Jetzt bügele ich noch mein nightie und verschwinde dann für paar Tage in die Seelenheimat :-)
Wenn man eines morgens aufwacht und ohne ersichtlichen Grund an der rechten Hand einen auf das Dreifache der normalen Größe (schmerzhaft) angeschwollenen Mittelfinger entdeckt, so ist das an sich schon ärgerlich. Am selben Tag noch aufgrund vermehrter Amalgambrösel im Mund einen dringenden Zahnarzttermin wahrzunehmen und von dort mit drei nachhaltig betäubten Mundquadranten zurückzukehren, ist dann schon zu gar nichts mehr gut, wohingegen man den Finger ja zumindest dazu gebrauchen kann, der Welt die eigene Haltung zum Tagesverlauf in besonders expressiver Gestik zu signalisieren. Kommen dann noch weitere kleine Ärgernisse hinzu, so ist man geneigt, diese am Abend in Vergessen zu ertränken - was jedoch durch die bereits erwähnte Gesichtsstarre auch nur unzureichend gelingt, aber doch genau in dem Maße, dass zwar die gewünschte trunkene Leichtigkeit ausbleibt, die Schwere des Kopfes am nächsten morgen jedoch gewährleistet ist. Gut für die Gestik, dass der Finger noch nicht abgeschwollen ist, denkt man sich und möchte fast lachen, hätte sich nicht über Nacht eins der Provisorien im Mund verabschiedet so dass es Klappe halten heißt. In den folgenden Schlaf mischen sich Alpträume von in Zukunft nur noch 9fingrigem Tastentippen, die sich als Fieberträume aufgrund der fortschreitenden Infektion am Finger erklären lassen.
Beim nächsten Erwachen hat der Voodoo-Meister sich wohl ein anderes Opfer gesucht, denn der Körper befindet sich wieder weitestgehend in Normalzustand. Der kinderfreie Samstag wird genutzt, ein achtarmiges Leuchtermonstrum zwecks Restauration zum Fachmann für Elektroarbeiten des Vertrauens zu transportieren. Dass die Firma in den Betriebsräumen just an diesem Tag ihr 60. Firmenjubiläum mit reichlich Speis und Trank feiert, ist nach Schilderung der vergangenen Tage (und der Kenntnisnahme des Kostenvoranschlags für die Restauration) eine hinlängliche Erklärung für den folgenden zunächst harmlosen Frühschoppen auf dem Betriebsgelände, der nach einer alkoholischen Verbrüderungsaktion mit den Söhnen des Inhaberehepaares zum späten Nachmittag in einer Karaoke-Darbietung auf vier eilends zur Bühne zusammengeschobenen Waschmaschinen gipfelte.
Heute morgen dann die Erkenntnis, dass mir trotz Zeitumstellung mindestens drei Stunden fehlen. Und einen Teil des Ganzen habe ich auch nur geträumt. Ganz bestimmt.
Nach einem netten aber unspektakulären Tag zu Bett gehen, eine ausreichende Anzahl an Stunden gut schlafen und am nächsten Morgen das Gefühl habe, jemand hätte sich nächtens an einer Voodoo-Puppe meiner Person mit Nadeln und Ähnlichem zu schaffen gemacht...
Als ich in den Aufzug trete steht er mir plötzlich gegenüber. In einem grauen Geschäftsanzug, das Gesicht leicht gebräunt, kurze helle Haare. So viel weniger imposant als ich ihn in Erinnerung hatte.
In meiner Erinnerung leuchtet eine Neonröhre aus dem Parkhaus mit der Tankstelle unten drin auf sein Gesicht. Der Tankwart nannte mich aus unerfindlichen Gründen "Röschen" und jedes Mal, wenn ich mit irgendwelche Gestalten dort auflief, sagte er "Ach Röschen, was machst Du denn für Sachen" und jjedes Mal wenn ich eine Faxe-Dose kaufte sagte er "Ach Röschen, das ist doch nichts für Dich" und eines nachts sagte er, als er mich reinließ, obwohl eigentlich nur noch der Nachtschalter geöffnet war, "Röschen, wenn Du Dich mal richtig wehren musst bei einem dieser Kerle, dann schlag ihm auf die Nase, aber ziel nicht auf die Nase sondern auf einem Punkt hinter seinem Kopf, als ob Du ihm durch den Kopf durchschlagen würdest, nur dann sitzt genug Kraft dahinter" und ich verbuchte das unter "absurde Ratschläge die keiner braucht".
Auf dem kleinen Mäuerchen vor der Tankstelle hat der, der jetzt den schnieken Anzug trägt, mir mal kumpanenhaft auf den Rücken geschlagen und ich bin gleich runtergestürzt, "Schrank" nannten wir ihn und er konnte seine Kraft nie so recht einschätzen und gut, Schlagseite hatte ich sowieso schon. Die Hand hat mir der Tankwart verbunden, kleine Narben an den Knöcheln bleiben bis heute.
Den im Anzug schaue ich mir jetzt genau an, um zu sehen, ob er vielleicht auch Narben hat, von der Faxe-Dose, die ich ihm ins Gesicht geknallt habe, so als ob ich sie ihm durch den Kopf durch schlagen wollte.
Den armen Deppen, auf den sie losgegangen waren, weil er die falsche Jacke trug, nachts in einem Parkhaus mit Tankstelle unten drin, zerrte ich vom Boden hoch und schubste ihn in den Aufzug, weg war er. Der Schrank stand da mit offenem Mund und das Blut tropfte ihm von der Nase. Nach einigen Sekunden fokussierte sein Blick und mir kam der Gedanke, ich hätte auch in den Aufzug steigen sollen. So folgte der Faxe-Dose eine Ladung Tränengas und dann bin ich schneller gerannt als ich es je für möglich gehalten hätte.
Manchmal frage ich mich, ob es gut ist, dass wir die Möglichkeit haben, nochmal von vorn anzufangen, dass es so gut wie überall eine 2. Chance gibt, dass wir einfach woanders hingehen und jemand anders sein können, Vergangenheit gestrichen. Manchmal würde ich lieber in einem kleinen abgeschotteten Dorf leben, in dem nach Generationen jeder noch weiß was wer wann gemacht hat und nichts vergessen und nichts verziehen und nichts vergeben wird. Wo man weiß, wer wer ist. Wo man keinem sympatischen, gepflegten Mann im Anzug gegenübersteht dem man gar nicht ansieht, dass er noch weiter tritt wenn der andere schon am Boden liegt.
Ich sehe keine Narben, aber nach dem ersten, kurzen, entsetzten Blick zu mir klammert er sich visuell an seinem Gesprächspartner fest. Er hat Schweißperlen auf der Stirn und sie beginnen schon, ihm über die Schläfen zu laufen. Ein bisschen blaß um die Nase ist er auch. Es gibt Narben, die sieht man von außen nicht. Der Gedanke tröstet mich ein bisschen.
Seit einigen Tagen verwenden Menschen in meiner Umgebung derart inflationär das Wort "mäandern" dass ich mich fast frage, ob Frau Kampusch es eventuell in einem ihrer Interviews ausgesprochen und damit temporär wiederbelebt hat. Aber vielleicht auch doch nicht, denn es begegnete mit nicht nur auf Deutsch sondern gleich auch noch auf Englisch hinterher, und ich weiß gar nicht, ob Frau K. Englisch spricht, ist mir aber auch egal. Am Mittwoch fiel es mir zum ersten Mal auf, dieses Wort. Heute gab es gleich drei "Vorfälle". Die letzten beiden haben mich dazu gebracht, das Wort einmal nachzuschlagen, wobei ich mit Genugtuung feststellen konnte, dass meine bisherigen Auffassung seiner Bedeutung korrekt war und die Abendgesellschaft heute es lediglich falsch verwendet und damit zu meinen Verständnisproblemen beigetragen hat.
Jedenfalls habe ich beim Nachschlagen ein Wortmuseum gefunden. Suche nun nach einer Person, die ich bei nächster Gelegenheit als saumseliger Hagestolz beschimpfen kann. Vermutlich den, der mir als nächster das Wort "mäandern" vor den Kopf knallt.
Vielleicht ist es aber auch gut und richtig so, Schicksal sozusagen, dass ich dieses Wort immer höre. Vielleicht werde ich eines Tages bei einem großen Quizmaster im Fernsehen zu sehen sein und er wird mich nach dem Ursprung des Wortes "mäandern" fragen, für sagen wir mal 16.000 Euro, und ich werde mich gelassen zurücklehnen, einen Schluck Wasser trinken und souverän den richtigen Buchstaben nennen. Und wenn der Quizmaster mich fragt, ob ich nicht doch lieber jemanden anrufen will, werde ich dankend ablehnen, den gesamten Wikipedia-Eintrag zum Mäander aus dem Gedächtnis zitieren und sagen, dass ich niemanden anrufen sondern allenfalls kurz etwas bloggen möchte.
Oder vielleicht ist der häufige Gebrauch dieses Wortes von Außerirdischen gesteuert? Ich habe da mal so einen Film gesehen, da haben Jugendliche praktisch zwanghaft ein bestimmtes Lied gehört und hinterher stellte sich heraus, dass diese Klänge dazu führen, dass sich deren Haut in eine Art Alufolie verwandelte, was nun wieder sehr wichtig war, denn aus irgendeinem Grund veränderte sich die Sonnenstrahlung auf eine Weise, so dass das Überleben nur noch mit genau dieser Alufolienhaut möglich war. Also auch gut und richtig. Und falls noch jemand diesen Film gesehen hat, bitte melden, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich das nicht vielleicht nur geträumt habe. Vielleicht trägt das überproportional häufige Hören des Wortes "mäandern" ja auch dazu bei, dass irgendwann alle eine Papiertüte über dem Kopf tragen, was mir an manchen Tagen gar nicht so unrecht wäre. Bad Hair Day nennt man das wohl. Aber das würde jetzt zu weit führen. Denn eigentlich wollte ich nur etwas zu meinem Öko-Wein schreiben, woher jetzt diese Sache mit dem Mäander kommt, ist mir unklar. Mache ich auch gleich, das mit dem Wein. Aber erst trinke ich noch ein Schlückchen.
Heute mach ich mal was ganz anderes als sonst. Ich sitze nämlich an der Telefonzentrale. Und finde es wunderbar, einfach mal zu tun, was mir gesagt wird. Einfach nur durchstellen, oder eine Nachricht schicken, oder irgendwen verkonferenzen. Ohne mich mit dem Inhalt der Gespräche befassen zu müssen. Einen Abend lang nur Small-Talk. Gedankenverloren aus dem Fenster schauen, wie gerade die Sonne untergeht.
"Montag... Dienstag... Mittwoch... tapp tapp... tapp!"
Dies sind bewegende Zeilen aus einem Jugendbuch, das ich irgendwann mal gelesen habe. Da geht es - soweit ich mich erinnere - um zwei Jungs die in die Bretagne fahren und da zelten. Irgendwas Geheimnisvolles geht da vor und letztendlich stoßen sie auf Dynamitfischer. Einer der Jungs wird krank, er bekommt Zwiebelsäckchen auf die Ohren. Zusätzlich huschen mystischen Gruselgestalten huschen herum und murmeln "Montag.. Dienstag... Mittwoch... tapp tapp... tapp!". Und genau das hat meine Schwester mir vor drei Tagen auf den Anrufbeantworter geflüstert, so dass ich es jetzt nicht mehr aus dem Kopf bekomme.
Kenn jemand dieses Buch? Sachdienliche Hinweise bitte in den Kommentaren hinterlassen.
Und an die Berliner hier - ist das mit dem Currywurstmuseum eigentlich ein Fake??
Hätt ich den Mund gehalten und die Frau Himbeer nicht auf meinen Erstkontakt mit diesem linguistischen Phänomen aufmerksam gemacht... ja, dann hätte ich mir den Nachmittag vermutlich mit Arbeit vertrieben. Statt dessen hab ich nun Listen gemacht und einen Punkt nach dem anderen wieder verworfen, weil doch nicht wichtig genug, oder irgendwie selbstverständlich und daher nicht erwähnenswert oder schlicht und einfach falsch. Letztendlich ist es doch gar nicht so einfach zu wissen, was man wirklich (nicht) will. Aber auf 20 Punkte zusammengefasst sieht es bei mir so aus:
5 Dinge, die ich nicht habe, aber gerne hätte:
1. Zeit allein
2. Klavier
3. Die Möglichkeit, manche "Dinge" (immaterieller Art) für immer und ewig zu “sichern”
4. Glaube – von mir aus auch an Gott, aber an irgendwas würde schon weiterhelfen…
5. Absolute Körperbeherrschung (so akrobatenmäßig/schlangenmenschartig - jaaaa, lachen Sie nur...)
5 Dinge die ich habe, aber lieber nicht hätte:
1. Migräne
2. Babyspeck
3. Schwachpunkt in Bezug auf Wetten (alberne Sache, das...)
4. Tendenz zur Reizüberflutung
5. Wutanfälle (selten aber unvergesslich)
5 Dinge, die ich nicht habe und auch nicht haben möchte:
1. Auto
2. Unglück
3. Engstirnigkeit
4. Langeweile
5. Schlimme Krankheiten
5 Dinge, die ich habe und auch gerne weiterhin haben möchte:
1. Die Familie Novemberregen
2. Fairness als Charakterzug. Immer. Auch wenn's weh tut.
3. Meine Traumwohnung
4. Lebenslust
5. Lebenswille
5 Blogger, die auch Listen anlegen sollen:
1. Frau Cosmo
2. Frau Lunally
3. Herr Nyxon
4. Frau Stella
5. Frau Lilly-Charlotte
There is no rose without a thorn
No rain without a storm
There is no laughter without tears
No wisdom without years
In a world gone crazy
Torn between the roads that we must choose
Win or lose
If every soul should lose its way
If every face should lose its name
Tell me - who's gonna stop the rain?
Each day another boy and girl
Set foot into this world
One reaches out to touch the sky
One never learns to fly
Where is it written in the stone
That any child should walk alone
Out on their own?
If no one tries to end this game
Or find a way to ease the pain
Tell me - who's gonna stop the rain?
How many rivers must we cross before we learn
That the flood is rising higher and our bridges all have burnt
Each time another dream is washed out to the sea
It's another piece of you, it's another piece of me
Sure as the blood runs through your veins
Sure as the falling rain
We'll taste the tears of each defeat
The bitter and the sweet
As the days grow colder
Wondering if we'll ever see the sun
When winter comes
If no one stands to take the weight
If no one answers to the blame
Tell me who's gonna stop the rain
If every soul should lose its way
If every face should lose its name
If no one tries to end this game
Or find a way to ease the pain
Who's gonna stop the rain
If no one stands to take the weight
If no one answers to the blame
Tell me who's gonna stop the rain
Es war an einem Tag wie diesem. Das Datum weiß ich nicht mehr, aber es müsste Ende September oder Anfang Oktober gewesen sein, vor etwa zehn Jahren.
Es war an einem Tag wie diesem, noch warm aber schon kühl unter der Wärme. Mit einem Vorgeschmack von Herbst, trockenen Blättern, Kaminrauch und Abendkälte. Keine Grillfeuer mehr und die Sonne stand beim Nachmittagskaffee schon recht tief.
Es war an einem Tag wie diesem, dass ich beschloss, die Liebe meines Lebens nicht mehr zu lieben. Wenn es auch keine freie Entscheidung war sondern imperativ im Sinne des Selbstschutzes, so war es doch eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Ich habe sie später manchmal bedauert, aber nie bereut.
Aber - wie ähnlich man dann nach all den Jahren aber immer noch tickt. Kurz nachdem mir heute beim Nachmittagskaffee diese Gedanken kamen, piepste das Handy: "Ich vermisse Dich".
Es sind Tage wie dieser, an dem ich meine Entscheidung bedauere. Aber nie bereue.
Anruf bei der Reservierungs-Hotline einer internationalen Hotelkette.
Freundlich-beflissener Hotline-Mitarbeiter: "Is this a business trip?"
Frau N: "Yes, it is."
Hotline: "Please remember to bring a nightie."
Frau Ns linke Augenbraue hebt sich: "Pardon me?"
Hotline: "You need to bring a nightie, Ma'am".
Frau N schweigt konsterniert.
Hotline: "Will you present a nightie upon arrival please, Mrs. N?"
Frau N hat das Gefühl, dass das Gespräch ihr entgleitet.
Hotline: "To get your corporate rate. A corporate ID...."
Zeit, im Erdboden zu versinken...
