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    Freitag, 16. November 2007
    16. November - Medley

    Am Morgen ein Kaltstart in jedem Sinne und frühstückstechnische Vernachlässigung als validen Trennungsgrund in Betracht gezogen. Bei der Gesichtstante in Schocklage eingeschlafen und etwas zu spät unter einem kuschligen Deckchen in abgedunkeltem Raum wieder erwacht. Ähem. Keine Friseureskapaden, nur überdrehtes Gekicher, das man als das Hauptindiz meiner Tage nach durchzechten schlaflosen Nächte kennt. Das Geburtstagskind ist verschollen, der Sonnenuntergang über den Novemberregenbäumen herzzerreißend-vertraut.

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    "Sie haben sich nun so richtig in Ihre Rolle eingefunden", sagte sie gestern zu mir, nachdem die Gänse vernichtet waren. Nach einem Moment amüsierter Verwunderung wurde mir klar, wie recht sie hat. Meine dritte griechische Gans war das. Bei der ersten stolperte ich ungelenk in zu großen Schuhen über's Parkett. Bei der zweiten hielt ich in formvollendet maßgearbeitetem Regelkostüm die Luft an. In diesem Jahr hat sich die Verantwortung eingetragen, sie schlackert nicht und kneift nicht und ist zu einer zweiten Haut geworden, die zu mir gehört, die ich als natürlichen Teil von mir sehe, und deshalb weder betonen noch kaschieren muss. Ja, die Rolle passt.

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    Manchmal, in der Dämmerung, wirkt es so, als kröchen die Novemberregenbäume zum Fenster hinein. Mit ihren knorrigen Ästen tauchen Sie durch das Fensterglas wie durch kaltes Bergeseewasser, heben die Gardinen an und recken sich in den Raum. Sie ächzen und knarren ein wenig, drehen und wenden sich neugierig im Zimmer und reiben die Zweige vor der wärmenden Heizung. Sie sind zähe Gäste, ein bisschen scheu betrachte ich sie, wage mich nicht ganz heran, halte respektvoll Abstand an der Tür. Nach einiger Zeit ziehen sie sich seufzend zurück, hinterlassen kleine Wirbel im Fensterglas, die sich nur langsam glätten, rascheln draußen mit den Zweigen und erschaudern kurz in der Kälte, bis sie wieder still stehen.

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    Sie stellt mir all die Fragen, die ich (mir) nicht stellen will. Ich glaube, in letzter Konsequenz kann sie mich nicht verstehen. Trotz allem Vorangegangenen ist das eine Grenzüberschreitung, die sie nicht akzeptiert. Ich bin dankbar für ihre Toleranz, aber ich fühle mich wie ein merkwürdiges Insekt, das man unter dem Mikroskop betrachtet.

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