Zunächst lief alles nach Plan, Sie wissen schon, das mit dem richtigen Wochentag, Verkehrsmittel und mit den Blumen. Das kommt wir allerdings vor, als sei es schon 100 Jahre her, zwischendrin musste nämlich Mama N. wieder ins Krankenhaus (Ergebnis noch unklar, sie darf über Nacht nach Hause, muss aber für weitere Untersuchungen morgen wiederkommen), was dazu führte, dass ich seit 14 Uhr nur regele, organisiere, telefoniere, nachfrage, anordne - naja, eigentlich genau dasselbe, was ich sonst auch im Büro mache aber wenn es um etwas geht, das einen emotional betrifft, ist es halt etwas anderes. Da fällt mir auf: vielleicht finden manche Personen ihren Bürojob so anstrengend, weil er sie emotional betrifft? Darüber muss ich nachdenken. Wenn ich irgendwann mal Nerven dazu habe.
A propros Nerven, ich habe nun festgestellt, dass es mir nach 2 Jahren elterlichem Ausnahmezustand jetzt final nicht mehr gelingt, ausreichend Energie aufzubringen, um mich verrückt zu machen. Es reicht nur noch für ein unwohles Gefühl im Magen und ein Sorgendrücken auf den Schultern, aber nicht mehr für das große hektische Umherrennen und gedankliche Planen aller möglichen Optionen. Einfach nur noch eins nach dem anderen. Ob das gut ist oder schlecht, dass es zu mehr Aufregung nicht mehr reicht, kann ich gar nicht sagen. Auch darüber würde ich nachdenken, wenn ich irgendwann mal Nerven habe - also vielleicht, vielleicht habe ich dann auch keinen Bock darauf.
Am Ende habe ich den Tag dann wieder in seinen richtigen Rahmen zurückgepresst: ich habe mich erinnert, mit dem Rad heimzufahren (und es sogar wiedergefunden!!) und ich habe das geplante Essen gekocht, Glasnudelsalat mit Chinakohl und Erdnusssoße. Vielleicht habe ich dabei irgendwas falsch gemacht, ich habe ja eine Kochbox für 3 Personen bestellt aber die Menge an Glasnudelsalat mit Chinakohl und Erdnusssoße, die in der Küche steht, reicht locker für 10 Personen. Das wird meinen Ansatz, möglichst kein Essen wegzuwerfen, nochmal ganz neu auf die Probe stellen.
Heute habe ich übrigens noch nichts weggeworfen. Ich habe ein Brötchen zu viel eingekauft aber hoffe noch, das morgen zu frühstücken. Und der Geburtstagkuchen nähert sich end-of-life aber ich habe jetzt so viel Salat gegessen, dass kein Kuchen mehr passt. Vielleicht frühstücke ich morgen statt dem übrigen Brötchen auch Kuchen und mache abends aus dem dann harten Brötchen Arme Ritter oder, falls der Tag mir dann schon wieder um die Ohren geflogen ist, warte ich einfach noch und mache Semmelbrösel - nee, mache ich nicht, das krümelt mir zu sehr aber ich rede mir jetzt ein, ich würde das so machen und wenn es so weit ist, habe ich mein Projekt des nicht-wegwerfens vielleicht schon längst vergessen, weil wieder eine Milliarde andere Dinge dazwischen gekommen sind. Auch egal.