Frau Fragmente sitzt auf ihrem Sofa und guckt "Gemeinsame Presseunterrichtung im Anschluss an die Besprechung der Kanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder". Ich gucke das eigentlich auch, aber wie wir alle wissen, beherrsche ich es ja nicht, einfach etwas anzugucken. Deshalb blogge ich nebenher schonmal.
Frau Fragmente trägt eine rote Hose und blau-weiße Turnschuhe, sie zappelt die ganze Zeit mit dem Fuß, das ist mir sehr sympathisch. Die Schuhe sind aber irgendwie merkwürdig geschnürt, oder vielleicht wirkt das auch nur von der Seite so. Außerdem tippt sie mit so einem Dings - Touchpen? - auf ihrem Tablet, ich wusste wirklich nicht, dass manche Leute die wirklich benutzen. Ich habe zahlreiche Bleistift/Kuli-Touchpen-Kombinationen, habe sie aber bisher nur zum normalen-Schreiben-und-hinten-dran-das-Gummiding-abfummeln verwendet.
So. Jetzt haben wir ausgeschaltet und Fragmente bloggt nun auch, zu viel Geschwafel von Herrn Söder, ich kann den predigerhaften Ton nicht vertragen. Dafür fühlte ich mich mit Frau Merkel heute eng verbunden, denn ihre Frisur ist genauso schlecht wie meine - dabei las ich neulich noch irgendwo, sie hätte wem zum Haareschneiden. Also wer auch immer das ist, sonderlich begabt ist diese Person nicht. Dafür habe ich jetzt aber einen Frisiertermin: am 2. März (der erste Tag, an dem der Salon öffnet) um 13:30 Uhr (also nicht ganz morgens früh, wenn evtl. noch Hygienechaos herrscht, aber ausreichend früh, damit sich noch keine Infektionskette von vorherigen Kund:innen zu mir bilden kann). Ich fühle mich außerordentlich schlau.
Ansonsten habe ich heute schon alles erledigt, was ich machen wollte, ach nein, die Wäsche hab ich nicht fertig zusammengelegt aber unter das Gästebett geschoben, so dass ich sie vergessen habe. Das geht ja auch. Sonst ist alles gemacht, sogar Abendessen gekocht und verzehrt. Ich habe in der letzten Woche ja eine HelloFresh-Bestellung ausprobiert und bin noch unschlüssig, was ich davon halte - diese Woche pausiere ich jetzt erst einmal. Die Gerichte waren gut, es klappte alles in der angegebenen Zeit, es waren ein paar gute Ideen zur Vereinfachung dabei (z.B. ein Aprikosencurry mit fertigem Chutney anzufertigen statt, wie ich es gemacht hätte, getrocknete Aprikosen zu hacken und nochmal extra zu würzen). Zwei Punkte, die mich dezent anstrengten, glaube ich: zum einen die kleinen Packungen, zum Beispiel gibt es eben zwei kleine Sachets mit dem Chutney, normal hätte man ja ein großes Glas, macht was ins Essen, probiert, bessert nach etc. Das war mit der Box nicht so. Was da war kam rein, fertig. So ist es natürlich auch viel einfacher, aber es machte mich etwas unruhig. Und dann, zweitens, strengte es mich an, nach Rezept zu kochen. Das mache ich ja normalerweise nicht, ich koche immer einfach irgendwie so. Immer zwischendrin auf das Blatt gucken und "ach, jetzt habe ich die Möhren schon geschnitten, dabei war erst Radieschenraspeln dran, egal" und dann 10 Schritte nach Plan weiter und "ah, hm, jetzt bräuchte ich die geraspelten Radieschen aber die sind ja noch ganz"... es führte, sage ich mal so, zu vielen unnötigen Wegen durch die Küche. Sonst mache ich ja alles so, wie es für mich aus Erfahrung gut passt. Wenn man den Anleitungen anderer folgt, die ja weder mich noch meine Küche kennen, hakt es hier und da und das strengt mich an, die kleinen verlorenen Sekunden im Ablauf, mein Gemüt ist in dieser Hinsicht recht fragil. Mal ganz abgesehen davon, dass ich es nicht gewohnt bin, dass andere mir etwas vorgeben, schon gar nicht fremde andere, die ja offensichtlich weniger Ahnung von den Gesamtumständen haben als ich selbst. Da halte ich es mit Mama N, die aus Schwäche am Tag noch keine drei Worte sprechen mag, aber als sie vom Krankentransport nach Hause gebracht und in die Wohnung getragen wurde zu den jungen Herren erst einmal sagte "Ich wohne ganz oben, können Sie das überhaupt?"
Vielleicht lässt meine Anpassungsstörung an das Kochen nach Rezept aber noch nach, ich probiere es jedenfalls übernächste Woche wieder.
Videotechnisch befinden wir uns heute übrigens in Frau Fragmentes Arbeitszimmer, dieses Mal näher am Kerzenregal als beim letzten Mal und man kann hinter einen Vorhang schauen. Ich sage mal so: da würde ich gerne mal durchsortieren. Aber erstens ist ja Pandemie und deshalb lädt Fragmente mich nicht zum Durchsortieren ein (vielleicht auch generell nicht, ich habe das nicht angesprochen) und zweitens habe ich bei mir selbst noch genug durchzusortieren. Das liegt ein bisschen brach derzeit weil ich in meiner Freizeit momentan lieber lese oder schlafe. Und das mache ich jetzt auch sofort gleich wieder: erst lesen, dann schlafen!