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    Donnerstag, 23. November 2006
    Zum in die Tischkante beißen!

    • Ich hasse es, wenn in der Bahn ein Kontrolleur kommt, denn meine 7,5 Minuten Bahnfahrzeit brauche ich um mich zu schminken und die Tageszeitung zu überfliegen.
    • Ich hasse es, wenn sich bei der langen Schlange in der Post jemand vordrängt, weil ich den Kinderwagen nicht in die zu Enge Lücke quetschen will und deshalb etwas abwarte, bevor ich weiterschiebe, denn mit quengelnden Kindern in einer Endlosschlange zu stehen ist ganz ehrlich noch nerviger als allein.
    • Ich hasse es, wenn ich um 5 ins Büro komme und kein Kaffee da ist, denn ich brauche den.
    • Ich hasse es, wenn ich bei Amazon einen Gutschein bestelle der "sofort" kommen soll und eine knappe Stunde später ist noch nichts da.

    Mittwoch, 22. November 2006
    Zu gut...

    So, da spreche ich ihm auf den AB dass er sich am Abend wenn alle weg sind mal melden soll, weil ich eine Info für ihn habe, die ich nicht schreiben will (bin ja lernfähig), und er mailt ja, super, danke, unbedingt Worum es geht müsste er wissen, wenn er mal in den Kalender schaut und darauf, was anstand, bevor er sich sein Knie kaputtgefallen hat. Und dann weiß er auch, dass ich mich damit recht weit aus dem Fenster lehne, obwohl ich gar nix davon hab, obwohl nur er und sein Team was davon haben werden. Und verdient haben sie es auch nicht.
    Ja, und ruft er dann zur vereinbarten Zeit an? Nein. Und ich warte noch eine halbe Stunde länger. Aber dann gehe ich doch nach Hause und bekomme jetzt eine Mail, dass er es vergessen hat, und ob das nicht warten kann.

    Naja, von mir aus. Dann halt nicht.

    Montag, 20. November 2006
    ?

    Jever oder Flens??

    edit:
    Wo wir einmal dabei sind:
    Baguette oder Ciabatta??

    Dienstag, 14. November 2006
    Alles muss raus

    "Böse, böse Menschen" murmele ich vor mich hin, während ich auf dem U-Bahnsteig stehe. Eigentlich murmelte das jemand anders, in meinem Kopf, an den ich gerade dachte und ihn in einer bestimmten Situation sah, so dass es irgendwie passte. Tatsächlich kamen die Worte aber aus meinem Mund und die Situation passte ganz und gar nicht. Die Frau neben mir sah mich aus dem Augenwinkel an und schob sich etwas weiter von mir weg. Meine Güte, wieso stehe ich hier und murmele? Die Situation ist so absurd, dass ich laut lachen muss. Die Frau geht ans andere Ende des Bahnsteigs. Jetzt hilft nur noch die Flucht nach vorn. Das Schild an der Rolltreppe hat mich schon immer gestört. "Die Fahrtreppe ist kein Spielplatz für Kinder. Turnen auf den Handläufen verboten" lese ich laut und kommentiere "jaaaa, da seh ich gleich eine Tante Bernhardine vor mir, die mit straff auf dem Atombusen sitzendem jadegrünen Polyesterfeinstrickpulli ihren dicken Finger ausstreckt und mit einem "ts" in der Stimme 'die Fahrtreppe ist kein Spielplatz, Kinder" tadelt. Überhaupt, Fahrtreppe. Und Turnen! Ich bitte Sie!!" Dann vertiefe ich mich in die Zeitschrift "Eltern", die ich für Momente, in denen ich Urlaub von mir brauche, bei mir führe. In der neuesten Ausgabe steht, dass man keinesfalls Parfüm, Pralinen, Socken oder Schwerter zu Weihnachtenverschenken sollte. Das ist einfallslos. Darüber ärgere ich mich, dann ich habe mir Parfüm, Pralinen und Socken gewünscht. Ein Schwert brauche ich tatsächlich nicht, wobei ich "einfallslos" in diesem Zusammenhang nicht für den idealen Ausdruck halte. Auch den gestrickten Fläschchenwärmer für 15, 90 Euro brauche ich nicht, den dasselbe Magazin einige Seiten später als geeignetes Weihnachtsgeschenk anpreist. Ich hätte dann aber doch lieber die Pralinen.

    Bei Geschenken fällt mir dann auch noch etwas ein, das raus muss. Das bislang xxx (hier darf jeder einen passenden Superlativ einsetzen, mir fällt keiner ein) Geschenk des Jahres 2006 war eine Plastiktasche mit Abbildung zweier Engel, die meine Schwiegermutter mir vor einigen Wochen lächelnd überreichte. Ich bin nicht so der Engel-Typ. Ob ich ein Plastiktaschen-Typ bin, möchte ich jetzt nicht ad hoc entscheiden. Jedenfalls findet sich bei mir ansonsten kein Gebrauchsgegenstand, auf dem Engel abgebildet wären. Halt, falsch, ich besitze eine Tasse mit Engeln. Die hat mir aber auch die Schwiegermutter geschenkt. Gerade kommt mir in den Sinn, ob die Gabe von Engelsabbildungen möglicherweise einem bestimmten Zweck dienen soll. Bis vor kurzem, ungefähr bis vor 2,5 Jahren, erhielt ich nämlich meist gerahmte Bildchen von Babys und Kleinkindern von meiner Schwiegermutter. Interessanterweise wird mir heute zur Last gelegt, in nur unzureichendem Maße selbst gerahmte Bilder von Babys und Kleinkindern zu verteilen. Ein bisschen wie früher der Heiligenbildchentausch nach dem Kommunionsunterricht. Womit wir fast wieder bei den Engeln sind.

    Raus muss manchmal auch Ärger. Ich habe heute eine Hälfte einer Flügeltür kaputt geknallt. Das ist nicht schön.

    Ich stelle fest, dass es mir zunehmend schwerer fällt, mit Idioten zurecht zu kommen. Das bezieht sich jetzt nicht auf die Flügeltür, sondern auf... - lassen wir das. Für den Advent nehme ich mir vor, mich in der Tugend der Güte zu üben. Das meine ich ernst. Bis dahin sind es aber noch 18 Tage oder so...

    mmmh...

    ich muss grad mal weiblicher werden ;-)

    Edit:
    Ok, das reicht an rosa (kirsch-oder erdbeerjoghurt) Brille für den Rest des Jahres. Ist ja nicht auszuhalten. Back to normal.

    Darum gings:

    Samstag, 11. November 2006
    "Ich kann nicht kochen"

    "Ich kann nicht kochen" ist einer der albernsten Sätze der Welt, und er begegnet mir leider ständig. Könnte mir ja egal sein, ist es aber nicht, denn er wird meist mit einer Koketterie vorgetragen, die zu implizieren scheint, dass am Kochen irgendwas ehrenrühriges ist, Heimchen-am-Herd Klischee oder Biolek-Geschlürfe und -Gelaber oder was weiß ich, jedenfalls hat kann der moderne hippe Mensch von heute nicht kochen, wozu auch, ist ja genug Geld da um Essen zu gehen oder was Kommen zu lassen, kochen ist uncool.

    An dieser Stelle mag sich erstmal jeder beliebige Gründe denken, warum ich mich darüber so ereifern kann, könnte mir ja eigentlich egal sein, ist es aber nicht. Man mag Vermutungen anstellen über geringes Selbstbewusstsein oder die Angst, in genau jenes Klischee zu fallen, oder der Wunsch, mir ein eigenes zu schaffen zwecks besserer Ordnung der Welt, oder mir ist der letzte Auflauf angebrannt oder was auch immer, ist aber alles nicht der Fall, ist auch egal, ich reg mich auch wann ich will und darum geht es hier auch nicht, es geht um die, die "nicht kochen können", so, das wäre geklärt.

    Heute war eine Freundin bei mir, die immer viel zu tun hat, viel unterwegs ist, und da gerade Mittagszeit war schaute man mal in die Gemüsekiste und beschloss, den dort aufzufindenden Kürbis zu Suppe zu verarbeiten, während wir in der Küche bei einem Gläschen Wein weiterschwatzten und ich halt nebenher den Kürbis zerstückelte und die Zwiebelchen in etwas Butter anschwitzte und ein paar Kartoffeln Rosara schälte und würfelte (das ist eine Allround-Kartoffel mit hübscher rötlicher Schale, aber das muss man nicht wissen, um zu kochen, hauptsache man erkennt eine Kartoffel an sich und das gelingt, meine ich, sogar noch den meisten Assistant Key Account Managern in pleitelnden Internetagenturen, ansonsten macht man halt Nudeln oder Reis). Da sagte meine Freundin mitten im Gespräch, das sich gar nicht ums Kochen drehte "Ach wie du das machst, so mit dem Kürbis und den Kartoffeln.. ich kann ja gar nicht kochen" und blickte leicht lächelnd aus dem Fenster. "Magst du keinen Kürbis?" fragte ich und ihre Antwort war: "Der ist doch gerade wieder ziemlich in", worauf ich den Kürbis in den Topf schmiss, mich umdrehte und sagte, "es ist absoluter Schwachsinn zu sagen, dass du nicht kochen kannst - sag von mir aus, dass du Kochen blöd findest, dass Du keine Lust hast, zu kochen, aber sag nicht dass du nicht kochen kannst". Während die Kartoffeln im Topf verschwanden bemerkte sie leicht alarmiert, das mit dem Kochen, das könnte sie wirklich nicht, ihr würde sogar das Teewasser anbrennen, haha.

    "HAHA!" wiederholte ich. Und als ich dann da stand und mit dem Suppenlöffel, von dem Gemüsebrühe aufs Parkett tropfte, auf sie deutete und erwiderte, sie solle können und wollen nicht verwechseln, sonst würde sie sich für immer selbst im Weg
    stehen, kam ich mir plötzlich vor wie mein ehemaliger Russisch-Lehrer, der sich bis fast zum Herzinfarkt echauffierte, wenn wir jemandem vorsagten, mehr als über irgendetwas anderes, und uns dann im Zustand höchster Erregung vorwarf, dem Kommilitonen die Möglichkeit zu nehmen, eigene Fehler, eigene Erfahrungen zu machen, dass wir ein Stück Leben stehlen durch unsere Bevormundung. Ich fand den Mann damals äußerst wunderlich, hatte er doch einen Doppelnamen (als Mann, na sowas!), trug merkwürdige Kleidung, forderte uns ständig zum Demonstrieren auf - kurz gesagt ein alter 68er, der mich eines Nachmittags in sein Büro bat und mich zunächst wirklich zur Schnecke machte und dann sehr sentimental wurde, denn normalerweise schrieb ich immer sprachlich experimentelle Klausuren, die dann auch die entsprechende Fehlerzahl aufwiesen, wenn sie auch formell kreativ waren, so dass ich, als es aufs Abitur zuging, beschloss, es einfach mal ganz einfach zu versuchen, mit einer Klausur die nur aus 3-, maximal 4-Wortsätzen bestand (was man diesem Satz hier beileibe nicht vorwerfen kann, zählen Sie mal nach!), so dass sie tatsächlich sprachlich fehlerfrei war, dafür aber auch einfach nur beschissen zu lesen, und diese Vorgehensweise - wenn auch an sich wenig angreifbar im Notensystem - widerstrebte dem Altachtensechziger mit dem Doppelnamen derart, dass er eine Bewertung verweigerte und mich aufforderte, die Klausur nachzuschreiben, und zwar anders, denn so etwas würde er nicht bewerten, das wäre ein Verbrechen an der Sprache und an meinen Fähigkeiten, er würde sich nicht zum Mittäter dabei machen, selbst wenn es ihn seine Stelle koste. Sehr dramatisch. Sehr absurd. Absolut unbegreiflich für mich zum damaligen Zeitpunkt, aber in dem Moment, als mir die Brühe aufs Parkett tropfte und die Frau, die kein Wasser kochen kann - WILL - vor mir stand, fand ich seine Logik plötzlich schlüssig und begann, ihn zu vermissen.

    "Sag, dass du nicht kochen willst" stieß ich hervor und fuchtelte mit dem Löffel. "Nee, nee, das ist es nicht", wandte sie - die Lage völlig verschätzend - ein. "Das Wollen ist nicht das Thema, ich krieg das einfach nicht so hin, ich weiß nie, wieviel und welche Gewürze...". "Kannst du lesen?" knallte ich ihr ein Kochbuch vor die Nase. "Kannst Du schmecken?" schob ich ihr einen Löffel mit - zugegebenerweise noch recht heißer - Suppe in den Mund. "Schmeckt das oder fehlt hier was?". "Ich weiß nicht, ist ganz gut...ich weiß nicht wie Kürbis schmecken soll" sagte sie. "Ist völlig egal, hier soll überhaupt nichts, hauptsache dir schmeckt es, also ist es gut oder nicht?" "Ja" "Gut, dann lassen wir sie jetzt noch ziehen - kannst du spülen?" "Ja sicher kann ich spülen...."

    Während sie spülte und ich meinen Wein weitertrank, dachte ich noch ein bisschen über den Unterschied zwischen Können und Wollen nach und legte eine Gedenkminute für meinen alten Russischlehrer ein.

    "Manchmal bist du merkwürdig, da mache ich mir fast ein wenig Sorgen um deinen Geisteszustand" sagte sie, als wir am Tisch saßen und die Suppe aßen. "Ach was" sagte ich. Ich auch, fügte ich in Gedanken hinzu.

    Freitag, 10. November 2006
    10. November 1556

    Although the fishing boats searched, for their own venal reasons, for quite a fair length of time, no man that night or any other laid hands on Richard Chancellor, Grand Pilot of the Muscovy Fleet, or his beloved son, Christopher.
    Long before than, they had moved out of the bay, at first tangled kindly together, and later alone, out of sight of each other, but with the same broad and harmonious current bearing them east.
    Over the lightening sea lay the path Chancellor had discovered, and the door he had opened, expending on it a sovereign order of courage in an element exacting of courage, for he sailed from home, and not towards it.
    "We commit a little money to the hazard of fortune; he commits his life. Wherefore," Sidney had said, "you are to favour and love the man departing thus from us."
    The way he had found opened for him, and his long-studied seas with dignity gave him his bier. And in the morning he was accorded the crown of dead men, to see the sun before they are buried, and he set out with shoes on his feet as do the Muscovites, for he had a long way to go.

    (Dorothy Dunnett - The Ringed Castle)

    Klar erkannt

    Heute habe ich mich vor der Arbeit schick gemacht. Also nicht "büro-schick", sondern "ausgeh-schick" wegen der Party, zu der es anschließend geht. So mit Rock und hohen Stiefeln mit vielen Schnallen und so.

    Als ich mich von der kleinen Maus verabschiedete sah sie mich mit großen Augen an:

    "Mama! Bist Du eine Frau??"

    Merke: Unbedingt Kleidungsstil im Alltag überdenken...

    Mittwoch, 8. November 2006
    Ich kann fliegen!!

    Naja, natürlich nur im Traum. Dort aber schon immer, soweit ich weiß. Ich finde das auch nicht weiter ungewöhnlich.

    Wenn es mal eilig ist, laufe ich einfach zur nächsten Ampel oder Straßenlaterne, fliege daran hoch und auf gehts. Das ist der Punkt, der mir dann heute nacht im Traum merkwürdig vorkam. Ich überlegte, kam aber zu keiner sinnvollen Erklärung. Vor lauter Nachdenken wachte ich auf, das half mir aber auch nicht weiter.

    Ich bin mir sicher, dass ich auch ohne Zuhilfenahme einer Straßenlaterne o.ä. losfliegen kann. Das scheint aber irgendwie nicht die Art zu sein, auf die man "sowas" macht. Ich würde das nur in extremen Ausnahmefällen tun, wenn es wirklich ganz besonders eilig ist.

    Normalerweise folge ich übrigens auch dem Straßenverlauf. Querfeldein nur bei besonderer Dringlicheit. Landungen finden bevorzugt an Türmen statt - Kirchtürmen oder Bürotürmen gleichermaßen.

    Ob das normal ist, will ich jetzt gar nicht fragen. Aber ich wüsste gern, ob weitere Blogger diesen guten Flugstil pflegen, oder ob ich mich da möglicherweise zu konventionell verhalte.

    Daher teste ich jetzt die Umfragefunktion:

    Können Sie im Traum fliegen?

    Nein, natürlich nicht, was nehmen Sie denn??
    Ja, klar, ist doch selbstverständlich!
    Ja, sicher, mit folgenden Besonderheiten die ich gern in einem Kommentar erläutere.

      Ergebnis anzeigen

    Erstellt von novemberregen am 2006.11.08, 20:24.

    Montag, 6. November 2006
    Falsche Spur

    Da läuft mal was schief, ok. Aber das ist doch kein Grund, ab sofort bei jeder Entscheidung unsicher zu werden, rückzuversichern, nochmal nachzuprüfen und abzusichern, lieber nochmal zu überlegen, doppelt und dreifach kontrollieren, darüber schlafen, zweite Meinung einholen... und sich bei jeder Unstimmigkeit sofort als Versursacher zu sehen und zu denken "oh nein, schon wieder!" (um hinterher festzustellen, dass man es gar nicht war, sondern der Fehler ganz woanders lag...).

    So geht das nicht.

    Kann mir mal jemand sagen, wie man aus dieser Schleife wieder rauskommt?

    Eine Fahrkarte bitte Richtung schlafwandlerische Sicherheit, Instinkt und Bauchgefühl. Nur die Hinfahrt.

    Freitag, 3. November 2006
    Rätselhaft

    Im Duden steht unter Freitag: "(...) vgl. Dienstag." Das möchte ich mir doch verbitten. Freitage und Dienstage sind völlig unterschiedlich! Ah, bei Montag steht das auch. Und bei Mittwoch. Und bei allen anderen Wochentagen. Wieso ausgerechnet der Dienstag?

    Mittwoch, 1. November 2006
    Flow

    Jetzt sitze ich im Wagen und möchte mich am liebsten auf der Rückbank zusammenrollen, die Augen schließen und weg sein. Der Kopf total auseinandergenommen, meine Gedanken zerfetzt, das Gehirn wie Kaiserschmarrn mit grüner Soße (iiih...).

    Es ist gut gelaufen, sehr gut, aber so anstrengende Verhandlungen hatte ich noch nie, auch wenn es eigentlich als geselliges Beisammensein angepriesen wurde, was nie stimmte und auch nie beabsichtigt war, und das wusste ich natürlich, denn sonst wäre ich falsch da, wo ich bin.

    Der Teil von mir, der tagsüber hmit der Kleinen kuschelt und tobt, den Duft der verschwitzten Babyhaare einsaugt und die weiche Haut an der Wange spürt ist verschwunden, wie ausradiert. Andere Klamotten, anderes Geld, andere Kreditkarte, andere Sprache und ab auf die Bühne.

    Für solche Situationen bin ich gemacht, es ist, als würde ein Schalter umgelegt, ich betrachte mich sonst als eher zurückhaltend, nicht schüchtern, aber beobachtend, nur dabei statt mittendrin. Und dann ist es plötzlich da, der Instinkt, der mir den richtigen Moment verrät und den richtigen Hebel, um die Situation in die gewünschte Richtung zu lenken und die richtigen Knöpfe, die an den Gesprächspartnern, den Gesprächsgegnern, zu drücken sind, so dass der Flow eintritt, ein unglaubliches Ausmaß an Energie, eine riesige Welle, die mich trägt, die uns trägt, dahin, wohin ich will, und selbst wenn ich jetzt plötzlich einen Kopfstand machen würde, würden sie mir alle folgen und wir würden unser Gespräch auf dem Kopf stehend weiterführen.

    Diesen Flow tragen, diesen Flow lenken, dieser Flow sein ist Macht.

    Bisher konnte ich die Welle noch immer bis zum Ende reiten, bevor die Energie mich verzehrte, aber diesmal war es knapp und nach dem Verbschieden setze ich mich noch einen Moment hin, bis ich sicher bin, dass meine Beine mich bis zum Wagen draußen tragen.

    Ein heißes Bad wünsche ich mir und ein warmes Bett, und bitte lieber Fahrer, lass mir meinen leeren Raum um mich herum und sprich mich nicht an, lass mich einfach Beifahrer sein, ich kann heute nichts mehr lenken.

    Dann ein kurzer Flug, ein neuer Fahrer nochmal ein Identitäswechsel und zu Hause wartet die beste Medizin von allen: ein verschwitztes Kinderköpfchen mit seinem unsagbaren Duft und ein kleiner weicher Körper, der sich an mich kuschelt und nichts erwartet und nichts fordert, nur Liebe.

    November seit 7210 Tagen

    Letzter Regen: 09. November 2025, 08:08 Uhr