Nach dem doch recht ausführlichen Ausflug gestern schlief Mademoiselle heute morgen bis knapp 11 Uhr. Insofern waren die weiteren Optionen etwas eingegrenzt und wir entschieden, uns eher vor Ort die Beine zu vertreten.
Dies hier ist die Stirling Bridge.
Die Stirling Bridge war Schauplatz einer der großen Schlachten des ersten schottischen Unabhängigkeitskrieges. Allerdings nicht genau diese Brücke, diese ist viel neuer. Die alte Brücke ging nämlich im Verlauf der Schlacht kaputt oder wurde von der schottischen Armee (angeführt von William Wallace, Ihnen vielleicht als Braveheart bekannt, und Andrew de Moray) aus strategischen Gründen zerstört, man weiß es nicht. Sicher ist aber, dass dort am 11- September 1297 die englische Armee (rund 10.000 Personen, unter John de Warenne, dem 6. Earl of Surrey, und Hugh de Cressingham) von nur ca. 2.300 Schotten venichtend geschlagen wurde, was wohl einer Mischung aus Fehleinschätzung der Situation auf Seiten der Engländer und sehr guter Taktik auf Seiten der Schotten zu verdanken war.
Nun gewannen die Schotten zwar diese Schlacht, aber den Kampf um die Unabhängigkeit (bislang) nicht. Und tatsächlich ist dieses Thema sehr aktuell, am 18. September in diesem Jahr wird in Schottland nämlich per Volksabstimmung über die Unabhängigkeit von England abgestimmt. Referendum nennt sich das, und auch, wenn das Thema in Deutschland meines Wissens nicht sehr präsent ist, sind hier die Straßen, Fassaden, Fenster und Autos übersäht mit "YES" oder "NO" Aufklebern und es wäre ganz praktisch möglich, dass hier mitten in Europa und von uns bislang recht unbeachtet ein komplett neuer Staat entsteht, mit allen staats- und völkerrechtlichen Konsequenzen. Das ist schon sehr spannend.
Nach der Brücke kamen wir zum Schloss. Leider steckte die Speicherkarte der Kamera noch im Laptop, das Handy machte eher bedrohliche Bilder, die aber zur Geschichte des Schlosses passen. Nicht nur war es - auch im Zuge der Unabhängikeitskriege - hart umkämpft, auch passierten viele traurige Dinge dort: Mary de Guise verlor hier als zweite Frau von Jakob V im April 1541 beide Söhne (und Thronfolger) an ein Fieber, auch Jakob starb wenig später. Damit war die damals 6 Tage alte Maria Stuart Königin.
Was man in Schlössern übrigens sehr gut mit 9-jährigen machen kann, ist, ihnen einen Audioguide zu verpassen. Eigentlich kann man sich dann für die nächste Zeit ins Café setzen, das war aber (völlig überraschend - schottische Cafés sind üblicherweise großartig!) enorm schmutzig und unansprechend. Also trotteten wir dem Kind fast 3 Stunden lang hinterher, während es aufmerksam lauschend von Raum zu Raum wandelte und uns, wenn wir das Wort an es richteten, mit unwirschen Handbewegungen wegfuchtelte.
Und ein Friedhofsbild habe ich auch mitgebracht.