Nach einiger Zeit "woanders" - geistig wie geographisch - ist plötzlich nichts mehr gegeben.Lästige kleine Fragen drängeln nach vorn.
(wieso eigentlich immer so und nicht anders?... ist das wirklich was ich will?... bin ich hier zu Hause?...)
He, ihr seid hier nicht willkommen! Ich bin hier nicht bei philosophischen Abend mit Wein und Häppchen sondern versuche, meinen Alltag wieder auf die Reihe zu bekommen!
(aber willst du das denn?... willst du nicht ganz was anderes?)
Momentan hakt es überall. Tempo fehlt. Der Flow ist unterbrochen.
(ist das nicht gut so?... entdecke die langsamkeit... innehalten und nachdenken...)
Maaaaannnn verzieht euch. Ich kauf mir ne Fliegenklatsche für die kleinen fiesen Gedanken.
Wer bei andere beharrlich auf Rechtschreibfehler hinweist (in beruflichem Kontext - privat ist mir sowas egal!), muss sich nicht wundern, hinterher ständig gebeten zu werden, irgendwo mal "rasch drüber zu schauen".
Sehr spaßig bei Verträgen von mehreren 100 Seiten...
[edit: um (vermutlich berechtigtem) Zweifel an meiner Beratungkompetenz zuvorzukommen: unter de Blinden ist bekanntlich der Einäugige König.]
Wir haben im Büro immer wieder das Problem, dass die Leute ihre SecurID Karten kaputt machen. Ich frage mich nun ernsthaft, wie die das zuwege bringen. Meine war heute bei 60 Grad in der Waschmaschine und funktioniert noch.
Und sieht aus wie neu...
auch Sonne.
Wetter komplett falsch eingeschätzt. Deshalb zwei Wochen lang in annähernd dieselben Klamotten und barfuß wegen fehlendem Sommerschuhwerk. Keine Sonnencreme dabei gehabt und hautunverträgliches Supermarktzeug verwendet. Demenstprechend - immer in der Annahme, den letzten Sonnentag auszunutzen - von früh morgens bis spät abends schlecht gekleidet, unbeschuht, pickelig und mit salzwassersonneverdredlockten Haaren über die Insel geirrt.
Einfach nur ganz extrem viel Spaß gehabt.
Gestern:
"Auf Gleis 2 fährt nun ein: der verspätetete Regionalzug nach Frankfurt-Bratislava. Abfahrt sechzehn Uhr neunundneunzig."
Mein Fragezeichen im Blick lässt den älteren Mann neben mir bemerken: "Die sagen schon den ganzen Tag sowas".
Das nimmt nur wenig der Verwirrung - seit wann sitzt der hier??
Heute, beim Beseitigen des Kindergeburtstagsschlachtfeldes:
Er: Was kann ich helfen?
Ich: Spülen oder Abtrocknen.
Er (mit echtem Entsetzen im Blick): Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder??
So etwas passiert mir immer an Tagen, an denen ich sowieso geistig nicht ganz beieinander bin. Und dann frage ich mich, ob es nicht vielleicht ständig so abläuft, und ich nur sonst in der Lage bin, entsprechend zu filtern und das gewünschte/erwartete herauszuhören.
Parallelwelten...
Bald ist Weihnachten. Referat erledigt, Hausarbeiten stehen noch nicht an, Job hat auch Pause.
Nach dem Seminar noch zu ihr. Auf dem Deich halten wir an, um zu sehen, wie die Sonne blass hinter den kahlen Zweigen verschwindet. Es riecht nach Schnee.
Einen Schluck Glühwein, gerne. Entspannung macht sich breit. Alle Romanistenzimmer, die ich kenne, haben generische Komponenten... Mal die Bücher im Regal anschauen.
Oh, es hat richtig angefangen, zu schneien. Ganz dicke Flocken. Schön. Aber so hell.
Leichte Unschärfe im Blick. Die Haarsträhne im Gesicht nervt. Der Schein der Schreibtischlampe wird greller. Ich spüre meine Haarwurzeln.
Tut mir leid, ich muss gehen. Kopfschmerzen. In fünf Minuten fährt ein Bus, ich lasse das Rad hier stehen. Nein, ich will mich nicht hier hinlegen, nach Hause. Kein Kaffee, nein. Aspirin gern, für den Weg. Nichts wie raus.
Ist ja nur um die Ecke und dann die Straße runter. Die kalte Luft wie ein Schlag ins Gesicht. Autoscheinwerfer blenden mich, ich sehe nichts mehr, verliere die Orientierung, um welche Ecke...? Das da vorn könnte die Hauptstraße sein, blinzelnd geht es weiter. Das war wohl der Bus. Der nächste kommt in 60 Minuten, bis dahin bin ich Gemüse. Also zurück.
Zurück, wo ist das? Schnee, Schnee, Schnee. Und so hell. Alles so gleich. Telefonzelle. Auch gut. Geld rein, irgendwas. Nummer. Konzentrieren. Kann die Zahlen nicht lesen. Wie lang stehe ich schon hier? Ruhig atmen. Endlich.
Kannst Du mich abholen?
- Was ist los?
Kopfschmerzen
- Wo bist Du?
Weiß nicht. Ich war bei... ich wollte zum Bus. Der ist weggefahren. Es schneit.
- Bleib wo Du bist. Wir kommen.
Die Anstrengung, sinnvolle Sätze zu formulieren dreht mir den Magen um. Raus aus der Telefonzelle. Bleib wo Du bist. Ich kann nicht mehr. Schnee kühlt den Kopf.
Am nächsten morgen wache ich sehr früh mit einem Riesenhunger auf und mache einen Spaziergang durch den Neuschnee. Reboot. Ich fühle mich so gut wie seit langem nicht mehr.
Lieber Kopf, ich weiß, dass wir eine Rechnung offen haben. Aber gibt mir noch 48 Stunden. Bitte.
Es ist ein schönes Gefühl, wenn nach längerer Zeit der Anspannung langsam Ruhe einkehrt. Die Muskeln entspannen sich, auch wenn jede Bewegung, wie nach einem langen Lauf, spürbar ist. Der Atem wird langsamer und tiefer. Die Wachsamkeit lässt nach. Der Kopf verwendet vorübergehend einen Weichzeichner, leichte Gedanken sprudeln von dort, wohin sie verdrängt waren, wieder hervor und verwischen scharfe Konturen.
Ungünstig allerdings, wenn dies zum falschen Zeitpunkt geschieht.
Noch zwei Tage. Noch zwei Tage.
So, wer die Überschrift nach mehreren Bier 10x hintereinander fehlerfrei ausspricht, dem geb ich noch eins aus.
Frau Schlüsselkind fragt, wie dieses Blog zu seinem Namen kam.
Da musste ich jetzt selbst erstmal überlegen, denn ich habe den Namen bei Eröffnung des Blogs von meiner Mailadresse übernommen, die schon recht lang als Alternative zu derjenigen besteht, die ich normalerweise für solche Späßchen im Internet verwende. Warum ich nicht die übliche verwendet habe, sei dahingestellt, denn danach hat hier schließlich niemand gefragt.
Hat nichts mit dem Roman oder dem Song von Bosse zu tun, die kenne ich beide nur vom Namen (und hoffe, sie sind nicht allzu fürchterlich). Ebenfalls nicht angelehnt an November Rain von Guns'n Roses.
November, weil mein Geburtstag im November ist.
Und Regen, weil ich Regen mag.
Ich werfe das Stöckchen weiter an Frau Lilly-Charlotte (aus reiner Neugier ob sie evtl. wirklich so heißt?), Frau Dezentral und Herrn Nyxon.
Die nächste Woche wird eine logistische Meisterleistung.
Hoffentlich. Denn wenn nicht... oh, nicht drüber nachdenken. Augen zu und durch.
Ich war noch keine 16 als ich mich spontan mit Zug - Zug - Schiff - Zug - Überlandbus über rund 1500 km schwang. Von den 36 Stunden non-stop-Reise erinnere ich mich nur an ein vages Gefühl von Adrenalin, Fremdheit und völliger Erschöpfung. Am Zielort erwartete mich (Pubertierende sind ein Stück weit vorhersehbar) ein gedeckter Frühstückstisch mit einem Strauß Osterglocken aus dem Park geklaut. Der Tisch stand vor einem Fenster mit pychedelisch gemusterten orangefarbenen Vorhängen und die Sonne schien.
Dieses Bild ist in mein Gedächtnis gebrannt, und wenn ich an irgendeinem Ort dieser Welt grüne Äpfel, Lavendel und schwarzen Tee zugleich rieche sitze ich vor einem orangenen Vohang mit psychedelischem Muster, esse ein weichgekochtes Ei und meine Augen tränen weil ich müde bin und mir die Sonne ins Gesicht scheint oder wegen der Osterglocken, natürlich.
Ich blieb für sechs Wochen und es war, als wäre ich immer dort gewesen, ich war zu Hause. In einem Leben voller Idealismus und Engagement und der Verwirklichung von Träumen. In einem Leben, das nicht mir gehörte, und dem ich immer 10 Jahre hinterherhinkte. Deshalb ging ich zurück. Und weil ich keine Kopie von einem Meisterwerk wollte, ging ich für mich einen komplett anderen Weg.
An manchen Tagen, wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel zwischen den Wolken scheint, wenn der Wind Kamingeruch in kalter Luft vorbeiträgt oder wenn der Regen ganz besonders weich ist, fühle ich den Sog. Ich weiß dann, dass es nur ein an die Oberfläche gelassener Gedanke wäre, eine kleine Drehung aus dem Gleichgewicht, einige wenige Schritte zum Bahnhof.
Das ist mein doppelter Boden.
Nach 1500 km würde ich Osterglocken im Park klauen und mir im Second Hand Shop orangene Vorhänge kaufen.
1. Einen Schuh muss man sich anziehen, bevor er drücken kann.
2. Frag nicht, wenn du die Antwort nicht hören willst.
[edit:
3. Wenn du eine Antwort willst, ist es oft der einfachste Weg, die entsprechende Frage zu stellen...]
