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    Mittwoch, 4. Mai 2016
    Abhängtag

    Leichte Startschwierigkeiten am Morgen, ich konnte mich nicht so recht aufraffen schon 7 Stunden nach dem Eintreffen im Hotel wieder neu unter tausende Menschen aufzubrechen und strich daher mein Vormittagsprogramm. Lieber ein bisschen im Hotelzimmer abhängen, dann aber notgedrungen (Durst!) zum Hotelfrühstück. Nach 3 Kaffee, 3 Wasser und 3 Grapefruitsaft war alles enorm viel besser und ich bekam auch langsam Appetit und dann gingen auch Menschen wieder. In dunklen Räumen herumsitzen und aufmerksam lauschen ging aber noch nicht wieder so gut, daher sah ich nur einen Vortrag bewusst und in den zweiten geriet ich zufällig.

    Der Vortrag, den ich absichtlich sah, war "Raster des Hasses" von Carolin Emcke - leider wurde er nur gestreamt, nicht aufgezeichnet. Ganz grob zusammengefasst ging es im dem Vortrag darum, dass Hass nicht spontan aus sich heraus entsteht, sondern eine Vorgeschichte hat, vobereitet und kanalisiert wird und dass die Personen(gruppen), denen Hass entgegenschlägt, als Stellvertreter für eine Idee gehasst werden, nicht aufgrund ihres persönlichen Wesens. Ihr persönliches Wesen wird gar nicht mehr gesehen, sie werden als Mensch unsichtbar und mit einer anderen Wirklichkeit übermalt, als "Andere" und damit gefährlich/pervers/monströs markiert. Unsere Aufgabe ist es, diesem Hass seine Selbstverständlichkeit zu nehmen. In Frage zu stellen und genau hinzuschauen, auch die zu sehen, die nicht unser Ebenbild sind in Bezug auf z.B. Status, Rasse, Religion oder Sexualität. Zu differenzieren und zu zweifeln, auch an uns selbst. Wirklich sehr schade, dass das nicht aufgezeichnet wurde.

    Auf verschlungenen Wegen landete ich später im Vortrag "Das Internet ist ein guter Ort, wenn wir es gemeinsam dazu machen" von Johannes Korten, sehr angenehm vorgetragen, in dem es zunächst um die Aktion "Ein Buch für Kai" ging und im Anschluss noch kurz um andere Fälle, bei denen Fremde jemandem in einer Notlage unter die Arme griffen.

    Danach ging ich zur Toilette und traf dort - ich kam, sie ging - eine Freundin, die ich seit etwa 6 Jahren weder gesprochen noch gesehen hatte, obwohl es nie einen Steit oder ähnliches gab (wobei, so ganz stimmt das nicht, sie hat mir im November zum Geburtstag gemailt und ich habe bis heut nicht geantwortet - weil ich nicht einfach irgendwie so, sondern besonders gut antworten wollte und es mir - das ist der eigentliche Knackpunkt - in irgendeiner verqueren Logik offenbar sinnvoller erschien, gar nichts zu schreiben als halt einfach ein paar Zeilen, die nicht ganz das ausdrücken, was ich sagen wollte, aber doch definitiv besser sind als nichts. Ich habe übrigens noch zwei ähnliche Fälle im Postfach. Die werde ich sofort beantworten. Also: morgen, jetzt bin ich so müde, da kommt da nichts Vernünftiges bei herum. Logisch.)

    Ansosten den ganzen Tag über Abhängen mit vielen netten Leuten, die ich teilweise zum ersten Mal sah, und schon war es 18 Uhr und Bier-und-@krieglich-Zeit und dann gingen wir essen und der Hotelportier war des Lobes voll, dass er mich mal vor Mitternacht zu Gesicht bekam.

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