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    Montag, 27. Juli 2015
    Blogging November - 1364

    Der S-Bahn-Tunnel gesperrt, das Fahrrad noch platt. Ich weiß, dass einige LeserInnen große Fans meines verrückten Fahrradmannes sind; ich selbst kann ihn aber nur in einer ganz bestimmten Gemütsverfassung ertragen und diese ist in der letzten Woche noch nicht eingetreten. Alles etwas schlecht heute morgen. Ich hatte noch ganz leicht in Erwägung gezogen, dass der Fahrradreifen in Wirklichkeit gar nicht platt ist, sondern nur irgendwie von der Sonne, was weiß ich, Sonne macht ja alle möglichen blöden Sachen. Als ich im Hof meinen sorgenvollen Blick über das Rad schweifen ließ, sah ich aber die Heftzwecke, die im Mantel steckte. Immerhin, da weiß man, woran man ist.

    Vor ein paar Wochen - also so lange her, dass ich es völlig vergessen hatte, es fiel mir erst durch einen Hinweis auf Twitter wieder ein - habe ich bei Aldi Fahrradreparaturspray gekauft. Es war ein reduzierter Sonderposten, keiner wollte es kaufen, ich googelte es noch vor Ort. Manche Leute sagten "Finger weg!", viele "Muss man mit umgehen können...", sehr viele "Ziemlich gut, immerhin kommt man heim oder zur nächsten Werkstatt" und ein paar "Total super, weitere Reparatur unnötig!". Das reichte mir aus, meine Pannen ereignen sich immer auf halbem Weg zwischen Haus und Büro am Flussufer und das bedeutet, in eine beliebige Richtung 4 km zu schieben. "Muss man mit umgehen können / ziemlich gut" erscheint eine gute Alternative.

    Die Gebrauchsanweisung umfasst 5 knappe Punkte:

    1. Reifen von Gegenstand befreien, der die Panne verursacht hat und die restliche Luft vollständig ablassen.

    2. Dose vor Gebrauch kräftig schütteln.

    3. Schlauchanschlussstück auf das Ventil schrauben - ggf. den vormontierten Adapter verwenden (brauchte ich nicht)

    4. Flascheninhalt vollständig in den Reifen einsprühen. Anschließend den Reifen drehen, damit sich das Dichtmaterial gleichmäßig verteilen kann.

    5. Sollte der Reifendruck nicht ausreichen, mithilfe einer Luftpumpe regulieren. Nicht geeignet für größere Schäden oder Risse!


    Die Heftzwecke hatte ich schon herausgezogen und von mir geschleudert, die restliche Luft war aus dem Reifen raus und Schütteln sehr einfach. Das Schlauchanschlussstück passte ohne Adapter auf mein Ventil, ich achtete darauf, gut festzudrehen denn ich hatte ergoogelt, dass das besser so ist. Und dann: Sprühen.

    Das Sprühen verlief erst sehr gut, dann passierten drei Dinge. Zum einen kam Sprühzeugs aus dem Heftzweckenloch. Es sah aus wie Löschschaum. Eigentlich nicht überraschend, ich war trotzdem von der Situation überfordert und hüpfte (soweit es mit der Sprühdose in der Hand ging) zur Seite. Im Nachhinein denke ich, es wäre schlauer gewesen, einfach den Finger auf das Loch zu halten, bis der Schaum sich verfestigt. Bevor ich mich solchen Überlegungen zuwenden konnte, passierte aber zweitens, dass der Schlauch anscheinend voll war, jedenfalls gab es einen Rückstau am Ventil und statt hineinzusprühen, kam nun Schaum seitlich heraus, es war also - drittens - Zeit, die Dose zu entfernen, was aber nicht so einfach war, denn: ich hatte ja fest zugedreht und nun war alles schaumig und ich musste ja auch langsam mal mit "anschließend den Reifen drehen" anfangen.

    Irgendwie gelang es aber. Das Ventil war zu, der Reifen aufgepumpt, es kam kein Schaum mehr aus dem Loch, das Rad war mehrfach gedreht.

    Folgende Fragen stellten sich mir nun

    1. Ist der Schaum, der aus dem Loch kam, nun auch zwischen Schlauch und Mantel und wenn ja, ist das egal?

    2. Ist der Schaum jetzt auch im Ventil drin oder davor und wird das beim nächsten Aufpumpen Probleme bereiten?

    3. Kann ich dann jetzt einfach losfahren oder muss ich auf irgendwas warten?

    Auf keine der Fragen fand ich eine Antwort. Der Schaum außen am Fahrrad und auf dem Boden hatte sich aber zu einer krümelig-gummiartigen Schicht verfestigt, die man abziehen konnte. Das tat ich und folgerte, dass es im Inneren des Schlauches nun wohl genauso aussieht. Dann fuhr ich los.

    Ich fuhr nur bis zur Straßenbahn, dann begann nämlich ein Platzregen. Den gesamten Tag verbrachte das Rad also an der Haltestelle. Auf dem Heimweg wuchs die Spannung, ob ich es wohl platt oder aufgepumpt vorfinden würde, quasi ins Unermessliche.

    Und dann war es so mittel. Definitv nicht platt, auf jeden Fall ohne weiteres Pumpen fahrbar. Aber ich hatte in Erinnerung, dass der Reifen durch das Spray randvoll war, stärker aufgepumpt als sonst. Das war er definitiv nicht (mehr).

    Ich habe also vermutlich "ziemlich gut" getroffen. Heimlich hoffe ich noch auf "total super", das werden aber erst die nächsten Tage zeigen.


    (Achso - das Päckchen ist natürlich abgeschickt.)

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