Ganz überraschend ergab sich heute der Zustand, dass ich im Büro saß und nichts akutes zu tun hatte - ich war ja schon sehr früh dagewesen und es ist ganz unglaublich, wie schnell ich Dinge erledigen kann, wenn mich einfach mal niemand unterbricht, nee, unterbrechen ist zu viel gesagt, ich meine, wenn gar keine Ablenkung da ist, keiner geht an der Tür vorbei, kein Telefonklingeln, keine ankommenden Mails, keine Stimmen auf dem Gang, gar nichts. Also halt so morgens um 6 in einem Büro, das erst gegen 9:30 zum Leben erwacht. Echt, es ist unglaublich.
Nach Hause gehen konnte ich aber nicht, weil später noch ein Termin war, also saß ich zwischendrin herum und hatte Zeit für Späße. Wie zum Beispiel mal die Schreibtischschublade durchschauen, was sich da alles so angesammelt hat. Auch ganz unglaublich. Pokemon-Karten zum Beispiel, ich weiß nicht, warum. Ein Wattestäbchenset von der DKMS, da weiß ich, warum, weil ich mir nämlich seit einem Jahr und 4 Monaten (Datum steht auf dem Brief) damit durch den Mund wischen und es zurückschicken will (ist jetzt erledigt). Zig Mitgliedsausweise oder Kundenkarten, die ich nie haben wollte. Ungefähr 2 kg Münzgeld aus den unterschiedlichsten Ländern, weil mein allererster Chef dort mir vor einem Jahrzehnt mal einen dicken Umschlag mit Münzgeld gab, er wisse nicht mehr genau, woher und schon gar nicht wohin und man das irgendwo spenden könne und ich sagte "ich finde es heraus" und dann ergab es sich irgendwie, dass nun schon Generationen von Büromitarbeitern glauben, ich wäre die Sammelstelle für unnützes Münzgeld und so wird es immer mehr. Vielleicht bricht bald der Boden der Schublade oder ich muss sogar einen Statiker kommen lassen wegen des Stabilität des gesamten Turms, keine Ahnung, oder ich finde es wirklich bald heraus, wo man das hinspenden kann, dieser Fall trat aber heute jedenfalls noch nicht ein. Vielleicht werfe ich es auch einfach in den Müll. Das habe ich allerdings mal mit Mademoiselles Steinsammlung gemach (abgesprochen) und dann wurde die Tonne nicht mitgenommen weil sie "schwerer war, als man von Hausmüll generell erwarten würde".
Zum Glück war dann der Termin, ich musste also nicht weiter über das Münzgeld nachdenken.
Pssst, ich kann jetzt nicht, ich muss Bücher lesen (und morgen um 5 Uhr aufstehen, um um 6 Uhr im Büro einen Stecker von einem Port in einen anderen zu stecken, aber das nur nebenbei.)
Wenn etwas gut läuft, soll man ja nicht unbedingt daran herumfummmeln. Also habe ich, als mir letzte Woche klar wurde, dass ich verschleißbedingt eine neue Basisausstattung an Bürohosen benötige, einfach exakt dieselben wieder gekauft wie vor 5 Jahren: schwarz, schlicht, bügelfrei, bootcut - zweimal uni und einmal mit Nadelstreifen.
Allerdings habe ich, nur zum Ausprobieren, dieses Mal noch eine schmal geschnittene Hose mitbestellt. Und ich muss sagen: auch nicht schlecht! Möglicherweise gibt es in weiteren 5 Jahren in meinem Kleiderschrank eine Revolution.
Wie neulich erwähnt, lese ich in letzter Zeit so gut wie nur noch auf dem E-Book-Reader und immer einmal wieder, wenn ich ihn aus den Tiefen meiner Tasche zwischen Kaffeebecher, Fahrradschloss und Brötchentüte ziehe denke ich, naja, vielleicht wäre eine Schutzhülle nicht schlecht.
Andererseits lehne ich aber Schutzhüllen (außer sie erfüllen einen weiteren Zweck neben Schutz, wie z.B. Licht) ab, rein vom Prinzip her, denn das Ding in der Hülle bleibt zwar schön, aber die Hülle wird hässlich, man sieht also doch dauernd etwas Hässliches oder - so ist es wohl eigentlich von Schutzhüllenproduzenten gedacht - man ersetzt regelmäßig die Schutzhülle gegen eine neue, hat so immer etwas Ansehnliches, aber auch eine neue zusätzliche Alltagsbeschäftigung geschaffen. Es läuft schon in meinem Kopfkino der Film, wie ich morgens in der Bahn die Schutzhülle zwischen Kaffeebecher, Fahrradschloss und Brötchentüte hervorziehe und sie ist angeranzt, ich denke oh, die sollte ich mal erneuern, aber nicht gleich jetzt, vielleicht später - das wiederholt sich dann ungefähr 3 Wochen lang täglich (und nervt mich täglich) bis ich die Amazon-Seite öffne (ist eh immer offen) und eine neue Hülle aussuche und erwerbe. Dann ein paar Wochen oder Monate Ruhe, dann von vorn.
Dann habe ich heute einfach mal so nach möglichen Schutzhüllen geschaut und dabei fiel mir der zweite Grund ein, warum ich Schutzhüllen doof finde: wegen der Optik. Entweder sehen sie genauso aus, wie der Gegenstand (einfarbig, unauffällig), das stört mich, weil das Gerät ohne Hülle immer schöner aussieht als mit, also warum eine Hülle, die das Gerät imitiert, so ein Unsinn.
Noch schlimmer ist aber, wenn die Hülle bebildert ist. Denn Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schnell mir Bilder über sind. Meist hab ich mich schon an einem Bild sattgesehen, bevor ich es aufgehängt habe (was zugegebenerweise mal ein paar Monate dauern kann). Schlimmer ist es nur mit Sinnsprüchen. Sinnsprüche hab ich schon über, bevor ich sie zu Ende gelesen habe. Es gibt übrigens auch Hüllen mit Sinnsprüchen drauf ("If you can dream it you can do it!" / " Ein Leser durchlebt tausend Leben, ehe er stirbt. Der Mann, der nie liest, lebt nur sein eigenes!") Sehr, sehr schlimm.
Eine der schlimmsten Hüllen, die ich in den letzten Minuten gesehen habe bildet eine Tonbandkassette abbildet. WIE HÖCHST SYMBOLISCH!!! Die Tonbandkassette als Symbol für eine veraltete Technik in Verbindung mit dem E-Book als Symbol für eine modernere Technik, Verzeihung ich muss mich kurz übergeben.
Schauen wir weiter. Zweige mit Blüten - ich bin zartfühlend. Weltkarten oder Kunstwerke - ich bin intellektuell. Wogendes Meer oder der Eiffelturm im Nebel - ich bin tiefsinnig. Hülle mit Aufschrift "Don't touch my kindle!" - ich bin lustig-mürrisch, haha.
Es ist einfach nicht möglich, eine Schutzhülle zu verwenden ohne damit ein Statement zu machen. Nee, ich werde keine kaufen können. Mein Statement ist ein zerkratztes Gerät.
Am Morgen hatte ich noch ein schönes Gespräch in der Bahn belauscht, über Tiefkühlpizza, aber der Nachmittag hat mir im Kopf alles durcheinandergewürfelt. Und dann bin ich ein paar Stunden im strömenden Regen und durch Wolkenberge Autobahn gefahren und jetzt komme ich mir vor, wie einmal komplett durchgeschleudert.
Merkwürdig.
Ich bin 1 Stunde früher aufgestanden als sonst, war aber 2 Stunden früher im Büro als sonst. Und hatte 3 Stunden früher das Gefühl, alles, was über Nacht neu ankam, wieder unter Kontrolle zu haben.
Vielleicht bin ich ja in Wirklichkeit Frühaufsteherin?
"...jede Münze hat halt mindestens drei Seiten, ne..."
"...wenn meine Oma Zigeunerschnitzel sagt, hat das eine andere Bedeutung als wenn wer von der AfD..."
"Ja guten Tag, wir kommen zur Wohnungsbesichtigung!"
"....????"
"Hihihihi nee, ich bin's Papa!"
"......"
"Papa? Ich. Dein Kind!"
"......"
"Papa! Die Anne!!"
"Jo wannsde nicht bald kommst, do, dann komm ich dir dahin!"
"Ich hab nix mehr, ich hab den Rest vom Geld für Getränke ausgegeben."
"Das ist eine andere Ebene, auf der wir uns kennen, da gibt es gar kein Wort dafür."
Hochspannend, alles.
Ich habe Verbesserungspotential entdeckt: ich hätte viel mehr Zeit zum lesen, wenn ich mich am Ende des einen Buches sofort für ein anderes entscheiden würde, statt jedes Mal lange hin- und herzuüberlegen, was jetzt gerade am besten passt, worum ging es da nochmal, wie hieß nochmal dieses eine Buch das ich immer mal lesen wollte, achso das war so lang, ach nee das andere war so kurz und so weiter und so weiter.
Äh - ja.
Mit Mademoiselle war ich heute bei einer dieser standardmäßigen Kinderuntersuchungen. J1.
Es gab einen kurzen, merkwürdigen Moment, als das Kind aufgerufen wurde und ich reflexartig mit aufstand und die Sprechstundenfrau dann sagte "Sie müssen nicht mitkommen, wenn es für Sie ok ist" und Mademoiselle sagte "Du kannst ruhig hierbleiben" und ich mich also wieder hinsetzte und mein Buch weiterlas.
Und las. Und las. Und dann war das Buch aus und eine Stunde um. Ich las noch ein paar Buchanfänge, konnte aber weiter nichts herunterladen, weil der Kinderarzt den wartenden Eltern kein offenes WLan zur Verfügung stellt. Also schaute ich ein bisschen ins Handy und kam nach 1,5 Stunden auf die Idee, dass das vielleicht eine Art von Test war, also ein Eltern-Test, ob die ihre Kinder ausreichend loslassen können oder ob sie sich auf die Suche machen in der Arztpraxis bzw. nach welcher Zeit sie sich auf die Suche machen.
Ich machte mich natürlich nicht auf die Suche. Noch nicht. Ich rechnete durch, dass es ja mittlerweile 17:30 Uhr war und die Praxis nur bis 18 Uhr geöffnet, in spätestens einer halben Stunde würde sich also alles von selbst regeln und ich hätte den Test sowieso bestanden. Nunja, außer, Mademoiselle wäre mit der Untersuchung längst durch, hätte mich komplett vergessen und wäre nach Hause gegangen. Auch nicht ganz auszuschließen. Dann wäre ich natürlich um 18 Uhr die deppige Mutter, die von ihrem Kind vergessen wurde und das noch nichtmals bemerkt! Weil sie ins Handy schaut! Jugendamtalarm!
Als ich noch nach einem Ausweg aus der Zwickmühle zwischen Helikoptermutter und Kindeswohlgefährderin durch Vernachlässigung suchte, wurde ich dann aber doch noch ins Untersuchungszimmer gerufen. Es hatte einfach nur alles etwas länger gedauert, wegen eines Notfallpatienten.
Beruhigend aber: auf dem Heimweg erzählte mir Mademoiselle, dass sie die Situation auch für einen Test gehalten habe. Mit versteckten Kameras vielleicht, die schauen, ob sie sehr viel herumhampelt, Bücher aus den Regalen nimmt oder eher den Arztcomputer hackt.
Definitiv mein Kind.
Heute eigentlich auch nicht, aber was soll's, nix Schreiben hat ja auch noch nie weitergeholfen.
Der Balkon ist schön.
Irgendwas läuft mit meinem rechten Daumen. Mitte letzter Woche habe ich mir beim Bierflaschenöffnen eine Fleischwunde zugezogen, ihn Ende der Woche dann beim Boxen blöd umgeknickt und heute in der Küchenschublade eingeklemmt. Alles nicht dramatisch aber schon verwunderlich. Und auch hässlich.
Die Aufräumarbeiten in der Wohnung stagnieren, weil ich momentan keine Lust habe, dass Leute Dinge abholen, die ich verschenke, weil: ich habe keine Lust mit Leuten zu sprechen.
Aber Schwimmen gehen würde ich gerne mal wieder. Und Radfahren. Aber das Rad ist noch kaputt und ich finde nicht die Zeit, es zum Fahrradmenschen zu bringen.