Heute bin ich mir wieder sehr unsicher bezüglich des Datums, denke aber, es folgt nach wie vor ein Tag auf den anderen, also wird es wohl korrekt sein.
Neulich auf der Autobahn hatte ich ein Erlebnis. Kein äußeres Erlebnis, ich fuhr ja quasi regungslos vor mich hin, es handelte sich um ein inneres Erlebnis, äußere Erlebnisse macht man ja intrapandemisch auch überhaupt nicht. Es war so, dass in meinem Kopf eine Bewegung geschah und plötzlich hatte ich darin eine zweite Sichtweise. Das klingt jetzt unkonkreter, als es soll, mir fehlen lediglich die Worte, es besser zu beschreiben. So, als wäre ein Blick von außen neben meinem Blick von innen nun auch in meinem Kopf. Nur einer von vielen möglichen Blicken von außen natürlich, bin mir unsicher, ob es mir sonst nicht auch zu viel wäre, mit zwei Blickrichtungen allerdings herrscht nun in mir eine permanente Patt-Situation, durch die alles egal ist, ein dritter Blick oder eine anderen niedrige ungerade Anzahl an Blicken wäre daher nicht schlecht. Ich muss das beobachten.
Was ich auch beobachten muss: meine Lieblings-Gemütlichkeitsjeans passt nicht mehr. Generell sitzen gemütliche Hosen ja locker, das gehört so, nun ist die Lieblings-Gemütlichkeitsjeans mir heute allerdings schon zweimal beim Durch-die-Wohnung-Rennen um die Knie gerutscht. Wenn ich konzentriert zurückdenke, ist das neulich beim Einkaufen auch schon beinah passiert, der Mantel verhinderte Schlimmeres, ich hatte das im Kopf aber als "kommt halt mal vor" abgehakt. Dass das zum Prinzip wird, kann ich nicht akzeptieren, möchte aber ja auch keine neue Kleidung kaufen, weil, das habe ich schon häufiger gesagt, ich noch nicht weiß, was für ein Mensch ich nach der Pandemie bin und was für Kleidung dieser Mensch dann tragen will. Wenn ich jetzt lauter falsche Dinge kaufe ist es ja doof. Andere Menschen können vielleicht für sich selbst durch Ruhe und Reflexion am besten herausfinden, wer sie gerade sind. Dazu gehöre ich nicht, Ruhe und Reflexion lehne ich (für mich persönlich, was andere tun ist mir egal) ab. Ich finde durch Ausprobieren und Begegnung heraus, wer ich bin. Jedenfalls, wenn ich für den Rest der Pandemie jetzt noch schlecht sitzende Kleidung tragen muss, bin ich jemand mit schlechter Laune - was ich allerdings ja sowieso schon bin, von daher: alles gut.
Zur Entspannung sortiere ich momentan Fotos. Naja, falsch, ich lösche Fotos. Ich habe eine Funktion, die automatisch alles, was Bildformat hat, von Handy und Computer hochläd und da ist natürlich alles mögliche an Zeugs dabei und das Zeugs stört mich plötzlich, daher entferne ich es. Ich gehe chronologisch rückwärts vor, bin jetzt bei 2012 und habe schon viele Bilder gefunden, die mir großen Spaß gemacht haben und viele, an die ich keinerlei Erinnerung hatte. Es erscheinen auch ziemlich viele Personen, an die ich keinerlei Erinnerung habe, aber ich kann mich damit herausreden, dass der Computer von drei Personen verwendet wird, die Chance, dass ich mich an jemanden erinnern müsste beträgt also nur 1:3.
Außerdem habe ich heute drei Spiele aufs Handy geladen und alle drei nach (jeweils) ca. 15 Minuten wieder gelöscht. Die Situation ohne Spiele ist unbefriedigend, aber mit ist sie noch unbefriedigender.
Morgen ist Montag, ich will mich kurz sammeln: normaler Arbeitstag, soweit ich mich erinnere keine Termine bis auf zwei Anrufe am Vormittag. Prüfen, ob sich irgendwas bei der Ausgangsbeschränkung ändert. Abends Vorlesung. Drei (wenig umfangreiche) private Dinge regeln, schauen, ob es einen Rewe-Liefertermin gibt. Eine Mango sollte essreif werden, hurra! Herausfinden, wann die nächste Gesangsstunde ist (habe vergessen, mir das aufzuschreiben) und ob ich genug Bargeld für die Putzhilfe habe. Irgendwas aus dem Eisfach kochen, weil demnächst eine halbe Kuh geliefert wird und dann muss da Platz sein. Rosinen auf dem Balkon wegwerfen weil es da draufgeregnet hat. Katzenfutter bestellen.