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    Donnerstag, 5. Mai 2016
    WmdedgT 5/2016

    (Was WmdedgT ist und die anderen Beiträge dazu findet sich hier bei Frau Brüllen).

    Heute war mein Rückreisetag aus Berlin. Dank Zugausfall konnte ich ja fahren, wann ich wollte, stellte mir also überhaupt keinen Wecker und wachte einfach irgendwann im Hotel auf. Es war hell und schon betriebsam draußen und auf den Fluren, also öffnete ich die Augen etwas weiter, las irgendwas mit kurz vor 9 auf dem Wecker und beschloss, aufzustehen. Eine halbe Stunde später war ich mit allem fertig - in so einem Hotelzimmer hat man nicht wirlklich viel zu erledigen und Sachen sind schnell in den Koffer geworfen - und folgte dem kurzen Geistesblitz, online noch schnell eine Sitzplatzreservierung für die Rückfahrt zu machen. 11:09 erschien mir eine gute Zeit, ich wollte nämlich gerne im Hotel frühstücken, dazu war ich wegen lang geschlafen und viel vor überhaupt nur einmal gekommen und an dem Tag war ich etwas indisponiert gewesen und hatte mich daher eher auf die Getränke konzentriert.

    Beim Auschecken machte mich die Frau am Empfang dann leicht kirre, es wäre Feiertag und sowieso alles schwierig mit den Bahnen und Taxi echt besser oder zumindest sollte ich mich jetzt wirklich beeilen und nicht noch einen Kaffee trinken, also folgte ich immerhin dem letzten Ratschlag mit dem Erfolg, dass ich mehr als eine halbe Stunde zu früh am Bahnhof stand. War aber nicht schlimm, ich vertrieb mir die Zeit damit, anderen Reisenden Fragen zu beantworten. Wo es zur S-Bahn geht, wie der Wagenstandanzeiger abzulesen ist, wieso der Zug nicht im Aushangfahrplan erscheint, so etwas halt. Kurz dachte ich, mir wächst eine DB-Uniform, aber dann war es doch nicht so.

    Der Zug war rappelvoll, neben mir saß der weibliche Teil eines etwas komplizierten Paares, die sich gegenüberliegende Plätze am Fenster reserviert hatten, es nun aber schwierg fanden, dass der männliche Teil des Paares dann neben einer fremden Frau sitzt (die vierte im Vierersitz war auch weiblich). Es wurden alle möglichen Kombinationen überlegt, ich hielt mich da völlig heraus, sagte nur, ich würde alles mitmachen, Gang, Fenster, gegen oder in Fahrtrichtung, neben Mann, neben Frau, alles egal. Schließlich durfte ich einfach auf meinem Platz sitzenbleiben (Fahrtrichtung, Gang), die meiste Zeit jedenfalls, denn die komplizierte Frau musste auf der Strecke zwischen Berlin und Erfurt (ca. 2 Stunden) 3 Mal aufs Klo und 2 Mal ins Restaurant. Fand ich auch nicht schlimm, sie aber und sie regte sich jedes Mal etwas mehr auf. Es ist mir ein Rätsel, wieso sie sich nicht einfach weniger kompliziert benahm, wenn es sie doch so anstrengte.

    Internet gab es auf der Strecke meistens nicht; ich vertrieb mir die Zeit damit, zu versuchen, Internet zu haben, zu lesen und aus dem Fenster zu schauen.

    Nach 4,5 Stunden stieg ich um, dabei setzte sich dann eine Frau mit sehr wilden Haaren, Schlaghose mit Glitzersteinchen und Glitzerschuhen zu mir und sagte: "Wir sind dann wohl die Exoten hier!"

    Ich nahm das erstmal nur zur Kenntnis, konnte aber an mir überhaupt rein gar nichts Exotisches feststellen, also beschloss ich, nachzufragen. Und tatsächlich: es war nur ein Witz. Die Glitzerfrau erzählte mir, sie würde immer so etwas sagen, denn sie fände es lustig, wie die Leute dann reagieren. Nachgefragt, was sie damit meint, hätte übrigens noch nie jemand. So kamen wir ins Gespräch und sie erzählte, dass sie nach Köln zum Karaoke fuhr. Vielleicht machen wir da bei unserem Frankfurter Karaoke irgendwas falsch. Vielleicht komme ich beim nächsten Mal auch mit wildem Haar und aufgeglitzert.

    Dann war ich auch schon zu Hause und außer mir war dort niemand bis auf die Katzen. Zum einen ist es natürlich sehr entspannt, nach einer Reise erstmal in Ruhe runterzukommen, alles zu verräumen und sich auszustrecken. Andererseits ist es natürlich unschön, überhaupt nicht wild willkommensbejubelt zu werden. Ich bin zwiegespalten, aber nicht unzufrieden.


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