzigen Song von einer CD mit über 300 mp3s wiedergab. Ich hätte dringend andere Musik benötigt auf dieser Fahrt. Sehr dringend. Letztendlich ging es auch mit "Griechischer Wein", aber dass da etwas zurückgeblieben ist, das im Traum verarbeitet werden muss, kann nicht erstaunen.

    Als i-Tüpfelchen hat mein Kopf dann noch einen gleichgeschlechtlichen One-Night-Stand produziert. Daran ist vermutlich die Nicht-Kaffeetrinkerin aus dem Fitness-Studio schuld.

    Ich bin schon sehr gespannt, was mich heute Nacht alles erwartet. Das ist besser als jeder Film. Werde früh schlafen gehen.

    Freitag, 16. November 2007
    16. November v2

    Konversation mit dem Vater:

    Frau N: Habt ihr ne Wärmeflasche?
    Papa N: Willst Du eine?
    Frau N: Ja bitte.
    Papa N: Ich hol eine. (Geht ins Wohnzimmer und setzt sich auf die Couch).
    Frau N., 30 Sekunden später: Papaaaaa? Wo habt Ihr die Wärmeflasche??
    Papa N: Willst Du jetzt eine?
    Frau N: Ja, bitte.
    Papa N. geht irgendwo kramen, kommt mit einer Wärmeflasche zurück, reicht sie Frau N.
    Frau N. steht mit der Wärmeflasche in der Hand auf und geht Richtung Waschbecken.
    Papa N: Willst Du jetzt eine Wärmeflasche??
    Frau N: Ja!
    Papa N: Ich mach die Dir. (Dreht das warme Wasser auf)
    Frau N: Lass - ich mach das mit dem Wasserkocher.
    Papa N: Mit dem Wasserkocher?
    Frau N: Ja.
    Papa N: Ich mach Dir das.
    Frau N: Ich mach schon.
    Papa N. Ich mach Dir das.
    Gerangele um die Wärmflasche. Papa N. siegt.
    Papa N: Kochendes Wasser?
    Frau N: Ja, bitte.
    Papa N: Das ist aber sehr heiß!
    Frau N: Ich weiß. Ich mache das immer so.
    Papa N: Es gibt Leute, die wollen sich mit was wärmen und verbrennen sich daran, und wenn sie dann zum Arzt gehen sagt der, da müssen Sie doch was drum machen!
    Frau N: Papa, ich bin komplett bekleidet inklusive Fleecejacke und Schuhen. Ich verbrenne mich nicht!
    Papa N: Gut. (befüllt die Wärmeflasche). Wirklich kochendes Wasser?
    Frau N: Ja, bitte.
    Papa N: So heiß?
    Frau N: Ja, bitte.
    Papa N: Verbrenn Dich aber nicht!
    Frau N: Nein, nein.
    Papa N: Pass gut auf!
    Frau N: Ja, mach ich.
    Papa N: Nimmst Du das immer so heiß?
    Frau N: Ja.
    Papa N: Ich auch.

    Frau N. stürzt sich - mit Wärmeflasche - aus dem Fenster.

    16. November - Medley

    Am Morgen ein Kaltstart in jedem Sinne und frühstückstechnische Vernachlässigung als validen Trennungsgrund in Betracht gezogen. Bei der Gesichtstante in Schocklage eingeschlafen und etwas zu spät unter einem kuschligen Deckchen in abgedunkeltem Raum wieder erwacht. Ähem. Keine Friseureskapaden, nur überdrehtes Gekicher, das man als das Hauptindiz meiner Tage nach durchzechten schlaflosen Nächte kennt. Das Geburtstagskind ist verschollen, der Sonnenuntergang über den Novemberregenbäumen herzzerreißend-vertraut.

    ******************

    "Sie haben sich nun so richtig in Ihre Rolle eingefunden", sagte sie gestern zu mir, nachdem die Gänse vernichtet waren. Nach einem Moment amüsierter Verwunderung wurde mir klar, wie recht sie hat. Meine dritte griechische Gans war das. Bei der ersten stolperte ich ungelenk in zu großen Schuhen über's Parkett. Bei der zweiten hielt ich in formvollendet maßgearbeitetem Regelkostüm die Luft an. In diesem Jahr hat sich die Verantwortung eingetragen, sie schlackert nicht und kneift nicht und ist zu einer zweiten Haut geworden, die zu mir gehört, die ich als natürlichen Teil von mir sehe, und deshalb weder betonen noch kaschieren muss. Ja, die Rolle passt.

    ******************

    Manchmal, in der Dämmerung, wirkt es so, als kröchen die Novemberregenbäume zum Fenster hinein. Mit ihren knorrigen Ästen tauchen Sie durch das Fensterglas wie durch kaltes Bergeseewasser, heben die Gardinen an und recken sich in den Raum. Sie ächzen und knarren ein wenig, drehen und wenden sich neugierig im Zimmer und reiben die Zweige vor der wärmenden Heizung. Sie sind zähe Gäste, ein bisschen scheu betrachte ich sie, wage mich nicht ganz heran, halte respektvoll Abstand an der Tür. Nach einiger Zeit ziehen sie sich seufzend zurück, hinterlassen kleine Wirbel im Fensterglas, die sich nur langsam glätten, rascheln draußen mit den Zweigen und erschaudern kurz in der Kälte, bis sie wieder still stehen.

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    Sie stellt mir all die Fragen, die ich (mir) nicht stellen will. Ich glaube, in letzter Konsequenz kann sie mich nicht verstehen. Trotz allem Vorangegangenen ist das eine Grenzüberschreitung, die sie nicht akzeptiert. Ich bin dankbar für ihre Toleranz, aber ich fühle mich wie ein merkwürdiges Insekt, das man unter dem Mikroskop betrachtet.

    Donnerstag, 15. November 2007
    15. November - ...and I'm a little bit angry...

    Ich bin kein geduldiger Mensch. Ich mag es nicht, wenn Plaene nicht funktionieren. Und ich hasse es regelrecht, von anderen abhaengig zu sein. Wenn ein besonders gutes Abendessen dabei auf dem Spiel steht, ist das der Tropfen, der das Fass zum Ueberlaufen bringt.

    Vor etwa 30 Minuten begann mein Geschaeftsessen der traditionell griechischen Weihnachtsgans. Seit 105 Minuten stehe (das ist gelogen. Ich stehe nicht. Ich wandere agressiv auf und ab und toete Menschen mit Blicken) ich an einer innenstaedtischen S-Bahn-Station und warte auf eine verfickte Bahn. Sollte hier ein Lokfuehrer auftauchen, werden Sie morgen in der Zeitung lesen koennen, dass der Streik beendet wurde. Dafuer wuerde ich sorgen. Geiselnahmen und 1/3 Heizoel 2/3 Benzin sind Gedanken, die mir durch den Kopf gehen. Wird zwar auch alles immer teurer, aber das waere es mir wert.
    Schlechtes Karma ist mir heute gewiss. Mehrere Tussigrueppchen mit zu immerbloed erstaunten Boegen gezupften Augenbrauen und zu engen Hosen in zu hochhackigen Stiefeln habe ich versprengt und wie vielen Personen ich durch giftige Bemerkungen die Laune verdorben habe kann man vermutlich gar nicht zaehlen. Wie gut die noch weggekommen sind, ahnen sie gar nicht, denn in meiner Phantasie hatte ich ihnen schon mit einer geraden Rechten (bin Rechtshaender) die Nase an die hintere Schaedelwand gdrueckt. Besser als ein Magengeschwuer oder ein Migraeneanfall ist das aber allemal, und zusammenreissen muss ich mich heute noch frueh genug - vorausgesetzt ich komme bei diesem Essen irgendwann noch an. Vielleicht gelingt es mir ja, von dem wunderbaren Rotwein den es da immer gibt, pro Jackenaermel eine Pulle einzustecken und mit der Kollegin, die irgendwo in der Pampa seit ueber eiiner Stunde auf mich wartet um sich mit mir noch weiter in die Pampa zu transportieren (koennen sich nicht ueberhaupt alle Leute immer in der Stadt aufhalten, wie es sich gehoert??), auf dem Rueckweg (von mir aus auch in der Pampa) zu exen und im Strassengraben zu erfrieren. das wuerde zumindest das Karma retten. Wenn da noch was zu retten ist. Was zweifelhaft, aber mir ziemlich schnuppe ist.

    "Du musst gelassener werden", hoere ich immer wieder. Leider kann mir aber keiner sagen, wie das geht. Deshalb bin ich manchmal einfach verdammt schlecht gelaunt. Zum Beispiel jetzt - nur fuer den Fall, dass der Punkt noch nicht klar geworden sein sollte.

    Mittwoch, 14. November 2007
    14. November v3 (langer Tag...)

    14. November - v2 (ähem)

    Komisch. Ich wollte eigentlich was ganz anderes schreiben, verlor aber nach dem 2. Satz die Kontrolle über den Text. Nicht, dass das etwas sonderlich Neues wäre. Morgen ein neuer Versuch.

    14. November

    Da fällt mir nach mehr als 30 Jahren auf, dass mein Geburtsdatum, 6stellig, ein Anagramm ist.

    Nunja, man kann nicht immer alles sofort bemerken. Diese Erkenntnis kam mir jedoch heute morgen, weil ich Englischunterricht beschaffen soll und dabei an meinen alten Französischlehrer dachte, der mir hier in der Rapunzelturmstadt vor wenigen Jahren Privatunterricht erteilte. Eine lustige Angelegenheit war das, der Lehrer kam aus irgendeinem dieser Länder, von denen aus man sich hier nicht so ohne weiteres unbegrenzt aufhalten und Geld verdienen darf, und meine damalige Firma erwarb bei ihm ein umfangreicheres Kontingent an Trainingseinheiten, um kurz darauf - vor Zahlung der Rechnung - in die Insolvenz zu gehen. Eine Zeit lang hangelten wir uns mit verschiedenen Arrangements noch weiter durch den Unterricht - er übersetzte viel, auch Präsentationen, die er jedoch technisch nicht mehr in die richtige Form bringen konnte, so dass wir Sprachunterricht gegen PowerPoint-Hilfe tauschten, irgendwann begann er, auch noch ins Deutsche zu übersetzen, wobei er dann mehr als nur technische Hilfe benötigte. Die Übersetzungen wurden abstruser und behandelten Unfälle in großen Industrieanlagen, bis der Herr von heute auf morgen verschwand. Ob abgeschoben oder mit Zementschuhen baden gegangen, vermag ich nicht zu sagen. So kam ich insgesamt nur etwa sechs Monate in den Genuss dieses wirklich brillanten Sprachunterrichts, der mich in die Lage versetzte, mich auf Französisch problemlos zu verständigen - wenn auch auf Gossenniveau.

    Wir sind noch immer nicht beim Geburtsdatum angelangt, aber das kommt gleich. Der Herr hatte nämlich zahlreiche esoterische Nebenbeschäftigungen, er vertrieb Kristalle, die man in Wasser legte um das Wasser später zu trinken, er befasste sich mit Farbenlehre und eben auch mit Zahlentheorie, und schlug angesichts meines Geburtsdatums die Hände über dem Kopf zusammen, ich bestünde nur aus Kopf und Füßen, dem Kopf zum Denken und Planen und den Füßen zum Gehen (und Treten), die Arme fürs Fühlen und Geben seien nicht vorhanden und der Bauch, praktisch die Seele - au diable, rien!

    Daran dachte ich heute morgen, als mich meine Füße schnell in den Rapunzelturm trugen, während mein Kopf eine Gedankenumwälzaktion größter Ordnung vornahm, nicht nur diesen Englischunterricht sondern - ach, wie üblich - das Leben im allgemeinen und besonderen betreffend. Die Arme hatte ich verschränkt, die Hände sogar noch im jeweils gegenüberliegenden Jackenärmel vergraben und bezüglich Bauch denke ich sowieso oft, dass weniger mehr wäre.

    Ich glaube nicht, dass er mit seiner Zahlentheorie richtig liegt. Meine Seele ist schon ok. Was aus dem Mann geworden ist, wüsste ich trotzdem gerne.

    Dienstag, 13. November 2007
    13. November

    Dass man das prinzipiell unschön finden kann, verstehe ich. Allerdings frage ich mich: wo bekommt man die in ausreichender Menge, damit sich so eine Manufaktur rechnet, her? Eigenproduktion?

    Rätselhafte Welt.

    Montag, 12. November 2007
    12. November

    [langen, uninteressanten Text gelöscht]

    Sonntag, 11. November 2007
    11. November

    Blick nach oben

    Sonntag, 11. November 2007

    10. November

    Ja, den gab es doch noch, auch wenn ich ihn heute im Morgengrauen beinahe schon gestrichen hätte. Hätte ich ihn missen wollen? Nein.

    Ein rundum angenehmer Tag, genau die richtige Mischung aus was gemacht und nichts gemacht, und alles so irgendwie easy-chilling und im Fluss.

    An so einem Tag erscheint alles einfach. So ein Tag ist prädestiniert dazu, Dich am Abend auf die Nase fallen zu lassen. Achja, stimmt. Ich hatte nur kurz das warten vergessen. Ja aber und war doch und weißt doch. Ja, ich weiß. Shake hands und alles.

    Weiter nichts. Außer, mich verwundert in mir umzuschauen. Wie empfindlich ich geworden bin.

    9. und 10. 8. November...

    ...fanden wohl auch statt. Verliefen aber - ja, ein Adverb muss da gar nicht her, sie verliefen einfach. Wie unter einem ständigen Novemberregenguss, verlaufene Tinte, verlaufene Kreide, fortgespült, weg. Manches ist dann doch einfach nicht so wichtig.

    Überhaupt, wichtig. Ein bisschen komsich ist es ja auch, sich ca. eine Woche lang völlig in eine Sache reinzuhängen, inklusive Überzeugungsarbeit und das Zuschwallen einer Vielzahl von Partygästen - dieselbe Sache dann ein paar Tage später mit einem nonchalanten Schulterzucken eher Richtung "ein andermal, aber auch nur vielleicht" auf den Aktenstapel zu packen. Es ist halt so, beim Schreiben, finde ich: sobald ich weiß, was ich mache, wird es mir langweilig. Texte die ich schon kenne, muss ich nicht mehr aufschreiben. Wo ist da der Spaß.

    Eine andere Sache, die immer mal wieder die Richtung wechselt, ist doppelgesichtig wie Janus. Auf der einen Seite wunderschön und auf der anderen eine hässliche Fratze. Wenn sich der Wechsel beider Gesichter dann als gewisse Regelmäßigkeit einrichtet - und Wahrnehmung lässt sich leider doch nicht immer wie gewünscht steuern - dann steht unter der Bilanz eine Null. Bleibt die Frage, wie das zu bewerten ist.

    Ob es eigentlich in Ordnung ist, kurz vor Mitte November (also, ich meine morgen) die Weihnachtsdekoration auszupacken? Immerhin ist ja fast Advent, und dieses ist das letzte freie Wochenende, das ich vor Weihnachten habe.

    Ja, was noch. Das dumme an Texten, die man nicht vor dem Schreiben schon im Kopf hat ist, dass sie dann manchmal recht unvermittelt enden. So:

    November seit 6994 Tagen

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