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    Mittwoch, 22. Juli 2015
    Blogging November - 1358

    Als ich hierher ins Rhein-Main-Gebiet zog, sah ich auf einer der ersten Fahrten hier her, wie sie, eins hinter dem anderen in einer sehr, sehr langen Kette im Abendlicht über die A3 einflogen. Wie eine Alien-Invasion sah das aus. Seitdem liebe ich die Flugzeuge. Wenn ich nachts oder morgens aufwache, lausche ich. Fliegen sie schon, dann muss ich bald aufstehen. Fliegen sie noch nicht, dann kann ich mich ganz entspannt nochmal umdrehen.

    Aus meiner Wohnküche sehe ich sie meist - spezielle Wetterlagen ausgenommen - in einer großen Rechtskurve schräg an meinem Balkon vorbei starten oder ziemlich gerade links am Haus vorbei im Landeanflug. Gerade fliegt eins links vorbei, über den Hinterhof, es ist blinkend im Sinkflug unter dem Sichelmond, über dem Hinterhaus huschen Fledermäuse durch die Luft und ich finde das wunderschön.

    Fluglärm höre ich nicht. Klar, ich höre manchmal Flugzeuge. Ich höre ja auch manchmal - eigentlich meist - Straßenverkehr, häufig auch Vögel, Menschen sowieso, im Winter (also bei sehr klarer Luft) Züge und Sonntags ab und an Kirchenglocken, je nach Windrichtung.

    Wann immer ich sage, dass diese Wohnung hier gekauft, nicht gemietet ist, ist eine der ersten Rückfragen: und der Fluglärm? Ja, hier ist Fluglärm. Aber ich höre ihn halt nicht, außer, ich konzentriere mich darauf. Genauso, wie ich einen Tinnitus habe, den ich aber auch seit ein paar Jahren nicht mehr höre, außer, ich suche nach ihm, was ich manchmal tue, weil ich mir erhoffe, ein Instrument danach stimmen zu können, was mir aber noch nie gelungen ist.

    Fluglärm soll ja sehr schlecht sein. Ich frage mich manchmal, ob Fluglärm schlecht für mich sein kann, wenn ich ihn nicht wahrnehme. Ähnlich, wie mit dem Tinnitus, Tinnitus soll ja auch schlecht sein, ist ein Zeichen von Stress, aber wenn ich ihn nicht höre? Wenn ich mich nicht gestresst fühle? Kann ich gestresst sein, ohne es zu empfinden? Kann ich gekränkt werden, wenn ich es nicht bemerke? Etwas verloren haben, wenn ich noch nicht weiß, das es weg ist?

    Realität ist vielleicht doch etwas viel individuelleres, als wir meist annehmen.

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